Ungezähmt / House of Night Bd.4
Roman
House of Night UNGEZÄHMTDer 4. Band der großen Vampyr-Serie.Das Leben ist total ätzend, wenn deine Freunde so richtig sauer auf dich sind. Zoey weiß, wovon sie spricht. In nur einer Woche wenden sich alle Ihre Freunde von ihr ab und sie wird zur absoluten...
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House of Night UNGEZÄHMTDer 4. Band der großen Vampyr-Serie.Das Leben ist total ätzend, wenn deine Freunde so richtig sauer auf dich sind. Zoey weiß, wovon sie spricht. In nur einer Woche wenden sich alle Ihre Freunde von ihr ab und sie wird zur absoluten Außenseiterin. Jetzt bleiben ihr nur noch zwei wirkliche Freunde, allerdings ist die eine untot und der andere nicht mal Gezeichnet. Außerdem hat die Hohepriesterin Neferet den Menschen den Krieg erklärt und Zoey weiß tief in ihrem Herzen, dass das falsch ist. Aber wird irgendjemand auf sie hören? Zoeys Abenteuer auf dem Vampyr-Internat nehmen eine gefährliche Wendung: Ihr Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt, schreckliche Pläne kommen ans Licht, und eine uralte, böse Macht erhebt sich.
House of Night UNGEZÄHMT Der 4. Band der großen Vampyr-Serie.
Das Leben ist total ätzend, wenn deine Freunde so richtig sauer auf dich sind.
Zoey weiß, wovon sie spricht. In nur einer Woche wenden sich alle Ihre Freunde von ihr ab und sie wird zur absoluten Außenseiterin. Jetzt bleiben ihr nur noch zwei wirkliche Freunde, allerdings ist die eine untot und der andere nicht mal Gezeichnet. Außerdem hat die Hohepriesterin Neferet den Menschen den Krieg erklärt und Zoey weiß tief in ihrem Herzen, dass das falsch ist. Aber wird irgendjemand auf sie hören? Zoeys Abenteuer auf dem Vampyr-Internat nehmen eine gefährliche Wendung: Ihr Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt, schreckliche Pläne kommen ans Licht, und eine uralte, böse Macht erhebt sich.
Das Leben ist total ätzend, wenn deine Freunde so richtig sauer auf dich sind.
Zoey weiß, wovon sie spricht. In nur einer Woche wenden sich alle Ihre Freunde von ihr ab und sie wird zur absoluten Außenseiterin. Jetzt bleiben ihr nur noch zwei wirkliche Freunde, allerdings ist die eine untot und der andere nicht mal Gezeichnet. Außerdem hat die Hohepriesterin Neferet den Menschen den Krieg erklärt und Zoey weiß tief in ihrem Herzen, dass das falsch ist. Aber wird irgendjemand auf sie hören? Zoeys Abenteuer auf dem Vampyr-Internat nehmen eine gefährliche Wendung: Ihr Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt, schreckliche Pläne kommen ans Licht, und eine uralte, böse Macht erhebt sich.
Lese-Probe zu „Ungezähmt / House of Night Bd.4 “
Ungezähmt von P. C. Cast und Kristin CastEins
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Irgendeine bescheuerte Krähe hielt mich mit ihrem karr, karr, karr die ganze Nacht wach. (Oder besser gesagt den ganzen Tag - ich bin ja ein Jungvampyr, da ist die Tag-und-Nacht-Geschichte genau umgekehrt.) Also, jedenfalls kriegte ich letzte Nacht/Tag null Schlaf. Wobei eine blöde schlaflose Nacht zur Zeit eindeutig zu meinen kleineren Problemen gehört. Das Leben ist nämlich echt Mist, wenn all deine Freunde sauer auf dich sind. Ich sollte das wissen - ich bin Zoey Redbird, derzeit unumstrittene Titelverteidigerin des großen Ich-mache-meine-Freunde-sauer-Pokals.
Persephone, die große Rotschimmelstute, die mir sozusagen gehören würde, solange ich im House of Night wohnte, wandte den Kopf und schnupperte an meinem Hals. Ich gab ihr einen Kuss auf das weiche Maul und striegelte weiter ihren glänzenden Hals. Mich um Persephone zu kümmern, beruhigte mich immer und half mir nachzudenken. Und beides hatte ich momentan dringend nötig.
»Okay. Ich hab mich jetzt schon zwei Tage lang erfolgreich vor der großen Konfrontation gedrückt. Aber so kann das nicht weitergehen«, erklärte ich Persephone. »Ja, ich weiß, die sind jetzt in der Mensa beim Mittagessen und tun alle ganz dick miteinander und lassen mich total links liegen.«
Persephone schnaubte und machte sich wieder daran, ihr Heu zu kauen.
»Ja, ich finde, dass sie aber auch Idioten sind. Klar hab ich sie angelogen, aber eigentlich hab ich ihnen hauptsächlich Sachen verschwiegen. Und das war zu ihrem eigenen Besten.« Ich seufzte. Okay, dass Stevie Rae untot war, hatte ich ihnen wirklich zu ihrem eigenen Besten verschwiegen. Dass zwischen mir und Loren Blake - Meisterpoet der Vampyre und Lehrer an unserer Schule - was gelaufen war, na ja, das war eher zu meinem Besten gewesen. »Aber trotzdem.« Persephone drehte ein Ohr nach hinten, um mir zuzuhören. »Die sind total vorschnell in ihrem Urteil.«
Persephone schnaubte noch einmal. Ich seufzte wieder. Mist. Viel länger konnte ich es wirklich nicht mehr hinauszögern.
Ich tätschelte meiner süßen Stute noch ein letztes Mal den Hals, dann ging ich gemächlich in die Sattelkammer und legte die verschiedenen Striegel, Bürsten und Mähnenkämme zurück, mit denen ich sie jetzt eine Stunde lang bearbeitet hatte. Tief atmete ich die tröstliche Mischung aus Leder- und Pferdeduft ein, um meine Nerven zu beruhigen. Als ich im Glas der Fensterscheibe mein Spiegelbild erblickte, fuhr ich mir automatisch mit den Fingern durch mein langes dunkles Haar, damit es nicht ganz so zerknautscht aussah. Ich war erst vor etwas mehr als zwei Monaten Gezeichnet worden und ins House of Night gekommen, aber mein Haar war schon merklich länger und kräftiger geworden. Und dass ich supertolle Haare bekam, war nur eine der vielen Veränderungen, die mit mir vorgingen. Manche davon sah man mir von außen nicht an - wie die Tatsache, dass ich eine Affinität zu allen fünf Elementen hatte. Andere sprangen sofort ins Auge - wie die einzigartigen Tattoos, die in filigranen, fremdartigen Spiralen mein Gesicht umrahmten und sich dann (anders als bei jedem anderen Jungvampyr oder erwachsenem Vampyr) weiter über Hals und Schultern und das Rückgrat hinunter zogen - und nun auch, erst seit wenigen Tagen, um meine Taille herum liefen (ein kleines Detail, das außer mir, meiner Katze Nala und der Göttin Nyx bisher niemand kannte).
Wem hätte ich's auch zeigen sollen?
»Tja, vorgestern warst du nicht nur mit einem, sondern gleich mit drei Typen zusammen«, erklärte ich dem Ich mit den dunklen Augen und dem zynisch verzogenen Mund, das mich aus der Fensterscheibe ansah. »Aber damit hast du gründlich aufgeräumt, was? Heute hast du nicht nur absolut gar keinen Freund mehr, sondern dir wird die nächsten, keine Ahnung, hundert Millionen Jahre lang auch keiner mehr vertrauen.« Na gut, außer Aphrodite, die vor zwei Tagen total ausgerastet und Hals über Kopf aus der Schule geflohen war, weil sie womöglich wieder zurück in einen Menschen verwandelt worden war, und Stevie Rae, die besagter ausgerasteten Aphrodite hinterher gejagt war, weil sie womöglich an ihrer Wiedermenschwerdung schuld war, als sie sich in dem von mir beschworenen Kreis von einem fiesen untoten toten Ding in eine un-untote, aber seltsam rot tätowierte Stevie Rae zurückverwandelt hatte. »Wie auch immer«, sagte ich laut zu mir selbst, »du hast es geschafft, so ungefähr bei jedem, der irgendwie mit dir zu tun hat, was falsch zu machen. Tolle Leistung!«
Meine Unterlippe hatte angefangen zu zittern, und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stachen. Oh nein. Es würde überhaupt nichts bringen, wenn ich mir jetzt die Augen ausheulte. Ehrlich, hätte das irgendeine Wirkung, dann hätten meine Freunde und ich uns schon vor Tagen wieder vertragen und geküsst (also, nicht wirklich natürlich). Ich musste einfach auf sie zugehen und versuchen, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.
Es war Ende Dezember, die Nacht war kühl und ein bisschen neblig. Die flackernden Gaslaternen entlang des Fußweges, der von den Ställen und Außenanlagen zum Hauptgebäude führte, hatten kleine gelbe Heiligenscheine und sahen altertümlich und wunderschön aus. Eigentlich war das ganze Schulgelände des House of Night einfach herrlich. Es wirkte viel mehr so als gehöre es zu einer König-Artus-Sage als zum einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich liebe es, hier zu sein, rief ich mir ins Gedächtnis. Das hier ist mein Zuhause, der Ort, an den ich gehöre. Ich muss mich nur mit meinen Freunden versöhnen, dann wird alles wieder gut.
Ich kaute gerade auf meiner Unterlippe und fragte mich, was wohl die beste Versöhnungstaktik wäre, als mein angestrengtes Nachdenken von so etwas wie Flügelschläge unterbrochen wurde, die rings um mich die Luft erfüllten. Etwas an dem Geräusch ließ mir einen Schauder den Rücken hinunterlaufen. Ich sah nach oben. Da war nur Dunkelheit und Himmel und die winterkahlen Zweige der gewaltigen Eichen, die den Fußweg säumten. Ich erzitterte, weil die Nacht plötzlich nicht mehr weich und neblig wirkte, sondern finster und heimtückisch.
Halt mal - finster und heimtückisch? Was für ein Quatsch. Wahrscheinlich hatte ich gerade nur das finstere, heimtückische Rascheln des Windes in den Zweigen gehört. Himmel, ich verlor noch den Verstand.
Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und ging weiter. Aber schon nach ein paar Schritten passierte es noch einmal. Das seltsame Flattern erzeugte sogar einen kleinen Wind, der mich umwehte und mir zehn Grad kälter vorkam als die übrige Luft. Mir kamen mir Bilder von Fledermäusen, Spinnen und ähnlichem ekligen Ungeziefer in den Kopf, und automatisch schlug ich mit der Hand wild über mir durch die Luft.
Meine Finger trafen auf keinen Widerstand, aber eisige Kälte jagte einen schneidenden Schmerz durch meine Hand. Völlig entgeistert schrie ich auf und barg die Hand schützend an der Brust. Einen Moment lang war ich einfach nur ratlos und wie betäubt vor Angst. Das Flattern wurde lauter und die Kälte größer. Da kam endlich Bewegung in mich. Ich zog den Kopf ein und tat das Einzige, was mir einfiel: ich rannte durch den nächsten Eingang in die Schule hinein.
Drinnen knallte ich die dicke Holztür hinter mir zu, drehte mich nach Atem ringend um und spähte durch das kleine Bogenfensterchen in der Tür. Die Nacht schwamm und waberte vor meinen Augen, wie schwarze Farbe, die auf einer dunklen Fläche zerläuft. Und das eisige Gefühl der Angst wollte nicht weggehen. Was war da los? Fast ohne zu begreifen, was ich tat, flüsterte ich: »Feuer, komm zu mir. Ich brauche deine Wärme.«
Das Element gehorchte sofort. Die Luft um mich erfüllte sich mit der beruhigenden Hitze eines Kaminfeuers. Während ich weiter nach draußen starrte, legte ich die Handflächen auf das raue Holz der Tür. »Dorthin auch«, flüsterte ich. »Schick deine Hitze auch nach draußen.«
Wie eine Woge aus Hitze wanderte das Element an mir vorbei, durch die Tür hindurch und in die Nacht. Ein Zischen war zu hören, wie wenn Trockeneis verdampft. Dick und träge bäumten sich die Nebelschwaden auf, mich erfasste ein kurzer Schwindel, von dem mir ein bisschen übel wurde, und die seltsame Dunkelheit begann sich aufzulösen. Dann vertrieb die Hitze endlich die frostige Kälte, und so plötzlich wie sie sich verändert hatte, war die Nacht wieder ruhig und vertraut.
Was war das gerade?
Jetzt bemerkte ich wieder das Stechen in meiner Hand. Ich betrachtete sie. Über den Handrücken zogen sich rote Striemen, so als hätte etwas mit Krallen oder Klauen meine Haut aufgekratzt. Ich rieb die hochroten Wunden, die juckten wie eine Verbrennung vom Bügeleisen.
Und dann überkam mich ein Gefühl - heftig, jäh, überwältigend - und ich erkannte mit dem sechsten Sinn, der mir von der Göttin gegeben worden war, dass ich nicht allein hier sein sollte. Die Kälte, die einen Augenblick lang die Nacht heimgesucht hatte - das geisterhafte Etwas, das mir die Hand versengt und vor dem ich nach drinnen geflohen war - löste ein schreckliches Vorgefühl in mir aus, und zum ersten Mal seit langer Zeit empfand ich richtige Angst. Nicht um meine Freunde. Nicht um meine Grandma oder um meinen menschlichen Exfreund oder selbst um meine Mom, mit der ich mich ein für allemal verkracht hatte. Ich hatte Angst um mich selbst. Es war nicht mehr nur so, dass ich meine Freunde gern um mich gehabt hätte. Es war so, dass ich sie brauchte.
Während ich mir weiter die Hand rieb, setzte ich mich in Bewegung. Eines war mir jetzt klar: Lieber würde ich mich mit der Enttäuschung und Gekränktheit meiner Freunde stellen als dem Etwas, das draußen im nächtlichen Dunkel vielleicht noch auf mich wartete.
Eine Sekunde lang blieb ich dicht vor der Tür zum ›Speisesaal‹ (auch bekannt als Schulmensa) stehen, in dem Hochbetrieb herrschte, sah zu, wie die anderen Schüler sich ungezwungen und fröhlich unterhielten und wurde fast von dem Wunsch überwältigt, so sein zu können wie all die anderen Jungvampyre - ohne außergewöhnliche Fähigkeiten und die Verantwortung, die damit einherging. Eine Sekunde lang wünschte ich mir so sehr, normal zu sein, dass ich kaum noch Luft bekam.
Dann spürte ich ein sanftes Lüftchen um mich spielen, warm wie von einem unsichtbaren Feuer. Flüchtig roch es nach dem Meer, obwohl Tulsa, Oklahoma nun wirklich weit von jeder Küste entfernt lag. Ich hörte Vogelgezwitscher und erahnte den Duft von frisch gemähtem Gras. Und mein Geist erbebte vor stummer Freude über die mächtige Gabe, die meine Göttin mir geschenkt hatte - die Affinität zu allen fünf Elementen, Luft, Feuer, Wasser, Erde und Geist.
Ich war nicht normal. Ich war anders als jeder andere Jungvampyr oder Vampyr, und es war unrecht, mir etwas anderes zu wünschen. Und etwas, das Teil meines Nicht-Normal-Seins war, sagte mir, dass ich da reingehen und mit meinen Freunden Frieden schließen musste. Ich straffte meinen Rücken und sah mich ohne jedes Selbstmitleid im Raum um.
Es war nicht schwer, meine spezielle Gruppe zu finden, die wie immer in unserer üblichen Ecke saß. Ich holte tief Luft und durchquerte zügig den Speisesaal, wobei ich den Jungs und Mädchen, die hi zu mir sagten, ein kurzes Nicken oder Lächeln schenkte. Ich stellte fest, dass alle mir die übliche Mischung aus Respekt und Ehrfurcht entgegenzubringen schienen, was bedeutete, dass meine Freunde nicht überall irgendwelchen Mist über mich rumerzählt hatten. Es bedeutete außerdem, dass Neferet noch nicht zu einem offenen Angriff gegen mich aufgerufen hatte. Noch nicht.
Ich nahm mir rasch einen Salat und eine Cola. Dann marschierte ich direkt zu unserem Tisch, die Finger so fest um das Tablett gekrallt, dass sie total blutleer waren, und setzte mich wie üblich neben Damien.
Niemand sah mich an, aber ihr belangloses Geplauder erstarb sofort. So was hasse ich total. Ich meine, was ist schlimmer, als zu einer Gruppe sogenannter Freunde zu stoßen, und sie verstummen alle sofort, so dass man genau weiß, dass sie gerade über dich geredet haben? Brr.
Statt wegzurennen oder in Tränen auszubrechen, was ich am liebsten gemacht hätte, sagte ich: »Hi.« Niemand sagte etwas.
»Und, was ist los?« Ich richtete die Frage an Damien, meiner Einschätzung nach das schwächste Glied in der Wir-reden-nicht-mit-Zoey-Kette.
Leider waren es die Zwillinge, die mir antworteten, und nicht der schwule und daher viel einfühlsamere und höflichere Damien.
»Genau nichts, oder, Zwilling?«, sagte Shaunee.
»Genau, Zwilling, nichts. Weil man uns ja auch nichts anvertrauen kann«, bekräftigte Erin. »Zwilling, wusstest du schon, dass wir kein bisschen vertrauenswürdig sind?«
»Hab's erst vor Kurzem erfahren. Und du?« »Ich auch«, schloss Erin.
Okay, in Wirklichkeit sind die Zwillinge alles andere als Zwillinge. Shaunee Cole ist eine karamellfarbene Jamaika-Amerikanerin und an der Ostküste aufgewachsen. Erin Bates ist herrlich blond und kommt aus Tulsa. Die zwei lernten sich kennen, nachdem sie am selben Tag Gezeichnet und ins House of Night gekommen waren. Und die Chemie zwischen ihnen stimmte sofort - als ob so etwas wie Genetik und Geographie überhaupt nicht existieren würden. Die eine ergänzt buchstäblich die angefangenen Sätze der anderen. Und in diesem Moment starrten sie mich beide mit genau dem gleichen verärgerten, missbilligenden Blick an.
Himmel, war das ermüdend.
Und es brachte mich auf die Palme. Okay, ich hatte ihnen Sachen vorenthalten. Okay, ich hatte sie angelogen. Aber ich musste es tun. Na gut - in den meisten Fällen musste ich es. Und dieses selbstgerechte Getue in doppelter Ausgabe ging mir tierisch auf die Nerven.
»Danke für die netten Kommentare. Und jetzt würde ich gern jemanden fragen, der sich nicht anhört wie diese Blair-Zicke aus Gossip Girl in Stereo.« Während die Zwillinge entrüstet den Atem einsogen, um mir was an den Kopf zu werfen, was sie irgendwann garantiert bereuen würden, wandte ich mich demonstrativ Damien zu. »Ich glaube, eigentlich wollte ich weniger fragen >Was ist los<, als >Hat jemand von euch in letzter Zeit auch so erschreckende geisterhafte Flattererscheinungen draußen gesehen?< Hm?«
Damien ist ein hochgewachsener, echt süßer Kerl mit fein gemeißelten Gesichtszügen und ausdrucksvollen braunen Augen, die gewöhnlich voller Wärme sind. Momentan blickten sie allerdings wachsam und ziemlich eisig. »Geisterhafte Flattererscheinungen? Sorry, ich hab keine Ahnung, was du meinst.«
Es schnürte mir die Kehle ab, wie fremd er klang, aber ich sagte mir: okay, zumindest hat er die Frage beantwortet. »Auf dem Weg vom Stall hierher hat mich irgendwas mehr oder weniger angegriffen. Ich hab nicht wirklich was gesehen, aber es war kalt und hat mich ganz scheußlich an der Hand geschrammt.« Ich hielt die Hand hoch - aber die Striemen waren verschwunden.
Na super.
Shaunee und Erin schnaubten im Chor. Damien sah einfach nur furchtbar traurig aus. Ich öffnete gerade den Mund, um zu erklären, dass da noch vor wenigen Minuten eine fette Krallenspur gewesen war, da kam Jack mit einem Tablett in der Hand herbeigestürmt.
»Oh hi! Sorry, dass ich so spät bin, aber als ich mein Hemd anziehen wollte, hab ich gemerkt, dass vorne drauf ein Riesenfleck ist! Unglaublich!« Er ließ sich auf seinen Platz neben Damien fallen.
»Ein Fleck? Aber doch nicht auf dem tollen langärmligen blauen Armani-Hemd, das ich dir zu Weihnachten geschenkt habe, oder?« Damien rückte auf, um seinem Freund Platz zu machen.
»Mein Gott, nein! Auf das würde ich nie im Leben was draufkleckern. Mit dem bin ich ganz vorsichtig, weil es mein absolutes -« Abrupt verstummte er, als sein Blick auf mich fiel. Er schluckte. »Oh, äh. Hi, Zoey.«
Ich lächelte ihm zu. »Hi, Jack.« Dass er und Damien zusammen waren, war für niemanden von uns ein Problem. So blöd sie sich mir gegenüber auch gerade benahmen - spießig oder intolerant waren meine Freunde nun wirklich nicht.
»Ich hatte dich gar nicht erwartet«, faselte Jack. »Ich dachte, du wärst noch ... äh ... na ja ... « Er verstummte und lief sehr hübsch rosa an.
»Du dachtest, ich würde mich noch in meinem Zimmer verstecken?«, schlug ich vor.
Er nickte.
»Nein«, sagte ich fest. »Das ist vorbei.«
»Ta-di-dum«, begann Erin, aber bevor Shaunee sich wie üblich an ihrer Ablenkungstaktik beteiligen konnte, kam von der Tür ein so ungeniertes sexy Lachen, dass wir uns alle danach umdrehten.
An der Seite von Darius, einem der jüngsten (und schärfsten) Söhne des Erebos - der Kriegertruppe, die das House of Night bewachte - kam lachend Aphrodite hereingestöckelt, klimperte ihn kokett an und warf gekonnt die blonde Mähne zurück. Die Frau war schon immer ein Multitasking-Genie gewesen, aber ich war total verblüfft, wie ungezwungen, cool und vollkommen gefasst sie wirkte. Erst vor zwei Tagen war sie fast gestorben und gleich darauf völlig ausgetickt, weil der saphirfarbene Umriss einer Mondsichel (der auf der Stirn eines jeden Jungvampyrs erschien, als Zeichen dafür, dass in ihm oder ihr die Wandlung begonnen hatte, durch die man zum Vampyr wurde, wenn man nicht vorher starb) aus ihrem Gesicht verschwunden war.
Was bedeutete, dass sie sich irgendwie zurück in einen Menschen verwandelt hatte.
Zwei
Okay, ich hatte jedenfalls gedacht, sie hätte sich zurück in einen Menschen verwandelt. Aber
selbst aus der Entfernung sah ich, dass ihr Mal wieder da war. Ihr kühler blauer Blick wanderte durch die Mensa, und sie schenkte allen, die sie anstarrten, ein überhebliches Grinsen. Dann wandte sie sich wieder Darius zu und ließ einen Moment lang die Hand auf seiner breiten Brust ruhen.
»Das war wahnsinnig lieb von dir, mich herzubegleiten. Du hast recht. Ich hätte nicht zwei Tage warten dürfen, um meinen Urlaub abzubrechen. So wie hier alles drunter und drüber geht, ist es wirklich am Besten, auf dem Campus zu bleiben, wo man geschützt ist. Und mit dir als Türwache ist der Mädchentrakt der mit Abstand sicherste und interessanteste Ort.« Wie sie ihn anschnurrte. Himmel, war die nuttig. Wäre ich nicht so überrascht gewesen, sie zu sehen, hätte ich die passenden Würgegeräusche dazu gemacht. Laut und offensichtlich.
»Und auf meinen Posten dort muss ich jetzt zurückkehren. Gute Nacht, meine Lady.« Und er machte eine geschliffene Verbeugung wie ein romantischer, edler Ritter aus alter Zeit, nur ohne Pferd und glänzende Rüstung. »Es war mir ein Vergnügen, dir behilflich zu sein.« Er lächelte Aphrodite noch einmal zu, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Saal.
»Würde sicher auch verdammt viel Spaß machen, dir behilflich zu sein«, sagte Aphrodite in ihrem dreistesten Ton, als er außer Hörweite war. Dann wandte sie sich der mäuschenstillen, gaffenden Menge der Schüler zu, hob eine perfekt gezupfte Braue und bedachte jeden einzelnen mit ihrem spöttischen Original-Aphrodite-Grinsen. »Was denn? Habt ihr noch nie so was Schönes wie mich gesehen? Verdammt, ich war doch nur zwei Tage weg. Euer Kurzzeitgedächtnis ist wirklich schlecht. Wisst ihr nicht mehr? Ich bin das umwerfend tolle Biest, das ihr alle so gerne hasst.« Niemand sagte ein Wort. Sie verdrehte die Augen. »Ach, egal.« Sie ging zur Salatbar und begann sich einen Teller zusammenzustellen. Da brach der Damm. Unter rüdem Schnauben und abfälligem Gemurmel wandten sich die Kids wieder ihrer Mahlzeit zu.
Auf diejenigen, die keine Ahnung hatten, musste Aphrodite so schamlos und hochnäsig wirken wie immer. Aber ich merkte, wie nervös und angespannt sie in Wirklichkeit war. Himmel, ich konnte so gut verstehen, wie sie sich fühlte - ich hatte den gleichen
Spießrutenlauf hinter mir. Besser gesagt, ich steckte mittendrin, genau wie sie.
»Ich dachte, sie wäre wieder ein Mensch«, sagte Damien gedämpft. »Aber anscheinend ist das Mal doch zurückgekommen.«
»Nyx' Wege sind geheimnisvoll«, sagte ich und versuchte so weise und Hohepriesterin-in-Ausbildungmäßig wie möglich zu klingen.
»Wenn du mich fragst, sind Nyx' Wege ein anderes Wort mit G, Zwilling«, sagte Erin. »Und, errätst du's? « »Ganz großer Schwachsinn?«, fragte Shaunee. »Volltreffer«, nickte Erin.
»Das sind drei Worte«, bemerkte Damien.
»Jetzt lass mal die Schulmeistermasche bleiben«, sagte Shaunee. »Du weißt doch, Aphrodite ist eine blöde Misthexe, und als ihr Mal weg war, hatten wir 'n bisschen gehofft, Nyx hätte sie ein für allemal abserviert.«
»Nicht nur 'n bisschen gehofft«, bestätigte Erin.
Während jeder im Raum Aphrodite anstarrte, würgte ich, ohne sie zu beachten, weiter meinen Salat herunter. Die Sache war nämlich die: Aphrodite war mal die beliebteste, mächtigste Oberzicke im ganzen House of Night. Seit sie es sich aber mit der Hohepriesterin Neferet verscherzt hatte und infolgedessen total abserviert worden war, war sie nur noch die Oberzicke. Aber natürlich waren sie und ich auf ganz komische Art (soll heißen: typisch für mich!) irgendwie zufällig so was wie Freundinnen geworden - oder wenigstens Verbündete. Nicht so, dass wir wollten, dass alle Welt das mitkriegte. Aber ich hatte mir trotzdem Sorgen um sie gemacht, nachdem sie verschwunden war, auch wenn Stevie Rae ihr sofort hinterhergerannt war. He, ich hatte seit zwei Tagen von keiner der beiden etwas gehört!
Meine anderen Freunde -- genauer: Damien, Jack und die Zwillinge - konnten sie natürlich auf den Tod nicht ausstehen. Daher war es fast so gnadenlos untertrieben zu sagen, dass sie entsetzt und nicht sehr erfreut aussahen, als Aphrodite schnurstracks auf unseren Tisch zukam und sich neben mich setzte, wie der Kommentar von dem Ritter in Indiana Jones, »Seine Wahl war schlecht«, als der Böse aus dem falschen Kelch trank und sich auflöste.
»Es ist unhöflich, Leute anzustarren, selbst wenn sie so wunderschön sind comme moi«, sagte Aphrodite und nahm einen Bissen Salat.
»Was zum Teufel willst du hier, Aphrodite? «, fragte Erin.
Aphrodite schluckte und schenkte Erin einen gespielt unschuldigen Augenaufschlag. »Essen, du Spatzenhirn«, flötete sie.
»Hier ist zickenfreie Zone«, sagte Shaunee, die endlich die Sprache wiedergefunden hatte.
»Ja, da steht's.« Erin wies auf ein nicht vorhandenes Schild an der Lehne ihrer Bank.
»Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber in diesem Fall mach ich 'ne Ausnahme. Also noch mal: Fahrt zur Hölle, Ernie und Bert. «
»Okay, es reicht.« Erin war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. »Mein Zwilling und ich polieren dir gleich dein verdammtes Mal aus dem Gesicht.«
»Ja, und diesmal bleibt's hoffentlich weg«, schloss sich Shaunee an.
»Hört auf«, sagte ich. Gleich darauf krampfte sich mir der Magen zusammen, als die Zwillinge die zusammengekniffenen, zornsprühenden Augen auf mich richteten. Hassten sie mich wirklich so sehr, wie es aussah? Allein der Gedanke versetzte mir einen Stich im Herzen, aber ich hob das Kinn und starrte unverwandt zurück. Wenn ich die Wandlung zum Vampyr überlebte, würde ich eines Tages ihre Hohepriesterin sein, und das hieß, sie sollten mir besser zuhören. »Das haben wir doch schon mal ausdiskutiert. Aphrodite gehört wieder zu den Töchtern der Dunkelheit. Und zu unserem Kreis auch.« Ich hielt einen Augenblick inne, weil ich mich fragte, ob sie die Affinität zur Erde, aufgrund derer wir sie in beides aufgenommen hatten, noch immer besaß oder womöglich bei der Verwandlung Jungvampyr - Mensch und offenbar zurück zum Jungvampyr wieder verloren hatte, aber das war zu verwirrend, also redete ich schnell weiter. »Ihr habt versprochen, sie zu respektieren, ohne Anfeindungen und blöde Bemerkungen.«
Die Zwillinge schwiegen, aber von neben mir kam ungewöhnlich kalt und ausdruckslos Damiens Stimme. »Ja, aber wir haben nicht versprochen, uns mit ihr anzufreunden.«
»Ich hab nie gesagt, dass ich mit euch befreundet sein will«, sagte Aphrodite.
»Dito, Hexe!«, gaben die Zwillinge im Chor zurück.
»Ach, was soll's«, brummte Aphrodite und machte eine Bewegung, als wollte sie ihr Tablett nehmen und aufstehen. Ich hatte schon den Mund geöffnet, um sie zu bitten, sich wieder hinzusetzen, als von draußen auf dem Gang ein ganz absonderlicher Lärm durch die offene Tür der Mensa hallte.
»Was zum -?«, fing ich an, aber ehe ich die Frage ganz aussprechen konnte, stürmten wie verrückt fauchend und jaulend mindestens ein Dutzend Katzen in den Saal.
Okay, im House of Night sind Katzen allgegenwärtig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie folgen dem Jungvampyr ihrer Wahl auf Schritt und Tritt, schlafen bei ihm im Bett und beklagen sich (wie in Nalas Fall) ständig bei ihm. Eine der ersten coolen Sachen, die wir in Vampsozi gelernt hatten, war, dass Katzen schon seit Jahrhunderten ein gutes Verhältnis zu Vampyren haben. Das heißt, wir waren alle daran gewöhnt, dass Katzen überall herumliefen. Aber ich hatte noch nie erlebt, dass sie sich so dermaßen verrückt aufführten.
Genau zwischen den Zwillingen sprang ihr riesiger grauer Kater Beelzebub auf die Bank. Er hatte sich so aufgeplustert, dass er doppelt so monströs wirkte wie gewöhnlich, und starrte mit zu Schlitzen verengten bernsteinfarbenen Augen feindselig die offene Tür an.
Erin fing an, ihn zu streicheln. »Beelzebub, Süßer, was ist denn?«
Da sprang Nala mir auf den Schoß, stellte sich sofort auf, legte mir die kleinen weißbehandschuhten Pfoten auf die Schulter und beobachtete unter furchterregendem Katzenjaulen ebenfalls die Tür, durch die noch immer der seltsame Lärm drang.
»Hey«, sagte Jack auf einmal. »Ich weiß, was das ist.«
Ich kapierte es ungefähr im gleichen Augenblick. »Da bellt ein Hund!«
Und dann stürmte etwas in den Speisesaal, was eher wie ein großer sandfarbener Bär aussah als wie ein Hund. Dicht hinter dem Bärenvieh kam ein Junge hereingerannt, wiederum dicht gefolgt von mehreren ziemlich mitgenommen wirkenden Erwachsenen, darunter Dragon Lankford, unser Fechtlehrer, die Pferdekundelehrerin Lenobia und einige Söhne des Erebos.
»Hab ich dich!«, schrie der Junge, als er schlitternd mitsamt dem bellenden Hund nicht weit von uns zum Stehen kam, ihn am Halsband packte (es war aus pinkem Leder mit Metall-Stacheln) und geschickt eine Leine daran befestigte. Kaum war die Leine eingerastet, da hörte der Hund auf zu bellen, setzte sich auf sein rundes Hinterteil und sah hechelnd zu dem Jungen auf. »Na toll. Jetzt benimmst du dich«, hörte ich ihn dem unverkennbar grinsenden Vieh zumurmeln.
Auch wenn das Bellen verstummt war, die überall in der Mensa verteilten Katzen waren noch lange nicht besänftigt. Um uns fauchte es so laut, dass es sich anhörte wie das Zischen eines geplatzten Reifens.
»Verstehst du jetzt, was ich dir vorhin zu erklären versucht habe, James? «, fragte Dragon Lankford und betrachtete den Hund stirnrunzelnd. »Es hat einfach keinen Sinn, dieses Tier in unser House of Night mitzubringen.«
»Ich heiße Stark, nicht James«, sagte der Junge. »Und was ich vorhin versucht habe Ihnen zu erklären - der Hund bleibt bei mir. So ist es halt. Wenn Sie mich wollen, müssen Sie auch mit ihr klarkommen.«
Ich dachte mir, dass der Neue mit dem Hund sich ganz schön ungewöhnlich benahm. Nicht, dass er richtig grob oder respektlos gegenüber Dragon war, aber er sprach auch nicht so ehrfürchtig - oder gar furchtsam - mit ihm, wie das bei den meisten frisch Gezeichneten Jungvampyren der Fall war. Ich musterte sein T-Shirt mit Pink-Floyd-Aufdruck. Da war kein Jahrgangssymbol, nichts, woran ich hätte erkennen können, in welches Jahr er gehörte und wie lange er schon Gezeichnet war.
»Stark«, sagte Lenobia in unnachgiebigem Ton, »es ist schlicht und einfach unmöglich, den Hund in diese Schule zu integrieren. Du siehst doch, wie er die Katzen verschreckt.«
»Die werden sich schon an sie gewöhnen. In Chicago ging das auch. Normalerweise ist sie superlieb und macht sich überhaupt nichts aus ihnen, aber der Graue dort hat sie wirklich provoziert mit seinem Gefauche und Gekratze.«
»Oh-oh«, flüsterte Damien.
Ich brauchte nicht hinzusehen - ich spürte deutlich, wie die Zwillinge sich aufplusterten wie Kugelfische.
»Meine Güte, was ist das nur für ein Lärm?« Wunderschön, von Macht erfüllt und ganz Herrin der Lage rauschte Neferet in den Saal.
Ich sah, wie die Augen des Neuen sich bei ihrer atemberaubenden Erscheinung weiteten. Es war soooo nervig, wie jedem beim ersten Anblick unserer Hohepriesterin, meiner Nemesis, sofort jeglicher gesunde Menschenverstand abhanden kam.
Dragon legte die Faust über sein Herz und verbeugte sich ehrerbietig vor seiner Hohepriesterin. »Neferet, ich entschuldige mich für die Störung. Das ist mein neuer Zögling. Er ist gerade erst eingetroffen.«
»Das erklärt, warum der Junge hier ist. Aber nicht, warum das da hier ist.« Sie zeigte auf den hechelnden Hund.
»Sie gehört zu mir«, sagte der Junge. Neferet wandte ihm die moosgrünen Augen zu, und er folgte Dragons Beispiel und verneigte sich mit der Faust über dem Herzen. Als er sich wieder aufrichtete, sah ich völlig geschockt, wie er Neferet mit einem schiefen Grinsen bedachte. Es wirkte ganz schön frech. »Sie ist so was wie meine Katze.«
Neferet hob eine kastanienrote Augenbraue. »Tatsächlich? Sieht mir eher aus wie ein Bär.«
Ha! Also kam nicht nur mir dieser Vergleich in den Sinn.
»Na ja, Priesterin, sie ist ein Labrador, aber Sie sind nicht die erste, die das findet. Ihre Pfoten sind jedenfalls groß genug. Schauen Sie mal.« Ungläubig sah ich zu, wie der Junge Neferet unbekümmert den Rücken zudrehte und seinem Hund befahl: »Give me five, Duch. «
Der Hund hob bereitwillig eine seiner wahrlich beeindruckenden Pranken und klatschte Starks Hand damit ab. »Gutes Mädchen!«, lobte er und kraulte ihr die Hängeohren.
Okay. Zugegeben, niedlicher Trick.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Neferet zu. »Aber egal ob Hund oder Bär, sie ist die ganzen vier Jahre, seitdem ich Gezeichnet wurde, bei mir gewesen, also ist sie für mich Katze genug.«
»Ein Labrador?« Neferet schritt demonstrativ einmal um den Hund herum und betrachtete ihn von allen Seiten. »Dafür ist sie aber enorm groß.«
»Tja, klein war Duch noch nie, Priesterin.«
»Sie heißt Duch?«
Der Junge nickte und grinste. Auch wenn er ein Oberprimaner war, überraschte es mich, wie lässig er mit erwachsenen Vampyren redete, insbesondere mit mächtigen Hohepriesterinnen. »Abkürzung von Duchess.«
Neferets Augen verengten sich, und sie sah den Jungen genau an. »Und wie ist dein Name, Kind?« »Stark.«
Ich fragte mich, ob noch jemand bemerkte, wie ihre Kiefermuskeln sich anspannten.
»James Stark?«
»Nur noch Stark. Meinen Vornamen hab ich vor ein paar Monaten gestrichen.«
Aber sie drehte sich schon, ohne ihn weiter zu beachten, zu Dragon um. »Ist das der Junge, der vom House of Night in Chicago hierher versetzt werden sollte?«
»Ja, Priesterin«, sagte Dragon.
Als Neferet sich wieder Stark zuwandte, spielte um ihre Lippen ein berechnendes Lächeln. »Ich habe schon viel von dir gehört, Stark. Wir werden uns sehr bald einmal ausführlich miteinander unterhalten, du und ich.« Den Blick weiter auf den Jungen gerichtet, sagte sie zu Dragon: »Sorgen Sie dafür, dass Stark vierundzwanzig Stunden am Tag Zugang zu sämtlicher Bogenschießausrüstung und dem Übungsfeld hat.«
Ich bemerkte, wie Stark leicht zusammenzuckte. Offenbar sah das auch Neferet, denn ihr Lächeln wurde breiter. »Natürlich ist dir die Kunde von deinem Talent vorausgeeilt, Stark. Und nur weil du die Schule gewechselt hast, musst du nicht außer Übung geraten.«
Zum ersten Mal wirkte Stark unbehaglich. Eigentlich mehr als unbehaglich. Kaum war das Wort Bogenschießen gefallen, da hatte sich sein Gesichtsausdruck komplett gewandelt, von spitzbübisch-ironisch in eiskalt und beinah gehässig.
»Ich hab's denen gesagt, als sie mich versetzt haben. Ich starte nicht mehr bei Wettkämpfen.« Seine Stimme war ausdruckslos und schon in der kurzen Entfernung zu unserem Tisch kaum mehr zu hören. »Egal auf welcher Schule ich bin.«
»Wettkämpfe? Du meinst diese banalen Bogenschießwettbewerbe zwischen den Houses of Night?« Bei Neferets Lachen bekam ich am ganzen Körper eine Gänsehaut. »Mir ist egal, ob du antrittst oder nicht. Aber denk daran, an diesem House of Night spreche ich für unsere Göttin Nyx, und ich sage dir nur das Eine: es ist wichtig, dass du die Gabe, die sie dir geschenkt hat, nicht vergeudest. Du kannst nie wissen, ob Nyx nicht irgendwann daran appellieren wird - und zwar nicht wegen irgendeines lächerlichen Wettbewerbs.«
Mein Magen vollführte einen Salto. Sie sprach von ihrem Krieg gegen die Menschen. Aber Stark, der ja keine Ahnung hatte, sah nur erleichtert aus, weil man nicht von ihm verlangte, auf Wettkämpfe zu gehen, und seine Miene wurde wieder draufgängerisch-charmant. »Kein Problem. Üben ist vollkommen okay, Priesterin.«
»Neferet«, fragte Dragon, »was sollen wir Ihrer Meinung nach mit dem, äh, Hund machen?«
Neferet schwieg einen Augenblick lang, dann kniete sie sich anmutig vor den hellgoldenen Labrador. Die großen Hängeohren der Hündin richteten sich nach vorn, und sie streckte den Kopf vor und schnüffelte neugierig an der Hand, die Neferet ihr hinhielt. Mir gegenüber fauchte Beelzebub drohend. Nala grollte tief in der Kehle. Neferets Blick hob sich und traf meinen.
Ich versuchte ein nichtssagendes Gesicht zu machen, aber keine Ahnung, wie gut es mir gelang. Ich hatte Neferet seit zwei Tagen nicht gesehen - seit sie mir aus dem großen Saal der Schule nach draußen gefolgt war, nachdem sie als Rache für den Tod von Loren Blake im Namen der Vampyre den Menschen den Krieg erklärt hatte. Natürlich waren wir aneinandergeraten. Sie war Lorens Geliebte gewesen. Ich auch, aber das war jetzt ohne Bedeutung. Neferet hatte die ganze Geschichte zwischen ihm und mir nur inszeniert, und sie wusste, dass ich das herausgefunden hatte. Neferet wusste auch, dass ich wusste, dass Nyx mit dem, was sie in letzter Zeit so angestellt hatte, nicht einverstanden war.
Um genau zu sein, hatte Neferet mich ziemlich tief in der Seele verletzt, und ich hasste sie fast genau so sehr, wie ich Angst vor ihr hatte. Ich hoffte nur, nichts davon zeigte sich auf meinem Gesicht, als die Hohepriesterin auf unseren Tisch zuschlenderte. Auf eine knappe Handbewegung hin folgte ihr Stark mit dem Hund an der Leine. Beelzebub gab noch ein langes Fauchen von sich und räumte das Feld. Ich streichelte wie wild Nala in der Hoffnung, sie würde nicht vollends ausrasten. Vor unserem Tisch hielt Neferet an. Ihr Blick huschte kurz von mir zu Aphrodite, dann blieb er auf Damien haften.
»Gut, dass du da bist, Damien. Es wäre schön, wenn du Stark sein Zimmer zeigen und ihm einen Überblick über den Campus verschaffen würdest.«
»Wäre mir ein Vergnügen, Neferet«, sagte Damien schnell. Neferet bedachte ihn mal wieder mit einem ihrer Hundert-Watt-Dankeschönlächeln, und seine Augen strahlten.
»Was genaue Details angeht, fragst du am besten Dragon.« Dann richteten sich ihre grünen Augen auf mich. Ich wappnete mich. »Zoey, das ist Stark. Stark, das ist Zoey Redbird, die Anführerin unserer Töchter der Dunkelheit.«
Er und ich nickten uns zu.
»Zoey, ich überlasse dir als Hohepriesterin in Ausbildung die Sache mit Starks Hund. Mit Hilfe der vielen Gaben, mit denen Nyx dich bedacht hat, wird es dir sicher gelingen, dass sie mit der Schule klarkommt und die Schule mit ihr.« Ihr kalter Blick ruhte unverwandt auf mir und sprach eine ganz andere Sprache als ihre honigsüße Stimme. Denk daran, dass ich hier das Sagen habe, sagte er, und du nur ein Kind bist.
Ich brach gezielt den Blickkontakt mit ihr und lächelte Stark steif an. »Ich helfe dir gern mit deinem Hund.«
»Sehr schön«, säuselte Neferet. »Ach, Zoey, Damien, Shaunee und Erin? « Sie lächelte meine Freunde an, und meine Freunde grinsten wie totale Schwachköpfe zurück. An Aphrodite und Jack verschwendete sie keinen Blick. »Für heute Abend um halb elf habe ich eine außerordentliche Vollversammlung des Kollegiums einberufen.« Sie warf einen Blick auf ihre mit Diamanten besetzte Platin-Armbanduhr. »Jetzt ist es fast zehn, ihr beeilt euch also besser mit dem Essen, denn ich wünsche, dass auch der Schülerrat anwesend ist. «
»Natürlich, machen wir! «, zwitscherten sie wie dumme kleine Vogelkinder, denen ihre Mama einen Wurm gebracht hat.
Da sagte ich laut und deutlich, damit es im ganzen Raum zu hören war: »Oh, Neferet, da fällt mir etwas ein. Aphrodite wird auch mitkommen. Da Nyx ihr eine Erdaffinität geschenkt hat, waren wir uns alle einig, dass sie dem Schülerrat beitreten sollte.« Ich hielt den Atem an und hoffte, dass meine Freunde mitspielten.
Ich war tierisch erleichtert, als niemand einen Ton von sich gab - außer Nala, die Duchess immer noch aus tiefster Kehle anfauchte.
Neferets Stimme wurde eiskalt. »Wie kann Aphrodite Mitglied des Schülerrates werden, wenn sie nicht einmal mehr Mitglied der Töchter der Dunkelheit ist? «
Ich gab mir einen vollkommen unschuldigen Anschein. »Hab ich vergessen, Ihnen das zu erzählen? Oh, es tut mir so leid, Neferet! Bei all den schrecklichen Sachen, die kürzlich passiert sind, muss das untergegangen sein. Aphrodite ist wieder in die Töchter der Dunkelheit aufgenommen worden. Sie hat mir und Nyx geschworen, unseren Kodex zu befolgen, da hab ich es ihr erlaubt. Ich dachte mir, das ist doch genau das, was Sie auch wollen - dass sie den Weg zurück zu unserer Göttin findet.«
»Das stimmt«, erklärte Aphrodite ungewöhnlich kleinlaut. »Ich bin mit den neuen Regeln einverstanden. Ich will meine früheren Fehler wiedergutmachen.«
Mir war klar, dass es total mies und gehässig wirken würde, wenn Neferet sie jetzt zurückweisen würde, nachdem sie öffentlich Bereitschaft zur Reue gezeigt hatte. Und für Neferet zählte der äußere Anschein verdammt viel.
Das strahlende Lächeln der Hohepriesterin war an den ganzen Saal gerichtet. Sie sah weder mich noch Aphrodite an. »Wie ungemein großzügig von unserer Zoey, Aphrodite wieder in den Kreis der Töchter der Dunkelheit aufzunehmen, vor allem, da sie damit die Verantwortung für Aphrodites Verhalten trägt. Aber unserer Zoey scheint ein hohes Maß an Verantwortung ja nichts auszumachen, im Gegenteil.«
Dann sah sie mich an, und mir stockte der Atem, als ich den Hass in ihrem Blick sah. »Pass nur auf, dass du unter so viel selbst auferlegtem Druck nicht erstickst, mein Kind.« Und plötzlich, als hätte sie einen Schalter umgelegt, war ihre Miene wieder voller strahlender Zuneigung, und sie lächelte den Neuen an. »Willkommen in unserem House of Night, Stark.«
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
Irgendeine bescheuerte Krähe hielt mich mit ihrem karr, karr, karr die ganze Nacht wach. (Oder besser gesagt den ganzen Tag - ich bin ja ein Jungvampyr, da ist die Tag-und-Nacht-Geschichte genau umgekehrt.) Also, jedenfalls kriegte ich letzte Nacht/Tag null Schlaf. Wobei eine blöde schlaflose Nacht zur Zeit eindeutig zu meinen kleineren Problemen gehört. Das Leben ist nämlich echt Mist, wenn all deine Freunde sauer auf dich sind. Ich sollte das wissen - ich bin Zoey Redbird, derzeit unumstrittene Titelverteidigerin des großen Ich-mache-meine-Freunde-sauer-Pokals.
Persephone, die große Rotschimmelstute, die mir sozusagen gehören würde, solange ich im House of Night wohnte, wandte den Kopf und schnupperte an meinem Hals. Ich gab ihr einen Kuss auf das weiche Maul und striegelte weiter ihren glänzenden Hals. Mich um Persephone zu kümmern, beruhigte mich immer und half mir nachzudenken. Und beides hatte ich momentan dringend nötig.
»Okay. Ich hab mich jetzt schon zwei Tage lang erfolgreich vor der großen Konfrontation gedrückt. Aber so kann das nicht weitergehen«, erklärte ich Persephone. »Ja, ich weiß, die sind jetzt in der Mensa beim Mittagessen und tun alle ganz dick miteinander und lassen mich total links liegen.«
Persephone schnaubte und machte sich wieder daran, ihr Heu zu kauen.
»Ja, ich finde, dass sie aber auch Idioten sind. Klar hab ich sie angelogen, aber eigentlich hab ich ihnen hauptsächlich Sachen verschwiegen. Und das war zu ihrem eigenen Besten.« Ich seufzte. Okay, dass Stevie Rae untot war, hatte ich ihnen wirklich zu ihrem eigenen Besten verschwiegen. Dass zwischen mir und Loren Blake - Meisterpoet der Vampyre und Lehrer an unserer Schule - was gelaufen war, na ja, das war eher zu meinem Besten gewesen. »Aber trotzdem.« Persephone drehte ein Ohr nach hinten, um mir zuzuhören. »Die sind total vorschnell in ihrem Urteil.«
Persephone schnaubte noch einmal. Ich seufzte wieder. Mist. Viel länger konnte ich es wirklich nicht mehr hinauszögern.
Ich tätschelte meiner süßen Stute noch ein letztes Mal den Hals, dann ging ich gemächlich in die Sattelkammer und legte die verschiedenen Striegel, Bürsten und Mähnenkämme zurück, mit denen ich sie jetzt eine Stunde lang bearbeitet hatte. Tief atmete ich die tröstliche Mischung aus Leder- und Pferdeduft ein, um meine Nerven zu beruhigen. Als ich im Glas der Fensterscheibe mein Spiegelbild erblickte, fuhr ich mir automatisch mit den Fingern durch mein langes dunkles Haar, damit es nicht ganz so zerknautscht aussah. Ich war erst vor etwas mehr als zwei Monaten Gezeichnet worden und ins House of Night gekommen, aber mein Haar war schon merklich länger und kräftiger geworden. Und dass ich supertolle Haare bekam, war nur eine der vielen Veränderungen, die mit mir vorgingen. Manche davon sah man mir von außen nicht an - wie die Tatsache, dass ich eine Affinität zu allen fünf Elementen hatte. Andere sprangen sofort ins Auge - wie die einzigartigen Tattoos, die in filigranen, fremdartigen Spiralen mein Gesicht umrahmten und sich dann (anders als bei jedem anderen Jungvampyr oder erwachsenem Vampyr) weiter über Hals und Schultern und das Rückgrat hinunter zogen - und nun auch, erst seit wenigen Tagen, um meine Taille herum liefen (ein kleines Detail, das außer mir, meiner Katze Nala und der Göttin Nyx bisher niemand kannte).
Wem hätte ich's auch zeigen sollen?
»Tja, vorgestern warst du nicht nur mit einem, sondern gleich mit drei Typen zusammen«, erklärte ich dem Ich mit den dunklen Augen und dem zynisch verzogenen Mund, das mich aus der Fensterscheibe ansah. »Aber damit hast du gründlich aufgeräumt, was? Heute hast du nicht nur absolut gar keinen Freund mehr, sondern dir wird die nächsten, keine Ahnung, hundert Millionen Jahre lang auch keiner mehr vertrauen.« Na gut, außer Aphrodite, die vor zwei Tagen total ausgerastet und Hals über Kopf aus der Schule geflohen war, weil sie womöglich wieder zurück in einen Menschen verwandelt worden war, und Stevie Rae, die besagter ausgerasteten Aphrodite hinterher gejagt war, weil sie womöglich an ihrer Wiedermenschwerdung schuld war, als sie sich in dem von mir beschworenen Kreis von einem fiesen untoten toten Ding in eine un-untote, aber seltsam rot tätowierte Stevie Rae zurückverwandelt hatte. »Wie auch immer«, sagte ich laut zu mir selbst, »du hast es geschafft, so ungefähr bei jedem, der irgendwie mit dir zu tun hat, was falsch zu machen. Tolle Leistung!«
Meine Unterlippe hatte angefangen zu zittern, und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stachen. Oh nein. Es würde überhaupt nichts bringen, wenn ich mir jetzt die Augen ausheulte. Ehrlich, hätte das irgendeine Wirkung, dann hätten meine Freunde und ich uns schon vor Tagen wieder vertragen und geküsst (also, nicht wirklich natürlich). Ich musste einfach auf sie zugehen und versuchen, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.
Es war Ende Dezember, die Nacht war kühl und ein bisschen neblig. Die flackernden Gaslaternen entlang des Fußweges, der von den Ställen und Außenanlagen zum Hauptgebäude führte, hatten kleine gelbe Heiligenscheine und sahen altertümlich und wunderschön aus. Eigentlich war das ganze Schulgelände des House of Night einfach herrlich. Es wirkte viel mehr so als gehöre es zu einer König-Artus-Sage als zum einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich liebe es, hier zu sein, rief ich mir ins Gedächtnis. Das hier ist mein Zuhause, der Ort, an den ich gehöre. Ich muss mich nur mit meinen Freunden versöhnen, dann wird alles wieder gut.
Ich kaute gerade auf meiner Unterlippe und fragte mich, was wohl die beste Versöhnungstaktik wäre, als mein angestrengtes Nachdenken von so etwas wie Flügelschläge unterbrochen wurde, die rings um mich die Luft erfüllten. Etwas an dem Geräusch ließ mir einen Schauder den Rücken hinunterlaufen. Ich sah nach oben. Da war nur Dunkelheit und Himmel und die winterkahlen Zweige der gewaltigen Eichen, die den Fußweg säumten. Ich erzitterte, weil die Nacht plötzlich nicht mehr weich und neblig wirkte, sondern finster und heimtückisch.
Halt mal - finster und heimtückisch? Was für ein Quatsch. Wahrscheinlich hatte ich gerade nur das finstere, heimtückische Rascheln des Windes in den Zweigen gehört. Himmel, ich verlor noch den Verstand.
Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und ging weiter. Aber schon nach ein paar Schritten passierte es noch einmal. Das seltsame Flattern erzeugte sogar einen kleinen Wind, der mich umwehte und mir zehn Grad kälter vorkam als die übrige Luft. Mir kamen mir Bilder von Fledermäusen, Spinnen und ähnlichem ekligen Ungeziefer in den Kopf, und automatisch schlug ich mit der Hand wild über mir durch die Luft.
Meine Finger trafen auf keinen Widerstand, aber eisige Kälte jagte einen schneidenden Schmerz durch meine Hand. Völlig entgeistert schrie ich auf und barg die Hand schützend an der Brust. Einen Moment lang war ich einfach nur ratlos und wie betäubt vor Angst. Das Flattern wurde lauter und die Kälte größer. Da kam endlich Bewegung in mich. Ich zog den Kopf ein und tat das Einzige, was mir einfiel: ich rannte durch den nächsten Eingang in die Schule hinein.
Drinnen knallte ich die dicke Holztür hinter mir zu, drehte mich nach Atem ringend um und spähte durch das kleine Bogenfensterchen in der Tür. Die Nacht schwamm und waberte vor meinen Augen, wie schwarze Farbe, die auf einer dunklen Fläche zerläuft. Und das eisige Gefühl der Angst wollte nicht weggehen. Was war da los? Fast ohne zu begreifen, was ich tat, flüsterte ich: »Feuer, komm zu mir. Ich brauche deine Wärme.«
Das Element gehorchte sofort. Die Luft um mich erfüllte sich mit der beruhigenden Hitze eines Kaminfeuers. Während ich weiter nach draußen starrte, legte ich die Handflächen auf das raue Holz der Tür. »Dorthin auch«, flüsterte ich. »Schick deine Hitze auch nach draußen.«
Wie eine Woge aus Hitze wanderte das Element an mir vorbei, durch die Tür hindurch und in die Nacht. Ein Zischen war zu hören, wie wenn Trockeneis verdampft. Dick und träge bäumten sich die Nebelschwaden auf, mich erfasste ein kurzer Schwindel, von dem mir ein bisschen übel wurde, und die seltsame Dunkelheit begann sich aufzulösen. Dann vertrieb die Hitze endlich die frostige Kälte, und so plötzlich wie sie sich verändert hatte, war die Nacht wieder ruhig und vertraut.
Was war das gerade?
Jetzt bemerkte ich wieder das Stechen in meiner Hand. Ich betrachtete sie. Über den Handrücken zogen sich rote Striemen, so als hätte etwas mit Krallen oder Klauen meine Haut aufgekratzt. Ich rieb die hochroten Wunden, die juckten wie eine Verbrennung vom Bügeleisen.
Und dann überkam mich ein Gefühl - heftig, jäh, überwältigend - und ich erkannte mit dem sechsten Sinn, der mir von der Göttin gegeben worden war, dass ich nicht allein hier sein sollte. Die Kälte, die einen Augenblick lang die Nacht heimgesucht hatte - das geisterhafte Etwas, das mir die Hand versengt und vor dem ich nach drinnen geflohen war - löste ein schreckliches Vorgefühl in mir aus, und zum ersten Mal seit langer Zeit empfand ich richtige Angst. Nicht um meine Freunde. Nicht um meine Grandma oder um meinen menschlichen Exfreund oder selbst um meine Mom, mit der ich mich ein für allemal verkracht hatte. Ich hatte Angst um mich selbst. Es war nicht mehr nur so, dass ich meine Freunde gern um mich gehabt hätte. Es war so, dass ich sie brauchte.
Während ich mir weiter die Hand rieb, setzte ich mich in Bewegung. Eines war mir jetzt klar: Lieber würde ich mich mit der Enttäuschung und Gekränktheit meiner Freunde stellen als dem Etwas, das draußen im nächtlichen Dunkel vielleicht noch auf mich wartete.
Eine Sekunde lang blieb ich dicht vor der Tür zum ›Speisesaal‹ (auch bekannt als Schulmensa) stehen, in dem Hochbetrieb herrschte, sah zu, wie die anderen Schüler sich ungezwungen und fröhlich unterhielten und wurde fast von dem Wunsch überwältigt, so sein zu können wie all die anderen Jungvampyre - ohne außergewöhnliche Fähigkeiten und die Verantwortung, die damit einherging. Eine Sekunde lang wünschte ich mir so sehr, normal zu sein, dass ich kaum noch Luft bekam.
Dann spürte ich ein sanftes Lüftchen um mich spielen, warm wie von einem unsichtbaren Feuer. Flüchtig roch es nach dem Meer, obwohl Tulsa, Oklahoma nun wirklich weit von jeder Küste entfernt lag. Ich hörte Vogelgezwitscher und erahnte den Duft von frisch gemähtem Gras. Und mein Geist erbebte vor stummer Freude über die mächtige Gabe, die meine Göttin mir geschenkt hatte - die Affinität zu allen fünf Elementen, Luft, Feuer, Wasser, Erde und Geist.
Ich war nicht normal. Ich war anders als jeder andere Jungvampyr oder Vampyr, und es war unrecht, mir etwas anderes zu wünschen. Und etwas, das Teil meines Nicht-Normal-Seins war, sagte mir, dass ich da reingehen und mit meinen Freunden Frieden schließen musste. Ich straffte meinen Rücken und sah mich ohne jedes Selbstmitleid im Raum um.
Es war nicht schwer, meine spezielle Gruppe zu finden, die wie immer in unserer üblichen Ecke saß. Ich holte tief Luft und durchquerte zügig den Speisesaal, wobei ich den Jungs und Mädchen, die hi zu mir sagten, ein kurzes Nicken oder Lächeln schenkte. Ich stellte fest, dass alle mir die übliche Mischung aus Respekt und Ehrfurcht entgegenzubringen schienen, was bedeutete, dass meine Freunde nicht überall irgendwelchen Mist über mich rumerzählt hatten. Es bedeutete außerdem, dass Neferet noch nicht zu einem offenen Angriff gegen mich aufgerufen hatte. Noch nicht.
Ich nahm mir rasch einen Salat und eine Cola. Dann marschierte ich direkt zu unserem Tisch, die Finger so fest um das Tablett gekrallt, dass sie total blutleer waren, und setzte mich wie üblich neben Damien.
Niemand sah mich an, aber ihr belangloses Geplauder erstarb sofort. So was hasse ich total. Ich meine, was ist schlimmer, als zu einer Gruppe sogenannter Freunde zu stoßen, und sie verstummen alle sofort, so dass man genau weiß, dass sie gerade über dich geredet haben? Brr.
Statt wegzurennen oder in Tränen auszubrechen, was ich am liebsten gemacht hätte, sagte ich: »Hi.« Niemand sagte etwas.
»Und, was ist los?« Ich richtete die Frage an Damien, meiner Einschätzung nach das schwächste Glied in der Wir-reden-nicht-mit-Zoey-Kette.
Leider waren es die Zwillinge, die mir antworteten, und nicht der schwule und daher viel einfühlsamere und höflichere Damien.
»Genau nichts, oder, Zwilling?«, sagte Shaunee.
»Genau, Zwilling, nichts. Weil man uns ja auch nichts anvertrauen kann«, bekräftigte Erin. »Zwilling, wusstest du schon, dass wir kein bisschen vertrauenswürdig sind?«
»Hab's erst vor Kurzem erfahren. Und du?« »Ich auch«, schloss Erin.
Okay, in Wirklichkeit sind die Zwillinge alles andere als Zwillinge. Shaunee Cole ist eine karamellfarbene Jamaika-Amerikanerin und an der Ostküste aufgewachsen. Erin Bates ist herrlich blond und kommt aus Tulsa. Die zwei lernten sich kennen, nachdem sie am selben Tag Gezeichnet und ins House of Night gekommen waren. Und die Chemie zwischen ihnen stimmte sofort - als ob so etwas wie Genetik und Geographie überhaupt nicht existieren würden. Die eine ergänzt buchstäblich die angefangenen Sätze der anderen. Und in diesem Moment starrten sie mich beide mit genau dem gleichen verärgerten, missbilligenden Blick an.
Himmel, war das ermüdend.
Und es brachte mich auf die Palme. Okay, ich hatte ihnen Sachen vorenthalten. Okay, ich hatte sie angelogen. Aber ich musste es tun. Na gut - in den meisten Fällen musste ich es. Und dieses selbstgerechte Getue in doppelter Ausgabe ging mir tierisch auf die Nerven.
»Danke für die netten Kommentare. Und jetzt würde ich gern jemanden fragen, der sich nicht anhört wie diese Blair-Zicke aus Gossip Girl in Stereo.« Während die Zwillinge entrüstet den Atem einsogen, um mir was an den Kopf zu werfen, was sie irgendwann garantiert bereuen würden, wandte ich mich demonstrativ Damien zu. »Ich glaube, eigentlich wollte ich weniger fragen >Was ist los<, als >Hat jemand von euch in letzter Zeit auch so erschreckende geisterhafte Flattererscheinungen draußen gesehen?< Hm?«
Damien ist ein hochgewachsener, echt süßer Kerl mit fein gemeißelten Gesichtszügen und ausdrucksvollen braunen Augen, die gewöhnlich voller Wärme sind. Momentan blickten sie allerdings wachsam und ziemlich eisig. »Geisterhafte Flattererscheinungen? Sorry, ich hab keine Ahnung, was du meinst.«
Es schnürte mir die Kehle ab, wie fremd er klang, aber ich sagte mir: okay, zumindest hat er die Frage beantwortet. »Auf dem Weg vom Stall hierher hat mich irgendwas mehr oder weniger angegriffen. Ich hab nicht wirklich was gesehen, aber es war kalt und hat mich ganz scheußlich an der Hand geschrammt.« Ich hielt die Hand hoch - aber die Striemen waren verschwunden.
Na super.
Shaunee und Erin schnaubten im Chor. Damien sah einfach nur furchtbar traurig aus. Ich öffnete gerade den Mund, um zu erklären, dass da noch vor wenigen Minuten eine fette Krallenspur gewesen war, da kam Jack mit einem Tablett in der Hand herbeigestürmt.
»Oh hi! Sorry, dass ich so spät bin, aber als ich mein Hemd anziehen wollte, hab ich gemerkt, dass vorne drauf ein Riesenfleck ist! Unglaublich!« Er ließ sich auf seinen Platz neben Damien fallen.
»Ein Fleck? Aber doch nicht auf dem tollen langärmligen blauen Armani-Hemd, das ich dir zu Weihnachten geschenkt habe, oder?« Damien rückte auf, um seinem Freund Platz zu machen.
»Mein Gott, nein! Auf das würde ich nie im Leben was draufkleckern. Mit dem bin ich ganz vorsichtig, weil es mein absolutes -« Abrupt verstummte er, als sein Blick auf mich fiel. Er schluckte. »Oh, äh. Hi, Zoey.«
Ich lächelte ihm zu. »Hi, Jack.« Dass er und Damien zusammen waren, war für niemanden von uns ein Problem. So blöd sie sich mir gegenüber auch gerade benahmen - spießig oder intolerant waren meine Freunde nun wirklich nicht.
»Ich hatte dich gar nicht erwartet«, faselte Jack. »Ich dachte, du wärst noch ... äh ... na ja ... « Er verstummte und lief sehr hübsch rosa an.
»Du dachtest, ich würde mich noch in meinem Zimmer verstecken?«, schlug ich vor.
Er nickte.
»Nein«, sagte ich fest. »Das ist vorbei.«
»Ta-di-dum«, begann Erin, aber bevor Shaunee sich wie üblich an ihrer Ablenkungstaktik beteiligen konnte, kam von der Tür ein so ungeniertes sexy Lachen, dass wir uns alle danach umdrehten.
An der Seite von Darius, einem der jüngsten (und schärfsten) Söhne des Erebos - der Kriegertruppe, die das House of Night bewachte - kam lachend Aphrodite hereingestöckelt, klimperte ihn kokett an und warf gekonnt die blonde Mähne zurück. Die Frau war schon immer ein Multitasking-Genie gewesen, aber ich war total verblüfft, wie ungezwungen, cool und vollkommen gefasst sie wirkte. Erst vor zwei Tagen war sie fast gestorben und gleich darauf völlig ausgetickt, weil der saphirfarbene Umriss einer Mondsichel (der auf der Stirn eines jeden Jungvampyrs erschien, als Zeichen dafür, dass in ihm oder ihr die Wandlung begonnen hatte, durch die man zum Vampyr wurde, wenn man nicht vorher starb) aus ihrem Gesicht verschwunden war.
Was bedeutete, dass sie sich irgendwie zurück in einen Menschen verwandelt hatte.
Zwei
Okay, ich hatte jedenfalls gedacht, sie hätte sich zurück in einen Menschen verwandelt. Aber
selbst aus der Entfernung sah ich, dass ihr Mal wieder da war. Ihr kühler blauer Blick wanderte durch die Mensa, und sie schenkte allen, die sie anstarrten, ein überhebliches Grinsen. Dann wandte sie sich wieder Darius zu und ließ einen Moment lang die Hand auf seiner breiten Brust ruhen.
»Das war wahnsinnig lieb von dir, mich herzubegleiten. Du hast recht. Ich hätte nicht zwei Tage warten dürfen, um meinen Urlaub abzubrechen. So wie hier alles drunter und drüber geht, ist es wirklich am Besten, auf dem Campus zu bleiben, wo man geschützt ist. Und mit dir als Türwache ist der Mädchentrakt der mit Abstand sicherste und interessanteste Ort.« Wie sie ihn anschnurrte. Himmel, war die nuttig. Wäre ich nicht so überrascht gewesen, sie zu sehen, hätte ich die passenden Würgegeräusche dazu gemacht. Laut und offensichtlich.
»Und auf meinen Posten dort muss ich jetzt zurückkehren. Gute Nacht, meine Lady.« Und er machte eine geschliffene Verbeugung wie ein romantischer, edler Ritter aus alter Zeit, nur ohne Pferd und glänzende Rüstung. »Es war mir ein Vergnügen, dir behilflich zu sein.« Er lächelte Aphrodite noch einmal zu, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Saal.
»Würde sicher auch verdammt viel Spaß machen, dir behilflich zu sein«, sagte Aphrodite in ihrem dreistesten Ton, als er außer Hörweite war. Dann wandte sie sich der mäuschenstillen, gaffenden Menge der Schüler zu, hob eine perfekt gezupfte Braue und bedachte jeden einzelnen mit ihrem spöttischen Original-Aphrodite-Grinsen. »Was denn? Habt ihr noch nie so was Schönes wie mich gesehen? Verdammt, ich war doch nur zwei Tage weg. Euer Kurzzeitgedächtnis ist wirklich schlecht. Wisst ihr nicht mehr? Ich bin das umwerfend tolle Biest, das ihr alle so gerne hasst.« Niemand sagte ein Wort. Sie verdrehte die Augen. »Ach, egal.« Sie ging zur Salatbar und begann sich einen Teller zusammenzustellen. Da brach der Damm. Unter rüdem Schnauben und abfälligem Gemurmel wandten sich die Kids wieder ihrer Mahlzeit zu.
Auf diejenigen, die keine Ahnung hatten, musste Aphrodite so schamlos und hochnäsig wirken wie immer. Aber ich merkte, wie nervös und angespannt sie in Wirklichkeit war. Himmel, ich konnte so gut verstehen, wie sie sich fühlte - ich hatte den gleichen
Spießrutenlauf hinter mir. Besser gesagt, ich steckte mittendrin, genau wie sie.
»Ich dachte, sie wäre wieder ein Mensch«, sagte Damien gedämpft. »Aber anscheinend ist das Mal doch zurückgekommen.«
»Nyx' Wege sind geheimnisvoll«, sagte ich und versuchte so weise und Hohepriesterin-in-Ausbildungmäßig wie möglich zu klingen.
»Wenn du mich fragst, sind Nyx' Wege ein anderes Wort mit G, Zwilling«, sagte Erin. »Und, errätst du's? « »Ganz großer Schwachsinn?«, fragte Shaunee. »Volltreffer«, nickte Erin.
»Das sind drei Worte«, bemerkte Damien.
»Jetzt lass mal die Schulmeistermasche bleiben«, sagte Shaunee. »Du weißt doch, Aphrodite ist eine blöde Misthexe, und als ihr Mal weg war, hatten wir 'n bisschen gehofft, Nyx hätte sie ein für allemal abserviert.«
»Nicht nur 'n bisschen gehofft«, bestätigte Erin.
Während jeder im Raum Aphrodite anstarrte, würgte ich, ohne sie zu beachten, weiter meinen Salat herunter. Die Sache war nämlich die: Aphrodite war mal die beliebteste, mächtigste Oberzicke im ganzen House of Night. Seit sie es sich aber mit der Hohepriesterin Neferet verscherzt hatte und infolgedessen total abserviert worden war, war sie nur noch die Oberzicke. Aber natürlich waren sie und ich auf ganz komische Art (soll heißen: typisch für mich!) irgendwie zufällig so was wie Freundinnen geworden - oder wenigstens Verbündete. Nicht so, dass wir wollten, dass alle Welt das mitkriegte. Aber ich hatte mir trotzdem Sorgen um sie gemacht, nachdem sie verschwunden war, auch wenn Stevie Rae ihr sofort hinterhergerannt war. He, ich hatte seit zwei Tagen von keiner der beiden etwas gehört!
Meine anderen Freunde -- genauer: Damien, Jack und die Zwillinge - konnten sie natürlich auf den Tod nicht ausstehen. Daher war es fast so gnadenlos untertrieben zu sagen, dass sie entsetzt und nicht sehr erfreut aussahen, als Aphrodite schnurstracks auf unseren Tisch zukam und sich neben mich setzte, wie der Kommentar von dem Ritter in Indiana Jones, »Seine Wahl war schlecht«, als der Böse aus dem falschen Kelch trank und sich auflöste.
»Es ist unhöflich, Leute anzustarren, selbst wenn sie so wunderschön sind comme moi«, sagte Aphrodite und nahm einen Bissen Salat.
»Was zum Teufel willst du hier, Aphrodite? «, fragte Erin.
Aphrodite schluckte und schenkte Erin einen gespielt unschuldigen Augenaufschlag. »Essen, du Spatzenhirn«, flötete sie.
»Hier ist zickenfreie Zone«, sagte Shaunee, die endlich die Sprache wiedergefunden hatte.
»Ja, da steht's.« Erin wies auf ein nicht vorhandenes Schild an der Lehne ihrer Bank.
»Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber in diesem Fall mach ich 'ne Ausnahme. Also noch mal: Fahrt zur Hölle, Ernie und Bert. «
»Okay, es reicht.« Erin war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. »Mein Zwilling und ich polieren dir gleich dein verdammtes Mal aus dem Gesicht.«
»Ja, und diesmal bleibt's hoffentlich weg«, schloss sich Shaunee an.
»Hört auf«, sagte ich. Gleich darauf krampfte sich mir der Magen zusammen, als die Zwillinge die zusammengekniffenen, zornsprühenden Augen auf mich richteten. Hassten sie mich wirklich so sehr, wie es aussah? Allein der Gedanke versetzte mir einen Stich im Herzen, aber ich hob das Kinn und starrte unverwandt zurück. Wenn ich die Wandlung zum Vampyr überlebte, würde ich eines Tages ihre Hohepriesterin sein, und das hieß, sie sollten mir besser zuhören. »Das haben wir doch schon mal ausdiskutiert. Aphrodite gehört wieder zu den Töchtern der Dunkelheit. Und zu unserem Kreis auch.« Ich hielt einen Augenblick inne, weil ich mich fragte, ob sie die Affinität zur Erde, aufgrund derer wir sie in beides aufgenommen hatten, noch immer besaß oder womöglich bei der Verwandlung Jungvampyr - Mensch und offenbar zurück zum Jungvampyr wieder verloren hatte, aber das war zu verwirrend, also redete ich schnell weiter. »Ihr habt versprochen, sie zu respektieren, ohne Anfeindungen und blöde Bemerkungen.«
Die Zwillinge schwiegen, aber von neben mir kam ungewöhnlich kalt und ausdruckslos Damiens Stimme. »Ja, aber wir haben nicht versprochen, uns mit ihr anzufreunden.«
»Ich hab nie gesagt, dass ich mit euch befreundet sein will«, sagte Aphrodite.
»Dito, Hexe!«, gaben die Zwillinge im Chor zurück.
»Ach, was soll's«, brummte Aphrodite und machte eine Bewegung, als wollte sie ihr Tablett nehmen und aufstehen. Ich hatte schon den Mund geöffnet, um sie zu bitten, sich wieder hinzusetzen, als von draußen auf dem Gang ein ganz absonderlicher Lärm durch die offene Tür der Mensa hallte.
»Was zum -?«, fing ich an, aber ehe ich die Frage ganz aussprechen konnte, stürmten wie verrückt fauchend und jaulend mindestens ein Dutzend Katzen in den Saal.
Okay, im House of Night sind Katzen allgegenwärtig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie folgen dem Jungvampyr ihrer Wahl auf Schritt und Tritt, schlafen bei ihm im Bett und beklagen sich (wie in Nalas Fall) ständig bei ihm. Eine der ersten coolen Sachen, die wir in Vampsozi gelernt hatten, war, dass Katzen schon seit Jahrhunderten ein gutes Verhältnis zu Vampyren haben. Das heißt, wir waren alle daran gewöhnt, dass Katzen überall herumliefen. Aber ich hatte noch nie erlebt, dass sie sich so dermaßen verrückt aufführten.
Genau zwischen den Zwillingen sprang ihr riesiger grauer Kater Beelzebub auf die Bank. Er hatte sich so aufgeplustert, dass er doppelt so monströs wirkte wie gewöhnlich, und starrte mit zu Schlitzen verengten bernsteinfarbenen Augen feindselig die offene Tür an.
Erin fing an, ihn zu streicheln. »Beelzebub, Süßer, was ist denn?«
Da sprang Nala mir auf den Schoß, stellte sich sofort auf, legte mir die kleinen weißbehandschuhten Pfoten auf die Schulter und beobachtete unter furchterregendem Katzenjaulen ebenfalls die Tür, durch die noch immer der seltsame Lärm drang.
»Hey«, sagte Jack auf einmal. »Ich weiß, was das ist.«
Ich kapierte es ungefähr im gleichen Augenblick. »Da bellt ein Hund!«
Und dann stürmte etwas in den Speisesaal, was eher wie ein großer sandfarbener Bär aussah als wie ein Hund. Dicht hinter dem Bärenvieh kam ein Junge hereingerannt, wiederum dicht gefolgt von mehreren ziemlich mitgenommen wirkenden Erwachsenen, darunter Dragon Lankford, unser Fechtlehrer, die Pferdekundelehrerin Lenobia und einige Söhne des Erebos.
»Hab ich dich!«, schrie der Junge, als er schlitternd mitsamt dem bellenden Hund nicht weit von uns zum Stehen kam, ihn am Halsband packte (es war aus pinkem Leder mit Metall-Stacheln) und geschickt eine Leine daran befestigte. Kaum war die Leine eingerastet, da hörte der Hund auf zu bellen, setzte sich auf sein rundes Hinterteil und sah hechelnd zu dem Jungen auf. »Na toll. Jetzt benimmst du dich«, hörte ich ihn dem unverkennbar grinsenden Vieh zumurmeln.
Auch wenn das Bellen verstummt war, die überall in der Mensa verteilten Katzen waren noch lange nicht besänftigt. Um uns fauchte es so laut, dass es sich anhörte wie das Zischen eines geplatzten Reifens.
»Verstehst du jetzt, was ich dir vorhin zu erklären versucht habe, James? «, fragte Dragon Lankford und betrachtete den Hund stirnrunzelnd. »Es hat einfach keinen Sinn, dieses Tier in unser House of Night mitzubringen.«
»Ich heiße Stark, nicht James«, sagte der Junge. »Und was ich vorhin versucht habe Ihnen zu erklären - der Hund bleibt bei mir. So ist es halt. Wenn Sie mich wollen, müssen Sie auch mit ihr klarkommen.«
Ich dachte mir, dass der Neue mit dem Hund sich ganz schön ungewöhnlich benahm. Nicht, dass er richtig grob oder respektlos gegenüber Dragon war, aber er sprach auch nicht so ehrfürchtig - oder gar furchtsam - mit ihm, wie das bei den meisten frisch Gezeichneten Jungvampyren der Fall war. Ich musterte sein T-Shirt mit Pink-Floyd-Aufdruck. Da war kein Jahrgangssymbol, nichts, woran ich hätte erkennen können, in welches Jahr er gehörte und wie lange er schon Gezeichnet war.
»Stark«, sagte Lenobia in unnachgiebigem Ton, »es ist schlicht und einfach unmöglich, den Hund in diese Schule zu integrieren. Du siehst doch, wie er die Katzen verschreckt.«
»Die werden sich schon an sie gewöhnen. In Chicago ging das auch. Normalerweise ist sie superlieb und macht sich überhaupt nichts aus ihnen, aber der Graue dort hat sie wirklich provoziert mit seinem Gefauche und Gekratze.«
»Oh-oh«, flüsterte Damien.
Ich brauchte nicht hinzusehen - ich spürte deutlich, wie die Zwillinge sich aufplusterten wie Kugelfische.
»Meine Güte, was ist das nur für ein Lärm?« Wunderschön, von Macht erfüllt und ganz Herrin der Lage rauschte Neferet in den Saal.
Ich sah, wie die Augen des Neuen sich bei ihrer atemberaubenden Erscheinung weiteten. Es war soooo nervig, wie jedem beim ersten Anblick unserer Hohepriesterin, meiner Nemesis, sofort jeglicher gesunde Menschenverstand abhanden kam.
Dragon legte die Faust über sein Herz und verbeugte sich ehrerbietig vor seiner Hohepriesterin. »Neferet, ich entschuldige mich für die Störung. Das ist mein neuer Zögling. Er ist gerade erst eingetroffen.«
»Das erklärt, warum der Junge hier ist. Aber nicht, warum das da hier ist.« Sie zeigte auf den hechelnden Hund.
»Sie gehört zu mir«, sagte der Junge. Neferet wandte ihm die moosgrünen Augen zu, und er folgte Dragons Beispiel und verneigte sich mit der Faust über dem Herzen. Als er sich wieder aufrichtete, sah ich völlig geschockt, wie er Neferet mit einem schiefen Grinsen bedachte. Es wirkte ganz schön frech. »Sie ist so was wie meine Katze.«
Neferet hob eine kastanienrote Augenbraue. »Tatsächlich? Sieht mir eher aus wie ein Bär.«
Ha! Also kam nicht nur mir dieser Vergleich in den Sinn.
»Na ja, Priesterin, sie ist ein Labrador, aber Sie sind nicht die erste, die das findet. Ihre Pfoten sind jedenfalls groß genug. Schauen Sie mal.« Ungläubig sah ich zu, wie der Junge Neferet unbekümmert den Rücken zudrehte und seinem Hund befahl: »Give me five, Duch. «
Der Hund hob bereitwillig eine seiner wahrlich beeindruckenden Pranken und klatschte Starks Hand damit ab. »Gutes Mädchen!«, lobte er und kraulte ihr die Hängeohren.
Okay. Zugegeben, niedlicher Trick.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Neferet zu. »Aber egal ob Hund oder Bär, sie ist die ganzen vier Jahre, seitdem ich Gezeichnet wurde, bei mir gewesen, also ist sie für mich Katze genug.«
»Ein Labrador?« Neferet schritt demonstrativ einmal um den Hund herum und betrachtete ihn von allen Seiten. »Dafür ist sie aber enorm groß.«
»Tja, klein war Duch noch nie, Priesterin.«
»Sie heißt Duch?«
Der Junge nickte und grinste. Auch wenn er ein Oberprimaner war, überraschte es mich, wie lässig er mit erwachsenen Vampyren redete, insbesondere mit mächtigen Hohepriesterinnen. »Abkürzung von Duchess.«
Neferets Augen verengten sich, und sie sah den Jungen genau an. »Und wie ist dein Name, Kind?« »Stark.«
Ich fragte mich, ob noch jemand bemerkte, wie ihre Kiefermuskeln sich anspannten.
»James Stark?«
»Nur noch Stark. Meinen Vornamen hab ich vor ein paar Monaten gestrichen.«
Aber sie drehte sich schon, ohne ihn weiter zu beachten, zu Dragon um. »Ist das der Junge, der vom House of Night in Chicago hierher versetzt werden sollte?«
»Ja, Priesterin«, sagte Dragon.
Als Neferet sich wieder Stark zuwandte, spielte um ihre Lippen ein berechnendes Lächeln. »Ich habe schon viel von dir gehört, Stark. Wir werden uns sehr bald einmal ausführlich miteinander unterhalten, du und ich.« Den Blick weiter auf den Jungen gerichtet, sagte sie zu Dragon: »Sorgen Sie dafür, dass Stark vierundzwanzig Stunden am Tag Zugang zu sämtlicher Bogenschießausrüstung und dem Übungsfeld hat.«
Ich bemerkte, wie Stark leicht zusammenzuckte. Offenbar sah das auch Neferet, denn ihr Lächeln wurde breiter. »Natürlich ist dir die Kunde von deinem Talent vorausgeeilt, Stark. Und nur weil du die Schule gewechselt hast, musst du nicht außer Übung geraten.«
Zum ersten Mal wirkte Stark unbehaglich. Eigentlich mehr als unbehaglich. Kaum war das Wort Bogenschießen gefallen, da hatte sich sein Gesichtsausdruck komplett gewandelt, von spitzbübisch-ironisch in eiskalt und beinah gehässig.
»Ich hab's denen gesagt, als sie mich versetzt haben. Ich starte nicht mehr bei Wettkämpfen.« Seine Stimme war ausdruckslos und schon in der kurzen Entfernung zu unserem Tisch kaum mehr zu hören. »Egal auf welcher Schule ich bin.«
»Wettkämpfe? Du meinst diese banalen Bogenschießwettbewerbe zwischen den Houses of Night?« Bei Neferets Lachen bekam ich am ganzen Körper eine Gänsehaut. »Mir ist egal, ob du antrittst oder nicht. Aber denk daran, an diesem House of Night spreche ich für unsere Göttin Nyx, und ich sage dir nur das Eine: es ist wichtig, dass du die Gabe, die sie dir geschenkt hat, nicht vergeudest. Du kannst nie wissen, ob Nyx nicht irgendwann daran appellieren wird - und zwar nicht wegen irgendeines lächerlichen Wettbewerbs.«
Mein Magen vollführte einen Salto. Sie sprach von ihrem Krieg gegen die Menschen. Aber Stark, der ja keine Ahnung hatte, sah nur erleichtert aus, weil man nicht von ihm verlangte, auf Wettkämpfe zu gehen, und seine Miene wurde wieder draufgängerisch-charmant. »Kein Problem. Üben ist vollkommen okay, Priesterin.«
»Neferet«, fragte Dragon, »was sollen wir Ihrer Meinung nach mit dem, äh, Hund machen?«
Neferet schwieg einen Augenblick lang, dann kniete sie sich anmutig vor den hellgoldenen Labrador. Die großen Hängeohren der Hündin richteten sich nach vorn, und sie streckte den Kopf vor und schnüffelte neugierig an der Hand, die Neferet ihr hinhielt. Mir gegenüber fauchte Beelzebub drohend. Nala grollte tief in der Kehle. Neferets Blick hob sich und traf meinen.
Ich versuchte ein nichtssagendes Gesicht zu machen, aber keine Ahnung, wie gut es mir gelang. Ich hatte Neferet seit zwei Tagen nicht gesehen - seit sie mir aus dem großen Saal der Schule nach draußen gefolgt war, nachdem sie als Rache für den Tod von Loren Blake im Namen der Vampyre den Menschen den Krieg erklärt hatte. Natürlich waren wir aneinandergeraten. Sie war Lorens Geliebte gewesen. Ich auch, aber das war jetzt ohne Bedeutung. Neferet hatte die ganze Geschichte zwischen ihm und mir nur inszeniert, und sie wusste, dass ich das herausgefunden hatte. Neferet wusste auch, dass ich wusste, dass Nyx mit dem, was sie in letzter Zeit so angestellt hatte, nicht einverstanden war.
Um genau zu sein, hatte Neferet mich ziemlich tief in der Seele verletzt, und ich hasste sie fast genau so sehr, wie ich Angst vor ihr hatte. Ich hoffte nur, nichts davon zeigte sich auf meinem Gesicht, als die Hohepriesterin auf unseren Tisch zuschlenderte. Auf eine knappe Handbewegung hin folgte ihr Stark mit dem Hund an der Leine. Beelzebub gab noch ein langes Fauchen von sich und räumte das Feld. Ich streichelte wie wild Nala in der Hoffnung, sie würde nicht vollends ausrasten. Vor unserem Tisch hielt Neferet an. Ihr Blick huschte kurz von mir zu Aphrodite, dann blieb er auf Damien haften.
»Gut, dass du da bist, Damien. Es wäre schön, wenn du Stark sein Zimmer zeigen und ihm einen Überblick über den Campus verschaffen würdest.«
»Wäre mir ein Vergnügen, Neferet«, sagte Damien schnell. Neferet bedachte ihn mal wieder mit einem ihrer Hundert-Watt-Dankeschönlächeln, und seine Augen strahlten.
»Was genaue Details angeht, fragst du am besten Dragon.« Dann richteten sich ihre grünen Augen auf mich. Ich wappnete mich. »Zoey, das ist Stark. Stark, das ist Zoey Redbird, die Anführerin unserer Töchter der Dunkelheit.«
Er und ich nickten uns zu.
»Zoey, ich überlasse dir als Hohepriesterin in Ausbildung die Sache mit Starks Hund. Mit Hilfe der vielen Gaben, mit denen Nyx dich bedacht hat, wird es dir sicher gelingen, dass sie mit der Schule klarkommt und die Schule mit ihr.« Ihr kalter Blick ruhte unverwandt auf mir und sprach eine ganz andere Sprache als ihre honigsüße Stimme. Denk daran, dass ich hier das Sagen habe, sagte er, und du nur ein Kind bist.
Ich brach gezielt den Blickkontakt mit ihr und lächelte Stark steif an. »Ich helfe dir gern mit deinem Hund.«
»Sehr schön«, säuselte Neferet. »Ach, Zoey, Damien, Shaunee und Erin? « Sie lächelte meine Freunde an, und meine Freunde grinsten wie totale Schwachköpfe zurück. An Aphrodite und Jack verschwendete sie keinen Blick. »Für heute Abend um halb elf habe ich eine außerordentliche Vollversammlung des Kollegiums einberufen.« Sie warf einen Blick auf ihre mit Diamanten besetzte Platin-Armbanduhr. »Jetzt ist es fast zehn, ihr beeilt euch also besser mit dem Essen, denn ich wünsche, dass auch der Schülerrat anwesend ist. «
»Natürlich, machen wir! «, zwitscherten sie wie dumme kleine Vogelkinder, denen ihre Mama einen Wurm gebracht hat.
Da sagte ich laut und deutlich, damit es im ganzen Raum zu hören war: »Oh, Neferet, da fällt mir etwas ein. Aphrodite wird auch mitkommen. Da Nyx ihr eine Erdaffinität geschenkt hat, waren wir uns alle einig, dass sie dem Schülerrat beitreten sollte.« Ich hielt den Atem an und hoffte, dass meine Freunde mitspielten.
Ich war tierisch erleichtert, als niemand einen Ton von sich gab - außer Nala, die Duchess immer noch aus tiefster Kehle anfauchte.
Neferets Stimme wurde eiskalt. »Wie kann Aphrodite Mitglied des Schülerrates werden, wenn sie nicht einmal mehr Mitglied der Töchter der Dunkelheit ist? «
Ich gab mir einen vollkommen unschuldigen Anschein. »Hab ich vergessen, Ihnen das zu erzählen? Oh, es tut mir so leid, Neferet! Bei all den schrecklichen Sachen, die kürzlich passiert sind, muss das untergegangen sein. Aphrodite ist wieder in die Töchter der Dunkelheit aufgenommen worden. Sie hat mir und Nyx geschworen, unseren Kodex zu befolgen, da hab ich es ihr erlaubt. Ich dachte mir, das ist doch genau das, was Sie auch wollen - dass sie den Weg zurück zu unserer Göttin findet.«
»Das stimmt«, erklärte Aphrodite ungewöhnlich kleinlaut. »Ich bin mit den neuen Regeln einverstanden. Ich will meine früheren Fehler wiedergutmachen.«
Mir war klar, dass es total mies und gehässig wirken würde, wenn Neferet sie jetzt zurückweisen würde, nachdem sie öffentlich Bereitschaft zur Reue gezeigt hatte. Und für Neferet zählte der äußere Anschein verdammt viel.
Das strahlende Lächeln der Hohepriesterin war an den ganzen Saal gerichtet. Sie sah weder mich noch Aphrodite an. »Wie ungemein großzügig von unserer Zoey, Aphrodite wieder in den Kreis der Töchter der Dunkelheit aufzunehmen, vor allem, da sie damit die Verantwortung für Aphrodites Verhalten trägt. Aber unserer Zoey scheint ein hohes Maß an Verantwortung ja nichts auszumachen, im Gegenteil.«
Dann sah sie mich an, und mir stockte der Atem, als ich den Hass in ihrem Blick sah. »Pass nur auf, dass du unter so viel selbst auferlegtem Druck nicht erstickst, mein Kind.« Und plötzlich, als hätte sie einen Schalter umgelegt, war ihre Miene wieder voller strahlender Zuneigung, und sie lächelte den Neuen an. »Willkommen in unserem House of Night, Stark.«
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
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Autoren-Porträt von P. C. Cast, Kristin Cast
P.C. Cast ist die Autorin der zwölfbändigen House of Night-Serie. Sie wuchs in Illinois und Oklahoma auf und arbeitete viele Jahre als Lehrerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Bücher erreichten eine Gesamtauflage von über zwanzig Millionen Exemplaren und erschienen in mehr als vierzig Ländern. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und ihren geliebten Katzen, Hunden und Pferden in Oregon. P.C. Cast ist die Autorin der zwölfbändigen House of Night-Serie. Sie wuchs in Illinois und Oklahoma auf und arbeitete viele Jahre als Lehrerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Bücher erreichten eine Gesamtauflage von über zwanzig Millionen Exemplaren und erschienen in mehr als vierzig Ländern. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und ihren geliebten Katzen, Hunden und Pferden in Oregon.Christine Blum, aufgewachsen am Kaiserstuhl, studierte Literatur- und Kulturwissenschaften und übersetzt seit über fünfzehn Jahren aus dem Englischen und Russischen. Christine Blum, aufgewachsen am Kaiserstuhl, studierte Literatur- und Kulturwissenschaften und übersetzt seit über fünfzehn Jahren aus dem Englischen und Russischen.
Bibliographische Angaben
- Autoren: P. C. Cast , Kristin Cast
- Altersempfehlung: Ab 14 Jahre
- 2013, 9. Aufl., 512 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christine Blum
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 359618729X
- ISBN-13: 9783596187294
- Erscheinungsdatum: 05.10.2011
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