Karfunkelstadt - Die Mauer des Schweigens
Was ist jetzt nur los? Es scheint so, als hätte sich der Karfunkelstein verselbstständigt. Ohne eigenes Zutun sind Adrian, Henny und Jo dieses Mal in der geheimnisvollen Karfunkelstadt gelandet. Dort bricht urplötzlich eisiger Winter aus, und...
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Produktinformationen zu „Karfunkelstadt - Die Mauer des Schweigens “
Klappentext zu „Karfunkelstadt - Die Mauer des Schweigens “
Was ist jetzt nur los? Es scheint so, als hätte sich der Karfunkelstein verselbstständigt. Ohne eigenes Zutun sind Adrian, Henny und Jo dieses Mal in der geheimnisvollen Karfunkelstadt gelandet. Dort bricht urplötzlich eisiger Winter aus, und angriffslustige Mückenschwärme durchziehen die Gassen. Der fiese Kredithai Adam Hoyer verschwindet spurlos, während andere Bewohner der Stadt verstummen und erstarren. Die drei Freunde setzen alles daran, das Grauen zu beenden. Doch da werden ihre Freundin Oda und ihr Verbündeter, Dr. Morin, selbst zu Opfern des Spuks ...
Lese-Probe zu „Karfunkelstadt - Die Mauer des Schweigens “
Die Mauer des Schweigens von Thomas Endl
Oda schrie, aber da war es schon zu spät. Der Stempel des Postbeamten sauste wie ein Totschläger herab nicht nur auf Postkarte und Briefmarke, sondern auch auf die Mücke. ,,Der Nächste", sagte der Beamte und scheuchte Oda fort vom Schalter. ,,Mach doch Platz, Kind, du hast ja jetzt deinen Stempel!" Von hinten drängte bereits die nächste Kundin nach. Mit spitzen Fingern griff Oda nach ihrer Postkarte und verließ die Schalterhalle. Eigentlich war ihr danach, sich gleich noch einmal hinten anzustellen. Aber dazu hätte sie eine weitere Postkarte und eine zweite Briefmarke kaufen müssen. Denn den Stempel bekam man nur auf frankierte Post. Kritisch betrachtete Oda die Karte. Sie stammte aus dem Colonialwaarenladen von Punkt neun Uhr schlug ihr letztes Stündlein.
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Frau Hemmling und zeigte ein ganzes Potpourri Wetzbacher Ansichten: den Dom mit seinem massiven Turm, umringt von Altstadthäusern, das GoetheDenkmal im Goethe-Park und sogar den alten Wartturm, in dem seit einigen Jahren Dr. Morin hauste. Und all das war in die große Öffnung einer exotischen Muschelschale gemalt. Darüber konnte man den schwungvollen Schriftzug ,,Grüße aus Wetzbach" lesen. Nun lag Wetzbach zwar keineswegs am Meer, sondern nur am Flüsschen Wetz. Aber seitdem das Deutsche Reich Kolonien im Pazifischen Ozean sein Eigen nannte, waren solche Motive ein Verkaufsschlager bei Frau Hemmling. Vermutlich träumten alle Kunden beim Betrachten solcher Muschel-Bilder von den zauberhaften Koralleninseln der Karolinen. Jetzt aber starrte Oda auf die jungfräulich leere Rückseite der Karte, wo man auf vorgedruckte Linien Namen und Anschrift des Empfängers hätte schreiben können. Natürlich dachte Oda gar nicht daran, die Karte zu verschicken. Sie wollte einzig und allein einen Stempelaufdruck von diesem 9. September 1899. Doch das, was sie bekommen hatte, trübte ihre Freude gewaltig. Oda konnte zwar ,,9.9.99" entziffern, aber die dünnen Blutspritzer auf den Zahlen irritierten schon sehr. Wessen Blut es wohl sein mochte, das die Mücke kurz vor ihrem tragischen Ende geschlürft hatte? Vielleicht das Blut eines Mädchens oder eines Jungen aus dem Kinderheim, das um die Ecke lag? Oder gar das des Bürgermeisters Dr. Kannich? Auch das Rathaus lag in Sichtweite. Der Rest des Stempelaufdrucks war schlechter zu erkennen als das Datum. Während die Mückenbeine das Adler-Motiv der grünen 5-Pfennig-Briefmarke durchzogen, pappte der Körper dort, wo ,,Wetzb" hätte stehen sollen. Das daneben befindliche ,,...ach" las Oda unzufrieden halblaut vor. ,,Ist etwas? Kann ich Ihnen helfen?" Oda fuhr herum. Sie blickte in das besorgte Gesicht einer jungen Frau. In deren hochgesteckten, brünetten Haaren saß ein Häubchen, das ebenso weiß war wie die Schürze, die sie als Dienstmädchen auswies. Ihre braunen Augen schienen in Alarmbereitschaft zu sein. Aber das kannte Oda nicht anders bei ihr. ,,Nein, Doris, da kann mir niemand mehr helfen", seufzte sie und zeigte ihr das Mücken-Malheur. ,,Scheußlich", sagte das Dienstmädchen. ,,Hoffentlich ist das kein böses Omen ..."
Nervös sah sie sich um. Aber vermutlich war es nur die übliche Angst, beim Trödeln beobachtet zu werden, obwohl die Herrschaft zu Hause schon mit weiteren Aufgaben auf sie wartete. ,,Werfen Sie die Karte besser weg!", raunte sie Oda noch zu, bevor sie sich auf den Weg zu Galanta riewaaren G. Schwarz machte. Oda konnte durch das Schaufenster sehen, wie sich Doris Puderdosen aus Perlmutt zeigen ließ. Natürlich, Odas Tante Agnes, in deren Haushalt Doris arbeitete, liebte Perlmutt. Nachdenklich betrachtete Oda das Bild der Ansichtskarte. So eine Muschelschale bestand doch auch aus Perlmutt! Hatte sie am Ende gar ähnliche Vorlieben wie ihre Tante? Bei diesem Gedanken schüttelte es Oda. Denn Tante Agnes hatte einen grauenhaften Geschmack. Nur so war es erklärbar, dass sie ausgerechnet Adam Hoyer, den gewissenlosesten Bürger Wetzbachs, geheiratet hatte. Oda seufzte. Da war sie morgens munter losgezogen, um sich eine schöne Erinnerung an dieses lustige Datum mit den vielen Neunern zu besorgen, und nun ging sie betrübt nach Hause. Sie würde die Postkarte nicht wegwerfen. Sie redete sich sogar ein, dass gerade der misslungene Stempelaufdruck etwas ganz Außergewöhnliches sei und irgendwann einmal gewinnbringend verkauft werden könne. Aber nein, jetzt dachte sie schon genauso wie ihr geldgieriger Onkel Adam. Schon wieder schüttelte es sie. Als ob ein kalter Hauch sie gestreift hätte. Obwohl die Sonne am Himmel lachte, schlang Oda ihre Arme um den Oberkörper, um sich selbst zu wärmen. Sie wollte nach Hause eilen. Die Wohlthatgasse war ja nur ein paar Ecken weiter. Und ihre Mutter würde ihr aus einem der vielen Regale der SchwanenApotheke ein Mittel geben, das sie vor einer heraufziehenden Erkältung bewahrte. Da erschauerte sie schon wieder. Wie spitze Nadeln fuhr ihr die Kälte ins Gesicht, raubte ihr den Atem. Direkt vor sich spürte sie eine Ahnung von Adam Hoyers Gesicht. Seine eisgrauen Augen, seine Narben auf den Wangen. Dabei war er nirgends zu sehen. Das wäre auch merkwürdig gewesen, denn um diese Zeit pflegte er im CreditInstitut Hoyer wichtige Geschäfte zu tätigen. Oda verstand gar nicht, wie ihr geschah.
Was war das für ein unglücklicher Tag? Argwöhnisch blickte sie auf das Datum des missratenen Stempels und wurde von hellem Entsetzen gepackt: Die Mückenbeine zitterten, zuckten, lösten sich mit sichtbarer Kraftanstrengung von der Karte. Obwohl der Mückenleib zerquetscht auf der Briefmarke klebte, schlugen die dürren Beinchen nach allen Richtungen aus, als wollten sie nach jemandem treten. In hohem Bogen warf Oda die Postkarte weg und rannte fort. Die Karte fiel in den Rinnstein und sah eigentlich ganz harmlos aus. Ja, die rosafarbene Muschel schimmerte sogar hübsch zwischen all dem Unrat der Straße.
© 2010 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH, Gertrudenstraße 3036, 50667 Köln
Frau Hemmling und zeigte ein ganzes Potpourri Wetzbacher Ansichten: den Dom mit seinem massiven Turm, umringt von Altstadthäusern, das GoetheDenkmal im Goethe-Park und sogar den alten Wartturm, in dem seit einigen Jahren Dr. Morin hauste. Und all das war in die große Öffnung einer exotischen Muschelschale gemalt. Darüber konnte man den schwungvollen Schriftzug ,,Grüße aus Wetzbach" lesen. Nun lag Wetzbach zwar keineswegs am Meer, sondern nur am Flüsschen Wetz. Aber seitdem das Deutsche Reich Kolonien im Pazifischen Ozean sein Eigen nannte, waren solche Motive ein Verkaufsschlager bei Frau Hemmling. Vermutlich träumten alle Kunden beim Betrachten solcher Muschel-Bilder von den zauberhaften Koralleninseln der Karolinen. Jetzt aber starrte Oda auf die jungfräulich leere Rückseite der Karte, wo man auf vorgedruckte Linien Namen und Anschrift des Empfängers hätte schreiben können. Natürlich dachte Oda gar nicht daran, die Karte zu verschicken. Sie wollte einzig und allein einen Stempelaufdruck von diesem 9. September 1899. Doch das, was sie bekommen hatte, trübte ihre Freude gewaltig. Oda konnte zwar ,,9.9.99" entziffern, aber die dünnen Blutspritzer auf den Zahlen irritierten schon sehr. Wessen Blut es wohl sein mochte, das die Mücke kurz vor ihrem tragischen Ende geschlürft hatte? Vielleicht das Blut eines Mädchens oder eines Jungen aus dem Kinderheim, das um die Ecke lag? Oder gar das des Bürgermeisters Dr. Kannich? Auch das Rathaus lag in Sichtweite. Der Rest des Stempelaufdrucks war schlechter zu erkennen als das Datum. Während die Mückenbeine das Adler-Motiv der grünen 5-Pfennig-Briefmarke durchzogen, pappte der Körper dort, wo ,,Wetzb" hätte stehen sollen. Das daneben befindliche ,,...ach" las Oda unzufrieden halblaut vor. ,,Ist etwas? Kann ich Ihnen helfen?" Oda fuhr herum. Sie blickte in das besorgte Gesicht einer jungen Frau. In deren hochgesteckten, brünetten Haaren saß ein Häubchen, das ebenso weiß war wie die Schürze, die sie als Dienstmädchen auswies. Ihre braunen Augen schienen in Alarmbereitschaft zu sein. Aber das kannte Oda nicht anders bei ihr. ,,Nein, Doris, da kann mir niemand mehr helfen", seufzte sie und zeigte ihr das Mücken-Malheur. ,,Scheußlich", sagte das Dienstmädchen. ,,Hoffentlich ist das kein böses Omen ..."
Nervös sah sie sich um. Aber vermutlich war es nur die übliche Angst, beim Trödeln beobachtet zu werden, obwohl die Herrschaft zu Hause schon mit weiteren Aufgaben auf sie wartete. ,,Werfen Sie die Karte besser weg!", raunte sie Oda noch zu, bevor sie sich auf den Weg zu Galanta riewaaren G. Schwarz machte. Oda konnte durch das Schaufenster sehen, wie sich Doris Puderdosen aus Perlmutt zeigen ließ. Natürlich, Odas Tante Agnes, in deren Haushalt Doris arbeitete, liebte Perlmutt. Nachdenklich betrachtete Oda das Bild der Ansichtskarte. So eine Muschelschale bestand doch auch aus Perlmutt! Hatte sie am Ende gar ähnliche Vorlieben wie ihre Tante? Bei diesem Gedanken schüttelte es Oda. Denn Tante Agnes hatte einen grauenhaften Geschmack. Nur so war es erklärbar, dass sie ausgerechnet Adam Hoyer, den gewissenlosesten Bürger Wetzbachs, geheiratet hatte. Oda seufzte. Da war sie morgens munter losgezogen, um sich eine schöne Erinnerung an dieses lustige Datum mit den vielen Neunern zu besorgen, und nun ging sie betrübt nach Hause. Sie würde die Postkarte nicht wegwerfen. Sie redete sich sogar ein, dass gerade der misslungene Stempelaufdruck etwas ganz Außergewöhnliches sei und irgendwann einmal gewinnbringend verkauft werden könne. Aber nein, jetzt dachte sie schon genauso wie ihr geldgieriger Onkel Adam. Schon wieder schüttelte es sie. Als ob ein kalter Hauch sie gestreift hätte. Obwohl die Sonne am Himmel lachte, schlang Oda ihre Arme um den Oberkörper, um sich selbst zu wärmen. Sie wollte nach Hause eilen. Die Wohlthatgasse war ja nur ein paar Ecken weiter. Und ihre Mutter würde ihr aus einem der vielen Regale der SchwanenApotheke ein Mittel geben, das sie vor einer heraufziehenden Erkältung bewahrte. Da erschauerte sie schon wieder. Wie spitze Nadeln fuhr ihr die Kälte ins Gesicht, raubte ihr den Atem. Direkt vor sich spürte sie eine Ahnung von Adam Hoyers Gesicht. Seine eisgrauen Augen, seine Narben auf den Wangen. Dabei war er nirgends zu sehen. Das wäre auch merkwürdig gewesen, denn um diese Zeit pflegte er im CreditInstitut Hoyer wichtige Geschäfte zu tätigen. Oda verstand gar nicht, wie ihr geschah.
Was war das für ein unglücklicher Tag? Argwöhnisch blickte sie auf das Datum des missratenen Stempels und wurde von hellem Entsetzen gepackt: Die Mückenbeine zitterten, zuckten, lösten sich mit sichtbarer Kraftanstrengung von der Karte. Obwohl der Mückenleib zerquetscht auf der Briefmarke klebte, schlugen die dürren Beinchen nach allen Richtungen aus, als wollten sie nach jemandem treten. In hohem Bogen warf Oda die Postkarte weg und rannte fort. Die Karte fiel in den Rinnstein und sah eigentlich ganz harmlos aus. Ja, die rosafarbene Muschel schimmerte sogar hübsch zwischen all dem Unrat der Straße.
© 2010 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH, Gertrudenstraße 3036, 50667 Köln
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Autoren-Porträt von Thomas Endl
Thomas Endl, geb. 964 in Eichstätt, ist als freiberuflicher Regisseur u.a. für den Bayerischen Rundfunk tätig und hat mit Klaus Reichold ein Fernsehporträt über Ludwig I., den Großvater des Märchenkönigs, gedreht. Der Germanist ist außerdem Kinder- und Geschenkbuchautor.
Bibliographische Angaben
- Autor: Thomas Endl
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2010, 170 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 13,1 x 19,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Schneiderbuch
- ISBN-10: 3505125423
- ISBN-13: 9783505125423
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