Das vergessene Volk / Honky Tonk Pirates Bd.2
»Wilde Kerle« meets »Fluch der Karibik« - das actiongeladene Piratenabenteuer
Hannah, Will, Jo und Moses haben es geschafft: Sie sind im Besitz des kostbaren Amuletts! Doch die Schatzsuche ist weitaus schwieriger als gedacht -...
Hannah, Will, Jo und Moses haben es geschafft: Sie sind im Besitz des kostbaren Amuletts! Doch die Schatzsuche ist weitaus schwieriger als gedacht -...
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Produktinformationen zu „Das vergessene Volk / Honky Tonk Pirates Bd.2 “
»Wilde Kerle« meets »Fluch der Karibik« - das actiongeladene Piratenabenteuer
Hannah, Will, Jo und Moses haben es geschafft: Sie sind im Besitz des kostbaren Amuletts! Doch die Schatzsuche ist weitaus schwieriger als gedacht - nicht nur, weil Talleyrand und die von ihm angeheuerte Piratencrew ihnen dicht auf den Fersen sind! Zudem hat Aweiku, die Prinzessin der Schatzinsel, ganz eigene Pläne: Mithilfe des Amuletts will sie die Insel für immer in eine andere Welt verschwinden lassen - und damit den geheimnisvollen Schatz, der seinem Besitzer ungeahnte Macht verleiht, vor den Menschen retten. Doch Hannah und Will wären keine echten Piraten, wenn sie sich diesen Schatz entgehen lassen würden!
Als Talleyrand und die Piratenhorde die Insel angreifen, müssen die beiden sich für eine Seite entscheiden ...
Hannah, Will, Jo und Moses haben es geschafft: Sie sind im Besitz des kostbaren Amuletts! Doch die Schatzsuche ist weitaus schwieriger als gedacht - nicht nur, weil Talleyrand und die von ihm angeheuerte Piratencrew ihnen dicht auf den Fersen sind! Zudem hat Aweiku, die Prinzessin der Schatzinsel, ganz eigene Pläne: Mithilfe des Amuletts will sie die Insel für immer in eine andere Welt verschwinden lassen - und damit den geheimnisvollen Schatz, der seinem Besitzer ungeahnte Macht verleiht, vor den Menschen retten. Doch Hannah und Will wären keine echten Piraten, wenn sie sich diesen Schatz entgehen lassen würden!
Als Talleyrand und die Piratenhorde die Insel angreifen, müssen die beiden sich für eine Seite entscheiden ...
Klappentext zu „Das vergessene Volk / Honky Tonk Pirates Bd.2 “
"Wilde Kerle" meets "Fluch der Karibik" - das actiongeladene PiratenabenteuerHannah, Will, Jo und Moses haben es geschafft: Sie sind im Besitz des kostbaren Amuletts! Doch die Schatzsuche ist weitaus schwieriger als gedacht - nicht nur, weil Talleyrand und die von ihm angeheuerte Piratencrew ihnen dicht auf den Fersen sind! Zudem hat Aweiku, die Prinzessin der Schatzinsel, ganz eigene Pläne: Mithilfe des Amuletts will sie die Insel für immer in eine andere Welt verschwinden lassen - und damit den geheimnisvollen Schatz, der seinem Besitzer ungeahnte Macht verleiht, vor den Menschen retten. Doch Hannah und Will wären keine echten Piraten, wenn sie sich diesen Schatz entgehen lassen würden!
Als Talleyrand und die Piratenhorde die Insel angreifen, müssen die beiden sich für eine Seite entscheiden ...
Lese-Probe zu „Das vergessene Volk / Honky Tonk Pirates Bd.2 “
Der Lockruf der RoseINS HERZ DER FINSTERNIS
a-mahn! Wir fliegen!?, lachte Honky Tonk Hannah und warf ihren Dreispitz hoch in die Luft. Das petrol-graue Leder leuchtete im Sonnenuntergangslicht und f?r einen kurzen, atemlos-atemberaubenden Augenblick hing der Piratenhut still in der Luft. Er drehte sich langsam im lauwarmen Wind zwischen glitzernden Wassertropfen, bis diese vom Dschunkensegelfl?gelschlag des Fliegenden Rochens wild durcheinandergewirbelt wurden.
Das sch?nste, stolzeste und schnellste Piratenschiff der Welt erhob sich zum dritten Mal nacheinander aus der Karibischen See. Es sprang aus den Wellen. Vorh?e aus Wasser fielen von den mit Algen und Muscheln bewachsenen Doppelr?mpfen des Katamarans und folgten dem Rochen wie ein kristalliner Kometenschweif auf seinem dreihundert Meter langen Gleitflug ?ber das Meer.
Dann setzte das Schiff wieder auf. Der Kopf der Galionsfigur, des majest?schen Mantas, tauchte ins Wasser und Gischt spritzte ?ber das Deck zwischen den von den Mantaschwingen umschlossenen R?mpfen bis zur Br?cke hinauf. Dort stand Honky Tonk Hannah hinter dem Steuer. Ihr sonnendurchflutetes Haar wehte um ihren Kopf, und das Feuerwerk in ihren
dunkelrehbraunen Augen, das ihr Lachen entfachte, blitzte und funkelte wie in Bernstein gegossenes Gold.
Will strahlte sie an. Sommersprossen umtanzten seine himmelhellblauen Augen und in seinem Gl?ck wollte sich der 14j?ige Junge nie wieder daran erinnern, wovon er noch vor wenigen Wochen felsenfest ?berzeugt gewesen war: Frauen sind Ungl?ck. Frauen und Ungl?ck sind ein und dasselbe!
Heiliger Flitzfliegenschiss! Vielleicht stimmte das ja. Aber Hannah war anders. Oh verfuchst, ja-mahn, Hannah _ Hannah war cool. Hannah war so, wie er immer sein wollte. Sie war ein Pirat und trotz ihrer gerade mal 18 Jahre war sie der beste Pirat auf der Welt.
Das blutrote Stirnband sa?goldm?nzendurchwirkt wie eine Krone auf ihrem Haupt. Die Ketten um ihren Hals, die auf ihr wei?s Hemd herabfielen,
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erz?ten von Abenteuern, die er alle h?ren wollte, nach denen er sich verzehrte. Und die Kn?pfe an ihrer Jacke gl?ten wie silberne Monde aus einer anderen Welt. An ihren H?ften rechts und links hingen die leicht geschwungenen japanischen Schwerter.
Ja-mahn! Genau so m?chte ich sein!, dachte der Junge und verga?dabei ganz, dass Hannah mit Hilfe der Rose der Aweiku in der Lage war, seine Gedanken zu lesen.
?Das ist nicht dein Ernst!?, grinste die junge Piratin. ?Hey, Moses und Jo, ihr werdet's nicht glauben, aber Will w?nscht sich nichts mehr, als so zu sein wie ich.? Sie drehte sich einmal im Kreis und lie?ihren knapp bis zu den Knien reichenden Rock aus schwarz-t?rkis schimmernden Federn schwingen. ?Er will eine Frau sein! Eine Frau, die verr?ckt ist nach Kleidern und Schuhen. Oh, besonders nach Schuhen.?
Will wurde rot. Er sp?rte Moses' gr?ne Augen auf sich. Der
Chevalier du Soleil war so alt wie sein Vater, das hei?, wenn Will einen gehabt h?e. Er sah das breite Grinsen von Jo. Die schneewei?n Z?e gl?ten in dessen schwarzem Gesicht und er wollte seinem 1o-j?igen Freund gerade drohen, da kam ihm Hannah lachend zuvor.
?Und ich hab gedacht, er w?ein Pirat. Er ist H?llenhund Will, der Kerl, vor dem sich selbst so ein Teufel wie Blind Black Soul Whistle in Acht nehmen muss.? Sie strahlte ihn an, und Will, dem in diesem Moment Hannahs lederner Dreispitz auf den Kopf fiel, wurde so rot wie eine reife Tomate. Er wandte sich ab, starrte ?ber den Bug, ohne etwas zu sehen, und f?r einen endlosen Augenblick w?nschte er sich, er k?nnte verschwinden.
Da nahm Jo seine Hand. Der afrikanische Junge grinste ihn aus riesigen Augen an. ?Ich glaube, sie mag dich?, fl?sterte der Kleine verschmitzt und Will h?e ihn w?rgen k?nnen. Doch daf?r f?hlte er sich gerade zu gl?cklich.
Musik ert?nte, fremdl?isch sch?n. Sie kam von den Krebsen, den vierteilen der Rose der Aweiku. Die tanzten und drehten sich auf dem goldenen Diskus. Dort neben Hannah auf dem Kompass des Rochens. Sie lie?n die silbernen Schriftzeichen im dunklen Holz des Schiffs leuchten, sie lie?n den Rochen fliegen und der hob jetzt mit seinem vierten Sprung ab. Wie ein m?tiger Schwan sich nach kr?igem Anlauf von der Wasseroberfl?e erhebt, schwang sich der Rochen mit dem sechsfachen Fl?gelschlag seiner mit Dschunkensegel bespannten Masten in den Himmel hinauf.
?Komm, Moses!?, rief Hannah. ?Zeig uns den Weg. Den Weg zu der Insel, ins verhei?ne Land!?
?Ja, zeig uns das Land, wo alles andersherum ist!? Der kleine
Jo weinte vor Freude, als er das rief: ?Zeig uns das Land, wo die Schwachen die Starken sind!?Will sp?rte, wie sich der Arm seines Freundes um seine Schulter legte, und dann flogen sie auf dem Fliegenden Rochen direkt in die Sonne, die pulsierend und rot wie ein Herz - das Tor zum Abenteuer! - in der alles verschlingenden Dunkelheit schlug.
Doch Blind Black Soul Whistle sah das anders: Das Tor zur Nacht, dachte der Alte, ins Herz der Finsternis! Der blinde Piratenf?rst stand auf der Br?cke des Requin du Roi, dem m?tigen Schoner des Schwarzen Barons, und h?rte ausdruckslos zu, wie alles, was er begehrte, der Fliegende Rochen, Honky Tonk Hannah, der goldene Diskus und die Rose der Aweiku lachend und triumphierend dorthin verschwanden: ins Herz der Finsternis!
Wasser tropfte aus seinem Dreispitz und den langen meergrauen Haaren. Es tropfte aus seinem Bart, der das dreifache Doppelkinn umrahmte, und es tropfte aus seinen Kleidern, die die Monstermur?n in der Lagune mit ihren Krallen und Z?en zerrissen hatten. Er, der Piratenf?rst von New Nassau, der gef?rchtetste Pirat der Welt, war diesen Bestien mit seinen vom Teufel und Gott verfluchten 200 M?ern erst in letzter Sekunde entkommen. In allerletzter Sekunde hatten sie sich auf Talleyrands Schiff retten k?nnen und schuld an dieser dem?tigenden Niederlage war niemand anderes als Will.
?Er hat Euch ?berlistet?, h?rte er die d?nne, aber rasiermesserscharfe Stimme des Schwarzen Barons. - Oh, wie er diesen eitlen Lackaffen hasste! Der Franzose trat neben ihn und Whistle konnte den Spott in dessen fahlgelben Augen riechen. Er sp?rte den Zorn in dessen Echsengesicht. ?Ihr wurdet von
einem 14-j?igen Jungen verladen. Einem Rotzbengel, einer G?re, einem Waisenkind aus Berlin.?
Die Stimme des Franzosen klang kalt, arrogant, und Whistle brauchte alle Kraft, um sich zu beherrschen. Er war zwei K?pfe gr??r als sein vom Ehrgeiz zerfressenes Gegen?ber und trotz seiner ?ber 70 Lenze war Blind Black Soul Whistle mindestens viermal so stark. Doch dieser Gabriel Marie Baron du Talleyrand war niemals allein.
?Die franz?sische Flotte?, h?stelte der Schwarze Baron, ?kreuzt keine Tagesreise von hier entfernt und ich h?e, das k?nnt Ihr Euch ganz bestimmt denken, ungeheure Lust, ihr den Befehl zu erteilen, Euch und Euer erb?liches Piratennest f?r immer in die H?lle zu schie?n.?
Whistles riesige H?e umklammerten das Gel?er so fest, dass die Kn?chel wei?hervortraten und das Holz zu bersten begann. ?Dann tut, was Ihr nicht lassen k?nnt?, zischte der alte Pirat, der besser h?ren und riechen, als Talleyrand sehen konnte. ?Aber wenn Ihr das tut, werdet Ihr niemals auf diese Insel gelangen. Das vergessene Volk wird f?r Euch immer vergessen bleiben und damit der Schatz, der Euch jetzt schon den Verstand geraubt hat und mit dem Ihr mich und die Welt beherrschen wollt.? Er musterte den Franzosen aus den Winkeln seiner milchig-tr?ben Augen und h?rte die Ger?che der Waffen: das Rasseln der S?l, Dolche und Entermesser seiner 200 M?er, die mit ihm zusammen den Monstern in der Lagune entkommen waren. Aber er h?rte auch das metallische Klicken, mit dem Talleyrands 80 grau vermummte Soldaten ihre Pistolen, Musketen und Kanonen auf ihn richteten.Ver- flucht, und deren Pulver war trocken. Der Franzose hatte gesiegt. Doch der alte Whistle blieb ruhig. So b?se Talleyrand
war, so abgebr?ht und gerissen war er: 60 Jahre Piratenleben hatten ihn die Geduld gelehrt, die er brauchte, um mit seinen Feinden wie mit Puppen zu spielen.
?Er hat mich nicht verladen?, antwortete er ruhig, nahm den Dreispitz vom Kopf und strich sich das Wasser aus seinen Haaren. ?Auch wenn ich in Euren franz?sischen Augen vielleicht wie ein begossener Pudel aussehe.? Er h?rte und roch Talleyrands sp?ttisches Grinsen.
?Eure ganze Mannschaft sieht aus, als h?e sich eine Herde Elefanten auf ihr entleert.? Der Schwarze Baron konnte sich seinen Spott nicht verkneifen.
Doch Whistle, der sp?rte, wie seine M?er vor Wut zu beben begannen, schluckte auch diese Dem?tigung. ?Elefanten??, fragte er listig. ?Oder meint Ihr vielleicht M?wen. Habt Ihr nicht so Eure Erfahrung mit M?wen gemacht??
?Nun?, seufzte Whistle. ?Vielleicht war es ein Fehler, dass wir uns verb?ndet haben. Aber falls es das nicht war, schlage ich vor, dass wir auch weiterhin meinem Plan folgen.?
?Eurem Plan??, h?stelte Talleyrand ver?tlich. ?Euer Plan hat dazu gef?hrt, dass
?Honky Tonk Hannah?, fiel ihm Whistle ins Wort, ?und dieser Rotzbengel Will f?r uns die Drecksarbeit tun. Was glaubt Ihr, was Euch auf dieser Reise erwartet? Das vergessene Volk will nicht gefunden werden. Es hat keine Lust auf Leute wie Euch und Euren von oben bis unten gepuderten K?nig. Und um das sozusagen unmissverst?lich klarzustellen, hat es sich
lauter niedertr?tige und fiese Dinge einfallen lassen: den Nebel der Zwietracht zum Beispiel. Der kriecht einem durch die Nasenl?cher direkt in den Kopf, packt sich das Herz mit seinen klammfeuchten Fingern und bringt einen Vater dazu, seinen Sohn zu erw?rgen.?
Ein Raunen ging durch die Reihen seiner Piraten.
?Ja, und im Schutz des Nebels folgen die Schw?er. Geisterhafte Wesen, gegen die Eure Soldaten wie Kinderm?hen aussehen.? Whistle h?rte das erschrockene Rascheln von Talleyrands vermummten M?ern. ?Ja, sie stehlen sich an Bord, lautlos und heimt?ckisch, und wenn man sie endlich bemerkt, ist es zu sp? Dann stehen sie da, erzengelartige, gesichtslose H?nen. Sie packen sich die wehrlosen, weil untereinander zerstrittenen Seelen und springen mit ihnen von Bord.? Der Alte Pirat lauschte in die knisternde Stille hinein und sp?rte die Angst. ?Dort tanzen sie mit ihren wehrlosen Opfern und die lassen sich das nur zu gerne gefallen. Denn die Schw?er sind sch?n. Unter Wasser haben sie pl?tzlich Gesichter. Gesichter von M?ern und Frauen. Und die sind, auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, noch sch?ner als Hannah.? Whistle seufzte und wischte sich ?ber den Bart. ?Doch in Wirklichkeit sind die Schw?er b?ser als wir. B?ser als Ihr und ich jemals sein k?nnten.? Er sah den Schwarzen Baron aus seinen blinden Augen an. ?Die Schw?er sind Quallen. Riesige Hai und Walfisch verschlingende Quallen, deren K?rper all den Wesen Zuflucht gew?en, die zu b?se und verdorben sind, um sterben zu k?nnen.?
?Dann wissen wir doch, wo wir uns am Ende alle wieder begegnen?, am?sierte sich Talleyrand ?ber diese Gespenstergeschichte.
?Ja.? Der Piratenf?rst ignorierte den Spott des Franzosen. ?Das wissen wir jetzt. Doch wenn Ihr meinem Rat folgen wollt, betet lieber, dass Gott Euch sofort in die H?lle schickt.? Er schloss seine Augen, legte seine Hand auf die Brust an die Stelle, wo andere Menschen ihr Herz schlagen h?ren, und lauschte in die unheimliche Stille hinein. ?Sie tanzen mit ihren Opfern, hei? es. Sie tanzen mit ihnen, bis sie ertrinken. Doch wenn man die Schw?er besiegt, wenn man es schafft, wenn man im sich dann lichtenden Nebel die Insel entdeckt, entdeckt man das Paradies. Ja, das Paradies gibt es wirklich. Das m?sst Ihr mir glauben. Doch es wird von Kriegern bewacht, von Kriegern, die grausamer sind als die Monstermur?n in dieser Lagune.?
Die Stille an Bord des Requin du Roi war eine Stille, die einem den Atem nahm. Eine Stille der Angst, und in diese Stille begann Blind Black Soul Whistle jetzt leise zu pfeifen. ?Huh, war das jetzt etwa zu gruselig? Rieche ich Angst? Franz?sisch-hugenottisch gepuderte Angst? Nun, das hab ich vorausgesehen.? Er grinste breit. ?Und weil selbst der alte Whistle noch nicht bereit ist zu sterben, hat er die da vorausgeschickt.? Er zeigte in den nachtdunklen Himmel hinauf. ?Denn wenn einer es schafft, zum Schatz zu gelangen. Ich spreche von dem Schatz, der seinen Besitzer in die Lage versetzt, mit giftigem Nebel und diabolischen Schw?ern die Welt zu beherrschen. Wenn einer es schafft, dann sind es Honky Tonk Hannah und dieser Rotzl?ffel Will. Und wenn sie es schaffen, sitzen wir ihnen direkt im Genick. Ratten-Eis-Fu? Windschiefer Cutter??
Ein kleiner Kerl mit Hakenprothese, zwei riesigen Schneidez?en und Barthaaren, die waagerecht vom Kopf abstanden, sa?wie eine vollgesogene Zecke auf der Schulter eines krummen Riesen und hielt sich an dessen Ohren fest. Die wuchsen genau so wie dessen knorrige Nase, das schiefe Kinn und die verzottelten Haare kreuz und quer aus seinem Gesicht.
?Wo auf dem Rochen habt ihr die Pupille versteckt??, fragte der Alte und grinste vor Vorfreude auf die Antwort.
?Sie liegt in der Achse des Steuerrads?, kr?zte der kleine Ratten-Eis-Fu?
?Gut?, meinte Whistle. ?Direkt auf der Br?cke. Das ist ein ganz vorz?glicher Platz.? Er h?rte jetzt deutlich, wie sich Talleyrands linke Braue neugierig hob, und es machte ihm eine diebische Freude, den Franzosen in seiner Unwissenheit schmoren zu lassen. ?Gebt mir zwei Wochen?, sagte er mit einer H?flichkeit, die vor Geh?igkeit gl?hte. ?So lange braucht Hannah, bis sie den Nebel erreicht. Und so lange brauche ich, um in See zu stechen. In zwei Wochen kehrt Valas aus der Arktis zur?ck.? Mit diesen Worten zog er die S?l, zerschlug die Seile, die eines der vier Landungsboote an Bord vert?en, und sprang dem noch fallenden Boot hinterher.
?Cutter und Ratte, wir gehen an Land?, rief der weder durch sein Alter noch durch seine Blindheit behinderte Mann, und nur einen Augenblick sp?r ruderten er und seine 200 M?er weg vom Requin du Roi und zur?ck auf den kreisrunden See, den die f?nf T?rme Old Nassaus umstanden. Wie gichtige Krallen streckten sich die Ruinen in den Abendhimmel empor, und die Feuerb?e, die aus dem Vulkan in der Seemitte stiegen, lie?n die gerade aufgegangenen Sterne verblassen.
DAS GEHEIMNIS VON FEUERLAND
Eine Woche nach ihrer Flucht aus dem Piratennest New Nassau segelten Will, HonkyTonk Hannah, Moses Kahiki und Jo direkt in den Sommer von Feuerland. Das Meer war nachtblau, Pinguine schossen unter den R?mpfen des Rochens hervor, und an der Spitze des s?damerikanischen Kontinents stob die Gischt in die Luft und flatterte in kreischenden Seev?gelwolken davon.
Mittags war es so warm, dass Will und Jo ihre Hemden auszogen und die Sonne genossen. Sie legten sich in eine riesige H?ematte, die sich zwischen den beiden Hauptmasten spannte, gruben ihre K?rper in die daunenweiche Wolle aus peruanischem Alpaka und schauten zum Himmel hinauf, der sich, hell und blau wie Wills Augen, in die Unendlichkeit erstreckte. Sanft schwang die Matte im Rhythmus der Wellen, im Rhythmus des Rochens, und mit den sich vor- und r?ckw?s neigenden Masten schwebten die sechs M?hen ?ber ihnen durchs Blau. Wortlos und stumm standen sie in den Rahen und sp?en zum Horizont.
Haben sie ?berhaupt schon jemals etwas gesagt?, fragte sich Will und konnte sich wirklich nicht mehr erinnern.
Diese sechs M?hen, von denen die beiden j?ngsten viel-
leicht zw?lf und die ?esten gerade mal 16 waren, stellten die Mannschaft des Rochens, Hannahs Piratencrew und ihre Leibgarde, von der sie schon so oft erfolgreich besch?tzt worden war. Doch viel mehr hatten die Jungen bisher nicht ?ber die drei Zwillingsp?hen erfahren. Au?r, dass sie nachts, wenn Will und Jo unter Deck schliefen, ihre Waffen reinigten, pflegten und die zahlreichen Kampfk?nste ?bten, die sie beherrschten. Doch auch dabei redeten die M?hen kein Wort und so wie sie jetzt ?ber ihm in den Rahen standen, die K?pfe mit den strengen Frisuren im Wind, vermutete Will, dass sie sich wortlos verstanden. Dass jede zu jedem Zeitpunkt wusste, was die andere plante.
?Wo steckt eigentlich Hannah??, fragte Jo in das sonnige Schweigen.
Da hob Moses Kahiki, der Chevalier du Soleil, seinen Kopf ?ber den Rand der H?ematte und deutete nach vorn zum Bug. ?Da?, sagte er und seine gr?nen Augen, flackerten besorgt. ?Ich glaube, sie will uns etwas erz?en.? Er wischte sich die braunen Rastaz?pfe aus dem Gesicht, knotete sie fahrig zum Pferdeschwanz und ging zur Spitze des Schiffs. Will und Jo folgten ihm neugierig und sie sp?rten die Blicke der Triple Twins ?ber sich in den Masten.
Ein paar Schritte hinter Hannah blieben sie stehen. Die junge Piratin stand neben dem Kl?verbaum und blickte aufs Meer. Es wirkte, als w?rde sie etwas suchen, als erwarte sie etwas oder als m?sste sie sich an etwas erinnern, an das sie sich nicht erinnern wollte.
?Hannah??, fragte Jo, und als sie sich umdrehte, sah sie ihn an, als w? er ein Fremder. ?Was ist denn? Was hast du??, fragte der Kleine und ging auf sie zu. ?Kann ich dir helfen??
?Du??, fragte Hannah und dann erkannte sie ihn. ?Ach, Jo, vielleicht kannst du das.? Sie r?ckte ihm seinen Gl?cksbringer, die alte, aus wei?m Gazellenleder gen?e und mit ehemals bunten Zeichen verzierte M?tze auf seinen krausen Haaren zurecht. ?Ja, und deine M?tze wird daf?r sorgen, dass uns kein Regentropfen auf die Nase f?t.? Sie tippte ihm l?elnd auf seine pechschwarze Nase. ?Los, kommt, setzt euch zu mir. Setzt euch so, dass ihr das Meer ?berblickt. Und w?end ich euch gleich eine Geschichte erz?e, achtet auf alles, was ihr dabei seht.?
Sie wartete geduldig, bis alle, Jo, Will, Moses und die Triple Twins ihre Pl?e gefunden hatten, und wollte gerade mit ihrer Geschichte beginnen. Sie atmete ein, schaute noch einmal ?ber das Meer und raunte: ?Ja, hier ist es gewesen. Hier fing alles an.? Da juckte ihr Fu? der linke zuerst, und dann auch der rechte. ?Einen Moment!? Sie riss sich die Stulpenstiefel von ihren Beinen. Doch dann juckte ihr Kopf. ?Wartet?, zischte sie, kratzte sich ausgiebig und schaute dann an sich hinunter. ?So geht das ja gar nicht. Nein. Einen Moment. Ich bin gleich wieder da.? Sie rannte zur Br?cke. ?Ich zieh mich nur um. Ich brauch ein paar Schuhe. Ja, richtige Schuhe und ^ einen passenden Hut.?
Sie eilte die geschwungene Treppe hinauf zu ihrer Kaj?te, die sich hoch ?ber dem Heck an der Stelle befand, wo sich die Fl?gelspitzen des Mantas zu zwei senkrechten Flossen vereinten.
?Ich bin gleich wieder da!?, rief sie noch einmal verlegen zur?ck. Dann schlug sie die Kaj?tent?r hinter sich zu.
?Nein. Nicht schon wieder?, seufzte Will hilflos. ?Das letzte Mal hat sie daf?r zwei Stunden gebraucht. Und das, obwohl Whistle kurz davor war, den Rochen zu entern.?
?Ja?, lachte Moses. ?Aber danach sah sie wundervoll aus.Wie
der Traum eines Piraten! Oder was denkst du, Will: wie das, wovon ein Pirat heimlich tr?t??
?Nein?, zischte Will, ?denn sie ist kein Pirat. Sie ist eine Piratin, nein, eine Piratenbraut! Wenn sie so wunderbar aussah, wie du behauptest, warum zieht sie sich dann wieder um??
?Weil es sie juckt?, antwortete der Chevalier am?siert. ?Das hat sie gesagt. Und wenn ich dir einen Rat geben darf, dann sag alles zu ihr. Nenn sie Zicke oder Hexe oder Monstermur?, aber sag niemals wieder >Piratenbraut
Ja-mahn! Genau so m?chte ich sein!, dachte der Junge und verga?dabei ganz, dass Hannah mit Hilfe der Rose der Aweiku in der Lage war, seine Gedanken zu lesen.
?Das ist nicht dein Ernst!?, grinste die junge Piratin. ?Hey, Moses und Jo, ihr werdet's nicht glauben, aber Will w?nscht sich nichts mehr, als so zu sein wie ich.? Sie drehte sich einmal im Kreis und lie?ihren knapp bis zu den Knien reichenden Rock aus schwarz-t?rkis schimmernden Federn schwingen. ?Er will eine Frau sein! Eine Frau, die verr?ckt ist nach Kleidern und Schuhen. Oh, besonders nach Schuhen.?
Will wurde rot. Er sp?rte Moses' gr?ne Augen auf sich. Der
Chevalier du Soleil war so alt wie sein Vater, das hei?, wenn Will einen gehabt h?e. Er sah das breite Grinsen von Jo. Die schneewei?n Z?e gl?ten in dessen schwarzem Gesicht und er wollte seinem 1o-j?igen Freund gerade drohen, da kam ihm Hannah lachend zuvor.
?Und ich hab gedacht, er w?ein Pirat. Er ist H?llenhund Will, der Kerl, vor dem sich selbst so ein Teufel wie Blind Black Soul Whistle in Acht nehmen muss.? Sie strahlte ihn an, und Will, dem in diesem Moment Hannahs lederner Dreispitz auf den Kopf fiel, wurde so rot wie eine reife Tomate. Er wandte sich ab, starrte ?ber den Bug, ohne etwas zu sehen, und f?r einen endlosen Augenblick w?nschte er sich, er k?nnte verschwinden.
Da nahm Jo seine Hand. Der afrikanische Junge grinste ihn aus riesigen Augen an. ?Ich glaube, sie mag dich?, fl?sterte der Kleine verschmitzt und Will h?e ihn w?rgen k?nnen. Doch daf?r f?hlte er sich gerade zu gl?cklich.
Musik ert?nte, fremdl?isch sch?n. Sie kam von den Krebsen, den vierteilen der Rose der Aweiku. Die tanzten und drehten sich auf dem goldenen Diskus. Dort neben Hannah auf dem Kompass des Rochens. Sie lie?n die silbernen Schriftzeichen im dunklen Holz des Schiffs leuchten, sie lie?n den Rochen fliegen und der hob jetzt mit seinem vierten Sprung ab. Wie ein m?tiger Schwan sich nach kr?igem Anlauf von der Wasseroberfl?e erhebt, schwang sich der Rochen mit dem sechsfachen Fl?gelschlag seiner mit Dschunkensegel bespannten Masten in den Himmel hinauf.
?Komm, Moses!?, rief Hannah. ?Zeig uns den Weg. Den Weg zu der Insel, ins verhei?ne Land!?
?Ja, zeig uns das Land, wo alles andersherum ist!? Der kleine
Jo weinte vor Freude, als er das rief: ?Zeig uns das Land, wo die Schwachen die Starken sind!?Will sp?rte, wie sich der Arm seines Freundes um seine Schulter legte, und dann flogen sie auf dem Fliegenden Rochen direkt in die Sonne, die pulsierend und rot wie ein Herz - das Tor zum Abenteuer! - in der alles verschlingenden Dunkelheit schlug.
Doch Blind Black Soul Whistle sah das anders: Das Tor zur Nacht, dachte der Alte, ins Herz der Finsternis! Der blinde Piratenf?rst stand auf der Br?cke des Requin du Roi, dem m?tigen Schoner des Schwarzen Barons, und h?rte ausdruckslos zu, wie alles, was er begehrte, der Fliegende Rochen, Honky Tonk Hannah, der goldene Diskus und die Rose der Aweiku lachend und triumphierend dorthin verschwanden: ins Herz der Finsternis!
Wasser tropfte aus seinem Dreispitz und den langen meergrauen Haaren. Es tropfte aus seinem Bart, der das dreifache Doppelkinn umrahmte, und es tropfte aus seinen Kleidern, die die Monstermur?n in der Lagune mit ihren Krallen und Z?en zerrissen hatten. Er, der Piratenf?rst von New Nassau, der gef?rchtetste Pirat der Welt, war diesen Bestien mit seinen vom Teufel und Gott verfluchten 200 M?ern erst in letzter Sekunde entkommen. In allerletzter Sekunde hatten sie sich auf Talleyrands Schiff retten k?nnen und schuld an dieser dem?tigenden Niederlage war niemand anderes als Will.
?Er hat Euch ?berlistet?, h?rte er die d?nne, aber rasiermesserscharfe Stimme des Schwarzen Barons. - Oh, wie er diesen eitlen Lackaffen hasste! Der Franzose trat neben ihn und Whistle konnte den Spott in dessen fahlgelben Augen riechen. Er sp?rte den Zorn in dessen Echsengesicht. ?Ihr wurdet von
einem 14-j?igen Jungen verladen. Einem Rotzbengel, einer G?re, einem Waisenkind aus Berlin.?
Die Stimme des Franzosen klang kalt, arrogant, und Whistle brauchte alle Kraft, um sich zu beherrschen. Er war zwei K?pfe gr??r als sein vom Ehrgeiz zerfressenes Gegen?ber und trotz seiner ?ber 70 Lenze war Blind Black Soul Whistle mindestens viermal so stark. Doch dieser Gabriel Marie Baron du Talleyrand war niemals allein.
?Die franz?sische Flotte?, h?stelte der Schwarze Baron, ?kreuzt keine Tagesreise von hier entfernt und ich h?e, das k?nnt Ihr Euch ganz bestimmt denken, ungeheure Lust, ihr den Befehl zu erteilen, Euch und Euer erb?liches Piratennest f?r immer in die H?lle zu schie?n.?
Whistles riesige H?e umklammerten das Gel?er so fest, dass die Kn?chel wei?hervortraten und das Holz zu bersten begann. ?Dann tut, was Ihr nicht lassen k?nnt?, zischte der alte Pirat, der besser h?ren und riechen, als Talleyrand sehen konnte. ?Aber wenn Ihr das tut, werdet Ihr niemals auf diese Insel gelangen. Das vergessene Volk wird f?r Euch immer vergessen bleiben und damit der Schatz, der Euch jetzt schon den Verstand geraubt hat und mit dem Ihr mich und die Welt beherrschen wollt.? Er musterte den Franzosen aus den Winkeln seiner milchig-tr?ben Augen und h?rte die Ger?che der Waffen: das Rasseln der S?l, Dolche und Entermesser seiner 200 M?er, die mit ihm zusammen den Monstern in der Lagune entkommen waren. Aber er h?rte auch das metallische Klicken, mit dem Talleyrands 80 grau vermummte Soldaten ihre Pistolen, Musketen und Kanonen auf ihn richteten.Ver- flucht, und deren Pulver war trocken. Der Franzose hatte gesiegt. Doch der alte Whistle blieb ruhig. So b?se Talleyrand
war, so abgebr?ht und gerissen war er: 60 Jahre Piratenleben hatten ihn die Geduld gelehrt, die er brauchte, um mit seinen Feinden wie mit Puppen zu spielen.
?Er hat mich nicht verladen?, antwortete er ruhig, nahm den Dreispitz vom Kopf und strich sich das Wasser aus seinen Haaren. ?Auch wenn ich in Euren franz?sischen Augen vielleicht wie ein begossener Pudel aussehe.? Er h?rte und roch Talleyrands sp?ttisches Grinsen.
?Eure ganze Mannschaft sieht aus, als h?e sich eine Herde Elefanten auf ihr entleert.? Der Schwarze Baron konnte sich seinen Spott nicht verkneifen.
Doch Whistle, der sp?rte, wie seine M?er vor Wut zu beben begannen, schluckte auch diese Dem?tigung. ?Elefanten??, fragte er listig. ?Oder meint Ihr vielleicht M?wen. Habt Ihr nicht so Eure Erfahrung mit M?wen gemacht??
?Nun?, seufzte Whistle. ?Vielleicht war es ein Fehler, dass wir uns verb?ndet haben. Aber falls es das nicht war, schlage ich vor, dass wir auch weiterhin meinem Plan folgen.?
?Eurem Plan??, h?stelte Talleyrand ver?tlich. ?Euer Plan hat dazu gef?hrt, dass
?Honky Tonk Hannah?, fiel ihm Whistle ins Wort, ?und dieser Rotzbengel Will f?r uns die Drecksarbeit tun. Was glaubt Ihr, was Euch auf dieser Reise erwartet? Das vergessene Volk will nicht gefunden werden. Es hat keine Lust auf Leute wie Euch und Euren von oben bis unten gepuderten K?nig. Und um das sozusagen unmissverst?lich klarzustellen, hat es sich
lauter niedertr?tige und fiese Dinge einfallen lassen: den Nebel der Zwietracht zum Beispiel. Der kriecht einem durch die Nasenl?cher direkt in den Kopf, packt sich das Herz mit seinen klammfeuchten Fingern und bringt einen Vater dazu, seinen Sohn zu erw?rgen.?
Ein Raunen ging durch die Reihen seiner Piraten.
?Ja, und im Schutz des Nebels folgen die Schw?er. Geisterhafte Wesen, gegen die Eure Soldaten wie Kinderm?hen aussehen.? Whistle h?rte das erschrockene Rascheln von Talleyrands vermummten M?ern. ?Ja, sie stehlen sich an Bord, lautlos und heimt?ckisch, und wenn man sie endlich bemerkt, ist es zu sp? Dann stehen sie da, erzengelartige, gesichtslose H?nen. Sie packen sich die wehrlosen, weil untereinander zerstrittenen Seelen und springen mit ihnen von Bord.? Der Alte Pirat lauschte in die knisternde Stille hinein und sp?rte die Angst. ?Dort tanzen sie mit ihren wehrlosen Opfern und die lassen sich das nur zu gerne gefallen. Denn die Schw?er sind sch?n. Unter Wasser haben sie pl?tzlich Gesichter. Gesichter von M?ern und Frauen. Und die sind, auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, noch sch?ner als Hannah.? Whistle seufzte und wischte sich ?ber den Bart. ?Doch in Wirklichkeit sind die Schw?er b?ser als wir. B?ser als Ihr und ich jemals sein k?nnten.? Er sah den Schwarzen Baron aus seinen blinden Augen an. ?Die Schw?er sind Quallen. Riesige Hai und Walfisch verschlingende Quallen, deren K?rper all den Wesen Zuflucht gew?en, die zu b?se und verdorben sind, um sterben zu k?nnen.?
?Dann wissen wir doch, wo wir uns am Ende alle wieder begegnen?, am?sierte sich Talleyrand ?ber diese Gespenstergeschichte.
?Ja.? Der Piratenf?rst ignorierte den Spott des Franzosen. ?Das wissen wir jetzt. Doch wenn Ihr meinem Rat folgen wollt, betet lieber, dass Gott Euch sofort in die H?lle schickt.? Er schloss seine Augen, legte seine Hand auf die Brust an die Stelle, wo andere Menschen ihr Herz schlagen h?ren, und lauschte in die unheimliche Stille hinein. ?Sie tanzen mit ihren Opfern, hei? es. Sie tanzen mit ihnen, bis sie ertrinken. Doch wenn man die Schw?er besiegt, wenn man es schafft, wenn man im sich dann lichtenden Nebel die Insel entdeckt, entdeckt man das Paradies. Ja, das Paradies gibt es wirklich. Das m?sst Ihr mir glauben. Doch es wird von Kriegern bewacht, von Kriegern, die grausamer sind als die Monstermur?n in dieser Lagune.?
Die Stille an Bord des Requin du Roi war eine Stille, die einem den Atem nahm. Eine Stille der Angst, und in diese Stille begann Blind Black Soul Whistle jetzt leise zu pfeifen. ?Huh, war das jetzt etwa zu gruselig? Rieche ich Angst? Franz?sisch-hugenottisch gepuderte Angst? Nun, das hab ich vorausgesehen.? Er grinste breit. ?Und weil selbst der alte Whistle noch nicht bereit ist zu sterben, hat er die da vorausgeschickt.? Er zeigte in den nachtdunklen Himmel hinauf. ?Denn wenn einer es schafft, zum Schatz zu gelangen. Ich spreche von dem Schatz, der seinen Besitzer in die Lage versetzt, mit giftigem Nebel und diabolischen Schw?ern die Welt zu beherrschen. Wenn einer es schafft, dann sind es Honky Tonk Hannah und dieser Rotzl?ffel Will. Und wenn sie es schaffen, sitzen wir ihnen direkt im Genick. Ratten-Eis-Fu? Windschiefer Cutter??
Ein kleiner Kerl mit Hakenprothese, zwei riesigen Schneidez?en und Barthaaren, die waagerecht vom Kopf abstanden, sa?wie eine vollgesogene Zecke auf der Schulter eines krummen Riesen und hielt sich an dessen Ohren fest. Die wuchsen genau so wie dessen knorrige Nase, das schiefe Kinn und die verzottelten Haare kreuz und quer aus seinem Gesicht.
?Wo auf dem Rochen habt ihr die Pupille versteckt??, fragte der Alte und grinste vor Vorfreude auf die Antwort.
?Sie liegt in der Achse des Steuerrads?, kr?zte der kleine Ratten-Eis-Fu?
?Gut?, meinte Whistle. ?Direkt auf der Br?cke. Das ist ein ganz vorz?glicher Platz.? Er h?rte jetzt deutlich, wie sich Talleyrands linke Braue neugierig hob, und es machte ihm eine diebische Freude, den Franzosen in seiner Unwissenheit schmoren zu lassen. ?Gebt mir zwei Wochen?, sagte er mit einer H?flichkeit, die vor Geh?igkeit gl?hte. ?So lange braucht Hannah, bis sie den Nebel erreicht. Und so lange brauche ich, um in See zu stechen. In zwei Wochen kehrt Valas aus der Arktis zur?ck.? Mit diesen Worten zog er die S?l, zerschlug die Seile, die eines der vier Landungsboote an Bord vert?en, und sprang dem noch fallenden Boot hinterher.
?Cutter und Ratte, wir gehen an Land?, rief der weder durch sein Alter noch durch seine Blindheit behinderte Mann, und nur einen Augenblick sp?r ruderten er und seine 200 M?er weg vom Requin du Roi und zur?ck auf den kreisrunden See, den die f?nf T?rme Old Nassaus umstanden. Wie gichtige Krallen streckten sich die Ruinen in den Abendhimmel empor, und die Feuerb?e, die aus dem Vulkan in der Seemitte stiegen, lie?n die gerade aufgegangenen Sterne verblassen.
DAS GEHEIMNIS VON FEUERLAND
Eine Woche nach ihrer Flucht aus dem Piratennest New Nassau segelten Will, HonkyTonk Hannah, Moses Kahiki und Jo direkt in den Sommer von Feuerland. Das Meer war nachtblau, Pinguine schossen unter den R?mpfen des Rochens hervor, und an der Spitze des s?damerikanischen Kontinents stob die Gischt in die Luft und flatterte in kreischenden Seev?gelwolken davon.
Mittags war es so warm, dass Will und Jo ihre Hemden auszogen und die Sonne genossen. Sie legten sich in eine riesige H?ematte, die sich zwischen den beiden Hauptmasten spannte, gruben ihre K?rper in die daunenweiche Wolle aus peruanischem Alpaka und schauten zum Himmel hinauf, der sich, hell und blau wie Wills Augen, in die Unendlichkeit erstreckte. Sanft schwang die Matte im Rhythmus der Wellen, im Rhythmus des Rochens, und mit den sich vor- und r?ckw?s neigenden Masten schwebten die sechs M?hen ?ber ihnen durchs Blau. Wortlos und stumm standen sie in den Rahen und sp?en zum Horizont.
Haben sie ?berhaupt schon jemals etwas gesagt?, fragte sich Will und konnte sich wirklich nicht mehr erinnern.
Diese sechs M?hen, von denen die beiden j?ngsten viel-
leicht zw?lf und die ?esten gerade mal 16 waren, stellten die Mannschaft des Rochens, Hannahs Piratencrew und ihre Leibgarde, von der sie schon so oft erfolgreich besch?tzt worden war. Doch viel mehr hatten die Jungen bisher nicht ?ber die drei Zwillingsp?hen erfahren. Au?r, dass sie nachts, wenn Will und Jo unter Deck schliefen, ihre Waffen reinigten, pflegten und die zahlreichen Kampfk?nste ?bten, die sie beherrschten. Doch auch dabei redeten die M?hen kein Wort und so wie sie jetzt ?ber ihm in den Rahen standen, die K?pfe mit den strengen Frisuren im Wind, vermutete Will, dass sie sich wortlos verstanden. Dass jede zu jedem Zeitpunkt wusste, was die andere plante.
?Wo steckt eigentlich Hannah??, fragte Jo in das sonnige Schweigen.
Da hob Moses Kahiki, der Chevalier du Soleil, seinen Kopf ?ber den Rand der H?ematte und deutete nach vorn zum Bug. ?Da?, sagte er und seine gr?nen Augen, flackerten besorgt. ?Ich glaube, sie will uns etwas erz?en.? Er wischte sich die braunen Rastaz?pfe aus dem Gesicht, knotete sie fahrig zum Pferdeschwanz und ging zur Spitze des Schiffs. Will und Jo folgten ihm neugierig und sie sp?rten die Blicke der Triple Twins ?ber sich in den Masten.
Ein paar Schritte hinter Hannah blieben sie stehen. Die junge Piratin stand neben dem Kl?verbaum und blickte aufs Meer. Es wirkte, als w?rde sie etwas suchen, als erwarte sie etwas oder als m?sste sie sich an etwas erinnern, an das sie sich nicht erinnern wollte.
?Hannah??, fragte Jo, und als sie sich umdrehte, sah sie ihn an, als w? er ein Fremder. ?Was ist denn? Was hast du??, fragte der Kleine und ging auf sie zu. ?Kann ich dir helfen??
?Du??, fragte Hannah und dann erkannte sie ihn. ?Ach, Jo, vielleicht kannst du das.? Sie r?ckte ihm seinen Gl?cksbringer, die alte, aus wei?m Gazellenleder gen?e und mit ehemals bunten Zeichen verzierte M?tze auf seinen krausen Haaren zurecht. ?Ja, und deine M?tze wird daf?r sorgen, dass uns kein Regentropfen auf die Nase f?t.? Sie tippte ihm l?elnd auf seine pechschwarze Nase. ?Los, kommt, setzt euch zu mir. Setzt euch so, dass ihr das Meer ?berblickt. Und w?end ich euch gleich eine Geschichte erz?e, achtet auf alles, was ihr dabei seht.?
Sie wartete geduldig, bis alle, Jo, Will, Moses und die Triple Twins ihre Pl?e gefunden hatten, und wollte gerade mit ihrer Geschichte beginnen. Sie atmete ein, schaute noch einmal ?ber das Meer und raunte: ?Ja, hier ist es gewesen. Hier fing alles an.? Da juckte ihr Fu? der linke zuerst, und dann auch der rechte. ?Einen Moment!? Sie riss sich die Stulpenstiefel von ihren Beinen. Doch dann juckte ihr Kopf. ?Wartet?, zischte sie, kratzte sich ausgiebig und schaute dann an sich hinunter. ?So geht das ja gar nicht. Nein. Einen Moment. Ich bin gleich wieder da.? Sie rannte zur Br?cke. ?Ich zieh mich nur um. Ich brauch ein paar Schuhe. Ja, richtige Schuhe und ^ einen passenden Hut.?
Sie eilte die geschwungene Treppe hinauf zu ihrer Kaj?te, die sich hoch ?ber dem Heck an der Stelle befand, wo sich die Fl?gelspitzen des Mantas zu zwei senkrechten Flossen vereinten.
?Ich bin gleich wieder da!?, rief sie noch einmal verlegen zur?ck. Dann schlug sie die Kaj?tent?r hinter sich zu.
?Nein. Nicht schon wieder?, seufzte Will hilflos. ?Das letzte Mal hat sie daf?r zwei Stunden gebraucht. Und das, obwohl Whistle kurz davor war, den Rochen zu entern.?
?Ja?, lachte Moses. ?Aber danach sah sie wundervoll aus.Wie
der Traum eines Piraten! Oder was denkst du, Will: wie das, wovon ein Pirat heimlich tr?t??
?Nein?, zischte Will, ?denn sie ist kein Pirat. Sie ist eine Piratin, nein, eine Piratenbraut! Wenn sie so wunderbar aussah, wie du behauptest, warum zieht sie sich dann wieder um??
?Weil es sie juckt?, antwortete der Chevalier am?siert. ?Das hat sie gesagt. Und wenn ich dir einen Rat geben darf, dann sag alles zu ihr. Nenn sie Zicke oder Hexe oder Monstermur?, aber sag niemals wieder >Piratenbraut
... weniger
Autoren-Porträt von Joachim Masannek
Joachim Masannek, Jahrgang 1960, arbeitete nach seinem Regiestudium an der HFF ab 1989 zunächst als Ausstatter und Kameramann bei diversen Film- und Fernsehproduktionen. Er ist Kinder- und Drehbuchautor.
Bibliographische Angaben
- Autor: Joachim Masannek
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2010, 223 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 13,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 3570152669
- ISBN-13: 9783570152669
Rezension zu „Das vergessene Volk / Honky Tonk Pirates Bd.2 “
"Nicht nur eine fesselnde Piratengeschichte, sondern auch eine fantastische Schatzjagd und ein vielschichtiges Katz-und-Maus-Spiel!" Media-Mania.de
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