Hiroshima
Stephen Walker dokumentiert in seiner minutiös rekonstruierten Chronik eine Tragödie archaischen Ausmaßes erzählt aus der Sicht von Opfern und Tätern. Er berichtet vom ersten erfolgreichen Test der USA am 16. Juli 1945 bis zum tatsächlichen Abwurf im...
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Produktinformationen zu „Hiroshima “
Stephen Walker dokumentiert in seiner minutiös rekonstruierten Chronik eine Tragödie archaischen Ausmaßes erzählt aus der Sicht von Opfern und Tätern. Er berichtet vom ersten erfolgreichen Test der USA am 16. Juli 1945 bis zum tatsächlichen Abwurf im August. Diese beiden nahezu letzen Schlüsseldaten des Zweiten Weltkriegs sind verbunden durch eine Kette dramatischer Ereignisse. Der preisgekrönte britische Dokumentarfilmer hat sie in Form eines spannenden, dabei jedoch penibel recherchierten »Tatsachenthrillers« wieder zum Leben erweckt.
Klappentext zu „Hiroshima “
60. Jahrestag des ersten Atombomben-Abwurfs6. August 1945, 9.15 Uhr und 20 Sekunden: Der vierjährige Shinichi Tetsutani spielt im Garten mit einem roten Dreirad, das er am Vortag zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. General Leslie Groves beißt wartend in ein Stück Schokolade. Der junge Arzt Sawachika begrüßt seine Kollegen im Krankenhaus. Major Tom Ferebee kippt einen Schalter am Amaturenbrett der B29. 42 Sekunden vergehen - dann explodieren tausend Sonnen über dem Herzen einer Stadt. In millionstel Sekunden sind 100 000 Menschen ausgelöscht - und das Grauen der Menschheitsgeschichte hat für immer einen Namen: Hiroshima.
60 Jahre danach erzählt Stephen Walker das Drama Hiroshima in bisher nicht gekannter Weise - als historischen Thriller, als zutiefst berührendes Tagebuch von Tätern und Opfern. Die Tragödie nimmt am 16. Juli 1945 um 5.29 Uhr ihren Lauf. In einem gottverlassenen Winkel der Wüste von Neu Mexiko wird die erste Atombombe gezündet. Das geheimste Projekt Amerikas, das Manhattan-Projekt, ist am Ziel. Amerika ist bereit, die furchtbarste aller Waffen gegen eine japanische Stadt einzusetzen, wenn damit das Leben hunderttausender Amerikaner gerettet wird - so viele tote Soldaten sagten Militärexperten für den Fall der Fortsetzung des Kriegs mit konventionellen Waffen voraus. Walker folgt den Ereignissen der folgenden 21 Tage aus den wechselnden Perspektiven der Bomberbesatzung und ihrer Befehlshaber sowie von Männern, Frauen und Kindern aus Hiroshima. Zunächst im Rhythmus von Tagen, dann von Stunden, schließlich von Minuten. Figuren des Dramas werden zu Menschen mit Wünschen und Neigungen, mit Ehrgeiz und Ängsten. Ihr Schicksal ist unabwendbar, doch mit jeder Minute wachsender Spannung hofft der Leser, sie könnten vielleicht gerettet werden. Umso erschütternder der unausweichliche Höhepunkt, umso schockierender die Wahrheit.
"Atemberaubende Schilderung der Ereignisse in den letzten Wochen, Tagen und Stunden - aus der Sicht der Protagonisten (der
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Täter wie der Opfer)
"Basierend auf bislang unveröffentlichten Dokumenten (Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Fotos, Logbuch der Bomberbesatzung)
"Exklusiv geführte Interviews mit Zeitzeugen aus Japan und den USA (u.a. Besatzungsmitglieder, Angehörige der Opfer).
"Basierend auf bislang unveröffentlichten Dokumenten (Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Fotos, Logbuch der Bomberbesatzung)
"Exklusiv geführte Interviews mit Zeitzeugen aus Japan und den USA (u.a. Besatzungsmitglieder, Angehörige der Opfer).
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60. Jahrestag des ersten Atombomben-Abwurfs
6. August 1945, 9.15 Uhr und 20 Sekunden: Der vierjährige Shinichi Tetsutani spielt im Garten mit einem roten Dreirad, das er am Vortag zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. General Leslie Groves beißt wartend in ein Stück Schokolade. Der junge Arzt Sawachika begrüßt seine Kollegen im Krankenhaus. Major Tom Ferebee kippt einen Schalter am Amaturenbrett der B29. 42 Sekunden vergehen - dann explodieren tausend Sonnen über dem Herzen einer Stadt. In millionstel Sekunden sind 100 000 Menschen ausgelöscht - und das Grauen der Menschheitsgeschichte hat für immer einen Namen: Hiroshima.
60 Jahre danach erzählt Stephen Walker das Drama Hiroshima in bisher nicht gekannter Weise - als historischen Thriller, als zutiefst berührendes Tagebuch von Tätern und Opfern. Die Tragödie nimmt am 16. Juli 1945 um 5.29 Uhr ihren Lauf. In einem gottverlassenen Winkel der Wüste von Neu Mexiko wird die erste Atombombe gezündet. Das geheimste Projekt Amerikas, das Manhattan-Projekt, ist am Ziel. Amerika ist bereit, die furchtbarste aller Waffen gegen eine japanische Stadt einzusetzen, wenn damit das Leben hunderttausender Amerikaner gerettet wird - so viele tote Soldaten sagten Militärexperten für den Fall der Fortsetzung des Kriegs mit konventionellen Waffen voraus. Walker folgt den Ereignissen der folgenden 21 Tage aus den wechselnden Perspektiven der Bomberbesatzung und ihrer Befehlshaber sowie von Männern, Frauen und Kindern aus Hiroshima. Zunächst im Rhythmus von Tagen, dann von Stunden, schließlich von Minuten. Figuren des Dramas werden zu Menschen mit Wünschen und Neigungen, mit Ehrgeiz und Ängsten. Ihr Schicksal ist unabwendbar, doch mit jeder Minute wachsender Spannung hofft der Leser, sie könnten vielleicht gerettet werden. Umso erschütternder der unausweichliche Höhepunkt, umso schockierender die Wahrheit.
- Atemberaubende Schilderung der Ereignisse in den letzten Wochen, Tagen und Stunden - aus der Sicht der Protagonisten (der Täter wie der Opfer)
- Basierend auf bislang unveröffentlichten Dokumenten (Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Fotos, Logbuch der Bomberbesatzung)
- Exklusiv geführte Interviews mit Zeitzeugen aus Japan und den USA (u.a. Besatzungsmitglieder, Angehörige der Opfer)
"Insgesamt dokumentiert Stephen Walker die dramatischen Ereignisse zwischen dem ersten Test bis zum Abwurf und den Folgen so spannend, dass der Leser den Eindruck erhält, selbst dabei zu sein. Ein Buch, das nur empfohlen werden kann."
NDR
"Walker hat minuziös recherchiert und legt im Anhang für jedes Kapitel genauestens Rechenschaft ab über seine Quellen. Es gelingt ihm trefflich, die Ungeheuerlichkeiten des Bombenabwurfs in seiner ganzen Absurdität einzufangen."
NZZ am Sonntag
"Aus der Binnenperspektive der Ingenieure, der Piloten und nicht zuletzt der Opfer konstruiert der britische Dokumentarfilmer einen bis zur letzten Seite fesselnden 'Tatsachenthriller'. [...] konkurrenzlos verstörend, weil er zeigt, wie viel Enthusiasmus und Befriedigung beim Abwurf eines massenmörderischen Werkzeugs mitschwangen." Die Zeit
6. August 1945, 9.15 Uhr und 20 Sekunden: Der vierjährige Shinichi Tetsutani spielt im Garten mit einem roten Dreirad, das er am Vortag zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. General Leslie Groves beißt wartend in ein Stück Schokolade. Der junge Arzt Sawachika begrüßt seine Kollegen im Krankenhaus. Major Tom Ferebee kippt einen Schalter am Amaturenbrett der B29. 42 Sekunden vergehen - dann explodieren tausend Sonnen über dem Herzen einer Stadt. In millionstel Sekunden sind 100 000 Menschen ausgelöscht - und das Grauen der Menschheitsgeschichte hat für immer einen Namen: Hiroshima.
60 Jahre danach erzählt Stephen Walker das Drama Hiroshima in bisher nicht gekannter Weise - als historischen Thriller, als zutiefst berührendes Tagebuch von Tätern und Opfern. Die Tragödie nimmt am 16. Juli 1945 um 5.29 Uhr ihren Lauf. In einem gottverlassenen Winkel der Wüste von Neu Mexiko wird die erste Atombombe gezündet. Das geheimste Projekt Amerikas, das Manhattan-Projekt, ist am Ziel. Amerika ist bereit, die furchtbarste aller Waffen gegen eine japanische Stadt einzusetzen, wenn damit das Leben hunderttausender Amerikaner gerettet wird - so viele tote Soldaten sagten Militärexperten für den Fall der Fortsetzung des Kriegs mit konventionellen Waffen voraus. Walker folgt den Ereignissen der folgenden 21 Tage aus den wechselnden Perspektiven der Bomberbesatzung und ihrer Befehlshaber sowie von Männern, Frauen und Kindern aus Hiroshima. Zunächst im Rhythmus von Tagen, dann von Stunden, schließlich von Minuten. Figuren des Dramas werden zu Menschen mit Wünschen und Neigungen, mit Ehrgeiz und Ängsten. Ihr Schicksal ist unabwendbar, doch mit jeder Minute wachsender Spannung hofft der Leser, sie könnten vielleicht gerettet werden. Umso erschütternder der unausweichliche Höhepunkt, umso schockierender die Wahrheit.
- Atemberaubende Schilderung der Ereignisse in den letzten Wochen, Tagen und Stunden - aus der Sicht der Protagonisten (der Täter wie der Opfer)
- Basierend auf bislang unveröffentlichten Dokumenten (Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Fotos, Logbuch der Bomberbesatzung)
- Exklusiv geführte Interviews mit Zeitzeugen aus Japan und den USA (u.a. Besatzungsmitglieder, Angehörige der Opfer)
"Insgesamt dokumentiert Stephen Walker die dramatischen Ereignisse zwischen dem ersten Test bis zum Abwurf und den Folgen so spannend, dass der Leser den Eindruck erhält, selbst dabei zu sein. Ein Buch, das nur empfohlen werden kann."
NDR
"Walker hat minuziös recherchiert und legt im Anhang für jedes Kapitel genauestens Rechenschaft ab über seine Quellen. Es gelingt ihm trefflich, die Ungeheuerlichkeiten des Bombenabwurfs in seiner ganzen Absurdität einzufangen."
NZZ am Sonntag
"Aus der Binnenperspektive der Ingenieure, der Piloten und nicht zuletzt der Opfer konstruiert der britische Dokumentarfilmer einen bis zur letzten Seite fesselnden 'Tatsachenthriller'. [...] konkurrenzlos verstörend, weil er zeigt, wie viel Enthusiasmus und Befriedigung beim Abwurf eines massenmörderischen Werkzeugs mitschwangen." Die Zeit
Lese-Probe zu „Hiroshima “
Zu diesem BuchVon der Route 285 im amerikanischen Bundesstaat New Mexico zweigt knapp 20 Kilometer nördlich von Santa Fe bei einem kleinen Ort namens Pojoaque der Highway 502 nach Westen ab. Folgt man dieser Nebenstraße, so gelangt man rasch auf die kühlen Höhen der Pajarito Mountains. Die Straße windet sich immer höher hinauf, vorbei an alten indianischen Siedlungen mit klangvollen spanischen Namen wie San Ildefonso Pueblo, Jaconita und El Rancho. Die Luft wird merklich klarer und dünner. Der berauschende Duft von Goldkiefern dringt bis ins Wageninnere. Der Ausblick ist herrlich. Im Osten zeichnen sich die Gipfel der fernen Sangre-de-Cristo-Kette ab. Im Süden erstreckt sich ein weites Becken voller gelber, grüner und rötlicher Farbtupfer bis zu der Dunstglocke über Santa Fe. Und im Westen liegt auf dem hohen Tafelland des Jemez-Plateaus eine kleine Stadt, die einst eines der größten Geheimnisse der Welt barg - Los Alamos, der Ort, an dem die ersten Atombomben gebaut wurden.
Im Mai 2004 fuhr ich im Rahmen meiner Recherchen für dieses Buch nach Los Alamos. Unterwegs hielt ich an, um den faszinierenden Ausblick zu genießen. Es war um die Mittagszeit, und trotz der großen Höhe von über 2000 Metern flimmerte die Luft über dem glühenden Asphalt. Die Stille war überwältigend. Plötzlich wurde mir bewusst, dass vor 59 Jahren an einem sonnigen Tag wie diesem auf ebendieser Strecke ein geschlossener schwarzer Lastwagen in Begleitung von sieben Fahrzeugen voller Wachleute von Los Alamos die Serpentinen heruntergekrochen war, vorbei an den alten indianischen Pueblos und der Stelle, an der ich nun meinen Wagen geparkt hatte, hinunter in die Ebene von Santa Fe. Es war der 14. Juli 1945 gewesen. Auf dem schwarzen Laster stand in einem bleiisolierten Behälter das Urangeschoss für eine Atombombe, das an jenem Nachmittag von Albuquerque nach San Francisco geflogen wurde. Zwei Tage später startete es an Bord der USS Indianapolis unter der Golden-Gate-Brücke zu der langen
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Überfahrt quer über den Pazifik. Und 23 Tage später wurde es im Bombenschacht einer B 29 über der Stadt Hiroshima ausgeklinkt. Bei der Explosion kamen mindestens 80.000 Menschen ums Leben. Diese Reise hatte hier begonnen, in diesen wunderschönen Bergen mit ihrem grenzenlosen Horizont, und sie endete am 6. August 1945 um 9.16 Uhr auf der anderen Seite der Erde. Ich stand auf historischem Boden.
Jene Reise wurde auch meine Reise. In den anschließenden Wochen und Monaten folgte ich der Spur der Bombe. Ich besuchte ungewöhnliche Orte und begegnete außergewöhnlichen Menschen. Ich sprach mit Männern, die an dem Einsatz über Hiroshima teilgenommen hatten, mit Wissenschaftlern, die die Bombe gebaut hatten, und mit Menschen, die deren Detonation überlebt hatten. In Hiroshima trank ich Tee mit alten Damen, die mir unvorstellbare Geschichten von Schmerz, Verzweiflung und Mut erzählten. In einem chinesischen Restaurant in Kalifornien speiste ich mit dem Mann, der das Einsatzflugzeug, Enola Gay, mit der scharfen Waffe an Bord 2500 Kilometer über den Pazifik navigiert hatte. In Cambridge, Massachusetts, besuchte ich den Atomphysiker, der in einem Koffer auf dem Rücksitz eines Wagens den Kern der allerersten Atombombe transportiert hatte, die drei Wochen vor dem Einsatz über Hiroshima in New Mexico getestet worden war.
Ich fuhr von einer Küste der Vereinigten Staaten zur anderen, besuchte etliche Städte in Japan und reiste schließlich zu der winzigen, abgelegenen Insel Tinian im Westpazifik, von wo Enola Gay in einer tropischen Nacht zu ihrer Hiroshima-Mission gestartet war. Unterwegs sammelte ich diverse Zeugnisse und Beweisstücke, die in meinem Arbeitszimmer lagen, während ich dieses Buch schrieb: Ein Stück leicht radioaktiven Trinitits, jener seltsamen grünlichen Substanz, die bei der Bombenexplosion entstand und noch immer auf dem Gelände des ersten Atomtests in New Mexico zu finden ist; ein Stück strahlend weißer zermahlener Koralle von der längst zugewucherten Rollbahn, von der Enola Gay vor 60 Jahren abhob; eine Hand voll Schutt aus dem Peace Dome in Hiroshima, jenem Gebäude, das genauso rekonstruiert wurde, wie es am Tag des Bombenabwurfs ausgesehen hatte.
Auf meiner Reise erlebte ich Momente, die mir noch für lange Zeit Rätsel aufgeben werden. Ich war schockiert, verstört, entsetzt, erstaunt, fasziniert, hingerissen und zutiefst bewegt. Ich hörte vielen Zeitzeugen zu und las zahlreiche Berichte und war immer wieder überrascht, wie weit die einzelnen Erfahrungen dieses Ereignisses selbst aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven in den Details übereinstimmten. Diese Offenbarungen bilden den Kern dieses Buches. Im Wechsel zwischen Augenzeugen in verschiedenen Teilen der Erde soll einer der entscheidendsten Momente der Geschichte so geschildert werden, wie er von berühmten und einfachen, mächtigen und gewöhnlichen Menschen erlebt wurde. Heute wissen wir, was an jenem Augustmorgen des Jahres 1945 geschah. Sie wussten es nicht.
Die erste Atombombe wurde am 16. Juli 1945 in der Wüste von New Mexico getestet, zwei Tage nachdem sich jener schwarze Lastwagen mit dem isolierten Behälter die kurvenreiche Straße von Los Alamos hinunterschlängelte. Nur drei Wochen lagen zwischen dem Test und der Zerstörung Hiroshimas. Allein mit den Ressourcen der reichsten und mächtigsten Nation der Welt ließ sich solch ein kolossales Projekt so rasch umsetzen. Jene drei Wochen von der Generalprobe bis zum Abwurf der Bombe bilden den Rahmen dieses Buches.
Jeder Versuch, ein so kontroverses und folgenreiches historisches Ereignis wie dieses zu beschreiben, ist zwangsläufig problematisch. Es gibt zu viele Perspektiven und Ansätze. Man könnte bis zu dem griechischen Philosophen Leukippos von Milet zurückgehen, der bereits im fünften vorchristlichen Jahrhundert den Begriff 'Atom' aufbrachte. Ich beschränke mich auf diese kurze Zeitspanne im Sommer 1945, weil sie meines Erachtens fast jedes Element enthält, das diese Geschichte annähernd verständlich macht. In jenen drei Wochen hat sich die Welt tatsächlich für alle Zeiten verändert.
Die folgenden Seiten schildern die Ereignisse jener Wochen. Beim Schreiben habe ich stets versucht, mich an eine wichtige Regel zu halten: Jedes Ereignis, jede Persönlichkeit und jede Äußerung sollte so weit wie möglich wahrheitsgetreu und nachweisbar sein; nichts davon entspringt der freien Erfindung. Etwaige Fehler in Bezug auf Fakten oder Beurteilung, die sich in eine so komplexe Abhandlung eingeschlichen haben mögen, liegen allein in meiner Verantwortung.Heute, 60 Jahre später, verwandeln sich die Ereignisse vom Juli und August 1945. Aus dem Schatten gelebter Erinnerung wird dokumentierte Geschichte. Einige der Menschen, die ich befragt habe, sind inzwischen gestorben. Andere werden in den kommenden Monaten und Jahren sterben. Ihr Vermächtnis ist unendlich wertvoll - als Zeugnis und als Mahnung. In der Welt, in der wir heute leben, gibt es vielleicht keinen besseren Zeitpunkt, um sich die Ereignisse zu vergegenwärtigen und zu dem Moment zurückzukehren, an dem alles begann.
Jene Reise wurde auch meine Reise. In den anschließenden Wochen und Monaten folgte ich der Spur der Bombe. Ich besuchte ungewöhnliche Orte und begegnete außergewöhnlichen Menschen. Ich sprach mit Männern, die an dem Einsatz über Hiroshima teilgenommen hatten, mit Wissenschaftlern, die die Bombe gebaut hatten, und mit Menschen, die deren Detonation überlebt hatten. In Hiroshima trank ich Tee mit alten Damen, die mir unvorstellbare Geschichten von Schmerz, Verzweiflung und Mut erzählten. In einem chinesischen Restaurant in Kalifornien speiste ich mit dem Mann, der das Einsatzflugzeug, Enola Gay, mit der scharfen Waffe an Bord 2500 Kilometer über den Pazifik navigiert hatte. In Cambridge, Massachusetts, besuchte ich den Atomphysiker, der in einem Koffer auf dem Rücksitz eines Wagens den Kern der allerersten Atombombe transportiert hatte, die drei Wochen vor dem Einsatz über Hiroshima in New Mexico getestet worden war.
Ich fuhr von einer Küste der Vereinigten Staaten zur anderen, besuchte etliche Städte in Japan und reiste schließlich zu der winzigen, abgelegenen Insel Tinian im Westpazifik, von wo Enola Gay in einer tropischen Nacht zu ihrer Hiroshima-Mission gestartet war. Unterwegs sammelte ich diverse Zeugnisse und Beweisstücke, die in meinem Arbeitszimmer lagen, während ich dieses Buch schrieb: Ein Stück leicht radioaktiven Trinitits, jener seltsamen grünlichen Substanz, die bei der Bombenexplosion entstand und noch immer auf dem Gelände des ersten Atomtests in New Mexico zu finden ist; ein Stück strahlend weißer zermahlener Koralle von der längst zugewucherten Rollbahn, von der Enola Gay vor 60 Jahren abhob; eine Hand voll Schutt aus dem Peace Dome in Hiroshima, jenem Gebäude, das genauso rekonstruiert wurde, wie es am Tag des Bombenabwurfs ausgesehen hatte.
Auf meiner Reise erlebte ich Momente, die mir noch für lange Zeit Rätsel aufgeben werden. Ich war schockiert, verstört, entsetzt, erstaunt, fasziniert, hingerissen und zutiefst bewegt. Ich hörte vielen Zeitzeugen zu und las zahlreiche Berichte und war immer wieder überrascht, wie weit die einzelnen Erfahrungen dieses Ereignisses selbst aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven in den Details übereinstimmten. Diese Offenbarungen bilden den Kern dieses Buches. Im Wechsel zwischen Augenzeugen in verschiedenen Teilen der Erde soll einer der entscheidendsten Momente der Geschichte so geschildert werden, wie er von berühmten und einfachen, mächtigen und gewöhnlichen Menschen erlebt wurde. Heute wissen wir, was an jenem Augustmorgen des Jahres 1945 geschah. Sie wussten es nicht.
Die erste Atombombe wurde am 16. Juli 1945 in der Wüste von New Mexico getestet, zwei Tage nachdem sich jener schwarze Lastwagen mit dem isolierten Behälter die kurvenreiche Straße von Los Alamos hinunterschlängelte. Nur drei Wochen lagen zwischen dem Test und der Zerstörung Hiroshimas. Allein mit den Ressourcen der reichsten und mächtigsten Nation der Welt ließ sich solch ein kolossales Projekt so rasch umsetzen. Jene drei Wochen von der Generalprobe bis zum Abwurf der Bombe bilden den Rahmen dieses Buches.
Jeder Versuch, ein so kontroverses und folgenreiches historisches Ereignis wie dieses zu beschreiben, ist zwangsläufig problematisch. Es gibt zu viele Perspektiven und Ansätze. Man könnte bis zu dem griechischen Philosophen Leukippos von Milet zurückgehen, der bereits im fünften vorchristlichen Jahrhundert den Begriff 'Atom' aufbrachte. Ich beschränke mich auf diese kurze Zeitspanne im Sommer 1945, weil sie meines Erachtens fast jedes Element enthält, das diese Geschichte annähernd verständlich macht. In jenen drei Wochen hat sich die Welt tatsächlich für alle Zeiten verändert.
Die folgenden Seiten schildern die Ereignisse jener Wochen. Beim Schreiben habe ich stets versucht, mich an eine wichtige Regel zu halten: Jedes Ereignis, jede Persönlichkeit und jede Äußerung sollte so weit wie möglich wahrheitsgetreu und nachweisbar sein; nichts davon entspringt der freien Erfindung. Etwaige Fehler in Bezug auf Fakten oder Beurteilung, die sich in eine so komplexe Abhandlung eingeschlichen haben mögen, liegen allein in meiner Verantwortung.Heute, 60 Jahre später, verwandeln sich die Ereignisse vom Juli und August 1945. Aus dem Schatten gelebter Erinnerung wird dokumentierte Geschichte. Einige der Menschen, die ich befragt habe, sind inzwischen gestorben. Andere werden in den kommenden Monaten und Jahren sterben. Ihr Vermächtnis ist unendlich wertvoll - als Zeugnis und als Mahnung. In der Welt, in der wir heute leben, gibt es vielleicht keinen besseren Zeitpunkt, um sich die Ereignisse zu vergegenwärtigen und zu dem Moment zurückzukehren, an dem alles begann.
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Autoren-Porträt von Stephen Walker
Stephen Walker hat Geschichte in Harvard studiert, bevor er als Dokumentarfilmer für die BBC zu arbeiten begann. Bislang drehte er Dokumentationen u.a. über die Schlacht an der Somme, über die Besatzungszeit in Frankreich sowie über die Geschichte des Terrorismus. Für eine weitere Arbeit erhielt er die begehrte Goldene Rose von Montreux und den Preis der British Academy of Film and Television. Darüber hinaus ist er Drehbuchautor und erhielt für eines seiner Bücher den renommierten Writer's Guild Best Drama Award.Für das vorliegende Buch recherchierte Walker mehrere Monate lang in den USA und in Japan, sichtete teils bislang unveröffentlichte Dokumente und sprach mit zahlreichen Zeitzeugen.Seine BBC-Fernsehdokumentation über Hiroshima lief bereits mit großem Erfolg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Stephen Walker
- 2005, 1, 399 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570008444
- ISBN-13: 9783570008447
Kommentar zu "Hiroshima"
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