Havoc - Verwüstung
Rasante Action, fesselnde Charaktere, ein uraltes Geheimnis - ein absolut packender Mystery-Thriller
Der Bergbauingenieur Philip Mercer sucht in der Zentralafrikanischen Republik nach wertvollen Erzvorkommen, während das Land vom Bürgerkrieg...
Der Bergbauingenieur Philip Mercer sucht in der Zentralafrikanischen Republik nach wertvollen Erzvorkommen, während das Land vom Bürgerkrieg...
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Produktinformationen zu „Havoc - Verwüstung “
Rasante Action, fesselnde Charaktere, ein uraltes Geheimnis - ein absolut packender Mystery-Thriller
Der Bergbauingenieur Philip Mercer sucht in der Zentralafrikanischen Republik nach wertvollen Erzvorkommen, während das Land vom Bürgerkrieg zerrissen wird. Gemeinsam mit der CDC-Ermittlerin Cali Stone gerät er zwischen die Fronten. Zwar können sie knapp entkommen, doch sie stoßen auf ein dreitausend Jahre altes Geheimnis, das bereits früher nichts als Tod brachte. Plötzlich finden sich Mercer und Stone in einem Wettrennen mit skrupellosen Killern um die halbe Welt wieder. Den Gewinner erwartet Macht und Weltruhm - den Verlierer ein einsamer Tod ...
Der Bergbauingenieur Philip Mercer sucht in der Zentralafrikanischen Republik nach wertvollen Erzvorkommen, während das Land vom Bürgerkrieg zerrissen wird. Gemeinsam mit der CDC-Ermittlerin Cali Stone gerät er zwischen die Fronten. Zwar können sie knapp entkommen, doch sie stoßen auf ein dreitausend Jahre altes Geheimnis, das bereits früher nichts als Tod brachte. Plötzlich finden sich Mercer und Stone in einem Wettrennen mit skrupellosen Killern um die halbe Welt wieder. Den Gewinner erwartet Macht und Weltruhm - den Verlierer ein einsamer Tod ...
Klappentext zu „Havoc - Verwüstung “
Rasante Action, fesselnde Charaktere, ein uraltes Geheimnis - ein absolut packender Mystery-ThrillerDer Bergbauingenieur Philip Mercer sucht in der Zentralafrikanischen Republik nach wertvollen Erzvorkommen, während das Land vom Bürgerkrieg zerrissen wird. Gemeinsam mit der CDC-Ermittlerin Cali Stone gerät er zwischen die Fronten. Zwar können sie knapp entkommen, doch sie stoßen auf ein dreitausend Jahre altes Geheimnis, das bereits früher nichts als Tod brachte. Plötzlich finden sich Mercer und Stone in einem Wettrennen mit skrupellosen Killern um die halbe Welt wieder. Den Gewinner erwartet Macht und Weltruhm - den Verlierer ein einsamer Tod ...
Rasante Action, fesselnde Charaktere, ein uraltes Geheimnis - ein absolut packender Mystery-ThrillerDer Bergbauingenieur Philip Mercer sucht in der Zentralafrikanischen Republik nach wertvollen Erzvorkommen, während das Land vom Bürgerkrieg zerrissen wird. Gemeinsam mit der CDC-Ermittlerin Cali Stone gerät er zwischen die Fronten. Zwar können sie knapp entkommen, doch sie stoßen auf ein dreitausend Jahre altes Geheimnis, das bereits früher nichts als Tod brachte. Plötzlich finden sich Mercer und Stone in einem Wettrennen mit skrupellosen Killern um die halbe Welt wieder. Den Gewinner erwartet Macht und Weltruhm - den Verlierer ein einsamer Tod ...
Lese-Probe zu „Havoc - Verwüstung “
Havoc Verwüstung von Jack DuBrul aus dem Englischen von Michael kubiak
Mai 1937
Schon seit drei Tagen ganz allein in seiner kabine, saß der
Wahnsinnige jetzt auf der schmalen koje und schaukelte
leicht vor und zurück. Die augen hatte er starr auf den matten
Glanz des Safes gerichtet, der ihm ganz persönlich gehörte.
Dabei jagte das Fieber abwechselnd Hitzeund
kältewellen
durch seinen körper. von der Passage des mächtigen
luftschiffs über den atlantik bekam er also nichts mit, genauso
wenig vom rhythmus der vier Motoren, die die großen
Propeller antrieben, und auch nichts von dem hervorragenden
Service, den die Mannschaft ihren Passagieren bot - oder
auch nur irgendetwas von dem ständigen Wechsel zwischen
Tag und Nacht. Er musste seine gesamten geistigen Fähigkeiten
einsetzen, um den Safe im Blick zu behalten.
... mehr
Seit dem abfug in Europa hatte er seine kabine immer nur
spät nachts verlassen, um einen der Gemeinschaftswaschräume
aufzusuchen. Bei diesen heimlichen ausfügen war er aber
jedes Mal sofort in seine kabine zurückgefüchtet, sobald er
in seiner Nähe Passagiere hörte - oder auch Mannschaftsmitglieder,
die lediglich ihren Dienst versahen. am ersten abend
der reise und im laufe des darauffolgenden Tages hatte wiederholt
ein Steward an seine Tür geklopft und sich nach seinen
Wünschen erkundigt. Er hatte dann immer gefragt, ob
der Mitreisende Tee oder einen cocktail oder vielleicht ein
paar Salzbrezeln benötige, um seinen Magen zu beruhigen,
falls ihm die Bewegungen des luftschiffs Übelkeit bereiteten.
Der Passagier hatte aber jedes Mal abgelehnt und sich
dabei bemüht, zumindest einen anschein von Höfichkeit zu
wahren. Doch als der kellner dann am zweiten abend fragte,
ob er ihm das abendessen bringen solle, bekam der Mann in
kabine 8a einen Tobsuchtsanfall und beschimpfte den unglücklichen
Steward in einer Mischung aus Englisch, Griechisch
und einem afrikanischen Dialekt, den er sich in den
vorangegangenen Monaten angeeignet hatte.
Während der dritte Tag in einen wolkenverhangenen abend
überging, bröckelte der rest an kontrolle, den er über seinen
Geist gerade noch besaß, weiter. Es war ihm aber gleichgültig.
Er war ja fast zu Hause, es würde nur noch Stunden dauern,
nicht mehr Tage oder Wochen. und - er hatte sie alle
überlistet! Er ganz allein.
Die kabine, die man ihm zugewiesen hatte, war eine Innenkabine
ohne Fenster. Eine lampe war über dem kleinen
Tisch an die Wand geschraubt, Glühbirnen beleuchteten
in dekorativen Schirmen die Etagenbetten. alles schien aus
poliertem aluminium gefertigt, löcher waren in die glatten
Flächen gestanzt worden, um dem raum eine futuristische
atmosphäre zu verleihen, so als befände er sich in einem
raumschiff aus einem roman von Jules verne oder H. G.
Wells. Der Safe stand in der einzigen freien Ecke der kabine,
zu Beginn der reise hereingeschleppt von einem Steward,
der ein wenig zu lange auf ein Trinkgeld gewartet hatte, das
sich der Passagier nicht leisten konnte. Während das luftschiff
auf seiner ersten kommerziellen Fernfahrt auf dieser
route nur zur Hälfte seiner ladekapazität besetzt war, gehörten
die Flugtickets nämlich zu den teuersten, die jemals
für eine atlantikpassage verkauft worden waren.
Hätte er nicht das Gefühl gehabt, die Zeit dränge, oder
wäre er sich nicht sicher gewesen, dass ihm diejenigen, die
da Jagd auf ihn machten, gefährlich nahe kamen, er hätte sich
gewiss eine billigere Möglichkeit gesucht, um in die verei-
nigten Staaten zurückzukehren. aber vielleicht war gerade
seine Entscheidung, dieses luftschiff zu benutzen, der brillanteste
Schachzug von allen gewesen. Die leute, die ihn
fangen wollten, würden doch niemals vermuten, dass er für
die letzte Etappe seiner Heimreise ihreigenes
Flaggschiff benutzte.
Er streckte die Hand aus, um den Safe zu berühren, damit
er die kalten umrisse unter seinen zittrigen Fingern spüren
und in der Erkenntnis schwelgen konnte, dass ein gesamtes
lebenswerk darin eingeschlossen war. Er erschauerte,
ob vom Fieber oder vor Erheiterung, das konnte er
gar nicht entscheiden. aber auch dies war ihm egal. an der
gegenüberliegenden kabinenwand hing ein kleiner Spiegel.
Er betrachtete sich darin, vermied es jedoch, sich selbst in
die augen zu schauen, denn er war noch nicht bereit, sich
dem zu stellen, was hinter ihnen lauerte. Sein Haar war lang
und ungekämmt, durchsetzt mit grauen Strähnen, die vor
zwei Monaten noch nicht vorhanden gewesen waren. Ganze
Büschel waren in den vergangenen Wochen ausgefallen,
und als er mit der Hand über seinen kopf strich, konnte er
spüren, wie sich schon wieder einzelne Haare lösten und in
den Zacken seiner brüchigen Fingernägel hängen blieben.
Die Haut seines Gesichts war faltig und schlaff, als gehörte
sie ursprünglich zu einem größeren Schädel. Sein Bart war
einst sein ganzer Stolz gewesen, ein seltenes Paradebeispiel
für aufwendig gepfegte Gesichtsbehaarung. Jetzt jedoch erinnerte
er in seiner Zerzaustheit nur noch an ein Huhn in
der Mauser.
Er entblößte seine Zähne im Spiegel, seine Mimik schien
eher eine Grimasse als ein lächeln zu sein. Das Zahnfeisch
war wund und gerötet. Er nahm an, dass es blutete, weil er
eigentlich schon seit dem verlassen seiner Wohnung in New
Jersey keine anständige Mahlzeit mehr zu sich genommen hatte.
auch sein körper hatte einen hohen Preis bezahlt. Während
er nie eine besonders kräftige Erscheinung gewesen war,
hatte er jetzt aber so viel Gewicht verloren, dass er spüren
konnte, wie sich die scharfen Enden seiner knochen jedes
Mal, wenn er sich bewegte, in seine Haut bohrten. Die Hände
zitterten beständig, und sein kopf schwankte hin und her,
als wäre er für die verkümmerten Muskeln seines Halses zu
einer unerträglichen last geworden.
Die aufgeregte Stimme eines jungen Mädchens drang
durch die dünne kabinentür. »Beeil dich, Walter! Wir kommen
nach New York city! Ich will einen guten Platz auf dem aussichtsdeck!«
Das wurde auch Zeit, dachte der Mann. Er sah auf seine
armbanduhr. Drei uhr am Nachmittag. Sie hätten schon vor
neun Stunden ankommen sollen.
Gegen sein besseres Wissen entschied er sich, die kabine
zu verlassen. Er musste sich mit eigenen augen davon überzeugen,
dass er fast schon zu Hause war. Dann würde er in
seine kleine kabine zurückkehren und warten, bis das luftschiff landete.
Er stolperte zur Tür. Im schmalen korridor wartete ein
Mädchen von vielleicht zwölf Jahren darauf, dass sich ihr
Bruder seine Schuhe zuband. Sie atmete heftig ein, als sie
ihn sah, eine unwillkürliche reaktion, die ihre lungen füllte
und das Blut aus ihrem Gesicht weichen ließ. ohne ihren
erschreckten Blick von seiner seltsamen Erscheinung zu lösen,
griff sie nach der Schulter ihres Bruders und zerrte ihn
hinter sich her. Der Protest des Jungen erstarb in dem augenblick
auf seinen lippen, als er den offensichtlich geistesgestörten
Passagier entdeckte. Sie rannten um die Ecke in
richtung Promenadendeck, wobei der rock des Mädchens
um ihre fohlenhaften knie fatterte.
Bei dieser harmlosen Begegnung verkrampfte sich der Magen
des Passagiers protestierend. Ein saures Brennen stieg
in seiner Speiseröhre hoch und drang bis in seinen Mund.
Mühsam unterdrückte er ein Würgen, schloss die kabinentür
und machte sich auf den Weg zur Steuerbordtreppe.
Ein paar dienstfreie Besatzungsmitglieder und ein einsamer
Passagier drückten sich gegen das aussichtsfenster auf dem B-Deck.
Hinter ihnen befand sich die Mannschaftstoilette,
und gerade als er das Fenster erreichte, kam ein Schiffsoffizier
heraus, begleitet von einem unerträglichen Gestank. Es
roch allerdings nicht viel schlimmer - oder vielleicht sogar
ein wenig besser - als er selbst. Seit seiner Flucht aus kairo
hatte er weder seine kleider gewaschen noch ein Bad genommen.
als er die Hände auf das Fensterbrett stützte, konnte er das
leichte vibrieren der Motoren durch das Metall hindurch
spüren. Er presste das Gesicht gegen die Glasscheibe und
beobachtete, wie sich die eindrucksvolle Silhouette Manhattans
aus dem Gewoge der dunklen Sturmwolken schälte. Die
Schifffahrtslinie brüstete sich mit ihrem hohem Sicherheitsstandard,
und während sich die Stadt langsam in sein Blickfeld
schob und es zunehmend ausfüllte, ließ er zu, dass der
anfug eines lächelns seine Mundwinkel kräuselte. Wie angekündigt
war der Flug von Deutschland aus ereignislos verlaufen,
und bald würde das Flaggschiff der DeutschenZeppelinreederei
sanft auf seinen ankermast in lakehurst, New
Jersey zuschweben.
Die Wolkendecke riss auf, strahlender Sonnenschein drang
durch das Wolkenloch und erzeugte eine goldene korona um
das riesige luftschiff Hindenburg.
Sein Schatten glitt wie ein schwarzer Fleck über die künstlichen Schluchten von Midtown und verdunkelte das ganze Gelände bis auf das alles
überragende Empire State Building. Der gigantische Zeppelin,
größer als die meisten ozeandampfer und viermal so
schnell, hatte die atlantiküberquerung in wenig mehr als drei
Tagen geschafft, angetrieben von vier MercedesDieselmotoren,
die den knapp zweihundertfünfzig Meter langen koloss
mit überraschend gleichmäßigen achtzig knoten Geschwindigkeit
durch die luft geschoben hatten.
Der Passagier erhaschte einen Blick auf ein paar Menschen,
die sich gerade auf der aussichtsplattform des Empire State
Buildings befanden. Sie winkten dem gewaltigen luftschiff
zu, und für einen winzigen freudigen augenblick verspürte
er den Drang, ihr Winken zu erwidern. Es war ein Impuls,
der die Zuversicht in ihm weckte, nach dieser überstandenen
Tortur vielleicht doch wieder einen Platz in der menschlichen
Gesellschaft finden zu können.
Stattdessen machte er aber auf dem absatz kehrt und eilte
in seine kabine zurück, wobei sein atem in kurzen abgehackten
Zügen kam, bis er sich vergewissert hatte, dass der Safe
nach wie vor verschlossen war. Sein körper war mit einem
öligen Film sauren Schweißes bedeckt. Er nahm wieder seinen
Platz auf dem Bett ein und wiegte sich vor und zurück.
Er hatte auch die absicht, in dieser Haltung weiter auszuharren,
während das luftschiff seinem kurs den long Island
Sound hinauf folgte und der kapitän, Max Pruss, ein Fenster
in der Sturmfront suchte, um das Schiff zum Marinefugplatz
lakehurst zu lenken. Doch um kurz vor fünf uhr klopfte
jemand an seine Tür. Dieses klopfen erkannte er nicht.
Wenn ihn die Stewards bisher gestört hatten, dann immer
eher zaghaft, respektvoll, wenn nicht sogar verwundert über
seine Erscheinung und sein auftreten. Dies war jedoch ein
herrisches klopfen, ein einzelner harter Schlag, der ihm sofort
aufs Neue den Schweiß aus den Poren trieb.
»Was wollen Sie?« Seine Stimme klang so heiser, weil er
sie lange nicht mehr benutzt hatte.
»Herr Bowie, mein Name ist Günther Bauer. Ich bin
Schiffsoffizier. Darf ich Sie kurz sprechen?«
chester Bowies Blick irrte gehetzt durch die winzige kabine.
Er wusste, dass er in der klemme saß, aber er konnte
nicht anders, als nach einem ausweg zu suchen. Nur noch
ein paar Stunden, und er wäre sicher auf festem Boden und
weit entfernt von den Nazis ... aber irgendwie hatten sie seine
Identität wohl doch in Erfahrung gebracht. Nicht dass sie
etwas von ihm persönlich wollten. Er war ja kaum noch von
Bedeutung. Was sie antrieb, war vielmehr das, was sich in seinem
Safe befand.
Er hatte aber zu viel riskiert, als dass er zulassen konnte,
dass jetzt noch alles scheiterte. Ihm stand nur eine Möglichkeit
offen, und er empfand nicht mehr als einen leichten anfug
von verärgerung über das, was er jetzt tun müsste.
»Natürlich«, sagte chester. »Einen augenblick.«
»Die offiziere und die Mannschaft machen sich Sorgen,
dass Sie vielleicht einen negativen Eindruck von unserer Gesellschaft
bekommen haben«, sagte Bauer auf der anderen
Seite der geschlossenen Tür. Sein Englisch war zwar passabel,
aber doch schwerfällig, seine Stimme klang freundlich.
chester wurde dadurch nicht getäuscht. »Ich habe ein paar
kleine aufmerksamkeiten für Sie«, fuhr der Deutsche fort.
»Schreibstifte und Briefpapier als andenken an Ihren Flug.«
»legen Sie einfach alles vor die Tür«, erwiderte Bowie und
machte sich bereit. Er wusste, dass die nächsten Worte und
die nächsten Sekunden entscheidend waren.
»Ich würde Ihnen lieber persönlich die -«
Das war alles, was er hören musste. Sie wollten in seine kabine,
um den Safe zu stehlen. Noch während das letzte Wort
abgebrochen in der luft hing, raffte chester Bowie den letzten
rest kraft, den ihm das Fieber gelassen hatte, zusammen,
riss die Schiebetür auf und packte den Deutschen an den revers
seiner schwarzen u niformjacke. Er ignorierte den Papierregen,
der sich aus Bauers Händen ergoss, und ebenso das
Etui mit Schreibstiften, das auf den Boden fiel, und zerrte den
offizier in die kabine.
Bauers einziger verteidigungsversuch war ein erschrecktes
knurren. Bowie schleuderte ihn gegen die kleine leiter,
über die man das obere Etagenbett erreichen konnte. und
während der offizier niedersank, sprang Bowie auf seinen
rücken. Er rammte sein knie in die Mulde von Bauers Hinterkopf.
als sie beide auf dem Boden landeten, drückte ihr
gemeinsames Gewicht den vierten und fünften Halswirbel
weit genug auseinander, um das rückenmark zu durchtrennen.
Bauer wurde schlaff, und sein körper streckte sich, während
er seinen letzten atemzug machte.
Bowie schloss die Tür. Sie würden niemals zulassen, dass er
den Zeppelin verließ. obgleich er sie abgehängt hatte, als er
aus afrika gefohen war, hätte er wissen müssen, dass sie seine
Spur irgendwie wieder aufnehmen würden. Er war so clever
gewesen, sich direkt in die Höhle des löwen zu wagen und
mit ihrem eigenen Schiff in die Heimat zurückzukehren. Niemand
konnte so etwas vorhergesehen haben. aber irgendwie
war es dennoch geschehen. Sie waren einfach schrecklich.
Wie allwissende und alles sehende Gorgonen, die die Wege
der Menschen immer und überall kannten.
Der körper des Schiffsoffiziers bedeckte fast den gesamten
kabinenboden. chester musste über ihn hinwegsteigen,
um nach einem Notizbuch zu greifen, das er auf den kleinen
Schreibtisch gelegt hatte. Er hob einen der Füllfederhalter
auf, die Bauer fallen gelassen hatte. Er hatte keine ahnung,
wie lange es dauern würde, bis der kapitän jemanden schickte,
um den Safe zu holen. Nein, dachte chester, das nächste
Mal kämen zu viele von ihnen, viel zu viele.
Er schrieb schnell. Der Füllfederhalter raste über die Seiten,
als wüsste er, was er schreiben musste, und als bräuchte
er Bowie nur, damit er die Schreibfeder aufs Papier drückte.
Er verfolgte, wie seine Hand hin und her über das Papier fog,
und war sich dabei kaum der Worte bewusst, die er schrieb.
Nach fünfzehn Minuten hatte er acht Seiten mit einer so engen
Schrift gefüllt, dass er sie kaum lesen konnte. Niemand
kam, daher füllte er weitere zehn Seiten und schmückte seine
Geschichte so gut aus, wie seine Erinnerung es ihm ermöglichte.
Er war überzeugt, dass dies sein letzter Wille und sein
Testament wäre, alles, was von einer lebenslangen obsession
übrig blieb - diese Worte und dazu die Probe im Safe. aber
es war genug. Er war in die Fußstapfen von Imperatoren getreten.
Wie viele Männer konnten schließlich sagen, dass sie
das erreicht hatten!
als er meinte, dass seine Hand genug geschrieben hatte,
stellte er die kombination des Safes ein und stopfte die Papiere
hinein, wobei er - wie er mit absoluter Sicherheit wusste
- den letzten Blick auf die Probe warf, die er aus afrika
mitgebracht hatte. Sie glich einer kanonenkugel. Es war
eine vollendet gerundete kapsel, die er mit der Hilfe eines
Schmieds in khartoum hergestellt hatte. Er schloss den Safe
und schrieb einen Namen mitsamt einer rätselhaften Botschaft
auf den steifen Deckel seines Notizbuchs. Er riss die
letzten leeren Seiten aus der Spiralbindung des Buches, fädelte
den Schnürsenkel seines linken Schuhs durch die Spirale
und band sie an den Griff der Safetür. Dann konnte er nichts
anderes mehr tun, als zu beten, dass derjenige, der den Safe
fand, ihn irgendwie zum adressaten beförderte.
Er brauchte nicht aufzuschreiben, wo der Mann wohnte.
Jeder wusste, wo er zu finden war.
chester Bowie rollte die leiche Günther Bauers unter das
unterste Bett und bemühte sich, den grotesken Winkel zu
ignorieren, den der kopf zum gebrochenen Genick bildete.
Dann machte er sich daran, den Safe aus seiner Ecke herauszuschieben.
Zuerst wollte es ihm nicht gelingen, doch
bald zerrte er derart verzweifelt daran, dass der kleine Stahlschrank
schließlich über den Teppich rutschte. Er öffnete die
kabinentür, blickte in den korridor, erst nach links, dann
nach rechts, und schob den einen Zentner schweren Safe in
richtung der Treppe zum B-Deck.
Bisher hatte ihn niemand bemerkt, doch er wusste, dass
Passagiere und Beatzungsmitglieder unten verfolgten, wie die
küste von New Jersey am aussichtsfenster vorbeiglitt.
»Darf ich Ihnen behilfich sein, Sir?«
Bowie erstarrte. Die Stimme erklang hinter ihm, und er erkannte
sie. Wo hatte er sie schon einmal gehört? Seine Gedanken
rasten. In kairo? karthum? Irgendwo im Dschungel?
Er drehte sich herum, bereit zur Gegenwehr. vor ihm stand
der ernste junge Steward, den er am zweiten Tag der Passage
angebrüllt hatte.
Werner Franz gab sich Mühe, sich sein Erschrecken nicht
anmerken zu lassen, als er den wahnsinnigen ausdruck in Bowies
augen bemerkte. Er blickte in die wilde Fratze einer in
die Enge getriebenen ratte. Mit seinen vierzehn Jahren betrachtete
Werner sich selbst als einen erfahrenen luftschiffer,
und kein geistesgestörter Passagier würde seine Fassade professioneller
kompetenz und Gelassenheit ins Wanken bringen
können. »kann ich Ihnen dabei helfen?«
»Ja, äh, ja, danke«, stammelte chester. Dieses halbe kind
gehörte gewiss nicht zu der Nazitruppe, die den Safe stehlen
sollte. Der kapitän würde Mechaniker und andere offiziere
vorschicken, erwachsene Männer, die ihn zusammenschlagen
und den Safe bis zum rückfug nach Frankfurt, der noch an
diesem abend stattfand, verstecken sollten.
»Ich habe eine Bemerkung des kapitäns gehört«, sagte
Werner wichtigtuerisch, während er an dem Safe zu ziehen
begann. »Das Wetter hat so ausreichend aufgeklart, dass wir
direkten kurs auf lakehurst nehmen können. Wenn wir ein
wenig Glück haben, landen wir um kurz nach sieben. Sicher
wollen Sie das Schiff als Erster verlassen, nicht wahr, Herr
Bowie?«
»Äh, ja, das ist richtig. Ich werde nämlich dringend erwartet.«
»Darf ich fragen, was sich in dem Safe befindet? Die anderen
Stewards glauben, dass Sie darin Edelsteine transportieren,
die Sie einem Juwelier in New York mitbringen.«
»Ich, äh, nein. In dem Safe sind, äh, wichtige Papiere für einen,
äh, bedeutenden Wissenschaftler.« Heiliger Jesus! Warum
hatte er das jetzt gesagt? Der Junge brauchte nur einen
Blick auf die Notiz zu werfen, die er am Türgriff befestigt
hatte, dann wusste er, für wen der Safe bestimmt war. Er hätte
doch bei der Geschichte bleiben sollen, die ihm der Steward
ja praktisch in den Mund gelegt hatte.
»Ich verstehe.« Es war deutlich zu erkennen, dass Werner
Franz ihm nicht glaubte, und dafür war ihm chester dankbar.
Er war achttausend kilometer weit gereist, und in den letzten
Minuten hätte er sein Geheimnis nun beinahe verraten.
Gemeinsam schleiften und wuchteten sie den Safe die
Treppe hinunter, wobei sein Gewicht die aluminiumkonstruktion
bei jeder Stufe, die sie überwanden, erzittern ließ.
»Wir müssen darauf achten, dass der Safe nicht im Weg
ist«, sagte Werner und schleifte den Stahlschrank in den aussichtsraum.
»Die Mannschaft muss nach der landung die
ausziehbare Gangway herunterlassen, und wir wollen doch
nicht, dass jemand über Ihren Safe stolpert.«
»Das ist gut«, sagte chester, der von der anstrengung außer
atem war. Sein Gesicht war unter der tropischen Sonnenbräune
bleich geworden, seine Beine zitterten.
»Ich helfe Ihnen mit dem Safe, sobald wir gelandet sind«, bot Werner an.
Bowie sagte nichts und schickte den Jungen mit einer
Handbewegung fort, damit er sich hinsetzen und gegen
die reling lehnen konnte, die die nach außen geneigten
aussichtsfenster schützte. Sofort beruhigte sich sein Herzschlag.
Das luftschiff fog nach Süden, und es hatte ganz den anschein,
als drängte sich jeder Passagier und jedes dienstfreie
Mannschaftsmitglied vor den an Backbord gelegenen Fenstern.
Der aussichtsraum an Steuerbord war glücklicherweise
menschenleer. ohne weitere Zeit zu vergeuden, erhob sich
chester mit immer noch zitternden Beinen und hievte den
Safe vom Fußboden hoch. Seine rückenmuskeln spannten
sich unter dem Gewicht, und er glaubte fast hören zu können,
wie sie protestierten. Trotzdem ließ er die last nicht sinken.
Er hob sie sogar höher, drückte sie dabei gegen die Seitenwand,
um den Safe daran abzustützen, bis er den Stahlschrank
auf dem Geländer balancieren konnte.
Der Boden unter dem Zeppelin war ein endloses Meer aus
grünen Fichten und Sand, nur gelegentlich unterbrochen von
einsamen ausgefahrenen landstraßen. Sie überquerten einen
Streifen kultivierten landes, an dessen Grenze ein Farmhaus
stand. Die Scheune machte einen baufälligen Eindruck,
und die Traktoren und landmaschinen erschienen aus dieser
Höhe wie Spielzeuge.
Die Fenster der luxuriösen Promenade auf dem a-Deck
ließen sich öffnen, was bei den Fenstern des B-Decks jedoch
nicht möglich war. chester beugte sich über das Geländer,
hielt den schwankenden Safe fest und wartete auf den richtigen
augenblick. Die Flughöhe der Hindenburg betrug gut
dreihundert Meter, während sie durch den bedeckten Himmel
pfügte. außerhalb der schützenden Hülle des luftschiffsrumpfs
rauschte der regen in breiten Bahnen vom
Himmel. Nun, da Bowie bereit war, schwebte das luftschiff
über einen eintönigen Teppich aus Fichtenwäldern. von
oben erschienen die dicht gedrängten Baumwipfel wie ein
undurchdringliches Dach. Sein ganzer körper zitterte vor
angespannter Erwartung. Jeden Moment konnte ein Passagier
oder ein Besatzungsmitglied erscheinen und seinen Plan
zunichtemachen. oben auf dem a-Deck hörte er jemanden
auf dem eigens für das luftschiff in leichtbauweise konstruierten
Blüthner Flügel ein paar Töne klimpern.
Da!
Ein weiteres Farmhaus erschien am rand des Waldes. Sogar
aus dieser Höhe konnte Bowie erkennen, dass das anwesen
einen heruntergekommenen Eindruck machte. Das
Schindeldach hing in der Mitte durch - so wie der rücken
eines alten Pferdes -, während das Dach der Vorderveranda
jeden augenblick einzustürzen drohte. Trotzdem waren die
Fenster erleuchtet, eine rauchfahne stieg aus dem kamin auf,
wurde vom Wind zerfasert und über die landschaft geweht.
Die Scheune in der Nähe machte einen deutlich neueren und
stabileren Eindruck.
Der kurs der Hindenburg führte am rand eines freien Feldes
eine viertelmeile südlich des Farmhauses entlang. Mit ein
wenig Glück würde der Farmer den Safe finden, ehe das, was
er anbaute, die ackerfäche überwucherte.
chester hatte nicht mehr zu tun, als den Safe loszulassen.
Er fiel mit einem lauten krachen durch das schräge Fenster,
das vom Getöse des Windes schnell verschluckt wurde, der
in das luftschiff peitschte. Bowie war auf den regennassen
Windstoß nicht vorbereitet. Er wich stolpernd vom Geländer
zurück, drehte sich dann herum und rannte zu seiner kabine
zurück, während die Tür zur Mannschaftsmesse aufgerissen
wurde. Wütende deutsche Stimmen verfolgten ihn, doch niemand
hatte gesehen, was er gerade getan hatte.
unglücklicherweise konnte chester Bowie auch nicht sehen,
wie der Safe dem Erdboden entgegentaumelte. Etwa
dreißig Meter bevor er sich ins sandige Erdreich grub, wurde
die Notiz, die er so sorgfältig am Türgriff befestigt hatte,
vom Wind weggerissen. Sie wurde fast eine Stunde lang
vom Sturm weiter fortgetragen, dann zu konfetti zerfetzt
und über zwei countys verteilt.
***
copyright © der deutschsprachigen ausgabe 2010 by
verlagsgruppe random House GmbH
umschlaggestaltung: HildenDesign, München
redaktion: Joern rauser
Hk • Herstellung: sam
Satz: BuchWerkstatt
GmbH, Bad aibling
Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN: 9783442373666
www.blanvalet.de
Seit dem abfug in Europa hatte er seine kabine immer nur
spät nachts verlassen, um einen der Gemeinschaftswaschräume
aufzusuchen. Bei diesen heimlichen ausfügen war er aber
jedes Mal sofort in seine kabine zurückgefüchtet, sobald er
in seiner Nähe Passagiere hörte - oder auch Mannschaftsmitglieder,
die lediglich ihren Dienst versahen. am ersten abend
der reise und im laufe des darauffolgenden Tages hatte wiederholt
ein Steward an seine Tür geklopft und sich nach seinen
Wünschen erkundigt. Er hatte dann immer gefragt, ob
der Mitreisende Tee oder einen cocktail oder vielleicht ein
paar Salzbrezeln benötige, um seinen Magen zu beruhigen,
falls ihm die Bewegungen des luftschiffs Übelkeit bereiteten.
Der Passagier hatte aber jedes Mal abgelehnt und sich
dabei bemüht, zumindest einen anschein von Höfichkeit zu
wahren. Doch als der kellner dann am zweiten abend fragte,
ob er ihm das abendessen bringen solle, bekam der Mann in
kabine 8a einen Tobsuchtsanfall und beschimpfte den unglücklichen
Steward in einer Mischung aus Englisch, Griechisch
und einem afrikanischen Dialekt, den er sich in den
vorangegangenen Monaten angeeignet hatte.
Während der dritte Tag in einen wolkenverhangenen abend
überging, bröckelte der rest an kontrolle, den er über seinen
Geist gerade noch besaß, weiter. Es war ihm aber gleichgültig.
Er war ja fast zu Hause, es würde nur noch Stunden dauern,
nicht mehr Tage oder Wochen. und - er hatte sie alle
überlistet! Er ganz allein.
Die kabine, die man ihm zugewiesen hatte, war eine Innenkabine
ohne Fenster. Eine lampe war über dem kleinen
Tisch an die Wand geschraubt, Glühbirnen beleuchteten
in dekorativen Schirmen die Etagenbetten. alles schien aus
poliertem aluminium gefertigt, löcher waren in die glatten
Flächen gestanzt worden, um dem raum eine futuristische
atmosphäre zu verleihen, so als befände er sich in einem
raumschiff aus einem roman von Jules verne oder H. G.
Wells. Der Safe stand in der einzigen freien Ecke der kabine,
zu Beginn der reise hereingeschleppt von einem Steward,
der ein wenig zu lange auf ein Trinkgeld gewartet hatte, das
sich der Passagier nicht leisten konnte. Während das luftschiff
auf seiner ersten kommerziellen Fernfahrt auf dieser
route nur zur Hälfte seiner ladekapazität besetzt war, gehörten
die Flugtickets nämlich zu den teuersten, die jemals
für eine atlantikpassage verkauft worden waren.
Hätte er nicht das Gefühl gehabt, die Zeit dränge, oder
wäre er sich nicht sicher gewesen, dass ihm diejenigen, die
da Jagd auf ihn machten, gefährlich nahe kamen, er hätte sich
gewiss eine billigere Möglichkeit gesucht, um in die verei-
nigten Staaten zurückzukehren. aber vielleicht war gerade
seine Entscheidung, dieses luftschiff zu benutzen, der brillanteste
Schachzug von allen gewesen. Die leute, die ihn
fangen wollten, würden doch niemals vermuten, dass er für
die letzte Etappe seiner Heimreise ihreigenes
Flaggschiff benutzte.
Er streckte die Hand aus, um den Safe zu berühren, damit
er die kalten umrisse unter seinen zittrigen Fingern spüren
und in der Erkenntnis schwelgen konnte, dass ein gesamtes
lebenswerk darin eingeschlossen war. Er erschauerte,
ob vom Fieber oder vor Erheiterung, das konnte er
gar nicht entscheiden. aber auch dies war ihm egal. an der
gegenüberliegenden kabinenwand hing ein kleiner Spiegel.
Er betrachtete sich darin, vermied es jedoch, sich selbst in
die augen zu schauen, denn er war noch nicht bereit, sich
dem zu stellen, was hinter ihnen lauerte. Sein Haar war lang
und ungekämmt, durchsetzt mit grauen Strähnen, die vor
zwei Monaten noch nicht vorhanden gewesen waren. Ganze
Büschel waren in den vergangenen Wochen ausgefallen,
und als er mit der Hand über seinen kopf strich, konnte er
spüren, wie sich schon wieder einzelne Haare lösten und in
den Zacken seiner brüchigen Fingernägel hängen blieben.
Die Haut seines Gesichts war faltig und schlaff, als gehörte
sie ursprünglich zu einem größeren Schädel. Sein Bart war
einst sein ganzer Stolz gewesen, ein seltenes Paradebeispiel
für aufwendig gepfegte Gesichtsbehaarung. Jetzt jedoch erinnerte
er in seiner Zerzaustheit nur noch an ein Huhn in
der Mauser.
Er entblößte seine Zähne im Spiegel, seine Mimik schien
eher eine Grimasse als ein lächeln zu sein. Das Zahnfeisch
war wund und gerötet. Er nahm an, dass es blutete, weil er
eigentlich schon seit dem verlassen seiner Wohnung in New
Jersey keine anständige Mahlzeit mehr zu sich genommen hatte.
auch sein körper hatte einen hohen Preis bezahlt. Während
er nie eine besonders kräftige Erscheinung gewesen war,
hatte er jetzt aber so viel Gewicht verloren, dass er spüren
konnte, wie sich die scharfen Enden seiner knochen jedes
Mal, wenn er sich bewegte, in seine Haut bohrten. Die Hände
zitterten beständig, und sein kopf schwankte hin und her,
als wäre er für die verkümmerten Muskeln seines Halses zu
einer unerträglichen last geworden.
Die aufgeregte Stimme eines jungen Mädchens drang
durch die dünne kabinentür. »Beeil dich, Walter! Wir kommen
nach New York city! Ich will einen guten Platz auf dem aussichtsdeck!«
Das wurde auch Zeit, dachte der Mann. Er sah auf seine
armbanduhr. Drei uhr am Nachmittag. Sie hätten schon vor
neun Stunden ankommen sollen.
Gegen sein besseres Wissen entschied er sich, die kabine
zu verlassen. Er musste sich mit eigenen augen davon überzeugen,
dass er fast schon zu Hause war. Dann würde er in
seine kleine kabine zurückkehren und warten, bis das luftschiff landete.
Er stolperte zur Tür. Im schmalen korridor wartete ein
Mädchen von vielleicht zwölf Jahren darauf, dass sich ihr
Bruder seine Schuhe zuband. Sie atmete heftig ein, als sie
ihn sah, eine unwillkürliche reaktion, die ihre lungen füllte
und das Blut aus ihrem Gesicht weichen ließ. ohne ihren
erschreckten Blick von seiner seltsamen Erscheinung zu lösen,
griff sie nach der Schulter ihres Bruders und zerrte ihn
hinter sich her. Der Protest des Jungen erstarb in dem augenblick
auf seinen lippen, als er den offensichtlich geistesgestörten
Passagier entdeckte. Sie rannten um die Ecke in
richtung Promenadendeck, wobei der rock des Mädchens
um ihre fohlenhaften knie fatterte.
Bei dieser harmlosen Begegnung verkrampfte sich der Magen
des Passagiers protestierend. Ein saures Brennen stieg
in seiner Speiseröhre hoch und drang bis in seinen Mund.
Mühsam unterdrückte er ein Würgen, schloss die kabinentür
und machte sich auf den Weg zur Steuerbordtreppe.
Ein paar dienstfreie Besatzungsmitglieder und ein einsamer
Passagier drückten sich gegen das aussichtsfenster auf dem B-Deck.
Hinter ihnen befand sich die Mannschaftstoilette,
und gerade als er das Fenster erreichte, kam ein Schiffsoffizier
heraus, begleitet von einem unerträglichen Gestank. Es
roch allerdings nicht viel schlimmer - oder vielleicht sogar
ein wenig besser - als er selbst. Seit seiner Flucht aus kairo
hatte er weder seine kleider gewaschen noch ein Bad genommen.
als er die Hände auf das Fensterbrett stützte, konnte er das
leichte vibrieren der Motoren durch das Metall hindurch
spüren. Er presste das Gesicht gegen die Glasscheibe und
beobachtete, wie sich die eindrucksvolle Silhouette Manhattans
aus dem Gewoge der dunklen Sturmwolken schälte. Die
Schifffahrtslinie brüstete sich mit ihrem hohem Sicherheitsstandard,
und während sich die Stadt langsam in sein Blickfeld
schob und es zunehmend ausfüllte, ließ er zu, dass der
anfug eines lächelns seine Mundwinkel kräuselte. Wie angekündigt
war der Flug von Deutschland aus ereignislos verlaufen,
und bald würde das Flaggschiff der DeutschenZeppelinreederei
sanft auf seinen ankermast in lakehurst, New
Jersey zuschweben.
Die Wolkendecke riss auf, strahlender Sonnenschein drang
durch das Wolkenloch und erzeugte eine goldene korona um
das riesige luftschiff Hindenburg.
Sein Schatten glitt wie ein schwarzer Fleck über die künstlichen Schluchten von Midtown und verdunkelte das ganze Gelände bis auf das alles
überragende Empire State Building. Der gigantische Zeppelin,
größer als die meisten ozeandampfer und viermal so
schnell, hatte die atlantiküberquerung in wenig mehr als drei
Tagen geschafft, angetrieben von vier MercedesDieselmotoren,
die den knapp zweihundertfünfzig Meter langen koloss
mit überraschend gleichmäßigen achtzig knoten Geschwindigkeit
durch die luft geschoben hatten.
Der Passagier erhaschte einen Blick auf ein paar Menschen,
die sich gerade auf der aussichtsplattform des Empire State
Buildings befanden. Sie winkten dem gewaltigen luftschiff
zu, und für einen winzigen freudigen augenblick verspürte
er den Drang, ihr Winken zu erwidern. Es war ein Impuls,
der die Zuversicht in ihm weckte, nach dieser überstandenen
Tortur vielleicht doch wieder einen Platz in der menschlichen
Gesellschaft finden zu können.
Stattdessen machte er aber auf dem absatz kehrt und eilte
in seine kabine zurück, wobei sein atem in kurzen abgehackten
Zügen kam, bis er sich vergewissert hatte, dass der Safe
nach wie vor verschlossen war. Sein körper war mit einem
öligen Film sauren Schweißes bedeckt. Er nahm wieder seinen
Platz auf dem Bett ein und wiegte sich vor und zurück.
Er hatte auch die absicht, in dieser Haltung weiter auszuharren,
während das luftschiff seinem kurs den long Island
Sound hinauf folgte und der kapitän, Max Pruss, ein Fenster
in der Sturmfront suchte, um das Schiff zum Marinefugplatz
lakehurst zu lenken. Doch um kurz vor fünf uhr klopfte
jemand an seine Tür. Dieses klopfen erkannte er nicht.
Wenn ihn die Stewards bisher gestört hatten, dann immer
eher zaghaft, respektvoll, wenn nicht sogar verwundert über
seine Erscheinung und sein auftreten. Dies war jedoch ein
herrisches klopfen, ein einzelner harter Schlag, der ihm sofort
aufs Neue den Schweiß aus den Poren trieb.
»Was wollen Sie?« Seine Stimme klang so heiser, weil er
sie lange nicht mehr benutzt hatte.
»Herr Bowie, mein Name ist Günther Bauer. Ich bin
Schiffsoffizier. Darf ich Sie kurz sprechen?«
chester Bowies Blick irrte gehetzt durch die winzige kabine.
Er wusste, dass er in der klemme saß, aber er konnte
nicht anders, als nach einem ausweg zu suchen. Nur noch
ein paar Stunden, und er wäre sicher auf festem Boden und
weit entfernt von den Nazis ... aber irgendwie hatten sie seine
Identität wohl doch in Erfahrung gebracht. Nicht dass sie
etwas von ihm persönlich wollten. Er war ja kaum noch von
Bedeutung. Was sie antrieb, war vielmehr das, was sich in seinem
Safe befand.
Er hatte aber zu viel riskiert, als dass er zulassen konnte,
dass jetzt noch alles scheiterte. Ihm stand nur eine Möglichkeit
offen, und er empfand nicht mehr als einen leichten anfug
von verärgerung über das, was er jetzt tun müsste.
»Natürlich«, sagte chester. »Einen augenblick.«
»Die offiziere und die Mannschaft machen sich Sorgen,
dass Sie vielleicht einen negativen Eindruck von unserer Gesellschaft
bekommen haben«, sagte Bauer auf der anderen
Seite der geschlossenen Tür. Sein Englisch war zwar passabel,
aber doch schwerfällig, seine Stimme klang freundlich.
chester wurde dadurch nicht getäuscht. »Ich habe ein paar
kleine aufmerksamkeiten für Sie«, fuhr der Deutsche fort.
»Schreibstifte und Briefpapier als andenken an Ihren Flug.«
»legen Sie einfach alles vor die Tür«, erwiderte Bowie und
machte sich bereit. Er wusste, dass die nächsten Worte und
die nächsten Sekunden entscheidend waren.
»Ich würde Ihnen lieber persönlich die -«
Das war alles, was er hören musste. Sie wollten in seine kabine,
um den Safe zu stehlen. Noch während das letzte Wort
abgebrochen in der luft hing, raffte chester Bowie den letzten
rest kraft, den ihm das Fieber gelassen hatte, zusammen,
riss die Schiebetür auf und packte den Deutschen an den revers
seiner schwarzen u niformjacke. Er ignorierte den Papierregen,
der sich aus Bauers Händen ergoss, und ebenso das
Etui mit Schreibstiften, das auf den Boden fiel, und zerrte den
offizier in die kabine.
Bauers einziger verteidigungsversuch war ein erschrecktes
knurren. Bowie schleuderte ihn gegen die kleine leiter,
über die man das obere Etagenbett erreichen konnte. und
während der offizier niedersank, sprang Bowie auf seinen
rücken. Er rammte sein knie in die Mulde von Bauers Hinterkopf.
als sie beide auf dem Boden landeten, drückte ihr
gemeinsames Gewicht den vierten und fünften Halswirbel
weit genug auseinander, um das rückenmark zu durchtrennen.
Bauer wurde schlaff, und sein körper streckte sich, während
er seinen letzten atemzug machte.
Bowie schloss die Tür. Sie würden niemals zulassen, dass er
den Zeppelin verließ. obgleich er sie abgehängt hatte, als er
aus afrika gefohen war, hätte er wissen müssen, dass sie seine
Spur irgendwie wieder aufnehmen würden. Er war so clever
gewesen, sich direkt in die Höhle des löwen zu wagen und
mit ihrem eigenen Schiff in die Heimat zurückzukehren. Niemand
konnte so etwas vorhergesehen haben. aber irgendwie
war es dennoch geschehen. Sie waren einfach schrecklich.
Wie allwissende und alles sehende Gorgonen, die die Wege
der Menschen immer und überall kannten.
Der körper des Schiffsoffiziers bedeckte fast den gesamten
kabinenboden. chester musste über ihn hinwegsteigen,
um nach einem Notizbuch zu greifen, das er auf den kleinen
Schreibtisch gelegt hatte. Er hob einen der Füllfederhalter
auf, die Bauer fallen gelassen hatte. Er hatte keine ahnung,
wie lange es dauern würde, bis der kapitän jemanden schickte,
um den Safe zu holen. Nein, dachte chester, das nächste
Mal kämen zu viele von ihnen, viel zu viele.
Er schrieb schnell. Der Füllfederhalter raste über die Seiten,
als wüsste er, was er schreiben musste, und als bräuchte
er Bowie nur, damit er die Schreibfeder aufs Papier drückte.
Er verfolgte, wie seine Hand hin und her über das Papier fog,
und war sich dabei kaum der Worte bewusst, die er schrieb.
Nach fünfzehn Minuten hatte er acht Seiten mit einer so engen
Schrift gefüllt, dass er sie kaum lesen konnte. Niemand
kam, daher füllte er weitere zehn Seiten und schmückte seine
Geschichte so gut aus, wie seine Erinnerung es ihm ermöglichte.
Er war überzeugt, dass dies sein letzter Wille und sein
Testament wäre, alles, was von einer lebenslangen obsession
übrig blieb - diese Worte und dazu die Probe im Safe. aber
es war genug. Er war in die Fußstapfen von Imperatoren getreten.
Wie viele Männer konnten schließlich sagen, dass sie
das erreicht hatten!
als er meinte, dass seine Hand genug geschrieben hatte,
stellte er die kombination des Safes ein und stopfte die Papiere
hinein, wobei er - wie er mit absoluter Sicherheit wusste
- den letzten Blick auf die Probe warf, die er aus afrika
mitgebracht hatte. Sie glich einer kanonenkugel. Es war
eine vollendet gerundete kapsel, die er mit der Hilfe eines
Schmieds in khartoum hergestellt hatte. Er schloss den Safe
und schrieb einen Namen mitsamt einer rätselhaften Botschaft
auf den steifen Deckel seines Notizbuchs. Er riss die
letzten leeren Seiten aus der Spiralbindung des Buches, fädelte
den Schnürsenkel seines linken Schuhs durch die Spirale
und band sie an den Griff der Safetür. Dann konnte er nichts
anderes mehr tun, als zu beten, dass derjenige, der den Safe
fand, ihn irgendwie zum adressaten beförderte.
Er brauchte nicht aufzuschreiben, wo der Mann wohnte.
Jeder wusste, wo er zu finden war.
chester Bowie rollte die leiche Günther Bauers unter das
unterste Bett und bemühte sich, den grotesken Winkel zu
ignorieren, den der kopf zum gebrochenen Genick bildete.
Dann machte er sich daran, den Safe aus seiner Ecke herauszuschieben.
Zuerst wollte es ihm nicht gelingen, doch
bald zerrte er derart verzweifelt daran, dass der kleine Stahlschrank
schließlich über den Teppich rutschte. Er öffnete die
kabinentür, blickte in den korridor, erst nach links, dann
nach rechts, und schob den einen Zentner schweren Safe in
richtung der Treppe zum B-Deck.
Bisher hatte ihn niemand bemerkt, doch er wusste, dass
Passagiere und Beatzungsmitglieder unten verfolgten, wie die
küste von New Jersey am aussichtsfenster vorbeiglitt.
»Darf ich Ihnen behilfich sein, Sir?«
Bowie erstarrte. Die Stimme erklang hinter ihm, und er erkannte
sie. Wo hatte er sie schon einmal gehört? Seine Gedanken
rasten. In kairo? karthum? Irgendwo im Dschungel?
Er drehte sich herum, bereit zur Gegenwehr. vor ihm stand
der ernste junge Steward, den er am zweiten Tag der Passage
angebrüllt hatte.
Werner Franz gab sich Mühe, sich sein Erschrecken nicht
anmerken zu lassen, als er den wahnsinnigen ausdruck in Bowies
augen bemerkte. Er blickte in die wilde Fratze einer in
die Enge getriebenen ratte. Mit seinen vierzehn Jahren betrachtete
Werner sich selbst als einen erfahrenen luftschiffer,
und kein geistesgestörter Passagier würde seine Fassade professioneller
kompetenz und Gelassenheit ins Wanken bringen
können. »kann ich Ihnen dabei helfen?«
»Ja, äh, ja, danke«, stammelte chester. Dieses halbe kind
gehörte gewiss nicht zu der Nazitruppe, die den Safe stehlen
sollte. Der kapitän würde Mechaniker und andere offiziere
vorschicken, erwachsene Männer, die ihn zusammenschlagen
und den Safe bis zum rückfug nach Frankfurt, der noch an
diesem abend stattfand, verstecken sollten.
»Ich habe eine Bemerkung des kapitäns gehört«, sagte
Werner wichtigtuerisch, während er an dem Safe zu ziehen
begann. »Das Wetter hat so ausreichend aufgeklart, dass wir
direkten kurs auf lakehurst nehmen können. Wenn wir ein
wenig Glück haben, landen wir um kurz nach sieben. Sicher
wollen Sie das Schiff als Erster verlassen, nicht wahr, Herr
Bowie?«
»Äh, ja, das ist richtig. Ich werde nämlich dringend erwartet.«
»Darf ich fragen, was sich in dem Safe befindet? Die anderen
Stewards glauben, dass Sie darin Edelsteine transportieren,
die Sie einem Juwelier in New York mitbringen.«
»Ich, äh, nein. In dem Safe sind, äh, wichtige Papiere für einen,
äh, bedeutenden Wissenschaftler.« Heiliger Jesus! Warum
hatte er das jetzt gesagt? Der Junge brauchte nur einen
Blick auf die Notiz zu werfen, die er am Türgriff befestigt
hatte, dann wusste er, für wen der Safe bestimmt war. Er hätte
doch bei der Geschichte bleiben sollen, die ihm der Steward
ja praktisch in den Mund gelegt hatte.
»Ich verstehe.« Es war deutlich zu erkennen, dass Werner
Franz ihm nicht glaubte, und dafür war ihm chester dankbar.
Er war achttausend kilometer weit gereist, und in den letzten
Minuten hätte er sein Geheimnis nun beinahe verraten.
Gemeinsam schleiften und wuchteten sie den Safe die
Treppe hinunter, wobei sein Gewicht die aluminiumkonstruktion
bei jeder Stufe, die sie überwanden, erzittern ließ.
»Wir müssen darauf achten, dass der Safe nicht im Weg
ist«, sagte Werner und schleifte den Stahlschrank in den aussichtsraum.
»Die Mannschaft muss nach der landung die
ausziehbare Gangway herunterlassen, und wir wollen doch
nicht, dass jemand über Ihren Safe stolpert.«
»Das ist gut«, sagte chester, der von der anstrengung außer
atem war. Sein Gesicht war unter der tropischen Sonnenbräune
bleich geworden, seine Beine zitterten.
»Ich helfe Ihnen mit dem Safe, sobald wir gelandet sind«, bot Werner an.
Bowie sagte nichts und schickte den Jungen mit einer
Handbewegung fort, damit er sich hinsetzen und gegen
die reling lehnen konnte, die die nach außen geneigten
aussichtsfenster schützte. Sofort beruhigte sich sein Herzschlag.
Das luftschiff fog nach Süden, und es hatte ganz den anschein,
als drängte sich jeder Passagier und jedes dienstfreie
Mannschaftsmitglied vor den an Backbord gelegenen Fenstern.
Der aussichtsraum an Steuerbord war glücklicherweise
menschenleer. ohne weitere Zeit zu vergeuden, erhob sich
chester mit immer noch zitternden Beinen und hievte den
Safe vom Fußboden hoch. Seine rückenmuskeln spannten
sich unter dem Gewicht, und er glaubte fast hören zu können,
wie sie protestierten. Trotzdem ließ er die last nicht sinken.
Er hob sie sogar höher, drückte sie dabei gegen die Seitenwand,
um den Safe daran abzustützen, bis er den Stahlschrank
auf dem Geländer balancieren konnte.
Der Boden unter dem Zeppelin war ein endloses Meer aus
grünen Fichten und Sand, nur gelegentlich unterbrochen von
einsamen ausgefahrenen landstraßen. Sie überquerten einen
Streifen kultivierten landes, an dessen Grenze ein Farmhaus
stand. Die Scheune machte einen baufälligen Eindruck,
und die Traktoren und landmaschinen erschienen aus dieser
Höhe wie Spielzeuge.
Die Fenster der luxuriösen Promenade auf dem a-Deck
ließen sich öffnen, was bei den Fenstern des B-Decks jedoch
nicht möglich war. chester beugte sich über das Geländer,
hielt den schwankenden Safe fest und wartete auf den richtigen
augenblick. Die Flughöhe der Hindenburg betrug gut
dreihundert Meter, während sie durch den bedeckten Himmel
pfügte. außerhalb der schützenden Hülle des luftschiffsrumpfs
rauschte der regen in breiten Bahnen vom
Himmel. Nun, da Bowie bereit war, schwebte das luftschiff
über einen eintönigen Teppich aus Fichtenwäldern. von
oben erschienen die dicht gedrängten Baumwipfel wie ein
undurchdringliches Dach. Sein ganzer körper zitterte vor
angespannter Erwartung. Jeden Moment konnte ein Passagier
oder ein Besatzungsmitglied erscheinen und seinen Plan
zunichtemachen. oben auf dem a-Deck hörte er jemanden
auf dem eigens für das luftschiff in leichtbauweise konstruierten
Blüthner Flügel ein paar Töne klimpern.
Da!
Ein weiteres Farmhaus erschien am rand des Waldes. Sogar
aus dieser Höhe konnte Bowie erkennen, dass das anwesen
einen heruntergekommenen Eindruck machte. Das
Schindeldach hing in der Mitte durch - so wie der rücken
eines alten Pferdes -, während das Dach der Vorderveranda
jeden augenblick einzustürzen drohte. Trotzdem waren die
Fenster erleuchtet, eine rauchfahne stieg aus dem kamin auf,
wurde vom Wind zerfasert und über die landschaft geweht.
Die Scheune in der Nähe machte einen deutlich neueren und
stabileren Eindruck.
Der kurs der Hindenburg führte am rand eines freien Feldes
eine viertelmeile südlich des Farmhauses entlang. Mit ein
wenig Glück würde der Farmer den Safe finden, ehe das, was
er anbaute, die ackerfäche überwucherte.
chester hatte nicht mehr zu tun, als den Safe loszulassen.
Er fiel mit einem lauten krachen durch das schräge Fenster,
das vom Getöse des Windes schnell verschluckt wurde, der
in das luftschiff peitschte. Bowie war auf den regennassen
Windstoß nicht vorbereitet. Er wich stolpernd vom Geländer
zurück, drehte sich dann herum und rannte zu seiner kabine
zurück, während die Tür zur Mannschaftsmesse aufgerissen
wurde. Wütende deutsche Stimmen verfolgten ihn, doch niemand
hatte gesehen, was er gerade getan hatte.
unglücklicherweise konnte chester Bowie auch nicht sehen,
wie der Safe dem Erdboden entgegentaumelte. Etwa
dreißig Meter bevor er sich ins sandige Erdreich grub, wurde
die Notiz, die er so sorgfältig am Türgriff befestigt hatte,
vom Wind weggerissen. Sie wurde fast eine Stunde lang
vom Sturm weiter fortgetragen, dann zu konfetti zerfetzt
und über zwei countys verteilt.
***
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Autoren-Porträt von Jack DuBrul
Jack du Brul studierte an der George Washington Universität, Washington D.C. Kaum hatte er seinen Abschluss in der Tasche, veröffentlichte er seinen ersten Roman. Er ist der Co-Autor von Clive Cussler bei Bestsellern wie Todesfracht und Schlangenjagd Er lebt mit seiner Frau Debbie in Burlington, Vermont.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jack DuBrul
- 2010, 541 Seiten, Maße: 13,7 x 20,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Kubiak, Michael
- Übersetzer: Michael Kubiak
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442373662
- ISBN-13: 9783442373666
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