Lipshitz
Eine Geschichte über eine jüdische russische Familie, die 1907 in die USA auswandert. Die einen kleinen Sohn verliert und dessen Mutter ein Leben lang nach ihm sucht.
Und um einen Nachfahren, der auch im Jahr 2002 die Vergangenheit nicht ruhen lassen...
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Eine Geschichte über eine jüdische russische Familie, die 1907 in die USA auswandert. Die einen kleinen Sohn verliert und dessen Mutter ein Leben lang nach ihm sucht.
Und um einen Nachfahren, der auch im Jahr 2002 die Vergangenheit nicht ruhen lassen kann.
Ein gewaltiger Roman, der den Bogen spannt zwischen jüdischer Kultur und moderner Hip-Hop-Generation.
"Ist das alles wahr?" The New York Times über Lipshitz
"Nicht ein Fitzel ist wahr, auch wenn einige Vorfälle stimmen, und andere auch, obwohl ich sie erfunden habe."
T Cooper
Lipshitzvon T. Cooper
LESEPROBE
Esther stand in der Einfahrt undspähte in den schönen winterlichen Himmel. Hellgraue Wolkenschichten türmtensich bis zum Horizont und wurden zunehmend dunkler, während es um sie herumrasend schnell Abend wurde. Hier ist alles endlos, dachte sie und konnte gutverstehen, wie man der Weite überdrüssig werden konnte. Ein Flugzeug am Himmel,wie wollte man da unterscheiden, was genau was war, Flugzeug oder Himmel?Flugzeug? Himmel? Vielleicht war das der Grund, warum es sich so lange über demMeer zwischen New York und Paris halten konnte. Flugzeug und Himmel waren eins.
Heute flogRuben wieder. Er war unterwegs nach Mexico City, ummit unseren Nachbarn im Süden "Beziehungen zu pflegen", wie es so schön hieß.Seine Route führte über Texas - vielleicht zieht den Jungen ja etwas zu diesemBundesstaat, dachte Esther. Bestimmt erinnerte er sich, dass seine Familieunterwegs nach Texas war, als er verloren ging. Esther verlagerte ihr Gewichtvon einem Bein aufs andere, atmete die schneidend kalte Luft ein und zog ihrenMantel fester um sich. Sie rieb ihre rissigen, trockenen Hände aneinander undversuchte, ein wenig Wärme zu erzeugen. Jedes Jahr im Winter wurden ihre Händeschrecklich trocken, und wenn sie sie aneinander rieb, hörte es sich an wie dasRascheln von verdorrtem Gras in einer leichten Brise. Außerdem bekamen sieimmer mehr rote Stellen. An manchen Tagen - aber nicht heute - quoll einewässrige, blutartige Flüssigkeit aus den Rissen. Sie sah aus wie Blut, war aberkein richtiges Blut.
Hersch würde bald zurückkommen. Sie ging ins Haus, umschnell etwas vorzubereiten - es gab wieder ein Essen aus Resten. Er merkteohnehin keinen Unterschied und war für alle Mahlzeiten gleichermaßen dankbar.So war er eben. Während sie an der Spüle stand und gelegentlich aus demKüchenfenster in den dunklen Himmel blickte, wünschte sie, er würde noch eineWeile wegbleiben. Nur so lange, dass sie das einsame Motorbrummen desFlugzeugs, das ihr Junge am nächtlichen Himmel flog, allein genießen konnte.Nur sie beide, Mutter und Sohn. Sie fragte sich, ob er mit den Tragflächenwackeln oder über der Stadt kreisen würde, wie er es so oft bei seinen Flügenquer durchs Land machte. Er musste nach Süden fliegen: Esther wusste genau,warum. Sie wartete auf ihn.
Nachdem sieHerschs Abendessen vorbereitet hatte, ging sie wiedernach draußen und horchte in die Dunkelheit. Doch der Himmel blieb stumm, unddas einzige Geräusch war ein unmittelbares Pulsieren vor ihren Ohren, wenn siean Herschs drohende Rückkehr dachte. Vielleicht fuhrer ja auf dem Heimweg über einen kleinen Stein auf der Straße, und die Reifen desLieferwagens gerieten ins Schlingern, sodass Herschin einem flachen Straßengraben landete, ohne sich dabei schwer zu verletzen.Nur eine kleine Beule am Kopf, auf die Esther dann ein kaltes Tuch legen würde,dann wäre sie bis zum nächsten Morgen verschwunden. Vielleicht sprang dann derMotor nicht mehr an, und Hersch musste eine Zeit langam Straßenrand sitzen, bis ein freundlicher Nachbar anhielt, um ihm zu helfen.
Und fallskein freundlicher Nachbar vorbeikam, würde Hersch denRest zu Fuß nach Hause gehen - nicht weit, nur von dort aus, wo die Straßen mitden Präsidentennamen anfingen: Washington, Monroe, Jackson, Van Buren, Harrisonund schließlich ihr eigener, Tyler. Wenn ihr das nur vergönnt wäre!
EsthersAufmerksamkeit wurde auf die raschelnden Gräser gelenkt, die entlang derEinfahrt und auf dem Nachbargrundstück wuchsen. Im Winter waren sie flachsartigund kniehoch, diese trockenen Gräser, die sie jetzt in der Dunkelheit nicht gutsehen konnte. Obwohl ihre Wurzeln stellenweise unter Schnee lagen, rascheltensie im Wind. Esther fragte sich, warum sie unter dem fremden Gewicht nichtknickten und abbrachen oder einfach ganz unterm Schnee verschwanden. Seltsam.Der Wind frischte auf, und sie machte sich Sorgen, wie es wohl in 1000 bis 5000Fuß Höhe aussah. Sie mochte gar nicht daran denken, wenn das kleine silberneFlugzeug wie ein Kinderspielzeug unter Gottes weitem Himmel hin und hergerüttelt wurde.
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© Marebuchverlag
Übersetzung: Brigitte Jakobeit
- Autor: T. Cooper
- 2006, 5. Aufl., 460 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Jakobeit, Brigitte
- Übersetzer: Brigitte Jakobeit
- Verlag: mareverlag
- ISBN-10: 3936384339
- ISBN-13: 9783936384338
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