Knallbonbon
Roman
Es läuft richtig gut für die 28-jährige Reporterin Agata Hansson: Ihre Beziehung zu Teo wird immer besser und beruflich eröffnen sich ungeahnte Chancen. Als die Tochter einer Industriellen entführt wird, zieht Agata die Story geschickt an sich und stößt...
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Produktinformationen zu „Knallbonbon “
Es läuft richtig gut für die 28-jährige Reporterin Agata Hansson: Ihre Beziehung zu Teo wird immer besser und beruflich eröffnen sich ungeahnte Chancen. Als die Tochter einer Industriellen entführt wird, zieht Agata die Story geschickt an sich und stößt unverhofft auf wichtige Hinweise. Damit ist sie Patrick, ihrem Konkurrenten in der Redaktion, endlich eine Nasenlänge voraus. Doch dann der Schock: Agata ist schwanger! Aber sie will nicht dick werden und Windeln wechseln, sondern nachts in Bars sitzen und unbedingt ihren Job behalten! Teo hingegen freut sich schon riesig auf das Kind. Also wirft Agata alle konventionellen Vorstellungen von Karriere und Kind über Bord, trickst und flunkert und ist bald mittendrin im Abenteuer einer modernen Frau: zwischen Schwangerschaftskurs mit lauter Super-Mamis und der aufregenden Jagd nach der nächsten Schlagzeile...
Klappentext zu „Knallbonbon “
Es läuft richtig gut für die 28-jährige Reporterin Agata Hansson: Ihre Beziehung zu Teo wird immer besser, und beruflich eröffnen sich ungeahnte Chancen. Als die Tochter einer Industriellen entführt wird, zieht Agata die Story geschickt an sich und stößt unverhofft auf wichtige Hinweise. Damit ist sie Patrick, ihrem Konkurrenten in der Redaktion, endlich eine Nasenlänge voraus. Doch dann der Schock: Agata ist schwanger! Aber sie will nicht dick werden und Windeln wechseln, sondern jede Menge wunderbaren Sex haben, nachts in Bars sitzen und unbedingt ihren Job behalten! Teo hingegen freut sich schon riesig auf das Kind. Also wirft Agata alle konventionellen Vorstellungen von Karriere und Kind über Bord, trickst und flunkert und ist bald mittendrin im Abenteuer einer modernen Frau: zwischen Schwangerschaftskurs mit lauter Super-Mamis und der aufregenden Jagd nach der nächsten Schlagzeile.
Das Lieblingsbuch der Schwedinnen: hinreißend witzig!
Es läuft richtig gut für die 28-jährige Reporterin Agata Hansson: Ihre Beziehung zu Teo wird immer besser, und beruflich eröffnen sich ungeahnte Chancen. Als die Tochter einer Industriellen entführt wird, zieht Agata die Story geschickt an sich und stößt unverhofft auf wichtige Hinweise. Damit ist sie Patrick, ihrem Konkurrenten in der Redaktion, endlich eine Nasenlänge voraus. Doch dann der Schock: Agata ist schwanger! Aber sie will nicht dick werden und Windeln wechseln, sondern jede Menge wunderbaren Sex haben, nachts in Bars sitzen und unbedingt ihren Job behalten! Teo hingegen freut sich schon riesig auf das Kind. Also wirft Agata alle konventionellen Vorstellungen von Karriere und Kind über Bord, trickst und flunkert - und ist bald mittendrin im Abenteuer einer modernen Frau: zwischen Schwangerschaftskurs mit lauter Super-Mamis und der aufregenden Jagd nach der nächsten Schlagzeile.
"Die schwedische Bridget Jones - extrem unterhaltsam!"
Skånska Dagbladet
"Eine außergewöhnliche romantische Komödie - gleichermaßen frech und warmherzig!"
Aftonbladet
"Belinda Olssons Stil ist cool, witzig und schnell. Meisterhaft!"
8 sidor
Es läuft richtig gut für die 28-jährige Reporterin Agata Hansson: Ihre Beziehung zu Teo wird immer besser, und beruflich eröffnen sich ungeahnte Chancen. Als die Tochter einer Industriellen entführt wird, zieht Agata die Story geschickt an sich und stößt unverhofft auf wichtige Hinweise. Damit ist sie Patrick, ihrem Konkurrenten in der Redaktion, endlich eine Nasenlänge voraus. Doch dann der Schock: Agata ist schwanger! Aber sie will nicht dick werden und Windeln wechseln, sondern jede Menge wunderbaren Sex haben, nachts in Bars sitzen und unbedingt ihren Job behalten! Teo hingegen freut sich schon riesig auf das Kind. Also wirft Agata alle konventionellen Vorstellungen von Karriere und Kind über Bord, trickst und flunkert - und ist bald mittendrin im Abenteuer einer modernen Frau: zwischen Schwangerschaftskurs mit lauter Super-Mamis und der aufregenden Jagd nach der nächsten Schlagzeile.
"Die schwedische Bridget Jones - extrem unterhaltsam!"
Skånska Dagbladet
"Eine außergewöhnliche romantische Komödie - gleichermaßen frech und warmherzig!"
Aftonbladet
"Belinda Olssons Stil ist cool, witzig und schnell. Meisterhaft!"
8 sidor
Lese-Probe zu „Knallbonbon “
Millionenerbin auf offener Stra e entf hrtIch schaffe es gerade noch, eine Hand zwischen die Bust ren zu schieben, und sie zischen langsam und stotternd wieder auf. Der Busfahrer funkelt mich b se an.
"Was machen Sie denn da, Mensch!"
"Ja, ja, Entschuldigung!"
"Wissen Sie nicht, wie gef hrlich das ist? Nicht zu fassen!"
"Ist ja gut, nun fahren Sie schon!"
Weil ich wei , dass der ganze Bus mich anstarrt, sinke ich schnell auf den freien Platz neben einer jungen Frau mit einem Kleinkind auf dem Scho . Jetzt glotzt das Kind mich an, so unverhohlen und direkt, wie nur Kinder es k nnen. Es scheint, als versuchte es zu sprechen, eine Art Ufo-Sprache, die an Japanisch erinnert. Starre meinerseits durch das Fenster auf der anderen Seite des Mittelganges und hoffe, dass das Kind mich in Ruhe l sst. So vergehen ein paar Minuten, dann f ngt das Kleine an, mich am Jacken rmel zu zupfen. Ich versuche, ein St ck abzur cken. Jetzt zupft es wieder. Ich sehe die Mutter an, und sie beeilt sich, entschuldigend zu l cheln:
"Verzeihung. Sie ist so lebhaft, meine Kleine hier, manchmal glaube ich ..."
Die Mutter verstummt, und ihr verliebtes L cheln erlischt, weil alles, was sie erntet, ein rgerlicher Blick und ein zusammengekniffener Mund sind. Jetzt wendet die Mutter ihren Kopf ab und starrt durch die schmutzige Scheibe auf die vorbeiziehenden B ume. Sie h lt krampfhaft den Arm des Kindes fest, der mir am n chsten ist. Du, ich bin einfach hundem de, und Kaffee war auch keiner mehr da. Dein Kind ist sicher s und alles, aber es geht mir m chtig auf den Keks.
Aber ich sage nichts, stattdessen stehe ich auf und stelle mich in den Mittelgang. Ich muss sowieso bald raus. An der n chsten Haltestelle steigen sieben, acht Kinder mit Down-Syndrom zu. Sie werden von zwei gestressten Frauen begleitet, die versuchen, sie zusammenzuhalten. Nat rlich scheuchen die Frauen die ganze Schar zu mir, sodass ich eingeklemmt mit dem R cken zum Fenster stehe. Da f ngt es in meiner
... mehr
Handtasche zu klingeln an, aber ich komme nicht ran, um nach meinem Handy zu kramen.
"Schei e." Endlich schaffe ich es, die Tasche an mich zu bringen, die zwischen den beiden Frauen eingeklemmt war. Zu sp t.
"Man darf nicht fluuuchen", kichert jemand hinter mir, und ich drehe den Kopf. Ein Down-Teenie.
"Die fluuucht!", schreit ein anderer und springt auf und ab, und alle Down-Kinder springen mit, und die beiden Aufpasserinnen starren mich b se an, w hrend sie die Kinder anfauchen, dass sie mit dem Springen aufh ren sollen.
"Man darf nicht fluuuchen, man darf nicht fluuuuchen, man darf nicht fluuuuuchen!"
"Doch, darf man wohl", antworte ich steif ber die Schulter.
"Nein, das darf man wirklich nicht", kommt es streng von der einen Frau, w hrend sie gleichzeitig einem der Kinder den Mund zuh lt.
"Verdammte Schei e." Ich habe vergessen, den Signalknopf f r meine Haltestelle zu dr cken.
"Entschuldigen Sie, aber k nnten Sie wohl ... bitte ...", zischt mich eine der Frauen aus dem Mundwinkel an, und mir l uft der Schwei in Str men ber den R cken. Ich muss auf der Stelle aus diesem verdammten Bus raus!
Ich sto e mit dem Hintern die Schwingt r des Zeitungshauses auf, renne keuchend die Treppen zur Vierten hoch und tippe hastig den Zugangscode in die T r zwischen Empfang und Redaktion. Schleudere meine Jacke auf den Schreibtischstuhl, greife mir Stift und Block und hetze zum Kaffeeautomaten. H re, wie der Nachrichtenchef, Martin Belander, nach mir ruft, w hrend der Automat losr chelt und seine Kaffeepl rre in meinen wei en Plastikbecher spuckt, der aussieht wie die Zahnputzbecher in der Schule. Pl tzlich wird mir schwindlig, ich muss mich f r eine Sekunde an die Wand lehnen, und als das vorbei ist, nehme ich meinen Kaffeebecher und gehe hin ber zur "Arche", wie die l ngliche Schreibtischgruppe der Nachrichtenchefs bei uns in der Redaktion genannt wird.
"Agneta Trolles Tochter ist entf hrt worden."
"Warte mal, kenne ich den Namen nicht?"
"Das will ich doch hoffen. Sie ist Schwedens einflussreichste Unternehmerin. Reich wie ein Troll."
Er l chelt zufrieden ber seinen eigenen Witz.
"Cecilia Trolle, f nfzehn Jahre alt, wurde in ein Auto gezerrt, am Stureplan, mitten am helllichten Tag. Gestern."
"Woher wissen wir das?"
"Lasse hat einen Tipp von seiner Polizeiquelle gekriegt. Mit ein bisschen Gl ck hat die Konkurrenz noch keinen blassen Schimmer ... also hei t es jetzt mit Volldampf an die Arbeit, dass es nur so qualmt."
Ich trinke ein paar gro e Schlucke von meinem Ekelkaffee, bevor ich den Becher auf Martins Schreibtisch abstelle und anfange, mir Notizen zu machen.
"Sie war in Begleitung einer Freundin, aber wir wissen noch nicht, wer das ist. Ziemlich wahrscheinlich, dass es was mit ihrer Mutter zu tun hat. Sie ist schlie lich eine Milliarde schwer."
Letzteres betont er, als w re ich ein Kleinkind, und ich nicke langsam.
"Hat das denn sonst keiner gesehen? Gibt's keine Zeugen?"
"Das war wohl professionell gemacht. Sauschnell ... keine Ahnung. Wir machen jedenfalls eine Extraausgabe, Lasse und Patrick bernehmen den ganzen 'So spielte sich das Kidnapping-Drama ab'-Teil und verfolgen die Spuren, die wir bisher haben, will hei en: null. Sie halten Kontakt zur Polizei und sind verantwortlich f r den Bereich. Du kn pfst dir mit Maria die Familie und die Freunde vor. Wir brauchen die ganze Hintergrundstory dieses M dchens, alles."
Verstehe. Patrick hat es geschafft, sich ins Kriminalressort einzunisten, bei Lasse und Kompanie, er darf die dicken Brocken machen, w hrend Maria und ich an der Lebensgeschichte der Kleinen kleben. Was damit enden wird, dass wir aufdr seln, wo sie ihre Handtaschen gekauft hat, falls wir nichts Besseres finden.
"Rede mit Gunnarsson, er recherchiert seit sechs Uhr heute Morgen hinter ihr her ..."
Martin schielt auf seine Armbanduhr.
"Ich habe etliche Male versucht, dich anzurufen, wo zum Teufel hast du so lange gesteckt?"
"Tut mir leid, Verkehrsstau, der Bus sa fest."
"Dann steigt man aus und nimmt ein Taxi", erwidert Martin sarkastisch und ich bei e mir auf die Zunge. In Wahrheit ist es ja auch so, dass ich schon lange nicht mehr so fr h aufstehen musste. Normalerweise f ngt meine Schicht um halb zwei nachmittags an und geht bis Mitternacht.
"Wie gesagt, wir machen eine Extraausgabe, also an die Arbeit und zwar dalli."
"Geht klar."
Wenn ein Film in einer Zeitungsredaktion spielt, herrscht dort meistens permanent Hochbetrieb und Hektik. In Wirklichkeit bleibt genug Zeit f r eine Menge Pausen bei Kaffee und Br tchen, die Leute haben Gesundheitslatschen an und unterhalten sich dar ber, was sie am Wochenende machen wollen. Aber dann pl tzlich - passiert das, worauf alle warten. Entweder sind wir die Einzigen mit einem sogenannten Scoop, einem Superkn ller, wenn jemand aus der Redaktion einer ganz hei en Sache auf der Spur ist. Dann finden kleine geheime Besprechungen statt, von denen au er dem Chefredakteur, dem Leitenden Redakteur, den Nachrichtenchefs und dem betreffenden Reporter kaum jemand was mitkriegt. Oder eine gro e Sensation, die wie ein Erdbeben die Redaktionen ersch ttert - Au enministerin niedergestochen, prominenter Sportler verletzt, Krieg in Kuwait, Irak, Afghanistan -, kommt ber die Nachrichtenagentur Tidningarnas Telegrambyr herein, oder jemand aus der Bev lkerung ruft uns auf dem Tipps-Telefon an. Wenn die Nachricht ber TT kommt, ert nt ein durchdringendes Signal, und alle rennen zu ihren Computern, auf denen die Meldung hereintickert. Und genau wie auf einer Feuerwache kennen alle ihren Platz in der Alarmkette. Die Nachrichtenchefs beraten sich, eine Strategie wird geplant, mit roten Wangen und hellem Eifer im Blick, endlich Wasser im Schlauch, endlich gegen die Uhr arbeiten, die Konkurrenz ausstechen, jetzt geht's los, Leute. Reporter und Fotografen werden zusammengetrommelt und hierher beordert, und danach, wenn sie eilig wieder ausgeschw rmt sind, herrscht Stille in der Redaktion. Stille und Konzentration. Die Redakteure fangen an, die Seiten zu skizzieren. Der Nachrichtenchef und der Leitende Redakteur und vielleicht sogar der Chefredakteur, wenn es eine richtig sensationelle Nachricht ist, bereiten eine Extraausgabe vor. Man muss schnell mit einer neuen Ausgabe drau en sein, noch am selben Tag, an dem die Zeitung eben erst erschienen ist. Ich pers nlich liebe es, wenn auch die Konkurrenz an derselben Sache arbeitet, dieses Gef hl, den Fuchs mit der ganzen Meute zu jagen. Man wei , dass man nicht allein hinter der Beute her ist, das macht das Ganze noch spannender. Vor allem kann eine Allerweltsreporterin wie ich - die von allem und jedem ein bisschen Ahnung hat und vielleicht morgens eine Kurzmeldung ber eine neue Viagrastudie schreibt und nachmittags die j ngste Sauftour eines Filmstars ausschlachtet - sich gl cklich sch tzen, wenn sie einige wenige Male im Jahr die Gelegenheit bekommt, dabei zu sein und ihre Krallen in einen Fall zu schlagen, ber den ganz Schweden in den Kaffepausen oder am Mittagstisch diskutieren wird.
Aber zuerst das ganze langweilige Zeug. Herumtelefonieren, machen und tun.
Rufe Gunnarsson an und lasse mir die Telefonnummern von Cecilia Trolles Eltern und den Namen ihrer Schule geben. Gunnarsson will versuchen, auch noch eine Liste ber Cecilias Klassenkameraden zu besorgen, damit Patrick etwas in der Hand hat, um die Begleiterin ausfindig zu machen, die Augenzeugin. Ich lege auf und kaue an meinem Stift. Mir bleiben jetzt zwei M glichkeiten: Ich kann irgendwas zusammenfaseln, wie geschockt alle sind und das ganze Zeug, das uns kein St ck weiterbringt in dem Drama. Oder ich kann versuchen, Cecilias Begleiterin aufzusp ren, und mir auf diese Art das beste St ck an der Geschichte sichern. Auf jeden Fall kann ich zwanzig Minuten abzweigen und ein bisschen herumschn ffeln, bevor ich mich wieder an Marias und meinen Text mache. Leider habe ich als Reporterin f r Vermischtes nicht solche gediegenen Polizeiquellen wie die Kollegen vom Kriminalressort, die sich auf Verbrechen spezialisiert haben. Aber hin und wieder gibt es ja auch noch andere Wege.
Ich w hle die Handynummer von Agneta Trolle. Eine nasale Oberklassestimme bittet mich sowohl in Schwedisch als auch in einem tadellosen British English, eine Nachricht zu hinterlassen. Danach rufe ich die Handynummer von Cecilias Vater an. Keine Antwort. Cecilias gro er Bruder, Tom. Da nimmt auch keiner ab. Ich hinterlasse keine Nachricht. Die rufen ja sowieso nicht zur ck.
Mal sehen, wer k nnte diese Zeugin sein, Cecilias Begleiterin. St bere im Pressearchiv nach Infos ber Agneta Trolle. Aha, vierundf nfzig Jahre alt, Vorstandsvorsitzende der Omega Investment Group, gr ter Konzern Skandinaviens, in Familienbesitz. Zu dem Konzern geh rt alles M gliche, von einer gro en bekannten Warenhauskette bis hin zu Schwedens f hrendem Mobilfunkanbieter. Befreundet mit K nigin Silvia. In den letzten vier Jahren jedes Mal zur einflussreichsten Unternehmerin Schwedens gek rt, Platz sieben auf der Financial-Times-Rangliste der m chtigsten Frauen der Welt. Ihr Konzern spendet au erdem Millionen f r wohlt tige Zwecke, und Agneta verteilt zu jedem Weihnachtsfest Geschenke und Lebensmittel an Obdachlose. Mit anderen Worten, eine Mutter Teresa im Designerkost m.
Schlage im Fotoarchiv nach. Klicke ein Bild von Agneta auf, das sie auf einem gro en dunkelbraunen Pferd zeigt. Im Hintergrund ist ein Landhaus zu sehen, zu F en des riesigen Pferdes sitzt ein Hund, anscheinend ein Sch ferhund. Agneta tr gt beige Reithosen, dunkelbraune lederne Reitstiefel und ein kurz rmeliges Poloshirt. Aber sie macht eher den Eindruck einer Frau vom Land, als den einer grazilen Oberschicht-Lady. Kurzgeschnittene blonde Haare, kr ftige Arme, insgesamt eine robuste Erscheinung. Sie wirkt energisch, so als h tte sie keine Scheu, kr ftig zuzupacken. Ich klicke weiter, bekomme ein paar Gruppenaufnahmen von irgendeiner Veranstaltung auf den Bildschirm. Zwei blonde Frauen in mittleren Jahren, die eine, Agneta, im Kost m, die andere im Kleid, stehen l chelnd um Starstylist Micael Bindefeld herum, beide mit Champagnergl sern in den H nden. Ich lese den Bildtext. "Agneta Trolle und Ulla Lebourne." Scrolle nach unten, es gibt noch mehr Fotos, auf denen die beiden zusammen zu sehen sind, anscheinend sind sie Freundinnen. Mal angenommen, diese Ulla h tte Kinder in Cecilias Alter, dann w re es doch ziemlich wahrscheinlich, dass die wissen, wer bei Cecilia war, als sie in das Auto gezerrt wurde. Ich schlage im Steuerzahlerregister nach. Ulla Lebourne hat eine f nfzehnj hrige Tochter namens Josephine. Bingo!
Finde Josephines Handynummer im Telefonbuch. Schaue auf die Uhr. Schon Viertel vor neun. W hle die Nummer. Krame nach meinem Stift, der sich mal wieder in dem Durcheinander auf meinem Schreibtisch verkrochen hat, w hrend ich dem Klingelton hinterherlausche.
"Hallo?", meldet sich eine m rrische, etwas undeutliche Jungm dchenstimme.
"Spreche ich mit Josephine?"
"Ja, wieso?"
Josephine zieht die Nase hoch.
"Hey, wie sch n, dass ich dich erreiche. Ich bin Agata Hansson von der Abendzeitung, ich schreibe einen Artikel ber deine Freundin Cecilia."
"Woher haben Sie meine Nummer?"
Ihre Stimme klingt gepresst und ein wenig ngstlich.
"Ich denke, dir liegt auch unheimlich viel daran, dass wir Cecilia finden, oder?"
"Ich darf mit niemandem reden ..."
"Verstehe, aber wenn ich dir nur ein paar klitzekleine Fragen stellen d rfte? Die mir weiterhelfen? Es braucht ja keiner zu wissen, dass wir miteinander gesprochen haben."
Ich h re Josephine atmen, kurze, schnelle Schnaufer in der Leitung. Ich warte, schreibe in der Zwischenzeit eine Mail an Maria, die drei Schreibtische entfernt sitzt, dass sie das K nigshaus anrufen und nachfragen soll, ob Agneta Trolle tats chlich mit der K nigin befreundet ist. Maria blickt auf und nickt stumm.
"Josephine, ich verstehe gut, dass du traurig bist, es muss im Moment furchtbar schwer f r dich sein."
"Hat die Polizei gesagt, dass Sie mich anrufen sollen?"
Ich kann mein Gl ck kaum fassen. Ich kann es wirklich kaum fassen.
"Josephine, ich wei genau, wie nahe dir das alles geht. Es muss schlimm gewesen sein, mit anzusehen, wie die beste Freundin ..."
"Es ... es war so furchtbar. Ich konnte irgendwie gar nichts tun. Pl tzlich war da einfach dieses Auto ..."
Josephine bricht ab und f ngt an zu schluchzen.
"Ich verstehe dich, glaub mir. Sag mal, k nnen wir uns treffen?"
"Ich wei nicht ..."
"Wo bist du jetzt?"
"Zu Hause ..."
"Und wo ist das?"
"Im ... Valhallav gen."
Sie sagt nicht, welche Hausnummer, aber ich habe die Adresse ohnehin schon.
"Sind deine Eltern zu Hause?"
"Sie kommen in einer Stunde."
"Okay, wei t du was, wir treffen uns vor deinem Haus, dann k nnen wir ein bisschen reden. In zwanzig Minuten, ja?"
Ich schreibe mir die Adresse auf und will gerade auflegen.
"Also ... ich wei nicht ..."
"Wir tun das f r Cecilia, du und ich. Wir m ssen mithelfen, sie zu finden!"
"Okay", h re ich noch, bevor Josephine wieder zu weinen beginnt.
Ich gehe r ber zu Martin. Er telefoniert gerade, aber ich spreche ihn trotzdem an.
"Ich hab den Augenzeugen gefunden. Ihre Freundin."
Martin fragt in den H rer, ob er gleich zur ckrufen kann, und legt auf.
"Wie das denn, sag mal?"
Ich erz hle es kurz.
"Gut, ruf Patrick auf seinem Handy an. Er soll hinfahren und mit ihr reden."
"Wei t du, sie war sehr aufgew hlt. Sie sagt, sie will nur mit mir reden. Ich k nnte mir vorstellen, so von Frau zu Frau, vielleicht ..."
Ich versuche, ein unschuldiges und etwas besorgtes Gesicht zu machen, w hrend Martin nachdenkt.
"Okay. Aber denk dran, sie ist minderj hrig. Sind ihre Eltern zu Hause?"
"Nein, sie wissen nicht, dass ich komme. Sie haben ihr verboten, mit jemandem zu reden. Aber sie sagt, sie will sich unbedingt mit mir treffen", l ge ich, um ganz sicherzugehen, dass er mich hinfahren l sst, bevor er kalte F e kriegt, weil die Kleine minderj hrig ist.
Martin reckt den Hals und sp ht vorbei am Sportressort, das hinter der Arche platziert ist, hin ber zum Zimmer unseres Leitenden Redakteurs Janne Olsson.
"Warte hier", ermahnt er mich, als er Janne entdeckt, der in seinem B ro steht und telefoniert. Ich sehe ihn dorthin verschwinden, gleichzeitig kommt Patrick aus dem Kriminalressort, das genau gegen ber von mir liegt. Mein Herz galoppiert. Das k nnte in die Hose gehen.
"Wo ist Martin?"
"Auf dem Klo", l ge ich und hoffe, dass Patrick sich wieder verkr melt.
"Sei so lieb und sag ihm, dass ich ihn sprechen muss, ja?"
Er geht wieder, und ich fange an, nerv s am Hosensaum meiner Jeans zu zupfen. Martin und Janne stehen sich jetzt direkt gegen ber, Martin redet und Janne streicht sich mit der Hand ber seinen feuerroten Bart. Wenige Minuten sp ter kommt Martin im Laufschritt zur ck zur Arche.
"Okay, aber wir bringen es nur als Hintergrundinformation. Keine Zitate, keine Namensnennung, klar? Und geh den Eltern aus dem Weg! Mit denen reden wir sp ter. Ab!"
Ich warte ein paar Minuten vor Josephines Haus, bevor ich wieder ihre Handynummer w hle. Keine Antwort. Schei e. Sie kneift. Aber die G tter m ssen mich erh rt haben, denn im selben Moment erscheint der Brieftr ger. Er h lt mir sogar die T r auf.
"Danke, mir fiel grad der T rcode nicht ein", l chle ich entschuldigend und schl pfe ins Treppenhaus.
Im Fahrstuhl kontrolliere ich mein Spiegelbild, nehme die rote M tze ab und wuschle mein dunkles Haar auf, der Pony klebt mir schwei nass an der Stirn.
Vor der Wohnungst r warte ich einen Moment. Horche auf Stimmen, aber die massive dunkle T r l sst kein Ger usch durch. Also klopfe ich. Schon nach wenigen Augenblicken rasselt drinnen eine T rkette, und ein Schl ssel dreht sich im Schloss.
"Ja?"
Ein junges M dchen mit d nner, fast fl sternder Stimme ffnet die T r, und ein Anflug von Schmerz huscht ber ihr Gesicht, als sie begreift, dass ich es bin. F r den Bruchteil einer Sekunde erfasst mich Mitgef hl, aber ich bin darin ge bt, nicht empfindsam zu sein, deshalb sch ttle ich dieses Gef hl ab. Die Nachrichtenchefs entscheiden dar ber, was in der Zeitung erscheint, als Reporter hat man nur die Aufgabe, so viele Fakten wie m glich zu sammeln. Au erdem ist es eine verdammt hei e Geschichte. Josephine ist die wichtigste Augenzeugin, und ich, ich ganz allein, habe sie gefunden.
Ich folge ihr in ein riesiges Wohnzimmer. An den W nden h ngen dieselben Bilder, die meine Eltern als Poster in der K che haben. Allerdings beschleicht mich der Verdacht, dass diese Gem lde hier Originale sind, in echtgoldenen Rahmen. Josephine rafft eine Wolldecke um sich zusammen, bevor sie sich auf den Rand eines riesigen cremewei en Sofas setzt, das berquillt von beigen und braunen Kissen aus orientalischer Seide. Vor uns thront der pr chtigste Kachelofen, den ich jemals gesehen habe, er ist mittelmeergr n. Obwohl ich danach suche, entdecke ich keinen Fernseher im Zimmer.
"Darf ich mich dorthin setzen?"
Ich zeige auf einen gigantischen Polstersessel, der in der gegen berliegenden Ecke steht. Josephine nickt.
Sie ist klein und zierlich und s auf diese High-Society-Art, sieht lter aus als f nfzehn, mit blonden, nachl ssig aufget rmten Haaren und einer Riviera-gebr unten Haut, obwohl jetzt Oktober ist. Den Blick fest auf den Kachelofen gerichtet, schildert sie mir mit monotoner Stimme den gestrigen Tag. Sie erz hlt, wie sie und Cecilia untergehakt gingen, und als sie direkt vor einem Restaurant namens Lydmar kurz hinter dem Stureplan, Stockholms hippstem Platz, waren, hielt ein Auto an, und ein Mann fragte nach dem Weg, Cecilia beugte sich vor, und der Mann ffnete die Wagent r, zog Cecilia urpl tzlich auf den Vordersitz, und dann raste das Auto davon. Josephine war zuerst wie versteinert, dann rannte sie nach Hause und sa geschockt auf dem Sofa, bis ihr d mmerte, dass sie wohl besser die Polizei alarmieren sollte.
"Warum bist du nach Hause gelaufen, hattest du kein Handy dabei, oder h ttest du nicht jemanden auf der Stra e anhalten k nnen?"
Josephine sagt nichts, bestimmt eine halbe Minute lang. Ich wei nicht genau, ob sie mit den Tr nen k mpft oder was sie dort eigentlich tut, sie hat den Kopf gesenkt und zupft an den Fransen der Wolldecke herum.
"Doch, aber wir sollten ja eigentlich in der Schule sein ... wir hatten vorher noch nie geschw nzt ... oder, ich wei nicht ... ich hatte einen Schock, denke ich. Es ging so schnell, und irgendwie sah es beinahe so aus, als w re sie von allein eingestiegen. Wissen Sie, was ich meine?"
"Wie sp t war es da, erinnerst du dich?"
"Kannst du den Mann beschreiben, der sie in das Auto gezogen hat?"
"Ich wei nicht genau. Er hat sich einfach schnell nach vorn gebeugt, Cecilia stand auch etwas geb ckt, vor der Beifahrert r. Ich habe es nicht richtig gesehen. Die Polizei hat mich auch mehrmals danach gefragt, aber ich wei es doch nicht."
Josephine beginnt wieder zu schluchzen und schn uzt sich in ein Taschentuch, das sie w hrend unseres Gespr chs in der einen Hand knetet.
"H r zu, Josephine, das ist v llig okay. Nat rlich hattest du einen Schock. Du kannst nichts daf r."
Ich warte ein paar Atemz ge lang, bevor ich weiterfrage.
"Hat Cecilia einen Freund?"
Josephine sch ttelt den Kopf. Aber sie sieht unschl ssig aus.
"Alle in der Schule glauben, dass wir jede Menge Typen haben, aber das stimmt berhaupt nicht ... Wir wollen einfach nur Spa ... Cecilia ist echt verr ckt."
Sie kichert. Dann wird ihr Gesicht wieder traurig. Sie streicht die blonden Str hnen zur ck, die sich aus dem Haarkn uel gel st haben.
"Na klar wollt ihr Spa ! Ist doch logisch, oder?", sage ich und versuche, ein aufmunterndes Gesicht zu machen. Wie die beste gro e Schwester, die man sich nur w nschen kann.
"Schon, obwohl es ja leicht eine Menge Gerede gibt", wirft Josephine ein. "Man kann doch wild sein und sich anziehen wie eine ... na ja ... Schlampe ... ohne eine zu sein ... wissen Sie", sagt sie und senkt die Stimme.
"Ich wei . Als ich zur Schule ging, haben sie ber mich auch geredet."
Sie mustert mich neugierig.
"Kannst dir ja denken. Diese Ger chte eben. Die nicht stimmten. Und selbst wenn, wen bittesch n geht das was an? Wo ist das Problem? Ist doch mein Leben, oder?"
Josephine nickt eifrig, und ich versuche insgeheim meine L ge damit zu rechtfertigen, dass der Zweck die Mittel heiligt.
"Wei t du, ob jemand versucht hat, Cecilias Familie zu erpressen, oder ob sie, na ja, Feinde haben?"
"Nein, jedenfalls hat sie nichts in der Art erw hnt. War bestimmt irgend so ein Irrer", meint Josephine und zuckt bedauernd die Schultern.
"Und dir ist in der letzten Zeit nichts aufgefallen an Cecilia? Dass sie sich bedroht f hlte oder dass vielleicht etwas vorgefallen war?"
F r den Bruchteil einer Sekunde glaube ich etwas in Josephines Augen zu erkennen, ein Z gern, aber ich muss es mir eingebildet haben, denn ihre Antwort kommt prompt.
"Nein, berhaupt nichts."
"Erz hl mir ein bisschen von Cecilia. Kennt ihr euch schon lange?"
"Unser ganzes Leben. Unsere M tter waren zusammen im Lundsberg-Internat, in derselben Klasse. Wir machen alles gemeinsam, Cecilia und ich. Sie ist eine tolle Freundin. Wir k nnen ber alles reden."
"Ist sie gut in der Schule?"
"Sie k nnte es sein. Sie sagt immer, ich sei eine Streberin.
Cecilia will Model werden. Das k nnte sie auch, wirklich, weil sie so h bsch ist, aber sie findet sich zu dick, dabei ist es doch ganz einfach, abzunehmen. Schlimmer ist es, wenn man nicht h bsch ist. Sessi kommt auf Fotos immer super r ber."
"Sessi? So wird sie genannt?"
"Sie sollten jetzt besser gehen."
Wir erheben uns, und sie begleitet mich wieder hinaus in die Halle. Ich bemerke ein Paar Reitstiefel zwischen den aufgereihten Schuhen.
"Reitest du?"
"Wir reiten beide, Mama und ich."
"Ihr habt sicher eigene Pferde, oder?"
Josephine macht ein verwundertes Gesicht.
"Ja, nat rlich."
"Reitet Cecilia auch?"
"Nein, nicht mehr. Aber fr her ist sie oft geritten. Sie ist eine sehr gute Springerin. Hat an Turnieren teilgenommen und alles."
Ich kritzle meine Handynummer und meine Nummer in der Redaktion auf ein Blatt aus meinem Block, rei e es heraus und halte es ihr hin. Josephine starrt schweigend darauf.
"Bitte ruf mich an, falls dir noch etwas einf llt oder falls sich was tut, ja?", sage ich, und sie nickt.
"Sagen Sie meinen Eltern nichts. Sie m gen keine ... na ja ... Boulevardzeitungen."
Jetzt bin ich die, die nickt.
W hrend ich auf mein Taxi zur ck zur Redaktion warte, rufe ich Martin an und erstatte Bericht. Er sagt, dass er mit Janne besprechen will, wie wir die Sache handhaben sollen.
"H r mal, Martin, das ist jetzt meine Story, die Kleine verl sst sich auf mich. Ich rufe die Polizei an."
"Ja, ja", sagt Martin genervt. "Sieh lieber zu, dass du deinen Hintern hierher bewegst."
Im Taxi beginne ich damit, den Artikel in meinen Block zu schreiben, au erdem liste ich die wichtigsten Fragen an die Polizei auf.Ach, was ist das doch f r ein wunderbarer Schei tag.
"Schei e." Endlich schaffe ich es, die Tasche an mich zu bringen, die zwischen den beiden Frauen eingeklemmt war. Zu sp t.
"Man darf nicht fluuuchen", kichert jemand hinter mir, und ich drehe den Kopf. Ein Down-Teenie.
"Die fluuucht!", schreit ein anderer und springt auf und ab, und alle Down-Kinder springen mit, und die beiden Aufpasserinnen starren mich b se an, w hrend sie die Kinder anfauchen, dass sie mit dem Springen aufh ren sollen.
"Man darf nicht fluuuchen, man darf nicht fluuuuchen, man darf nicht fluuuuuchen!"
"Doch, darf man wohl", antworte ich steif ber die Schulter.
"Nein, das darf man wirklich nicht", kommt es streng von der einen Frau, w hrend sie gleichzeitig einem der Kinder den Mund zuh lt.
"Verdammte Schei e." Ich habe vergessen, den Signalknopf f r meine Haltestelle zu dr cken.
"Entschuldigen Sie, aber k nnten Sie wohl ... bitte ...", zischt mich eine der Frauen aus dem Mundwinkel an, und mir l uft der Schwei in Str men ber den R cken. Ich muss auf der Stelle aus diesem verdammten Bus raus!
Ich sto e mit dem Hintern die Schwingt r des Zeitungshauses auf, renne keuchend die Treppen zur Vierten hoch und tippe hastig den Zugangscode in die T r zwischen Empfang und Redaktion. Schleudere meine Jacke auf den Schreibtischstuhl, greife mir Stift und Block und hetze zum Kaffeeautomaten. H re, wie der Nachrichtenchef, Martin Belander, nach mir ruft, w hrend der Automat losr chelt und seine Kaffeepl rre in meinen wei en Plastikbecher spuckt, der aussieht wie die Zahnputzbecher in der Schule. Pl tzlich wird mir schwindlig, ich muss mich f r eine Sekunde an die Wand lehnen, und als das vorbei ist, nehme ich meinen Kaffeebecher und gehe hin ber zur "Arche", wie die l ngliche Schreibtischgruppe der Nachrichtenchefs bei uns in der Redaktion genannt wird.
"Agneta Trolles Tochter ist entf hrt worden."
"Warte mal, kenne ich den Namen nicht?"
"Das will ich doch hoffen. Sie ist Schwedens einflussreichste Unternehmerin. Reich wie ein Troll."
Er l chelt zufrieden ber seinen eigenen Witz.
"Cecilia Trolle, f nfzehn Jahre alt, wurde in ein Auto gezerrt, am Stureplan, mitten am helllichten Tag. Gestern."
"Woher wissen wir das?"
"Lasse hat einen Tipp von seiner Polizeiquelle gekriegt. Mit ein bisschen Gl ck hat die Konkurrenz noch keinen blassen Schimmer ... also hei t es jetzt mit Volldampf an die Arbeit, dass es nur so qualmt."
Ich trinke ein paar gro e Schlucke von meinem Ekelkaffee, bevor ich den Becher auf Martins Schreibtisch abstelle und anfange, mir Notizen zu machen.
"Sie war in Begleitung einer Freundin, aber wir wissen noch nicht, wer das ist. Ziemlich wahrscheinlich, dass es was mit ihrer Mutter zu tun hat. Sie ist schlie lich eine Milliarde schwer."
Letzteres betont er, als w re ich ein Kleinkind, und ich nicke langsam.
"Hat das denn sonst keiner gesehen? Gibt's keine Zeugen?"
"Das war wohl professionell gemacht. Sauschnell ... keine Ahnung. Wir machen jedenfalls eine Extraausgabe, Lasse und Patrick bernehmen den ganzen 'So spielte sich das Kidnapping-Drama ab'-Teil und verfolgen die Spuren, die wir bisher haben, will hei en: null. Sie halten Kontakt zur Polizei und sind verantwortlich f r den Bereich. Du kn pfst dir mit Maria die Familie und die Freunde vor. Wir brauchen die ganze Hintergrundstory dieses M dchens, alles."
Verstehe. Patrick hat es geschafft, sich ins Kriminalressort einzunisten, bei Lasse und Kompanie, er darf die dicken Brocken machen, w hrend Maria und ich an der Lebensgeschichte der Kleinen kleben. Was damit enden wird, dass wir aufdr seln, wo sie ihre Handtaschen gekauft hat, falls wir nichts Besseres finden.
"Rede mit Gunnarsson, er recherchiert seit sechs Uhr heute Morgen hinter ihr her ..."
Martin schielt auf seine Armbanduhr.
"Ich habe etliche Male versucht, dich anzurufen, wo zum Teufel hast du so lange gesteckt?"
"Tut mir leid, Verkehrsstau, der Bus sa fest."
"Dann steigt man aus und nimmt ein Taxi", erwidert Martin sarkastisch und ich bei e mir auf die Zunge. In Wahrheit ist es ja auch so, dass ich schon lange nicht mehr so fr h aufstehen musste. Normalerweise f ngt meine Schicht um halb zwei nachmittags an und geht bis Mitternacht.
"Wie gesagt, wir machen eine Extraausgabe, also an die Arbeit und zwar dalli."
"Geht klar."
Wenn ein Film in einer Zeitungsredaktion spielt, herrscht dort meistens permanent Hochbetrieb und Hektik. In Wirklichkeit bleibt genug Zeit f r eine Menge Pausen bei Kaffee und Br tchen, die Leute haben Gesundheitslatschen an und unterhalten sich dar ber, was sie am Wochenende machen wollen. Aber dann pl tzlich - passiert das, worauf alle warten. Entweder sind wir die Einzigen mit einem sogenannten Scoop, einem Superkn ller, wenn jemand aus der Redaktion einer ganz hei en Sache auf der Spur ist. Dann finden kleine geheime Besprechungen statt, von denen au er dem Chefredakteur, dem Leitenden Redakteur, den Nachrichtenchefs und dem betreffenden Reporter kaum jemand was mitkriegt. Oder eine gro e Sensation, die wie ein Erdbeben die Redaktionen ersch ttert - Au enministerin niedergestochen, prominenter Sportler verletzt, Krieg in Kuwait, Irak, Afghanistan -, kommt ber die Nachrichtenagentur Tidningarnas Telegrambyr herein, oder jemand aus der Bev lkerung ruft uns auf dem Tipps-Telefon an. Wenn die Nachricht ber TT kommt, ert nt ein durchdringendes Signal, und alle rennen zu ihren Computern, auf denen die Meldung hereintickert. Und genau wie auf einer Feuerwache kennen alle ihren Platz in der Alarmkette. Die Nachrichtenchefs beraten sich, eine Strategie wird geplant, mit roten Wangen und hellem Eifer im Blick, endlich Wasser im Schlauch, endlich gegen die Uhr arbeiten, die Konkurrenz ausstechen, jetzt geht's los, Leute. Reporter und Fotografen werden zusammengetrommelt und hierher beordert, und danach, wenn sie eilig wieder ausgeschw rmt sind, herrscht Stille in der Redaktion. Stille und Konzentration. Die Redakteure fangen an, die Seiten zu skizzieren. Der Nachrichtenchef und der Leitende Redakteur und vielleicht sogar der Chefredakteur, wenn es eine richtig sensationelle Nachricht ist, bereiten eine Extraausgabe vor. Man muss schnell mit einer neuen Ausgabe drau en sein, noch am selben Tag, an dem die Zeitung eben erst erschienen ist. Ich pers nlich liebe es, wenn auch die Konkurrenz an derselben Sache arbeitet, dieses Gef hl, den Fuchs mit der ganzen Meute zu jagen. Man wei , dass man nicht allein hinter der Beute her ist, das macht das Ganze noch spannender. Vor allem kann eine Allerweltsreporterin wie ich - die von allem und jedem ein bisschen Ahnung hat und vielleicht morgens eine Kurzmeldung ber eine neue Viagrastudie schreibt und nachmittags die j ngste Sauftour eines Filmstars ausschlachtet - sich gl cklich sch tzen, wenn sie einige wenige Male im Jahr die Gelegenheit bekommt, dabei zu sein und ihre Krallen in einen Fall zu schlagen, ber den ganz Schweden in den Kaffepausen oder am Mittagstisch diskutieren wird.
Aber zuerst das ganze langweilige Zeug. Herumtelefonieren, machen und tun.
Rufe Gunnarsson an und lasse mir die Telefonnummern von Cecilia Trolles Eltern und den Namen ihrer Schule geben. Gunnarsson will versuchen, auch noch eine Liste ber Cecilias Klassenkameraden zu besorgen, damit Patrick etwas in der Hand hat, um die Begleiterin ausfindig zu machen, die Augenzeugin. Ich lege auf und kaue an meinem Stift. Mir bleiben jetzt zwei M glichkeiten: Ich kann irgendwas zusammenfaseln, wie geschockt alle sind und das ganze Zeug, das uns kein St ck weiterbringt in dem Drama. Oder ich kann versuchen, Cecilias Begleiterin aufzusp ren, und mir auf diese Art das beste St ck an der Geschichte sichern. Auf jeden Fall kann ich zwanzig Minuten abzweigen und ein bisschen herumschn ffeln, bevor ich mich wieder an Marias und meinen Text mache. Leider habe ich als Reporterin f r Vermischtes nicht solche gediegenen Polizeiquellen wie die Kollegen vom Kriminalressort, die sich auf Verbrechen spezialisiert haben. Aber hin und wieder gibt es ja auch noch andere Wege.
Ich w hle die Handynummer von Agneta Trolle. Eine nasale Oberklassestimme bittet mich sowohl in Schwedisch als auch in einem tadellosen British English, eine Nachricht zu hinterlassen. Danach rufe ich die Handynummer von Cecilias Vater an. Keine Antwort. Cecilias gro er Bruder, Tom. Da nimmt auch keiner ab. Ich hinterlasse keine Nachricht. Die rufen ja sowieso nicht zur ck.
Mal sehen, wer k nnte diese Zeugin sein, Cecilias Begleiterin. St bere im Pressearchiv nach Infos ber Agneta Trolle. Aha, vierundf nfzig Jahre alt, Vorstandsvorsitzende der Omega Investment Group, gr ter Konzern Skandinaviens, in Familienbesitz. Zu dem Konzern geh rt alles M gliche, von einer gro en bekannten Warenhauskette bis hin zu Schwedens f hrendem Mobilfunkanbieter. Befreundet mit K nigin Silvia. In den letzten vier Jahren jedes Mal zur einflussreichsten Unternehmerin Schwedens gek rt, Platz sieben auf der Financial-Times-Rangliste der m chtigsten Frauen der Welt. Ihr Konzern spendet au erdem Millionen f r wohlt tige Zwecke, und Agneta verteilt zu jedem Weihnachtsfest Geschenke und Lebensmittel an Obdachlose. Mit anderen Worten, eine Mutter Teresa im Designerkost m.
Schlage im Fotoarchiv nach. Klicke ein Bild von Agneta auf, das sie auf einem gro en dunkelbraunen Pferd zeigt. Im Hintergrund ist ein Landhaus zu sehen, zu F en des riesigen Pferdes sitzt ein Hund, anscheinend ein Sch ferhund. Agneta tr gt beige Reithosen, dunkelbraune lederne Reitstiefel und ein kurz rmeliges Poloshirt. Aber sie macht eher den Eindruck einer Frau vom Land, als den einer grazilen Oberschicht-Lady. Kurzgeschnittene blonde Haare, kr ftige Arme, insgesamt eine robuste Erscheinung. Sie wirkt energisch, so als h tte sie keine Scheu, kr ftig zuzupacken. Ich klicke weiter, bekomme ein paar Gruppenaufnahmen von irgendeiner Veranstaltung auf den Bildschirm. Zwei blonde Frauen in mittleren Jahren, die eine, Agneta, im Kost m, die andere im Kleid, stehen l chelnd um Starstylist Micael Bindefeld herum, beide mit Champagnergl sern in den H nden. Ich lese den Bildtext. "Agneta Trolle und Ulla Lebourne." Scrolle nach unten, es gibt noch mehr Fotos, auf denen die beiden zusammen zu sehen sind, anscheinend sind sie Freundinnen. Mal angenommen, diese Ulla h tte Kinder in Cecilias Alter, dann w re es doch ziemlich wahrscheinlich, dass die wissen, wer bei Cecilia war, als sie in das Auto gezerrt wurde. Ich schlage im Steuerzahlerregister nach. Ulla Lebourne hat eine f nfzehnj hrige Tochter namens Josephine. Bingo!
Finde Josephines Handynummer im Telefonbuch. Schaue auf die Uhr. Schon Viertel vor neun. W hle die Nummer. Krame nach meinem Stift, der sich mal wieder in dem Durcheinander auf meinem Schreibtisch verkrochen hat, w hrend ich dem Klingelton hinterherlausche.
"Hallo?", meldet sich eine m rrische, etwas undeutliche Jungm dchenstimme.
"Spreche ich mit Josephine?"
"Ja, wieso?"
Josephine zieht die Nase hoch.
"Hey, wie sch n, dass ich dich erreiche. Ich bin Agata Hansson von der Abendzeitung, ich schreibe einen Artikel ber deine Freundin Cecilia."
"Woher haben Sie meine Nummer?"
Ihre Stimme klingt gepresst und ein wenig ngstlich.
"Ich denke, dir liegt auch unheimlich viel daran, dass wir Cecilia finden, oder?"
"Ich darf mit niemandem reden ..."
"Verstehe, aber wenn ich dir nur ein paar klitzekleine Fragen stellen d rfte? Die mir weiterhelfen? Es braucht ja keiner zu wissen, dass wir miteinander gesprochen haben."
Ich h re Josephine atmen, kurze, schnelle Schnaufer in der Leitung. Ich warte, schreibe in der Zwischenzeit eine Mail an Maria, die drei Schreibtische entfernt sitzt, dass sie das K nigshaus anrufen und nachfragen soll, ob Agneta Trolle tats chlich mit der K nigin befreundet ist. Maria blickt auf und nickt stumm.
"Josephine, ich verstehe gut, dass du traurig bist, es muss im Moment furchtbar schwer f r dich sein."
"Hat die Polizei gesagt, dass Sie mich anrufen sollen?"
Ich kann mein Gl ck kaum fassen. Ich kann es wirklich kaum fassen.
"Josephine, ich wei genau, wie nahe dir das alles geht. Es muss schlimm gewesen sein, mit anzusehen, wie die beste Freundin ..."
"Es ... es war so furchtbar. Ich konnte irgendwie gar nichts tun. Pl tzlich war da einfach dieses Auto ..."
Josephine bricht ab und f ngt an zu schluchzen.
"Ich verstehe dich, glaub mir. Sag mal, k nnen wir uns treffen?"
"Ich wei nicht ..."
"Wo bist du jetzt?"
"Zu Hause ..."
"Und wo ist das?"
"Im ... Valhallav gen."
Sie sagt nicht, welche Hausnummer, aber ich habe die Adresse ohnehin schon.
"Sind deine Eltern zu Hause?"
"Sie kommen in einer Stunde."
"Okay, wei t du was, wir treffen uns vor deinem Haus, dann k nnen wir ein bisschen reden. In zwanzig Minuten, ja?"
Ich schreibe mir die Adresse auf und will gerade auflegen.
"Also ... ich wei nicht ..."
"Wir tun das f r Cecilia, du und ich. Wir m ssen mithelfen, sie zu finden!"
"Okay", h re ich noch, bevor Josephine wieder zu weinen beginnt.
Ich gehe r ber zu Martin. Er telefoniert gerade, aber ich spreche ihn trotzdem an.
"Ich hab den Augenzeugen gefunden. Ihre Freundin."
Martin fragt in den H rer, ob er gleich zur ckrufen kann, und legt auf.
"Wie das denn, sag mal?"
Ich erz hle es kurz.
"Gut, ruf Patrick auf seinem Handy an. Er soll hinfahren und mit ihr reden."
"Wei t du, sie war sehr aufgew hlt. Sie sagt, sie will nur mit mir reden. Ich k nnte mir vorstellen, so von Frau zu Frau, vielleicht ..."
Ich versuche, ein unschuldiges und etwas besorgtes Gesicht zu machen, w hrend Martin nachdenkt.
"Okay. Aber denk dran, sie ist minderj hrig. Sind ihre Eltern zu Hause?"
"Nein, sie wissen nicht, dass ich komme. Sie haben ihr verboten, mit jemandem zu reden. Aber sie sagt, sie will sich unbedingt mit mir treffen", l ge ich, um ganz sicherzugehen, dass er mich hinfahren l sst, bevor er kalte F e kriegt, weil die Kleine minderj hrig ist.
Martin reckt den Hals und sp ht vorbei am Sportressort, das hinter der Arche platziert ist, hin ber zum Zimmer unseres Leitenden Redakteurs Janne Olsson.
"Warte hier", ermahnt er mich, als er Janne entdeckt, der in seinem B ro steht und telefoniert. Ich sehe ihn dorthin verschwinden, gleichzeitig kommt Patrick aus dem Kriminalressort, das genau gegen ber von mir liegt. Mein Herz galoppiert. Das k nnte in die Hose gehen.
"Wo ist Martin?"
"Auf dem Klo", l ge ich und hoffe, dass Patrick sich wieder verkr melt.
"Sei so lieb und sag ihm, dass ich ihn sprechen muss, ja?"
Er geht wieder, und ich fange an, nerv s am Hosensaum meiner Jeans zu zupfen. Martin und Janne stehen sich jetzt direkt gegen ber, Martin redet und Janne streicht sich mit der Hand ber seinen feuerroten Bart. Wenige Minuten sp ter kommt Martin im Laufschritt zur ck zur Arche.
"Okay, aber wir bringen es nur als Hintergrundinformation. Keine Zitate, keine Namensnennung, klar? Und geh den Eltern aus dem Weg! Mit denen reden wir sp ter. Ab!"
Ich warte ein paar Minuten vor Josephines Haus, bevor ich wieder ihre Handynummer w hle. Keine Antwort. Schei e. Sie kneift. Aber die G tter m ssen mich erh rt haben, denn im selben Moment erscheint der Brieftr ger. Er h lt mir sogar die T r auf.
"Danke, mir fiel grad der T rcode nicht ein", l chle ich entschuldigend und schl pfe ins Treppenhaus.
Im Fahrstuhl kontrolliere ich mein Spiegelbild, nehme die rote M tze ab und wuschle mein dunkles Haar auf, der Pony klebt mir schwei nass an der Stirn.
Vor der Wohnungst r warte ich einen Moment. Horche auf Stimmen, aber die massive dunkle T r l sst kein Ger usch durch. Also klopfe ich. Schon nach wenigen Augenblicken rasselt drinnen eine T rkette, und ein Schl ssel dreht sich im Schloss.
"Ja?"
Ein junges M dchen mit d nner, fast fl sternder Stimme ffnet die T r, und ein Anflug von Schmerz huscht ber ihr Gesicht, als sie begreift, dass ich es bin. F r den Bruchteil einer Sekunde erfasst mich Mitgef hl, aber ich bin darin ge bt, nicht empfindsam zu sein, deshalb sch ttle ich dieses Gef hl ab. Die Nachrichtenchefs entscheiden dar ber, was in der Zeitung erscheint, als Reporter hat man nur die Aufgabe, so viele Fakten wie m glich zu sammeln. Au erdem ist es eine verdammt hei e Geschichte. Josephine ist die wichtigste Augenzeugin, und ich, ich ganz allein, habe sie gefunden.
Ich folge ihr in ein riesiges Wohnzimmer. An den W nden h ngen dieselben Bilder, die meine Eltern als Poster in der K che haben. Allerdings beschleicht mich der Verdacht, dass diese Gem lde hier Originale sind, in echtgoldenen Rahmen. Josephine rafft eine Wolldecke um sich zusammen, bevor sie sich auf den Rand eines riesigen cremewei en Sofas setzt, das berquillt von beigen und braunen Kissen aus orientalischer Seide. Vor uns thront der pr chtigste Kachelofen, den ich jemals gesehen habe, er ist mittelmeergr n. Obwohl ich danach suche, entdecke ich keinen Fernseher im Zimmer.
"Darf ich mich dorthin setzen?"
Ich zeige auf einen gigantischen Polstersessel, der in der gegen berliegenden Ecke steht. Josephine nickt.
Sie ist klein und zierlich und s auf diese High-Society-Art, sieht lter aus als f nfzehn, mit blonden, nachl ssig aufget rmten Haaren und einer Riviera-gebr unten Haut, obwohl jetzt Oktober ist. Den Blick fest auf den Kachelofen gerichtet, schildert sie mir mit monotoner Stimme den gestrigen Tag. Sie erz hlt, wie sie und Cecilia untergehakt gingen, und als sie direkt vor einem Restaurant namens Lydmar kurz hinter dem Stureplan, Stockholms hippstem Platz, waren, hielt ein Auto an, und ein Mann fragte nach dem Weg, Cecilia beugte sich vor, und der Mann ffnete die Wagent r, zog Cecilia urpl tzlich auf den Vordersitz, und dann raste das Auto davon. Josephine war zuerst wie versteinert, dann rannte sie nach Hause und sa geschockt auf dem Sofa, bis ihr d mmerte, dass sie wohl besser die Polizei alarmieren sollte.
"Warum bist du nach Hause gelaufen, hattest du kein Handy dabei, oder h ttest du nicht jemanden auf der Stra e anhalten k nnen?"
Josephine sagt nichts, bestimmt eine halbe Minute lang. Ich wei nicht genau, ob sie mit den Tr nen k mpft oder was sie dort eigentlich tut, sie hat den Kopf gesenkt und zupft an den Fransen der Wolldecke herum.
"Doch, aber wir sollten ja eigentlich in der Schule sein ... wir hatten vorher noch nie geschw nzt ... oder, ich wei nicht ... ich hatte einen Schock, denke ich. Es ging so schnell, und irgendwie sah es beinahe so aus, als w re sie von allein eingestiegen. Wissen Sie, was ich meine?"
"Wie sp t war es da, erinnerst du dich?"
"Kannst du den Mann beschreiben, der sie in das Auto gezogen hat?"
"Ich wei nicht genau. Er hat sich einfach schnell nach vorn gebeugt, Cecilia stand auch etwas geb ckt, vor der Beifahrert r. Ich habe es nicht richtig gesehen. Die Polizei hat mich auch mehrmals danach gefragt, aber ich wei es doch nicht."
Josephine beginnt wieder zu schluchzen und schn uzt sich in ein Taschentuch, das sie w hrend unseres Gespr chs in der einen Hand knetet.
"H r zu, Josephine, das ist v llig okay. Nat rlich hattest du einen Schock. Du kannst nichts daf r."
Ich warte ein paar Atemz ge lang, bevor ich weiterfrage.
"Hat Cecilia einen Freund?"
Josephine sch ttelt den Kopf. Aber sie sieht unschl ssig aus.
"Alle in der Schule glauben, dass wir jede Menge Typen haben, aber das stimmt berhaupt nicht ... Wir wollen einfach nur Spa ... Cecilia ist echt verr ckt."
Sie kichert. Dann wird ihr Gesicht wieder traurig. Sie streicht die blonden Str hnen zur ck, die sich aus dem Haarkn uel gel st haben.
"Na klar wollt ihr Spa ! Ist doch logisch, oder?", sage ich und versuche, ein aufmunterndes Gesicht zu machen. Wie die beste gro e Schwester, die man sich nur w nschen kann.
"Schon, obwohl es ja leicht eine Menge Gerede gibt", wirft Josephine ein. "Man kann doch wild sein und sich anziehen wie eine ... na ja ... Schlampe ... ohne eine zu sein ... wissen Sie", sagt sie und senkt die Stimme.
"Ich wei . Als ich zur Schule ging, haben sie ber mich auch geredet."
Sie mustert mich neugierig.
"Kannst dir ja denken. Diese Ger chte eben. Die nicht stimmten. Und selbst wenn, wen bittesch n geht das was an? Wo ist das Problem? Ist doch mein Leben, oder?"
Josephine nickt eifrig, und ich versuche insgeheim meine L ge damit zu rechtfertigen, dass der Zweck die Mittel heiligt.
"Wei t du, ob jemand versucht hat, Cecilias Familie zu erpressen, oder ob sie, na ja, Feinde haben?"
"Nein, jedenfalls hat sie nichts in der Art erw hnt. War bestimmt irgend so ein Irrer", meint Josephine und zuckt bedauernd die Schultern.
"Und dir ist in der letzten Zeit nichts aufgefallen an Cecilia? Dass sie sich bedroht f hlte oder dass vielleicht etwas vorgefallen war?"
F r den Bruchteil einer Sekunde glaube ich etwas in Josephines Augen zu erkennen, ein Z gern, aber ich muss es mir eingebildet haben, denn ihre Antwort kommt prompt.
"Nein, berhaupt nichts."
"Erz hl mir ein bisschen von Cecilia. Kennt ihr euch schon lange?"
"Unser ganzes Leben. Unsere M tter waren zusammen im Lundsberg-Internat, in derselben Klasse. Wir machen alles gemeinsam, Cecilia und ich. Sie ist eine tolle Freundin. Wir k nnen ber alles reden."
"Ist sie gut in der Schule?"
"Sie k nnte es sein. Sie sagt immer, ich sei eine Streberin.
Cecilia will Model werden. Das k nnte sie auch, wirklich, weil sie so h bsch ist, aber sie findet sich zu dick, dabei ist es doch ganz einfach, abzunehmen. Schlimmer ist es, wenn man nicht h bsch ist. Sessi kommt auf Fotos immer super r ber."
"Sessi? So wird sie genannt?"
"Sie sollten jetzt besser gehen."
Wir erheben uns, und sie begleitet mich wieder hinaus in die Halle. Ich bemerke ein Paar Reitstiefel zwischen den aufgereihten Schuhen.
"Reitest du?"
"Wir reiten beide, Mama und ich."
"Ihr habt sicher eigene Pferde, oder?"
Josephine macht ein verwundertes Gesicht.
"Ja, nat rlich."
"Reitet Cecilia auch?"
"Nein, nicht mehr. Aber fr her ist sie oft geritten. Sie ist eine sehr gute Springerin. Hat an Turnieren teilgenommen und alles."
Ich kritzle meine Handynummer und meine Nummer in der Redaktion auf ein Blatt aus meinem Block, rei e es heraus und halte es ihr hin. Josephine starrt schweigend darauf.
"Bitte ruf mich an, falls dir noch etwas einf llt oder falls sich was tut, ja?", sage ich, und sie nickt.
"Sagen Sie meinen Eltern nichts. Sie m gen keine ... na ja ... Boulevardzeitungen."
Jetzt bin ich die, die nickt.
W hrend ich auf mein Taxi zur ck zur Redaktion warte, rufe ich Martin an und erstatte Bericht. Er sagt, dass er mit Janne besprechen will, wie wir die Sache handhaben sollen.
"H r mal, Martin, das ist jetzt meine Story, die Kleine verl sst sich auf mich. Ich rufe die Polizei an."
"Ja, ja", sagt Martin genervt. "Sieh lieber zu, dass du deinen Hintern hierher bewegst."
Im Taxi beginne ich damit, den Artikel in meinen Block zu schreiben, au erdem liste ich die wichtigsten Fragen an die Polizei auf.Ach, was ist das doch f r ein wunderbarer Schei tag.
... weniger
Autoren-Porträt von Belinda Olsson
Belinda Olsson, geboren 1974, arbeitet als Journalistin und Kolumnistin für die schwedische Abendzeitung Aftonbladet. "Knallbonbon" ist ihr aufsehenerregendes Debüt als Romanautorin. Sie lebt zusammen mit ihrem Freund und ihren beiden Kindern in Stockholm.Dagmar Lendt ist Skandinavistin und übersetzt aus dem Norwegischen, Schwedischen und Dänischen. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Belinda Olsson
- 2007, 413 Seiten, Maße: 13,5 x 20,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Limes
- ISBN-10: 3809025291
- ISBN-13: 9783809025290
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