Kalt erwischt
Als Mängel-Exemplar
nur
Zwischendurch muss Stephanie noch Grandma Mazur von einer Karriere als Rocksängerin im Madonna-Outfit abhalten, zwei schwulen Bestattungsunternehmern unter die Arme greifen und einem Schuhverkäufer zu neuem Selbstbewusstsein verhelfen.
"'Kalt erwischt' ist ein Wirbelwind von einem Roman, er ist zum Brüllen komisch und garantiert - um eine delikate Stelle aus dem Buch zu zitieren - 'wonnevolle Stunden'!" -- Barnes & Noble Review
"Wenn Sie es gerne traurig mögen, werden Ihnen meine Bücher nicht gefallen. Dafür gibt es in meinen Romanen jede Menge Pizza, Flüche und Männer mit Sexappeal." -- Janet Evanovich in Entertainment Weekly
Kalt erwischt von Janet Evanovich
LESEPROBE
1
Als ich zwölf Jahre alt war, habe ich beim Kuchenbacken versehentlich statt Zucker Salz genommen. Ich holte den Kuchen aus dem Ofen, strich den Zuckerguss darüber und servierte ihn. Der Kuchen sah aus wie jeder andere Kuchen auch, aber wenn man sich ein Stück abschnitt und hineinbiss, merkte man sofort, dass da irgendetwas nicht in Ordnung war. Bei Menschen ist es genauso. Bei Menschen kann man auch nicht immer vom Äußeren auf das Innere schließen. Manchmal entpuppt sich ein Mensch als eine einzige große Überraschung, so wie der versalzene Kuchen. Manchmal ist die Überraschung gelungen, manchmal nicht, und manchmal bringt sie einen nur total aus dem Konzept.
Joe Morelli gehört zu den gelungenen Überraschungen. Er ist zwei Jahre älter als ich, wir kennen uns seit der Schulzeit. Damals war ein Date mit ihm immer wie ein Rendezvous mit dem Teufel, verlockend und beängstigend zugleich. Heute ist Joe Polizist in Trenton, und mal ist er mein Freund, mal mein Exfreund, je nachdem. Es gab Zeiten, da bekam ich bei seinem Anblick eine Gänsehaut, das ist vorbei. Jetzt ist Morelli ein ganz normaler
Ich habe einen Hamster, der Rex heißt, eine kleine Wohnung mit allem, was man so braucht, nur mein Rührstab ist kaputt. Ich heiße Stephanie Plum, und ich arbeite als Kautions detektivin, auch Kopfgeldjäger genannt, für meinen Vetter Vinnie. Es ist kein toller Job, aber er hat gewisse Vorteile, und wenn ich ab und zu bei meinen Eltern eine warme Mahlzeit schnorren kann, komme ich ganz gut über die Runden. Eigentlich könnte mir der Job eine Menge Kohle einbringen, doch leider haut es nicht immer so hin.
Manchmal arbeite ich noch unter der Hand für einen gewissen Ranger, der nicht gut für mich ist, aber das auf eine unglaublich gute Art und Weise. Er ist Sicherheitsexperte und Kautionsdetektiv, und er bewegt sich wie eine Katze. Ranger ist von außen Milchschokolade, ein köstliches, verbotenes Vergnügen. Was sich in seinem Inneren abspielt, weiß niemand so recht. Da lässt Ranger überhaupt nichts raus.
Ich arbeite mit zwei Frauen zusammen, die ich beide gerne mag. Connie Rosolli ist Vinnies Büroleiterin und zugleich sein Bluthund. Sie ist etwas älter als ich, etwas klüger, etwas abgebrühter und etwas italienischer. Sie hat mehr Brust zu bieten, und sie zieht sich sexy an wie Betty Boop.
Die andere Frau ist meine gelegentliche Partnerin Lula. Lula stolzierte vor wenigen Minuten erst ins Kautionsbüro und führte Connie und mir ihr neues Outfit vor. Lula ist schwarz und bringt ordentlich was auf die Waage, was sie allerdings nicht davon abhält, sich in Schuhe mit zehn Zentimeter hohen Pfennigabsätzen und in ein hautenges, goldenes Glitzerkleid zu quetschen, das eigentlich für eine viel zierlichere Person gedacht war. Der Ausschnitt war tief, und ihre Melonentitten quollen nur deswegen nicht hervor, weil sich die Brustwarzen in dem Stoff verhakt hatten. Der Rock spannte sich stramm über ihren Hintern und bedeckte ihn nur knapp.
Bei Lula und Connie wurde mit offenen Karten gespielt. Lula bückte sich, um sich ihren Schuhabsatz näher zu besehen, und gewährte Connie einen Ausblick auf die Poebene. »Meine Güte, Lula!«, sagte Connie »Kannst du dir nicht wenigstens eine Unterhose anziehen?«
»Habe ich doch«, sagte Lula. »Ich habe meinen besten Stringtanga an. Nur weil ich früher mal auf den Strich gegangen bin, heißt das noch lange nicht, dass ich leicht zu haben bin. Die dünnen Tangaträger verschwinden nur immer zwischen meinen süßen Pfirsichbäckchen.«
»Wozu hast du dich eigentlich so in Schale geschmissen?«, fragte Connie.
»Weil ich jetzt Rock-and-Roll-Sängerin werden will. Ich trete mit Sally Sweets neuer Band auf. Schon mal von The Who gehört? Wir nennen uns The What.«
»Du kannst doch gar nicht singen«, sagte Connie. »Ich habe dich schon mal singen hören. Du kriegst ja noch nicht mal die Melodie von Happy Birthday auf die Reihe.«
»Ich und nicht singen können?«, empörte sich Lula. »Ich singe jede Operndiva an die Wand. Außerdem können die meisten Rockstars sowieso nicht richtig singen. Die reißen bloß ihr Maul auf und schreien rum. Und gib zu – sehe ich nicht klasse aus in meinem neuen Fummel? Wenn ich damit auf die Bühne komme, achtet das Publikum gar nicht mehr auf meinen Gesang.«
»Da ist was dran«, sagte ich zu Connie.
»Allerdings«, sagte Connie.
»Ich habe mich noch nicht voll entfaltet«, sagte Lula. »In mir schlummern noch ungeahnte Talente. Gestern stand in meinem Horoskop, dass ich meinen Horizont erweitern soll.« »Wenn du dich in dem Fummel noch mehr erweitern willst, kriegst du Ärger mit der Sittenpolizei«, sagte Connie.
Unser Kautionsbüro ist in der Hamilton Avenue, ein paar Häuserblocks vom Saint Francis Hospital entfernt, ganz praktisch, um angeschossene Klienten in Empfang zu nehmen. Das Büro ist ein kleines Ladenlokal, eingeklemmt zwischen einem Schönheitssalon und einem Buchantiquariat. Vorne, in dem ehemaligen Verkaufsraum, stehen ein Sofa aus verkratztem Kunstleder, ein paar Klappstühle, Connies Schreibtisch mit Computer und eine Reihe Aktenschränke. Vinnies Büro ist in einem abgetrennten Raum hinter Connies Schreibtisch untergebracht.
Als ich anfing, für Vinnie zu arbeiten, telefonierte er immer von seinem Zimmer aus mit Wettbüros und verabredete sich in der Mittagspause zum Hühnerficken. Jetzt hat er das Internet entdeckt und surft auf Pornoseiten und zockt in Online- Casinos. Hinter der Wand aus Aktenschränken befindet sich ein Lagerraum mit den »Utensilien« des Kautionsgeschäfts: Konfiszierte Fernsehgeräte, DVD-Player, iPods, Computer, ein auf Samt gedrucktes Konterfei von Elvis, Kochgeschirrsets, Küchenmixer, Kinderfahrräder, Eheringe, ein getuntes Motorrad, diverse George-Foreman-Tischgrills und weiß der Geier was noch. Vinnie bewahrte auch einige Schusswaffen und Munition in dem Raum auf und eine Kiste mit Handschellen, die er bei eBay ersteigert hat. Außerdem gibt es noch eine Toilette, die Connie blitzblank hält, und einen Hinterausgang, falls man mal schnell abhauen muss.
»Ich will ja kein Spielverderber sein«, sagte Connie, »aber wir müssen die Modenschau noch ein bisschen aufschieben. Wir haben nämlich ein Problem.« Sie schob mir einen Aktenstapel über den Schreibtisch zu. »Das sind alles ungelöste Fälle. Wenn wir nicht einige von den Kautionsflüchtlingen schnappen, können wir den Laden dichtmachen.«
Das Kautionsgeschäft funktioniert so: Wenn Sie wegen eines Verbrechens angeklagt sind und nicht im Untersuchungsgefängnis schmachten wollen, während Sie auf Ihren Prozess warten, können Sie dem Gericht stattdessen einen Haufen Geld geben. Das Gericht streicht das Geld ein und setzt Sie auf freien Fuß. Wenn Sie zu Ihrem Prozesstermin erscheinen, kriegen Sie Ihre Einlage zurück. Falls Sie gerade nicht flüssig sind, kann ein Kautionsmakler in Ihrem Namen dem Gericht das Geld geben. Er berechnet Ihnen dafür einen gewissen Prozentsatz, sagen wir zehn Prozent, den er für sich behält, egal ob Sie später schuldig gesprochen werden oder nicht. Wenn der Angeklagte zum Prozess erscheint, erhält der Kautionsmakler sein Geld vom Gericht zurück. Erscheint der Angeklagte nicht, bleibt das Geld so lange beim Gericht, bis der Kautionsmakler die arme Sau aufgespürt hat und ihn dem Gericht wieder vorführen kann.
Na, Problem erkannt? Geht zu viel Geld für Kautionen drauf und wird zu wenig eingenommen, muss Vinnie in den Laden reinbuttern. Oder noch schlimmer, die Versicherung, die Vinnies Risiko abdeckt, dreht uns den Hahn zu.
»Lula und ich kommen mit den Fällen nicht mehr nach«, sagte ich zu Connie. »Es sind einfach zu viele Kautionsflüchtlinge. «
»Ja, und ich weiß auch, woran das liegt«, sagte Lula. »Früher hat Ranger noch für uns gearbeitet. Aber seitdem er seine eigene Securityfirma hat, spürt er keine entflohenen Mandanten mehr für uns auf. Heute verfolgen nur noch Stephanie und ich die Bösen.«
Das stimmte. Ranger hatte seine Tätigkeit weitgehend auf den Bereich Security verlagert und nahm die Verfolgung von Kautionsflüchtlingen nur dann auf, wenn ein Fall hereinkam, der eine Nummer zu groß für mich war. Es gibt Leute, die meinen, für mich wäre jeder Fall eine Nummer zu groß, aber letztlich konnten wir darauf keine Rücksicht nehmen.
© Manhattan Verlag
Übersetzung: Thomas Stegers
- Autor: Janet Evanovich
- 2008, 2, 303 Seiten, Maße: 14,3 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Stegers, Thomas
- Übersetzer: Thomas Stegers
- Verlag: MANHATTAN
- ISBN-10: 3442546370
- ISBN-13: 9783442546374
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