King Arthur
King Arthur von FrankThompson
LESEPROBE
Der reich verzierte Reisewagen quälte sich überdie schlammige Straße, und nur mühsam überwanden seine großen hölzernen Räderdie tiefen Rinnen, die Generationen von Karren, Kutschen und sonstigen Wagenhinterlassen hatten. Die primitiven Fahrzeuge, die sonst hier unterwegs waren,hatten mit diesem Luxusgefährt wenig gemeinsam. Bewacht wurde die Kutsche vonberittenen römischen Legionären. Jeder von ihnen warf prüfende Blicke auf dasfreie Feld, das auf der einen Seite an die Straße grenzte, sowie den Flusslaufund den finsteren Wald auf der anderen Seite.
Im Inneren der Kutsche diktierte BischofGermanus seinem Sekretär Horton offizielle Schriftstücke. Kratzend schriebHorton die Worte auf das Pergament nieder, und mit jedem Stoß, der die Kutscheerschütterte, spritzten feine Tröpfchen Tinte von seinem Gänsekiel. Horton warein kleines, nervöses Männchen mit spitzem Gesicht, das stark an ein Nagetiererinnerte. Er verabscheute Germanus, hatte sich aber eingeredet, als seinSekretär eine gewisse Machtposition innezuhaben und kurz vor seinem unaufhaltsamenAufstieg zu stehen, vom Sekretär zum Adjutanten und eines Tages dann zumStellvertreter des Bischofs. Vielleicht würde er irgendwann sogar selbstBischof. Germanus hätte Hortons Sehnsüchte vermutlich als ebenso absurd beurteilt,wie ihm seine ganze Persönlichkeit erschien. Der kleine Mann konnte sich glücklichschätzen, es überhaupt so weit gebracht zu haben. Von Nutzen war er ohnehin nuraufgrund seiner absoluten Unterwürfigkeit.
Neben Horton saß in verkrampfter Haltung derPriester Hamus, ein hagerer Mann in purpurner Robe. Ihm war offensichtlichnicht wohl in seiner Haut. Wegen diverser Übertretungen, deren er sich in Romschuldig gemacht hatte, war Hamus strafversetzt worden, und so hatte er nichtnur seine bequeme Wohnung hinter sich lassen müssen. Zu allem Überfluss mussteer sich nun auch noch mit dem gefürchteten Germanus und dem verachtenswertenHorton herumschlagen. Keiner sprach ein Wort mit ihm oder nahm seineAnwesenheit auch nur wahr. Doch das war Hamus im Grunde ganz recht, denn sokonnte er sich ungestört seinen Tagträumen hingeben, in denen er reihenweiseganz und gar unpriesterliche Dinge tat.
Die Pferde der Römer, die auf ihre Umgebungweitaus empfindsamer reagierten als ihre Herren, spürten das nahendeHufgeklapper, lange bevor es die Reiter hörten. Sie trabten zwar mitunveränderter Geschwindigkeit weiter, hoben aber die Köpfe und blähten dieNüstern. Ihr Instinkt sagte ihnen, dass sich eine Gefahr näherte.
Einer der römischen Soldaten bemerkte die Unruheseines Pferdes. Um es zu beruhigen, klopfte er ihm den Hals, doch die Angstdes Tieres sprang auf ihn über. Der Legionär nahm die finsteren Tiefen desWaldes neben der Straße genauer in Augenschein. Zunächst fiel ihm nichts Ungewöhnlichesauf, doch dann registrierte er eine undeutliche Bewegung zwischen den purpurnenSchatten. Hinter den Bäumen spähten seltsame, blasse Wesen hervor, wie Geister,die aus dem Nichts aufzutauchen und sich, als wären sie nur eineSinnestäuschung, ebenso rasch wieder in Luft aufzulösen schienen. (...)
© 2004 by Rowohlt Verlag GmbH
Übersetzung: Joachim Peters
- Autor: Frank Thompson
- 2004, 3, 336 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Dtsch. v. Joachim Peters
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499238780
- ISBN-13: 9783499238789
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "King Arthur".
Kommentar verfassen