Maleficus
Thriller
In Europas dunkelster Zeit gelangen die deutschen Machthaber an ein brisantes Schriftstück. Es enthält Sir Isaac Newtons Formel für das "Geheime Feuer", eine schreckliche Waffe. 2007 empfängt Katherine Reckliss beunruhigende Funkbotschaften aus der Vergangenheit.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Maleficus “
In Europas dunkelster Zeit gelangen die deutschen Machthaber an ein brisantes Schriftstück. Es enthält Sir Isaac Newtons Formel für das "Geheime Feuer", eine schreckliche Waffe. 2007 empfängt Katherine Reckliss beunruhigende Funkbotschaften aus der Vergangenheit.
Klappentext zu „Maleficus “
Ein atemberaubender Wettlauf - gegen die Vergangenheit!In Europas dunkelster Zeit gelangen die deutschen Machthaber an ein brisantes Schriftstück. Es enthält Sir Isaac Newtons Formel für das »Geheime Feuer«, eine schreckliche Waffe jenseits aller Vorstellungskraft
2007 empfängt Katherine Reckliss beunruhigende Funkbotschaften aus der Vergangenheit: Mitten in der britischen Hauptstadt wurde eine allen Naturgesetzen widersprechende Bombe gezündet, die nun siebzig Jahre später London und alle seine Bewohner in einer gewaltigen Explosion zu verschlingen droht. Nur wenn es Katherine jetzt noch gelingt, die damaligen Ereignisse zu verändern, kann sie die Katastrophe abwenden.
Lese-Probe zu „Maleficus “
MaLeficus von Martin Langfield Um den Verlauf des Zweiten Weltkriegs zugunsten Nazi-Deutschlands zu ändern, versuchte ein Agent aus dem Okkultismusbüro von Heinrich Himmlers SS, am 30. Juni 1944 eine Massenvernichtungswaffe in London zu zünden. Dreiundsechzig Jahre später steht sein Versuch kurz vor dem Gelingen. Tag fünf New York, 25. Juni 2007
Die verborgene Schublade öffnete sich auf Roberts erste Berührung. für einen Sekundenbruchteil schien sich der Raum um ihn herum unter Donnern und Krachen zu verkrümmen und aufzubäumen, als würden die Wände der Welt einstürzen. Robert riss die Arme über den Kopf und stieß seinen Stuhl so heftig vom Schreibtisch zurück, dass er auf den Parkettboden kippte. Schwer atmend stand er da und starrte auf die Schublade. Stimmen raschelten am Rand seines Bewusstseins. Geh nicht weiter, flüsterten sie. Hör sofort auf. Hass hallte rund um ihn wider. für einen Moment hatte er ein blutleeres Gesicht gesehen. Mit starrem Blick und rachsüchtig trieb es in der Dunkelheit, die sich auf ihn herabgesenkt hatte. ein bekanntes Gesicht. »Du bist tot!«, zischte Robert wütend. Vor dem Fenster ging es zwanzig Meter bis zur Straße hinunter. Niemand konnte hier sein, er war allein in der Wohnung. Niemand konnte ihm zuflüstern. Robert ließ langsam die arme sinken und spähte in die Dunkelheit hinaus. Nebelfetzen wirbelten in wahllosen Mustern vorbei. Keine Erscheinung. Er stand still und lauschte angestrengt, das Blut rauschte in seinen Ohren.
... mehr
Das Gesicht gehörte einem Mann, mit dem Robert zweieinhalb Jahre zuvor auf Leben und Tod gekämpft hatte, einem Diener und Soldaten des Feindes. Die Erinnerung verfolgte ihn nächtens noch in schrecklichen Bildern: Wie er unter der erde eingeschlossen war, ringsum Hass, dröhnend wie langsam rollender Donner ... für einen Moment war Robert wieder an jenem Ort; er spannte die Muskeln, ballte verteidigungsbereit die Fäuste, hyperwachsam gegenüber seiner umgebung. Nichts. Stille. Er hatte blasse Haut gesehen, einen Kranz aus weißem Haar, durchdringende Augen ... es war ein Gesicht, das er kannte, ja, und doch war es anders. Es hatte etwas an sich, das er nicht benennen konnte. Robert kontrollierte seinen Atem und versuchte sich zu entspannen. Er ließ den Blick über den Schreibtisch wandern, an dem er gearbeitet hatte, den verlassenen Arbeitsplatz des teuren, verrückten, liebevollen Adam, seines Freundes, den der Feind vernichtet hatte. seine Aufmerksamkeit kehrte zu der Geheimschublade zurück, die jetzt offen stand. Hatte Adam gewollt, dass er diese Schublade fand? Robert und Adam waren fünfundzwanzig Jahre zuvor an der Universität von Cambridge Freunde gewesen, Rivalen in der Liebe seither, Mitverschwörer in meist von Adam ersonnenen, existentiellen Spielen, Kollegen und Konkurrenten im internationalen Nachrichtengeschäft. Sie waren vielleicht zwei Hälften eines einzigen Mannes gewesen. Adam war Luft und Feuer: spontan, wagemutig, nicht greifbar. Robert war Erde und Wasser: verwurzelt, zuverlässig, nicht aufzuhalten.
Nacheinander hatten sie um Katherine angehalten und sie erobert, die blauäugige, reuige Spionin mit dem rabenschwarzen Haar, die nun Roberts Frau war. Es hatte dunkle Zeiten gegeben. Adam war in den 1990ern dem Wahnsinn verfallen und hatte sich nur mit Katherines und Roberts Hilfe ans Licht zurückgekämpft. Und die ganze Zeit hatte ihr Mentor auf sie achtgegeben, ein Mann, der die Aufgabe hatte, sie zu leiten, auch wenn sie ihn zurückwiesen: Horace Hencott, ein anglophiler Amerikaner und Hobbygelehrter, ein Kollege von Adams Großvater aus Weltkriegstagen. Er war in den Achtzigern, ein Weiser, ein Supervisor ihrer jeweiligen hellseherischen Fähigkeiten, die jeder von ihnen über die Jahre geleugnet, angenommen und bekämpft, verloren und wiedergewonnen hatte. Es war Horace gewesen, der sie fast drei Jahre zuvor zu ihrem dunkelsten Spiel gebracht hatte, einem Wettstreit mit echten Risiken und Opfern, bei dem Adam sein Leben gelassen hatte. Der Feind hatte versucht, eine Weltuntergangsmaschine in Manhattan zu zünden. Millionen von Menschenleben waren am seidenen Faden gehangen, Millionen weiteren hätten unbeschreibliche Leiden bevorgestanden. Robert hatte sie mit knapper Not und zu einem entsetzlichen Preis für sich und andere stoppen können. Doch wie Horace gesagt hatte, wurde die Schlange nie getötet, sie hatten ihr nur die Haut geritzt. sie hatten den Feind geärgert, aber er würde wiederkommen, auf neuen Wegen, durch neue Seelen, und sich neue Ziele suchen. Noch immer aufgewühlt, trat Robert wieder an Adams Schreibtisch. Links und rechts stapelten sich die letzten Akten, die Robert auf Horaces Geheiß nach den Ereignissen in Manhattan durchgegangen war, um dahinterzukommen, womit genau sich Adam in den letzten Monaten vor seinem Tod beschäftigt hatte. Robert war überzeugt, dass Adam eine Nachricht hinterlassen hatte, eine Reihe von Hinweisen. Bei Adam hatte es immer noch ein weiteres Spiel gegeben, immer noch ein Rätsel zu knacken, noch eine Party oder eine Schnitzeljagd zu organisieren, einen weiteren Versuch der Selbsterkenntnis. Robert stemmte die Hände in die Hüften und schaute auf die Ladung Papiere und Fotos hinunter, die er zuletzt untersucht hatte. es war sein Projekt der Besessenheit, wie Kat es genannt hatte, ein Teil des Genesungsprozesses, den sich Horace nach 2004 für ihn ausgedacht hatte: alle Forschungsunterlagen und Schriften aufzuspüren und zu sammeln, die Adam in seinen Jahren in London, Miami, Havanna sowie zu Hause in New York angehäuft hatte: all das, was er über sich selbst und über den Feind in Erfahrung gebracht hatte. es war ein Weg, mit der Erinnerung an Adam Frieden zu schließen, und mit den Dingen, die Adam getan hatte. Robert hob die Augen und spähte in die Geheimschublade, die er bis heute Abend nicht bemerkt hatte, bis ein Lichtschimmer wie ein von Wasser reflektierter Sonnenstrahl wiederholt daraufgefallen war, während er arbeitete. Wortfetzen formten sich in seinem Geist: Mar ... regret ... Robert schüttelte den Kopf, schickte sie fort, verbannte den letzten Nachhall der Vision. Konzentrierte sich. Er griff in die Schublade.
Sie enthielt einen versiegelten Umschlag. als er ihn herausnahm, wurde es kälter um seine Schultern und im Nacken. Robert spürte Augen auf sich gerichtet und schauderte. Der Brief war an ihn adressiert, in Adams Handschrift. Er griff zu einem Brieföffner und schlitzte ihn auf. Lieber Robert, ich bin nicht zu retten. Vergiss mich. Doch wenn Du dies liest, hast Du überlebt, und das bedeutet, es ist Dir gelungen, den Feind zu besiegen. Eines musst Du wissen: Auch wenn Du ihn besiegt hast, wird er wiederkommen. Er wird auf andere Weise versuchen, seine Ziele zu erreichen. Er ist geduldig, aber er wird niemals ruhen. Und er wird sich rächen wollen, brutal rächen an jenen, die ihn aufgehalten haben. Er wird jeden von euch angreifen, um euch zu zerstören. Wer ist der Feind? Er ist eine einzelne Kraft mit zahllosen Namen eine Kraft des unaussprechlich Bösen in dieser Welt und der nächsten. Er ist nicht von dieser Welt, aber er wirkt durch Wesen in diesem Leben. Es gibt insbesondere einen Diener des Feindes namens Isambard; er ist der mächtigste von allen. Rechne damit, dass er sich an Dich heranmachen wird. Geschöpfe wie Isambard sind die Werkzeuge der Hölle in dieser Welt. Sie lieben das Leiden, trachten danach, mehr davon zu schaffen, nähren und stärken sich daran, verführen uns dazu, unter ihrer Anleitung weiteres Leid zu verursachen. Eine Kraft, viele Namen.
In der ostenglischen Wildnis, wo Du aufgewachsen bist, nennt man seine Diener die »Laternenmänner«, die dunklen Geister mit ihren hypnotisierenden Lichtern, die Menschen in den einsamen, flachen Wassern der Sümpfe ins Verderben locken. Zu anderen Zeiten, an anderen Orten hat man seine Diener den Umwölkten Spiegel genannt, die Schattenbruderschaft, die Bruderschaft der JWNW. Dieser letzte JWNW ist der Name, unter dem wir ihren Soldaten in Manhattan begegnet sind. Er bezieht sich auf einen der Orte, wo der Feind zum ersten Mal Diener für sich gewann: eine ägyptische Priesterstadt, von den Griechen später Heliopolis genannt, wo sich spirituelle Meister zum ersten Mal vom Licht abwandten und stattdessen den Weg des Feindes zur Macht wählten: den Weg, Leid zu verursachen. Der Feind ist überall. Er weiß um jeden Gedanken von uns, sehnt sich in jedem Augenblick danach, in der physischen Welt zu hausen, in diesem Leben Fleisch zu werden. Er sucht unablässig nach Dienern und Opfern, und er kann uns überall erreichen. Er lebt von unserer Angst, unserem Hass, unserer Feigheit und erweckt sie in uns in einem nicht endenden Kreislauf. In gewissem Sinn ist er wir. Wir können uns letztendlich nicht vor ihm verstecken. Selbst der Tod bietet vielleicht keine Zuflucht vor ihm. Er muss immer wieder aufs Neue bekämpft werden. Du weißt noch nicht, was Du bist. Du hast Dich auf einen Weg begeben, der Dich zu Deinen eigenen Leuten zurückführen muss, zu den Gaben und namenlosen Künsten, die man Dich zu verachten gelehrt hat, zu den mächtigen Hexen der Fens, den klugen Männern und weisen Frauen, von denen Du abstammst und vor deren Welt man Dich immer abgeschirmt hat. Geh zurück, um vorwärtszugehen. Ich habe einige historische Aufzeichnungen beiseitegelegt, einige potenzielle Entdeckungen und verstörende Anomalien, die Du studieren kannst. Teilweise betreffen sie meine eigene Familie: meinen Großvater Harry Hale, dessen Räume im Trinity College ich bewohnt habe, und seinen Bruder, Peter Hale. Die braven Leute im Club St. George an der Fleet Street werden Dir meine Unterlagen gegen eine (beigefügte) Notiz von mir und ein passendes Codewort aushändigen. Das Wort, das Du ihnen nennen musst, ist Dein Lieblingswetterereignis. Auch ein Datum gilt es zu beachten: den 30. Juni 2007. Ein Vollmond und ein »blue moon« in London, der zweite in einem Monat. Ich weiß nicht warum, aber ich habe diesen Termin gesehen. Liebe Grüße an Katherine, stets Dein Adam.
Dieser Brief, endlich, war das, wonach Robert gesucht hatte. er lächelte verkniffen über die Wahl des Passworts. George. Das war typisch Adam. George hatte der Hurrikan geheißen, der in der Nacht nahe Miami gewütet hatte, in der Katherine Robert zu ihrem zweiten Mann erwählt hatte. Zu ihrem zweiten Mann nach Adam. Er steckte den Brief wieder in das Kuvert und verstaute es in seiner Jackentasche. 30. Juni 2007. Noch fünf Tage.
Katherine würde in Kürze hier in Adams altem Apartmenthaus eintreffen, um Robert abzuholen. Er starrte in die Finsternis hinaus und forderte den Nebel heraus, erneut das Gesicht eines Toten zu formen. Nichts. er machte die Lichter aus und ging nach unten. Sie kam nicht. Copyright © der Originalausgabe 2009 by Martin Langfield
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München Übersetzung: »Fred Kinzel«
Das Gesicht gehörte einem Mann, mit dem Robert zweieinhalb Jahre zuvor auf Leben und Tod gekämpft hatte, einem Diener und Soldaten des Feindes. Die Erinnerung verfolgte ihn nächtens noch in schrecklichen Bildern: Wie er unter der erde eingeschlossen war, ringsum Hass, dröhnend wie langsam rollender Donner ... für einen Moment war Robert wieder an jenem Ort; er spannte die Muskeln, ballte verteidigungsbereit die Fäuste, hyperwachsam gegenüber seiner umgebung. Nichts. Stille. Er hatte blasse Haut gesehen, einen Kranz aus weißem Haar, durchdringende Augen ... es war ein Gesicht, das er kannte, ja, und doch war es anders. Es hatte etwas an sich, das er nicht benennen konnte. Robert kontrollierte seinen Atem und versuchte sich zu entspannen. Er ließ den Blick über den Schreibtisch wandern, an dem er gearbeitet hatte, den verlassenen Arbeitsplatz des teuren, verrückten, liebevollen Adam, seines Freundes, den der Feind vernichtet hatte. seine Aufmerksamkeit kehrte zu der Geheimschublade zurück, die jetzt offen stand. Hatte Adam gewollt, dass er diese Schublade fand? Robert und Adam waren fünfundzwanzig Jahre zuvor an der Universität von Cambridge Freunde gewesen, Rivalen in der Liebe seither, Mitverschwörer in meist von Adam ersonnenen, existentiellen Spielen, Kollegen und Konkurrenten im internationalen Nachrichtengeschäft. Sie waren vielleicht zwei Hälften eines einzigen Mannes gewesen. Adam war Luft und Feuer: spontan, wagemutig, nicht greifbar. Robert war Erde und Wasser: verwurzelt, zuverlässig, nicht aufzuhalten.
Nacheinander hatten sie um Katherine angehalten und sie erobert, die blauäugige, reuige Spionin mit dem rabenschwarzen Haar, die nun Roberts Frau war. Es hatte dunkle Zeiten gegeben. Adam war in den 1990ern dem Wahnsinn verfallen und hatte sich nur mit Katherines und Roberts Hilfe ans Licht zurückgekämpft. Und die ganze Zeit hatte ihr Mentor auf sie achtgegeben, ein Mann, der die Aufgabe hatte, sie zu leiten, auch wenn sie ihn zurückwiesen: Horace Hencott, ein anglophiler Amerikaner und Hobbygelehrter, ein Kollege von Adams Großvater aus Weltkriegstagen. Er war in den Achtzigern, ein Weiser, ein Supervisor ihrer jeweiligen hellseherischen Fähigkeiten, die jeder von ihnen über die Jahre geleugnet, angenommen und bekämpft, verloren und wiedergewonnen hatte. Es war Horace gewesen, der sie fast drei Jahre zuvor zu ihrem dunkelsten Spiel gebracht hatte, einem Wettstreit mit echten Risiken und Opfern, bei dem Adam sein Leben gelassen hatte. Der Feind hatte versucht, eine Weltuntergangsmaschine in Manhattan zu zünden. Millionen von Menschenleben waren am seidenen Faden gehangen, Millionen weiteren hätten unbeschreibliche Leiden bevorgestanden. Robert hatte sie mit knapper Not und zu einem entsetzlichen Preis für sich und andere stoppen können. Doch wie Horace gesagt hatte, wurde die Schlange nie getötet, sie hatten ihr nur die Haut geritzt. sie hatten den Feind geärgert, aber er würde wiederkommen, auf neuen Wegen, durch neue Seelen, und sich neue Ziele suchen. Noch immer aufgewühlt, trat Robert wieder an Adams Schreibtisch. Links und rechts stapelten sich die letzten Akten, die Robert auf Horaces Geheiß nach den Ereignissen in Manhattan durchgegangen war, um dahinterzukommen, womit genau sich Adam in den letzten Monaten vor seinem Tod beschäftigt hatte. Robert war überzeugt, dass Adam eine Nachricht hinterlassen hatte, eine Reihe von Hinweisen. Bei Adam hatte es immer noch ein weiteres Spiel gegeben, immer noch ein Rätsel zu knacken, noch eine Party oder eine Schnitzeljagd zu organisieren, einen weiteren Versuch der Selbsterkenntnis. Robert stemmte die Hände in die Hüften und schaute auf die Ladung Papiere und Fotos hinunter, die er zuletzt untersucht hatte. es war sein Projekt der Besessenheit, wie Kat es genannt hatte, ein Teil des Genesungsprozesses, den sich Horace nach 2004 für ihn ausgedacht hatte: alle Forschungsunterlagen und Schriften aufzuspüren und zu sammeln, die Adam in seinen Jahren in London, Miami, Havanna sowie zu Hause in New York angehäuft hatte: all das, was er über sich selbst und über den Feind in Erfahrung gebracht hatte. es war ein Weg, mit der Erinnerung an Adam Frieden zu schließen, und mit den Dingen, die Adam getan hatte. Robert hob die Augen und spähte in die Geheimschublade, die er bis heute Abend nicht bemerkt hatte, bis ein Lichtschimmer wie ein von Wasser reflektierter Sonnenstrahl wiederholt daraufgefallen war, während er arbeitete. Wortfetzen formten sich in seinem Geist: Mar ... regret ... Robert schüttelte den Kopf, schickte sie fort, verbannte den letzten Nachhall der Vision. Konzentrierte sich. Er griff in die Schublade.
Sie enthielt einen versiegelten Umschlag. als er ihn herausnahm, wurde es kälter um seine Schultern und im Nacken. Robert spürte Augen auf sich gerichtet und schauderte. Der Brief war an ihn adressiert, in Adams Handschrift. Er griff zu einem Brieföffner und schlitzte ihn auf. Lieber Robert, ich bin nicht zu retten. Vergiss mich. Doch wenn Du dies liest, hast Du überlebt, und das bedeutet, es ist Dir gelungen, den Feind zu besiegen. Eines musst Du wissen: Auch wenn Du ihn besiegt hast, wird er wiederkommen. Er wird auf andere Weise versuchen, seine Ziele zu erreichen. Er ist geduldig, aber er wird niemals ruhen. Und er wird sich rächen wollen, brutal rächen an jenen, die ihn aufgehalten haben. Er wird jeden von euch angreifen, um euch zu zerstören. Wer ist der Feind? Er ist eine einzelne Kraft mit zahllosen Namen eine Kraft des unaussprechlich Bösen in dieser Welt und der nächsten. Er ist nicht von dieser Welt, aber er wirkt durch Wesen in diesem Leben. Es gibt insbesondere einen Diener des Feindes namens Isambard; er ist der mächtigste von allen. Rechne damit, dass er sich an Dich heranmachen wird. Geschöpfe wie Isambard sind die Werkzeuge der Hölle in dieser Welt. Sie lieben das Leiden, trachten danach, mehr davon zu schaffen, nähren und stärken sich daran, verführen uns dazu, unter ihrer Anleitung weiteres Leid zu verursachen. Eine Kraft, viele Namen.
In der ostenglischen Wildnis, wo Du aufgewachsen bist, nennt man seine Diener die »Laternenmänner«, die dunklen Geister mit ihren hypnotisierenden Lichtern, die Menschen in den einsamen, flachen Wassern der Sümpfe ins Verderben locken. Zu anderen Zeiten, an anderen Orten hat man seine Diener den Umwölkten Spiegel genannt, die Schattenbruderschaft, die Bruderschaft der JWNW. Dieser letzte JWNW ist der Name, unter dem wir ihren Soldaten in Manhattan begegnet sind. Er bezieht sich auf einen der Orte, wo der Feind zum ersten Mal Diener für sich gewann: eine ägyptische Priesterstadt, von den Griechen später Heliopolis genannt, wo sich spirituelle Meister zum ersten Mal vom Licht abwandten und stattdessen den Weg des Feindes zur Macht wählten: den Weg, Leid zu verursachen. Der Feind ist überall. Er weiß um jeden Gedanken von uns, sehnt sich in jedem Augenblick danach, in der physischen Welt zu hausen, in diesem Leben Fleisch zu werden. Er sucht unablässig nach Dienern und Opfern, und er kann uns überall erreichen. Er lebt von unserer Angst, unserem Hass, unserer Feigheit und erweckt sie in uns in einem nicht endenden Kreislauf. In gewissem Sinn ist er wir. Wir können uns letztendlich nicht vor ihm verstecken. Selbst der Tod bietet vielleicht keine Zuflucht vor ihm. Er muss immer wieder aufs Neue bekämpft werden. Du weißt noch nicht, was Du bist. Du hast Dich auf einen Weg begeben, der Dich zu Deinen eigenen Leuten zurückführen muss, zu den Gaben und namenlosen Künsten, die man Dich zu verachten gelehrt hat, zu den mächtigen Hexen der Fens, den klugen Männern und weisen Frauen, von denen Du abstammst und vor deren Welt man Dich immer abgeschirmt hat. Geh zurück, um vorwärtszugehen. Ich habe einige historische Aufzeichnungen beiseitegelegt, einige potenzielle Entdeckungen und verstörende Anomalien, die Du studieren kannst. Teilweise betreffen sie meine eigene Familie: meinen Großvater Harry Hale, dessen Räume im Trinity College ich bewohnt habe, und seinen Bruder, Peter Hale. Die braven Leute im Club St. George an der Fleet Street werden Dir meine Unterlagen gegen eine (beigefügte) Notiz von mir und ein passendes Codewort aushändigen. Das Wort, das Du ihnen nennen musst, ist Dein Lieblingswetterereignis. Auch ein Datum gilt es zu beachten: den 30. Juni 2007. Ein Vollmond und ein »blue moon« in London, der zweite in einem Monat. Ich weiß nicht warum, aber ich habe diesen Termin gesehen. Liebe Grüße an Katherine, stets Dein Adam.
Dieser Brief, endlich, war das, wonach Robert gesucht hatte. er lächelte verkniffen über die Wahl des Passworts. George. Das war typisch Adam. George hatte der Hurrikan geheißen, der in der Nacht nahe Miami gewütet hatte, in der Katherine Robert zu ihrem zweiten Mann erwählt hatte. Zu ihrem zweiten Mann nach Adam. Er steckte den Brief wieder in das Kuvert und verstaute es in seiner Jackentasche. 30. Juni 2007. Noch fünf Tage.
Katherine würde in Kürze hier in Adams altem Apartmenthaus eintreffen, um Robert abzuholen. Er starrte in die Finsternis hinaus und forderte den Nebel heraus, erneut das Gesicht eines Toten zu formen. Nichts. er machte die Lichter aus und ging nach unten. Sie kam nicht. Copyright © der Originalausgabe 2009 by Martin Langfield
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München Übersetzung: »Fred Kinzel«
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Autoren-Porträt von Martin Langfield
Martin Langfield ist Engländer und lebt seit 1999 in New York. Er arbeitet seit über zwanzig Jahren als Journalist für die internationale Nachrichtenagentur Reuters. »Dämonium« ist sein fulminantes Debüt als Thrillerautor, mit dem er in England sofort riesige Begeisterung ausgelöst hat!
Bibliographische Angaben
- Autor: Martin Langfield
- 2009, 512 Seiten, Maße: 11,5 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Fred Kinzel
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442373255
- ISBN-13: 9783442373253
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