Im Maul des Drachen

Das vorliegende Buch gehört zu der bereits umfangreichen Erinnerungsliteratur über die Nazizeit und den zweiten Weltkrieg. Aber es ist in mancher Hinsicht anders. Vor allem spricht es von psychischen Erfahrungen, die viele bis heute nicht anzurühren wagten.
Lilo Klug bricht dieses Schweigen. Sie nennt beim Namen, was in vielen Familien bis heute verdrängt und verschwiegen wird, weil es allzu schmerzhaft ist, weil es die eigene Identität und die Identität der Eltern in Frage stellt, und weil es mit Schuld und Scham zu tun hat.
Sie beschreibt den blinden Glauben an den 'Führer' von so vielen Jungmädeln und Pimpfen am Beispiel der elfjährigen Eva, ihr abruptes schmerzhaftes Erwachen beim Zusammenbruch ihres Weltbildes und ihre jahrelange Weigerung, den verlorenen Krieg und die deutsche Schuld zu akzeptieren.
Mit diesem Buch ist das lebendige Bild einer deutschen Familie in den Vierziger- und Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden und zugleich die anrührende Geschichte einer verlorenen Kindheit, die Geschichte von dem Mädchen Eva, das an den Führer glaubte, und nachdem ihr Idol zerstört war, einsam durch die teilweise chaotische Nachriegszeit irrt, auf der Suche nach ihrem verlorenen Ich.

Prof. Dr. Erika Wilson

Fakultät für Geschichte und Religionswissenschaft
State University of California, Los Angeles
Im November 2008

Lilo Klug, geboren 1933 wurde durch die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs in ihrer Kindheit früh zur Pazifistin. Sie studierte Fremdsprachen und arbeitete als Übersetzerin, Stadtführerin, VHS-Dozentin und Sozialbetreuerin in der psychiatrischen Nachsorge. Lilo Klug war zehn Jahre Stadträtin in Heilbronn und acht Jahre Schöffin am Heilbronner Landgericht. Von 1996 bis 2008 leitete sie ein Aufforstungsprojekt in Ghana. Für ihr Engagement wurde ihr in der Ashanti-Region in Ghana der Ehrentitel 'Queen Mother' verliehen. 2008 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.