Ich weiß, was ihr getan habt
Verraten!; Belauert!; Gejagt!. 3 Romane in einem Band
Joannas geheimes Tagebuch wird zu einem Dokument des Grauens: Sie weiß, was die Clique getan hat! Aber hat sie die Kraft die Wahrheit zu sagen?
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Taschenbuch
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Ich weiß, was ihr getan habt “
Joannas geheimes Tagebuch wird zu einem Dokument des Grauens: Sie weiß, was die Clique getan hat! Aber hat sie die Kraft die Wahrheit zu sagen?
Klappentext zu „Ich weiß, was ihr getan habt “
1. Verraten!: Joanna ist neu in der Stadt und überglücklich, als sie Anschluss an die Clique um Penn Parrish findet. Er ist genau ihr Typ. Als sie jedoch nach Laurie fragt, die bis vor kurzem auch zur Clique gehörte, reagieren ihre neuen Freunde mächtig nervös.
2. Belauert!:
Joanna spürt, dass die Clique ein dunkles Geheimnis hat. Laurie ist nicht durchgebrannt, sondern bei einem Streit ums Leben gekommen. Unsterblich in Penn verliebt, kann Joanna den Weg der Wahrheit kaum noch gehen. Denn Lauries Tod sühnen, hieße Penn verraten.
3. Gejagt!:
Joanna wagt es nur, sich ihrem Tagebuch anzuvertrauen: Nicht Freundschaft hält die Clique um Penn zusammen, sondern ein mörderisches Komplott. Und mit jedem Tag spürt Joanna quälender, dass ihr Schweigen sie zur Mittäterin macht.
Lese-Probe zu „Ich weiß, was ihr getan habt “
1. KAPITEL Liebes Tagebuch, ich glaube nicht, dass ich schreiben möchte, was ich schreibe, nicht mal in meiner Geheimschrift. Die anderen denken bestimmt, dass es verrückt ist, sein Tagebuch in Geheimschrift zu führen. Aber jetzt, wo ich so viel zu verbergen habe, bin ich froh, dass ich es mir angewöhnt habe. Ich wünschte, ich könnte einfach die Augen zumachen, einschlafen und so tun, als wäre das alles nie passiert. Aber irgendjemandem muss ich es erzählen. Und wer kommt da schon infrage? Es ist nicht gerade so, als hätte ich Millionen beste Freunde, die dafür sterben würden, meine intimsten Angelegenheiten zu erfahren. Sterben. Tolle Wortwahl, Joanna! So weiß ich wenigstens, dass mein Geheimnis bei dir sicher ist. Komisch, dass ich mir nach all den schrecklichen Ereignissen noch Gedanken über Sicherheit mache. Alles begann an meinem ersten Tag auf Barton High ... "Ich schwöre dir, Molly und Jeff haben's getan, in Jeffs Auto!" Den Rest der Geschichte bekam ich nicht mehr mit, denn in diesem Moment drehte sich ein Mädchen in roter Skijacke zu mir um. Sie stand zusammen mit ihren Freundinnen vor der Schule und diskutierte diese aufregenden Neuigkeiten ausgiebigst. "Hey, brauchst du Hilfe?", hatte sie mich plötzlich gefragt. Ihre Stimme erinnerte mich an einen Frosch, und alle ihre Freundinnen starrten mich an. "Könntest du mir sagen, welches von den Gebäuden Eastman ist?" Vor Verlegenheit wurde ich rot. "Ich bringe dich hin", bot sie an, "liegt auf meinem Weg." "Danke." "Neu hier?" Ich nickte. "Weil dein Vater hierher versetzt worden ist?" Neugierig musterte sie mich. Das Letzte, worüber ich reden wollte, war, warum ich nach Barton City, North Carolina, gekommen war. "Ich bin zu meinem Vater gezogen", erwiderte ich knapp. "Meine Eltern sind auch geschieden", gestand das
... mehr
Mädchen. "Schrecklich, nicht? Da, das ist das Eastman-Gebäude." Die Morgensonne lag auf dem Gebäude. Auf der Mauer am Eingang saßen einige Kids und ließen die Beine baumeln. Einer von ihnen, mit aschblonden Haaren, schaute in den Himmel. Das weiße Hemd hatte er bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt, die obersten Knöpfe waren offen. Ich konnte sein Gesicht nicht genau erkennen, aber einen Arm hatte er auf eine Säule gestützt, und mit der Geschmeidigkeit einer Katze räkelte er sich in der Sonne. Noch nie hatte ich jemanden derartig entspannt gesehen. Obwohl noch andere um ihn herum waren, sah ich nur diesen einen Jungen.
"Keine falschen Hoffnungen!" Meine Begleiterin hatte bemerkt, von wem ich so fasziniert war. "Vielleicht könnte ich ihn kennenlernen?", dachte ich laut. Das Mädchen neben mir verzog das Gesicht. "Ich gebe dir einen Tipp. Die Clique da ist nicht die freundlichste." Überrascht sah ich sie an. Was lag in ihrem Blick Neid? Mitleid? "Außerdem ...", begann sie und senkte die Lider. "Außerdem was?", hakte ich nach. "Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?" "Was du wissen solltest?", wiederholte sie. "Nein, eigentlich nicht. Die wollen bloß am liebsten für sich sein. Vergiss einfach, dass ich überhaupt was gesagt habe, okay?" "Wer ist der blonde Junge?", wollte ich wissen. Wie durch ein unsichtbares Band fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Er sah gut aus, aber das allein war es nicht. Ich glaube, es lag etwas in seinen Bewegungen als hätte er alle Zeit und alles Selbstbewusstsein der Welt. "Das ist Penn Parrish", erwiderte sie knapp. "Interessiert?" Ich zuckte vage die Schultern. "Reine Zeitverschwendung. Du bist nicht sein Typ. Außerdem sind die da nicht das, wonach sie aussehen." "Ach, wirklich?", meinte ich neugierig. "Ich rede zu viel." Sie grinste. "Du musst gehen, sonst kommst du noch zu spät zu deiner ersten Stunde! Hey, wenn ich dir einen guten Rat geben darf diese Schule ist okay, aber man muss sich bemühen. Am besten trittst du ein paar Clubs bei, so lernst du gleich viele Leute kennen. Schließlich bekommt man nur zurück, was man reingesteckt hat. Ich bin übrigens Nikki Warren." "Joanna Rigsby." "Okay, Joanie, falls ich dir irgendwie helfen kann, ruf mich einfach an, klar?" "Joanna", korrigierte ich automatisch, aber sie war schon verschwunden. Dabei hatte ich nicht mal ihre Telefonnummer! Na toll. Am liebsten wäre ich sofort wieder zu meinem Auto zurückgelaufen und abgehauen, aber ich tat es nicht. Zu deutlich erinnerte ich mich an das, wovor ich hierher geflohen war. Seit der Scheidung meiner Eltern war dies schon die dritte Schule. Davor war ich auf einem Klosterinternat gewesen absolut grauenhaft! Lobet den Herren und schert euch nicht um weltliche Dinge. Außerdem gab es eine strenge Kleiderordnung. Ich habe lange blonde Haare, zu denen große Ohrringe am besten passen. Die waren da aber strengstens verboten. Wahrscheinlich hätte ich es bis zu meinem Abschluss im Frühjahr noch geschafft, doch meine Mutter wurde immer seltsamer, sie machte mir echt Angst, sodass ich eines Tages einen Hilferuf an meinen Vater losließ und schließlich zu ihm zog. Als ich mich so umsah auf Barton High die großen Gebäude, das Sonnenlicht, das sich in den Fenstern spiegelte, Schüler, die in abgeschnittenen Jeans und Baseballstiefeln umherrannten, Penn Parrish, der auf der Mauer balancierte schien es mir eine ganz gewöhnliche Schule zu sein. Hoffentlich würde ich meinen Platz hier finden. Eine gewisse Anspannung blieb jedoch. Ich spürte einen kalten Luftzug, wie den Vorboten von Gefahr, an mir vorbeistreichen. Also, mein erster Tag auf Barton High hätte schlimmer sein können. Klar, die einzige Person, die mit mir gesprochen hat, klang wie ein
Frosch, aber es kann nur besser werden. Ich muss ständig an einen Jungen denken, der Penn heißt. Okay, ich weiß, es klingt verrückt ich kenne ihn nicht mal! Aber ich frage mich, wie wohl seine Stimme klingt? Was isst er zum Frühstück? Wie kann ich ihn kennenlernen? Ich tat mein Bestes, um mich in der neuen Schule einzuleben, aber es war nicht leicht. Weil es kaum Schließfächer gab, musste ich mir eins mit einem Mädchen teilen, das dem Gruftikult frönte. Sie puderte ihr Gesicht leichenweiß, hatte ihre Augen mit schwarzem Eyeliner angemalt und trug schwarze, siffige Lederklamotten. Außerdem hatte sie lange, zottelige schwarze Haare, die sie oben auf dem Kopf zusammengesteckt hatte, sodass sie aussahen wie ein Vogelnest. Ich war umgeben von fremden Gesichtern, fremden Stimmen und neuen Regeln. Als wäre ich mitten in einen Film geraten, ohne die Handlung zu kennen. Die Clique, die ich gleich an meinem ersten Tag gesehen hatte, ging mir nicht aus dem Kopf. Es dauerte nicht lange, da konnte ich alle ihre Mitglieder ausmachen drei Jungen und ein Mädchen. Penn war der größte der vier. Außerdem war das Mädchen mit einem der Typen zusammen. Die beiden sahen sich so ähnlich, dass ich sie zuerst für Geschwister hielt, doch eines Morgens sah ich in einer dunklen Ecke bei den Treppen, wie sie sich küssten. Beide hatten sanfte, dunkle Augen und trugen immer Sachen in XXL, in denen sie wirkten, als wären sie von einer bösen Hexe geschrumpft worden. Sie sahen auch beide sehr gut aus hohe Wangenknochen und gerade Nasen. Später erfuhr ich, dass der Junge Stephen Garner hieß und das Mädchen Tessa West. Der vierte, kleinste und unattraktivste der Clique war ein rothaariger Junge mit sehr blassem Gesicht. Als würde er unter der Erde leben. Sein Name war Casey MacNamara. Er war ein Computergenie und verbrachte die meiste Zeit damit, im Internet zu surfen. Eigentlich gab es an der Gruppe nichts Besonderes, außer vielleicht der coolen roten Corvette von Penn. Es schien ihnen völlig egal zu sein, was die anderen von ihnen dachten. Irgendwie musste ich immer wieder an die vier denken. Sie schienen in einer Welt zu leben, die viel sorgloser war als meine, in der es keine Scheidungen gab und niemand verrückt wurde. Als ich erst einmal ihre Gesichter kannte, sah ich sie überall: Penn am Steuer seiner Corvette, der mit quietschenden Reifen vom Schulparkplatz fuhr und nur knapp einen anderen Wagen verfehlte. Casey MacNamara auf dem Beifahrersitz, der aussah, als müsste er sich gleich übergeben. Stephen, Tessa und Penn im Gras auf der Suche nach vierblättrigen Kleeblättern. Tessa oben an der Treppe, wie sie Penn nachrief und ihm ein Buch herunterreichte. In meiner zweiten Woche auf der neuen Schule ging ich gerade zu meiner Klasse, als ich merkte, dass mir alle anderen entgegenkamen. "Was ist los?", fragte ich ein Mädchen. "Versammlung für den Rückblick der Oberstufe", war die Antwort. Ich hatte keine Ahnung, was ein "Rückblick der Oberstufe" sein sollte, und lief ihr einfach nach. In der Aula fand ich meinen Klassenlehrer, meldete mich als anwesend und setzte mich zu den anderen. "Hey, was ist ein Rückblick der Oberstufe?", fragte ich eine, die neben mir saß. Im ersten Moment sah sie mich verblüfft an. "Oh, du bist neu hier", meinte sie dann. "Es ist so eine Art Tradition. Sie zeigen Dias aus den letzten drei Jahren von allem, was wir seit der Neunten gemacht haben. Soll sehr unterhaltsam sein. Du
weißt schon, gucken, wie man mal ausgesehen hat, was alles in der Zeit passiert ist und so." Auf der Bühne stand ein Junge und sprach in ein Mikro. "Test, Test, Test", hallte seine Stimme durch die Aula. "Okay, liebe Leute des Abschlussjahrgangs, dies sind unsere letzten Monate auf Barton High." Pfeifen und Johlen begleitete den Satz. "Wir alle erinnern uns gerne an die guten Zeiten, die wir hier erlebt haben, darum komme ich gleich zur Sache und präsentiere euch die Geschichte der Abschlussstufe!" Eine Trompetenfanfare erklang, das Licht wurde schwächer, und ein leuchtend weißes Viereck erschien auf der Leinwand. Dann kam das erste Bild. Eine Gruppe von Schülern vor der Schule. Das Ganze wurde von Musik untermalt, und zu meiner Überraschung sah ich Penn Parrish im Dunkeln am Rande der Bühne sitzen und Gitarre spielen! Eine seltsame, starke Nähe zu ihm überkam mich. Als würde ich ihn schon seit hundert Jahren kennen, dabei wusste er nicht mal, dass ich existierte. Hinter mir klickte der Projektor, und in schneller Folge liefen die Bilder über die Leinwand. Eine Klasse auf dem Rasen sitzend, ein Footballspiel, eine Gruppe Mädchen in seidenen Abendkleidern, Schüler auf der Treppe vor dem EastmanGebäude, die Faxen in die Kamera machten, Schüler im Computerraum und in der Cafeteria. Das Publikum unterhielt sich blendend. Jeder kannte jeden, und alle schwelgten in Erinnerungen. Da mir die Bilder überhaupt nichts sagten, wurde mir schnell langweilig. Plötzlich meinte das Mädchen neben mir: "Das ist wirklich geschmacklos." Ich sah hoch auf das ganz gewöhnliche Bild einer Gruppe von Schülern im strahlenden Sonnenschein vor einer Reihe Autos. "Das war die Auto-Waschaktion in der Zehnten", sagte jemand. Das Bild war nicht das Beste. Trotzdem konnte ich am linken Rand ein Mädchen erkennen, Tessa West. Sie hatte den Arm um eine zierliche Blondine gelegt. Auf einmal hörte die Musik auf, und auch das Bild blieb auf der Leinwand stehen. Buhrufe wurden hörbar. Das Bild mit den beiden Mädchen kippte auf die Seite und wackelte. "Oh, Mann", stöhnte ein Junge zu meiner Rechten. "Der Projektor klemmt, und dabei sind wir noch gar nicht bei den Bildern von den Cheerleadern angekommen. Ist mal wieder typisch!" "Ich finde, man hätte das Bild mit Laurie Jenkins herausnehmen müssen", meinte das Mädchen links von mir. Der Junge beugte sich vor, als wäre ich gar nicht da. "Warum das denn? Ist nur mal wieder eine von deinen doofen Ideen." "Das ist doch peinlich. Jeden Moment könnten sie ihre Leiche aus dem See ziehen!" "Der See ist längst abgesucht worden, ohne Ergebnis, du Blödie", schnarrte der Junge. "Da hat sie sich bestimmt nicht umgebracht. Außerdem gehört die Autowäsche dazu. Du kannst doch nicht die Geschichte ändern, nur weil ein idiotisches Mädchen abgehauen ist." Die Show ging weiter, der Projektor funktionierte wieder und zeigte nun ein anderes Dia. "Ist mir egal, was du sagst", meinte das Mädchen zu meiner Linken. "Ich finde das trotzdem makaber!" Schließlich war alles vorbei. Das Licht im Saal ging wieder an, es gab Applaus für den Vorführer der Bilder und für Penn, der aufstand, sich kurz verbeugte und dann sofort hinter dem Vorhang verschwand. "War das nicht Penn Parrish, der da Gitarre gespielt hat?", fragte ich das Mädchen neben mir.
"Ja, kennst du ihn?" "Nee, nicht wirklich", gab ich zurück. "Er fährt eine Corvette", erzählte sie mir. "Ist das nicht absolut irre? Ich wünschte, meine Eltern würden mir auch so ein Auto kaufen!" Zusammen mit den anderen verließ ich die Aula und wünschte mir nichts sehnlicher, als diesen Penn kennenzulernen. Da ich noch keine Freunde hatte und mein Vater dauernd mit irgendeiner Frau unterwegs war, blieb mir sehr viel Zeit zum Lernen. Besonders in Physik hatte ich nach der Klosterschule einiges aufzuholen. Am Sonntagmorgen ging ich darum in die Bibliothek in der Branch Street und füllte ein Mitgliedsformular aus. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich im angrenzenden Raum Casey MacNamara und Penn Parrish! Zwischen einem Ständer mit Taschenbüchern und einem Regal mit Romanen saß er lesend an einem Tisch. So nahe war ich ihm noch nie gekommen! Plötzlich schien Penn für mich in greifbare Nähe gerückt zu sein. Wenn ich jetzt nieste, würde er mich bemerken müssen. Zum ersten Mal in meinem Leben bedauerte ich es, gegen nichts allergisch zu sein. Penn lehnte seitlich auf seinem Stuhl, einen Arm auf den Tisch gestützt, und hielt eine Zeitung vor sich. Die Schlagzeile auf der ersten Seite lautete: SUCHE NACH DEM VERMISSTEN MÄDCHEN GEHT WEITER.
Leseprobe zu Janice Harrell: Ich weiss, was ihr getan habt MIRA Taschenbuch Band 25421
© 1994 by Daniel Weiss and Ass., Inc. and Janice Harrell Originaltitel: Temptation / Betrayal / Escape Übersetzung: Martje Belka
"Keine falschen Hoffnungen!" Meine Begleiterin hatte bemerkt, von wem ich so fasziniert war. "Vielleicht könnte ich ihn kennenlernen?", dachte ich laut. Das Mädchen neben mir verzog das Gesicht. "Ich gebe dir einen Tipp. Die Clique da ist nicht die freundlichste." Überrascht sah ich sie an. Was lag in ihrem Blick Neid? Mitleid? "Außerdem ...", begann sie und senkte die Lider. "Außerdem was?", hakte ich nach. "Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?" "Was du wissen solltest?", wiederholte sie. "Nein, eigentlich nicht. Die wollen bloß am liebsten für sich sein. Vergiss einfach, dass ich überhaupt was gesagt habe, okay?" "Wer ist der blonde Junge?", wollte ich wissen. Wie durch ein unsichtbares Band fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Er sah gut aus, aber das allein war es nicht. Ich glaube, es lag etwas in seinen Bewegungen als hätte er alle Zeit und alles Selbstbewusstsein der Welt. "Das ist Penn Parrish", erwiderte sie knapp. "Interessiert?" Ich zuckte vage die Schultern. "Reine Zeitverschwendung. Du bist nicht sein Typ. Außerdem sind die da nicht das, wonach sie aussehen." "Ach, wirklich?", meinte ich neugierig. "Ich rede zu viel." Sie grinste. "Du musst gehen, sonst kommst du noch zu spät zu deiner ersten Stunde! Hey, wenn ich dir einen guten Rat geben darf diese Schule ist okay, aber man muss sich bemühen. Am besten trittst du ein paar Clubs bei, so lernst du gleich viele Leute kennen. Schließlich bekommt man nur zurück, was man reingesteckt hat. Ich bin übrigens Nikki Warren." "Joanna Rigsby." "Okay, Joanie, falls ich dir irgendwie helfen kann, ruf mich einfach an, klar?" "Joanna", korrigierte ich automatisch, aber sie war schon verschwunden. Dabei hatte ich nicht mal ihre Telefonnummer! Na toll. Am liebsten wäre ich sofort wieder zu meinem Auto zurückgelaufen und abgehauen, aber ich tat es nicht. Zu deutlich erinnerte ich mich an das, wovor ich hierher geflohen war. Seit der Scheidung meiner Eltern war dies schon die dritte Schule. Davor war ich auf einem Klosterinternat gewesen absolut grauenhaft! Lobet den Herren und schert euch nicht um weltliche Dinge. Außerdem gab es eine strenge Kleiderordnung. Ich habe lange blonde Haare, zu denen große Ohrringe am besten passen. Die waren da aber strengstens verboten. Wahrscheinlich hätte ich es bis zu meinem Abschluss im Frühjahr noch geschafft, doch meine Mutter wurde immer seltsamer, sie machte mir echt Angst, sodass ich eines Tages einen Hilferuf an meinen Vater losließ und schließlich zu ihm zog. Als ich mich so umsah auf Barton High die großen Gebäude, das Sonnenlicht, das sich in den Fenstern spiegelte, Schüler, die in abgeschnittenen Jeans und Baseballstiefeln umherrannten, Penn Parrish, der auf der Mauer balancierte schien es mir eine ganz gewöhnliche Schule zu sein. Hoffentlich würde ich meinen Platz hier finden. Eine gewisse Anspannung blieb jedoch. Ich spürte einen kalten Luftzug, wie den Vorboten von Gefahr, an mir vorbeistreichen. Also, mein erster Tag auf Barton High hätte schlimmer sein können. Klar, die einzige Person, die mit mir gesprochen hat, klang wie ein
Frosch, aber es kann nur besser werden. Ich muss ständig an einen Jungen denken, der Penn heißt. Okay, ich weiß, es klingt verrückt ich kenne ihn nicht mal! Aber ich frage mich, wie wohl seine Stimme klingt? Was isst er zum Frühstück? Wie kann ich ihn kennenlernen? Ich tat mein Bestes, um mich in der neuen Schule einzuleben, aber es war nicht leicht. Weil es kaum Schließfächer gab, musste ich mir eins mit einem Mädchen teilen, das dem Gruftikult frönte. Sie puderte ihr Gesicht leichenweiß, hatte ihre Augen mit schwarzem Eyeliner angemalt und trug schwarze, siffige Lederklamotten. Außerdem hatte sie lange, zottelige schwarze Haare, die sie oben auf dem Kopf zusammengesteckt hatte, sodass sie aussahen wie ein Vogelnest. Ich war umgeben von fremden Gesichtern, fremden Stimmen und neuen Regeln. Als wäre ich mitten in einen Film geraten, ohne die Handlung zu kennen. Die Clique, die ich gleich an meinem ersten Tag gesehen hatte, ging mir nicht aus dem Kopf. Es dauerte nicht lange, da konnte ich alle ihre Mitglieder ausmachen drei Jungen und ein Mädchen. Penn war der größte der vier. Außerdem war das Mädchen mit einem der Typen zusammen. Die beiden sahen sich so ähnlich, dass ich sie zuerst für Geschwister hielt, doch eines Morgens sah ich in einer dunklen Ecke bei den Treppen, wie sie sich küssten. Beide hatten sanfte, dunkle Augen und trugen immer Sachen in XXL, in denen sie wirkten, als wären sie von einer bösen Hexe geschrumpft worden. Sie sahen auch beide sehr gut aus hohe Wangenknochen und gerade Nasen. Später erfuhr ich, dass der Junge Stephen Garner hieß und das Mädchen Tessa West. Der vierte, kleinste und unattraktivste der Clique war ein rothaariger Junge mit sehr blassem Gesicht. Als würde er unter der Erde leben. Sein Name war Casey MacNamara. Er war ein Computergenie und verbrachte die meiste Zeit damit, im Internet zu surfen. Eigentlich gab es an der Gruppe nichts Besonderes, außer vielleicht der coolen roten Corvette von Penn. Es schien ihnen völlig egal zu sein, was die anderen von ihnen dachten. Irgendwie musste ich immer wieder an die vier denken. Sie schienen in einer Welt zu leben, die viel sorgloser war als meine, in der es keine Scheidungen gab und niemand verrückt wurde. Als ich erst einmal ihre Gesichter kannte, sah ich sie überall: Penn am Steuer seiner Corvette, der mit quietschenden Reifen vom Schulparkplatz fuhr und nur knapp einen anderen Wagen verfehlte. Casey MacNamara auf dem Beifahrersitz, der aussah, als müsste er sich gleich übergeben. Stephen, Tessa und Penn im Gras auf der Suche nach vierblättrigen Kleeblättern. Tessa oben an der Treppe, wie sie Penn nachrief und ihm ein Buch herunterreichte. In meiner zweiten Woche auf der neuen Schule ging ich gerade zu meiner Klasse, als ich merkte, dass mir alle anderen entgegenkamen. "Was ist los?", fragte ich ein Mädchen. "Versammlung für den Rückblick der Oberstufe", war die Antwort. Ich hatte keine Ahnung, was ein "Rückblick der Oberstufe" sein sollte, und lief ihr einfach nach. In der Aula fand ich meinen Klassenlehrer, meldete mich als anwesend und setzte mich zu den anderen. "Hey, was ist ein Rückblick der Oberstufe?", fragte ich eine, die neben mir saß. Im ersten Moment sah sie mich verblüfft an. "Oh, du bist neu hier", meinte sie dann. "Es ist so eine Art Tradition. Sie zeigen Dias aus den letzten drei Jahren von allem, was wir seit der Neunten gemacht haben. Soll sehr unterhaltsam sein. Du
weißt schon, gucken, wie man mal ausgesehen hat, was alles in der Zeit passiert ist und so." Auf der Bühne stand ein Junge und sprach in ein Mikro. "Test, Test, Test", hallte seine Stimme durch die Aula. "Okay, liebe Leute des Abschlussjahrgangs, dies sind unsere letzten Monate auf Barton High." Pfeifen und Johlen begleitete den Satz. "Wir alle erinnern uns gerne an die guten Zeiten, die wir hier erlebt haben, darum komme ich gleich zur Sache und präsentiere euch die Geschichte der Abschlussstufe!" Eine Trompetenfanfare erklang, das Licht wurde schwächer, und ein leuchtend weißes Viereck erschien auf der Leinwand. Dann kam das erste Bild. Eine Gruppe von Schülern vor der Schule. Das Ganze wurde von Musik untermalt, und zu meiner Überraschung sah ich Penn Parrish im Dunkeln am Rande der Bühne sitzen und Gitarre spielen! Eine seltsame, starke Nähe zu ihm überkam mich. Als würde ich ihn schon seit hundert Jahren kennen, dabei wusste er nicht mal, dass ich existierte. Hinter mir klickte der Projektor, und in schneller Folge liefen die Bilder über die Leinwand. Eine Klasse auf dem Rasen sitzend, ein Footballspiel, eine Gruppe Mädchen in seidenen Abendkleidern, Schüler auf der Treppe vor dem EastmanGebäude, die Faxen in die Kamera machten, Schüler im Computerraum und in der Cafeteria. Das Publikum unterhielt sich blendend. Jeder kannte jeden, und alle schwelgten in Erinnerungen. Da mir die Bilder überhaupt nichts sagten, wurde mir schnell langweilig. Plötzlich meinte das Mädchen neben mir: "Das ist wirklich geschmacklos." Ich sah hoch auf das ganz gewöhnliche Bild einer Gruppe von Schülern im strahlenden Sonnenschein vor einer Reihe Autos. "Das war die Auto-Waschaktion in der Zehnten", sagte jemand. Das Bild war nicht das Beste. Trotzdem konnte ich am linken Rand ein Mädchen erkennen, Tessa West. Sie hatte den Arm um eine zierliche Blondine gelegt. Auf einmal hörte die Musik auf, und auch das Bild blieb auf der Leinwand stehen. Buhrufe wurden hörbar. Das Bild mit den beiden Mädchen kippte auf die Seite und wackelte. "Oh, Mann", stöhnte ein Junge zu meiner Rechten. "Der Projektor klemmt, und dabei sind wir noch gar nicht bei den Bildern von den Cheerleadern angekommen. Ist mal wieder typisch!" "Ich finde, man hätte das Bild mit Laurie Jenkins herausnehmen müssen", meinte das Mädchen links von mir. Der Junge beugte sich vor, als wäre ich gar nicht da. "Warum das denn? Ist nur mal wieder eine von deinen doofen Ideen." "Das ist doch peinlich. Jeden Moment könnten sie ihre Leiche aus dem See ziehen!" "Der See ist längst abgesucht worden, ohne Ergebnis, du Blödie", schnarrte der Junge. "Da hat sie sich bestimmt nicht umgebracht. Außerdem gehört die Autowäsche dazu. Du kannst doch nicht die Geschichte ändern, nur weil ein idiotisches Mädchen abgehauen ist." Die Show ging weiter, der Projektor funktionierte wieder und zeigte nun ein anderes Dia. "Ist mir egal, was du sagst", meinte das Mädchen zu meiner Linken. "Ich finde das trotzdem makaber!" Schließlich war alles vorbei. Das Licht im Saal ging wieder an, es gab Applaus für den Vorführer der Bilder und für Penn, der aufstand, sich kurz verbeugte und dann sofort hinter dem Vorhang verschwand. "War das nicht Penn Parrish, der da Gitarre gespielt hat?", fragte ich das Mädchen neben mir.
"Ja, kennst du ihn?" "Nee, nicht wirklich", gab ich zurück. "Er fährt eine Corvette", erzählte sie mir. "Ist das nicht absolut irre? Ich wünschte, meine Eltern würden mir auch so ein Auto kaufen!" Zusammen mit den anderen verließ ich die Aula und wünschte mir nichts sehnlicher, als diesen Penn kennenzulernen. Da ich noch keine Freunde hatte und mein Vater dauernd mit irgendeiner Frau unterwegs war, blieb mir sehr viel Zeit zum Lernen. Besonders in Physik hatte ich nach der Klosterschule einiges aufzuholen. Am Sonntagmorgen ging ich darum in die Bibliothek in der Branch Street und füllte ein Mitgliedsformular aus. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich im angrenzenden Raum Casey MacNamara und Penn Parrish! Zwischen einem Ständer mit Taschenbüchern und einem Regal mit Romanen saß er lesend an einem Tisch. So nahe war ich ihm noch nie gekommen! Plötzlich schien Penn für mich in greifbare Nähe gerückt zu sein. Wenn ich jetzt nieste, würde er mich bemerken müssen. Zum ersten Mal in meinem Leben bedauerte ich es, gegen nichts allergisch zu sein. Penn lehnte seitlich auf seinem Stuhl, einen Arm auf den Tisch gestützt, und hielt eine Zeitung vor sich. Die Schlagzeile auf der ersten Seite lautete: SUCHE NACH DEM VERMISSTEN MÄDCHEN GEHT WEITER.
Leseprobe zu Janice Harrell: Ich weiss, was ihr getan habt MIRA Taschenbuch Band 25421
© 1994 by Daniel Weiss and Ass., Inc. and Janice Harrell Originaltitel: Temptation / Betrayal / Escape Übersetzung: Martje Belka
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Bibliographische Angaben
- Autor: Janice Harrell
- 2010, 476 Seiten, Maße: 12,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Anerikan. v. Martje Belka
- Herausgegeben: Bettina Steinhage
- Übersetzer: Martje Belka
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899416899
- ISBN-13: 9783899416893
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