Kinderleicht
Das Erbeder Jedi-Ritter: Jainas Flucht von Elaine Cunningham
LESEPROBE
Die Korona der aufgehenden Sonne ließ die riesigen Wälder imNorden des Planeten Myrkr grünlich leuchten. Aus dem Raum betrachtet wirkteder Planet so fruchtbar und grün wie Yuuzhan'tar, die verlorene Heimatwelt ausden Legenden der Yuuzhan Vong.
Zwei männliche Yuuzhan Vong standen am Sichtfenster einesPriesterschiffes und hatten sich tief in die Betrachtung der Szene vor sichversenkt. Einer war groß und hager, hatte eine flache Stirn, und sein Gesichtwies scharfe, aristokratische Züge und die Narben vieler Opfer auf. Diese Malesowie sein geschickt gewickeltes Kopftuch machten ihn als hochrangigen Priesterkenntlich. Sein Gefährte war jünger und breiter und körperlich so imposant,dass man auf den ersten Blick keine sichtbaren Grenzen zwischen Rüstung undWaffen und dem Krieger, der sie trug, erkennen konnte. Er zog stets die Blickealler auf sich und erweckte den unauslöschlichen Eindruck einer lebendigenWaffe. Doch nun hatte er respektvoll Haltung angenommen.
Der Priester wies mit der dreifingrigen Hand auf die Szenevor ihnen. »Dämmerung: heller Tod der sterblichen Nacht«, rezitierte er.
Harrars Worte folgten dem abgedroschenen Pfad der Sprichwörter,aber in seinen Augen funkelte eine aufrichtige Ehrfurcht, während er die ferneWelt betrachtete. Der junge Krieger legte in einer frommen Geste zwei Fingeran die Stirn, doch seine Aufmerksamkeit galt weniger dem strahlenden Anblickvon Myrkr, sondern viel mehr dem Gefecht, das sich über dem Planeten abspielte.
Vor der grünen Welt zeichnete sich ein faustgroßer Klumpenschwarzer Yorikkoralle ab. Das alte Weltschiff, auf dem hunderte Yuuzhan Vongmit ihren Sklaven und Dienstwesen lebten, wirkte wie ein lebloser Stein. Doch alssich Harrars Priesterschiff näherte, konnte man die Zeichen eines Kampfeserkennen: Winzige Korallenflieger schwärmten umher und stachen zu wie Feuermücken,Plasmageschosse wogten in wildem, unregelmäßigem Rhythmus hin und her. Wenndas Leben aus Schmerz bestand, war das Weltschiff sehr lebendig.
»Wir treffen zur rechten Zeit ein«, stellte der Priester festund blickte den jungen Krieger an. »Diese jungen Jeedai scheinenentschlossen zu sein, sich als würdige Opfer zu präsentieren! «
»Wie Sie meinen, Eminenz.«
Die Worte klangen höflich, doch abwesend, als schenke derKrieger ihnen nur wenig Aufmerksamkeit. Harrar betrachtete seinen Begleiterforschend. Die Missklänge zwischen Priester- und Kriegerkaste waren längstnicht mehr zu übersehen, doch fiel ihm bei Khalee Lah nichts auf, das aufsolche Vorbehalte hindeutete.
Der Sohn des Kriegsmeisters Tsavong Lah war ein stolzerYuuzhan Vong. Seine ursprünglich graue Hautfarbe war nur noch an wenigenStellen zwischen den schwarzen Narben und Tätowierungen sichtbar. Der Kommandantenmantelhing an den Haken, die in die Schultern implantiert waren. Weitere Implantatein Form von Stacheln zierten seine Ellbogen und die Fingerknöchel seinerHände. Ein kurzer, dicker Dorn ragte aus der Mitte seiner Stirn - eineschwierige Operation, die auf wahre Würde schließen ließ.
Harrar fühlte sich geehrt, dass dieser viel versprechendeKrieger ihm als militärische Eskorte zugeteilt worden war, aber er war wachsamund dazu ziemlich neugierig. Wie jeder gute Priester von Yun-Harla, der Göttinder List, genoss Harrar Spiele der Täuschung und der Strategie. Sein alterFreund Tsavong Lah beherrschte das vielschichtige Handeln meisterhaft, und vondem jungen Kommandanten erwartete Harrar das Gleiche.
Khalee wandte sich um und stellte sich der Musterung durchden Priester. Sein direkter Blick ließ keinesfalls den nötigen Respektvermissen. »Darf ich offen sprechen, Eminenz?«
Harrar vermutete langsam eine Absicht dahinter, dass TsavongLah seinen Sohn zu einem Priester der List geschickt hatte. Offenheit war eineSchwäche - eine potenziell tödliche.
»In dieser Angelegenheit sollten Sie das Urteil des Kriegsmeistersbedenken«, riet er und versteckte mahnende Worte hinter seiner scheinbarenZustimmung.
Der junge Mann nickte ernst. »Tsavong Lah hat Sie mit demOpfer der Zwillings-Jeedai betraut. Noch liegt es in denHänden der Götter, ob sein letztes Implantat erfolgreich anwachsen wird, undSie sind der Fürsprecher seiner Wahl. Wen der Kriegsmeister achtet, denverehre ich. « Er beendete seine Worte, indem er sich auf ein Knie niederließund sich voller Respekt verneigte.
Dies war keineswegs die Botschaft, die Harrar zu übermittelnbeabsichtigte, aber Khalee Lah schien mit dem Gespräch zufrieden zu sein. Ererhob sich und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Weltschiff.
»Offene Worte also. Mir kommt es so vor, als würde der Kampfnicht so verlaufen wie erwartet. Vielleicht nicht einmal so gut, wie Nom Anorberichtet hat.« (...)
© 2005 by Verlagsgruppe Random House GmbH
Übersetzung: Andreas Helweg
- Autoren: Mary L. Gavin , Steven A. Dowshen , Neil Izenberg
- 2004, 208 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Maße: 19,5 x 23,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Dorling Kindersley
- ISBN-10: 3831006911
- ISBN-13: 9783831006915
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