Hallo Wodka, ich bin's, Chelsea
Neues aus dem Tagebuch einer Schlampe. Deutsche Erstausgabe
Die Schlampe schreibt weiter - politisch unkorrekt und schreiend komisch!
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Hallo Wodka, ich bin's, Chelsea “
Die Schlampe schreibt weiter - politisch unkorrekt und schreiend komisch!
Klappentext zu „Hallo Wodka, ich bin's, Chelsea “
Die Schlampe schreibt weiterLetzte sexuelle Tabus (Sex mit einem Rothaarigen!). Erinnerungen an eine frühreife Jugend. Schräge Familiengeschichten: Chelsea Handler hat so einiges zu erzählen. Und so setzt sie nach dem Bestseller "Mein Leben im Liegen" ihre ziemlich komischen und politisch ziemlich inkorrekten Erinnerungen fort. Diese Frau schont dabei nichts und niemanden - am allerwenigsten sich selbst.
"Chelsea Handler schreibt über Sex: direkt, peinlich und ziemlich komisch." ("Freundin" über "Mein Leben im Liegen")
Lese-Probe zu „Hallo Wodka, ich bin's, Chelsea “
Hallo, Wodka, Ich bin’s Chelsea von Chelsea Handler LESEPROBE Chelsea, Übernehmen Sie
Ich war zwölf, als mir meine Brüste wuchsen. Zu meinem großen Entzücken, schließlich waren sie der letzte Puzzlestein, um endlich mein eigenes Geschäft gründen zu können. Nachdem ich mir meine Eltern ein Jahr davor zur Brust genommen und um genaue Auskünfte über ihre finanzielle Lage gebeten hatte, war mir klar geworden, dass mir zur Verwirklichung des Lebensstils und der ausgedehnten Reisen, die mir vorschwebten, wohl nichts anderes übrig blieb, als mich selbständig zu machen.
«Hört mal zu», eröffnete ich das peinliche Verhör meiner Eltern. «Wie viel Geld habt ihr für meine Bat Mizwa zurückgelegt, falls ich mich entschließen sollte, sie tatsächlich zu begehen? Ist Geld für ein Ferienlager und/oder eine Rundreise durch Europa vorhanden? Und, nicht zu vergessen, verfüge ich über eine Mitgift?» Meine Eltern saßen vor mir auf dem Sofa in unserem Ferienhaus auf Martha's Vineyard und starrten mich lange Zeit wortlos an, bevor sie zu einer Antwort ansetzten. Mein Vater nahm seine Brille ah und starrte mich weiter an, während ich mit den Grundurkunden unserer beiden Häuser in den Händen vor ihnen stand.
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Dass wir ein Ferienhaus auf Martha's Vineyard unser Eigen nannten, verleitete die meisten Leute zu der Annahme, wir seien schwerreich, obwohl dies keineswegs der Fall war. Anfang der Siebziger hatte mein Vater die beste Geschäftsentscheidung seines gesamten Lebens getroffen und für lumpige 28 000 Dollar zehn Morgen Land auf dem Vineyard erstanden. Während die Grundstückspreise auf der Insel seither ins Astronomische gestiegen sind, ging es mit den Finanzstrategien meines Vaters umgekehrt rapide bergab.
Wir besaßen also ein hübsches Eigenheim am Stadtrand und ein Ferienhaus auf Martha's Vineyard, aber kein Geld. Da meine fünf älteren Geschwister sich alle entschieden hatten, das College als notwendiges Übel zu betrachten, hatte mein Vater für mich noch welliger Geld übrig. Nacht für Nacht lag ich wach und betete, dass keiner von ihnen auf die Idee kam, eine ernsthafte Beziehung einzugehen, die möglicherweise zu einer kostspieligen Hochzeit führen könnte, nach der auch noch die letzten Rücklagen auf dem Sparbuch meines Vaters aufgezehrt wären — falls er überhaupt ein Sparbuch besaß.
Als mein älterer Bruder Greg eines Nachmittags das Wort «Master-Studiengang» fallenließ, hätte ich beinahe einen Anfall bekommen. Meine älteste Schwester Sidney ließ es mir gegenüber nicht an Ermahnungen fehlen, mich in der Schule tüchtig anzustrengen, um später ein Stipendium am College meiner Wahl zu ergattern. Womöglich ein ganz vernünftiger Rat für andere Jugendliche, aber nicht für mich, denn ein Studium vertrug sich nicht mit meinen Zukunftsplänen: Ich gedachte, später einmal Hausfrau zu werden.
«Eine Mitgift?», wiederholte mein Vater, während er meine Mutter ansah. «Nein, über eine Mitgift verfügst du nicht.»
«Und, wie genau sieht der Plan aus?», fragte ich die beiden.
«Welchen Plan meinst du?», fragte mein Vater.
«Wir werden eins der beiden Häuser verkaufen müssen», erklärte ich ihnen. «Für das Haus auf Martha Vineyard könnten wir nach meiner Schätzung über eine Million Dollar bekommen. Ich habe schon mit einem Immobilienmakler gesprochen.»
«Warum sollten wir das Haus verkaufen, Chelsea?», fragte meine Mutter.
«Weil sonst alles hinten und vorne nicht aufgeht», gab ich zurück. «Erstens würde ich im Herbst gerne nach Europa reisen, von Aruba, Jamaica und den Bahamas ganz zu schweigen. Zweitens, falls ich meine Bat Mizwa begehe, könnt ihr verflucht nochmal einen darauf lassen, dass die Feier nicht in einem Holiday Inn stattfindet! Und drittens, wir müssen wirklich mal über meine Garderobe reden.»
«Du bist schon ein Früchtchen, weißt du das?», sagte mein Vater, stand auf und ging aus dem Zimmer.
«Chelsea, drück dich bitte nicht so ordinär aus», rügte meine Mutter. «Das wirft kein gutes Licht auf dich. Konzentriere dich lieber auf die wichtigen Dinge im Leben, dann kommst du eines Tages dahinter, dass sich nicht immer alles nur um Geld dreht.»
Dunkel geahnt hatte ich es ja schon lange, aber von da an stand für mich fest, dass meine Eltern und ich nicht vom selben Stern waren. Nicht mal aus derselben Galaxie. Sie hatten keine Ahnung, wie demütigend es für mich war, in einer halb jüdischen, halb italienischen Nachbarschaft zu leben, wo die Familien aller anderen Kinder große, kostspielige Bar und Bat Mizwa-Feiern in Nobelhotels wie dem Hilton, dem Hyatt Regency und dem Manor planten. Als ich meine Eltern fragte, wo wir meine feiern würden, hieß es nur «im Garten», worauf ich mir beide Ohren zuhielt und lautes Indianergeheul anstimmte. Und sie hatten auch keine Ahnung, wie es war, all meine Freundinnen in ihren neuen Designerklamotten herumstolzieren zu sehen, während ich die alten Lee-Jeans meiner Schwester Sloane auftragen musste, die doppelt so dick war wie ich. «Lockere Passweite» war da noch eine Untertreibung. (…)
Nachdem ich die beiden neuen Accessoires an meinem Oberkörper im Spiegel eingehend betrachtet hatte, kam ich zu der Einschätzung, dass ich damit locker für zwanzig durchgehen konnte. Meine Schwester Sloane zeigte mir einen Vogel und meinte, dass man mich höchstens auf fünfzehn schätzen würde. Während ich dastand und meine Brüste umfasste, überlegte ich mir, dass ich diese beachtlichen Schätze vorläufig wohl am besten unter Verschluss halten sollte, während ich sie besser kennenlernte, und entschied mich für die Babysitter-Option. Ich würde mich, beschloss ich, für sechzehn ausgeben.
Nach unserer Ankunft auf Martha's Vineyard nahm ich mir das Telefonbuch vor und rief jedes einzelne Hotel und jede Ferienhausvermietung auf der Insel an. Ich hinterließ meine Telefonnummer und bat sie, Gäste, die Bedarf an Kinderbetreuung hatten, an mich weiterzuverweisen. Das nächste Problem war, wo ich das Einkommen horten sollte, das ich erzielen würde. Ich sprang auf mein Rad und fuhr zum Eisenwarenladen, wo ich mir einen kleinen Tresor kaufte.
«Kein Mensch wird dich zurückrufen», höhnte Sloanc. «Das ist eine dämliche Idee, und du wirst damit kein Geld verdienen. Einen Tresor wirst du jedenfalls nicht brauchen.»
Innerhalb der ersten Woche erhielt ich zehn Anrufe.
Am Ende meiner zweiten Woche auf dem Vineyard war jeder Abend der kommenden zwei Wochen ausgebucht. Ich konnte kaum fassen, was für ein Genie ich war. Jeden Tag, jeden Abend hatte ich unterschiedliche Kunden, das Geschäft brummte. Es lief einfach traumhaft, und schon bald bettelte meine Schwester Sloane darum, ebenfalls einsteigen zu dürfen. Ich überließ ihr nur dann Kunden, wenn ich überbucht war, und bestand darauf, dass sie mir zwei Dollar Kommission pro Stunde zahlte. Natürlich protestierte sie dagegen, aber davon ließ ich mich nicht erweichen. Bloß weil sie meine Schwester war, konnte ich ihr keine Vorzugsbehandlung einräumen. «Was sollen denn meine anderen Angestellten denken?», fragte ich Sloane.
«Du hast keine anderen Angestellten», wandte sie ein.
«Darum geht's nicht», konterte ich.
Bis Mitte Juli hatte ich siebenhundert Dollar angespart. Meine Dienste sprachen sich herum wie ein Lauffeuer, und es machte mir sogar Spaß. Ich hatte ein paar Stammkunden, die den ganzen Sommer auf der Insel verbrachten, doch die meisten meiner Kunden waren nur für einige Tage oder eine Woche vor Ort. Die meisten Kinder waren ziemlich brav, und die weniger braven schickte ich einfach zu Bett, sobald ihre Eltern das Haus verlassen hatten. Am liebsten waren mir Säuglinge, weil die noch nicht sprechen und ihren Eltern verraten konnten, dass ich den halben Abend über mit meiner besten Freundin Jodi in New Jersey telefoniert und die restliche Zeit über ihre persönlichen Sachen durchstöbert hatte.
Mit besonders anstrengenden Kindern spielte ich Verstecken. Während sie sich versteckten, schmierte ich mir in der Küche in aller Ruhe ein Brot oder bereitete mir einen leckeren Eisbecher zu.
Eines Tages rief mich eine Frau namens Susan an, die ein Haus im Ort gemietet hatte. Sie hatte zwei Söhne im Alter von sieben und vierzehn Jahren.
«Vierzehn?», fragte ich. Wer heuerte denn für einen Vierzehnjährigen einen Babysitter an? War er womöglich geistig behindert? «Ist er geistig behindert?», fragte ich.
«Nein, ist er nicht», antwortete die Frau. «Er ist nur ein wenig hyperaktiv, aber ansonsten ein braver Junge. Es geht mehr darum, noch jemand anderen dabeizuhaben, der sich um meinen jüngsten kümmert, Kyle.»
«Aha», sagte ich, biss von dem Apfel in meiner Hand ab und legte meine Füße aufs Sofa. «Nun, für zwei Kinder berechne ich zehn Dollar die Stunde.»
Das klinge vernünftig, antwortete sie, und wir vereinbarten eine Uhrzeit für den kommenden Abend.
«Wer war das?», fragte Sloane, als ich aufgelegt hatte. «Eine Kundin», sagte ich. «Ich muss morgen einen Vierzehnjährigen babysitten.»
«Du kannst keinen Vierzehnjährigen babysitten», stellte Sloane klar.
«Wieso nicht?»
«Weil du zwölf bist, deswegen!»
«Die wissen ja nicht, wie alt ich bin», sagte ich, während ich den Rest des Apfels verputzte und meine neue Kundin in meinen Terminkalender eintrug.
«Chelsea, du kannst nicht für jemanden den Babysitter spielen, der zwei Jahre älter ist als du.»
«Mädchen werden schneller erwachsen als Jungen», gab ich zurück. «Das wird schon klappen.»
Am Abend darauf setzte mich mein Vater vor Susans Haus ab. Meine Arbeitsethik und mein Geschäftssinn imponierten ihm. «Du stellst hier wirklich ein starkes Selbstbewusstsein unter Beweis, Chels. Ich bin stolz auf dich.»
«Danke, Paps», sagte ich beim Aussteigen. «Falls du mal ein Darlehen brauchst, können wir uns bestimmt auf einen maßvollen Zinssatz einigen.»
Ich stieg die Treppe hoch und lugte durch die Fliegengittertür. «Hallo», rief ich. Susan kam mit ihrem Siebenjährigen auf der Hüfte zur Tür geeilt.
«Oh, Chelsea, wie schön, dich kennenzulernen.» Sie machte einen abgehetzten, vollkommen labilen Eindruck. «Das ist Kyle», stellte sie mir in Baby-Singsang-Stimme ihren Sohn vor, den sie wie ein kleines Känguru an sich drückte. «Möchtest du Chelsea nicht hallo sagen?», fragte sie, während sie ihm den Schnuller aus dem siebenjährigen Mund nahm.
«Hallo», sagte er schüchtern und verbarg dann das Gesicht an Susans Schulter.
«Gehen wir rein, dann lernst du James kennen.»
James war ihr Vierzehnjähriger, und ich rechnete halb damit, ihn in einer Wiege vorzufinden, aber er saß auf dem Wohnzünmerboden und spielte Nintendo. Ich musterte ihn rasch und schätzte, dass wir ungefähr gleich groß waren, wobei er allerdings etwas muskulöser war als ich, was ihm, sollte es zu einem Kräftemessen kommen, einen Vorteil sichern würde. (…)
© Rowohlt Verlag
Übersetzung: Ulrike Thiesmeyer
Wir besaßen also ein hübsches Eigenheim am Stadtrand und ein Ferienhaus auf Martha's Vineyard, aber kein Geld. Da meine fünf älteren Geschwister sich alle entschieden hatten, das College als notwendiges Übel zu betrachten, hatte mein Vater für mich noch welliger Geld übrig. Nacht für Nacht lag ich wach und betete, dass keiner von ihnen auf die Idee kam, eine ernsthafte Beziehung einzugehen, die möglicherweise zu einer kostspieligen Hochzeit führen könnte, nach der auch noch die letzten Rücklagen auf dem Sparbuch meines Vaters aufgezehrt wären — falls er überhaupt ein Sparbuch besaß.
Als mein älterer Bruder Greg eines Nachmittags das Wort «Master-Studiengang» fallenließ, hätte ich beinahe einen Anfall bekommen. Meine älteste Schwester Sidney ließ es mir gegenüber nicht an Ermahnungen fehlen, mich in der Schule tüchtig anzustrengen, um später ein Stipendium am College meiner Wahl zu ergattern. Womöglich ein ganz vernünftiger Rat für andere Jugendliche, aber nicht für mich, denn ein Studium vertrug sich nicht mit meinen Zukunftsplänen: Ich gedachte, später einmal Hausfrau zu werden.
«Eine Mitgift?», wiederholte mein Vater, während er meine Mutter ansah. «Nein, über eine Mitgift verfügst du nicht.»
«Und, wie genau sieht der Plan aus?», fragte ich die beiden.
«Welchen Plan meinst du?», fragte mein Vater.
«Wir werden eins der beiden Häuser verkaufen müssen», erklärte ich ihnen. «Für das Haus auf Martha Vineyard könnten wir nach meiner Schätzung über eine Million Dollar bekommen. Ich habe schon mit einem Immobilienmakler gesprochen.»
«Warum sollten wir das Haus verkaufen, Chelsea?», fragte meine Mutter.
«Weil sonst alles hinten und vorne nicht aufgeht», gab ich zurück. «Erstens würde ich im Herbst gerne nach Europa reisen, von Aruba, Jamaica und den Bahamas ganz zu schweigen. Zweitens, falls ich meine Bat Mizwa begehe, könnt ihr verflucht nochmal einen darauf lassen, dass die Feier nicht in einem Holiday Inn stattfindet! Und drittens, wir müssen wirklich mal über meine Garderobe reden.»
«Du bist schon ein Früchtchen, weißt du das?», sagte mein Vater, stand auf und ging aus dem Zimmer.
«Chelsea, drück dich bitte nicht so ordinär aus», rügte meine Mutter. «Das wirft kein gutes Licht auf dich. Konzentriere dich lieber auf die wichtigen Dinge im Leben, dann kommst du eines Tages dahinter, dass sich nicht immer alles nur um Geld dreht.»
Dunkel geahnt hatte ich es ja schon lange, aber von da an stand für mich fest, dass meine Eltern und ich nicht vom selben Stern waren. Nicht mal aus derselben Galaxie. Sie hatten keine Ahnung, wie demütigend es für mich war, in einer halb jüdischen, halb italienischen Nachbarschaft zu leben, wo die Familien aller anderen Kinder große, kostspielige Bar und Bat Mizwa-Feiern in Nobelhotels wie dem Hilton, dem Hyatt Regency und dem Manor planten. Als ich meine Eltern fragte, wo wir meine feiern würden, hieß es nur «im Garten», worauf ich mir beide Ohren zuhielt und lautes Indianergeheul anstimmte. Und sie hatten auch keine Ahnung, wie es war, all meine Freundinnen in ihren neuen Designerklamotten herumstolzieren zu sehen, während ich die alten Lee-Jeans meiner Schwester Sloane auftragen musste, die doppelt so dick war wie ich. «Lockere Passweite» war da noch eine Untertreibung. (…)
Nachdem ich die beiden neuen Accessoires an meinem Oberkörper im Spiegel eingehend betrachtet hatte, kam ich zu der Einschätzung, dass ich damit locker für zwanzig durchgehen konnte. Meine Schwester Sloane zeigte mir einen Vogel und meinte, dass man mich höchstens auf fünfzehn schätzen würde. Während ich dastand und meine Brüste umfasste, überlegte ich mir, dass ich diese beachtlichen Schätze vorläufig wohl am besten unter Verschluss halten sollte, während ich sie besser kennenlernte, und entschied mich für die Babysitter-Option. Ich würde mich, beschloss ich, für sechzehn ausgeben.
Nach unserer Ankunft auf Martha's Vineyard nahm ich mir das Telefonbuch vor und rief jedes einzelne Hotel und jede Ferienhausvermietung auf der Insel an. Ich hinterließ meine Telefonnummer und bat sie, Gäste, die Bedarf an Kinderbetreuung hatten, an mich weiterzuverweisen. Das nächste Problem war, wo ich das Einkommen horten sollte, das ich erzielen würde. Ich sprang auf mein Rad und fuhr zum Eisenwarenladen, wo ich mir einen kleinen Tresor kaufte.
«Kein Mensch wird dich zurückrufen», höhnte Sloanc. «Das ist eine dämliche Idee, und du wirst damit kein Geld verdienen. Einen Tresor wirst du jedenfalls nicht brauchen.»
Innerhalb der ersten Woche erhielt ich zehn Anrufe.
Am Ende meiner zweiten Woche auf dem Vineyard war jeder Abend der kommenden zwei Wochen ausgebucht. Ich konnte kaum fassen, was für ein Genie ich war. Jeden Tag, jeden Abend hatte ich unterschiedliche Kunden, das Geschäft brummte. Es lief einfach traumhaft, und schon bald bettelte meine Schwester Sloane darum, ebenfalls einsteigen zu dürfen. Ich überließ ihr nur dann Kunden, wenn ich überbucht war, und bestand darauf, dass sie mir zwei Dollar Kommission pro Stunde zahlte. Natürlich protestierte sie dagegen, aber davon ließ ich mich nicht erweichen. Bloß weil sie meine Schwester war, konnte ich ihr keine Vorzugsbehandlung einräumen. «Was sollen denn meine anderen Angestellten denken?», fragte ich Sloane.
«Du hast keine anderen Angestellten», wandte sie ein.
«Darum geht's nicht», konterte ich.
Bis Mitte Juli hatte ich siebenhundert Dollar angespart. Meine Dienste sprachen sich herum wie ein Lauffeuer, und es machte mir sogar Spaß. Ich hatte ein paar Stammkunden, die den ganzen Sommer auf der Insel verbrachten, doch die meisten meiner Kunden waren nur für einige Tage oder eine Woche vor Ort. Die meisten Kinder waren ziemlich brav, und die weniger braven schickte ich einfach zu Bett, sobald ihre Eltern das Haus verlassen hatten. Am liebsten waren mir Säuglinge, weil die noch nicht sprechen und ihren Eltern verraten konnten, dass ich den halben Abend über mit meiner besten Freundin Jodi in New Jersey telefoniert und die restliche Zeit über ihre persönlichen Sachen durchstöbert hatte.
Mit besonders anstrengenden Kindern spielte ich Verstecken. Während sie sich versteckten, schmierte ich mir in der Küche in aller Ruhe ein Brot oder bereitete mir einen leckeren Eisbecher zu.
Eines Tages rief mich eine Frau namens Susan an, die ein Haus im Ort gemietet hatte. Sie hatte zwei Söhne im Alter von sieben und vierzehn Jahren.
«Vierzehn?», fragte ich. Wer heuerte denn für einen Vierzehnjährigen einen Babysitter an? War er womöglich geistig behindert? «Ist er geistig behindert?», fragte ich.
«Nein, ist er nicht», antwortete die Frau. «Er ist nur ein wenig hyperaktiv, aber ansonsten ein braver Junge. Es geht mehr darum, noch jemand anderen dabeizuhaben, der sich um meinen jüngsten kümmert, Kyle.»
«Aha», sagte ich, biss von dem Apfel in meiner Hand ab und legte meine Füße aufs Sofa. «Nun, für zwei Kinder berechne ich zehn Dollar die Stunde.»
Das klinge vernünftig, antwortete sie, und wir vereinbarten eine Uhrzeit für den kommenden Abend.
«Wer war das?», fragte Sloane, als ich aufgelegt hatte. «Eine Kundin», sagte ich. «Ich muss morgen einen Vierzehnjährigen babysitten.»
«Du kannst keinen Vierzehnjährigen babysitten», stellte Sloane klar.
«Wieso nicht?»
«Weil du zwölf bist, deswegen!»
«Die wissen ja nicht, wie alt ich bin», sagte ich, während ich den Rest des Apfels verputzte und meine neue Kundin in meinen Terminkalender eintrug.
«Chelsea, du kannst nicht für jemanden den Babysitter spielen, der zwei Jahre älter ist als du.»
«Mädchen werden schneller erwachsen als Jungen», gab ich zurück. «Das wird schon klappen.»
Am Abend darauf setzte mich mein Vater vor Susans Haus ab. Meine Arbeitsethik und mein Geschäftssinn imponierten ihm. «Du stellst hier wirklich ein starkes Selbstbewusstsein unter Beweis, Chels. Ich bin stolz auf dich.»
«Danke, Paps», sagte ich beim Aussteigen. «Falls du mal ein Darlehen brauchst, können wir uns bestimmt auf einen maßvollen Zinssatz einigen.»
Ich stieg die Treppe hoch und lugte durch die Fliegengittertür. «Hallo», rief ich. Susan kam mit ihrem Siebenjährigen auf der Hüfte zur Tür geeilt.
«Oh, Chelsea, wie schön, dich kennenzulernen.» Sie machte einen abgehetzten, vollkommen labilen Eindruck. «Das ist Kyle», stellte sie mir in Baby-Singsang-Stimme ihren Sohn vor, den sie wie ein kleines Känguru an sich drückte. «Möchtest du Chelsea nicht hallo sagen?», fragte sie, während sie ihm den Schnuller aus dem siebenjährigen Mund nahm.
«Hallo», sagte er schüchtern und verbarg dann das Gesicht an Susans Schulter.
«Gehen wir rein, dann lernst du James kennen.»
James war ihr Vierzehnjähriger, und ich rechnete halb damit, ihn in einer Wiege vorzufinden, aber er saß auf dem Wohnzünmerboden und spielte Nintendo. Ich musterte ihn rasch und schätzte, dass wir ungefähr gleich groß waren, wobei er allerdings etwas muskulöser war als ich, was ihm, sollte es zu einem Kräftemessen kommen, einen Vorteil sichern würde. (…)
© Rowohlt Verlag
Übersetzung: Ulrike Thiesmeyer
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Autoren-Porträt von Chelsea Handler
Chelsea Handler entstammt einer jüdisch-mormonischen Familie aus Livingston, New Jersey, und lebt in Los Angeles. Sie ist als Komikerin seit langem sehr erfolgreich, als regelmäßiger Gast in der Late-Night-Show von Jay Leno, in eigenen Comedy-Formaten und seit 2007 mit ihrer eigenen Late-Night Show.
Bibliographische Angaben
- Autor: Chelsea Handler
- 2008, 256 Seiten, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Thiesmeyer, Ulrike
- Übersetzer: Ulrike Thiesmeyer
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499247518
- ISBN-13: 9783499247514
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