Kingpeng
Roman
Die Geschwister Kinga und Nick leben in Wien symbiotisch zusammen in einer Wohnung mit Balkon. Außerdem betreiben sie noch gemeinsam einen Partyservice. Von ihrem Balkon aus beobachten die beiden fasziniert die reichen, schönen Menschen auf der Terrasse...
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Produktinformationen zu „Kingpeng “
Klappentext zu „Kingpeng “
Die Geschwister Kinga und Nick leben in Wien symbiotisch zusammen in einer Wohnung mit Balkon. Außerdem betreiben sie noch gemeinsam einen Partyservice. Von ihrem Balkon aus beobachten die beiden fasziniert die reichen, schönen Menschen auf der Terrasse gegenüber. Und plötzlich werden sie um kalte Platten gebeten und dürfen teilhaben an jener Glitzerwelt. Kinga geht ein Verhältnis mit einem Mann ein, dessen Frau mit Nick schläft. Ein rätselhafter Mord geschieht. Kinga kann sich an nichts erinnern
Lese-Probe zu „Kingpeng “
Alleine in einer nächtlichen Küche können einem die Gedanken für immer stehenbleiben, so ein Ort ist das. Auf keinen Fall sollte man sich lange darin aufhalten. Man darf die Mutter, die Ehefrau, die Tochter nicht dort einschließen. Neben tollen russischen Eintöpfen entstehen hier nämlich auch Mordgelüste und heimliche Alkoholikerinnen. In diesem großartigen Herzen des Hauses. / Banana Yoshimoto, Amrita / / Wir nennen die Terrasse gegenüber Terrakottainsel. Bei Anbruch der Dunkelheit schalten sie die Scheinwerfer ein. Die gestreifte Hollywoodschaukel und die Rattankorbsessel sind in der Dämmerung jetzt meist besetzt. Gegen Mitternacht tauschen sie die Scheinwerfer durch Kerzenlicht aus. Dann kann man drüben außer den unruhigen Lichtflecken nichts mehr erkennen. / Eigentlich ist diese Wohnung in der Innenstadt zu teuer für meinen Bruder Nick und mich. Unser Partyservice wirft nicht viel ab. Jeden Monat wird mehr vom Konto abgebucht als draufgebucht. Trotzdem ziehen wir in keinen Außenbezirk. In den Sommernächten sitzen wir auf unserem winzigen Balkon, unbemerkt zwischen Küchenkräutern und Tomatenstauden. Ringsherum breitet sich eine verbeulte Dächerlandschaft aus. Wo immer es möglich ist, halten sich Menschen im Freien auf. Wir schauen durch die schmiedeeisernen Stäbe auf die andere Seite. Unser Balkon liegt ein halbes Stockwerk höher als die Terrasse, sodass wir Einblick auf die gesamte Fläche haben. Zwischen den Häuserfronten verläuft eine schmale Straße, kaum befahren. / Wir denken uns Dialoge aus, die wir als Besitzer der Terrasse führen würden. / Unsere Gläser stehen am Boden. Nick verwendet den Suppenteller auf seinen Oberschenkeln als Aschenbecher. Die Spaghettireste vom Abendessen vermischen sich mit Zigarettenstummeln und Asche. Ich benutze einen richtigen Aschenbecher. / Wir beneiden die Leute von gegenüber um ihre Terrasse mit den wuchernden Kübelpflanzen. Man hört Cooljazz und manchmal erklingt ein Männerlachen, das Schwingungen in die warme Abendluft
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wirft, so wie ein ins Wasser geschleuderter Kieselstein Kreise auf der Wasseroberfläche erzeugt. Vermutlich essen sie kaltes Geflügel oder Meeresfrüchte auf geeisten Endivien und trinken Chablis aus langstieligen Gläsern. Nick und ich trinken kühlen Rotwein und zerbeißen Tütenhummerchips mit einem Hummeranteil von 0,5 Prozent. Die Chipsbrösel kleben auf Zunge und Gaumen und erinnern an das Kribbeln, das entsteht, wenn man Explosiv-Brause im Mund zerplatzen lässt. / Als Kinder haben wir uns diese Brause aus einem langen Plastikröhrchen auf die Zunge geschüttet, voneinander abgeschleckt und gegenseitig die Oberflächen unserer Zungen studiert. Die Untersuchungen waren genauso wichtig wie die Explosionen und das Abschlecken der Brausekristalle. Ich wollte immer an Nicks Zunge riechen und er an meiner. Der Geruch des sich an der Luft zersetzenden Speichels beim Herausstrecken der Zunge mischte sich mit dem metallischen Geschmack der Brause. Selbstvergessen standen wir da und schleckten und rochen an unseren Zungen. Meine sah danach immer aus, als wäre jemand mit einem gewellten Messer darauf abgerutscht. Nicks Zunge ist immer glatt geblieben. / Wir stoßen mit unseren Haushaltsgläsern an, die den Senfgläsern unserer Kindheit ähneln. Manchmal rieche ich noch den Senf heraus. / Auf der Terrakottainsel lehnt nun eine Frau an der Balustrade und sieht zu uns herüber. Sie steht im Lichtkegel eines Scheinwerfers und trägt ein helles bodenlanges Kleid. Mit einer Hand stützt sie sich ab, in der anderen hält sie ein Glas. Sie erinnert an eine Barbiepuppe. In ihren Haaren glitzert etwas. Man weiß nicht genau, sieht sie uns wirklich an, oder ist ihr Blick auf etwas anderes gerichtet, etwas, das wir nicht sehen können. Plötzlich hebt sie den Arm und macht eine Bewegung, als würde sie uns mit dem Glas zuprosten. / Nick steht auf und beugt sich über das Geländer. Dabei rutscht der Spaghettiteller von seinen Oberschenkeln und zer
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Autoren-Porträt von Linda Stift
Linda Stift, geboren 1969 in der Südsteiermark, Studium der Germanistik und Philosophie, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche Preise und Stipendien, Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften. "Kingpeng" ist ihr erster Roman.
Bibliographische Angaben
- Autor: Linda Stift
- 2008, 156 Seiten, Maße: 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 3442735262
- ISBN-13: 9783442735266
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