Zaungäste des Glücks

Der seinerzeit dreizehnjährige Autor, geboren und aufgewachsen im Sudetenland, noch eher dem Indianderspiel zugewandt als den Aktivitäten der Hitlerjungen, die er gezwungenermaßen mitmacht, wird täglich Zeuge, wie junge Jüdinnen auf dem Weg vom Lager zum Arbeitseinsatz schikaniert und misshandelt werden. Eines der Mädchen fällt ihm auf, es gibt einen ersten Blickkontakt und in der Folge wartet er jeden Tag auf die Kolonne, um das Mädchen zu sehen. Der Zufall - oder das Schicksal - fügt es so, dass er dem Mädchen unverhofft zur Flucht verhelfen kann. Es gelingt ihm, Chaya bis zum Kriegsende in einer Höhle unterzubringen und vor den Schergen der SS zu verbergen. Der Autor schildert diese Begegnung mit all ihren Begleiterscheinungen: die Hoffnung, das Mädchen retten zu können, die Angst, entdeckt zu werden und seine Familie in Gefahr zu bringen, die Infragestellung der "Rassengesetze" und letztlich der Legitimität des Naziregimes. Der Leser wird schließlich mitgenommen, als es für Familie Knirsch unausweichlich wird, die Tschechoslowakei zu verlassen und in die amerikanisch besetzte Zone zu gehen, wo man ein Flüchtling unter vielen ist, auf den die westdeutsche Bevölkerung nicht gewartet hat. Wie zuvor Chaya werden die Mitglieder der Familie nun Zaungäste des Glücks.Der Autor begann schon kurz nach dem Krieg mit der Aufzeichnung seiner Erlebnisse. Erst auf Drängen junger Menschen der heutigen Generation entschloss er sich, diese als Buch zu veröffentlichen, damit die bereits in die Ferne gerückten Ereignisse nachvollziehbar bleiben. Auch von der Bibliothek der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wurden die Schilderungen des Autors als wichtiger Beitrag und als Quelle von in Buchform veröffentlichter Berichterstattung über den Holocaust für kommende Generationen gewertet. Eine englische Übersetzung ist bereits erschienen.Heribert Knirsch, Jahrgang 1932, drei Kinder, hat trotz der schwierigen Zeiten nach dem Krieg Abitur gemacht und später sein Studium erfolgreich