Gloria - Die Fürstin
Von der ''Punk-Prinzessin'' zur erfolgreichen Unternehmerin und bekennenden Katholikin - Gloria, Fürstin von Thurn und Taxis.
Von der ''Punk-Prinzessin'' zur erfolgreichen Unternehmerin und bekennenden Katholikin - Gloria, Fürstin von Thurn und Taxis.
Gloria von Gloria von Thurn und Taxis
LESEPROBE
KAPITEL l - Jenseits von Afrika
1 BLAUES BLUT
Fürstin, heißen Sie Mariae oder Maria?
Mariae.
Mariae Gloria Ferdinanda Joachima Josefine WilhelmineHuberta von Thurn und Taxis geborene Gräfin von Schönburg-Glauchau - korrekt?Ja.
Warum haben Adelige eigentlich so gigantisch lange Vornamen?
Das hat bei uns vor allem einen religiösen Hintergrund. Wirmöchten die Namen der katholischen Heiligen, die traditionell in unsererFamilie um Schutz angerufen werden, einem Kind auf seinen Lebensweg mitgeben.
Gloria bedeutet »Ruhm und Ehre«, auch »Herrlichkeit«. Wienannte man Sie als Kind?
Goja, weil meine Schwester »Gloria« nicht aussprechenkonnte. Nur wenn ich streng angemahnt wurde, war ich die Gloria.
Sie werden als zweites von vier Kindern am 23. Februar 1960in Stuttgart geboren. In die Adenauer-Zeit hinein, den Beginn derWirtschaftswunderjahre. In den Wohnzimmern tauchen die ersten Fernsehapparateauf, die Gürtel werden gelockert, die erste Urlaubswelle rollt an, Ziel: BellaItalia. Eine Zeit des Aufbruchs.
Mein Vater arbeitete in Stuttgart als Journalist für denSüdwestfunk. Zuvor lebte er mit meiner Mutter in Berlin, wo auch meineSchwester geboren wurde. Wir hatten eine ziemlich kleine Wohnung, die Mutterwar Hausfrau - also ganz bürgerliche Verhältnisse.
Stimmt es, dass Ihr Vater, Graf Joachim, einmal sogar alsLeichenwäscher beschäftigt war?
Ja, stimmt. Man muss wissen, er war gerade mal 16 Jahre alt,als er seine sechs Geschwister und seine Mutter auf eine Kutsche auflud und vorden anrückenden Russen Richtung Westen flüchtete. Sein Vater starbtragischerweise am letzten Kriegstag durch die Kugel eines Partisanen, nachdemer die Kämpfe an der Ostfront überlebt hatte. Mein Vater war nun also im Altervon 16 Jahren der Mann im Haus. Ein paar Habseligkeiten nahm man mit, einbisschen Silber, ein paar Bilder, etwas Schmuck. Im Westen wurden sie glücklicherweisesehr familiär aufgenommen. Die Schwester seines Vaters, die Fürstin zuFürstenberg, eine geborene Schönburg, und der großzügige Fürst stellten unsererFamilie das Schloss Heiligenberg zur Verfügung, ein wunderbarer Ort unweit desBodensees. Hier ließ sich meine Großmutter mit ihren Kindern, das kleinste wargrade mal fünf Jahre alt, nieder. Als mein Vater später sein Studium begann,müsste er sich das natürlich selbst verdienen. Und unter all den vielen Jobswar Leichenwäscher der bestbezahlte.
Sie erzählten einmal, aus der Ferne sei die Heimat IhresVaters, sein geliebtes Wechselburg in Sachsen, immer idealisiert worden. Jederhängt nun mal an seiner Heimat und die Schönburgs waren ganz besondersheimatverbunden und daher sehr unglücklich über den Verlust ihres Zuhauses.Erschwerend kam noch der frühe Tod des Familienoberhauptes hinzu. MeinGroßvater Carl war ja erst Mitte 40, als er seine Frau und die Kinderzurückließ. Außerdem bedeutete der Verlust der Heimat natürlich, finanziell vonder Verwandtschaft im Westen abhängig zu sein, auch wenn die sehr großzügigwar. Wir waren ja nicht die einzigen Vettern und Cousinen, denen es so erging.Ein Haus wie das der Fürstenbergs in Donaueschingen wurde quasi zumAuffanglager aus dem Osten geflüchteter Verwandter.
Was hat Ihre Familie durch den Krieg verloren?
Die drei sehr schönen Schlösser: Schloss Glauchau, SchlossWechselburg und die wunderschöne Rochsburg, die über dem Muldetal thront.Daneben gab es Immobilien, Waldbesitz und Landwirtschaft im heutigen Südwestendes Landes Sachsen, grob gesagt die Region Chemnitz. Nach der Wende ist meinVater sogar wieder in die Rochsburg eingezogen als Mieter in einer Burg, dieseinen Eltern gehört hatte. Das war die einzige Möglichkeit, in seine Heimatzurückzukehren.
Ihr Vater war ein Vorbild für Sie?
Ja, natürlich. Er war Nonkonformist. Er legte keinerlei Wertauf bürgerliche Zwänge. Ein Freigeist, ein echter Liberaler, sehraufgeschlossen.
In Erziehungsfragen hatte er offenbar ziemlich ausgefeilteGrundsätze. Einmal sagte er, seine Töchter sollten fähig sein, sowohl unterKakerlaken als auch unter Kronleuchtern ein sinnvolles Leben zu fuhren. Siesollten sich mit sinnvollen Dingen beschäftigen.
Meine Mutter kümmerte sich mehr um die Fragen des Stils. Wieman beim Essen am Tisch sitzt beispielsweise, wie man einen Haushalt führt,Sauberkeit und Ordnung hält. Für die »hehren Grundsätze« dagegen war mein Vaterzuständig. Was für ihn dabei wirklich wichtig war, waren die religiösenGrundeinstellungen, Und die versuchte er auch seinen Kindern zu vermitteln.
Er war Redakteur der Zeitschrift »Pirsch« und zeitweiseLobbyist des Deutschen Jagdschutzverbandes. Wie kam es, dass er von 1990 bis1994 als Abgeordneter der CDU im Bundestag saß?
Mein Vater war politisch immer sehr engagiert. Schon inBerlin, zu Zeiten des Kalten Krieges, als man in lebensgefährlichen AktionenDDR-Flüchtlinge über die Grenze brachte. Nach der Wende von 1989 wollte erzurück nach Hause und etwas für seine Leute tun. Er war niemand, der sich aufseine Latifundien setzt und den Grafen raushängen lässt. Verantwortung zuübernehmen, das hieß für ihn, sich nicht in die gute Stube zu setzen und vomWesten aus herumg'schafteln, sondern vor Ort die Ärmel hochkrempeln. Zurück indie alte Heimat, sich dort in einem eiskalten Schloss, ohne Heizung, langsameinrichten, um am Aufbau mitzuwirken. Er konnte wahnsinnig gut mit Leutenkommunizieren. Egal, mit wem und aus welchen Kreisen. Man hat ihn einfach gerngehabt.
Er ist dort auch gestorben?
Ganz am Ende ist er weggezogen, weil er die Treppen in derRochsburg nicht mehr hochsteigen konnte. Er litt am Schluss seines Lebens ander parkinsonschen Krankheit.
Welches Bild haben Sie von ihm in Erinnerung?
Er war ein schöner, großer Mann. Mit Schnurrbart. Er hatteimmer einen Schnurrbart, immer eine lederne Kniebundhose an und immer einenDackel dabei. Immer. Und er fuhr immer ein kaputtes altes Auto. Citroen, Lada,später Trabi, alles Mögliche, aber immer ziemlich ausgebeult. Das war ihm egal.
Gehörte so etwas zu seinem Stil?
Nein, kein Stil, Autos gehörten einfach zu den Dingen, dieihn nicht besonders interessierten. Er liebte den Wald. Und er war oft auf derJagd. Das war auch der Grund, weshalb er andauernd in dieser Kluft herumlief.Er wollte jederzeit, wenn irgend möglich, in den Wald gehen können. Umvielleicht eine Ente oder einen Rehbock zu schießen.
Sind Sie eine Vater-Tochter?
Nein. Das war eher meine ältere Schwester, die vor allemauch die Jagdleidenschaft früh mit ihm teilte. Mein Vater hatte eine sehrstarke Bindung zu ihr. Als Kind habe ich darunter gelitten. Ich habe mireingebildet, er würde meine Schwester vorziehen. Auf der anderen Seite bin ichihm auch nicht sonderlich entgegengekommen. Ich hatte einfach andere Interessenals meine Schwester. Und wie das so ist: Man kriegt, was man gibt.
Sie sagten einmal, Sie hätten einen Vaterkomplex.
Ich meine, wenn man sich wie ich in einen so viel älterenMann verliebt, liegt es nahe, einmal darüber nachzudenken. Klassischerweisekönnte man in so einem Fall einen Vaterkomplex vermuten. In der Jugend war meinVater mehr die Bezugsperson meiner Schwester. Vielleicht habe ich mir späterdeshalb einen Ausgleich gesucht. Ich weiß es nicht.
Wir werden darauf zurückkommen. Sie meinten einmal, dieSchönburgs waren wohltätige, arbeitsame Menschen, typische Protestanten - abereher langweilig.
Nein, langweilig ist nicht das richtige Wort. Die Schönburgshatten nur nicht diese packende Familiengeschichte zu erzählen, wie zumBeispiel die Thurn und Taxis mit der Erfindung der Post. Oder auch wie dieFamilie meiner Mutter, eine Nachkommin des großen ungarischen NationalheldenIstván Széchenyi. Die Schönburgs gehörten einfach zu einer der dutzenden, einwenig unspektakulären regionalen Landesfürsten, deren Mini-Staaten denFleckerlteppich ausmachten, aus dem Europa jahrhundertelang bestand. Dieseregionale Identität, der Stolz und der Reichtum kleiner reichsunmittelbarerEinheiten, ob Fürstentümer oder freier Reichsstädte, macht ja bis heute diedeutsche Identität aus. Die Vorfahren meines Vaters regierten bis Anfang des19. Jahrhunderts einen dieser souveränen Kleinstaaten.
Der Zenit ihres Reichtums und ihrer Macht lag vor demmodernen Zeitalter, vor dem 15. Jahrhundert. Je mächtiger die Wettiner, dasbenachbarte Königshaus, wurden, desto mehr versuchten sie, sich die SchönburgischenLande einzuverleiben. Durch die Anlehnung an Kaiserin Maria Theresia vonÖsterreich konnte man die Annexion immerhin verhindern. Aber beim so genanntenReichsdeputationshauptschluss von 1802/03 wurde das Land letztlich doch denWettinern, also Sachsen, zugeschlagen. Von da an waren die Schönburgs sogenannte »Standesherren«, das heißt, sie galten zwar protokollarisch denregierenden Häusern als ebenbürtig, aber die Zeit als souveräne Landesherrenwar endgültig vorbei.
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Autoren-Porträt von Gloria von Thurn und Taxis
GloriaFürstin von Thurn und Taxis wurde 1960 in Stuttgart als Gräfin von Schönburg zuGlauchau und Waldenburg geboren. Fast noch ein Teenager, lernte sie in Münchenden 34 Jahre älteren Fürsten Johannes von Thurn und Taxis kennen, den sie 1980in Regenburg heiratete. Das Paar bekam zwei Töchter und einen Sohn. Nach demTod des Fürsten 1990 wurde Sohn Prinz Albert Alleinerbe. Fürstin Gloriaverabschiedete sich von Partyleben und wildem Styling und zog sich aus derÖffentlichkeit zurück, um sich ganz der Aufgabe als Verwalterin des Erbes biszu Alberts Volljährigkeit widmen zu können. Die Fürstin lebt heute in Rom undRegensburg.
Interview mit Fürstin Gloria vonThurn und Taxis
Ihre sensationelle Biographie „Gloria. DieFürstin“ stieg innerhalb von zwei Wochen auf Platz 10 derBestseller-Liste. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis erzählt darinihrem Gesprächspartner Peter Seewald offen und ehrlich über ihreKindheit, ihre Ehe, das Jet-Set-Leben, den Tod ihres Mannes und über dieSanierung des fürstlichen Imperiums.
In ihrem Schloss in Regensburg traf Weltbild.de dieFürstin zu einem Exklusiv-Interview – und Gloria von Thurn und Taxisstellte Einiges klar, was jüngst in den Medien über sie zu lesen war
Von wemkam der Anstoß zu Ihrem Buch?
Von Peter Seewald. Die Art und Weise, wie er an michherangetreten ist, hat mich überzeugt. Ich habe mir gedacht, der hatbisher sehr schöne Bücher geschrieben über Kardinal Ratzinger,die Klosterreihe, und was schreibt er als nächstes? Über JesusChristus. Da bin ich in sehr guter Gesellschaft. Ihm kann ich blind vertrauen.
Gab esAbsprachen?
DieAbsprache war, dass ich meinen Text redigieren darf. Das muss ich auch haben,damit ich frei sprechen kann, damit ich nicht immer Angst haben muss: Oh, dasdarf ich nicht sagen. Wir haben aber nichts Schriftliches gemacht, es war reinGentlemen Agreement.
Wielange haben die Gespräche gedauert, aus denen das Buch entstanden ist?
Acht Tage,vier bis fünf Stunden am Tag.
Wie warIhr Gefühl hinterher?
Was, schonzu Ende? Ich hätte gern noch weiter erzählt.
Wo habenSie die Gespräche geführt?
Hauptsächlichin Afrika. Ich habe in Kenia ein Haus am Strand, dahin habe ich den HerrnSeewald eingeladen. Da ruft niemand an, da ist man alleine mit der Natur, dawaren wir auch nicht abgelenkt, man konnte sehr schön konzentriertarbeiten. Wir saßen am Strand im Schatten der Bäume, der Rekorder lief,Peter Seewald hatte ein kleines Notizbuch, und aus dem hat er seine Fragengestellt. Er hatte sich sehr gut Gedanken gemacht und die fürs Publikuminteressantesten Sachen rausgesucht.
WelcheFragen waren Ihnen unangenehm oder peinlich?
Natürlichdie Fragen nach den ersten sexuellen Erfahrungen und auch die Fragen übermeinen Mann, so detailliert. Das war mir schon unangenehm, aber ... wer A sagt,muss auch B sagen.
Siehaben mit Peter Seewald Ihr ganzes Leben nochmals aufgerollt. Wie war das, dasalles noch mal ganz bewusst durchzugehen?
Teilweiseschön, teilweise auch schwer. Weil man sich auch an unangenehme Sachenerinnern muss. Daher war das nicht immer sehr angenehm, sagen wir das mal so.Gelinde ausgesprochen. Vor allem, dass ich von der Zeit mit meinem Mann erzählenmusste, als es nicht so schön war.
Überwelche Phasen Ihres Lebens haben Sie sich gefreut, sie nochmals aufleben zulassen?
Dieschönen Partys mit Kashoggi. Wie wir mit dem riesigen Flugzeug abgeholtwurden, in dem das Wohnzimmer und die Bar war, bis nach Las Vegas geflogensind, oder mit dem Helikopter quer durch Europa. Das große Schiff. Daswaren ja Erlebnisse wie aus 1001 Nacht!
Wie ist das für Sie, wenn Sie wissen, dass so vieleMenschen Ihr Buch lesen und damit über ihr privates Leben sehr vielerfahren?
Das freutmich natürlich. Das Buch ist ja dafür gedacht, dass es viele Menschenin die Hand bekommen. Die Leute interessiert meine Geschichte. Aber es ist jaauch für die Betroffenen selber ein interessantes Projekt, weil man sokonzentriert über seine eigene Vergangenheit nie nachdenkt. Man ist ja sobeschäftigt mit dem Leben, mit der Gegenwart.
Was wirdIhren Lesern am besten an dem Buch gefallen?
Vielleichtschon das Märchen: das Mädchen, das den so viel älteren Mannheiratet, auf das Schloss zieht, die Kinder erzieht. Dann kommt natürlichnoch mal ein spannender Moment, als ich erzähle vom Tod meines Mannes.Also, sagen wir mal so, wer mein Leben in der Presse verfolgt hat, und wer sichfür mein Leben interessiert, für so jemanden ist das Buch eineinteressante Lektüre, weil es ja sehr ungeschminkt die Sache aus meinerSicht erzählt, und nicht aus Sicht dritter. Das hat natürlich eineAuthentizität, die man sonst in den Zeitungen nicht findet.
Was istfür Sie persönlich das wichtigste Kapitel in dem Buch?
Vielleichtals ich über den Glauben erzähle, wie der Glaube mir geholfen hat,mein Leben besser in den Griff zu bekommen, mit allen möglichenUnwägbarkeiten gut zurecht zu kommen, nie zu verzagen. Diese Teile sindaus meiner Sicht das lesenswerteste.
Nehmen Sie mit ihrem klaren Bekenntnis zum katholischenGlauben auch eine Vorreiterrolle in Deutschland ein?
Nein, esgibt ja viele andere, die auch ihren Glauben bekennen. Es sind nur momentan dieMuslime ins Zentrum des Interesses sind geraten, weil sie bereit sind, fürihren Glauben zu sterben, weil sie Märtyrer haben, weil sie den Westendekadent finden und und und. Ich finde, man muss in solchen Zeiten auchöffentlich bezeugen, dass es auch bei den Christen bekennende Gläubigegibt, denen viele Phänomene der modernen Gesellschaft nicht gefallen, zumBeispiel die Promiskuität, Scheidungen, die allgemeine Gottlosigkeit.
In der Berichterstattung über Ihr Buch ist von IhremGlauben nur selten die Rede, dafür umso mehr über die Partys, Ihre Ehe,Drogen. Ärgert Sie das?
Nein,überhaupt nicht. Das ist doch normal. Man will nur über dasSpektakuläre reden. Für mich ist eben der Glaube am wichtigsten.
Sie haben in Interviews gesagt, Ihre Kinder werden dasBuch sicher nicht lesen. Werden sie das nicht viel eher verschlingen?
Die waren bis jetzt immer weg im Ausland, seit das Bucherschienen ist. Heute wird der erste Tag sein, an dem sie ein Exemplar in dieHand bekommen. Ich lasse mich überraschen, ob sie es lesen.
Wie fanden Ihre Kinder die Idee, in einem Buch IhrLeben zu erzählen?
Sie waren sehr erstaunt über die Ehrlichkeit. Als ichdas Manuskript korrigiert habe, haben meine Töchter da mal reingeschautund gesagt: „Meine Herrn, du bist aber sehr ehrlich!“ Und dann habich gesagt: „Ja, bin ich.“
Wird Ihren Kindern manches auch unangenehm sein, wassie lesen?
Bestimmt! Zum Beispiel das mit dem Vater, dass das oftauch schwierig war und so. Das ist natürlich nicht so schön fürein Kind, das aus einem Buch oder über das Fernsehen zu erfahren. Das istwirklich schwierig. Mein Mann ist ja schon lange tot, und die Kinder haben dasnicht so mitgekriegt. Sie waren noch viel zu klein. Die haben natürlichgemerkt, dass wir mal gestritten haben, aber was der Hintergrund war und wiesound warum, das habe ich den Kindern nie gesagt. Damit belastet man Kinder nur.
Wie waren in Ihrem Umfeld die Reaktionen auf das Buch?
Meine Freundin Alexandra Borghese und meine Mutter fandenes nicht so schön, dass ich erzählt habe, dass mein Mann so vielAlkohol getrunken hat. Da habe ich gesagt: „Ja gut, aber es ist ein Teilmeines Lebens gewesen, ein Teil der Schwierigkeit in meinem Leben. Die muss ichdoch erzählen. Wenn ich dieganz ausblende, dann fehlt ja ein Teil!“ Ich könnte natürlichsagen, dass mein Mann sehr schwierig gewesen war, aber schwierig, warum? Weiler so einen schlechten Charakter hat? Mein Mann hatte keinen schlechtenCharakter. Also kann ich das auch nicht erfinden. Mein Mann war schwierig, weiler ein Problem hatte. Und er konnte bis zu seiner Krankheit mit diesem Problemnicht fertig werden. Das war der zentrale Punkt unserer Schwierigkeiten, sonstwar er ja ein Schatz, und er hatte einen sehr, sehr guten Charakter. Deswegenwäre es mir unmöglich gewesen, diesen schwarzen Teil einfach wegzulassen.Dann hätte man sagen müssen, ich rede gar nicht über das Thema,es schickt sich sowieso nicht, dass man als Fürstin über sein eigenesLeben auspackt. Gut. Aber wenn man auspackt, dann kann man nicht eine Sacheeinfach ausblenden.
Waswürde er zu dem Buch sagen?
(denktnach) Hm.Weiß ich nicht. Keine Ahnung.
In Ihrem Buch erzählen Sie von der Phase IhresLebens, in der Sie provozieren wollten. Tun Sie das heute auch noch, und wie?
Provozierenist ja auch etwas Gutes. Wenn der Grund dahinter sinnvoll und gut ist, dann istprovozieren nicht schlecht. Ich würde heute lieber mit radikalenGedankengängen provozieren, mit politischer Inkorrektheit. Damit, Dinge zusagen, die sich keiner zu sagen traut. Zum Beispiel, dass das Leben der Tierebesser geschützt wird als das der Menschen. Wenn so viele Hundeabgetrieben würden wie Menschen, dann würde bestimmt ein lauterAufschrei durch die Republik gehen.
Es wurde kritisiert, dass Sie sich im Buch und dennachfolgenden Interviews nicht deutlich genug von Drogen distanzierthätten. Wie sehen Sie das?
Das kann jagar nicht sein. Die Frage, die man mir gestellt hat, war: Wie wirkt Haschisch?Auf diese Frage habe ich geantwortet. Es war ja nicht die Frage: „Wiestehen Sie zum Konsum von Haschisch heute“ oder „Was sind dieGefahren von Drogen?“ Da hätte ich anders geantwortet. Dass dann diesensationslüsterne, heuchlerische Presse irgendwas anderes daraus macht,das hat doch rein nur mit Unterhaltungswert zu tun, damit das Blatt sich besserverkauft. Das weiß man doch.
Wiestehen Sie also zum Konsum von Haschisch und anderen Drogen durch Jugendliche?
Sie sollenes auf keinen Fall machen. Es verblödet. Und es ist sehr, sehrgefährlich für Leib und Seele. Es führt in jedem Fall in einemenschliche Hölle. In eine Sklaverei. Drogen machen die Menschenunglücklich, weil man versklavt ist, ewas tun zu müssen. Das istgenau das Gegenteil von Freiheit.
Nach allem, was die Presse aus Ihren Aussagen gemacht hat– war es ein Fehler, dem Peter Seewald so offen von Ihren Drogenerfahrungenzu erzählen?
Nein.Überhaupt nicht. Man weiß ja, dass es interpretiert wird, wenn manwas sagt. Die Leute, die wirklich wissen wollen, was ich gesagt habe, diebrauchen ja nur das Buch zu lesen.
Viele Jugendliche finden Sie cool: Sie haben ein tollesLeben, tolle Partys, schrille Klamotten, Sie haben immer Ihre Meinung gesagt.Besteht da nicht die Gefahr, dass Jugendliche Sie zum Vorbild nehmen in allem– also auch dem Drogenkonsum?
ImUmkehrschluss würde das ja bedeuten, dass man Sachen vertuscht. Dass ichnicht über meine Drogenerfahrungen hätte reden sollen. Aber dannhätte ich ja auch über meinen Mann nicht reden sollen und dannhätte ich überhaupt alles, was negativ ist, aus dem Buch lassensollen. Aber das ist ja nicht wahrhaftig. Es ist richtig, die Wahrheit zu sagenund zu den Schwächen zu stehen. Es ist noch lange keine Einladung, dasauch so zu tun. Mein Buch ist eben auch ein Tatsachenbericht überbegangene Fehler.Die Fragen stellte Simone Hilgers-Bach / lorenzspringer medien
- Autor: Gloria Fürstin von Thurn und Taxis
- 2004, 399 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Maße: 14,2 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Mitarbeit: Seewald, Peter
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453878906
- ISBN-13: 9783453878907
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