Mein Iran
Ein Leben zwischen Revolution und Hoffnung
Shirin Ebadi war die erste Richterin des Iran - und erhielt als erste Frau den Friedensnobelpreis! In ihrer bewegenden und eindringlichen Autobiographie erzählt sie ihre dramatische Lebensgeschichte zwischen Verfolgung, Demütigung, Inhaftierung und...
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Produktinformationen zu „Mein Iran “
Shirin Ebadi war die erste Richterin des Iran - und erhielt als erste Frau den Friedensnobelpreis! In ihrer bewegenden und eindringlichen Autobiographie erzählt sie ihre dramatische Lebensgeschichte zwischen Verfolgung, Demütigung, Inhaftierung und Todesdrohungen. Dabei gewährt sie einen tiefen und facettenreichen Einblick in ein Land, das wie kaum ein anderes im Brennpunkt der internationalen Politik steht.
Ein beeindruckendes Zeugnis von Mut und Engagement!
Ein beeindruckendes Zeugnis von Mut und Engagement!
Klappentext zu „Mein Iran “
Shirin Ebadi war die erste Richterin des Iran und erhielt als erste Frau den Friedensnobelpreis! In ihrer bewegenden und eindringlichen Autobiographie erzählt sie ihre dramatische Lebensgeschichte zwischen Verfolgung, Demütigung, Inhaftierung und Todesdrohungen. Dabei gewährt sie einen tiefen und facettenreichen Einblick in ein Land, das wie kaum ein anderes im Brennpunkt der internationalen Politik steht.Ein beeindruckendes Zeugnis von Mut und Engagement!
Die Autobiografie der Friedensnobelpreistr gerin! aus dem Iran!
Shirin Ebadi war die erste Richterin des Iran - und erhielt als erste Frau den Friedensnobelpreis! In ihrer bewegenden und eindringlichen Autobiographie erz hlt sie ihre dramatische Lebensgeschichte zwischen Verfolgung, Dem tigung, Inhaftierung und Todesdrohungen. Dabei gew hrt sie einen tiefen und facettenreichen Einblick in ein Land, das wie kaum ein anderes im Brennpunkt der internationalen Politik steht.
Ein beeindruckendes Zeugnis von Mut und Engagement!
'Wie man im Iran dennoch als Frau selbstbewusst lebt, kann man hier nachlesen. Und dabei lernen, welcher Mut dazu geh rt - viele Regimekritiker sind ermordet worden -, und auch welche Sturheit. Mit letzterer, schreibt Ebadi, ist sie reichlich gesegnet. Zum Gl ck.' Berliner Zeitung
'Ein kluges Buch voller Geschichten und spannend in der Darstellung der politischen Dynamik seit der islamischen Revolution.' Brigitte
'Eine lehrreiche Anklageschrift gegen den Gottesstaat.' Der Spiegel
Shirin Ebadi war die erste Richterin des Iran - und erhielt als erste Frau den Friedensnobelpreis! In ihrer bewegenden und eindringlichen Autobiographie erz hlt sie ihre dramatische Lebensgeschichte zwischen Verfolgung, Dem tigung, Inhaftierung und Todesdrohungen. Dabei gew hrt sie einen tiefen und facettenreichen Einblick in ein Land, das wie kaum ein anderes im Brennpunkt der internationalen Politik steht.
Ein beeindruckendes Zeugnis von Mut und Engagement!
'Wie man im Iran dennoch als Frau selbstbewusst lebt, kann man hier nachlesen. Und dabei lernen, welcher Mut dazu geh rt - viele Regimekritiker sind ermordet worden -, und auch welche Sturheit. Mit letzterer, schreibt Ebadi, ist sie reichlich gesegnet. Zum Gl ck.' Berliner Zeitung
'Ein kluges Buch voller Geschichten und spannend in der Darstellung der politischen Dynamik seit der islamischen Revolution.' Brigitte
'Eine lehrreiche Anklageschrift gegen den Gottesstaat.' Der Spiegel
Lese-Probe zu „Mein Iran “
Vorwort Im Herbst 2000, beinahe ein Jahrzehnt nachdem ich meine Arbeit als Anwältin aufgenommen und damit begonnen hatte, vor den Gerichten des Irans Gewaltopfer zu verteidigen, durchlebte ich die zehn quälendsten Tage meines gesamten Berufslebens. Die Fälle, mit denen ich es normalerweise zu tun hatte - misshandelte Kinder, missbrauchte Ehefrauen, politische Gefangene -, führten mir täglich menschliche Grausamkeit vor Augen, doch bei dem Fall, um den es nun ging, hatte ich es mit einer Bedrohung ganz anderer Art zu tun.Die Regierung hatte vor kurzem eine Mittäterschaft bei den Ende der Neunzigerjahre vorsätzlich verübten Morden an Dutzenden von Intellektuellen eingestanden. Einige waren erdrosselt worden, während sie Besorgungen machten, andere waren in ihren Häusern erschlagen worden. Ich vertrat die Familien von zweien der Opfer und hatte dringend darauf gewartet, die Akten der richterlichen Ermittlungen einsehen zu können.
Der vorsitzende Richter hatte den Anwälten der Opfer nur zehn Tage Zeit gegeben, die gesamte Akte zu lesen - nur zehn Tage, in denen wir Zugang zu den Ermittlungsergebnissen haben würden - und die unsere einzige Chance waren, Beweismaterial zusammenzutragen. Das Durcheinander der Ermittlungen, die Versuche, die Beteiligung des Staates zu verschleiern, der mysteriöse Selbstmord eines Hauptverdächtigen im Gefängnis, machten es uns noch schwerer, zu rekonstruieren, was tatsächlich geschehen war, von den fatwas, religiösen Edikten, die die Morde anordneten, bis zur Hinrichtung der Betroffenen. Es hätte nicht mehr auf dem Spiel stehen können.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik hatte der Staat zugegeben, seine Kritiker ermordet zu haben, und zum ersten Mal sollte ein Prozess stattfinden, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Regierung selbst hatte zugegeben, dass eine Gruppe eigenmächtig handelnder Mitarbeiter des Informationsministeriums für die Morde verantwortlich sei, doch der Fall war bislang noch nicht
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vor Gericht gekommen. Als es schließlich soweit war, trafen wir nahezu bebend vor Entschlossenheit im Gerichtsgebäude ein.
Nachdem wir den Umfang der Akten gesehen hatten - mannshohe Berge -, war uns klar, dass wir sie gleichzeitig würden lesen müssen und nur einer von uns sich an die chronologische Reihenfolge halten konnte. Diesen Part überließ man mir.
Die Sonne schien durch die schmutzige Fensterscheibe, und ihre Strahlen schienen viel zu schnell durch den Raum zu wandern, während wir schweigend Schulter an Schulter über den kleinen Tisch gebeugt saßen und nur das Geraschel von Papier und gelegentlich das dumpfe Schaben der Stuhlbeine auf dem Fußboden zu hören war.
Die entscheidenden Passagen in den Akten, die Abschriften der Verhöre mit den angeklagten Mördern, waren überall verstreut, vergraben zwischen Seiten voller bürokratischer Worthülsen. Diese Abschriften enthielten Beschreibungen der brutalen Morde, Absätze, in denen der Mörder anscheinend mit Vergnügen davon berichtet, bei jedem Stoß, als düstere Hommage an die Schwester des Propheten Mohammed, "Ya Zahra" ausgerufen zu haben.
Im Raum nebenan saßen die Anwälte der Angeklagten und lasen andere Teile des Dossiers, und durch die Wand hindurch spürten wir beständig die Anwesenheit dieser Männer, die jene verteidigten, die im Namen Gottes gemordet hatten. Die meisten der von ihnen Vertretenen waren Funktionäre des Informationsministeriums von niederem Rang, Handlanger, die die Todeslisten auf Geheiß ranghöherer Beamter unterzeichnet hatten.
Um die Mittagszeit ließ unsere Energie nach, und einer der Anwälte bat den jungen Soldaten im Gang, uns Tee zu bringen. Sobald uns das Teetablett gebracht worden war, beugten wir die Köpfe wieder über die Akten. Ich war bei einer Seite angelangt, auf der die Dinge detaillierter und flüssiger geschildert wurden als in anderen Passagen, und las deshalb langsamer und konzentrierter. Es war die Abschrift einer Unterhaltung zwischen einem Regierungsminister und einem Mitglied des Todeskommandos. Als mein Blick auf den Satz fiel, der mich viele Jahre lang verfolgen sollte, glaubte ich, mich verlesen zu haben. Ich blinzelte einmal, doch der Satz stand noch immer da: "Die nächste Person, die getötet werden soll, ist Shirin Ebadi." Ich.
Mein Hals war plötzlich wie ausgetrocknet. Ich las diese Zeile immer und immer wieder. Die gedruckten Wörter verschwammen vor meinen Augen. Die einzige weitere Frau im Raum, Parastou Forouhar, deren Eltern zu den Ersten gehört hatten, die in ihrem Teheraner Haus mitten in der Nacht getötet - erstochen und verstümmelt - worden waren, saß neben mir. Ich fasste sie am Arm und deutete mit dem Kopf auf die vor mir liegende Seite. Sie neigte ihr verschleiertes Haupt herüber und ließ die Augen über den Text wandern. "Hast du das gelesen? Hast du das gelesen?", flüsterte sie immer wieder. Wir lasen gemeinsam weiter, lasen, wie der Mann, der mein Mörder werden wollte, zum Informationsminister ging und um die Erlaubnis bat, mich ermorden zu dürfen. Nicht im Fastenmonat Ramadan (im persischen Tamazan), hatte der Minister geantwortet, aber jederzeit danach. Aber sie fasten doch sowieso nicht, hatte der Söldner argumentiert, diese Leute haben sich von Gott abgewandt. Dieses Argument - dass die Intellektuellen, dass ich, mich von Gott abgewandt hätte -, diente ihnen dazu, die Morde als ihre religiöse Pflicht zu rechtfertigen. In der grausigen Terminologie derjenigen, die den Islam als eine Religion interpretieren, die Gewalt duldet, war es halal, von Gott gestattet, unser Blut zu vergießen.
In diesem Moment öffnete sich knarrend die Tür. Wir bekamen noch einmal Tee, der zwar nach nichts schmeckte, uns aber wach hielt. Ich lenkte mich damit ab, die vor mir liegenden Papiere neu zu ordnen, völlig benommen von dem, was ich gelesen hatte. Ich hatte keine Angst, wirklich nicht, und ich war auch nicht wütend. Ich erinnere mich vor allem an das überwältigende Gefühl, es nicht glauben zu können. Warum hassen sie mich so sehr?, fragte ich mich. Was habe ich getan, um einen solchen Hass auszulösen? Wie ist es möglich, dass ich mir Feinde gemacht habe, die so begierig darauf sind, mein Blut zu vergießen, dass sie nicht einmal bis zum Ende des Ramadan warten können?
Wir sprachen damals nicht sofort darüber. Wir hatten keine Zeit für Pausen oder mitfühlende Worte, etwa: "Wie schrecklich, dass du die Nächste auf der Liste warst." Wir konnten es uns nicht erlauben, die begrenzte, kostbare Zeit, die uns für das Studium der Akten zur Verfügung stand, zu vergeuden. Ich nippte an meinem Tee und las weiter, obwohl meine Finger wie gelähmt waren und ich nur mit Mühe die Seiten umblättern konnte. Gegen zwei Uhr hörten wir auf, und erst dann, während wir über den Hof nach draußen gingen, erzählte ich es den anderen Anwälten. Sie schüttelten den Kopf und murmelten Alhamdulellah, Gott sei Dank, dass ich im Unterschied zu den Opfern der Familien, die wir verteidigten, dem Tod entkommen war.
Als ich auf die Straße hinaustrat, empfing mich die willkommene Kakophonie des Teheraner Verkehrs. Zu dieser Tageszeit waren die breiten, von niedrigen Häusern gesäumten Straßen der Stadt überfüllt von schnaufenden alten Autos. Ich nahm ein Taxi und ließ mich vom Rütteln des staubigen Wagens einlullen, bis wir mein Haus erreichten. Ich rannte hinein, zog mich aus und blieb eine Stunde lang unter der Dusche, ließ das kalte Wasser an mir herabströmen, damit es den Schmutz dieser Akten wegwusch, der sich in meinem Kopf und unter meinen Fingernägeln eingenistet hatte. Erst nach dem Abendessen, nachdem meine Töchter ins Bett gegangen waren, erzählte ich es meinem Mann.
Heute ist mir bei der Arbeit etwas Interessantes passiert, begann ich.
Eine Jugend in Teheran Meine nachsichtige, liebevolle Großmutter, von der wir Kinder nie auch nur ein einziges böses Wort hörten, schimpfte uns am 19. August 1953 zum ersten Mal richtig aus. Wir spielten in einer Ecke des dämmrigen, von Laternenlicht beleuchteten Wohnzimmers, als sie uns mit angespanntem Gesichtsausdruck anfuhr, ruhig zu sein. Es war das Jahr, bevor ich in die Grundschule kam, und meine Familie verbrachte den Sommer im geräumigen Landhaus meines Vaters, das im Randgebiet der westlichen Provinz Hamadan lag, in der meine Eltern aufgewachsen waren. Meine Großmutter besaß ganz in der Nähe ebenfalls ein Haus, und ihre Enkel kamen dort jeden Sommer zusammen, spielten Verstecken in den Obsthainen und kehrten bei Sonnenuntergang zurück, um sich mit den Erwachsenen um das Radio zu setzen. Ich erinnere mich noch lebhaft an jenen Abend, an dem wir mit klebrigen Fingern und von Beerensaft verschmierten Kleidern ins Haus kamen und die Erwachsenen in einer düsteren Stimmung vorfanden. Diesmal beachteten sie unseren Aufzug gar nicht. Sie saßen völlig gebannt und enger zusammengedrängt als sonst um das Radio und hatten die Kupferschalen mit Datteln und Pistazien nicht angerührt. Eine zittrige Stimme in dem batteriebetriebenen Radio verkündete, dass Ministerpräsident Mohammed Mossadegh vier Tage nach den Unruhen in Teheran durch einen Staatsstreich gestürzt worden sei. Wir Kinder kicherten über die niedergeschlagenen Blicke und die ernsten Gesichter der Erwachsenen und huschten aus dem Wohnzimmer, in dem eine Stimmung herrschte wie bei einem Begräbnis.
Die Anhänger des Schahs, die den staatlichen Rundfunk unter ihre Kontrolle gebracht hatten, verkündeten, das iranische Volk habe mit dem Sturz Mossadeghs einen Sieg errungen. Außer denen, die für die Mitwirkung an diesem Staatsstreich bezahlt worden waren, teilten nur wenige diese Einschätzung. Für die Iraner, ob religiös oder nicht, arm oder reich, war Mossadegh weit mehr als ein beliebter Staatsmann. Für sie war er ein geliebter Nationalheld, eine Persönlichkeit, die ihrer begeisterten Verehrung würdig war, ein fähiger Führer an der Spitze ihrer großen Zivilisation mit ihrer über 2500 Jahre alten Geschichte. Zwei Jahre zuvor, 1951, hatte der Ministerpräsident die iranische Ölindustrie verstaatlicht, die bis dahin von westlichen Ölkonsortien kontrolliert worden war. Diese hatten gemäß Verträgen, die für den Iran nur eine geringe Gewinnbeteiligung vorsahen, große Mengen des iranischen Öls gefördert und exportiert. Dieser mutige Schritt, der die Gewinnerwartungen des Westens im ölreichen Mittleren Osten durcheinanderbrachte, trug Mossadegh die ewige Bewunderung der Iraner ein, die in ihm die Vaterfigur der iranischen Unabhängigkeit sahen, so wie Mahatma Gandhi in Indien dafür verehrt wurde, seine Nation von der britischen Kolonialherrschaft befreit zu haben.
Die Popularität des 1951 durch eine überwältigende Mehrheit demokratisch an die Macht gewählten Mossadegh ging über die Anziehungskraft seines Nationalbewusstseins hinaus. Seine offene Forderung nach Pressefreiheit, sein Hang, die diplomatischen Angelegenheiten von seinem Bett aus zu leiten, sein Studium in der Schweiz und seine iranische Cleverness bezauberten die Menschen, die in ihm einen brillanten, geschickten Führer sahen, der nicht nur ihre Hoffnungen verkörperte, sondern auch ihr kompliziertes Selbstbild - wie sie steckte er voll scheinbarer Widersprüche, vereinte aristokratische Wurzeln und populistische Ambitionen mit einer Empfänglichkeit für die weltlichen Dinge, die jedoch niemals Bündnisse mit mächtigen Geistlichen ausschloss.
Die iranische Verfassung von 1906, die die moderne konstitutionelle Monarchie begründete, verlieh der Monarchie lediglich symbolische Macht. Unter Resa Schah, einem weisen Diktator, der mit Hilfe einer gewissen Unterstützung des Volkes die absolute Macht übernahm, war das Land von 1926 bis 1941 von der Monarchie geprägt. Nachdem jedoch während des Zweiten Weltkrieges britische und russische Truppen den Iran besetzt hatten, war Resa Schah 1941 gezwungen, zugunsten seines Sohnes abzudanken. Der junge Schah leitete eine Periode relativer politischer Offenheit ein, die durch eine größere Pressefreiheit gekennzeichnet war und in der sich das Gleichgewicht der Macht wieder zugunsten der gewählten Regierung verschob; das Parlament und sein Ministerpräsident übernahmen wie in der Verfassung vorgesehen die Kontrolle über die Angelegenheiten des Landes. Während der Ära von Ministerpräsident Mossadegh verlor der Schah an Einfluss, und bis zum Staatsstreich von 1953 wurde das iranische Volk eigentlich erfolgreich von seinen gewählten Vertretern regiert.
1951 wirkte der ungeliebte 32-jährige Schah, der Erbe einer noch sehr jungen, unpopulären, von einem persischen Kosakenoffizier gegründeten Dynastie, neben dem Ministerpräsidenten wie ein nicht eben vielversprechender Grünschnabel. Der Schah, Mohammed Resa Pahlewi, beobachtete besorgt Mossadeghs Aufstieg. Die große Unterstützung, die der Ministerpräsident durch das Volk erfuhr, machte seine eigene Verletzbarkeit als ungeliebter Monarch, der nur seine Generäle, die Vereinigten Staaten und Großbritannien hinter sich hatte, umso deutlicher. Die Verstaatlichung des iranischen Öls durch Mossadegh erzürnte die beiden Westmächte, doch ließen sie sich mit einer Antwort Zeit. 1953 hielten sie die Umstände für günstig, Mossadegh zu stürzen. Kermit Roosevelt, der Enkel von Teddy Roosevelt, kam nach Teheran, um den nervösen Schah zu beruhigen und den Staatsstreich zu lenken. Ihm standen fast eine Million Dollar zur Verfügung, um die Massen im ärmlichen Süden Teherans für organisierte Protestmärsche zu bezahlen und die Herausgeber von Zeitungen zu bestechen, mit falschen Schlagzeilen die zunehmende Unzufriedenheit mit Mossadegh zu propagieren.
Innerhalb von vier Tagen, in denen sich der kränkelnde, angebetete Ministerpräsident in einem Keller versteckte, wurde der käufliche, junge Schah wieder an die Macht gebracht, wofür er Kermit Roosevelt mit den berühmt gewordenen Worten dankte: "Ich verdanke meinen Thron Gott, meinem Volk, meiner Armee und Ihnen." Es war ein zutiefst demütigender Moment für die Iraner, die zusehen mussten, wie die Vereinigten Staaten in ihre Politik eingriffen, so als ob ihr Land irgendein annektiertes rückständiges Nest sei, dessen Führer ganz nach Laune eines amerikanischen Präsidenten und seiner CIA-Berater ein- oder abgesetzt werden konnten.
Der Schah ordnete einen Militärprozess für Mossadegh an, und die Zeitungen brachten auf ihren Titelseiten Fotos, die den gestürzten Ministerpräsidenten beim Betreten des überfüllten Gerichtssaales zeigten, seine hagere Gestalt und seine Adlernase eindrucksvoller denn je. Der Richter fällte ein Todesurteil, sagte jedoch, er würde die Strafe auf drei Jahre Gefängnis herabmildern, um der unendlichen Gnade des Schahs Tribut zu zollen. Drei Jahre lang ließ man Mossadegh in einem Gefängnis im Zentrum Teherans dahinsiechen. Anschließend zog er sich in sein Dorf in Ahmadabad zurück und verbrachte seinen Ruhestand damit, Briefe seiner erschütterten, treuen Anhänger zu beantworten. In späteren Jahren hingen seine Antworten, geschrieben in seiner feinen, klaren Handschrift, eingerahmt in den Büros führender iranischer Oppositioneller, die den Schah ein Vierteljahrhundert später während der Revolution von 1979 entmachten sollten.
Zwölf Jahre vor dem Staatsstreich, der eine Zäsur in der iranischen Geschichte und im Leben der Menschen darstellte, lernten meine Eltern sich kennen und heirateten, wie es für Iraner ihrer Generation typisch war, gemäß dem traditionellen, als khastegari bekannten Werbungsritual. An einem strahlenden Frühlingsnachmittag im Jahr 1945, an dem von den Bergen her eine kühle Brise über die alte Stadt Hamadan strich, hielt mein Vater im Haus der Familie meiner Mutter um ihre Hand an. Mein Vater und meine Mutter waren entfernte Verwandte und hatten sich einige Monate zuvor im Haus eines Cousins zweiten Grades zum ersten Mal gesehen. Die Familie empfing meinen Vater in ihrem Besucherwohnzimmer, und meine Mutter servierte Tee und shirini (das Wort bedeutet Süßigkeiten und hat den gleichen Ursprung wie mein Name). Während sie vorsichtig und auf anmutige, für genau diesen Anlass einstudierte Weise den mit Kardamom gewürzten Tee eingoss, betrachtete sie das schöne Profil meines Vaters. Für meinen Vater war es Liebe auf den ersten Blick, und bis heute ist mir noch kein Mann begegnet, der seine Frau hingebungsvoller anbetet. Während ihres langen gemeinsamen Lebens sprach er sie ehrfürchtig mit Minukhanum an. Damit fügte er ihrem Namen das formelle persische Wort für "Dame" hinzu, als fürchtete er, die Vertrautheit würde seine Achtung mindern. Sie nannte ihn Mohammad-Ali Khan.
Als meine Mutter heranwuchs, träumte sie davon, Medizin zu studieren und Ärztin zu werden. Doch schon vor dem Tag des khastegari hatte ihre Familie diese Möglichkeit aus Gründen, auf die meine Mutter kaum Einfluss hatte, verworfen.
Nachdem wir den Umfang der Akten gesehen hatten - mannshohe Berge -, war uns klar, dass wir sie gleichzeitig würden lesen müssen und nur einer von uns sich an die chronologische Reihenfolge halten konnte. Diesen Part überließ man mir.
Die Sonne schien durch die schmutzige Fensterscheibe, und ihre Strahlen schienen viel zu schnell durch den Raum zu wandern, während wir schweigend Schulter an Schulter über den kleinen Tisch gebeugt saßen und nur das Geraschel von Papier und gelegentlich das dumpfe Schaben der Stuhlbeine auf dem Fußboden zu hören war.
Die entscheidenden Passagen in den Akten, die Abschriften der Verhöre mit den angeklagten Mördern, waren überall verstreut, vergraben zwischen Seiten voller bürokratischer Worthülsen. Diese Abschriften enthielten Beschreibungen der brutalen Morde, Absätze, in denen der Mörder anscheinend mit Vergnügen davon berichtet, bei jedem Stoß, als düstere Hommage an die Schwester des Propheten Mohammed, "Ya Zahra" ausgerufen zu haben.
Im Raum nebenan saßen die Anwälte der Angeklagten und lasen andere Teile des Dossiers, und durch die Wand hindurch spürten wir beständig die Anwesenheit dieser Männer, die jene verteidigten, die im Namen Gottes gemordet hatten. Die meisten der von ihnen Vertretenen waren Funktionäre des Informationsministeriums von niederem Rang, Handlanger, die die Todeslisten auf Geheiß ranghöherer Beamter unterzeichnet hatten.
Um die Mittagszeit ließ unsere Energie nach, und einer der Anwälte bat den jungen Soldaten im Gang, uns Tee zu bringen. Sobald uns das Teetablett gebracht worden war, beugten wir die Köpfe wieder über die Akten. Ich war bei einer Seite angelangt, auf der die Dinge detaillierter und flüssiger geschildert wurden als in anderen Passagen, und las deshalb langsamer und konzentrierter. Es war die Abschrift einer Unterhaltung zwischen einem Regierungsminister und einem Mitglied des Todeskommandos. Als mein Blick auf den Satz fiel, der mich viele Jahre lang verfolgen sollte, glaubte ich, mich verlesen zu haben. Ich blinzelte einmal, doch der Satz stand noch immer da: "Die nächste Person, die getötet werden soll, ist Shirin Ebadi." Ich.
Mein Hals war plötzlich wie ausgetrocknet. Ich las diese Zeile immer und immer wieder. Die gedruckten Wörter verschwammen vor meinen Augen. Die einzige weitere Frau im Raum, Parastou Forouhar, deren Eltern zu den Ersten gehört hatten, die in ihrem Teheraner Haus mitten in der Nacht getötet - erstochen und verstümmelt - worden waren, saß neben mir. Ich fasste sie am Arm und deutete mit dem Kopf auf die vor mir liegende Seite. Sie neigte ihr verschleiertes Haupt herüber und ließ die Augen über den Text wandern. "Hast du das gelesen? Hast du das gelesen?", flüsterte sie immer wieder. Wir lasen gemeinsam weiter, lasen, wie der Mann, der mein Mörder werden wollte, zum Informationsminister ging und um die Erlaubnis bat, mich ermorden zu dürfen. Nicht im Fastenmonat Ramadan (im persischen Tamazan), hatte der Minister geantwortet, aber jederzeit danach. Aber sie fasten doch sowieso nicht, hatte der Söldner argumentiert, diese Leute haben sich von Gott abgewandt. Dieses Argument - dass die Intellektuellen, dass ich, mich von Gott abgewandt hätte -, diente ihnen dazu, die Morde als ihre religiöse Pflicht zu rechtfertigen. In der grausigen Terminologie derjenigen, die den Islam als eine Religion interpretieren, die Gewalt duldet, war es halal, von Gott gestattet, unser Blut zu vergießen.
In diesem Moment öffnete sich knarrend die Tür. Wir bekamen noch einmal Tee, der zwar nach nichts schmeckte, uns aber wach hielt. Ich lenkte mich damit ab, die vor mir liegenden Papiere neu zu ordnen, völlig benommen von dem, was ich gelesen hatte. Ich hatte keine Angst, wirklich nicht, und ich war auch nicht wütend. Ich erinnere mich vor allem an das überwältigende Gefühl, es nicht glauben zu können. Warum hassen sie mich so sehr?, fragte ich mich. Was habe ich getan, um einen solchen Hass auszulösen? Wie ist es möglich, dass ich mir Feinde gemacht habe, die so begierig darauf sind, mein Blut zu vergießen, dass sie nicht einmal bis zum Ende des Ramadan warten können?
Wir sprachen damals nicht sofort darüber. Wir hatten keine Zeit für Pausen oder mitfühlende Worte, etwa: "Wie schrecklich, dass du die Nächste auf der Liste warst." Wir konnten es uns nicht erlauben, die begrenzte, kostbare Zeit, die uns für das Studium der Akten zur Verfügung stand, zu vergeuden. Ich nippte an meinem Tee und las weiter, obwohl meine Finger wie gelähmt waren und ich nur mit Mühe die Seiten umblättern konnte. Gegen zwei Uhr hörten wir auf, und erst dann, während wir über den Hof nach draußen gingen, erzählte ich es den anderen Anwälten. Sie schüttelten den Kopf und murmelten Alhamdulellah, Gott sei Dank, dass ich im Unterschied zu den Opfern der Familien, die wir verteidigten, dem Tod entkommen war.
Als ich auf die Straße hinaustrat, empfing mich die willkommene Kakophonie des Teheraner Verkehrs. Zu dieser Tageszeit waren die breiten, von niedrigen Häusern gesäumten Straßen der Stadt überfüllt von schnaufenden alten Autos. Ich nahm ein Taxi und ließ mich vom Rütteln des staubigen Wagens einlullen, bis wir mein Haus erreichten. Ich rannte hinein, zog mich aus und blieb eine Stunde lang unter der Dusche, ließ das kalte Wasser an mir herabströmen, damit es den Schmutz dieser Akten wegwusch, der sich in meinem Kopf und unter meinen Fingernägeln eingenistet hatte. Erst nach dem Abendessen, nachdem meine Töchter ins Bett gegangen waren, erzählte ich es meinem Mann.
Heute ist mir bei der Arbeit etwas Interessantes passiert, begann ich.
Eine Jugend in Teheran Meine nachsichtige, liebevolle Großmutter, von der wir Kinder nie auch nur ein einziges böses Wort hörten, schimpfte uns am 19. August 1953 zum ersten Mal richtig aus. Wir spielten in einer Ecke des dämmrigen, von Laternenlicht beleuchteten Wohnzimmers, als sie uns mit angespanntem Gesichtsausdruck anfuhr, ruhig zu sein. Es war das Jahr, bevor ich in die Grundschule kam, und meine Familie verbrachte den Sommer im geräumigen Landhaus meines Vaters, das im Randgebiet der westlichen Provinz Hamadan lag, in der meine Eltern aufgewachsen waren. Meine Großmutter besaß ganz in der Nähe ebenfalls ein Haus, und ihre Enkel kamen dort jeden Sommer zusammen, spielten Verstecken in den Obsthainen und kehrten bei Sonnenuntergang zurück, um sich mit den Erwachsenen um das Radio zu setzen. Ich erinnere mich noch lebhaft an jenen Abend, an dem wir mit klebrigen Fingern und von Beerensaft verschmierten Kleidern ins Haus kamen und die Erwachsenen in einer düsteren Stimmung vorfanden. Diesmal beachteten sie unseren Aufzug gar nicht. Sie saßen völlig gebannt und enger zusammengedrängt als sonst um das Radio und hatten die Kupferschalen mit Datteln und Pistazien nicht angerührt. Eine zittrige Stimme in dem batteriebetriebenen Radio verkündete, dass Ministerpräsident Mohammed Mossadegh vier Tage nach den Unruhen in Teheran durch einen Staatsstreich gestürzt worden sei. Wir Kinder kicherten über die niedergeschlagenen Blicke und die ernsten Gesichter der Erwachsenen und huschten aus dem Wohnzimmer, in dem eine Stimmung herrschte wie bei einem Begräbnis.
Die Anhänger des Schahs, die den staatlichen Rundfunk unter ihre Kontrolle gebracht hatten, verkündeten, das iranische Volk habe mit dem Sturz Mossadeghs einen Sieg errungen. Außer denen, die für die Mitwirkung an diesem Staatsstreich bezahlt worden waren, teilten nur wenige diese Einschätzung. Für die Iraner, ob religiös oder nicht, arm oder reich, war Mossadegh weit mehr als ein beliebter Staatsmann. Für sie war er ein geliebter Nationalheld, eine Persönlichkeit, die ihrer begeisterten Verehrung würdig war, ein fähiger Führer an der Spitze ihrer großen Zivilisation mit ihrer über 2500 Jahre alten Geschichte. Zwei Jahre zuvor, 1951, hatte der Ministerpräsident die iranische Ölindustrie verstaatlicht, die bis dahin von westlichen Ölkonsortien kontrolliert worden war. Diese hatten gemäß Verträgen, die für den Iran nur eine geringe Gewinnbeteiligung vorsahen, große Mengen des iranischen Öls gefördert und exportiert. Dieser mutige Schritt, der die Gewinnerwartungen des Westens im ölreichen Mittleren Osten durcheinanderbrachte, trug Mossadegh die ewige Bewunderung der Iraner ein, die in ihm die Vaterfigur der iranischen Unabhängigkeit sahen, so wie Mahatma Gandhi in Indien dafür verehrt wurde, seine Nation von der britischen Kolonialherrschaft befreit zu haben.
Die Popularität des 1951 durch eine überwältigende Mehrheit demokratisch an die Macht gewählten Mossadegh ging über die Anziehungskraft seines Nationalbewusstseins hinaus. Seine offene Forderung nach Pressefreiheit, sein Hang, die diplomatischen Angelegenheiten von seinem Bett aus zu leiten, sein Studium in der Schweiz und seine iranische Cleverness bezauberten die Menschen, die in ihm einen brillanten, geschickten Führer sahen, der nicht nur ihre Hoffnungen verkörperte, sondern auch ihr kompliziertes Selbstbild - wie sie steckte er voll scheinbarer Widersprüche, vereinte aristokratische Wurzeln und populistische Ambitionen mit einer Empfänglichkeit für die weltlichen Dinge, die jedoch niemals Bündnisse mit mächtigen Geistlichen ausschloss.
Die iranische Verfassung von 1906, die die moderne konstitutionelle Monarchie begründete, verlieh der Monarchie lediglich symbolische Macht. Unter Resa Schah, einem weisen Diktator, der mit Hilfe einer gewissen Unterstützung des Volkes die absolute Macht übernahm, war das Land von 1926 bis 1941 von der Monarchie geprägt. Nachdem jedoch während des Zweiten Weltkrieges britische und russische Truppen den Iran besetzt hatten, war Resa Schah 1941 gezwungen, zugunsten seines Sohnes abzudanken. Der junge Schah leitete eine Periode relativer politischer Offenheit ein, die durch eine größere Pressefreiheit gekennzeichnet war und in der sich das Gleichgewicht der Macht wieder zugunsten der gewählten Regierung verschob; das Parlament und sein Ministerpräsident übernahmen wie in der Verfassung vorgesehen die Kontrolle über die Angelegenheiten des Landes. Während der Ära von Ministerpräsident Mossadegh verlor der Schah an Einfluss, und bis zum Staatsstreich von 1953 wurde das iranische Volk eigentlich erfolgreich von seinen gewählten Vertretern regiert.
1951 wirkte der ungeliebte 32-jährige Schah, der Erbe einer noch sehr jungen, unpopulären, von einem persischen Kosakenoffizier gegründeten Dynastie, neben dem Ministerpräsidenten wie ein nicht eben vielversprechender Grünschnabel. Der Schah, Mohammed Resa Pahlewi, beobachtete besorgt Mossadeghs Aufstieg. Die große Unterstützung, die der Ministerpräsident durch das Volk erfuhr, machte seine eigene Verletzbarkeit als ungeliebter Monarch, der nur seine Generäle, die Vereinigten Staaten und Großbritannien hinter sich hatte, umso deutlicher. Die Verstaatlichung des iranischen Öls durch Mossadegh erzürnte die beiden Westmächte, doch ließen sie sich mit einer Antwort Zeit. 1953 hielten sie die Umstände für günstig, Mossadegh zu stürzen. Kermit Roosevelt, der Enkel von Teddy Roosevelt, kam nach Teheran, um den nervösen Schah zu beruhigen und den Staatsstreich zu lenken. Ihm standen fast eine Million Dollar zur Verfügung, um die Massen im ärmlichen Süden Teherans für organisierte Protestmärsche zu bezahlen und die Herausgeber von Zeitungen zu bestechen, mit falschen Schlagzeilen die zunehmende Unzufriedenheit mit Mossadegh zu propagieren.
Innerhalb von vier Tagen, in denen sich der kränkelnde, angebetete Ministerpräsident in einem Keller versteckte, wurde der käufliche, junge Schah wieder an die Macht gebracht, wofür er Kermit Roosevelt mit den berühmt gewordenen Worten dankte: "Ich verdanke meinen Thron Gott, meinem Volk, meiner Armee und Ihnen." Es war ein zutiefst demütigender Moment für die Iraner, die zusehen mussten, wie die Vereinigten Staaten in ihre Politik eingriffen, so als ob ihr Land irgendein annektiertes rückständiges Nest sei, dessen Führer ganz nach Laune eines amerikanischen Präsidenten und seiner CIA-Berater ein- oder abgesetzt werden konnten.
Der Schah ordnete einen Militärprozess für Mossadegh an, und die Zeitungen brachten auf ihren Titelseiten Fotos, die den gestürzten Ministerpräsidenten beim Betreten des überfüllten Gerichtssaales zeigten, seine hagere Gestalt und seine Adlernase eindrucksvoller denn je. Der Richter fällte ein Todesurteil, sagte jedoch, er würde die Strafe auf drei Jahre Gefängnis herabmildern, um der unendlichen Gnade des Schahs Tribut zu zollen. Drei Jahre lang ließ man Mossadegh in einem Gefängnis im Zentrum Teherans dahinsiechen. Anschließend zog er sich in sein Dorf in Ahmadabad zurück und verbrachte seinen Ruhestand damit, Briefe seiner erschütterten, treuen Anhänger zu beantworten. In späteren Jahren hingen seine Antworten, geschrieben in seiner feinen, klaren Handschrift, eingerahmt in den Büros führender iranischer Oppositioneller, die den Schah ein Vierteljahrhundert später während der Revolution von 1979 entmachten sollten.
Zwölf Jahre vor dem Staatsstreich, der eine Zäsur in der iranischen Geschichte und im Leben der Menschen darstellte, lernten meine Eltern sich kennen und heirateten, wie es für Iraner ihrer Generation typisch war, gemäß dem traditionellen, als khastegari bekannten Werbungsritual. An einem strahlenden Frühlingsnachmittag im Jahr 1945, an dem von den Bergen her eine kühle Brise über die alte Stadt Hamadan strich, hielt mein Vater im Haus der Familie meiner Mutter um ihre Hand an. Mein Vater und meine Mutter waren entfernte Verwandte und hatten sich einige Monate zuvor im Haus eines Cousins zweiten Grades zum ersten Mal gesehen. Die Familie empfing meinen Vater in ihrem Besucherwohnzimmer, und meine Mutter servierte Tee und shirini (das Wort bedeutet Süßigkeiten und hat den gleichen Ursprung wie mein Name). Während sie vorsichtig und auf anmutige, für genau diesen Anlass einstudierte Weise den mit Kardamom gewürzten Tee eingoss, betrachtete sie das schöne Profil meines Vaters. Für meinen Vater war es Liebe auf den ersten Blick, und bis heute ist mir noch kein Mann begegnet, der seine Frau hingebungsvoller anbetet. Während ihres langen gemeinsamen Lebens sprach er sie ehrfürchtig mit Minukhanum an. Damit fügte er ihrem Namen das formelle persische Wort für "Dame" hinzu, als fürchtete er, die Vertrautheit würde seine Achtung mindern. Sie nannte ihn Mohammad-Ali Khan.
Als meine Mutter heranwuchs, träumte sie davon, Medizin zu studieren und Ärztin zu werden. Doch schon vor dem Tag des khastegari hatte ihre Familie diese Möglichkeit aus Gründen, auf die meine Mutter kaum Einfluss hatte, verworfen.
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Autoren-Porträt von Shirin Ebadi
Shirin Ebadi, geboren 1947, wurde 1975 als erste Richterin ans Teheraner Gericht berufen und übernahm schon bald dessen Vorsitz, 1979 wurde sie ihres Amtes enthoben. Sie arbeitet heute als Rechtsanwältin und als Dozentin an der Universität Teheran. 1994 gründete sie die Vereinigung zum Schutz der Kinder im Iran. 1996 wurde sie mit der Medaille der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch geehrt. 2003 erhielt sie den Friedensnobelpreis.
Bibliographische Angaben
- Autor: Shirin Ebadi
- 2007, 346 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Ursula Pesch
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 344236714X
- ISBN-13: 9783442367146
Rezension zu „Mein Iran “
"Eine lehrreiche Anklageschrift gegen den Gottesstaat."
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