Gluckenmafia gegen Karrierehühner
Kind oder Karriere? In Deutschland längst ein Politikum, das hitzig diskutiert wird. Die Fronten sind verhärtet: hier die "Glucken", dort die "Rabenmütter". Tanja Kuchenbecker, Journalistin, Mutter und Wahlpariserin, schaut über...
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Kind oder Karriere? In Deutschland längst ein Politikum, das hitzig diskutiert wird. Die Fronten sind verhärtet: hier die "Glucken", dort die "Rabenmütter". Tanja Kuchenbecker, Journalistin, Mutter und Wahlpariserin, schaut über den Tellerrand und findet konstruktive Lösungen!
Glucken-Mafiagegen Karriere-Hühner von Tanja Kuchenbecker
LESEPROBE
Einleitung
»Kinderbekommen die Leute immer.« Was Adenauer, selbstachtfacher Vater, Mitte der fünfziger Jahre noch leichthin behaupten konnte,hat sich bekanntlich als gründlich falsch erwiesen. Bezogen auf Deutschland sowieso.
Alsdeutsche Journalistin mit zwei Kindern liege ich nicht nur erheblich über demDurchschnitt der deutschen Journalistenmütter (0,5 Kinder), sondern auch überder allgemeinen Geburtenrate von 1,36. Aber ich lebe in Paris. Hätte ich inDeutschland weniger Kinder? Schwer zu beantworten. Als berufstätige Mutter habeich die französische Infrastruktur von Krippe über Vorschule bis hin zur Ganztagsgrundschulegenutzt. Jonglieren zwischen Job und Kindern muss ich trotzdem, jede Minute istdurchorganisiert. Parfait! Mehr oder weniger jedenfalls. Und sicherlichist das hier leichter als in Deutschland.
Dieaktuelle Debatte in Deutschland war der Auslöser für dieses Buch ausdeutsch-französischer Perspektive. Deutschland ist zur familienpolitischenBaustelle geworden. Gesellschaft und Politik rufen nach Kindern, um das Wirtschaftswachstumanzukurbeln und eine spätere Rentenkatastrophe zu verhindern. Jahrelang wurdedie Familie als Randthema belächelt. Heute haben die Parteien ihr Herz für sieentdeckt und wetteifern mit Vorschlägen, wie Frauen mit staatlicher Hilfe undBetreuungsangeboten Kinder und Beruf in Einklang bringen können. Die erstenWeichen für einen neuen weiblichen Lebensentwurf werden schon gestellt. Kaumein Tag vergeht ohne Plädoyers für die bessere »Vereinbarkeit von Kind undKarriere« (Angela Merkel) und heftige Grabenkämpfe über ein neuesfamilienpolitisches Leitbild, das für mehr Kinder sorgen soll. Reformvorschlägewerden von vielen Konservativen heftig kritisiert. Gehört das Kind zur Mutternach Hause oder entwickelt es sich in der Krippe besser zum sozialen Wesen?Darüber streitet sich ein ganzes Heer von Experten. In kaum einem andereneuropäischen Land entscheiden sich so viele Frauen gegen Kinder und beklagendie Umstände. Trotz hoher Familienleistungen fällt die Entscheidung für Kinderschwer. Es besteht Handlungsbedarf. In Deutschland bekommen Paare mit demhöchsten Einkommen die wenigsten oder gar keine Kinder. Karrierebewusste Müttersehen Kinder als Hindernis für ihren Aufstieg an, praktische Erwägungenscheinen wichtiger als die Freude am Kind.
KannFamilienpolitik Kinderwunsch und Familiengründung, die emotionalste aller Lebensentscheidungen,beeinflussen? Das kann sie, wie das Beispiel Frankreichs zeigt. Familienpolitikwirkt hier positiv auf das Image des Kindes ein und beweist mit konkretenMaßnahmen, dass nicht nur Kinder erwünscht sind, sondern man auch bereit ist,den Lebensvorstellungen der Eltern entgegenzukommen. Erziehung ist inFrankreich eine Staatsangelegenheit und nicht Privatsache wie in Deutschland.Die Ganztagsbetreuung signalisiert: Berufstätigkeit ist eineSelbstverständlichkeit für Mütter. Im Gegensatz zu Deutschland gilt es inFrankreich als ganz normal, dass sie arbeiten. Niemand muss sich zwischen Berufund Kindern entscheiden. In vielen Städten sind zwei Gehälter auch einfachnotwendig. Das Verhältnis zu den Kindern ist dadurch völlig verändert: Niemandverlangt, dass Frauen ihr eigenes Leben aufgeben und nur noch an die Kinderdenken. Hier lebt man nicht für die Kinder, sondern mit denKindern. Nicht die Eltern passen sich den Kindern an, sondern die Kinder denEltern. Das sorgt für mehr Leichtigkeit im Umgang mit dem Nachwuchs. Einbesseres Modell? Jedenfalls eine andere Denkweise, die offenbar für eine höhereGeburtenrate sorgt. Die Franzosen halten den europäischen Geburtenrekord.
InDeutschland versetzt das erste Baby viele Frauen noch immer zurück in die fünziger Jahre: Papa arbeitet, Mama steht am Herd. DasProjekt Kind wird oft von langer Hand geplant und äußerst gewissenhaftumgesetzt. Das umsichtige Großziehen der Kleinen ist ein sozialesErfolgsbarometer, was den gesellschaftlichen Erwartungsdruck auf die Mutterenorm erhöht. Dahinter steckt die Gluckenmafia! Sie wacht über die Bewahrung desherkömmlichen Familienbildes. Deshalb wird auch der Krieg der Frauen mitunterschiedlichen Lebensentwürfen - zwischen Glucken und Rabenmüttern - heftiggeführt. Jede will eine Supermutter sein, doch der Zickenkrieg reibt auf undist eine sinnlose Energieverschwendung. Viele Mütter fühlen sich durch zu hohe Ansprüchean sich selbst überlastet und überfordert. Einerseits sollen die Frauen vollund ganz dem traditionellen Rollenbild entsprechen, rund um die Uhr versorgen,trösten und ermutigen. Anderseits wollen auch die Mütter dem Ideal derunabhängigen Frau nacheifern. Das ist zwangsläufig ein Konflikt. DieVereinbarkeit von Beruf und Familie ist unter diesen Umständen schwierig. Dasüberzogene Mutterbild mit einem Kult ums Kind sowie dem Hang zumPerfektionismus muss deshalb überdacht werden. Sinnvoll ist es, im Gegenzugauch das Vaterbild neu zu definieren. Das alles ist mindestens ebenso wichtigwie die Investionen in die Infrastruktur der Kinderbetreuung.Es ist an der Zeit, mit den Erziehungsmythen aufzuräumen.
Dieses Buchrichtet sich an Väter und Mütter und solche, die es vielleicht noch werdenwollen - in Deutschland! Dabei werde ich über die familienpolitische Debatte,Familienbilder und Werte sprechen, über geschichtliche Hintergründe ebenso wieüber die vielen alltäglichen Situationen. Es wird um Krippen, Vorschulen,Ganztagsschulen, Mütter, Väter und Chancengleichheit gehen. Dabei werde ichkonkret zeigen, was in Frankreich anders ist. Von der Geburt über die Erziehungzu Hause bis zu den Schulen. Sicherlich wird einiges davon schockieren, aberauch vieles inspirieren. Frankreich wird oft als Paradies der Kindererziehung idealisiert.Alles ist auch in Frankreich nicht perfekt, aber für die Familien entspannter,und deshalb sind diese viel lockerer im Umgang mit Kindern. Wir Deutschenkönnen von Frankreich etwas lernen, weil dort Kindererziehung nicht nurPrivatsache und Angelegenheit der Frauen ist - wenn wir es wollen. Kein Landkennt den Königsweg, ebenso wie ihn keine Frau kennt, weder die Karrierefraunoch die Vollzeitmutter. Jede Entscheidung hat Konsequenzen. Etwas bleibt immerauf der Strecke, wenn man sich für Kind und Karriere entscheidet. C est la vie! Da sieht eine Muttervielleicht nicht die ersten Schritte des Kindes, verpasst das Mutterund- Kind-Turnen und kann auch nicht jede spannendeberufliche Herausforderung annehmen. Doch ist eine gute Mutter wirklich nureine, die 24 Stunden über ihr Kind wacht? Oder ist auch die eine gute Mutter,die zufrieden ist, weil sie Beruf und Kinder gewählt hat? Ich möchteerzählen, wie man Beruf und Familie vereinbart und wo die Vor- und Nachteiledes französischen Systems liegen, kurzum: wie es mir als Mutter in Parisergeht, die beide Welten kennt und versucht, einen Mittelweg zu finden. Dabeigreife ich auf viele Geschichten und Erfahrungen von Bekannten und Experten inDeutschland und Frankreich sowie auf wissenschaftliche Untersuchungen zurück.Einiges wird für eine bessere Verständlichkeit der beiden Lebensformenübersteigert dargestellt. Eine deutsche Freundin sagte mir: »Du musst Tippsgeben, damit wir etwas von den berufstätigen Französinnen lernen können!« Klar, das mache ich gerne. Familienpolitik beginntschließlich schon auf der privaten Ebene, in den Köpfen der Eltern.
© CampusVerlag
Einleitung
1.Und so fing alles an
2.Die ersten Monate
3.Mutti ist die Beste
Sind Kinder nur in Deutschland eine Herzensangelegenheit?
Mama, spiel mit mir!
Kinderfeindlich und kindergerecht - wie Sprache das Familienbild transportiert
4.Muttis & more: Vater Staat als Erzieher - oder, warum arbeitet die Französin und bekommt die meisten Kinder?
Frankreichs Muttigeschichte: Es geht auch mal ohne Mutter
Familienpolitik in Frankreich: Ein Signal für arbeitende Mütter
Der deutsche Muttermythos: Ohne Mutti geht es nicht und der Sonderweg der DDR
Familienpolitik in Deutschland: Der Ernährer und die Mutter
5.Alles eine Zeitfrage
Zeit für die Kinder
Keine Zeit zum Träumen - wenn Kinder krank werden
Endlich Ferien
6.Ça suffit - lass das mal lieber, Schatz
7.Leben wie Papa in Frankreich
8.Von Krippen und Tagesmüttern - und warum ich ein Krippenfan bin
9.Zeit für Disziplin - von den Windeln zur Vorschule
10.Ganztagsschule, Gesamtschule und Frankreichs Elite
11.Tippsfür Kind und Karriere
Abkürzungsverzeichnis
Literatur und Quellen
Dank
- Autor: Tanja Kuchenbecker
- 2007, 197 Seiten, Maße: 14 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593383780
- ISBN-13: 9783593383781
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