Gutes Benehmen wieder gefragt
Von A bis Z sicher auf dem gesellschaftlichen Parkett: das Standardwerk der Etikette! Der Bestseller überarbeitet und in neuer Ausstattung. Eine unverzichtbare, moderne Orientierungshilfe für gute Manieren.
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Produktinformationen zu „Gutes Benehmen wieder gefragt “
Von A bis Z sicher auf dem gesellschaftlichen Parkett: das Standardwerk der Etikette! Der Bestseller überarbeitet und in neuer Ausstattung. Eine unverzichtbare, moderne Orientierungshilfe für gute Manieren.
Klappentext zu „Gutes Benehmen wieder gefragt “
Von A bis Z sicher auf dem gesellschaftlichen Parkett: das Standardwerk der Etikette! Der Bestseller überarbeitet und in neuer Ausstattung. Eine unverzichtbare, moderne Orientierungshilfe für gute Manieren.Lese-Probe zu „Gutes Benehmen wieder gefragt “
Vorwort"Benimm dich!", hört der Mensch von Anfang seines Lebens an. Mal tut er es gern, ein anderes Mal nicht. Die Folgen der Kindheit sind klar: Lob oder Schelte. So lernt der Mensch durch Küsse, Vorbilder und "Ohne Nachtisch ins Bett!", was für seine Familie Manieren sind. Der schlimmste Tadel, der diesbezüglich ihn - und noch viel mehr seine Eltern - treffen kann, ist der verächtliche Vorwurf: "Der Kerl hat keine Kinderstube!"
Kaum hat man jedoch diese verlassen, so merkt man, dass die familieneigenen Manieren in Konkurrenz mit denen der anderen stehen, und man beginnt ganz unbewusst zu vergleichen und zu werten.
Was aber ist nun besser? Kann man überhaupt von "gut" und "besser" sprechen? Muss man nicht "korrekt" und "richtig" sagen? Wonach muss man sich richten? Und wer besitzt die Autorität und die Macht, darüber zu entscheiden?
Ins Deutschland der Nachkriegszeit sind Millionen von Menschen gezogen und geflüchtet, Deutsche und Nichtdeutsche, und alle haben eigene Sitten mitgebracht. Die Sesshaften und Verschonten dagegen haben ihre alten eingemottet, weil ein Mensch wie Hitler erst recht die guten Sitten zum schlimmsten Zweck missbraucht hat. Denn Fisch korrekt mit Fischmesser zu essen, ist nichts als eine Farce, wenn man vorher seinen Nächsten ermordet hat.
Das ist das nächste Thema: Was haben Manieren mit Moral zu tun? Sicher: Noch nie haben Manieren die Moral ersetzen können, aber jedem allein fehlt etwas vom anderen. Und auf beides verzichten? Wie gut das geht, zeigt der tägliche Blick in die Zeitung.
Aber der Mensch braucht Maßstäbe. Er braucht seine Ordnung, so wie er eine für den Straßenverkehr braucht, erstens, um selber heil über die Runden zu kommen, und zweitens, um die Mitmenschen so wenig wie möglich zu verletzen.
Wer aber sagt, wie diese Ordnung aussieht? Wir leben in einer Demokratie, also sind wir es selber, die entscheiden müssen, was wir warum für gut und richtig oder für falsch und überholt halten. In diesem Buch ist wie
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in einem Lexikon der Ist-Zustand festgehalten. Er reicht vom Konventionellen bis zum Wunsch der Manager, durch geschliffene Manieren zu noch besseren Verkaufs- und Verhandlungsergebnissen zu kommen. Dieser Ist-Zustand reicht aber auch von der leisen Klage der Alten über die Rücksichtslosigkeit der Wohlstandsgesellschaft bis zum Locker-vom-Hocker-Stil der Jungen, die mit Urgroßvaters Klappzylinder auf dem Kopf gegen den Strich durch die Einbahnstraße radeln.
Wo liegt die goldene Mitte? Das muss jeder entscheiden, aber das kann nur jeder für sich entscheiden, wenn er weiß, welche Möglichkeiten zur Wahl stehen. Und die rechte Wahl kann nur treffen, wer über Sachkenntnis verfügt. Das gilt auch (und erst recht) für eine so schillernde Sache wie das Benehmen.
Deshalb lädt dieses Buch nicht nur zum Nachschlagen ein, sondern auch zum Blättern, Vergleichen, zu Schmunzeln und Empörung, zum Nachdenken über unseren Umgang miteinander.
Sicher ist nur zweierlei: erstens - Drill ist out. Und zweitens - Benehmen ist kein Zustand, sondern wandelt sich mit uns und unseren Bedürfnissen. Das muss man akzeptieren, muss man nehmen und lassen.
Tadelloses Benehmen kann unsere Welt nicht retten, vor gar nichts. Aber es kann uns derweil das Leben erträglicher machen, in Sternstunden sogar schön.
Abendanzug siehe: Abendkleid, Frack, Smoking.
Abendessen Die Einladung zum Abendessen stellt die demokratische Form des Diners dar. Früher sagte man "zwangloses Abendessen" dazu. Heute ist es die allgemein übliche, die Grundform der Abendeinladung geworden.
Zwanglos bedeutet im Gegensatz zum Diner: keine Gesellschaftskleidung (wobei es aber natürlich jedem freisteht, ein Fest mit Smoking und Abendkleid daraus zu machen); kein Personal (aber man kann sich natürlich von einem Freund, einer Tochter, einer Servierhilfe zur Hand gehen lassen); kein offiziell in Weiß gedeckter Tisch mit Damast (aber man kann selbstverständlich mit so viel Staatsgeschirr, Silberleuchtern und Rosen prunken, wie man mag); keine Tischordnung (aber man kann sehr wohl die Großmutter auf den Ehrenplatz zwischen Gastgeber und besten Freund und den Chef auf den würdigen Platz neben der Hausfrau setzen).
Das bedeutet alles in allem: Unser heutiges Abendessen spielt mit den alten Regeln, variiert sie immer wieder, lehnt sich an, leiht sich aus, ergänzt und kontrastiert. Diese freie Form ist gut, solange sie der Gefahr entgeht, das alte Reglement auf kleinkarierte Art und Weise ernst zu nehmen. Denn: Der äußere Ablauf ist natürlich geblieben.
Ob nun für 18 oder 21 Uhr eingeladen wird - man muss genauso wie beim Diner pünktlich erscheinen, weil sonst das Essen verschmurgelt, und man sollte nicht länger bleiben als in dem betreffenden Freundeskreis üblich ist.
Eingeladen wird zwei bis drei Wochen vorher schriftlich oder mündlich. Die Antwort muss sofort erfolgen und bindend sein, denn auch der Gastgeber von heute muss wissen, wer von den Geladenen wirklich kommt und für wie viele zu planen und zu kochen ist.
Vier bis sechs Personen sind die ideale Gästezahl. Für sie kann ein Gastgeber selber kochen, und ihnen kann man nach englischem Service das Essen auf den Tisch stellen, ohne reihum gehen und es anbieten zu müssen.
Was man trägt, richtet sich nach der getroffenen Vereinbarung und lokaler Sitte.
Was die Dauer angeht, so sollten die Gäste daran denken, dass die Gastgeber noch die Arbeit des früheren Personals zu verrichten haben und vermutlich am folgenden Tag wieder ins Büro und an die Arbeit in der Familie müssen. Es ist also höflich, vor 24 Uhr aufzubrechen.
Auf Seite 118 lesen Sie, dass man bei allen nicht offiziellen Gastlichkeiten statt Blumen auch ein Gastgeschenk mitbringen kann.
Man bedankt sich wie nach einem Diner, aber auf jeden Fall, weil in diesem Fall der Gastgeber ganz besonders viel Arbeit gehabt hat, siehe auch: Diner und Pünktlichkeit.
Abendkleid, großes Korrekt genommen eine festliche, dekolletierte lange Robe, zu der die Dame Schmuck trägt, den schönsten oder echtesten, den sie besitzt, und in dessen Glanz sie zu einem Herrn gehört, der in den Frack gestiegen ist. Denn nach der patriarchalischen Gesellschaftsordnung, die noch den meisten unserer Benehmensregeln zugrunde liegt, gibt der Herr mit seinem Gewand den Ton an. Trägt er Frack, so bedeutet das für die Dame: Abendkleid. Wann die Herren Fräcke tragen? Schlagen Sie bitte unter Frack nach.
Nun tragen die Herren den Frack so ungern, dass sie lieber auf den Smoking ausweichen oder auf den dunklen Anzug (siehe dort). Parallel dazu hat das so genannte große Abendkleid etwas lässigere Formen angenommen. Understatement ist in dem Maße beliebt geworden, in dem Frauen berufstätig sind und weder Zeit noch Lust zu übertriebener Festverkleidung haben.
Das heißt: Das große Abendkleid bedeutet nicht mehr Strass, Tüll und Korsagen, es besteht oft aus langem Rock, Bluse und Abendblazer oder aus einem Hosenanzug und in Zeiten von Minimoden aus etwas Badeanzugähnlichem. Es muss auf jeden Fall im Fluggepäck mitreisen können, ohne dass Bügelprobleme entstehen; man muss darin selbst Auto fahren oder in die Straßenbahn steigen können.
Doch wenn es auch üblich geworden ist, ein langes Kleid zu tragen, wenn der Partner - im streng formellen Sinn - nur einen dunklen Anzug trägt, so gibt es für die Dame ein paar Regeln für den Umgang mit Abendkleidern, die man berücksichtigen sollte:
Zum langen Kleid gehört kein normaler halblanger Mantel, auch nicht, wenn er aus Nerz besteht. Man hat die Wahl zwischen einer Jacke oder einem bodenlangen Mantel. Oder einem wie auch immer gearteten Tuch. Ältere Damen mögen immer noch gern eine Pelzstola.
Dekoleté trägt man, wenn man in einer konservativen Gesellschaft lebt, nie am helllichten Tag und nicht in der Kirche. Wenn man also zu einer Hochzeit, die ja nie abends stattfindet, eingeladen ist, so braucht man eine Abendjacke oder eine Jacke aus dem gleichen Stoff wie das Abendkleid, die man später ausziehen kann. Im Übrigen gibt der Spiegel Antwort darauf, ob und wie tief das Dekoleté getragen werden kann.
Abendjacken, Stolen oder Capes gehören zum Kleid, werden also nicht in der Garderobe abgelegt, sondern nur lässig über die Stuhllehne drapiert.
Abendkleid, kleines Man kann auch Gesellschaftskleid oder Cocktailkleid dazu sagen. Die Grenzen sind ohnehin fließend geworden, sodass man nur bestätigen kann: Wer zu einer Gesellschaft oder zu einem Abendessen oder zu einem Empfang oder Cocktail - alles nach 18 Uhr - eingeladen ist, der kann als weibliches Wesen kommen, wie es gefällt. Die Männer tun es auch.
Da trotz dieser Freiheit, die für Frauen je nach Mode erheblicher als für Männer ist, gerade Frauen darunter leiden, bei einer Gesellschaft falsch angezogen zu sein - in diesem Fall: vollkommen anders als der Durchschnitt der anderen weiblichen Gäste -, empfiehlt es sich, bei den Gastgebern vorher zu fragen, wie man erscheinen kann.
Das ist besonders dann ratsam, wenn man als Gast fremd in einen Freundeskreis kommt oder wenn man in eine andere Stadt eingeladen wird. Ist man es zum Beispiel gewohnt, zu allen Einladungen nach 18 Uhr in Lang zu erscheinen, kann man sich in einer Jeans-Gesellschaft deplatziert vorkommen, während man in einer Stadt, in der nach wie vor das kleine Schwarze mit Schmuck, Hut und allem Drum und Dran angesagt ist, in einem lässigen Hemdblusenkleid genauso falsch am Platze wirkt.
Im Übrigen: Dies alles gilt für Normalverbraucherinnen mit durchschnittlich ausgeprägtem Selbstgefühl. Wer sich mit seiner Abendhülle nicht schmücken oder bekleiden, sondern den Rest der Gäste schocken und Aufmerksamkeit erringen will, hat stets dazu Gelegenheit und braucht keine Regeln, sondern nur eine lebhafte Fantasie.
Abend-Make-up Wer groß ausgeht, möchte schön aussehen. Wer momentan schön ist, bestimmt in hohem Maße die Kosmetikindustrie. Wer also schön aussehen will, greift zu Make-up und Maskara, Lidschatten und Aufhellern, Goldpuder und was grade sonst noch in ist.
Die Hauptsache beim Abend-Make-up: Es muss "hitzefest" sein. In allen Sälen, Bars und Restaurants heizen die Menschen, Lampen und Klimaanlagen wie nicht gescheit, und wenn auch die Luft trocken ist, so macht sie doch der Dunst erhitzter Leute schnell zur Sauna.
Wer sich Fotos von Bällen und Empfängen in Illustrierten und im Fernsehen anschaut, kann verfolgen, wie diese Hitze die Wangen erglänzen lässt - vom "abgegessenen" Lippenstift und der verschwitzten Augenfarbe ganz zu schweigen.
Was tun? Auf jeden Fall weniger, und so viel man auch aufs Gesicht bringt:
Erstens: sich immer bei gnadenlos grellem Licht vor einem großen Spiegel schminken, der zumindest den Oberkörper wiedergibt, sodass man sieht, ob das Gemälde aus dem Gesamtbild der Erscheinung herausknallt oder Harmonie herrscht zwischen geschminkten und ungeschminkten Partien.
Zweitens: Hals, Dekoleté und Handrücken nicht vergessen.
Drittens: Alles vorher unter den verschärften klimatischen Bedingungen einer Galanacht ausprobieren und verbessern.
Viertens: Daran denken, je älter ein Gesicht, desto mehr betonen zerlaufende Farben Falten und Runzeln.
Fünftens: Lieber vor der großen Nacht geruhsam vorschlafen, nur die Nase pudern und ein bisschen Lippenstift auftragen. In den meisten Fällen reicht das aus.
Absage Sollte bei allen Einladungen (siehe dort) sofort erfolgen. Besonders dann, wenn man sich ausrechnen kann, dass die Gastgeber die Zahl der Gäste für die Vorbereitungen und Besorgungen wissen müssen. Ist bei gedruckten Einladungen eine Telefonnummer angegeben, kann man telefonisch absagen. Findet sich keine, so wird erwartet, dass man schriftlich zu- oder absagt.
Korrekterweise sollte eine Absage im letzten Moment zumindest am Tag vor dem Fest stattfinden, außer es wird jemand plötzlich krank oder der Gast hat einen Beruf, der ihn oder sie ohne Vorwarnung zeitlich beansprucht. Das weiß dann aber auch der Gastgeber und hat dieses Risiko mit einkalkuliert.
Ohne Absage nicht zu erscheinen oder trotz der Absage doch zu erscheinen, ohne einen Ton zu sagen, ist grob unhöflich.
Abschied Da man weiß, wann Feste und Einladungen üblicherweise enden, soll man sich in etwa an diese Stunde halten, es sei denn, der Gastgeber fordert die Gäste ausdrücklich und ehrlich dazu auf, noch länger zu bleiben.
Allgemein verabschiedet man sich nicht, bevor der oder die Ehrengäste gegangen sind.
Jeder Gast verabschiedet sich von seinem Gastgeber. Ausnahme: berufliche Termine, die den Gast zu einem ungewöhnlich frühen Aufbruch zwingen. Davon unterrichtet er vorher den Gastgeber und kann dann unauffällig verschwinden.
Ist die Gesellschaft sehr groß, braucht sich der Gast nicht von allen übrigen Gästen einzeln zu verabschieden. Bei einer Gruppe von vier oder sechs Eingeladenen, die um einen Tisch zusammen sitzen, sähe es freilich sonderbar aus, wenn sich jemand stumm entfernte.
Zum Abschied gibt es ein Händeschütteln zwischen Gastgeber und Gast. Zwischen Gast und Gästen genügen Lächeln und Verneigung, es sei denn, es ist eine Gesellschaft von gewohnheitsmäßigen Händeschüttlern zusammen.
Ist der Gastgeber mit mehreren Gästen in die Garderobe gegangen, so verabschiedet sich jeder Gast zuerst beim Gastgeber oder den Gastgebern und dann erst bei den übrigen Gästen.
Wer bringt die Gäste an die Tür und öffnet die Haus- oder Wohnungstür? Das wird in den meisten Gegenden vom Gastgeber erwartet. Wenn es sich bei den Gastgebern um ein Ehepaar handelt, so verrichtet der Hausherr den Türdienst, empfängt und verabschiedet die Gäste und öffnet die Haustür. Die Hausfrau bleibt im Zimmer und unterhält sich mit den übrigen Gästen. Das ist die allgemeine Regel. Es spricht jedoch nichts dagegen, dass die Hausfrau mit zur Tür geht oder die Gäste allein zur Tür führt, weil der Mann gerade in ein Gespräch vertieft ist oder eine Flasche aufmacht oder weil es sich um ihre eigenen besten Freunde handelt.
Ist der Gastgeber eine allein stehende Frau, so fällt ihr ohnehin automatisch die Aufgabe des Hausherrn zu.
Einzige Ausnahme: Sie hilft männlichen Gästen nicht aus dem Mantel und in den Mantel hinein - es sei denn, es handelt sich um einen alten, ehrwürdigen Herrn oder jemanden, der sich hemmungslos in seinen Ärmeln verheddert hat. Siehe auch: Ende des Festes.
Adel Die Adelsanreden sind durch das deutsche Namensrecht etwas missverständlich geworden, im Prinzip gehört das Adelsprädikat zum Namen. Wenn man jedoch den Grafen Dracula mit Otto Normalverbraucher gleichsetzt, werden logischerweise Herr Normalverbraucher und Herr Graf Dracula draus. "Herr Graf" ist aber die traditionelle Anrede des Volkes und der Dienerschaft gewesen. "Will der Herr Graf ein Tänzchen wagen ...", singt Mozarts Figaro. So hat merkwürdigerweise der Bürokratismus der Demokratie Grafen samt alle anderen Adeligen verbal so aufgewertet, dass sie wieder wie vor der Französischen Revolution dastehen.
Manche sagen milde, wenn es ihnen zu viel Herr Graf hin und Herr Graf her ist: "Mein Lieber, Sie sind doch nicht mein Kutscher!" Aber viele Mitbürger lassen sich den Herrn Grafen und die Frau Gräfin nicht nehmen.
Oder sie sagen, weil sie nicht genau wissen, was sie sagen sollen, oder weil ihnen als guten Republikanern der Graf nicht über die Lippen geht: "Herr von Dracula."
Beides ist falsch. Ein Graf ist ein Graf. Ein Prinz ist ein Prinz, und wenn man von ihnen spricht oder sie anredet, so sagt man: "Guten Tag, Graf Dracula!" oder "Prinz Hohenlohe" und so weiter.
Das Prädikat "von" steht dagegen den Baronen und Freiherrn zu. Und da hat man die Wahl. Man kann einen Baron mit "Guten Abend, Baron!" anreden oder "Guten Abend, Herr von Sowieso!"
Nur die Freiherrn müssen damit zufrieden sein, dass sie es sind. Ihr Titel taucht wohl in der Briefanrede und bei allem Gedruckten auf, niemals aber in der Anrede. Da ist der Freiherr von Heereman ein "Herr von Heereman".
Des Freiherrn Frau ist die Freifrau. Ihre Tochter die Freiin.
Freiherrn und Barone sind eigentlich dasselbe, nur hat es sich bei manchen Familien schon seit Jahrhunderten eingebürgert, den französischen Titel zu benutzen. Diese Gewohnheit hat den scheinbaren Unterschied entstehen lassen. Also: Wenn man einen Freiherrn mit "Baron" und einen Baron mit "Herr von Normalverbraucher" anredet, ist es nicht gerade falsch.
Die Frau des Barons ist die Baronin, die Tochter Baronesse, aber das ist ein ebenso altmodisch gewordenes Wort wie die Comtesse.
Den Edlen von Sowieso spricht man ebenso "Herr von Sowieso" an, wie man zum Freiherrn vom Stein "Herr von Stein" sagt.
Die Frau des Grafen ist die Gräfin. Die unverheiratete Grafentochter wurde früher Comtesse genannt und so angeredet. Das ist aus der Mode gekommen, aber wenn einem das Wort gefällt, kann man ein siebenjähriges Grafenkind gern als Comtesse anreden und bei der Siebzehnjährigen das "Comtesschen" wie ein liebevoll-spöttisches Zitat verwenden.
Für alle Stufen des Adels gilt: Die devote Form "Herr Baron", "Frau Baronin", "Herr Graf" und so weiter wird nur benutzt, wenn die betreffenden Herrschaften sehr alt und man selber sehr jung ist oder sich beruflich erst am Anfang der Stufenleiter befindet, auf deren Spitze die Adelsleute schweben.
Die Anrede "Baron", "Baronin", "Graf" und "Gräfin", also Titel allein, benutzen Gleichrangige, Gleichaltrige, gute Bekannte und Berufskollegen.
"Graf Dracula" und so weiter, also Titel und Nachnamen - das ist die neutralste und üblichste Form im täglichen Umgang.
"Graf Karl" oder "Comtess Mizzi", also Titel und Vorname, ist unter Freunden und Verwandten üblich.
Handelt es sich um Reichsgrafen, Burggrafen oder Ähnliches, so tauchen auch diese Titel nicht in der Anrede auf. Der Betreffende ist ein schlichter Graf Sowieso.
Wo liegt die goldene Mitte? Das muss jeder entscheiden, aber das kann nur jeder für sich entscheiden, wenn er weiß, welche Möglichkeiten zur Wahl stehen. Und die rechte Wahl kann nur treffen, wer über Sachkenntnis verfügt. Das gilt auch (und erst recht) für eine so schillernde Sache wie das Benehmen.
Deshalb lädt dieses Buch nicht nur zum Nachschlagen ein, sondern auch zum Blättern, Vergleichen, zu Schmunzeln und Empörung, zum Nachdenken über unseren Umgang miteinander.
Sicher ist nur zweierlei: erstens - Drill ist out. Und zweitens - Benehmen ist kein Zustand, sondern wandelt sich mit uns und unseren Bedürfnissen. Das muss man akzeptieren, muss man nehmen und lassen.
Tadelloses Benehmen kann unsere Welt nicht retten, vor gar nichts. Aber es kann uns derweil das Leben erträglicher machen, in Sternstunden sogar schön.
Abendanzug siehe: Abendkleid, Frack, Smoking.
Abendessen Die Einladung zum Abendessen stellt die demokratische Form des Diners dar. Früher sagte man "zwangloses Abendessen" dazu. Heute ist es die allgemein übliche, die Grundform der Abendeinladung geworden.
Zwanglos bedeutet im Gegensatz zum Diner: keine Gesellschaftskleidung (wobei es aber natürlich jedem freisteht, ein Fest mit Smoking und Abendkleid daraus zu machen); kein Personal (aber man kann sich natürlich von einem Freund, einer Tochter, einer Servierhilfe zur Hand gehen lassen); kein offiziell in Weiß gedeckter Tisch mit Damast (aber man kann selbstverständlich mit so viel Staatsgeschirr, Silberleuchtern und Rosen prunken, wie man mag); keine Tischordnung (aber man kann sehr wohl die Großmutter auf den Ehrenplatz zwischen Gastgeber und besten Freund und den Chef auf den würdigen Platz neben der Hausfrau setzen).
Das bedeutet alles in allem: Unser heutiges Abendessen spielt mit den alten Regeln, variiert sie immer wieder, lehnt sich an, leiht sich aus, ergänzt und kontrastiert. Diese freie Form ist gut, solange sie der Gefahr entgeht, das alte Reglement auf kleinkarierte Art und Weise ernst zu nehmen. Denn: Der äußere Ablauf ist natürlich geblieben.
Ob nun für 18 oder 21 Uhr eingeladen wird - man muss genauso wie beim Diner pünktlich erscheinen, weil sonst das Essen verschmurgelt, und man sollte nicht länger bleiben als in dem betreffenden Freundeskreis üblich ist.
Eingeladen wird zwei bis drei Wochen vorher schriftlich oder mündlich. Die Antwort muss sofort erfolgen und bindend sein, denn auch der Gastgeber von heute muss wissen, wer von den Geladenen wirklich kommt und für wie viele zu planen und zu kochen ist.
Vier bis sechs Personen sind die ideale Gästezahl. Für sie kann ein Gastgeber selber kochen, und ihnen kann man nach englischem Service das Essen auf den Tisch stellen, ohne reihum gehen und es anbieten zu müssen.
Was man trägt, richtet sich nach der getroffenen Vereinbarung und lokaler Sitte.
Was die Dauer angeht, so sollten die Gäste daran denken, dass die Gastgeber noch die Arbeit des früheren Personals zu verrichten haben und vermutlich am folgenden Tag wieder ins Büro und an die Arbeit in der Familie müssen. Es ist also höflich, vor 24 Uhr aufzubrechen.
Auf Seite 118 lesen Sie, dass man bei allen nicht offiziellen Gastlichkeiten statt Blumen auch ein Gastgeschenk mitbringen kann.
Man bedankt sich wie nach einem Diner, aber auf jeden Fall, weil in diesem Fall der Gastgeber ganz besonders viel Arbeit gehabt hat, siehe auch: Diner und Pünktlichkeit.
Abendkleid, großes Korrekt genommen eine festliche, dekolletierte lange Robe, zu der die Dame Schmuck trägt, den schönsten oder echtesten, den sie besitzt, und in dessen Glanz sie zu einem Herrn gehört, der in den Frack gestiegen ist. Denn nach der patriarchalischen Gesellschaftsordnung, die noch den meisten unserer Benehmensregeln zugrunde liegt, gibt der Herr mit seinem Gewand den Ton an. Trägt er Frack, so bedeutet das für die Dame: Abendkleid. Wann die Herren Fräcke tragen? Schlagen Sie bitte unter Frack nach.
Nun tragen die Herren den Frack so ungern, dass sie lieber auf den Smoking ausweichen oder auf den dunklen Anzug (siehe dort). Parallel dazu hat das so genannte große Abendkleid etwas lässigere Formen angenommen. Understatement ist in dem Maße beliebt geworden, in dem Frauen berufstätig sind und weder Zeit noch Lust zu übertriebener Festverkleidung haben.
Das heißt: Das große Abendkleid bedeutet nicht mehr Strass, Tüll und Korsagen, es besteht oft aus langem Rock, Bluse und Abendblazer oder aus einem Hosenanzug und in Zeiten von Minimoden aus etwas Badeanzugähnlichem. Es muss auf jeden Fall im Fluggepäck mitreisen können, ohne dass Bügelprobleme entstehen; man muss darin selbst Auto fahren oder in die Straßenbahn steigen können.
Doch wenn es auch üblich geworden ist, ein langes Kleid zu tragen, wenn der Partner - im streng formellen Sinn - nur einen dunklen Anzug trägt, so gibt es für die Dame ein paar Regeln für den Umgang mit Abendkleidern, die man berücksichtigen sollte:
Zum langen Kleid gehört kein normaler halblanger Mantel, auch nicht, wenn er aus Nerz besteht. Man hat die Wahl zwischen einer Jacke oder einem bodenlangen Mantel. Oder einem wie auch immer gearteten Tuch. Ältere Damen mögen immer noch gern eine Pelzstola.
Dekoleté trägt man, wenn man in einer konservativen Gesellschaft lebt, nie am helllichten Tag und nicht in der Kirche. Wenn man also zu einer Hochzeit, die ja nie abends stattfindet, eingeladen ist, so braucht man eine Abendjacke oder eine Jacke aus dem gleichen Stoff wie das Abendkleid, die man später ausziehen kann. Im Übrigen gibt der Spiegel Antwort darauf, ob und wie tief das Dekoleté getragen werden kann.
Abendjacken, Stolen oder Capes gehören zum Kleid, werden also nicht in der Garderobe abgelegt, sondern nur lässig über die Stuhllehne drapiert.
Abendkleid, kleines Man kann auch Gesellschaftskleid oder Cocktailkleid dazu sagen. Die Grenzen sind ohnehin fließend geworden, sodass man nur bestätigen kann: Wer zu einer Gesellschaft oder zu einem Abendessen oder zu einem Empfang oder Cocktail - alles nach 18 Uhr - eingeladen ist, der kann als weibliches Wesen kommen, wie es gefällt. Die Männer tun es auch.
Da trotz dieser Freiheit, die für Frauen je nach Mode erheblicher als für Männer ist, gerade Frauen darunter leiden, bei einer Gesellschaft falsch angezogen zu sein - in diesem Fall: vollkommen anders als der Durchschnitt der anderen weiblichen Gäste -, empfiehlt es sich, bei den Gastgebern vorher zu fragen, wie man erscheinen kann.
Das ist besonders dann ratsam, wenn man als Gast fremd in einen Freundeskreis kommt oder wenn man in eine andere Stadt eingeladen wird. Ist man es zum Beispiel gewohnt, zu allen Einladungen nach 18 Uhr in Lang zu erscheinen, kann man sich in einer Jeans-Gesellschaft deplatziert vorkommen, während man in einer Stadt, in der nach wie vor das kleine Schwarze mit Schmuck, Hut und allem Drum und Dran angesagt ist, in einem lässigen Hemdblusenkleid genauso falsch am Platze wirkt.
Im Übrigen: Dies alles gilt für Normalverbraucherinnen mit durchschnittlich ausgeprägtem Selbstgefühl. Wer sich mit seiner Abendhülle nicht schmücken oder bekleiden, sondern den Rest der Gäste schocken und Aufmerksamkeit erringen will, hat stets dazu Gelegenheit und braucht keine Regeln, sondern nur eine lebhafte Fantasie.
Abend-Make-up Wer groß ausgeht, möchte schön aussehen. Wer momentan schön ist, bestimmt in hohem Maße die Kosmetikindustrie. Wer also schön aussehen will, greift zu Make-up und Maskara, Lidschatten und Aufhellern, Goldpuder und was grade sonst noch in ist.
Die Hauptsache beim Abend-Make-up: Es muss "hitzefest" sein. In allen Sälen, Bars und Restaurants heizen die Menschen, Lampen und Klimaanlagen wie nicht gescheit, und wenn auch die Luft trocken ist, so macht sie doch der Dunst erhitzter Leute schnell zur Sauna.
Wer sich Fotos von Bällen und Empfängen in Illustrierten und im Fernsehen anschaut, kann verfolgen, wie diese Hitze die Wangen erglänzen lässt - vom "abgegessenen" Lippenstift und der verschwitzten Augenfarbe ganz zu schweigen.
Was tun? Auf jeden Fall weniger, und so viel man auch aufs Gesicht bringt:
Erstens: sich immer bei gnadenlos grellem Licht vor einem großen Spiegel schminken, der zumindest den Oberkörper wiedergibt, sodass man sieht, ob das Gemälde aus dem Gesamtbild der Erscheinung herausknallt oder Harmonie herrscht zwischen geschminkten und ungeschminkten Partien.
Zweitens: Hals, Dekoleté und Handrücken nicht vergessen.
Drittens: Alles vorher unter den verschärften klimatischen Bedingungen einer Galanacht ausprobieren und verbessern.
Viertens: Daran denken, je älter ein Gesicht, desto mehr betonen zerlaufende Farben Falten und Runzeln.
Fünftens: Lieber vor der großen Nacht geruhsam vorschlafen, nur die Nase pudern und ein bisschen Lippenstift auftragen. In den meisten Fällen reicht das aus.
Absage Sollte bei allen Einladungen (siehe dort) sofort erfolgen. Besonders dann, wenn man sich ausrechnen kann, dass die Gastgeber die Zahl der Gäste für die Vorbereitungen und Besorgungen wissen müssen. Ist bei gedruckten Einladungen eine Telefonnummer angegeben, kann man telefonisch absagen. Findet sich keine, so wird erwartet, dass man schriftlich zu- oder absagt.
Korrekterweise sollte eine Absage im letzten Moment zumindest am Tag vor dem Fest stattfinden, außer es wird jemand plötzlich krank oder der Gast hat einen Beruf, der ihn oder sie ohne Vorwarnung zeitlich beansprucht. Das weiß dann aber auch der Gastgeber und hat dieses Risiko mit einkalkuliert.
Ohne Absage nicht zu erscheinen oder trotz der Absage doch zu erscheinen, ohne einen Ton zu sagen, ist grob unhöflich.
Abschied Da man weiß, wann Feste und Einladungen üblicherweise enden, soll man sich in etwa an diese Stunde halten, es sei denn, der Gastgeber fordert die Gäste ausdrücklich und ehrlich dazu auf, noch länger zu bleiben.
Allgemein verabschiedet man sich nicht, bevor der oder die Ehrengäste gegangen sind.
Jeder Gast verabschiedet sich von seinem Gastgeber. Ausnahme: berufliche Termine, die den Gast zu einem ungewöhnlich frühen Aufbruch zwingen. Davon unterrichtet er vorher den Gastgeber und kann dann unauffällig verschwinden.
Ist die Gesellschaft sehr groß, braucht sich der Gast nicht von allen übrigen Gästen einzeln zu verabschieden. Bei einer Gruppe von vier oder sechs Eingeladenen, die um einen Tisch zusammen sitzen, sähe es freilich sonderbar aus, wenn sich jemand stumm entfernte.
Zum Abschied gibt es ein Händeschütteln zwischen Gastgeber und Gast. Zwischen Gast und Gästen genügen Lächeln und Verneigung, es sei denn, es ist eine Gesellschaft von gewohnheitsmäßigen Händeschüttlern zusammen.
Ist der Gastgeber mit mehreren Gästen in die Garderobe gegangen, so verabschiedet sich jeder Gast zuerst beim Gastgeber oder den Gastgebern und dann erst bei den übrigen Gästen.
Wer bringt die Gäste an die Tür und öffnet die Haus- oder Wohnungstür? Das wird in den meisten Gegenden vom Gastgeber erwartet. Wenn es sich bei den Gastgebern um ein Ehepaar handelt, so verrichtet der Hausherr den Türdienst, empfängt und verabschiedet die Gäste und öffnet die Haustür. Die Hausfrau bleibt im Zimmer und unterhält sich mit den übrigen Gästen. Das ist die allgemeine Regel. Es spricht jedoch nichts dagegen, dass die Hausfrau mit zur Tür geht oder die Gäste allein zur Tür führt, weil der Mann gerade in ein Gespräch vertieft ist oder eine Flasche aufmacht oder weil es sich um ihre eigenen besten Freunde handelt.
Ist der Gastgeber eine allein stehende Frau, so fällt ihr ohnehin automatisch die Aufgabe des Hausherrn zu.
Einzige Ausnahme: Sie hilft männlichen Gästen nicht aus dem Mantel und in den Mantel hinein - es sei denn, es handelt sich um einen alten, ehrwürdigen Herrn oder jemanden, der sich hemmungslos in seinen Ärmeln verheddert hat. Siehe auch: Ende des Festes.
Adel Die Adelsanreden sind durch das deutsche Namensrecht etwas missverständlich geworden, im Prinzip gehört das Adelsprädikat zum Namen. Wenn man jedoch den Grafen Dracula mit Otto Normalverbraucher gleichsetzt, werden logischerweise Herr Normalverbraucher und Herr Graf Dracula draus. "Herr Graf" ist aber die traditionelle Anrede des Volkes und der Dienerschaft gewesen. "Will der Herr Graf ein Tänzchen wagen ...", singt Mozarts Figaro. So hat merkwürdigerweise der Bürokratismus der Demokratie Grafen samt alle anderen Adeligen verbal so aufgewertet, dass sie wieder wie vor der Französischen Revolution dastehen.
Manche sagen milde, wenn es ihnen zu viel Herr Graf hin und Herr Graf her ist: "Mein Lieber, Sie sind doch nicht mein Kutscher!" Aber viele Mitbürger lassen sich den Herrn Grafen und die Frau Gräfin nicht nehmen.
Oder sie sagen, weil sie nicht genau wissen, was sie sagen sollen, oder weil ihnen als guten Republikanern der Graf nicht über die Lippen geht: "Herr von Dracula."
Beides ist falsch. Ein Graf ist ein Graf. Ein Prinz ist ein Prinz, und wenn man von ihnen spricht oder sie anredet, so sagt man: "Guten Tag, Graf Dracula!" oder "Prinz Hohenlohe" und so weiter.
Das Prädikat "von" steht dagegen den Baronen und Freiherrn zu. Und da hat man die Wahl. Man kann einen Baron mit "Guten Abend, Baron!" anreden oder "Guten Abend, Herr von Sowieso!"
Nur die Freiherrn müssen damit zufrieden sein, dass sie es sind. Ihr Titel taucht wohl in der Briefanrede und bei allem Gedruckten auf, niemals aber in der Anrede. Da ist der Freiherr von Heereman ein "Herr von Heereman".
Des Freiherrn Frau ist die Freifrau. Ihre Tochter die Freiin.
Freiherrn und Barone sind eigentlich dasselbe, nur hat es sich bei manchen Familien schon seit Jahrhunderten eingebürgert, den französischen Titel zu benutzen. Diese Gewohnheit hat den scheinbaren Unterschied entstehen lassen. Also: Wenn man einen Freiherrn mit "Baron" und einen Baron mit "Herr von Normalverbraucher" anredet, ist es nicht gerade falsch.
Die Frau des Barons ist die Baronin, die Tochter Baronesse, aber das ist ein ebenso altmodisch gewordenes Wort wie die Comtesse.
Den Edlen von Sowieso spricht man ebenso "Herr von Sowieso" an, wie man zum Freiherrn vom Stein "Herr von Stein" sagt.
Die Frau des Grafen ist die Gräfin. Die unverheiratete Grafentochter wurde früher Comtesse genannt und so angeredet. Das ist aus der Mode gekommen, aber wenn einem das Wort gefällt, kann man ein siebenjähriges Grafenkind gern als Comtesse anreden und bei der Siebzehnjährigen das "Comtesschen" wie ein liebevoll-spöttisches Zitat verwenden.
Für alle Stufen des Adels gilt: Die devote Form "Herr Baron", "Frau Baronin", "Herr Graf" und so weiter wird nur benutzt, wenn die betreffenden Herrschaften sehr alt und man selber sehr jung ist oder sich beruflich erst am Anfang der Stufenleiter befindet, auf deren Spitze die Adelsleute schweben.
Die Anrede "Baron", "Baronin", "Graf" und "Gräfin", also Titel allein, benutzen Gleichrangige, Gleichaltrige, gute Bekannte und Berufskollegen.
"Graf Dracula" und so weiter, also Titel und Nachnamen - das ist die neutralste und üblichste Form im täglichen Umgang.
"Graf Karl" oder "Comtess Mizzi", also Titel und Vorname, ist unter Freunden und Verwandten üblich.
Handelt es sich um Reichsgrafen, Burggrafen oder Ähnliches, so tauchen auch diese Titel nicht in der Anrede auf. Der Betreffende ist ein schlichter Graf Sowieso.
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Autoren-Porträt von Sybil Gräfin Schönfeldt
Sybil Gräfin Schönfeldt erlebte den Krieg als Heranwachsende und die Nachkriegszeit als Studentin der Germanistik und Kunstgeschichte, 1951 Promotion. Sie heiratete 1957 und bekam zwei Söhne. Heute lebt sie als freie Journalistin für Zeitungen, Zeitschriften, Funk und Fernsehen in Hamburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sybil Gräfin Schönfeldt
- 2004, 1, 287 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Mosaik
- ISBN-10: 3442390672
- ISBN-13: 9783442390670
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