Kriegsreporter
Ich will von den Menschen erzählen
Er war in Afghanistan, im Irak, in Darfur u.a.m. Kriegsreporter Julian Reichelt erzählt von den zivilen Opfern und den Soldaten, die man in die Schlachtfelder des 21. Jahrhunderts schickt.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Kriegsreporter “
Er war in Afghanistan, im Irak, in Darfur u.a.m. Kriegsreporter Julian Reichelt erzählt von den zivilen Opfern und den Soldaten, die man in die Schlachtfelder des 21. Jahrhunderts schickt.
Klappentext zu „Kriegsreporter “
Wo immer ich auch hingehe flüchtende Menschen kommen mir entgegen Als Kriegsreporter für Bild berichtet Julian Reichelt von den Schauplätzen, die unsere Zeit prägen: Die Kriege im Mittleren Osten, Irak, Israel, Afghanistan. Der Völkermord in Darfur. Die Jahrhundertkatastrophe des Tsunamis in Asien. In seinem Buch erzählt er von den Menschen, die diese Ereignisse durchleben. Vertriebene, die versuchen ihre Würde zu bewahren. Junge Soldaten, die auf den Schlachtfeldern des 21. Jahrhunderts die Leichtigkeit ihrer Jugend zurücklassen. Menschen, deren Existenz in einem Augenblick vernichtet worden ist. Überlebende sind sie fast alle, über die ich berichtet habe. Überlebende von Kriegen, Vertreibung und Katastrophen. Ich fühle mich wohl bei ihnen. Sie verkörpern für mich die Hoffnung, dass Menschen immer weiterleben können, egal was ihnen angetan wird. Kriegsreporter ist ein Buch über Menschen im Kampfgebiet. Über Verlust und Schmerz. Über Freundschaft und den Versuch, in Würde weiterzuleben.
Lese-Probe zu „Kriegsreporter “
Kriegsreporter von Julian Reichelt Von einem Hügel blicke ich über die Bucht von Khao Lak, Thailand. Das Meer ist erstarrt, braun, als wäre das Wasser zäh geworden von all dem, was es mitgerissen hat. Weiter im Land, hinter dem zerwühlten Strand, stehen Autos auf Häusern. Schiffe liegen im Wald. Palmen, ausgewachsene Palmen sind zu surrealen Reisigbündeln verdreht, über die Straßen verteilt. Mofas, Surfbretter und Jetskis sind grelle Flecken in den grauen Trümmern. An manchen Stellen erkenne ich noch die Umrisse von Hotels, Grundmauern, Holzpfähle. Ganze Dächer verstreut über die Gegend. Nichts ist mehr an seinem Platz.
Auf dem Hügel höre ich nur die Geräusche des Waldes, dumpfes Zirpen und Summen, das von überall her zu kommen scheint. Aus dem vernichteten Ort da unten kommt kein Laut. Stille. Es ist unheimlich. Am 26. Dezember 2004 wache ich mit Kopfschmerzen auf. In der Nacht zuvor habe ich einem amerikanischen Freund, der uns mit seiner Frau über Weihnachten in Hamburg besucht, die Reeperbahn gezeigt. An der Herbertstraße hat ihn beeindruckt, dass die Huren in Deutschland sogar am ersten Weihnachtfeiertag arbeiten. Darauf, hat er gesagt, müsse er erstmal einen Whiskey trinken. Aus dem einen Whiskey war eine Flasche geworden. Später in der Nacht haben wir noch ein paar Schulfreunde von mir getroffen. In einer Seemannskneipe habe ich einer alten Freundin erzählt, dass ich mich nach zwei Wochen Urlaub langsam langweilen würde, dass nun mal wieder etwas passieren könne in der Welt. Ich ahnte zu dieser nächtlichen Stunde nicht, dass es schon bald soweit sein würde.
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Mein amerikanischer Freund und ich sind im Morgengrauen nach Hause getorkelt und haben uns in der Küche über einen Topf Chilli con Carne hergemacht, dazu noch ein Glas Bourbon getrunken. Während das dunkle Blau eines Wintermorgens durchs Fenster schien, hat er mir erklärt, warum Hillary Clinton niemals US-Präsidentin werden könnte (womit er ja Recht behalten sollte). Es war eine dieser wunderbaren Nächte, in denen man quatscht und trinkt, tanzt und nicht darüber nachdenkt, was anderswo auf der Welt passiert. Es war so eine Nacht, in der man sich als Mittelpunkt der Welt fühlt. Ungefähr zu dieser Stunde bebte der Meeresboden des Südpazifik und löste eine Welle aus, die unbemerkt auf Südostasien zurollte. Wenig später sollte die ganze Welt darüber sprechen, doch noch war alles still.
Wenn ich meine Schreibblöcke durchblättere, denke ich oft, wie nah die Dinge in meinen Notizen beieinanderliegen. Da stehen Eindrücke von Großspielern in Las Vegas neben den Worten einer Mutter, deren Kind ermordet wurde. Da stehen Sätze, die ich mir auf einem zerbombten Markplatz in Ägypten aufgeschrieben habe, neben den Worten amerikanischer Soldaten im Irak. Und auf all das, was ich mir an den todübersäten Stränden Thailands notierte, folgen die Gedanken von Glücksforschern, die entschlüsseln, wie Menschen ihr Leben am besten meistern können, zumindest wenn nichts Unerwartetes dazwischenkommt. Ich mag meine Notizbücher, weil sie dabei waren, zusammen mit mir an jedem der Orte, von denen ich in ihnen berichte. Manche Bücher haben Flecken von Schweiß, Dreck, in einem Buch sind die Seiten grau vom Ruß einer Reportage über die letzten Bergleute des Ruhrgebiets. In meinen Notizbüchern sind Dinge nebeneinander versammelt, die nichts miteinander zu tun haben. Außer, dass all diese Geschichten von Menschen handeln, die ich getroffen habe. Die mir in wichtigen Momenten ihres Lebens gestattet haben, in ihrer Nähe zu sein, sie zu beobachten und zu befragen. Man wird immer wieder mit Menschen durcheinandergewürfelt. Mal mit einer Frau, die ihren alkoholkranken Mann nicht mehr erträgt, mal mit Bestseller-Autoren oder Stierkämpfern, mal mit Weltgeschichte. Und genau deswegen bin ich Reporter geworden.
Mein Wecker klingelt an diesem Morgen um zehn, weil meine Frau, unsere Freunde und ich bei meinen Eltern zum Weihnachtsfrühstück eingeladen sind. Ich bin angeschlagen und schalte entgegen meiner Gewohnheit das Radio nicht ein, weil ich keine Geräusche will. Ich dusche und wir fahren los; meine Frau, unsere amerikanische Freundin und ich. Unser amerikanischer Freund bleibt im Bett, er ist noch zu berauscht.
Bei meinen Eltern läuft der Fernseher. CNN zeigt Bilder von Trümmern, Autos, Menschen, Dächern, die durch die Straßen asiatischer Küstenstädte treiben. Eine riesige Flutwelle hat die Region getroffen. Ein Tsunami. Bis zu diesem Tag hatte es, glaube ich, noch kein Tsunami in das aktuelle Nachrichtenprogramm von CNN geschafft. Und auch die roten Tickerbänder im deutschen Fernsehen deuten darauf hin, dass etwas Größeres passiert sein muss. Diesmal ist es keine Flut in Bangladesch oder Indonesien, von der in zwei Tagen kein Mensch mehr sprechen wird. Die leichte Beunruhigung im Gesicht der Nachrichtensprecher, das ungläubige Zittern in den Stimmen der Augenzeugen, die per Telefon zugeschaltet sind und aus dem Katastrophengebiet berichten, macht die Sache unheimlich. Das Datum: Weihnachten, Urlaubszeit. Der Ort: Traumstrände dieser Welt.
Wir beginnen zu frühstücken, zwischendurch laufe ich immer wieder zum Fernseher. Als zum ersten Mal von über tausend Opfern die Rede ist, rufe ich in der Redaktion an. Wir warten noch, heißt es. Wenig später melden die Behörden in der betroffenen Region mehrere tausend Tote, möglicherweise seien auch Deutsche darunter. Wieder rufe ich in der Redaktion an. Diesmal ist die Antwort: Fahr hin.
Als ich ein paar Stunden später am Hamburger Flughafen für den Flug über Frankfurt nach Bangkok einchecke, sagt der Mann am Lufthansa-Schalter: »Oh Gott, nach Thailand? Sie wissen aber schon, was da passiert ist, oder?« »Ja, darum fahre ich.«…
© Fackelträger-Verlag
Wenn ich meine Schreibblöcke durchblättere, denke ich oft, wie nah die Dinge in meinen Notizen beieinanderliegen. Da stehen Eindrücke von Großspielern in Las Vegas neben den Worten einer Mutter, deren Kind ermordet wurde. Da stehen Sätze, die ich mir auf einem zerbombten Markplatz in Ägypten aufgeschrieben habe, neben den Worten amerikanischer Soldaten im Irak. Und auf all das, was ich mir an den todübersäten Stränden Thailands notierte, folgen die Gedanken von Glücksforschern, die entschlüsseln, wie Menschen ihr Leben am besten meistern können, zumindest wenn nichts Unerwartetes dazwischenkommt. Ich mag meine Notizbücher, weil sie dabei waren, zusammen mit mir an jedem der Orte, von denen ich in ihnen berichte. Manche Bücher haben Flecken von Schweiß, Dreck, in einem Buch sind die Seiten grau vom Ruß einer Reportage über die letzten Bergleute des Ruhrgebiets. In meinen Notizbüchern sind Dinge nebeneinander versammelt, die nichts miteinander zu tun haben. Außer, dass all diese Geschichten von Menschen handeln, die ich getroffen habe. Die mir in wichtigen Momenten ihres Lebens gestattet haben, in ihrer Nähe zu sein, sie zu beobachten und zu befragen. Man wird immer wieder mit Menschen durcheinandergewürfelt. Mal mit einer Frau, die ihren alkoholkranken Mann nicht mehr erträgt, mal mit Bestseller-Autoren oder Stierkämpfern, mal mit Weltgeschichte. Und genau deswegen bin ich Reporter geworden.
Mein Wecker klingelt an diesem Morgen um zehn, weil meine Frau, unsere Freunde und ich bei meinen Eltern zum Weihnachtsfrühstück eingeladen sind. Ich bin angeschlagen und schalte entgegen meiner Gewohnheit das Radio nicht ein, weil ich keine Geräusche will. Ich dusche und wir fahren los; meine Frau, unsere amerikanische Freundin und ich. Unser amerikanischer Freund bleibt im Bett, er ist noch zu berauscht.
Bei meinen Eltern läuft der Fernseher. CNN zeigt Bilder von Trümmern, Autos, Menschen, Dächern, die durch die Straßen asiatischer Küstenstädte treiben. Eine riesige Flutwelle hat die Region getroffen. Ein Tsunami. Bis zu diesem Tag hatte es, glaube ich, noch kein Tsunami in das aktuelle Nachrichtenprogramm von CNN geschafft. Und auch die roten Tickerbänder im deutschen Fernsehen deuten darauf hin, dass etwas Größeres passiert sein muss. Diesmal ist es keine Flut in Bangladesch oder Indonesien, von der in zwei Tagen kein Mensch mehr sprechen wird. Die leichte Beunruhigung im Gesicht der Nachrichtensprecher, das ungläubige Zittern in den Stimmen der Augenzeugen, die per Telefon zugeschaltet sind und aus dem Katastrophengebiet berichten, macht die Sache unheimlich. Das Datum: Weihnachten, Urlaubszeit. Der Ort: Traumstrände dieser Welt.
Wir beginnen zu frühstücken, zwischendurch laufe ich immer wieder zum Fernseher. Als zum ersten Mal von über tausend Opfern die Rede ist, rufe ich in der Redaktion an. Wir warten noch, heißt es. Wenig später melden die Behörden in der betroffenen Region mehrere tausend Tote, möglicherweise seien auch Deutsche darunter. Wieder rufe ich in der Redaktion an. Diesmal ist die Antwort: Fahr hin.
Als ich ein paar Stunden später am Hamburger Flughafen für den Flug über Frankfurt nach Bangkok einchecke, sagt der Mann am Lufthansa-Schalter: »Oh Gott, nach Thailand? Sie wissen aber schon, was da passiert ist, oder?« »Ja, darum fahre ich.«…
© Fackelträger-Verlag
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Autoren-Porträt von Julian Reichelt
Julian Reichelt wurde 1980 in Hamburg geboren. Als einer der jüngsten Reporter berichtet er seit Jahren immer wieder aus Kriegs- und Krisengebieten. So schrieb er für BILD unter anderem über die Konflikte in Afghanistan, im Irak und im Kaukasus, sowie über den Libanonkrieg 2006 und den Tsunami. Für eine Reportage über US-Fallschirmjäger in Afghanistan wurde er 2008 mit dem Axel-Springer-Preis für junge Journalisten ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Julian Reichelt
- 2009, 221 Seiten, 20 Abbildungen, Maße: 14 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Fackelträger-Verlag
- ISBN-10: 3771643961
- ISBN-13: 9783771643966
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