Leben im Abseits

Am Anfang steht ein Telefonanruf: nach einer Rot-Kreuz-Blutspendeaktion gebeten, persönlich in der Zentrale vorzusprechen, wird Franz P. dort vom diensthabenden Arzt mit der Diagnose AIDS konfrontiert. Nach dem ersten Schock über diese Nachricht und aus Empörung über die täglich erfahrene Gleichgültigkeit und Ignoranz der Gesellschaft im Umgang mit seiner "Krankheit", beginnt er seine Erlebnisse festzuhalten.
Entstanden ist daraus ein Text, der die Erfahrungen des Autors mit dem österreichischen Gesundheitssystem und der Sozialbürokratie mit einer schonungslosen Direktheit und Offenheit protokolliert, die den Leser auch nach der Lektüre nicht loslässt. Dabei geht es dem Autor nicht um moralische Fragen, nicht um das "wie" der Infektion, sondern um den legitimen Anspruch HIV-Infizierter, so wie andere Kranke auch menschenwürdig und medizinisch adäquat behandelt zu werden.
Gleichzeitig erinnert sich Franz P. in episodenhaften Rückblenden an seine Arbeitseinsätze als Systemspezial ist in der EDV-Branche, die ihn rund um die Welt führten. Vor allem die Berichte über einen Aufenthalt in Addis Abeba und die Liebe zu Rosa, einer Äthiopierin, mit der er neun glückliche Monate verbringt, deren Spur sich aber nach seiner Abreise verliert und die er nie mehr wiedersieht, lesen sich vor dem Hintergrund der durch die HIV-Infektion überschatteten Gegenwart wie Beschwörungen einer verlorenen, glücklichen Zeit.