Kein menschlicher Makel
- weder gestern noch heute -
Ruth, 1925 als Tochter eines jüdischen Vaters und einer arischen Mutter geboren, wächst in die Zeit der Verfolgung der Juden durch die Nazis hinein. Sie erlebt Ausgrenzung, Diskriminierung und Bedrohung in der Schule und im alltäglichen Leben und...
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Produktinformationen zu „Kein menschlicher Makel “
Ruth, 1925 als Tochter eines jüdischen Vaters und einer arischen Mutter geboren, wächst in die Zeit der Verfolgung der Juden durch die Nazis hinein. Sie erlebt Ausgrenzung, Diskriminierung und Bedrohung in der Schule und im alltäglichen Leben und schließlich die Angst um ihre Existenz. In Berlin erlebt sie den Bombenkrieg und den Einmarsch der Russen. Sie flüchtet aus der sowjetisch besetzten Zone, indem sie bei Magdeburg - wo damals die Grenze zwischen Ost und West war - durch die Elbe schwimmt.
Klappentext zu „Kein menschlicher Makel “
Als ältere Frau sucht Ruth eine Psychotherapeutin auf, weil sie unter Depressionen leidet. Die Erlebnisse der Vergangenheit lassen sie nicht los. Sie erzählt, dass sie sich ausgegrenzt, diskriminiert und bedroht fühlte, wenn alle Kinder an besonderen Tagen in ihrer Uniform um die Hakenkreuzfahne herum angetreten waren und sie als einzige in ihrem Schulkleid dabeistand. Sie empfand es wie ein Spießrutenlaufen. Manchmal riefen Kinder ihr "Jude" oder "Itzig" nach. Wenn der Lehrer gegen die Juden hetzte und Aufsätze schreiben ließ mit Themen wie "Das nationalsozialistische Deutschland und das Weltjudentum" war ihr elend zumute. Zunächst verstand sie das alles nicht. Sie verstand auch nicht, warum sie die verdiente Auszeichnung beim Sportfest nicht bekam. Dann musste sie erleben, wie ihr Vater verhaftet wurde. Ein Schock war es für sie, als er wiederkam und sie sein ausgemergeltes Gesicht und seinen kahl geschorenen Kopf sah, der voller blutiger Stellen war. Später hat sie in Berlin den Bombenkrieg und den Einmarsch der Russen erlebt. Um nach Hause zu kommen, machte sie sich zu Fuß auf durch die zertrümmerte Stadt bis zu einem Bahnhof, von dem Züge bis zur Grenze fuhren. In Magdeburg war Endstation. Die Elbe war damals die Grenze zwischen Ost und West. Ruth fasste Mut und schwamm hinüber in den Westen.Die Psychotherapeutin bleibt in der Erzählung eine stumme Zuhörerin.
Lese-Probe zu „Kein menschlicher Makel “
Ruth versucht die Bilder zu ordnen, die in ihrem Inneren emporsteigen. Es sind alles Szenen aus dem Schulalltag. "Vom Sportfest muss ich Ihnen erzählen. Es ging dabei um Wettkämpfe im Laufen, Springen und Werfen. Für bestimmte Leistungen gab es eine festgesetzte Anzahl Punkte. Wer 35 Punkte hatte, bekam eine Urkunde, für 45 und mehr Punkte gab es 'Eichenlaub'; das war eine Nachbildung von drei Eichenblättern und einer Eichel daran, ein kleiner Zweig. War das schon Kunststoff oder was war das für ein Material? Ich weiß es nicht mehr. Die Oberfläche sah wachsähnlich aus und fühlte sich auch so an." Ruth verweilt einen Augenblick bei diesen Erinnerungen, dann fährt sie fort: "Der Unterricht fällt an diesem Tag immer aus. Die Schüler versammeln sich auf dem Sport platz. Dort werden sie in Gruppen eingeteilt: zunächst nach Jungen und Mädchen getrennt, und noch einmal dem Alter nach. Es werden nur bestimmte Jahrgänge in einer Gruppe zusammengefasst, denn die Leistungsanforderungen sind je nach Alter unterschiedlich. An diesem Tag ist es heiß, die Junisonne brennt vom Himmel. Alle Kinder strengen sich trotzdem an, denn jeder will ja das begehrte Eichenlaub oder wenigstens eine Urkunde gewinnen. Mein Turnhemd ist vom Schwitzen nass, mein Haar verklebt, als ich zum Laufen gehe. Ich habe beim Springen und Werfen ganz gut abgeschnitten. Beim Springen habe ich 20 Punkte geholt, beim Werfen 15. Jetzt noch wenigstens 10 Punkte beim Laufen. Du musst es schaffen! Ich renne, als ob es um mein Leben geht. '12 Punkte', sagt die Lehrerin. Das ist Eichenlaub!!! Jubelnd falle ich meiner Freundin um den Hals. Ich habe es bewiesen, ich kann genauso viel wie die anderen, ich bin nicht schlechter als sie.- Dann sind die Übungen vorbei, der Direx lässt zur Siegerehrung antreten. Alle Kinder, die genügend Punkte haben, werden mit Namen aufgerufen. Zunächst die, die Urkunden erhalten. Sie sind meistens aus den unteren Klassen. Stolz treten sie vor und nehmen das Zeugnis und die Glückwünsche vom
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Direx entgegen. Dann kommen die ersten, die Eichenlaub errungen haben. Ich zittere vor freudiger Erregung. Gleich muss mein Name aufgerufen werden, und ich trete vor! Alle werden es sehen, dass ich genauso viel kann wie sie, nicht schlechter bin als sie, dass ich zu ihnen gehöre! Die Siegerehrung geht vorbei, mein Name wird nicht aufgerufen. Ich denke: Sie müssen mich vergessen haben! Ich gehe zu meinem Klassenlehrer, Herrn Gerlach. 'Aber ich. warum, ich habe doch 47 Punkte.' Ich kann die Worte kaum herausbringen vor lauter Enttäuschung und Erregung. Herr Gerlach sieht mich ernst an. Er sagt: 'Komm morgen in der Pause zu mir, ich erkläre es dir!' Ich bin wie betäubt. 'Die hat es natürlich mal wieder nicht geschafft', höre ich auf dem Heimweg die Liesel sagen, die mich auf dem Schulhof immer ärgert. Das andere Mädchen neben der Liesel, das ich nicht kenne, antwortet: 'Die ist doch auch eine Jüdin, die können doch nichts. Meine Mutter sagt: Gott sei Dank, dass der Führer mit dem Pack endlich aufräumt.' Ich muss weinen. Ich kann die Tränen nicht zurückhalten. Ich fühle mich elend, wie zerschlagen. Zu Hause gehe ich in den Garten und setze mich unter meine geliebte Tanne. Ein bohrender Schmerz sitzt tief in meinem Innern. Ich kann nicht verstehen, dass man mir die verdiente Anerkennung vorenthält."
Ruth starrt vor sich hin. Für einen Augenblick empfindet sie wieder diese Niedergeschlagenheit, diese Leere und Trostlosigkeit, die wie ein Schatten über ihrer Kindheit lag. Fröhliche Kinderstimmen, die von der Straße heraufklingen, und das Getrappel eiliger, kleiner Füße reißen sie aus ihrer Versunkenheit. "Am nächsten Schultag kann ich mich in den ersten zwei Stunden kaum konzentrieren, Fräulein Peters ermahnt mich sogar: 'Was ist denn heute mit dir los, du meldest dich doch sonst immer so fleißig', tadelt sie mich sanft. Endlich, die große Pause, die Schüler sind schon draußen, Herr Gerlach ist ganz gegen seine Gewoh
Ruth starrt vor sich hin. Für einen Augenblick empfindet sie wieder diese Niedergeschlagenheit, diese Leere und Trostlosigkeit, die wie ein Schatten über ihrer Kindheit lag. Fröhliche Kinderstimmen, die von der Straße heraufklingen, und das Getrappel eiliger, kleiner Füße reißen sie aus ihrer Versunkenheit. "Am nächsten Schultag kann ich mich in den ersten zwei Stunden kaum konzentrieren, Fräulein Peters ermahnt mich sogar: 'Was ist denn heute mit dir los, du meldest dich doch sonst immer so fleißig', tadelt sie mich sanft. Endlich, die große Pause, die Schüler sind schon draußen, Herr Gerlach ist ganz gegen seine Gewoh
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Autoren-Porträt von Ellinor Wohlfeil
Ellinor Wohlfeil lebt in Düsseldorf und war dort Grundschullehrerin. Nach ihrer Frühpensionierung im Jahr 1985 fing sie an zu schreiben. Zwei Erzählungen und zwei Romane sind veröffentlicht worden, Gedichte und Kurztexte von ihr wurden in verschiedenen Anthologien publiziert. Bei Lesungen in Stadtteilbibliotheken, Schulen, Erwachsenenbildungsstätten und anderen Institutionen stellt sie ihre Bücher der Öffentlichkeit vor. Weitere Infos unter http://de.wikipedia.org/wiki/Ellinor_Wohlfeil
Bibliographische Angaben
- Autor: Ellinor Wohlfeil
- 2013, 96 Seiten, Maße: 13,9 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Verlag 3.0 Zsolt Majsai
- ISBN-10: 3944343441
- ISBN-13: 9783944343440
- Erscheinungsdatum: 02.04.2015
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