Gullivers Reisen
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Von den recht einfältigen Riesen wird Gulliver nun seinerseits als Zwerg wahrgenommen oder als technisches Wunderwerk bestaunt.
Von den recht einfältigen Riesen wird Gulliver nun seinerseits als Zwerg wahrgenommen oder als technisches Wunderwerk bestaunt.
Gullivers Reisen von Jonathan Swift
LESEPROBE
Der Verfasser berichtet über sich und seine Familie. Wie erdazu kam, Reisen zu machen. Er erleidet Schiffbruch, schwimmt um sein Leben,rettet sich an die Küste von Lilliput, wird gefangengenommen und ins Innere des Landes gebracht
Mein Vaterhatte einen kleinen Besitz in Nottinghamshire; ichwar der dritte von fünf Söhnen. Als ich vierzehn Jahre alt war, schickte ermich ins Emanuel College nach Cambridge, wo ich drei Jahre lang fleißigstudierte. Obwohl ich monatlich nur einen kleinen Wechsel erhielt, fiel es ihmauf die Dauer doch schwer, die Kosten für meinen Unterhalt aufzubringen. Sowurde ich denn als Lehrling zu Mr. James Bates geschickt, einem hervorragendenArzt in London. Bei ihm 'blieb ich vier Jahre. Die kleinen Geldbeträge, die mitmein Vater hin und wieder schickte, benutzte ich, um Navigation zu lernen undmir bestimmte mathematische Kenntnisse anzueignen, die Reisenden zugutekommen; denn ich war fest davon überzeugt, daßReisen einmal mein Schicksal sein würde. Als die Zeit bei Mr. Bates um war,kehrte ich zu meinem Vater zurück. Von ihm, meinem Onkel John und anderenVerwandten erhielt ich insgesamt vierzig Pfund und das Versprechen, mirjährlich dreißig Pfund nach Leyden zu schicken, woich dann auch zwei Jahre und sieben Monate lang Medizin studierte; wußte ich doch, wie gut man diese Wissenschaft auf langenReisen gebrauchen kann.
Bald nach meiner Rückkehr aus Leydenempfahl mich mein Lehrmeister Mr. Bates als Schiffsarzt an Mr. Abraham Pannell, Kapitän der Schwalbe". Bei ihm blieb ichdreieinhalb Jahre und machte mehrere Reisen in die Levante und andereGegenden. Als ich zurückkam, beschloß ich, mich inLondon niederzulassen, wozu mein Lehrmeister Mr. Bates mir riet und mich aucheinigen Patienten empfahl. Ich mietete eine kleine Wohnung in Old Jury, und daman mir zur Ehe riet, heiratete ich Miß Mary Burton,zweite Tochter des Strumpfwarenhändlers Mr. Edmund Burton in der Newgate Street, die mir vierhundert Pfund in die Ehebrachte.
Da mein Lehrmeister Bates zwei Jahre darauf starb und ichnur wenige Freunde hatte, begannen meine Einkünfte nachzulassen, zumal ich esnicht über mich bringen konnte, die üblen Geschäfte so vieler Kollegenmitzumachen. Nachdem ich mich mit meiner Frau und einigen Bekannten eingehendberaten hatte, beschloß ich, wieder zur See zu gehen.Ich war nacheinander auf zwei Schiffen Arzt und machte in sechs Jahren mehrereReisen nach Ost- und Westindien, wodurch ich meine finanziellen Verhältnisseein wenig aufbessern konnte. In meinen Mußestunden las ich die besten alten undneuen Autoren, denn Bücher hatte ich immer reichlich bei mir, und wenn ich anLand war, beobachtete ich Sitten und Bräuche der fremden Menschen und lernteihre Sprachen. Ein gutes Gedächtnis half mir dabei, so daßdies mir ziemlich leicht fiel.
Da die letzte meiner Reisen nicht gerade sehr glücklichverlief, verlor ich die Lust an der Seefahrt und entschloßmich, bei Frau und Kindern zu bleiben. Ich zog von der Old Jury in die Fetter Lane und von dort nach Wapping,weil ich hoffte, von den Seeleuten Arbeit zu bekommen; aber es kam dabei nichtsheraus. Nachdem ich drei Jahre lang vergeblich darauf gewartet hatte, daß meine Lage sich bessern würde, nahm ich ein sehr vorteilhaftesAngebot des Mr. William Prichard an, Kapitän der Antilope", die eine Reise in die Südsee machen sollte. Am 4. Mai 1699lichteten wir in Bristol die Anker, und unsere Reise verlief zunächstglücklich.
Es liegt nun nicht in meiner Absicht, den Leser mitEinzelheiten über unsere Erlebnisse in jenen Breitengraden zu ermüden. Es sollgenügen zu erzählen, daß wir auf unserer Reise nachOstindien in einen furchtbaren Sturm gerieten, durch den wir in die Nordwesteckevon Van Diemensland verschlagen wurden. Nach unsererBerechnung befanden wir uns auf 30 Grad 2 Minuten südlicher Breite.Zwölf Matrosen starben durch Überanstrengung und schlechte Kost, die übrigenwaren völlig erschöpft. Am 5. November (das ist in jenen Breiten das Datum desSommeranfangs) war es so neblig, daß die Seeleute einRiff erst ausmachten, als das Schiff nur noch eine halbe Kabellänge davon entfernt war. Der Wind war sostark, daß wir direkt auf den Felsen zutrieben und das Schiff sofort zerschellte, Sechs von uns,darunter ich selbst, ließen ein Boot zu Wasser, und wir versuchten, von Schiffund Fels freizukommen. Wir ruderten nach meiner Berechnung etwa drei Seemeilen,dann konnten wir nicht mehr, weil wir unsere Kräfte schon vorher bei der Arbeitan Bord ausgegeben hatten. Wir überließen uns also der Willkür der Wellen,und nach knapp einer Stunde schlug das Boot um. Was aus meinen Kameraden wurdeund aus den anderen, die sich auf den Felsen gerettet hatten oder im Schiffgeblieben waren, weiß ich nicht. Vermutlich sind sie alle umgekommen. Ichselbst schwamm, den Wind und die hohen Wellen im Rücken, auf gut Glückdrauflos. Ab und zu ließ ich die Beine sinken, fand aber keinen Grund. Alsmeine Kräfte nachließen und ich den Kampf schon aufgeben wollte, fühlte ichplötzlich Boden unter den Füßen. Auch hatte der Sturm sich inzwischen gelegt.Das Ufergefälle war so gering, daß ich noch fast einehalbe Stunde gehen mußte, bis ich ans Ufer kam. Daswar nach meiner Schätzung um acht Uhr abends. Ich ging noch ungefähr eine halbeMeile landeinwärts, konnte aber keine Spur von Häusern oder Menschen entdecken.Vielleicht war ich auch so geschwächt, daß ich sienicht bemerkte. Ich war sehr müde, und das heiße Wetter und ein ViertelliterBranntwein, den ich vorm Verlassen des Schiffes getrunken hatte, taten ein übriges, so daß ich nur noch anSchlafen dachte. Ich legte mich in das kurze und sehr weiche Gras und schliefbesser und tiefer als je zuvor, ungefähr neun Stunden lang, denn als icherwachte, brach der Tag gerade an. Ich wollte aufstehen, aber es war mirunmöglich, auch nur ein einziges Glied zu rühren. (...)
© cbj Verlag
Übersetzung: Kurt Heinrich Hansen
- Autor: Jonathan Swift
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2006, 1, 126 Seiten, Maße: 13,5 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 3570132498
- ISBN-13: 9783570132494
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