Inseln für die Seele
Das Geheimnis uralter Weisheit wiederentdecken
- Aufbruch ins Unbekannte: eine Anregung zur Labyrinth-Meditation
- Der Weg ist das Ziel - meditatives Gehen als spirituelle Praxis
- Ein spirituelles Geschenkbuch, um Stress zu bewältigen und die...
- Aufbruch ins Unbekannte: eine Anregung zur Labyrinth-Meditation
- Der Weg ist das Ziel - meditatives Gehen als spirituelle Praxis
- Ein spirituelles Geschenkbuch, um Stress zu bewältigen und die...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Inseln für die Seele “
Das Geheimnis uralter Weisheit wiederentdecken
- Aufbruch ins Unbekannte: eine Anregung zur Labyrinth-Meditation
- Der Weg ist das Ziel - meditatives Gehen als spirituelle Praxis
- Ein spirituelles Geschenkbuch, um Stress zu bewältigen und die Wahrnehmung zu schulen
Das Labyrinth zählt zu den ältesten und zugleich geheimnisvollsten Sinnbildern, die die Menschheit geschaffen hat. Gegenwärtig erlebt das Labyrinth weltweit eine Renaissance. Immer mehr Menschen entdecken die mystische Labyrinth-Meditation, sehen das Labyrinth als Metapher für ihren Lebensweg, auf der Suche nach der »Mitte«.
Doch was ist eigentlich ein Labyrinth? Wie wird es definiert? Antworten darauf finden sich in diesem Geschenkband. Den eindrucksvollen Labyrinthfotos von Jürgen Hohmuth werden ausgewählte Texte gegenübergestellt, die die unterschiedlichen Aspekte des Phänomens Labyrinth beleuchten und zum Nachdenken, vor allem aber zum eigenen Beschreiten eines Labyrinths, anregen möchten.
- Aufbruch ins Unbekannte: eine Anregung zur Labyrinth-Meditation
- Der Weg ist das Ziel - meditatives Gehen als spirituelle Praxis
- Ein spirituelles Geschenkbuch, um Stress zu bewältigen und die Wahrnehmung zu schulen
Das Labyrinth zählt zu den ältesten und zugleich geheimnisvollsten Sinnbildern, die die Menschheit geschaffen hat. Gegenwärtig erlebt das Labyrinth weltweit eine Renaissance. Immer mehr Menschen entdecken die mystische Labyrinth-Meditation, sehen das Labyrinth als Metapher für ihren Lebensweg, auf der Suche nach der »Mitte«.
Doch was ist eigentlich ein Labyrinth? Wie wird es definiert? Antworten darauf finden sich in diesem Geschenkband. Den eindrucksvollen Labyrinthfotos von Jürgen Hohmuth werden ausgewählte Texte gegenübergestellt, die die unterschiedlichen Aspekte des Phänomens Labyrinth beleuchten und zum Nachdenken, vor allem aber zum eigenen Beschreiten eines Labyrinths, anregen möchten.
Klappentext zu „Inseln für die Seele “
Das Geheimnis uralter Weisheit wiederentdecken- Aufbruch ins Unbekannte: eine Anregung zur Labyrinth-Meditation
- Der Weg ist das Ziel meditatives Gehen als spirituelle Praxis
- Ein spirituelles Geschenkbuch, um Stress zu bewältigen und die Wahrnehmung zu schulen
Das Labyrinth zählt zu den ältesten und zugleich geheimnisvollsten Sinnbildern, die die Menschheit geschaffen hat. Gegenwärtig erlebt das Labyrinth weltweit eine Renaissance. Immer mehr Menschen entdecken die mystische Labyrinth-Meditation, sehen das Labyrinth als Metapher für ihren Lebensweg, auf der Suche nach der »Mitte«.
Doch was ist eigentlich ein Labyrinth? Wie wird es definiert? Antworten darauf finden sich in diesem Geschenkband. Den eindrucksvollen Labyrinthfotos von Jürgen Hohmuth werden ausgewählte Texte gegenübergestellt, die die unterschiedlichen Aspekte des Phänomens Labyrinth beleuchten und zum Nachdenken, vor allem aber zum eigenen Beschreiten eines Labyrinths, anregen möchten.
Lese-Probe zu „Inseln für die Seele “
Meine erste Begegnung mit einem Labyrinth hatte ich im zarten Alter von sieben Jahren. Sie fand auf einem Jahrmarkt in Kronstadt, meinem Geburtsort am Rande der Karpaten, statt. Eine überaus intensive, geheimnisvolle Begegnung, die zu den Schlüsselerfahrungen meiner Kindheit gehört. Den Großvater am Eingang zurücklassend, betrat ich neugierig das Spiegelkabinett. Bereits nach den ersten Schritten wurde ich von zahllosen Bildern meiner selbst umzingelt. Von überall her blickte ich, ging ich mir entgegen. Und kam mir selbst abhanden. Aber nicht nur dies. Auch die eng verschlungenen Gänge waren unendliche Male ineinander verspiegelt. Dergestalt gaukelten sie mir Auswege vor, wo es gar keine gab. Kurzum: Ich war unversehens in eine mich komplett verwirrende Scheinwelt, in ein regelrechtes Gefängnis hineingeraten.Rasch verlor ich die Orientierung. Panik ergriff mich. Immer wieder stieß ich mit dem Kopf gegen Glaswände. Schließlich beschloss ich, meinen Augen nicht mehr zu trauen. Mich mit meinen Händen vorsichtig an den Spiegelwänden entlangtastend und aufgrund erster Erfolge ruhiger und besonnener werdend, gelang es mir nach ewig lang erscheinenden Minuten, ins tiefste Innere des Labyrinths hinein- und wieder aus ihm herauszufinden. Heute weiß ich es: Ich hatte das Labyrinth nicht nur in abstrakt-theoretischer Art und Weise, gleichsam aus der sicheren Distanz des unbeteiligten, "wissenden" Betrachters heraus, sondern ganz existenziell, mit Leib und Seele erfahren. Jahre später fand ich bei dem Schweizer Anthropologen Johann Jakob Bachofen meine Erkenntnis bestätigt: "Labyrinthe reizen zwar zum Hindurchgehen, aber meist nur, solange es ein übersichtliches Vergnügen ist." Hans Blumenberg wiederum konstatiert in seinem philosophischen Werk Höhlenausgänge: "Im Labyrinth nützt Licht nichts. Man braucht entweder den Plan des Daedalus oder den Faden der Ariadne. Auch geht die Bezwingung des Irrgangsgebäudes eher den Tastsinn als die Gesichtswahrnehmung an."2 Und in der
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Fachliteratur über Labyrinthe las ich zudem, dass eine Labyrinthbegehung tatsächlich etwas mit der Überwindung der eigenen Ängste, mit dem Bestehen von Prüfungen, ja sogar mit regelrechten Initiationsriten ins Erwachsenenalter, mit Tod und Wiedergeburt zu tun haben kann.
In unseren Tagen erlebt das Labyrinth weltweit eine Renaissance. Ohne Übertreibung kann man sogar sagen, dass wir uns "im größten >Goldenen Zeit- alter< der Irrgärten und Labyrinthe"3 befinden. Dabei zählt das Labyrinth zu den ältesten und zugleich geheimnisvollsten Sinnbildern, welche die Menschheit geschaffen hat. Bereits Felsenzeichnungen der Jungsteinzeit bezeugen seine Existenz. Man findet es in Griechenland und Ägypten genauso wie in Indien und in Nordamerika - ob auf antiken Münzen geprägt oder in Grabplatten und Türstürze als Fingerlabyrinth gemeißelt, ob als städtische Wehrarchitektur konstruiert oder als Fußbodenmosaik mittelalterlicher Kirchen gelegt, ob als Ornament in Handschriften mit feinstem Pinsel gemalt oder als barockes Rasen- und Heckenlabyrinth kunstvoll geschnitten, ob grob in Torf gestochen oder als raffiniertes Spiegelkabinett auf Jahrmärkten ausgestellt. Aber was ist ein Labyrinth eigentlich, wie definiert es sich? Im Gegensatz zu einem Irrgarten weist das Labyrinth einige konstante Wesensmerkmale auf: Es gibt nur einen Weg, der ständig die Richtung wechselt, aber kreuzungsfrei ist. Der Innenraum wird mit einem Maximum an Umwegen ausgefüllt und der Besucher wiederholt am erstrebten Ziel vorbeigeführt. Der Weg mündet zwangsläufig ins Zentrum, von wo aus man umkehren und genau denselben Weg zurückkehren muss.
In jedem Fall haben wir es mit einem universellen Symbol, einem Archetypus zu tun. Mag man sich über dessen Bedeutung und ursprüngliche Funktion auch bis heute nicht ganz einig sein, die mystische Faszinationskraft, die von Labyrinthen ausgeht, bleibt ungebrochen. Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Stand ein Tanz, bei dem sich die Tänzer in einem verwirrenden Hin- und Herpendeln um einen gedachten Mittelpunkt bewegen, Pate bei der Entstehung der ersten Labyrinthe? Spiegeln diese gar die Bahnen der Gestirne und Planeten ab, wie manche Forscher meinen? "Das Labyrinth ist zugleich der Kosmos, die Welt, das Leben des Einzelnen, der Tempel, die Stadt, der Mensch, der Schoß - oder die Eingeweide - der Mutter (Erde), die Windungen des Hirns, das Bewusstsein, das Herz, die Pilgerfahrt, die Reise und der Weg", schreibt die englische Autorin Jill Purce in ihrem Buch The Mystic Spiral. Journey of the Soul4 von 1974.
Und für Mircea Eliade, einen der bedeutendsten Religionshistoriker des vergangenen Jahrhunderts, schließt das Labyrinth vor allem die Idee der Verteidigung eines "Zentrums" in sich, da nicht jeder in ein solches einzudringen oder heil daraus zurückzukehren vermochte: "Das Eindringen hatte die Bedeutung einer Initiation. Das Labyrinth konnte eine Stadt, ein Grab oder ein Heiligtum verteidigen, aber jedenfalls verteidigte es einen magischreligiösen Raum, der von Unberufenen, Uneingeweihten unverletzt bleiben sollte. Die militärische Funktion des Labyrinths war nur eine Abwandlung seiner wesentlichen Funktion der Verteidigung gegen das >ÜbelZentrum< führt, ist voll von Hindernissen ... In ein Labyrinth einzudringen und daraus zurückzukehren ist ein Initiationsritus, aber zugleich kann jede Existenz, und sei es die unbewegteste, als Wandeln in einem Labyrinth aufgefasst werden."5 Wenngleich Labyrinthe überall auf der Welt scheinbar unabhängig voneinander entstanden sind, hat sich besonders ein Ursprungsmythos ins kollektive Bewusstsein der Menschheit eingeschrieben: Um seine Herrschaft auf Kreta von den Göttern legitimieren zu lassen, bat König Minos Poseidon, ihm einen Stier aus dem Meer zu schicken, den er dann dem griechischen Meeresgott opfern wollte. Poseidon ging auf den Wunsch des Königs ein, der den blendend weißen Prachtstier aber nicht tötete, sondern in seine Herde einreihte. Diesen Wortbruch bestrafte Poseidon, indem er dafür sorgte, dass sich Pasiphae, Minos' Gattin, in den Bullen verliebte. Letztere beauftragte den berühmten Bauingenieur Daidalos, ihr eine Kuhattrappe zu konstruieren, in die sie hineinschlüpfen und sich begatten lassen konnte. Aus der unnatürlichen Verbindung ging der Minotaurus hervor, ein Monster mit Menschenleib und Stierkopf, das der König aus Schande in das Labyrinth, das Daidalos für ihn erbaut hatte, einsperren ließ. Die Athener, die Minos erfolgreich bekriegte, mussten jährlich sieben Knaben und sieben Mädchen nach Kreta schicken, die zur Fütterung des Ungeheuers dienten. Dem Gräuel wurde erst ein Ende gemacht, als es dem Heros Theseus gelang, den Minotaurus zu töten. Dabei unterstützte ihn Ariadne, die Tochter des Minos. Diese gab Theseus, den sie liebte, einen Wollfaden, mit dessen Hilfe er wieder aus dem Labyrinth zurückfinden konnte.
Selbstredend vermittelt dieser Mythos - wie jeder andere auch - keine historischen Fakten, keine geschichtliche Wahrheit. Trotzdem dient er dazu, Aspekte der spirituellen menschlichen Existenz, jenseits der fünf Sinne und des rationalen Verstands, zu erklären und zu verstehen, wie der Labyrinthforscher Sig Lonegren weiß: "Der Mythos ist für die Erforschung der Labyrinthe wichtig, denn er kann uns vielleicht zu der Wahrheit hinter der Wahrheit führen, und damit flackert etwas von der ursprünglichen Bedeutung und Verwendung dieser erstaunlichen magischen Instrumente auf."6 Das Christentum deutete die griechische Labyrinthsage in der Folge um: An die Stelle von Theseus trat Christus, der im Inneren des Labyrinths den Teufel besiegt und die Menschen, dessen Geiseln, befreit, sie aus dem Gefängnis der Erbsünde herausführt. Die in vielen alten Kirchen dargestellten Labyrinthe sind Sinnbilder und Spiegel menschlichen Lebens. Das Zentrum symbolisiert dabei häufig die Heilserwartung in Form des himmlischen Jerusalems. Manche Pilger absolvieren die "kleine Reise" durch das Labyrinth auf ihren Knien - ein Akt der Reinigung und Entsühnung. Möglicherweise fanden auf den Bodenlabyrinthen gotischer Kathedralen auch religiöse Tänze in der Art einer sinnbildlichen Wallfahrt statt. So wurden an Ostern in den großen Kathedralen von Amiens, Chartres oder Reims Ostertänze aufgeführt. Nach der Ostervesper tanzte der Dekan im Dreischritt durch das Labyrinth und warf einen goldenen Ball als Symbol der Auferstehung und der neuen Weltschöpfung den anderen Klerikern zu, die sich im Kreis um das Labyrinth bewegten.
Im Zuge der Renaissance trat das Labyrinth jedoch immer stärker aus dem sakralen Raum heraus. Fortan betonte man vor allem den spielerischen Aspekt, die Lust am Rätselhaften. Seit dem Zeitalter des Barock und des Rokoko wurden die ursprünglich nach einem klaren Schema konstruierten Labyrinthe in Rasenirrgärten aus gestutzten Hecken umgewandelt, die vor allem zur Zerstreuung der Parkbesucher dienten.
Anfang des 20. Jahrhunderts nutzte man die Idee der Irrgärten erstmals in Gestalt von Spiegelkabinetten auch für Innenräume. Seitdem gehören Labyrinthe und Irrgärten - jenseits häuslicher oder landschaftlicher Attraktion - zum festen Bestandteil moderner Kultur, sei es in Filmen, Computerspielen oder auf den Knobelseiten der Zeitungen und Zeitschriften. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts entdecken immer mehr Menschen die mystische Labyrinth-Meditation. Sie erkennen im Labyrinth ein Gleichnis für ihren Lebensweg, die Suche nach der "Mitte". Das Labyrinth-Gehen wird zu einer wirkungsvollen spirituellen Praxis. Dabei besteht die Übung im einfachen meditativen Gehen. Im Unterschied zum Irrgarten haben wir es im Fall des Labyrinths nämlich mit einem klar ausgelegten Weg zu tun - von der Peripherie zur Mitte und wieder zurück. Das Labyrinth kann ganz alleine, aber auch von einer Gruppe von Menschen - falls gewünscht unter Musikbegleitung - beschritten werden.
Ein Vorteil der Labyrinth-Meditation besteht vor allem in der Möglichkeit, den Körper aktiv einzusetzen. Das Labyrinth-Gehen erhält dabei eine zusätzliche Bedeutung, wenn man es als Metapher für den eigenen Lebensweg betrachtet. Dergestalt wird der Gang nach innen zum Weg der Läuterung und die Meditation in der Mitte mit der Erleuchtung verglichen. Der Weg nach außen wiederum wird mit der Rückkehr zum Dienst in der Welt gleich- gesetzt, den der in Versenkung Schreitende dann körperlich und seelisch regeneriert antritt.
Den eindrucksvollen Labyrinthfotos von Jürgen Hohmuth werden auf den folgenden Seiten ausgewählte Texte gegenübergestellt, welche die verschiedenen Aspekte des schillernden Phänomens Labyrinth beleuchten und zum Nachdenken, vor allem aber zum eigenen Beschreiten eines Labyrinths anregen möchten.
In unseren Tagen erlebt das Labyrinth weltweit eine Renaissance. Ohne Übertreibung kann man sogar sagen, dass wir uns "im größten >Goldenen Zeit- alter< der Irrgärten und Labyrinthe"3 befinden. Dabei zählt das Labyrinth zu den ältesten und zugleich geheimnisvollsten Sinnbildern, welche die Menschheit geschaffen hat. Bereits Felsenzeichnungen der Jungsteinzeit bezeugen seine Existenz. Man findet es in Griechenland und Ägypten genauso wie in Indien und in Nordamerika - ob auf antiken Münzen geprägt oder in Grabplatten und Türstürze als Fingerlabyrinth gemeißelt, ob als städtische Wehrarchitektur konstruiert oder als Fußbodenmosaik mittelalterlicher Kirchen gelegt, ob als Ornament in Handschriften mit feinstem Pinsel gemalt oder als barockes Rasen- und Heckenlabyrinth kunstvoll geschnitten, ob grob in Torf gestochen oder als raffiniertes Spiegelkabinett auf Jahrmärkten ausgestellt. Aber was ist ein Labyrinth eigentlich, wie definiert es sich? Im Gegensatz zu einem Irrgarten weist das Labyrinth einige konstante Wesensmerkmale auf: Es gibt nur einen Weg, der ständig die Richtung wechselt, aber kreuzungsfrei ist. Der Innenraum wird mit einem Maximum an Umwegen ausgefüllt und der Besucher wiederholt am erstrebten Ziel vorbeigeführt. Der Weg mündet zwangsläufig ins Zentrum, von wo aus man umkehren und genau denselben Weg zurückkehren muss.
In jedem Fall haben wir es mit einem universellen Symbol, einem Archetypus zu tun. Mag man sich über dessen Bedeutung und ursprüngliche Funktion auch bis heute nicht ganz einig sein, die mystische Faszinationskraft, die von Labyrinthen ausgeht, bleibt ungebrochen. Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Stand ein Tanz, bei dem sich die Tänzer in einem verwirrenden Hin- und Herpendeln um einen gedachten Mittelpunkt bewegen, Pate bei der Entstehung der ersten Labyrinthe? Spiegeln diese gar die Bahnen der Gestirne und Planeten ab, wie manche Forscher meinen? "Das Labyrinth ist zugleich der Kosmos, die Welt, das Leben des Einzelnen, der Tempel, die Stadt, der Mensch, der Schoß - oder die Eingeweide - der Mutter (Erde), die Windungen des Hirns, das Bewusstsein, das Herz, die Pilgerfahrt, die Reise und der Weg", schreibt die englische Autorin Jill Purce in ihrem Buch The Mystic Spiral. Journey of the Soul4 von 1974.
Und für Mircea Eliade, einen der bedeutendsten Religionshistoriker des vergangenen Jahrhunderts, schließt das Labyrinth vor allem die Idee der Verteidigung eines "Zentrums" in sich, da nicht jeder in ein solches einzudringen oder heil daraus zurückzukehren vermochte: "Das Eindringen hatte die Bedeutung einer Initiation. Das Labyrinth konnte eine Stadt, ein Grab oder ein Heiligtum verteidigen, aber jedenfalls verteidigte es einen magischreligiösen Raum, der von Unberufenen, Uneingeweihten unverletzt bleiben sollte. Die militärische Funktion des Labyrinths war nur eine Abwandlung seiner wesentlichen Funktion der Verteidigung gegen das >ÜbelZentrum< führt, ist voll von Hindernissen ... In ein Labyrinth einzudringen und daraus zurückzukehren ist ein Initiationsritus, aber zugleich kann jede Existenz, und sei es die unbewegteste, als Wandeln in einem Labyrinth aufgefasst werden."5 Wenngleich Labyrinthe überall auf der Welt scheinbar unabhängig voneinander entstanden sind, hat sich besonders ein Ursprungsmythos ins kollektive Bewusstsein der Menschheit eingeschrieben: Um seine Herrschaft auf Kreta von den Göttern legitimieren zu lassen, bat König Minos Poseidon, ihm einen Stier aus dem Meer zu schicken, den er dann dem griechischen Meeresgott opfern wollte. Poseidon ging auf den Wunsch des Königs ein, der den blendend weißen Prachtstier aber nicht tötete, sondern in seine Herde einreihte. Diesen Wortbruch bestrafte Poseidon, indem er dafür sorgte, dass sich Pasiphae, Minos' Gattin, in den Bullen verliebte. Letztere beauftragte den berühmten Bauingenieur Daidalos, ihr eine Kuhattrappe zu konstruieren, in die sie hineinschlüpfen und sich begatten lassen konnte. Aus der unnatürlichen Verbindung ging der Minotaurus hervor, ein Monster mit Menschenleib und Stierkopf, das der König aus Schande in das Labyrinth, das Daidalos für ihn erbaut hatte, einsperren ließ. Die Athener, die Minos erfolgreich bekriegte, mussten jährlich sieben Knaben und sieben Mädchen nach Kreta schicken, die zur Fütterung des Ungeheuers dienten. Dem Gräuel wurde erst ein Ende gemacht, als es dem Heros Theseus gelang, den Minotaurus zu töten. Dabei unterstützte ihn Ariadne, die Tochter des Minos. Diese gab Theseus, den sie liebte, einen Wollfaden, mit dessen Hilfe er wieder aus dem Labyrinth zurückfinden konnte.
Selbstredend vermittelt dieser Mythos - wie jeder andere auch - keine historischen Fakten, keine geschichtliche Wahrheit. Trotzdem dient er dazu, Aspekte der spirituellen menschlichen Existenz, jenseits der fünf Sinne und des rationalen Verstands, zu erklären und zu verstehen, wie der Labyrinthforscher Sig Lonegren weiß: "Der Mythos ist für die Erforschung der Labyrinthe wichtig, denn er kann uns vielleicht zu der Wahrheit hinter der Wahrheit führen, und damit flackert etwas von der ursprünglichen Bedeutung und Verwendung dieser erstaunlichen magischen Instrumente auf."6 Das Christentum deutete die griechische Labyrinthsage in der Folge um: An die Stelle von Theseus trat Christus, der im Inneren des Labyrinths den Teufel besiegt und die Menschen, dessen Geiseln, befreit, sie aus dem Gefängnis der Erbsünde herausführt. Die in vielen alten Kirchen dargestellten Labyrinthe sind Sinnbilder und Spiegel menschlichen Lebens. Das Zentrum symbolisiert dabei häufig die Heilserwartung in Form des himmlischen Jerusalems. Manche Pilger absolvieren die "kleine Reise" durch das Labyrinth auf ihren Knien - ein Akt der Reinigung und Entsühnung. Möglicherweise fanden auf den Bodenlabyrinthen gotischer Kathedralen auch religiöse Tänze in der Art einer sinnbildlichen Wallfahrt statt. So wurden an Ostern in den großen Kathedralen von Amiens, Chartres oder Reims Ostertänze aufgeführt. Nach der Ostervesper tanzte der Dekan im Dreischritt durch das Labyrinth und warf einen goldenen Ball als Symbol der Auferstehung und der neuen Weltschöpfung den anderen Klerikern zu, die sich im Kreis um das Labyrinth bewegten.
Im Zuge der Renaissance trat das Labyrinth jedoch immer stärker aus dem sakralen Raum heraus. Fortan betonte man vor allem den spielerischen Aspekt, die Lust am Rätselhaften. Seit dem Zeitalter des Barock und des Rokoko wurden die ursprünglich nach einem klaren Schema konstruierten Labyrinthe in Rasenirrgärten aus gestutzten Hecken umgewandelt, die vor allem zur Zerstreuung der Parkbesucher dienten.
Anfang des 20. Jahrhunderts nutzte man die Idee der Irrgärten erstmals in Gestalt von Spiegelkabinetten auch für Innenräume. Seitdem gehören Labyrinthe und Irrgärten - jenseits häuslicher oder landschaftlicher Attraktion - zum festen Bestandteil moderner Kultur, sei es in Filmen, Computerspielen oder auf den Knobelseiten der Zeitungen und Zeitschriften. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts entdecken immer mehr Menschen die mystische Labyrinth-Meditation. Sie erkennen im Labyrinth ein Gleichnis für ihren Lebensweg, die Suche nach der "Mitte". Das Labyrinth-Gehen wird zu einer wirkungsvollen spirituellen Praxis. Dabei besteht die Übung im einfachen meditativen Gehen. Im Unterschied zum Irrgarten haben wir es im Fall des Labyrinths nämlich mit einem klar ausgelegten Weg zu tun - von der Peripherie zur Mitte und wieder zurück. Das Labyrinth kann ganz alleine, aber auch von einer Gruppe von Menschen - falls gewünscht unter Musikbegleitung - beschritten werden.
Ein Vorteil der Labyrinth-Meditation besteht vor allem in der Möglichkeit, den Körper aktiv einzusetzen. Das Labyrinth-Gehen erhält dabei eine zusätzliche Bedeutung, wenn man es als Metapher für den eigenen Lebensweg betrachtet. Dergestalt wird der Gang nach innen zum Weg der Läuterung und die Meditation in der Mitte mit der Erleuchtung verglichen. Der Weg nach außen wiederum wird mit der Rückkehr zum Dienst in der Welt gleich- gesetzt, den der in Versenkung Schreitende dann körperlich und seelisch regeneriert antritt.
Den eindrucksvollen Labyrinthfotos von Jürgen Hohmuth werden auf den folgenden Seiten ausgewählte Texte gegenübergestellt, welche die verschiedenen Aspekte des schillernden Phänomens Labyrinth beleuchten und zum Nachdenken, vor allem aber zum eigenen Beschreiten eines Labyrinths anregen möchten.
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Autoren-Porträt von Jürgen Hohmuth, Richard Reschika
Jürgen Hohmuth ist Fotograf und u.a. durch den wunderschönene Bildband über Irrgärten und Labyrinthe sowie durch Reiseführer über einige ostdeutsche Städte bekannt geworden.Dr. phil. Richard Reschika, geb. 1962 in Kronstadt/Siebenbürgen (Rumänien). Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg i.Br. und Heidelberg. Promotion über 'Poesie und Apokalypse. Paul Celans 'Jerusalem-Gedichte' aus dem Nachlaßband 'Zeitgehöft''. Kustos des Friedrich-Nietzsche-Museums in Sils-Maria i.E. (Graubünden/Schweiz). Seit 1991 tätig als Verlagslektor bei Herder, seit 1994 als freier Übersetzer vor allem rumänischsprachiger Literatur.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Jürgen Hohmuth , Richard Reschika
- 2010, 60 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Maße: 19,7 x 22,7 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Gütersloher Verlagshaus
- ISBN-10: 3579070169
- ISBN-13: 9783579070162
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