Gleichstellung - zu Befehl!
Innenansichten des US-Militärs
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
29.90 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Gleichstellung - zu Befehl! “
Innenansichten des US-Militärs
Klappentext zu „Gleichstellung - zu Befehl! “
Im US-Militär gibt es so viele Frauen wie in kaum einer anderen Armee. Mit ihrer Integration 1973 entstanden umfangreiche Gleichstellungsprogramme. Karin Gabbert untersucht deren Auswirkungen in der hierarchischen Organisation des US-Militärs. Auf der Basis von militärinternen Analysen, Interviews im Pentagon und Feldstudien im Institut zur Ausbildung von Gleichstellungsberatern stellt sie den erstaunlichen Wandel militärischer Männlichkeit dar: Gleichstellungspolitik hat sexuelle Belästigung reduziert, während sie weiterhin militärische Kampfbereitschaft stärken soll. Männlichkeit ist dabei immer weniger ein Kriterium. Was zählt, sind scheinbar geschlechtsneutrale Anforderungen wie Risikofreude, Leistungsdenken und Technikbesessenheit, die auch in der individualisierten Leistungsgesellschaft maßgeblich sind.
Lese-Probe zu „Gleichstellung - zu Befehl! “
5 Frauen in Kampfeins tzenSeit 1973 (dem Ende der Wehrpflicht) waren die verschiedenen Formen der "Kampfausschlussklausel" der wichtigste Mechanismus zum Ausschluss von Frauen gewesen. ber diese Klausel wurde gleichzeitig geregelt, welche Bereiche des Milit rs f r Frauen ge ffnet wurden. In der Diskussion ber den Kampfeinsatz von Frauen b ndelten sich Widerst nde, Bedenken aber auch ver nderte Auffassungen von der Rolle von Frauen im Milit r als wichtigster Institution f r staatlich legitimierte Gewaltaus bung. Was als "Kampf" definiert wird, variiert von Kommandeur zu Kommandeur und von Teilstreitkraft zu Teilstreitkraft. Ein neuer Kommandeur konnte durchaus neu bestimmen, welche Einheit als combat galt. Eine Regelung des Heeres lautete, dass Frauen nicht in Kampfhubschraubern eingesetzt werden d rften. Die Marine lie Frauen im Training zu allen Aufgaben zu, schloss sie aber von Kampfmissionen aus. Die Air Force lie Frauen berhaupt nicht in das Cockpit von Kampfflugzeugen, und das Marinekorps erlaubte generell keine weiblichen Piloten. Ein anderes Beispiel sind die Versorgungsfl ge f r die bosnische Bev lkerung, die von Combat-Fl gen zu "Hilfsmissionen" umdefiniert wurden, als die Air Force auch weibliche Piloten einsetzte (Seifert 1995).
Dass die milit rische F hrung ber die Kampfausschlussklausel eine Vielzahl Mechanismen geschaffen hatte, um die Integration von Frauen zu steuern, zeigte sich besonders deutlich w hrend der Amtszeit von Ronald Reagan von 1981 bis 1989. Da die Milit rf hrung von dem konservativen Pr sidenten freie Hand erwartete, spielte sie alle ihre institutionellen und personalpolitischen Karten aus. Frauen wurden manchmal integriert, manchmal ausgeschlossen. Die Teilstreitkr fte setzten sich widersprechende Regelungen ein und wieder ab: Das Heer entwickelte einen Code, um die Kampfwahrscheinlichkeit zu messen (je h her die Wahrscheinlichkeit eines Kampfes, umso h her der Ausschluss von Frauen), die Marine setzte bei der Personalpolitik
... mehr
an (Defense Officer Personnel Management Act DOPMA), die Luftwaffe erlie Regeln f r "hohe Kampfwahrscheinlichkeit oder Feindbeschussregeln" und alle Teilstreitkr fte setzten 1988 die Risk Rule ein, die 1991 wieder aufgehoben wurde (vgl. unten).
Daraus ergaben sich paradoxe Situationen: Frauen durften auf den als zivil deklarierten Military Sealift Command-Schiffen eingesetzt werden, aber nicht auf den milit rischen Gegenparts, den Mobile Logistics Support Force Vessels, die eigentlich als "Versorgungsschiffe" eingestuft waren, aber nun pl tzlich als "kampfunterst tzend" galten (Holm 1982, S. 409-410). Frauen wurden sogar in Kampfzonen gelassen, dann aber wieder herausgeholt und bei der n chsten Anweisung wieder eingeflogen. Ein pensionierter Luftwaffenoffizier antwortete auf die Frage, ob bei der Invasion von Grenada Frauen eingesetzt waren: "Was wei ich? Die Frauen der Milit rpolizei gingen rein und wieder raus und wieder rein. Unsere Flugzeuge brachten sie st ndig ber den verdammten Atlantik hin und holten sie wieder zur ck" (Katzenstein 1998, S. 61).
In den verschiedenen Varianten der "Kampfausschlussklausel" wurde definiert, was "Kampf" ist. ber diese Definitionen wurde festgelegt, was alleinige "m nnliche" T tigkeiten und Aufgaben sind. F r Frauen hatte das zur Folge, dass sie aus bestimmten Einheiten und karrieretr chtigen Laufbahnen ausgeschlossen waren (Francke 1997). Nach den Eins tzen 1983 in Grenada, 1988 in Panama und besonders nach dem Golfkrieg geriet die "Kampfausschlussklausel" in die Kritik der ffentlichkeit, weil deutlich wurde, wie ideologisch konstruiert sie war. In Panama geriet Captain Linda Bray, die eine Milit rpolizei-Kompanie befehligte, mit ihren M nnern in einen Hinterhalt. Ihre Einheit wurde in einen Bodenkrieg verwickelt. PolitikerInnen und ffentlichkeit diskutierten daraufhin heftig, ob sie sich im "Kampf" befunden habe. Das Verteidigungsministerium verneinte dies.
In der Folge wurde die "Kampfausschlussklausel" in die so genannte Risk Rule ge ndert. Sie besagte, dass Frauen combat-related-jobs in Nicht-Kampfeinheiten innehaben k nnen, sie aber jederzeit wieder ausgeschlossen werden k nnen, wenn die Gefahr direkter Kampfhandlungen, von Feindbeschuss oder der Gefangennahme best nde. Mit der nderung der "Kampfausschlussklausel" zur Risk Rule wurden 30.000 Dienstposten in den Streitkr ften f r Frauen ge ffnet. Diese Klausel wurde nach dem Golfkrieg weiter modifiziert. Auch hier waren die Frauen "zu ihrem Schutz" nicht in Kampfeinheiten eingesetzt. Doch die Realit t des Krieges lie die Trennung von "sicherer Etappe" und "gef hrlicher Front" nicht zu. Die Einheiten, in denen am meisten Frauen eingesetzt waren, Logistik und Nachschub, wurden als erste angegriffen. Keine der dreizehn get teten Amerikanerinnen hatte sich in einer "Kampfposition" befunden, ebenso wenig wie die rztin und die Lastwagenfahrerin, die in irakische Gefangenschaft gerieten.
Nach dem Golfkrieg nutzten vor allem Offizierinnen die Tatsache, dass Frauen im "Dienst f r ihr Vaterland" gestorben waren und betonten ihr Recht auf die Teilnahme am Kampf. 1991, also in der Zeit des 35. Tailhook-Treffens, fiel die Risk Rule, und der Ausschluss von Frauen aus Kampfflugzeugen wurde aufgehoben. Am 28. April 1993, kurz nach der Ver ffentlichung des Tailhook-Berichts, erteilte der damalige Verteidigungsminister Les Aspin nach heftigen K mpfen im Kongress und gegen den Widerstand der meisten Chefs der Teilstreitkr fte den Auftrag, mit der Integration von Frauen in Kampfeinheiten auch auf Schiffen zu beginnen. V llig aufgehoben ist der Ausschluss von Frauen aus Kampfeinheiten bis heute nicht. Die Risk Rule wurde ersetzt durch die Ground Combat Rule, die regelt, dass Frauen nicht im direkten Bodenkampf eingesetzt werden d rfen. Dadurch wurden sofort weitere 32.000 Verwendungen f r Frauen ge ffnet. Die Ground Combat Rule definiert direkten Bodenkampf als Kampf mit dem Feind auf dem Boden, zu zweit oder in einer Gruppe, wobei Waffen eingesetzt werden, direkter Feindbeschuss besteht und somit ein hohes Risiko f r einen direkten k rperlichen Kontakt der Konfliktparteien. (U.S. Defense Secretary 1994).
Daraus ergaben sich paradoxe Situationen: Frauen durften auf den als zivil deklarierten Military Sealift Command-Schiffen eingesetzt werden, aber nicht auf den milit rischen Gegenparts, den Mobile Logistics Support Force Vessels, die eigentlich als "Versorgungsschiffe" eingestuft waren, aber nun pl tzlich als "kampfunterst tzend" galten (Holm 1982, S. 409-410). Frauen wurden sogar in Kampfzonen gelassen, dann aber wieder herausgeholt und bei der n chsten Anweisung wieder eingeflogen. Ein pensionierter Luftwaffenoffizier antwortete auf die Frage, ob bei der Invasion von Grenada Frauen eingesetzt waren: "Was wei ich? Die Frauen der Milit rpolizei gingen rein und wieder raus und wieder rein. Unsere Flugzeuge brachten sie st ndig ber den verdammten Atlantik hin und holten sie wieder zur ck" (Katzenstein 1998, S. 61).
In den verschiedenen Varianten der "Kampfausschlussklausel" wurde definiert, was "Kampf" ist. ber diese Definitionen wurde festgelegt, was alleinige "m nnliche" T tigkeiten und Aufgaben sind. F r Frauen hatte das zur Folge, dass sie aus bestimmten Einheiten und karrieretr chtigen Laufbahnen ausgeschlossen waren (Francke 1997). Nach den Eins tzen 1983 in Grenada, 1988 in Panama und besonders nach dem Golfkrieg geriet die "Kampfausschlussklausel" in die Kritik der ffentlichkeit, weil deutlich wurde, wie ideologisch konstruiert sie war. In Panama geriet Captain Linda Bray, die eine Milit rpolizei-Kompanie befehligte, mit ihren M nnern in einen Hinterhalt. Ihre Einheit wurde in einen Bodenkrieg verwickelt. PolitikerInnen und ffentlichkeit diskutierten daraufhin heftig, ob sie sich im "Kampf" befunden habe. Das Verteidigungsministerium verneinte dies.
In der Folge wurde die "Kampfausschlussklausel" in die so genannte Risk Rule ge ndert. Sie besagte, dass Frauen combat-related-jobs in Nicht-Kampfeinheiten innehaben k nnen, sie aber jederzeit wieder ausgeschlossen werden k nnen, wenn die Gefahr direkter Kampfhandlungen, von Feindbeschuss oder der Gefangennahme best nde. Mit der nderung der "Kampfausschlussklausel" zur Risk Rule wurden 30.000 Dienstposten in den Streitkr ften f r Frauen ge ffnet. Diese Klausel wurde nach dem Golfkrieg weiter modifiziert. Auch hier waren die Frauen "zu ihrem Schutz" nicht in Kampfeinheiten eingesetzt. Doch die Realit t des Krieges lie die Trennung von "sicherer Etappe" und "gef hrlicher Front" nicht zu. Die Einheiten, in denen am meisten Frauen eingesetzt waren, Logistik und Nachschub, wurden als erste angegriffen. Keine der dreizehn get teten Amerikanerinnen hatte sich in einer "Kampfposition" befunden, ebenso wenig wie die rztin und die Lastwagenfahrerin, die in irakische Gefangenschaft gerieten.
Nach dem Golfkrieg nutzten vor allem Offizierinnen die Tatsache, dass Frauen im "Dienst f r ihr Vaterland" gestorben waren und betonten ihr Recht auf die Teilnahme am Kampf. 1991, also in der Zeit des 35. Tailhook-Treffens, fiel die Risk Rule, und der Ausschluss von Frauen aus Kampfflugzeugen wurde aufgehoben. Am 28. April 1993, kurz nach der Ver ffentlichung des Tailhook-Berichts, erteilte der damalige Verteidigungsminister Les Aspin nach heftigen K mpfen im Kongress und gegen den Widerstand der meisten Chefs der Teilstreitkr fte den Auftrag, mit der Integration von Frauen in Kampfeinheiten auch auf Schiffen zu beginnen. V llig aufgehoben ist der Ausschluss von Frauen aus Kampfeinheiten bis heute nicht. Die Risk Rule wurde ersetzt durch die Ground Combat Rule, die regelt, dass Frauen nicht im direkten Bodenkampf eingesetzt werden d rfen. Dadurch wurden sofort weitere 32.000 Verwendungen f r Frauen ge ffnet. Die Ground Combat Rule definiert direkten Bodenkampf als Kampf mit dem Feind auf dem Boden, zu zweit oder in einer Gruppe, wobei Waffen eingesetzt werden, direkter Feindbeschuss besteht und somit ein hohes Risiko f r einen direkten k rperlichen Kontakt der Konfliktparteien. (U.S. Defense Secretary 1994).
... weniger
Inhaltsverzeichnis zu „Gleichstellung - zu Befehl! “
InhaltI Einleitung
II Militär und Geschlecht
1 Forschung in den USA und Deutschland
2 Geschlecht und Sexualität in Männerdomänen
3 Militärforschung
4 Das Militär - Beruf oder Profession?
III Militärische (Geschlechter-)Kulturen
1 Tailhook - der Skandal
2 Tailhook - das 35. Jahrestreffen
3 Männlichkeitskonstruktionen in der Marinekultur
4 Tailhook - die Untersuchungen
5 Frauen in Kampfeinsätzen
6 Schlussfolgerung
IV Die Erschaffung des Homosexuellen
1 Die Konstruktion des Homosexuellen
2 Bill Clintons erster Kompromiss
3 Race und Homosexualität
4 Der gesellschaftliche Streit über Don't Ask Don't Tell
5 Wie reagiert das Militär auf die neue Politik?
6 Homosexuelle aus der Sicht von SoldatInnen
7 Die "Lesbenfalle"
8 Schlussfolgerung
V Gleichstellungspolitik im US-Militär
1 "Killing me softly" Portrait eines Gleichstellungsberaters
2 Geschichte des Gleichstellungsinstituts DEOMI
3 Gleichstellungsprinzip: Kampfkraft stärken
4 Theoretische Grundlagen der Ausbildung
5 Die Ausbildung der GleichstellungsberaterInnen
6 Schlussfolgerung
VI Wechselndes Verständnis von sexueller Belästigung
1 Von der Privatsache zum Bürgerrecht: Rechtliche Definitionen
2 Von der Frauensache zur Gleichstellung: Militärische Definitionen
3 Vom Ausweiten zum Differenzieren: Wissenschaftliche Definitionen
4 Entwicklung von sexuellen Belästigungen im Militär
5 Schlussfolgerung
VII Ausmaß und Umgang mit sexueller Belästigung im Militär
1 90.000 Soldatinnen und Soldaten werden befragt
2 Was kosten sexuelle Belästigungen?
3 Warum missverstehen die Truppen die Politik?
4 Beschwerden
5 Reaktionen des Militärs
6 Strategien von SoldatInnen
7 Das Militärrecht
8 Schlussfolgerung
VIII Resümee
1 Gleichstellung der Geschlechter: Reaktionen des Militärs
2 Chancen und Grenzen militärischer Gleichstellungspolitik
3 Die entscheidende Rolle des Militärrechts in den USA
4 Ausnahme von der Gleichstellung: Homosexuelle im Militär
5 Wandlung
... mehr
von Geschlechterkonstruktionen
6 Gender definitely matters
7 Modernisierung hegemonialer Männlichkeit
8 Fazit und Ausblick
Dank
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literatur
6 Gender definitely matters
7 Modernisierung hegemonialer Männlichkeit
8 Fazit und Ausblick
Dank
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literatur
... weniger
Autoren-Porträt von Karin Gabbert
Karin Gabbert, Dr. rer. soc., studierte Soziologie und arbeitete zehn Jahre als Journalistin unter anderem bei der Wochenzeitung Freitag und der taz. Seit 2005 arbeitet sie für die Bundestagsfraktion »Die Linke« als Referentin für Außenpolitik.
Bibliographische Angaben
- Autor: Karin Gabbert
- 2007, 308 Seiten, 4 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 4 Abbildungen, Maße: 14,1 x 21,6 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593383454
- ISBN-13: 9783593383453
Kommentar zu "Gleichstellung - zu Befehl!"
0 Gebrauchte Artikel zu „Gleichstellung - zu Befehl!“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Gleichstellung - zu Befehl!".
Kommentar verfassen