Gesammelte Erzählungen
Seine Schauplätze sind ferne exotische Länder mit Namen, die nach Verheißung klingen: Marokko, Corazón, Paso Rojo oder Cold Point. Seine Helden sind rastlose Aussteiger, Vertreter der "lost generation", die der Enge und Konvention des...
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Produktinformationen zu „Gesammelte Erzählungen “
Seine Schauplätze sind ferne exotische Länder mit Namen, die nach Verheißung klingen: Marokko, Corazón, Paso Rojo oder Cold Point. Seine Helden sind rastlose Aussteiger, Vertreter der "lost generation", die der Enge und Konvention des zivilisierten Alltagslebens entfliehen. Aber über den fremden Orten, von denen Bowles' Figuren magisch angezogen werden, liegt in Wahrheit eine Atmosphäre unfassbarer Bedrohung. Fernab der Schranken des zivilisierten Alltagslebens brechen lange verdeckte Abgründe der menschlichen Existenz auf, in denen Bowles' Gestalten mit der oft erschreckenden Wahrheit über sich selbst konfrontiert werden.<br />
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Klappentext zu „Gesammelte Erzählungen “
Seine Schauplätze sind ferne exotische Länder mit Namen, die nach Verheißung klingen: Marokko, Corazón, Paso Rojo oder Cold Point. Seine Helden sind rastlose Aussteiger, Vertreter der lost generation , die der Enge und Konvention des zivilisierten Alltagslebens entfliehen. Aberüber den fremden Orten, von denen Bowles Figuren magisch angezogen werden, liegt in Wahrheit eine Atmosphäre unfassbarer Bedrohung. Fernab der Schranken des zivilisierten Alltagslebens brechen lange verdeckte Abgründe der menschlichen Existenz auf, in denen Bowles Gestalten mit der oft erschreckenden Wahrheitüber sich selbst konfrontiert werden.
"Bowles ist nicht nur ein unerbittlicher Psychonaut, ein herausragender Erzähler spannender Geschichten, ein dokumentarischer Chronist und Ethnologe, er ist vor allem auch ein Reiseschriftsteller von außergewöhnlichem Rang, den man hierzulande endlich an die Seite so bedeutender Autoren wie Conrad, Melville oder Somerset Maugham stellen sollte." -- Rhein-Main-Illustrierte
"Paul Bowles' Gespür für die Abgründe der Existenz ist feiner als das jedes amerikanischen Autors seit Edgar Allan Poe." -- Jay McInerney
"Man liest nicht einfach eine Erzählung von Paul Bowles, man wird von ihr aufgesogen." -- Christopher Sawyer-Lauçanno
"Paul Bowles' Gespür für die Abgründe der Existenz ist feiner als das jedes amerikanischen Autors seit Edgar Allan Poe." -- Jay McInerney
"Man liest nicht einfach eine Erzählung von Paul Bowles, man wird von ihr aufgesogen." -- Christopher Sawyer-Lauçanno
Lese-Probe zu „Gesammelte Erzählungen “
Tee auf dem BergDie Post hatte ihr am Morgen einen großen Vorschuß von ihrem Verleger gebracht. Zumindest erschien er ihr groß hier in der Internationalen Zone, wo das Leben billig war. Sie hatte den Brief am Tisch des Straßencafés gegenüber vom Spanischen Postamt geöffnet. Durch das Gefühl, das sie beim Anblick der Ziffern auf dem Scheck überkam, wurde sie unversehens großzügig den Bettlern gegenüber, die ständig vorbeigingen. Später legte sich die Erregung und wich einer vorübergehenden Niedergeschlagenheit. Die Straßen und der Himmel wirkten heller und stärker als sie. Durch die Umstände bedingt, hatte sie nur wenige Freunde in der Stadt, und obgleich sie jeden Tag regelmäßig an ihrem Roman arbeitete, mußte sie sich eingestehen, daß sie manchmal einsam war. Driss kam vorbei, eine makellose malvenfarbene Dschellaba um die Schultern und einen neuen Fez auf dem Kopf.
"Bonjour, Mademoiselle", sagte er und vollführte eine übertriebene Verbeugung. Er widmete ihr seit mehreren Monaten unermüdlich seine Aufmerksamkeit, doch bisher war es ihr gelungen, ihn auf Distanz zu halten, ohne seine Freundschaft zu verlieren; er war ein angenehmer Begleiter an den Abenden. An diesem Morgen begrüßte sie ihn herzlich, ließ zu, daß er ihre Rechnung beglich, und schlenderte mit ihm die Straße hinauf, eingedenk der Kommentare, die ihre Geste unter den übrigen Arabern im Café provozierte.
Sie bogen in die Rue du Télégraphe Anglais ein und schritten langsam den Hügel hinab. Sie hoffte, durch die Bewegung etwas Appetit für den Lunch zu entwickeln; in der Mittagsluft war es oft schwierig, Hunger zu haben. Driss war so europäisiert, daß er auf Apéritifs vor den Mahlzeiten bestand; statt jedoch beispielsweise zwei Dubonnets zu trinken, bestellte er einen Gentiane, einen Byrrh, einen Pernod und einen Amer Picon. Danach legte er sich meistens hin und verschob das Essen auf später. Vor dem Café an der Marshan Road blieben sie stehen und setzten sich an einen Tisch neben einer Runde von
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mehreren Schülern des Lycée Français. Die Jungen tranken Limonade und blätterten in ihren Notizbüchern. Plötzlich wandte Driss sich ihnen zu und begann ein oberflächliches Gespräch. Kurz darauf wechselten sie an den Tisch der Schüler.
Nacheinander wurde sie allen Schülern vorgestellt; sie bezeugten ihr ein feierliches "enchanté", blieben jedoch auf ihren Plätzen sitzen. Nur einer mit Namen Mjid erhob sich kurz von seinem Stuhl und setzte sich mit besorgtem Blick schnell wieder hin. Er war derjenige, der sie sofort interessierte, vielleicht, weil er ernster war, sanftäugig und trotzdem lebhafter und hitziger schien als die anderen. Er sprach sein gekünsteltes Theater-Französisch sehr schnell, mit weniger starkem Akzent als seine Mitschüler, und er begleitete seine Sätze regelmäßig mit einem Anflug von Lächeln statt der korrekten oder zu erwartenden Betonung. Neben ihm saß Ghazi, plump und schwarz.
Sie sah sofort, daß Mjid und Ghazi eng befreundet waren. Sie antworteten wie aus einem Mund auf ihre Fragen oder Schmeicheleien, wobei Ghazi es jedoch vorzog, die wichtigen Sätze Mjid zu überlassen. Er hatte einen Sprachfehler, und er schien langsamer im Denken. Innerhalb weniger Minuten hatte sie herausgefunden, daß die beiden seit zwölf Jahren gemeinsam die Schule besuchten und immer in derselben Klasse gewesen waren. Das erschien ihr seltsam, da Ghazis mangelnde Reife um so deutlicher wurde, je mehr sie ihn beobachtete. Mjid bemerkte ihren überraschten Ausdruck und sagte: "Ghazi ist sehr intelligent, wissen Sie. Sein Vater ist Oberster Richter am Marokkanischen Gericht der Internationalen Zone. Eines Tages werden Sie ihn besuchen und sich mit eigenen Augen überzeugen können."
"Oh, aber ich glaube Ihnen doch", sagte sie überlaut und verstand jetzt, warum Ghazi bisher trotz seiner offensichtlichen Einfalt keine Schwierigkeiten im Leben gehabt hatte.
"Ich habe wirklich ein wunderschönes Haus", setzte Gha
Nacheinander wurde sie allen Schülern vorgestellt; sie bezeugten ihr ein feierliches "enchanté", blieben jedoch auf ihren Plätzen sitzen. Nur einer mit Namen Mjid erhob sich kurz von seinem Stuhl und setzte sich mit besorgtem Blick schnell wieder hin. Er war derjenige, der sie sofort interessierte, vielleicht, weil er ernster war, sanftäugig und trotzdem lebhafter und hitziger schien als die anderen. Er sprach sein gekünsteltes Theater-Französisch sehr schnell, mit weniger starkem Akzent als seine Mitschüler, und er begleitete seine Sätze regelmäßig mit einem Anflug von Lächeln statt der korrekten oder zu erwartenden Betonung. Neben ihm saß Ghazi, plump und schwarz.
Sie sah sofort, daß Mjid und Ghazi eng befreundet waren. Sie antworteten wie aus einem Mund auf ihre Fragen oder Schmeicheleien, wobei Ghazi es jedoch vorzog, die wichtigen Sätze Mjid zu überlassen. Er hatte einen Sprachfehler, und er schien langsamer im Denken. Innerhalb weniger Minuten hatte sie herausgefunden, daß die beiden seit zwölf Jahren gemeinsam die Schule besuchten und immer in derselben Klasse gewesen waren. Das erschien ihr seltsam, da Ghazis mangelnde Reife um so deutlicher wurde, je mehr sie ihn beobachtete. Mjid bemerkte ihren überraschten Ausdruck und sagte: "Ghazi ist sehr intelligent, wissen Sie. Sein Vater ist Oberster Richter am Marokkanischen Gericht der Internationalen Zone. Eines Tages werden Sie ihn besuchen und sich mit eigenen Augen überzeugen können."
"Oh, aber ich glaube Ihnen doch", sagte sie überlaut und verstand jetzt, warum Ghazi bisher trotz seiner offensichtlichen Einfalt keine Schwierigkeiten im Leben gehabt hatte.
"Ich habe wirklich ein wunderschönes Haus", setzte Gha
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Autoren-Porträt von Paul Bowles
Paul Bowles wurde 1910 in New York geboren. Er studierte in Berlin und New York Musik und schrieb Bühnenmusiken für Orson Welles, William Saroyan und Tennessee Williams, bevor er in den vierziger Jahren als Autor und Übersetzer weltberühmt wurde. 1947 ließ sich Bowles, den zahlreiche Reisen immer wieder nach Lateinamerika, Asien und vor allem Nordafrika geführt hatten, mit seiner Frau Jane in Tanger nieder, wo er bis zu seinem Tod im November 1999 lebte. 1949 erschien der Roman, der seinen Ruhm begründete und ihn neben Albert Camus und Jean-Paul Sartre zu dem wohl bedeutendsten Vertreter des Existentialismus machte: "Himmel über der Wüste". Seine vier Romane sowie seine zahlreichen Kurzgeschichten haben Bowles zu einem der großen Klassiker der Moderne gemacht.
Bibliographische Angaben
- Autor: Paul Bowles
- 2008, 668 Seiten, Maße: 11,6 x 18,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Pociao
- Übersetzer: Pociao
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442077591
- ISBN-13: 9783442077595
Rezension zu „Gesammelte Erzählungen “
"Man liest nicht einfach eine Erzählung von Paul Bowles, man wird von ihr aufgesogen."
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