In der Höhle des Kraken
Der charmant-raubeinige Polizist Paul Cabrera mit schwarzer Mähne, Motorrad und Lederkluft, der Marseille kennt wie seine Westentasche, ist eine Entdeckung für alle Krimifans!
Der charmant-raubeinige Polizist Paul Cabrera mit schwarzer Mähne, Motorrad und Lederkluft, der Marseille kennt wie seine Westentasche, ist eine Entdeckung für alle Krimifans!
"Mit 'In der Höhle des Kraken' hat sich Olivier Descosse in die Spitzenränge der Krimiautoren geschrieben!" - Le Point
"Man muss Paul Cabrera einfach lieben, diesen einsamen Wolf, der allein gegen den Rest der Welt kämpft. Olivier Descosse ist darüber hinaus eine großartige Hommage an die Stadt Marseille gelungen." - Notre Temps
"Olivier Descosse gelingt mit 'In der Höhle des Kraken' ein extrem intelligenter Krimi!" - La Provence
In der Höhle des Kraken von Olivier Descosse
LESEPROBE
Marseille.Quartiers Nord.
Die vierWagen warteten. Kommissar Tomasinis Leute versuchtensich ihren Frust nicht anmerken zu lassen. Sie beobachteten die Nacht, einen Rußbottich, alle hundert Meter von der kreideweißen Kroneeiner Straßenlampe zerhackt. Einen Zigarillo zwischen den Lippen, spielte Paul Cabrera mit seinem neuen Handy herum, um dessen Geheimnissezu ergründen. Die aufgebrochenen Gebäude, die menschenleeren Gänge, diefeuchten Keller, das würde er sich alles später anschauen, wenn der Befehl dazukäme. Unterdessen brachte er Ordnung in sein Adressbuch. Auch eine Art, die Anspannungin den Griff zu bekommen. Heute Nacht war die BAC, die Brigade zurKriminalitätsbekämpfung, in der Cité de la Castellane im Einsatz, eine bröckelige Hochhaussiedlung,die man wie eine Bosheit mitten in die Garrigue de l Estaque gepflanzt hatte. Wie gewöhnlich hatte einanonymer Anruf den Tanz eröffnet. Eine wütende, aggressive Stimme, dieberichtete, eine Bande junger Leute treibe auf den Parkplätzen ihr Unwesen.Eingeschlagene Scheiben, Autoradiodiebstahl, Sachbeschädigung - immer diegleiche Liste. Die Cowboys von Kommissar Tomasinibewegten sich gewissermaßen auf bekanntem Terrain. Im Radio des Renault knisterte es. »Also los, Jungs. Wir gehen.« Die Bullen stiegen leise aus den Wagen und teilten sich inzwei Gruppen auf. Ein wohldurchdachter Plan, immer derselbe, der aufÜberraschung und einer guten Portion Glück basierte. Paul prüfte seine Flash-Ball. Eine Zwölfkaliber, Gummigeschosse zum Unschädlichmachen,eine Waffe, die von der amerikanischen Polizei dazu benutzt wurde, Unruhenniederzuschlagen. Harmlos, laut Angaben der Entwickler. Für die jungen Leuteaus den Vorstädten ein Albtraum. Richtig eingestellt, streckte sie auf zehnMeter ein Pferd nieder. Die Polizisten liefen los, die Stirn in Falten, dieMuskeln angespannt. Sie hatten alle denselben Gedanken: Bei der Gruppe bleiben!Ohne Unterstützung gab ein Polizeibeamter eine leichte Beute ab, eineerstklassige Trophäe. Die erste Gruppe nahm den Gang rechter Hand, dieVergissmeinnichtallee, ein Blumentraum für ein Betongewächshaus. Sie kletterteüber eine Rampe auf den Vorplatz, eines der wenigen Zugeständnisse, das dieBauträger den Integrationsgesetzen gemacht hatten. Wollte man hier ernstgenommen werden, war es besser, man war behindert. Ein wenig weiter hinten, inDeckung, kam Paul mit der zweiten Gruppe. Der junge Leutnant liebte diese Übungin den baufälligen Ghettos, die direkte Konfrontation, ohne Umschweife, ohneSchutz. Eine seiner persönlichen Methoden, die Ängste in den Griff zu bekommen,sie zu überwinden. Er trat seine Kippe aus und ging Richtung Untergeschoss.Wenn die Gangs oben ihre Dinger gedreht hatten, teilten sie vor fremden Blickengeschützt ihre Beute. Die Bullen von der Brigade wussten, wie der Hase läuft.Eine Mannschaft oben, eine unten, die Umzingelung zahlte sich immer aus. Sofernman sie überraschte. Paul zückte sein Funkgerät und sprach leise. »512 Charly,wir sind vor den Garagen. Bitte kommen.« Das Funkgerätknisterte. »Verstanden, Charly. Wir umzingeln Block C. Wir nehmen die Nottreppeund gehen zur Turnhalle runter.« »Wie immer, altesHaus. Wir treffen uns dann im Untergeschoss.« DerLeutnant zog einen Gummi aus der Tasche und band sich einen Pferdeschwanz. Mitseinen hohen Wangenknochen und der nervösen Anspannung im Gesicht sah er imHalbdunkel aus wie ein Apache. Dann lud er die Flash-Ball. Seine Krieger, die dicht hinter ihm standen, die Taschenlampe in dereinen, die Maschinenpistole in der anderen Hand, kannten das Ritual und hieltenden Atem an. Der Angriff stand unmittelbar bevor. Plötzlich machte sich einedürre Gestalt im Dunkeln aus dem Staub. Grauer Trainingsanzug, Helm mit Visier,sonst sahen die Bullen nichts. Paul flüsterte: »Ein Späher. Sie haben unsentdeckt. Los, vorwärts.« Sie traten eine Tür ein, einen Haufen Blech, den man schonoft aufgebrochen hatte, und stürmten die Tiefgaragen. Der Gestank nach Müll undUrin schnürte ihnen die Kehle zu. Paul bewegte sich Richtung Rampe, eine zurHälfte bemalte Steinzunge, auf der kein Auto mehr fuhr. Er rückte ohne Deckungvor, die Kanone auf die Dunkelheit gerichtet, vor Aufregung einen Knoten in denEingeweiden. Aufgebrochene Garagen tauchten im Kegel seiner Lampe auf, vollgestopft mit Plastiktüten, leeren Dosen, Spritzen. Der Leutnant legte einenFinger auf den Mund. Mit der rechten Hand machte er eine ausholende Bewegung.Seine Mannschaft schwärmte aus, schlich sich wie eine Front dicht an den Mauernentlang, den Schatten auf der Spur. Einen kurzen Moment lang hallte der Raumunter ihren Schritten wie eine hohle Muschel. Er ließ seine Waffe sinken, bissdie Zähne aufeinander. Die kleinen Drecksäcke waren ihnen zuvorgekommen, sie hattensich schon in den Schutz der Keller zurückgezogen, ein verworrenes Knäuel vonFäden, uneinnehmbar. Lichtpfeile kündigten die zweite Gruppe an, die aus einerweiteren Zufahrt herauskam. Ein korpulenter Mann ging voran, denTeleskopknüppel fest in der rechten Hand. Brigadechef Atavianmachte einen auf Milieu - rasierter Schädel, Lederweste, Siegelring. Dreiandere Bullen folgten ihm auf dem Fuße, über die Ohren gerollte Seemannsmützenauf dem Kopf. »Die sind uns durch die Lappen gegangen, diese Blödärsche.« »Scheiße«, fluchte Cabrera. »Lasses gut sein, der kann uns mal. Das war bestimmt nicht das erste Mal.« Sie tauschten Blicke. Der Armenier Atavianlächelte, Paul tobte. Die Spannung kippte um in kalte Wut, in unverhohleneGewaltbereitschaft. Cabrera nickte: »Okay. Wir kämmenhier trotzdem alles durch.« Die beiden Mannschaftendurchsuchten die Boxen halbherzig, und dann drangen sie ohne größereÜberzeugung in die unterirdischen Gefilde vor. Dasselbe Gewirr von aufgebrochenenGaragen, und überall dieser Geruch, eine Mischung aus stinkenden Exkrementenund einer grauen Staubschicht. Die Brigade durchkämmte die Nacht. Nichts.Wortlos ging die Gruppe zu den Autos zurück. Der Adrenalinspiegel sank, ihreMuskeln entspannten sich. Plötzlich ein Schaben. Die Herzen machten einenSprung, die Lichtkegel huschten wild hin und her, Atavianschrie als Erster. »Da!« Die Polizisten machten kehrt. Von den Taschenlampen eingekreist,schlich jemand in einem dunklen Trainingsanzug hinter einer Blechplatteentlang. Paul hängte sich ihm an die Fersen, ohne weiter nachzudenken. DieMänner von der Brigade, mit Atavian an der Spitze,folgten ihm kurz darauf. Die Hetzjagd begann. ( )
© Blanvalet Verlag
Übersetzung:Michaela Meßner
- Autor: Olivier Descosse
- Maße: 11,6 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Michaela Meßner
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442363438
- ISBN-13: 9783442363438
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