Hillary Clinton
Wird Hillary Clinton als erste Frau den Sprung ins Weiße Haus schaffen? Der Kampf um das mächtigste Amt der Welt hat begonnen und Journalist Carl Bernstein geht der Dynamik des politischen Power-Paares auf den Grund.
Das Ergebnis: ein bestechendes...
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Wird Hillary Clinton als erste Frau den Sprung ins Weiße Haus schaffen? Der Kampf um das mächtigste Amt der Welt hat begonnen und Journalist Carl Bernstein geht der Dynamik des politischen Power-Paares auf den Grund.
Das Ergebnis: ein bestechendes Porträt einer Frau auf dem Weg an die Macht.
Wer ist diese außergewöhnliche Frau? Wofür steht sie? Einnehmend und unbestechlich geht der bestens informierte Journalist Carl Bernstein der Persönlichkeit wie der Politik Hillary Clintons auf den Grund. Er erzählt, wie sie in der Bürgerrechts-, Studenten- und Frauenbewegung in den sechziger Jahren politisch aktiv wird, als Juristin Karriere macht und dann für Mann und Kind in die Provinz nach Little Rock, Arkansas, zieht. Mit dem strahlenden jungen Gouverneur kommt sie ins Zentrum der Weltpolitik zurück und kämpft an der Seite ihres fehlbaren Präsidentengatten um dessen politisches Überleben. Er hat sie persönlich verletzt, sie hat ihm politisch geschadet und ihn und ihre Ehe immer wieder gerettet. Seit sieben Jahren ist sie demokratische Senatorin von New York, nun will sie 2008 die erste Präsidentin der USA werden.
Hillary Clinton von Carl Bernstein
LESEPROBE
Alles, was ich in den folgendenTagen und Wochen sagte,
würde sich nicht nur auf unserepersönliche Zukunft, sondern
auf die Zukunft Amerikas auswirken.Meine Ehe stand
ebenfalls auf dem Spiel, und ich warnicht ganz sicher, wie
der Würfel fallen würde oder sollte.
- Gelebte Geschichte
Gegen Mittag des 12. Februar 1999betrat Hillary Rodham Clinton ihr Wohnzimmer, von wo aus man einen wunderbarenBlick auf die große Mall der Hauptstadt hat. Sie trug bequeme Hosen, einschlichtes Top, flache Schuhe und ein Lächeln auf den Lippen. Die Sitzung, diekurz darauf begann, sollte ihr Leben und die Geschichte ihres Landes verändern(wobei abzuwarten ist, wie groß ihr Einfluss auf die Geschicke der VereinigtenStaaten schließlich sein wird). Seit sie 1970 Bill Clinton begegnet war, warsie ihm durch zahlreiche Fährnisse und Erschütterungen hindurch beigestanden,einschließlich jener gewissermaßen »außerkörperlichen Erfahrung«, an der dieganze Nation teilgenommen hatte und die als die Lewinsky-Affäre bekannt gewordenwar.
Heute nun sollte diese Affäre ihrlange überfälliges Ende finden. Es war mehr als ein Jahr vergangen, seitHillary Clinton (und das Land) erstmals den Namen Monica Lewinsky gehörthatten. In diesem Jahr waren nicht nur Hillarys Welt, sondern ganz Washingtonauf den Kopf gestellt worden. Hillary Clinton war bereit, einen Schlussstrichzu ziehen - auch wenn es nicht unbedingt ein Schlussstrich unter die Beziehungzu ihrem Ehemann oder zu Washington war oder bedeutete, dass sie ihreVerbindung zum Bewusstsein der Nation kappen würde. Es war eher so, dass sicheine grundlegende Veränderung ihrer Beziehung zu diesen dreien ankündigte: Siestand kurz vor der Entscheidung, als erste First Lady der Geschichte einpolitisches Amt anzustreben und im Staat New York, wo sie nie gelebt hatte, füreinen Sitz im amerikanischen Senat zu kandidieren.
Zur gleichen Zeit saß der Präsidentein Stockwerk tiefer im Oval Office und empfing die Berichte seinerMitarbeiter, während er grimmig auf den Fernsehschirm starrte, der eine Sitzungjener Parlamentskammer zeigte, in die seine Frau möglicherweise bald einziehenwürde und deren hundert Mitglieder gerade vom Präsidenten des OberstenGerichtshofs zur Ordnung gerufen wurden.
Der Oberste Richter William H. Rehnquist hatte versucht, die relative Feierlichkeit desAnlasses zu unterstreichen, indem er sich eigens für dasAmtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten eine besondere Robe hatteschneidern lassen, die, durchaus passend, mit ihren goldbestickten, gestreiftenund in Falten fallenden Ärmeln wirkte, als sei sie durch eine Operette vonWilliam Gilbert und Arthur Sullivan inspiriert worden.
Jeder Senator hatte auf seinem Tischeine rote Ledermappe liegen, die die Klageschrift gegen den Präsidenten WilliamJefferson Clinton enthielt. Dazu kam ein Zählbogen für die Abstimmung. DasErgebnis der offenen Abstimmung stand von vornherein fest: Für eineVerurteilung wäre eine Zweidrittelmehrheit erforderlich gewesen, doch nur einBlock von fünfzig Republikanern stimmte für eine Amtsenthebung. Clinton, derzweite Präsident nach Andrew Johnson im Jahr 1868, der einem solchen Impeachment-Verfahren unterzogen wurde, wurde von demVergehen »schwerer Verbrechen und des Fehlverhaltens« (»high crimes and misdemeanors «)freigesprochen.
Der wichtigste Grund für seinpolitisches Überleben war seine Frau - so wie ihre verwickelte Beziehung mehrals alles andere dafür gewesen sein könnte, dass es überhaupt zu diesemVerfahren gekommen war. Sieben Jahre später war Bill Clinton mit der Frage beschäftigt,was er mit dem Rest seines Lebens anfangen sollte. In der Zwischenzeitversuchte seine Frau, Präsidentin zu werden. Während einer einzigen Amtszeit imSenat hatte sich die gehörnte First Lady in die prominenteste und wichtigsteFührungspersönlichkeit ihrer Partei verwandelt, in eine Politikerin, die dieöffentliche Meinung des Landes polarisierte wie niemand sonst, in eineunvergleichliche Senatorin und in eine Berühmtheit, die ihresgleichen suchte.Diese Frau lud das Land nun zu einer weiteren Clintonschen Achterbahnfahrt einund errang dabei eine Art Allgegenwart in nahezu allen Bereichen, in denen die soziopolitische Vorherrschaft errungen wird - im Fernsehen,in den abendlichen Diskussionen am Esstisch der Familien, in den ausländischenMedien, unter ihren Amtskollegen im Senat, im Herrschaftsgebiet der angeblichumfassenden rechtsextremen Verschwörung, die den »Clintonismus«für tot erklärt hatte. Als sie bei ihrer zweiten Kandidatur für den Senat imJahr 2006 einen erdrutschartigen Sieg feierte, hatte bereits ein unablässigesnationales und internationales Reden über sie eingesetzt - über ihrepolitischen Ziele, ihren wirtschaftlichen Sachverstand, ihre Zukunft, ihreMoral, ihre Sexualität, ihre Religion, ihr Aussehen und (immer noch) über ihre Ehe.Ganz allein hatte sie es geschafft, eine neue Welle der Furcht und Hysterieunter den Feinden des »Clintonism« auszulösen.Die öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Person, genährt von unersättlichenMedien, denen sie fortwährend kleine Häppchen zuwarf, schien zeitweilig sogardas Interesse an dem Amtsinhaber zu übersteigen, der im Jahr 2000 von dembereits erwähnten Bundesrichter (jenem in der Robe von Gilbert und Sullivan)und seinen Kollegen vom Obersten Gerichtshof zum Wahlsieger erklärt worden war.George W. Bush, der Gewinner der ersten Präsidentschaftswahl in deramerikanischen Geschichte, die nicht von den Wählern, sondern von den Gerichtenentschieden worden war, hatte sich mit einem Wahlkampf durchgesetzt, in dem erden Wählern versprochen hatte, im Weißen Haus die Ehre und die traditionellenamerikanischen Werte wiederherzustellen, die von den Clintons in den Schmutzgezogen worden waren. »Clintons« im Plural.
Doch nun, da sich die katastrophalePräsidentschaft des Nachfolgers ihres Ehemanns dem Ende zuneigte, hatte HillaryClinton in diesem vom Ruhm berauschten Land eine einzigartige Prominenzerreicht - sie hatte eine Position inne, wie sie zuvor noch nicht einmalFranklin D. Roosevelt, Prinzessin Diana, »Ike« Eisenhower, OprahWinfrey oder Eleanor Roosevelt eingenommen hatten.Menschen aus allen Alters- und Gesellschaftsgruppen (nicht zu vergessen dieGastgeber von Talkshows und der National Enquirer)wetterten und debattierten in einer gigantischen Kakophonie über HillaryClinton. Im Ausland wurden die Amerikaner gefragt: Wer ist sie? Mögt ihr sie?Wird sie Präsidentin werden? Ist sie lesbisch? In der Zwischenzeit dirigierteHillary Clinton den amerikanischen Senat und die Medien mit faszinierenderVirtuosität, betörte ihre Kollegen aus beiden Lagern, sammelte gewaltige Summenfür Mitglieder ihrer Partei (wobei sie auch das finanzielle Fundament für ihreneigenen Präsidentschaftswahlkampf legte), unterhielt die Truppen im Irak undunterstützte vorsichtig den Militäreinsatz, während sie gleichzeitig nachMöglichkeiten suchte, um sich von der Politik des Präsidenten, der die Soldatendorthin geschickt hatte, und von ihrem eigenen Abstimmungsverhalten, das dieEntsendung der Soldaten mit ermöglicht hatte, zu distanzieren.
Bill Clinton hatte sich in ihrenwertvollsten Förderer verwandelt, als sich die Rollenverteilung umkehrte, derClinton-Apparat einen anderen Gang einlegte und seine Frau die Präsidentschaftanstrebte. Er hielt sich im Hintergrund, fungierte als ihr Berater und Strategeund tat alles, um sie in dem Bemühen zu unterstützen, ihren eigenen Weg zugehen.
Wenige Minuten nachdem der Senatihren Ehemann freigesprochen und der Oberste Bundesrichter das Verfahren im Kapitol mit einem Hammerschlag beendet hatte, endete auchHillarys Gespräch mit Harold Ickes im Weißen Haus.Hillary und Ickes, ihr inoffizieller Stellvertreter,waren die Architekten der Strategie, mit der die Präsidentschaft Bill Clintonsverschiedene Male gerettet worden war. Hillary war es, die im dunkelstenAugenblick, als anderen die Kräfte versagt hatten, eine bis zum Fanatismusloyale Truppe zusammengestellt hatte, die sich jeden Sonntag morgenversammelte, um die Schlachten zu planen, während der Impeachment-ZugFahrt aufnahm, die Gleise entlangratterte, unterohrenbetäubendem Quietschen bremste und schließlich im Senat zum Stillstandkam. Ickes ist der frühere stellvertretende Stabschefdes Präsidenten und Sohn von Harold Ickes sr., der inder ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den angesehenen Eldersder Demokratischen Partei gezählt hatte. Harold senior, Franklin D. RooseveltsVertrauter und Innenminister, war es auch gewesen, der sich 1945, kurz nachRoosevelts Tod, mit dessen Witwe Eleanor getroffen hatte, um sie zu drängen,sich in New York um das Gouverneursamt zu bewerben. Seinerzeit hatte die FirstLady den Vorschlag, nach eingehender sowohl politischer wie emotionalerPrüfung, abgelehnt.
Ickes sr. stand seinem Präsidenten undseiner First Lady ebenso nahe wie Jahre später sein Sohn den Clintons, und erhalf Eleanor, dem Hass und der Feindseligkeit standzuhalten, die sie mit ihrerPrinzipientreue, ihrer politischen Einstellung und ihrer Mitwirkung an derPräsidentschaft ihres Ehemanns geweckt hatte, der bis zu Bill Clinton derletzte demokratische Präsident war, der für zwei Amtszeiten gewählt wurde.
Harold jr., der die New YorkerPolitik, die spitz und gefährlich war wie ein Eispickel, meisterhaftbeherrschte, war sich nicht sicher, ob Hillary für das Amt des scheidenden NewYorker Senators Daniel Patrick Moynihan kandidierensollte, und an jenem Nachmittag beschrieb er ihr ungeschminkt alle Hindernisse,die sie auf dem Weg dorthin überwinden müsste, darunter nicht zuletzt dieunvermeidlichen Geschichten über die Feindschaft zwischen dem scheidendenSenator und der First Lady (die Beziehung entspannte sich schließlich, als Moynihans Abschied aus der Politik näher rückte). Am Endehatte Harold jr. es mit einer sehr viel bereitwilligeren und motivierteren Kandidatin zu tun als sein Vater ein halbesJahrhundert zuvor bei Eleanor - einer Frau, für die Hillary große Verehrungempfand. Hillary ging es nicht einfach um einen Sitz im Senat, sondern umErlösung in Form einer Ehrenrettung: Sie wollte ihre eigene Ehre, die ihresMannes und die der Clinton- Präsidentschaft wiederhergestellt wissen.
Die Jahre im Weißen Haus zeigtendeutlich, was viele Freunde und Mitarbeiter als den fundamentalencharakterlichen Unterschied zwischen Hillary und Bill Clinton ansahen: Hillarywar in der Lage, sich als Person weiterzuentwickeln und zu wandeln. »Inemotionaler Hinsicht ist er immer noch derselbe wie nach seiner Rückkehr vomStudium in Oxford«, sagte ein langjähriger Assistent des Präsidenten, als dieClintons am 20. Januar 2001 das Weiße Haus verließen. Hillary hingegen, die amselben Tag als »Juniorsenatorin«, also als zweite Senatorin neben dem dienstälteren Chuck Schumer, fürden Staat New York vereidigt wurde, bewies stets nicht nur eineaußergewöhnliche Wandelbarkeit, sondern auch die Fähigkeit, sich persönlichweiterzuentwickeln: Vom Goldwater-Girl wurde sie zurprogressiven Demokratin, vom Modeopfer zur eleganten Powerfrau oder von der umihr Überleben kämpfenden First Lady zur fest im Establishment verankertenSenatorin.
Die letzte Demonstration dieserFähigkeit legte sie mit der Wandlung ab, die sie angesichts der nicht endenwollenden Lewinsky-Affäre durchlief, und der Entscheidung, nach dem Ende desDramas ihren eigenen Weg zu gehen. »Sie fällte eine Entscheidung, dieaugenscheinlich widersinnig war«, meint eine Mitarbeiterin, die sowohl für sieals auch für ihren Ehemann tätig gewesen war. »Eine amtierende First Lady derVereinigten Staaten, die sich im Staat New York, wo sie nie gelebt hatte, umeinen Senatssitz bewarb - noch während sie im Weißen Haus lebte. Und die dieSache durchzog. Jeder politische Berater in der Welt würde sagen: Was für einelächerliche und blöde Idee. Wie ist sie nur auf diesen Unsinn gekommen? Dochsie tat es.«
Tatsächlich hatte sie all demeinschlägigen Gerede zum Trotz, das seit zwei Jahrzehnten die Medienbeschäftigte, in Wahrheit nie ein politisches Amt angestrebt. Sie hatte sichauf ein Leben mit Büchern und auf dem weiten Feld der Politikberatung gefreut,vielleicht an der Spitze einer Universität oder einer Stiftung. Nur eineinziges Mal, 1989, hatte sie kurzzeitig erwogen, für ein öffentliches Amt zukandidieren, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Ehemann (damals Gouverneurvon Arkansas) glaubte, in eine andere Frau verliebt zu sein. Seinerzeit hattesie über eine Scheidung nachgedacht und überlegt, nach dem Ende der Amtszeitihres Mannes selbst für das Gouverneursamt zu kandidieren. Die wenigenMenschen, die davon wussten, erklärten später, solche Überlegungen seien inerster Linie Hillarys Groll gegen Bill entsprungen. Doch das Ehepaar söhnte sichunter großen Mühen aus, und 1991 sagte sie ihm, dass der Zeitpunkt gekommensei, für die Präsidentschaft zu kandidieren, denn im nächsten Jahr könne er dieWahl gewinnen (er teilte ihre Einschätzung). Nach seinem Wahlsieg vertrauteHillary ihrer engsten Freundin Diane Blair an, die geradezu zwanghafte sexuelleGetriebenheit ihres Mannes, die sie im Lauf der Jahre so oft wütend gemachthatte und Anlass so vieler Schmerzen war, werde im Weißen Haus zwangsläufigdurch die mit der Präsidentschaft verbundenen Verpflichtungen gedämpft werden -wenn nicht durch die Wichtigkeit des Amtes, so doch zumindest dadurch, dass erim Weißen Haus eingesperrt wäre wie in einem goldenen Käfig, umlagert von demneugierigsten Pressekorps der Welt.
Als das Amtsenthebungsverfahren seinhässliches Haupt erhob, waren Hillary Clinton und die Beziehung zu ihrem Mann,wie schon in so vielen andere Krisen und Kämpfen zuvor, zurückgeworfen auf ihreUrsprünge, auf die diese Beziehung eigentlich bestimmenden Faktoren, denunausgesprochenen casus belli,daheim und im Kongress. Es ging nicht um Monica Lewinsky. Im Impeachment-Verfahren des Präsidenten spiegelten sich ganzunmittelbar die Entscheidungen wider, die Hillary getroffen hatte, dieKompromisse, die sie, wenn auch widerstrebend, eingegangen war, und auch dieFeindschaft, die durch ihrer beider großartigen Pläne, Erfolge undFehlschläge hervorgerufen worden war. Der Rechtsanwalt Robert S. Bennett, derBill Clinton in dem von Paula Jones wegen sexueller Belästigung angestrengtenProzess verteidigte, in jenem Prozess, der zur Entdeckung von Monica Lewinskyführte, erklärte später, das wesentliche Ergebnis dieses Verfahrens habe darinbestanden, die »Hillary-Frage« ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. DerAnwalt war davon überzeugt, dass sein Mandant - der Präsident der VereinigtenStaaten - nur aus einem einzigen Grund den vernünftigen Rat seinesRechtsberaters ausgeschlagen hatte, sich außergerichtlich mit Paula Jones zueinigen (die behauptete, Clinton habe sich unaufgefordert vor ihr entblößt): Erfürchtete sich vor Hillarys Zorn und davor, sie könnte ihn verlassen. Vondiesem Moment an waren der Präsident, seine anderen Frauen, Hillary und dieClinton-Präsidentschaft untrennbar miteinander verwoben.
Auch Hillary hatte instinktiv erkannt,welche Gefahren der Fall Jones barg, und dass darüber hinaus etwas Ruinösesdarin schlummerte, ein Fingerzeig auf die weitere Zerstörung der sorgsamkonstruierten Welt der Clintons. Wenige Tage bevor die Klage gegen ihrenEhemann eingereicht wurde, rief Hillary Bills ehemalige Stabschefin Betsey Wright in Arkansas an und flehte sie schluchzend an,sie möge einen Weg finden, um weitere rechtliche Schritte zu verhindern. Dochdie Feinde der Clintons hatten den Fall bereits unter ihre Kontrolle gebracht.Hillarys Ehemann hatte sich in eine ausweglose Situation manövriert, dieUntersuchungen nahmen ihren Lauf, und wieder einmal entfalteten sich dieKräfte, die immer dann wirksam werden, wenn die Clinton-Ehe inExtremsituationen gerät: Bill wagte es nicht, gegenüber seiner Fraueinzugestehen, dass zwischen ihm und Jones irgendetwas vorgefallen war,sondern setzte alles auf eine Karte - mit der Präsidentschaft als Einsatz.Dasselbe tat er wieder, als er monatelang leugnete, eine sexuelle Beziehung zuMonica Lewinsky unterhalten zu haben.
Wie jene bezeugen können, die dieClintons mit am besten kennen, war das für ihn der einzige Weg. Ohne Hillarykonnte er nicht leben, sie war der eine unersetzliche Teil seinerVergangenheit, seiner Entwicklung, seiner Präsidentschaft - und seines Herzens.
In der zweiundzwanzig Jahredauernden Reise, die die Clintons vom gemeinsamen Jurastudium in Yale über dasGouverneursamt in Arkansas bis zur Präsidentschaft führte, hatten die beideneine gemeinsame Politik entwickelt, ein spezifisches System von Wertenund Erwartungen, das sich aus ihren individuellen Erfahrungen und Kenntnissenund ihrer unterschiedlichen Herkunft entwickelt hatte. Dieses System hatten siein endlosen Diskussionen zusammengefügt, immer wieder verbessert undvervollkommnet, wobei sie stets von der Prämisse ausgingen, die Reise gemeinsamzu unternehmen. Und auch wenn Hillarys intellektuelle Feuerkraft nichtannähernd so eindrucksvoll war wie die ihres Mannes und ihr politischerInstinkt manchmal etwas schwerfällig war, war sie doch in jeder Beziehung seinepolitische Partnerin, jener Mensch, mit dem er jede wichtige politische,strategische, ideologische oder berufliche Frage besprach. Im Sommer 1974, eineWoche nachdem ihre Arbeit im mit dem Amtsenthebungsverfahren gegen RichardNixon befassten Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses (mit NixonsRücktritt) beendet war, hatte Hillary Clinton ihre Habseligkeiten in den VWeiner Freundin gepackt und Washington verlassen, um sich Bill anzuschließen, dersich in seinem Heimatstaat Arkansas um einen Sitz im Kongress bewarb. IhreEntscheidung, ihn zu heiraten - wohl wissend, dass die Chancen dafür, dass ermonogam werden würde, möglicherweise schlechter standen als die für seine Wahlzum Präsidenten der Vereinigten Staaten -, fiel erst nach langem Zögern. EinJahr brauchte sie für diesen Entschluss, von dem fast alle engen Freunde sieabzubringen versuchten: Würde sie es wirklich schaffen, im rückständigenArkansas ein Leben als Bill Clintons Ehefrau zu führen, während er dort seinepolitische Karriere verfolgte? War sie tatsächlich bereit, ihr Schicksal vonseiner Zukunft abhängig zu machen und ihr eigenes politisches Talent ungenutztzu lassen? Wie ließ sich diese Entscheidung mit dem feministischen Bewusstseinjener Zeit vereinbaren? Ihre Antwort auf all diese Fragen lautete durchweg:»Ich liebe ihn.« Wieder und wieder hielt sie sich vorAugen, dass er der beeindruckendste Mensch war, demsie und auch ihre Freunde (die das fast einhellig eingestanden) je begegnetwaren. Die Ehe der beiden beruhte auf einem ununterbrochenen Gespräch über ihreIdeen und Bestrebungen wie auch auf dauerhafter Liebe - immer wiederunterbrochen durch leidenschaftliche Auseinandersetzungen. Ihr Ratschlag wardas beständige Element hinter seiner Methode und seiner politischenEntwicklung, obwohl er (im Gouverneurssitz in Little Rock und später im WeißenHaus) gelegentlich, und mitunter zu ihrer Enttäuschung, einen anderen als denvon ihr vorgeschlagenen Kurs einschlagen sollte.
Ihre »Reise« - den Begriff prägtendie beiden selbst - war zugleich unendlich romantisch und unverhohlenehrgeizig, ein Marsch durch das politische System mit dem Ziel, ausgehend vonihren persönlichen Vorstellungen und Idealen und von denen ihrer Generation, dassoziale Gewissen ihres Landes zu wecken. Es steht außer Frage, jedenfalls ihreneigenen Äußerungen und denen ihrer Freunde zufolge, dass die beiden von Anfangan im anderen den strahlendsten Stern in ihremUniversum sahen und dass diese Verschmelzung von Energie und Ehrgeiz niemalsnur auf ihn, sondern auf die von ihnen beiden gebildete Einheit und aufdie Kunst des Möglichen zielte. Sie würden die Geschichte ihres Landes ändern.In den Augen ihrer Widersacher und Feinde, die zahlreicher wurden, je näher dieClintons dem Gipfel kamen, war diese Reise ein Akt schamloser Selbstüberhöhung,der in der modernen amerikanischen Politik seinesgleichen suchte. Doch dieClintons schienen durch keine Demütigung zu erschüttern, und keiner derzahlreichen Bedrohungen, Hinterhalte und Angriffe, die viele wenigerbeharrliche Sterbliche zu Fall gebracht hätten, schien sie entmutigen zukönnen.
© Verlag DroemerKnaur
Übersetzung: Stephan Gebauer
- Autor: Carl Bernstein
- 2007, 959 Seiten, 8 Abbildungen, Maße: 14,8 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Stephan Gebauer
- Übersetzer: Stephan Gebauer
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426274353
- ISBN-13: 9783426274354
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