Grün ist die Hoffnung
Ein Roman wie ein Rockkonzert.
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Ein Roman wie ein Rockkonzert.
»An jenem Abend - es war Ende Februar - war ich zu Hause geblieben ... In meiner Kindheit gab es nichts, was auf eine Verbrecherkarriere hingewiesen hätte ... Dennoch fuhr ich, zwei Stunden nach Vogelsangs Besuch, nach Lake Tahoe, um die ersten unwiderruflichen Schritte auf die schiefe Bahn zu setzen.«
Ein Jahr lang wollen ein CIA-Agent, ein Botaniker und ein Alt-Hippie in den Bergen nördlich von San Francisco Marihuana anbauen, um endlich ans große Geld zu kommen. Aber die Natur ist widerspenstig und das Leben in der Wildnis einigermaßen strapaziös ...ie Natur ist widerspenstig und das Leben in der Wildnis einigermaßen strapaziös ...
Grün ist die Hoffnung von T.C. Boyle
LESEPROBE
In meinerKindheit gab es nichts, was auf eine Verbrecherkarriere hingewiesen hätte.Weder war ich ein Waisenkind, noch wurde ich geschlagen oder ausgesetzt. Ichhing nicht mit Zigarette im Mundwinkel und Springmesser in der Tasche anStraßenecken herum, ich war nicht vom jahrelangen Dahinvegetieren inBesserungsanstalten psychisch angeschlagen oder vom Heroinschießen auf taubendreckverkrustetenHinterhoftreppen im Ghetto moralisch und körperlich ausgebrannt. Nein. Ich warein Kind der Mittelschicht, genährt mit Sojamilch, Fertiggerichten undAntibiotika, bis ich meine Eltern turmhoch überragte wie der großfüßigeWechselbalg einer anderen Spezies, wie ein Kuckuck im Spatzennest. Ichbeherrschte die Grundregeln der Mathematik, wußte Verdi zu schätzen, speisteKalbsschnitzel in Marsala, Sushi und Weinbergschnecken und konnte eine guteFlasche Wein aussuchen. Mein tadelloser Leumund wurde höchstens durch ein paar ausgesprochenläßliche Vergehen beeinträchtigt: die üblichen Strafmandate, ein bedauerlicherVorfall auf den Stufen des Justizministeriums während eines Protestmarsches inWashington und ein Bußgeld für das Mitführen eines offenen Behältnisses mitAlkohol auf den Straßen von Lake George. Aber das war's dann auch schon. Keine Frage,wie jeder andere brave Bürger mit unveräußerlichen Rechten brach auch ichregelmäßig Gesetze - erwarb und genoß verbotene Substanzen, fuhr auf Autobahnengrundsätzlich hundertfünf, kopulierte auf Wasserbetten und in Whirlpools, ließin der Öffentlichkeit Harn, begab mich wissentlich und willentlich in dieGesellschaft von Personen, die... usw. usf. Andererseits war ich kein Umweltverschmutzer,Erpresser, Einbrecher, Nötiger, Schläger, Vergewaltiger oder Mörder. Nun, imAlter von einunddreißig Jahren, gesegnet mit der Vorsicht und dem Konservatismusder Reife, konnte ich mich mit einigem Recht vielleicht nicht gerade alsStütze, aber doch zumindest als einen Strebepfeiler der bürgerlichenGesellschaft betrachten.
Dennochfuhr ich, zwei Stunden nach Vogelsangs Besuch, trotz meiner Müdigkeit, die derNarkolepsie schon sehr nahe kam, und trotz des Niagara-Dauerregens nach LakeTahoe, um die ersten unwiderruflichen Schritte auf die schiefe Bahn zu setzen.
Um vier Uhr morgens hielt ich an einem Fernfahrer-Imbiß,setzte mich an der Theke auf einen Hocker mit geplatztem Vinylbezug, löffelteEier mit Fett in mich hinein, hörte dem schwachsinnigen Country-Gejodel aus derMusikbox zu und trank acht Tassen Kaffee, der nach Tod und Metall schmeckte. Eshatte aufgehört zu regnen, und ich betrachtete mich einen Moment lang in derdunklen, nassen Scheibe. Im Licht der Neonreklame und der vorüberhuschendenScheinwerfer stellte ich fest, daß meine glänzenden Augen und meine stoppligenWangen eine ungeahnte kriminelle Energie ausstrahlten. Aber vielleicht war esauch nur Müdigkeit. Dann ließ ich etwas Geld auf der Theke liegen, wankte zumeinem angerosteten Toyota hinaus und fuhr weiter bergauf, dorthin, wo schonder Morgen über South Tahoe dämmerte.
Ichverpaßte die Abzweigung zu Cherniskes Haus; in dieser Höhe sah allesgleichförmig aus, auf dem Boden lag Schnee wie ein Pilzbewuchs, die Bäumeähnelten einander wie ein Wald aus Bleistiften. Ohne nachzudenken, wendete ichmitten auf der Straße und wurde um ein Haar von einem Einsatzwagen derCalifornia Highway Patrol niedergemäht, der mit ungefähr 145 km/h herangerast kam. Was mir - unddem Polizisten - das Leben rettete, war die Supersirene, mit der derStreifenwagen ausgerüstet war, eines dieser tödlichen, markerschütterndenDrucklufthörner, mit denen die Feuerwehr über Kreuzungen brettert. Ich hattemein illegales Wendemanöver zur Hälfte ausgeführt, stand quer zum Verkehrsflußund versperrte bereits
eine ganzeSpur, ungerührt von Hupen, Scheinwerfern oder möglicherweise entgegenkommendenHolztransportern mit überhitzten Bremsen, als mich das gellende Horn traf wieein wütender Schlag ins Gesicht. Ich trat voll in die Pedale, Reifenquietschten, Bremstrommeln klangen wie Zimbeln, und der Toyota kam ruckartigzum Stillstand, gerade als der Streifenwagen vorbeiraste und meine vordereStoßstange um Zentimeter verfehlte. Einen Augenblick lang sah ich denPolizisten, der mir einen durchdringenden, mörderischen Blick zuwarf - einenBlick, der besagte: Ich würde dich hier und jetzt erschießen, ohne weiter zufragen, so automatisch, wie ich eine Klapperschlange oder eine Ratte bei denMülltonnen erschieße, wenn da nicht dieser schreckliche Notfall wäre, der meinenganzen Einsatz, Mut und Sachverstand fordert - und dann war er weg, zwei roteHeckleuchten zischten in der Ferne um die Kurve. (...)
© 1990 derdeutschsprachigen Ausgabe: Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG,Hamburg
Übersetzung:Werner Richter
T. Coraghessan Boyle, geboren 1948 in Peekskill, New York, unterrichtet an der University of Southern California in Los Angeles. Für seinen Roman 'World's End' erhielt er 1988 den PEN/Faulkner-Preis. Als Enfant terrible der amerikanischen Gegenwartskultur wurde T. C. Boyle zum Pop- und Literaturstar seiner Generation.
Richter, Werner
Werner Richter ist gebürtiger Berliner, der in Wien lebt und als Übersetzer arbeitet. Namen wie Patricia Highsmiths oder Graham Green finden sich in seinem Portfolio.
- Autor: T. C. Boyle
- 1993, 18. Aufl., 448 Seiten, Maße: 12,1 x 19,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Richter, Werner
- Übersetzer: Werner Richter
- Verlag: DTV
- ISBN-10: 3423118261
- ISBN-13: 9783423118262
Verboten geil!
Playboy
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