Junger Adler

Chen Jianghong, geboren 1963 in der chinesischen Hafenstadt Tianjin, studierte Kunst in Tianjin und Beijing. Seit 1987 lebt er als freier Künstler in Paris und veröffentlicht Bücher für Kinder. Seine Werke werden international ausgestellt. Im Moritz Verlag erschienen von ihm u.a. Han Gan und das Wunderpferd (Deutscher Jugendliteraturpreis 2005) sowie Der Tigerprinz (Rattenfänger Literaturpreis 2006). Im Sommer 2007 zeigt das Bilderbuchmuseum Troisdorf eine umfassende Ausstellung seiner Werke.

"Das Titelbild ist kühn und wird vermutlich nicht jeden Betrachter sofort für sich einnehmen. Obwohl das Hintergrundrot überhaupt nicht aggressiv ist, wirkt es sehr intensiv und lässt kein Ausweichen zu: Man muss dem jungen Mann, der davor in Flughaltung eindruckvoll seinen Körper beherrscht, mitten ins Gesicht schauen. Sein Mund lächelt nicht, die Brauen sind zusammengezogen, und sein Blick ist alles andere als freundlich, und trotzdem sollten Sie dieses Buch öffnen. Der mit dem Deutschen Bilderbuchpreis ausgezeichnete chinesische Autor und Grafiker vermittelt mit seinen Büchern nicht nur traditionelle ostasiatische Illustrationskunst, sondern speziell mit diesem Titel auch klassische chinesische Erziehungslehre am Beispiel einer Kampfsportart, die gleichzeitig Lebensführung und Lebensweisheit beinhaltet. Der Junge, dessen Geschichte wir hier kennen lernen, hat zunächst keinen Namen. Es ist ein Waisenkind und wächst bei dem berühmen Weisen Yang auf, der sich um ihn kümmert. Das bedeutet, dass ihm Güte zuteil wird, er Nahrung und ein Zuhause bekommt. Alles andere bleibt seiner eigenen Motivation überlassen. Nur er selbst kann in sich die Leidenschaft entdecken lernen, und nur dieser Wille ist entscheidend für die Entwicklung der Kraft zu üben, zu üben, zu üben, und damit das Recht zu erwerben, vom Meister eine Ausbildung zu erhalten. Der Knabe bekommt den Namen ""Junger Adler"" und alles, was Yang ihm beibringen kann, ist das Bewusstsein dafür, dass nur Ausdauer und Geduld zum Erfolg führen. Junger Adler ist ein hervorragender Schüler, er lernt seinen Blick zu schärfen, sein Gehör zu verfeinern, und seinen Körper vollkommen zu beherrschen. So wird er erwachsen und kann, nun selber gütig geworden, die gewonnene Weisheit in die Zukunft tragen. Die pädagogische Methode dieser Entwicklungsgeschichte mag auf moderne, westliche Menschen