Kältezone
Kommissar Erlendur Sveinsson ermittelt in seinem sechsten Fall.
Dieser Fall schien eine Dimension zu haben, die alles überstieg, womit sie bisher konfrontiert worden waren. Er war brutal, aber alle Morde waren brutal. Wichtiger...
Kommissar Erlendur Sveinsson ermittelt in seinem sechsten Fall.
Dieser Fall schien eine Dimension zu haben, die alles überstieg, womit sie bisher konfrontiert worden waren. Er war brutal, aber alle Morde waren brutal. Wichtiger war, dass dieser Mord vorsätzlich geplant und so professionell ausgeführt worden war, dass er all diese Jahre verborgen bleiben konnte. Morde in Island waren normalerweise zufälliger, plumper und schlampiger. Erlendur, Elínborg und Sigurur àli wissen nicht einmal, wer der Ermordete ist. Er ist vor Jahrzehnten im Kleifarvatn, einem See südlich von Reykjavík, versenkt worden. Es gibt keinerlei Hinweise auf seine Identität nur ein russisches Sendegert, an das der Tote gekettet ist. Die Spur führt in die Botschaften der früheren Ostblockstaaten. Gibt es eine Vermisstenmeldung aus jener Zeit, die damit in Zusammenhang stehen könnte? Alles scheint im Leipzig der Nachkriegsjahre seinen Anfang genommen zu haben. Kommissar Erlendur und seine Kollegen sehen sich mit einem Fall konfrontiert, dessen Fäden in die Zeit des Kalten Krieges zurückreichen.
Interview mit Arnaldur Indridason
Sie leben mit Ihrer Frau und IhrenKindern in der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Wie sieht Ihr Leben dort aus?Schreiben Sie jeden Tag eine bestimmte Anzahl von Stunden? Oder entstehen IhreBücher in einem "Schreibrausch"?
Ich arbeitezuhause. Meine Frau ist Lehrerin, und unsere Kinder gehen in die Schule. Dasheißt also, das ich in den Morgenstunden und am frühen Nachmittag ungestörtbin. Ich versuche, diese Zeit optimal zu nutzen. Ich setze mich morgens anmeinen Computer und arbeite, bis alle nach Hause kommen. Im Sommer oder wennich gerade ein Buch veröffentlicht habe, existiert dieser Tagesablauf natürlichnur in der Theorie. Aber ein Schriftsteller hört nie wirklich auf zu arbeiten -Tag und Nacht gehen einem Ideen im Kopf herum. Es ist ein nahezu aussichtslosesUnterfangen, Urlaub machen zu wollen - aber wir bemühen uns natürlich. Wenn ichschreibe, habe ich einige grundlegende Vorstellungen, was in dem Buch passierenwird. Bei "Todeshauch" war mir von Anfang an klar, dass es darin um häuslicheGewalt gehen soll, und dass sich die Geschichte in zwei verschiedenen Zeitenabspielen wird. Aber bevor ich mit dem Schreiben beginne, muss ich nichtwissen, wie das Buch endet. Alle kleinen Details und Personen, die darinvorkommen, entstehen wirklich in einer Art Schreibrausch.
Island gilt als vergleichsweisefriedlicher Ort. Wie kamen Sie auf die Idee, Kriminalromane zu schreiben?
Bei meinemersten Buch hatte ich eine Idee und wollte einfach wissen, ob ich dazu in derLage bin, sie auch zu Papier zu bringen. Es ging dabei um illegaleMedikamententests in einer Grundschule. Ich habe diese Geschichte schließlichaufgeschrieben, und sie entwickelte sich zu einem Krimi. Bis zu dieser Zeit warin Island so gut wie kein einziger Kriminalroman veröffentlicht worden. MeinBuch wurde weder sonderlich gut besprochen, noch verkaufte es sich gut. Das hatmich jedoch nicht davon abgehalten, die Reihe um Erlendur zu entwickeln, dieletztendlich sehr beliebt wurde. Ich weiß nicht, ob Island als ein friedlicherOrt bezeichnet werden kann. Manchmal ist es das, manchmal aber auch nicht. Aufjeden Fall ist es ein faszinierendes Land für einen Krimiautor. Aber ich findees auch nicht so entscheidend, wo die Geschichte spielt. Es kommt darauf an,dass sie gut ist. Ich glaube, die Tatsache, dass meine Krimis in Island, bzw.in Reykjavik spielen, gibt meinen Büchern eine zusätzliche Note. Ich versuche,diese Besonderheit als ein entscheidendes Element herauszuarbeiten. Ich bineben Isländer, und die erste Regel, die ein Schriftsteller befolgen sollte,ist, über das zu schreiben, was er kennt.
In Ihrer Heimat Island haben Siegroßen Erfolg, mehrere Ihrer Bücher finden sich in den Bestsellerlisten. Wieist es, auf einer Insel mit knapp 290.000 Einwohnern ein bekannterSchriftsteller zu sein? Sind Sie eine Art Nationalheld?
Ich habe wirklich keine Ahnung. Für einen Schriftsteller istes natürlich sehr schön, wenn seine Bücher gelesen und geschätzt werden. Ichbin sehr dankbar für das große Interesse der Isländer an meiner Arbeit. Es gibtmir das Gefühl, dass ich das Richtige tue.
Oftmals verknüpfen Sie in IhrenKriminalromanen mehrere Zeitebenen miteinander. Was bedeutet Zeit für Sie?
In allmeinen Büchern spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Zeit fasziniertmich als eine Kraft, die verändert und zerstört, aber gleichzeitig auch Wundenheilt und Trost spendet. Das steht in engem Zusammenhang mit Erinnerungen - mitguten und mit schlechten. Es ist sehr interessant, welche Auswirkungen Zeit aufbestimmte Personen hat. Das kann man beispielsweise beobachten, wenn eine Figurin unterschiedlichen Lebensphasen vorgestellt wird. Es ist ein äußerstkompliziertes Thema, und ich habe selbst noch nicht alle Antworten daraufgefunden, wie der Aspekt Zeit meine Werke beeinflusst. Ich bin mir jedochsicher, dass er zu einem großen Teil meinen Stil und den Charakter meinerGeschichten bestimmt.
Die Fragen stellte Ulrike Künnecke, Literaturtest.
- Autoren: Arnaldur Indriðason , Arnaldur Indridason
- 2005, 410 Seiten, Maße: 12,8 x 20,3 cm, Leinen, Deutsch
- Übersetzung: Bürling, Coletta
- Übersetzer: Coletta Bürling
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3785715676
- ISBN-13: 9783785715673
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