Love Talk
finden 75 Prozent der Bevölkerung. Denn wer als Paar gut miteinander umgeht, wer nicht nur auf die Leidenschaft vertraut, sondern einander auch mit Aufmerksamkeit, Takt und Wertschätzung begegnet, der gibt der...
finden 75 Prozent der Bevölkerung. Denn wer als Paar gut miteinander umgeht, wer nicht nur auf die Leidenschaft vertraut, sondern einander auch mit Aufmerksamkeit, Takt und Wertschätzung begegnet, der gibt der Liebe Halt in guten Zeiten und erst recht in schlechten.
Love Talkvon Doris Märtin
LESEPROBE
DieGlückserwartungen sind höher denn je, der Alltag fordert, und nur die Liebehält alles zusammen. Wenn die rosarote Brille dem kühlen Blick weicht, brauchtdie Romantik Airbags: Verhaltensweisen, die guttun, wennalles rund läuft, und die den Aufprall abfangen, wenn die Liebe ins Schlingerngerät.
Drei vonvier Deutschen finden: Gute Manieren sind für die Partnerschaft wichtiger alsguter Sex. Zu diesem Ergebnis kam 2004 eine Ipsos-Studieim Auftrag der Frauenzeitschrift Elle. Hinter dem Wunsch nachHöflichkeit und Umgangsformen steht die Erkenntnis: Um zwischen Doppelkarriereund Baukredit, Bügelwäsche und Playmobil, seinen Eltern, ihrem Ex und beider Freundeneine gute Figur zu machen, braucht es mehr als den perfekten Body.Aufmerksamkeit, Takt und Wertschätzung erhalten die Liebe am Leben - in denguten Tagen und erst recht in den schwierigen.
Dieneue Lust auf alte Werte
Dass guteManieren bei fast allen zu den wichtigsten Erwartungen an den Mann, die Fraufürs Leben gehören, war nicht immer so. Anders als unsere europäischen Nachbarnpflegten wir Deutschen von jeher ein zwiespältiges Verhältnis zu Höflichkeit undUmgangsformen. Zwar galten Manieren als Ausweis guter Erziehung, zwar warengesellschaftlicher und beruflicher Erfolg zu allen Zeiten an ein gewandtesAuftreten gekoppelt, gleichzeitig aber haftete gutem Benehmen der Verdacht desGekünstelten und Maskenhaften an.
SchonGoethe griff das Thema auf. »Du weißt wohl nicht, mein Freund, wie grob du bist?«, weist Mephistopheles im Faust einen flegelhaftenSchüler zurecht. Worauf dieser lässig zurückgibt: »Im Deutschen lügt man, wennman höflich ist.« Die jahrhundertealte Skepsis gegenBenimm und Etikette bewirkte, dass Stilfragen inDeutschland eine spürbar unwichtigere Rolle spielten (und spielen) als inÖsterreich, England, Frankreich oder Spanien.
Wirklich anden Kragen ging es den Manieren allerdings erst mit der68er-Studentengeneration, als linke Intellektuelle das Ende der Höflichkeitausriefen und gepflegte Umgangsformen als autoritäres Einschüchterungsritualattackierten. Von da an ersetzte in weiten Kreisen das allgemeine Duzen diekomplizierten Rituale des Miteinander-Bekanntmachens,grüne Politiker leisteten den Amtseid in Turnschuhen ab, in den Fußgängerzonen verdrängtenT-Shirts, Jeans und Freizeitjacken Krawatten, Kleider und Kostüme, und fürCheeseburger und Pizza brauchte man den Umgang mit dem Brotmesser ebenso wenigzu beherrschen wie die gewandte Konversation bei Tisch.
DerSchriftsteller Oliver Hassencamp fasste die Erosionder guten Manieren in einem Satz zusammen: »Umgangsformen sind Formen, diezunehmend umgangen werden.« An ihre Stelle tratenSelbstentfaltung, Freizügigkeit und Echtheit als neue Ideale. Mit demWertewandel veränderte sich auch die Liebe - besonders die Liebe. Mehr noch alsin anderen Lebensbereichen wollte man in der Partnerschaft spontan sein dürfen,ungezwungen und ganz man selbst.
Heute,gut 30 Jahre später, ändern sich die Werte und Lebensvorstellungen erneut. Diesozialen Netze werden dünner, der wirtschaftliche Erfolg schwieriger, dieBiografien brüchiger. Nach drei Jahrzehnten des Anythinggoes ist Benimm wieder in. Gleichzeitig erlebtdie Sehnsucht nach Stabilität und dauerhaftem Familienglück ein Revival. Die Kinder der 68er- Revolutionäre haben erfahren, dass die Ehe weder heilig noch ewig ist.Entsprechend groß ist ihre Angst vor dem Verlassenwerden, entsprechendausgeprägt der Wunsch nach Treue und der einen wahren Liebe, die für immerhält. Oder wenn schon nicht für immer, dann wenigstens auf Zeit.
Auf denersten Blick haben die beiden Phänomene - das zunehmende Interesse an gutenManieren und die Rückbesinnung auf emotionale und sexuelle Treue - wenigmiteinander zu tun. Schaut man jedoch genauer hin, hängen sie eng miteinander zusammen:Wenn nach dem Rausch der Verliebtheit und der Euphorie des Zusammenziehens dieRoutine des Alltags einkehrt, mindert jede Missstimmung und jedes Voneinanderangenervt- Sein die Chancen auf eine dauerhafteBeziehung.
Wer sichwünscht, gemeinsam alt zu werden, braucht deshalb funktionierende Strategien,die emotionale Reibungsverluste verhindern und die gegenseitige Bewunderung am Lebenerhalten.
DieLiebe und der gute Ton
»Für dieLiebes- und Ehekunst in einer Gesellschaft der 80-bis 90-jährigen Biographien brauchen wir bessere Sozialtechniken «, bringt esder Soziologe und Trendforscher Matthias Horx auf denPunkt. Die Forderung klingt ungeheuer nüchtern, wenn man sich (wie die meisten)insgeheim nach Seelengemeinschaft, Leidenschaft und Hollywoodromantik-bis-ans-Ende-aller-Tagesehnt. Dabei ist der Rat zu mehr Überlegtheit in Liebesdingen keine Erfindungmoderner Soziologen. Schon der Urvater des beziehungsförderlichen Miteinanders,Adolph Freiherr Knigge, glaubte nicht an Wunder, sondern an Beziehungsarbeit, undzwar lebenslang. In seinem Klassiker Über den Umgang mit Menschen empfiehlter Paaren eindringlich mehr Klugheit in Gefühlsdingen:
Wichtigist die Sorgfalt, welche Eheleute anwenden müssen, wenn sie sich so täglichsehen, und also Muße und Gelegenheit genug haben, einer mit des andern Fehlernund Launen bekannt zu werden und, selbst durch die kleinsten derselben, mancheUngemächlichkeit zu leiden; wichtig ist es, Mittel zu erfinden, sich dann nichtgegenseitig lästig, langweilig, nicht kalt, gleichgültig gegeneinander zuwerden oder gar Ekel und Abneigung zu empfinden. Hier ist also weise Vorsichtim Umgange nötig. Verstellung fällt in allem Betrachte weg; aber einer gewissenAchtsamkeit auf sich selbst und der möglichsten Entfernung alles dessen, wassicher widrige Eindrücke machen muß, soll man sichbefleißigen.
KniggesSprache klingt in unseren Ohren verstaubt. Aber sein Plädoyer, die wichtigsteBeziehung im Leben intelligent zu formen, ist aufgeklärt und hochaktuell.
Vordenkerund Realist: Adolph Freiherr Knigge
Die meistenverbinden den Namen Knigge mit kleinlichen Anstandsregeln und steifer Etikette.Dabei verlor der Aufklärer Adolph Freiherr Knigge (das »von« ließ er aus seinemNamen streichen) in seinem Buch Über den Umgang mit Menschen kein Wortüber Krawattenknoten oder Tischmanieren. Er verfolgte ein ganz anderes Ziel:Ihm ging es um ein aufgeklärtes Miteinander, um Fairness, Respekt undVerständigung - um innere Haltungen also, nicht um äußerliche Verhaltensnormen.Erst spätere Bearbeiter ergänzten Knigges Buch um explizite Benimmvorschriften
KleineGesten, große Gefühle
Seit gutesBenehmen wieder in ist, wimmelt es von Knigges aller Art: Job- undManager-Knigges, Campus- und Kinder- Knigges, Ess- und Tisch-Knigges, Reise-und Anti-Blamier-Knigges, Flirt- und Erotik-Knigges wiegen uns in derSicherheit, uns in jeder Lebenslage angemessen zu verhalten. Nur über einesschweigen sich die neuen Knigges aus: darüber, wie es nach dem Verliebtsein, der Verlobung und der stilvoll arrangierten Hochzeitweitergeht. Für die wichtigste aller Beziehungen gibt es in den neuen Kniggeskeine Stilregeln. Ehe- und andere Paare werdenhöchstens im Zusammenhang mit der Platzierung bei Tisch kurz erwähnt.
Dabei weißjeder, der schon mal mehr als eine lockere Affäre hatte: Nähe ohne einen Hauchvon schönem Schein kann schwer erträglich sein, und kleine Nachlässigkeitenkränken oft mehr als große Konflikte. Wenn sie zu oft vorkommen, sind sie genaudas, was Paare erst zur Verzweiflung und irgendwann auseinander treibt. Zwardürften einer tiefen gewachsenen Liebe die Haare im Waschbecken, der vergesseneHochzeitstag oder der gereizte Unterton gerade eben am Telefon nichts anhaben.Doch die Paarforschung bestätigt das subjektive Erleben - ob eine Beziehunggelingt oder scheitert, hängt von scheinbar belanglosenKleinigkeiten ab:
Ob sieAugen und Ohren für ihn hat, wenn er abends nach Hause kommt, oder kaum denBlick vom Bildschirm hebt. Ob er das Licht ausmacht, wenn sie müde ist, oderweiter geräuschvoll in seinem Krimi blättert.
Ob sie ohneWenn und Aber auf das Tennisturnier am Samstag verzichtet, weil seine MutterGeburtstag feiert. Ob er auch im zehnten Ehejahr Spaß daran hat, ihrformvollendet die Autotür zu öffnen und wieder zu schließen. Ob sie denironischen Einwurf unterdrückt, der ihr auf der Zunge liegt, wenn er nun schonzum fünften Mal erzählt, wie er seinen Lieblingswidersacher kaltstellte und dasTeam auf seine Seite brachte.
Glaubt manden Paarforschern, leben Beziehungen weder vom welterschütternden Sex noch vonden Momenten tiefer innerer Übereinstimmung. So viel uns solche Augenblickegeben, entscheidend für das dauerhafte Glück zu zweit ist die Art und Weise,wie das Paar miteinander umgeht. Genau das bedeutet das Wort Manieren seinemfranzösischen Ursprung nach: la manière, dieArt und Weise, etwas zu tun.
WieManieren die Liebe beflügeln
Wer »seinenKnigge« auch im Zusammenleben zu zweit beachtet, hat die besten Chancen,langfristig eine erfüllende Partnerschaft zu gestalten. Dafür gibt es eineneinfachen Grund, denn wie von Zauberhand entfallen viele der Abertausend Mikrostressoren, die das Zusammenleben als Paar erschweren:Musik dröhnt, das Badezimmer steht unter Wasser, der Kaminofen ist kaltgeblieben. An ihre Stelle treten ebenso viele Gesten der Zuwendung undAufmerksamkeit: Kerzen brennen, das Haus sieht einladend aus, eine warme Decke legtsich um die Schulter. Eine wunderbare Vorstellung, oder? Lesen Sie, wie guteManieren die Liebe beflügeln.
© CampusVerlag
Die neue Lust auf alte Werte
Wie Manieren die Liebe beflügeln
Was Sie in diesem Buch erwartet
Wie die Beziehungsouvertüre gelingt
Stil-Strategie 1: Flirten Sie leicht und locker
Stil-Strategie 2: Verleihen Sie der Liebe Flügel
Stil-Strategie 3: Fädeln Sie sich ins Leben des anderen ein
Stil-Strategie 4: Managen Sie Ihr Liebesglück
Extra: Trennen Sie sich mit Format
Wie Sie die Beziehung stärken
Stil-Strategie 5: Stellen Sie sich aufeinander ein
Stil-Strategie 6: Richten Sie sich gut zusammen ein
Stil-Strategie 7: Nehmen Sie einander wahr
Stil-Strategie 8: Hören Sie nicht auf, einander zu gefallen
Stil-Strategie 9: Bestärken Sie sich
Stil-Strategie 10: Bauen Sie sich Ihre gemeinsame Welt
Wie Sie Stress, Streit und Anfechtungen meistern
Stil-Strategie 11: Bleiben Sie entspannt
Stil-Strategie 12: Streiten Sie nach den Regeln der Kunst
Stil-Strategie 13: Halten Sie einander die Treue
Wie Sie eine richtig nette Familie sind
Stil-Strategie 14: Halten Sie einander den Rücken frei
Stil-Strategie 15: Geben Sie Ihrem Kind gute Manieren mit
Stil-Strategie 16: Erziehen Sie mit Takt und Stil
Stil-Strategie 17: Respektieren Sie das Leben der anderen
Wie Sie gut mit Schwiegereltern, Stief-kindernund Expartnern auskommen
Stil-Strategie 18: Stehen Sie zueinander
Stil-Strategie 19: Ziehen Sie die Register der Höflichkeit
Stil-Strategie 20: Umsegeln Sie Untiefen und Klippen
Stil-Strategie 21: Formen Sie die Patchwork-Familie
Wie Sie als Paar anerkannt, beliebt undgern gesehen sind
Stil-Strategie 22: Machen Sie einen guten Eindruck
- Autor: Doris Märtin
- 2007, 261 Seiten, Maße: 14 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 359338261X
- ISBN-13: 9783593382616
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Love Talk".
Kommentar verfassen