Laszlo, R: Köcherfliege und Seidenraupe in den altenglischen

Ausgangspunkt für das angelsächsische Schrifttum des siebten und achten Jahrhunderts nach Christus sind die nach römischem Vorbild in den neu gegründeten Klöstern eingerichteten Schulen, in denen der Unterricht gemäß den Dogmen der Kirche und den Lehren des Aristoteles und anderer Schriftsteller des klassischen Altertums erfolgt. In der Dichtung der Zeit offenbart sich eine Vorliebe für das literarische Rätsel. Neben zahlreichen lateinischen Rätselsammlungen von namentlich bekannten Autoren gibt es auch rund hundert anonym überlieferte Rätsel in der altenglischen Landessprache, die sich größtenteils im Codex Exoniensis befinden, einem der vier großen Sammelmanuskripte mit muttersprachlicher Lyrik und Epik in alliterierenden Versen.Den lateinischen Änigmata ist der verrätselte Gegenstand als Überschrift vorangestellt; bei den landessprachlichen Rätseln dagegen fehlt jeder Hinweis darauf. Die bisher noch nicht bekannte, seit rund einhunderfünfzig Jahren von Generationen von Sprachwissenschaftlern gesuchte Lösung des elften Rätsels des Codex Exoniensis wird erstmals in diesem Buch veröffentlicht.In einer eingehenden Analyse werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem muttersprachlichen Exeterrätsel und einem lateinischen Rätsel von Aldhelm, dem ersten Bischof von Sherborne (640-709) herausgearbeitet und bewertet. Das altenglische Rätsel über die Insektenmetamorphose ist ein einzigartiger Beleg für die bei den Germanen vorhandenen Kenntnisse um die Vorgänge und Phänomene in der Natur. Diese Kenntnisse gehen durch die Völkerwanderung und die anschließende Christianisierung verloren und müssen nach fast tausend Jahren neu entdeckt und formuliert werden. Das im Rätsel mitgeteilte Wissen wird erst im siebzehnten Jahrhundert durch die von William Harvey begründete und thematisierte