Laß die Hunde los
Short Stories
Udalls turbulente Geschichten sind im kargen Südwesten der USA angesiedelt. Sie zeigen das Leben der Menschen dort, wo Touristenmassen durch Indianerreservate und Westernstädte geschleust werden. Udall erzählt mit Humor und einem feinen...
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Produktinformationen zu „Laß die Hunde los “
Udalls turbulente Geschichten sind im kargen Südwesten der USA angesiedelt. Sie zeigen das Leben der Menschen dort, wo Touristenmassen durch Indianerreservate und Westernstädte geschleust werden. Udall erzählt mit Humor und einem feinen Gespür für die Besonderheit der Menschen dort.
Udalls Figuren sind allesamt Antihelden, vom Leben nicht gerade begünstigt, deren Lebensstil und Sprache sich kaum von ihrer unwirtlichen Umgebung unterscheiden. Sie schuften und trinken, fluchen und pflegen Freundschaften zu Truthahngeiern und anderen Kreaturen. Es sind einfache, skurrile Typen, die oft bissig von den Abgründen ihres Lebens im tiefen Westen berichten. Die Geschichten bilden auf ganz eigene Art das Leben fernab der schillernden Metropolen des American Way of Life ab. Dieser Band versammelt elf der schönsten und besten Erzählungen, die in Amerika in verschiedenen Zeitschriften erschienen und mit Begeisterung aufgenommen wurden.
Udalls Figuren sind allesamt Antihelden, vom Leben nicht gerade begünstigt, deren Lebensstil und Sprache sich kaum von ihrer unwirtlichen Umgebung unterscheiden. Sie schuften und trinken, fluchen und pflegen Freundschaften zu Truthahngeiern und anderen Kreaturen. Es sind einfache, skurrile Typen, die oft bissig von den Abgründen ihres Lebens im tiefen Westen berichten. Die Geschichten bilden auf ganz eigene Art das Leben fernab der schillernden Metropolen des American Way of Life ab. Dieser Band versammelt elf der schönsten und besten Erzählungen, die in Amerika in verschiedenen Zeitschriften erschienen und mit Begeisterung aufgenommen wurden.
Klappentext zu „Laß die Hunde los “
Udalls Figuren sind allesamt Antihelden, vom Leben nicht gerade begünstigt, deren Lebensstil und Sprache sich kaum von ihrer unwirtlichen Umgebung unterscheiden. Sie schuften und trinken, fluchen und pflegen Freundschaften zu Truthahngeiern und anderen Kreaturen. Es sind einfache, skurrile Typen, die oft bissig von den Abgründen ihres Lebens im tiefen Westen berichten. Die Geschichten bilden auf ganz eigene Art das Leben fernab der schillernden Metropolen des American Way of Life ab. Dieser band versammelt elf der schönsten und besten Erzählungen, die in Amerika in verschiedenen Zeitschriften erschienen und mit Begeisterung aufgenommen wurden.
Lese-Probe zu „Laß die Hunde los “
Nächtlicher ÜberfallRoy knurrt und funkelt mich aus der Hundehütte heraus böse an. Er ist irritiert; es passiert ihm wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben, daß ein ein Meter neunzig großer Apache mit einer Ziege auf dem Arm mitten in der Nacht in seinem Garten erscheint. Im Schutz seiner Behausung versucht Roy offenbar, eine Entscheidung zu treffen: Soll er Krach schlagen oder sich mit mir anfreunden? Langsam komme ich einen Schritt näher - keine abrupten Bewegungen - und bitte ihn so herzlich wie möglich, keinen unnötigen Lärm zu machen. Er steckt den Kopf aus der Hütte und bellt, worauf mir umgehend ein warmer Strahl Ziegenpisse das Bein hinunterrinnt.
Vielleicht sollte ich erklären, um was es geht: Roy gehört meiner Exfrau Amy und ihrem neuen Ehemann Howard, in dessen Garten ich gerade herumschleiche. Die Ziege ist ein Geschenk für meinen siebenjährigen Sohn Tate. Tate steckt irgendwo in diesem riesigen, geschmacklosen Gebäude, und ich habe vor, ihm diese Ziege zu bringen, ohne daß Amy oder Howard es mitkriegen. Wir befinden uns hier in Scottsdale, Arizona, kurz vor Mitternacht, bei knapp achtunddreißig Grad. Es wäre unaufrichtig, wenn ich verschweigen würde, daß ich etwas betrunken bin. Ich habe Grashalme im Haar, und mein Magen fühlt sich an, als lägen lauter spitze Stöcke drin. Silberne Fischchen schwimmen mir im Kopf herum und blinken hinter meinen Augen auf wie Münzen.
Ich bin überzeugt, daß ich das Richtige tue, genau das, was sich gehört. In seinen ernsten, herzzerreißenden Briefen hat mich mein Junge mindestens ein halbes Dutzend Mal flehentlich um seine Ziege gebeten, und ganz egal, welche Geschütze meine Frau jetzt auffahren wird - gerichtliche Verfügungen, Unterlassungsurteile und so weiter -, ich werde ihm die Ziege bringen.
"Roy", sage ich, während ich an der rosa verputzten Villa hinaufschaue, die groß genug für zwei Hausnummern wäre. "Wo ist Tate?"
Roy hat keine Ahnung. Und jetzt fragt er sich natürlich, woher ich seinen
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Namen kenne. Dabei steht der in fetten Lettern über seiner kleinen Tür, genau wie in den Comics. Roy kommt aus der Hütte geschlichen und legt den Kopf schief, damit er mich besser sehen kann. Er ist verdutzt und macht kein Hehl daraus. Als ich ihm die Hand hinstrecke, das universelle Friedensangebot, beschnüffelt er mich unschlüssig. Allem Anschein nach gehört Roy keiner bestimmten Rasse an. Er hat einen dicken, keilförmigen Kopf und glupschige Marty-Feldman-Augen. Sein Hintern ist rosa und nackt wie bei einem Pavian. Er umkreist mich einmal, wobei er der Ziege besondere Aufmerksamkeit schenkt. Vermutlich dämmert ihm langsam, daß wir beide nichts Böses im Schilde führen.
Oben sind noch zwei Fenster erleuchtet; ich muß wohl warten, bis alles dunkel und still ist, bevor ich etwas unternehme. In der Zwischenzeit werde ich wieder nüchtern, kriege einen klaren Kopf, freunde mich ein bißchen mit Roy an. Der Garten, in dem ich stehe, ist eine verdorrte Rasenfläche, etwa so groß wie ein Fußballfeld, mit einer Hundehütte in der Mitte. Ich sehe weder eine Schaukel oder einen alten Fußball noch sonst irgend etwas, das man in einem Garten erwarten würde, in dem ein siebenjähriger Junge spielt. Der arme alte Roy hat nicht mal einen Gummiknochen, auf dem er herumkauen kann. Eigentlich ist es eher ein Stück Ödland als ein Garten; als sei hier immer noch die Seele der Wüste zu Hause und lasse sich nicht mit Sprinklern, Rasenmähern und Dünger vertreiben. Ich setze mich auf das dürre knisternde Gras und blicke zu den dahintreibenden Wolken hinauf, die von den Lichtern der Stadt in düstere grüne und orangefarbene Schatten verwandelt werden.
Es wäre viel einfacher und bequemer gewesen, in meinem klimatisierten Truck vor dem Haus zu warten, aber da kam dauernd diese massige Frau vom Wachdienst vorbei und wollte wissen, was ich hier zu suchen hätte. Ich log was zusammen von einer Überraschungsparty für meine Schwiegermutter, die ein paar Häuser weiter wohne. Da fragte sie mich gleich nach Namen und Adresse. Sie wollte meinen Ausweis sehen. Ich murmelte, hustete, tat betrunkener, als ich war, und da sagte sie, ich solle verschwinden, sonst würde sie die Bullen rufen. Also parkte ich meinen Truck eine Meile entfernt vor einem kleinen Einkaufszentrum und kam zu Fuß zurück. Ich hielt mich im Schatten und im Schutz der Sträucher, und die Ziege meckerte und beschwerte sich die ganze Zeit. Ich mußte besonders vorsichtig sein, weil hier in der Gegend fast alle Grundstücke mit Flutlichtanlagen ausgestattet sind; die strahlen so grell wie im Yankee-Stadion und dienen einzig und allein dazu, sich Typen wie mich vom Leib zu halten.
Theoretisch sollte es mir ja im Blut liegen, so durch die Nacht zu schleichen. Ich bin nämlich zu drei Vierteln Apache, registriertes Mitglied des White-Mountain-Stammes. Es heißt, meine Vorfahren konnten mit dem Unterholz verschmelzen, vollkommen lautlos laufen, und zwar mit Höchstgeschwindigkeit, oder stundenlang reglos wie ein Baumstumpf auf dem Boden kauern. Früher schworen die Soldaten der US-Armee, die Apachen besäßen die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Momentan wäre ich schon froh, wenn ich diese Ziege zum Schweigen bringen könnte.
Ich habe nie das Leben eines Apachen geführt, nicht mal nach heutigen Maßstäben; ich bin in einer Mittelschichtgegend von Winslow aufgewachsen, wo mein Vater im Postamt arbeitete. Der Großteil meiner weitläufigen Familie lebt im Reservat, und wenn ich sie besuche, lachen mich alle aus. Sie sagen, ich rede wie John Wayne. Sie sagen, ich rieche wie ein Kaufhaus. Außerdem habe ich eine Weiße geheiratet, was keine so gute Idee war. Was es mir gebracht hat, Indianer zu sein? Ein Stipendium der UCLA, einen langweiligen Job in einer Elektronikfirma und argwöhnische Blicke des Kassierers, sobald ich einen 7-11-Shop betrete.
Die meisten Leute glauben, es sei wegen der Konflikte zum Bruch gekommen, die eine gemischtrassige Ehe eben so mit sich bringt. Aber eigentlich hatte das gar nichts damit zu tun. Unsere Scheidung war eine knallharte ehrliche Sache, die auf Untreue und Vertrauensbrüchen beider Seiten beruhte. Bis ganz zum Schluß taten wir so, als sei alles in Ordnung, und schauten uns dabei nie in die Augen. Dann kam meine Frau eines Tages nach Hause und warf mir "schuldhaftes Verhalten" vor.
Oben sind noch zwei Fenster erleuchtet; ich muß wohl warten, bis alles dunkel und still ist, bevor ich etwas unternehme. In der Zwischenzeit werde ich wieder nüchtern, kriege einen klaren Kopf, freunde mich ein bißchen mit Roy an. Der Garten, in dem ich stehe, ist eine verdorrte Rasenfläche, etwa so groß wie ein Fußballfeld, mit einer Hundehütte in der Mitte. Ich sehe weder eine Schaukel oder einen alten Fußball noch sonst irgend etwas, das man in einem Garten erwarten würde, in dem ein siebenjähriger Junge spielt. Der arme alte Roy hat nicht mal einen Gummiknochen, auf dem er herumkauen kann. Eigentlich ist es eher ein Stück Ödland als ein Garten; als sei hier immer noch die Seele der Wüste zu Hause und lasse sich nicht mit Sprinklern, Rasenmähern und Dünger vertreiben. Ich setze mich auf das dürre knisternde Gras und blicke zu den dahintreibenden Wolken hinauf, die von den Lichtern der Stadt in düstere grüne und orangefarbene Schatten verwandelt werden.
Es wäre viel einfacher und bequemer gewesen, in meinem klimatisierten Truck vor dem Haus zu warten, aber da kam dauernd diese massige Frau vom Wachdienst vorbei und wollte wissen, was ich hier zu suchen hätte. Ich log was zusammen von einer Überraschungsparty für meine Schwiegermutter, die ein paar Häuser weiter wohne. Da fragte sie mich gleich nach Namen und Adresse. Sie wollte meinen Ausweis sehen. Ich murmelte, hustete, tat betrunkener, als ich war, und da sagte sie, ich solle verschwinden, sonst würde sie die Bullen rufen. Also parkte ich meinen Truck eine Meile entfernt vor einem kleinen Einkaufszentrum und kam zu Fuß zurück. Ich hielt mich im Schatten und im Schutz der Sträucher, und die Ziege meckerte und beschwerte sich die ganze Zeit. Ich mußte besonders vorsichtig sein, weil hier in der Gegend fast alle Grundstücke mit Flutlichtanlagen ausgestattet sind; die strahlen so grell wie im Yankee-Stadion und dienen einzig und allein dazu, sich Typen wie mich vom Leib zu halten.
Theoretisch sollte es mir ja im Blut liegen, so durch die Nacht zu schleichen. Ich bin nämlich zu drei Vierteln Apache, registriertes Mitglied des White-Mountain-Stammes. Es heißt, meine Vorfahren konnten mit dem Unterholz verschmelzen, vollkommen lautlos laufen, und zwar mit Höchstgeschwindigkeit, oder stundenlang reglos wie ein Baumstumpf auf dem Boden kauern. Früher schworen die Soldaten der US-Armee, die Apachen besäßen die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Momentan wäre ich schon froh, wenn ich diese Ziege zum Schweigen bringen könnte.
Ich habe nie das Leben eines Apachen geführt, nicht mal nach heutigen Maßstäben; ich bin in einer Mittelschichtgegend von Winslow aufgewachsen, wo mein Vater im Postamt arbeitete. Der Großteil meiner weitläufigen Familie lebt im Reservat, und wenn ich sie besuche, lachen mich alle aus. Sie sagen, ich rede wie John Wayne. Sie sagen, ich rieche wie ein Kaufhaus. Außerdem habe ich eine Weiße geheiratet, was keine so gute Idee war. Was es mir gebracht hat, Indianer zu sein? Ein Stipendium der UCLA, einen langweiligen Job in einer Elektronikfirma und argwöhnische Blicke des Kassierers, sobald ich einen 7-11-Shop betrete.
Die meisten Leute glauben, es sei wegen der Konflikte zum Bruch gekommen, die eine gemischtrassige Ehe eben so mit sich bringt. Aber eigentlich hatte das gar nichts damit zu tun. Unsere Scheidung war eine knallharte ehrliche Sache, die auf Untreue und Vertrauensbrüchen beider Seiten beruhte. Bis ganz zum Schluß taten wir so, als sei alles in Ordnung, und schauten uns dabei nie in die Augen. Dann kam meine Frau eines Tages nach Hause und warf mir "schuldhaftes Verhalten" vor.
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Autoren-Porträt von Brady Udall
Brady Udall wuchs in Arizona auf. Er gilt als ein vielversprechender Nachwuchsautor Amerikas. Seine 'Short stories' wurden mehrfach ausgezeichnet. Der Autor lebt in Idaho.Sabine Hübner, aufgewachsen in Stuttgart, lebt mit ihrem Mann und ihren Katzen in München und ist Literaturübersetzerin. Sie hat bereits einige Geschenkbücher veröffentlicht.
Bibliographische Angaben
- Autor: Brady Udall
- 2004, 249 Seiten, Maße: 13,4 x 21,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Hübner, Sabine
- Übersetzer: Sabine Hübner
- Verlag: DVA
- ISBN-10: 3421051399
- ISBN-13: 9783421051394
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