Kirchenkritik der Mystiker/ frühe Neuzeit

Vorliegender Band 2 (Frühe Neuzeit) des Forschungsprojektes 'Die Kirchenkritik der Mystiker - Prophetie aus Gotteserfahrung' befasst sich mit der Zeit von der Mitte des 15. bis Mitte des 18. Jahrhunderts. In der Mystikforschung wird diese Zeit als 'Blüte' bezeichnet: zum einen wegen der mystischen Fülle und Vielfalt, die uns darin begegnet; zum anderen weil die Veresprachlichung mystischer Erfahrung in den Volkssprachen sich so kraftvoll durchsetzt und im Schatten der Buchdruckpresse eine solche Verbreitung erfährt, dass mystische, spirituelle Autoren oft zur Klassik der jeweiligen Sprache und Kultur gehören; und schließlich weil in dieser Zeit die Neuschöpfung des Substantivs 'Mystik' erfolgt und die Mystikforschung einen starken Anstoß erhält. Mit der anthropologischen Wende zur Subjektivität wächst das Interesse an Biographie und Introspektion: Berichte und Erfahrungszeugnisse über den mystischen Weg werden selbstreflexiver und 'psychologischer', die innere Einheit von Gotteserfahrung und Selbsterfahrung wird reflex und durchaus auch analytisch thematisiert. Auch hier lernt der (Christen-)Mensch auf neue, bewusste Weise 'Ich' zu sagen - Entwicklungen und Aspekte, in denen sich der Glutkern des Christlichen mit seiner 'Entdeckung der Innerlichkeit' schöpferisch weiter entfaltet. In gewisser Weise lässt sich von der Geburt der Neuzeit aus dem Geist der Mytik sprechen, wie so unterschiedliche Denker wie Ernst Troeltsch und Michel de Certeau meinten. Der Band enthält Beiträge von Oswalt Bayer (Luther), Mariano Delgado ( Teresa von Avila / Johannes vom Kreuz), Ute Gause (Müntzer, Tersteegen), Barbara Hallensleben (Mary Ward), Peter Knauer (Ignatius), Carl-A. Keller (Calvin), Volker Leppin (Karlstadt), Simon Peng-Keller (Nikolaus von Flüe), Albert Raffelt (Pascal), Klaus Reinhardt / Harald Schwaetzer (Nikolaus von Kues), Volker Reinhardt (Savonarola), Michael Sievernich (Spee),