Mein Geschichtenbuch für das 1. Schuljahr

LESEPROBE Anu Stohner

Mein Freund Robert

Ich heiße Tim, und mein Freund heißt Robert. Wir gehen schonin die Schule. In dieselbe Klasse. Robert sagt, die Schule ist das Schönste vonder ganzen Welt. Ich weiß nicht recht. Ich finde Fernsehgucken zum Beispielauch schön. Oder Ausschlafen. Oder Skateboard fahren. Aber wenn ich das Roberterzähle, schüttelt er nur den Kopf. Das wär schon alles auch okay, sagt er, aberda wären eben keine Lehrer dabei. Robert findet die Lehrer alle unheimlichnett, und da weiß ich auch wieder nicht. Ich finde, es gibt solche Lehrer undsolche. Mein Vater zum Beispiel ist auch Lehrer. Der findet natürlich, Roberthat irgendwie Recht, vielleicht vom Konrektor Übelein an seiner Schuleabgesehen, der immer die Stundenpläne macht. Gegen den hat mein Vater was. Aberer fragt auch oft, mein Vater, meine ich, ob Robert seine Meinung schongeändert hat. Gestern beim Frühstück auch wieder. »Die Frage scheint dich zubeschäftigen«, sagte meine Mutter. »Sie interessiert mich beruflich«, sagtemein Vater. »Mich würde interessieren«, sagte meine Mutter, »warum ihr beidenimmer abwechselnd die erste und die zweite Stunde habt, nie zusammen.« Darüberkann sie sich ganz schön ärgern. So müssen nämlich immer zwei von uns früheraufstehen, damit wir alle zusammen frühstücken können. »Weil ich an einerSchule arbeite, deren Konrektor seinen Namen zu Unrecht trägt«, sagte meinVater. »Wieso?«, fragte ich. »Der passt doch ganz gut.« »Zu lang«, sagte meinVater, »genau drei Buchstaben zu lang.« Ich rechnete noch nach, da klingelte esan der Tür. Das war Robert. Robert holt mich morgens immer ab. Und dass er esist, hört man, weil bei ihm immer der Klingelknopf festklemmt. Bei niemandsonst, nur bei Robert. »Eine halbe Stunde zu früh?«, wunderte sich meineMutter. Normalerweise ist Robert nämlich immer ganz knapp, und wir müssenrennen wie verrückt