Mein großes Buch der Tiger

"Die Vorstellung, dass es schon bald nur noch Tiger in der Gefangenschaft von zoologischen Gärten geben soll, ist unerträglich, denn mit ihnen könnte leicht der urmenschliche Wunsch nach Freiheit verloren gehen. Diese schönen Tiere verkörpern all das, was wir unter Wildnis als positiver Kraft gegen die Einschränkungen unserer zivilisierten Existenz verstehen. Sie gelten als die gefährlichsten Raubtiere schlechthin, und das liegt vielleicht daran, dass sie gnadenlos töten. Aber tun wir Menschen das nicht ebenso, wenn wir Hunger haben? Aber vermutlich können wir ihnen nicht verzeihen, dass sie zwar wunderschön aussehen und eine faszinierende Zärtlichkeit in ihrem Familienleben praktizieren, dass sie aber kein Pardon kennen, wenn ihre feine Nase und ihr erstklassiges Gehör ihnen melden, dass Futter im Anmarsch ist. Der unschuldige Blick, die weichen Pfoten, der anmutige Gang, alles scheint nur dafür gemacht, dass wir ihnen andächtig verfallen, doch würden sie keine Sekunde zögern, uns zu verschlingen. Und trotzdem müssen wir alles dafür tun, dass sie nicht von dieser Erde verschwinden. Und deshalb müssen wir Kindern von ihnen erzählen und ihnen zeigen, dass die Idee der Natur ohne Grenzen in diesen Katzen lebendig ist und dass wir Menschen ohne sie kein glückliches Leben haben können. Dieses Buch spricht durch seine Bilder; mehr muss man nicht tun, als sie Kindern zugänglich zu machen."Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)