Mein königliches Tagebuch - top secret
Wir sind nicht irgendwer. Wir sind die Queen!
7. Dezember: Eigentlich gönnt man sich vor fünf Uhr nachmittags niemals einen Gin. Gott sei Dank ist im Commonwealth immer irgendwo fünf Uhr nachmittags.
8. Dezember: Wir müssen Uns vom Papstbesuch...
7. Dezember: Eigentlich gönnt man sich vor fünf Uhr nachmittags niemals einen Gin. Gott sei Dank ist im Commonwealth immer irgendwo fünf Uhr nachmittags.
8. Dezember: Wir müssen Uns vom Papstbesuch...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
9.99 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Mein königliches Tagebuch - top secret “
Klappentext zu „Mein königliches Tagebuch - top secret “
Wir sind nicht irgendwer. Wir sind die Queen!7. Dezember: Eigentlich gönnt man sich vor fünf Uhr nachmittags niemals einen Gin. Gott sei Dank ist im Commonwealth immer irgendwo fünf Uhr nachmittags.
8. Dezember: Wir müssen Uns vom Papstbesuch erholen. Der Herzog von Edinburgh schien sich gut zu amüsieren; freilich mussten Wir ihm sein Vorhaben, den Papst als schwangere Nonne verkleidet zu begrüßen, dann doch untersagen. Wenn Wir auch nicht leugnen können, dass wir gerne das Gesicht Seiner Heiligkeit gesehen hätten.
23. April: Hatten etwas Zeit und beschlossen, die Sitzordnung für die Königliche Hochzeit zu überarbeiten. Die Beckhams?! Du lieber Gott, die hatten Wir ganz vergessen. Können sie denn überhaupt sprechen?
24. Mai: Nein, Präsident Obama, Sie können nicht »eben mal früher reinschneien«! Wir haben ein Commonwealth zu regieren und einen gewissen Tagesablauf einzuhalten!
Brillante Komik - frei erfunden: Das fiktive Tagebuch Ihrer königlichen Majestät beschreibt das vergangene Jahr am englischen Königshaus und seine Höhepunkte - die politischen Skandale, die Hochzeit von William und Kate, den 90. Geburtstag des Herzogs von Edinburgh, die Hochzeit von Enkelin Zara Phillips »mit diesem Rugby-Burschen« Mike Tindall, die zahlreichen Staatsbesuche aus aller Welt sowie die Reise nach Irland. Erleben Sie die Queen hautnah: hochoffiziell und privat, begleiten Sie sie beim Regieren ihrer 16 souveränen Staaten und ihrer verrückten Großfamilie. Ein Leben zwischen alltäglicher Pflicht und Wahnsinn und der Leidenschaft für Gin.
Lese-Probe zu „Mein königliches Tagebuch - top secret “
Mein königliches Tagebuch - top secret von QueenMITTWOCH, 1. DEZEMBER 2010
Offizieller Beginn der »Sandringham -Zeit«. Gott sei Dank.
Erster Vormittag in Sandringham. Es ist saukalt im Palast. Man hätte doch erwarten können, dass jemand vorheizt. Wir treffen jedes Jahr am gleichen Tag ein, es kommt also kaum überraschend. Immerhin hat, positiv betrachtet, nun offiziell die »Sandringham-Zeit« begonnen. Das bedeutet, dass man nach zehn Uhr vormittags süßen Sherry und nach zwölf Gin & Dubonnet konsumieren kann. Es gibt zur Erwärmung einer Queen doch nichts Besseres als ein belebendes Getränk.
Wir schickten eine E-Mail an alle Ministerien, in der Wir sie, um jegliche Zweifel ein für alle Mal auszuräumen, daran erinnerten, dass Weihnachten bevorsteht. Nicht »die Feiertage«. Nicht »Winterval«. Nicht »Frohe Festtage«. Weihnachten. Auf königlichen Befehl. Mr Clegg reagierte mit der Frage, wann er denn in Sandringham erwartet werde. Wir versicherten ihm, dass seine Anwesenheit über Weihnachten in Sandringham nicht erforderlich sei - und im Übrigen auch die restliche Zeit des Jahres nicht.
Beschlossen, mit der Tradition zu brechen und ausgewählte Passagen aus den Königlichen Tagebüchern zu veröffentlichen. Mr Blairs Memoiren (man weiß nicht recht, ob man sie unter
»Märchen« oder »Humor« einordnen soll) verrichten ihren Dienst als nützlicher Türstopper in der Königlichen Bibliothek, und Wir fanden, es sei höchste Zeit, dass Unsere Gedanken das Licht der Welt erblicken.
... mehr
Erwähnten die Idee gegenüber Mr Cameron. Er schien sie gut aufzunehmen, musste dann jedoch überstürzt die Toilette aufsuchen. Das lag sicher an der Cremefüllung im Vanillekeks.
Der HvE ist sehr angetan von der Idee. Er will seit Jahren seine Tagebücher veröffentlichen, aber es war ihm irgendwie nie möglich, sie von Unseren Rechtsberatern juristisch absichern zu lassen.
Schlugen Unsere Zelte mit einem süßen Sherry und einer Rolle Pringles in der Königlichen Bibliothek auf und blätterten die letzten Jahre durch. Mr Cleggs unseliges Missgeschick in Balmoral sollte man besser nicht erwähnen. Und die »spirituellen« Angewohnheiten des spanischen Königs wohl eher auch nicht.
DONNERSTAG, 2. DEZEMBER 2010
Saumäßig kalt. Bis zum Arsch im Schnee.
Schinken-Speck-Sandwich und ein langer Spaziergang mit den Corgis. Man fühlt sich hier in Norfolk wie im tiefsten Winter. Es ist ja auch tiefster Winter. Die arme Linnet hatte hinterher Frostbeulen am Arsch. Wir haben sie den ganzen Nachmittag von hinten geföhnt, was Uns daran erinnerte, dass Wir die Innenministerin noch anrufen und sie fragen müssen, ob sie Unsere Weihnachtskarte erhalten hat.
Unsere australische Premierministerin Julia Gillard rief um drei herum an. Die Frau ist ein absoluter Proll. Wir sorgen Uns um die Zukunft Unseres australischen Volkes und erwägen ernsthaft, Prinz Edward hinzuschicken, damit er sich persönlich des Problems annimmt, aber er hält sich nicht gut in der Hitze.
Es wäre zu überlegen, ob man nicht die australische und die französische Bevölkerung austauscht. Der HvE sagt, wenn man der Gillard genau auf die Finger schauen könnte und die Franzosen am anderen Ende der Welt säßen, wäre das doch in zweierlei Hinsicht ideal. Ist eine Überlegung wert. Wir sind ohnehin immer noch Königin von Frankreich, spielen das aber aus naheliegenden Gründen herunter.
FREITAG, 3. DEZEMBER 2010
Der Kabinettssekretär ist zu seiner alljährlichen Audienz bei seiner Queen erschienen. Wir haben ihn auf einen Spaziergang mit den Corgis mitgenommen.
Früh auf und gleich ein langer Spaziergang mit dem Kabinettssekretär Sir Gus, der zu seinem alljährlichen Weihnachtsbesuch erschienen ist. Wir teilten ihm mit, wie sehr es Uns überrascht, dass Cameron sich noch an der Regierung hält. Und dass die Zivilehe zwischen ihm und Mr Clegg nicht in einer Scheidung geendet hat, erscheint Uns noch unglaublicher. Obwohl es da diese Affäre mit Mr Miliband gab. Wie Diana zu sagen pflegte: Sie sind zu dritt in dieser Ehe.
Wir plauderten ausführlich über die Wahlfarce. Ende gut, alles gut, konstatierte Sir Gus. Wir fragten ihm, was genau seiner Meinung nach gut geendet hätte, und er wechselte rasch das Thema. Wie Unser Volk seine Entscheidung zwischen den politischen Parteien trifft, wird Uns immer ein Rätsel bleiben. Sie sehen sogar alle gleich aus. Wir hätten es wirklich nicht ertragen, wenn Mr Brown über fünf lange Jahre jede Woche hier aufgetaucht wäre. Aber wen haben wir stattdessen? Der HvE hält Mr Cameron für eine Art Wachs-Roboter, aber Sir Gus meint, so differenziert sei er nicht.
Sir Gus sagte, er könne es sich gut vorstellen, dass ein Parlament ohne klare Mehrheiten der Albtraum eines jeden Souveräns sei. Wir erwiderten, dass der HvE gar kein Parlament sowieso für die bessere Lösung hält. Nur Charles fand die Ungewissheit aufregend. Wir mussten ihm wiederholt erklären, dass er anrufen kann, wen er will, es wird nicht den geringsten Unterschied machen.
Augenscheinlich ist Sir Gus Mr Clegg noch nie begegnet,
und fast allen anderen im Regierungsviertel ergeht es ebenso. Wir vertrauten ihm an, dass der HvE ihn googeln musste, um herauszufinden, wer er ist und warum er alle fünf Minuten in den Nachrichten auftaucht. Ja, es war recht unerfreulich. Als wäre man plötzlich Königin von Italien oder etwas Ähnlichem.
Laut Sir Gus haben sich die Parteien geeinigt, so schnell es eben ging, aber Wir verstehen, offen gesagt, ganz und gar nicht, warum sie so lange gebraucht haben. Wir erinnern Uns noch deutlich an einen Abend in Gesellschaft eines süßen Sherry, an dem Wir drei Corgis beobachtet hatten - zwei versuchten vergeblich, sich zu paaren, ein dritter kaute an seinem Hinterteil -, und mussten dabei unwillkürlich einen Vergleich mit der Politik
anstellen. Schließlich waren Wir gezwungen, Mr Clegg per SMS wissen zu lassen, dass das Speed-Dating vorbei war und eine Entscheidung anstand. Er schrieb zurück, er bräuchte noch mehr Lego-Klötzchen, um die Parlamentsarithmetik auszutüfteln. Sir Gus sagt, er spielt seitdem häufig mit den Klötzchen und hat eine rot-gelb-blaue Polizeiwache schon fast fertig gebaut.
Sir Gus entschuldigte sich noch einmal wegen des Vorfalls mit Mr Brown. Als Brown in den Palast gekommen war, um sein Rücktrittsgesuch einzureichen, war es ein bisschen sehr emotional zugegangen: Er frage sich, ob es zu spät sei, noch einmal neu anzufangen, er sei optimistisch, dass er eine funktionierende Mehrheit zusammenbrächte, wenn er die Schweden dazu-nehmen dürfe etc. Mussten ihn am Ende feuern - erklärten Uns aber einverstanden, als Grund für sein Ausscheiden »Rücktritt« in sein Arbeitszeugnis zu schreiben - und ließen ihn mit vorgehaltenem Bajonett vom Gelände führen.
Dann freilich hätten Wir aus Versehen fast Cameron Diaz angerufen. Rückblickend fragen Wir Uns, ob das nicht schlauer gewesen wäre.
Wir setzten den Kabinettssekretär mit einer Tüte Weingummis für unterwegs in seinen Wagen und nutzten den Abend für die letzten Weihnachtsgrüße. Obwohl sie kaum vor Weihnachten bei ihren Empfängern ankommen werden. Die Royal Mail ist zuweilen alles andere als royal. Beschämend.
SAMSTAG, 4. DEZEMBER 2010
Mr Cameron am Telefon. Man wünschte sich, er würde nicht mit einem sprechen, als wäre man eine öffentliche Versammlung, wie Queen Victoria zu sagen pflegte.
Schinken-Pilz-Sandwich zum Frühstück, hinuntergespült mit einer Kanne Norfolk-Tee.
Telefonat mit Mr Cameron zwecks einer kurzen »Aussprache«. Der HvE sagte, »Anschiss« hätte besser gepasst. Cameron beteuerte, er diskutiere immer »sehr gerne über Staatsangelegenheiten«. Wir erinnerten ihn daran, dass Wir der Staat sind, gaben ihm eine Liste von etwa fünfhundert Aufgaben, die er bis Weihnachten zu erledigen hat, und wandten Uns karibischen Staatsangelegenheiten zu.
Die Regierungsgeschäfte in Papua-Neuguinea zogen sich etwas in die Länge, und so fand das Telefonat mit den Kiddies in Barbados verfassungswidrig spät statt. Waren am Ende des Tages so im Verzug, dass keine Zeit mehr blieb, die Anglikanische Kirche zu regieren. Ließen den Erzbischof von Canterbury per SMS wissen, dass Wir ihn am Morgen regieren werden und wiesen ihn an, in der Zwischenzeit keine relevanten kirchlichen Entscheidungen zu treffen.
Leider noch eine Enttäuschung für Edward in Sachen Film. Sacha Baron Cohen hat ihm die Rolle von Freddie Mercury in dem neuen Queen-Film weggeschnappt. Er ist untröstlich. Gerade erst war er darüber hinweggekommen, dass man ihm die Hauptrolle in Dirty Dancing nicht gegeben hatte. Er hätte so gut mit Patrick Swayze harmoniert. Er hüpfte den ganzen Tag im Paillettenanzug herum und sang in einen Golfschläger. Nur so aus Prinzip.
Feierabend mit dem HvE, einer Poirot-DVD und einer Rolle Pringles.
SONNTAG, 5. DEZEMBER 2010
Phillip, gibt es irgendetwas, das du nicht erschießt?
Ruhiger Tag in Sandringham. Der HvE ging schon früh nach draußen, um ein paar Fotografen zu schießen und kam mit zwei Fasanen und mehreren Superzoom-Kameras zurück.
Machten nach dem Frühstück mit den Corgis einen langen Spaziergang und entdeckten Camilla, die in einem Loch feststeckte. Keine Ahnung, wie sie da hineingekommen ist. Ohne die Rauchsignale hätten wir sie nie gefunden. Gingen noch ein Stück mit den Corgis weiter und zogen sie auf dem Rückweg heraus.
Der HvE schwitzte den Rest des Tages über einem gigantischen Bottich mit Glühwein für die Weihnachtsfeiern, und Edward verzierte wie jedes Jahr den Kuchen. Als die Herzogin von York noch mit von der Partie war, bestand sie darauf, die Rosinen in den Teig zu rühren, was ihn ein wenig
verstimmte. Jetzt darf er alles allein machen, und wenn er fertig ist, schicken wir ihr die Schüssel zum Auslecken.
Edward nimmt das Kuchenbacken an Weihnachten sehr ernst oder zumindest so ernst, wie man es in einem Elchkostüm nehmen kann. Wenigstens verrät uns das Glöckchen an seiner Mütze immer, wo er ist.
20 Uhr: Den Nachmittag konnte man dank größerer Kontingente Weihwassers (Gin) mehr oder weniger abschreiben. Wachten rechtzeitig zur Bekanntgabe der Lottozahlen auf. Nichts gewonnen. Wieder nichts.
MONTAG, 6. DEZEMBER 2010
Wir erwägen, das Kabinett geschlossen nach Sharm el Sheikh zu entsenden.
Fast den ganzen Tag am Telefon mit dem Premierminister von Belize, mit dem Wir sein alljährliches »Seid-ihr-bereit-für-die-Rückkehr-unter-die-britische-Krone«-Mitarbeitergespräch führten. Trotz heftigen Flehens entschieden Wir, dass sie sich allein durchschlagen müssen, bis Mr Cameron die Wirtschaft wieder auf Touren gebracht hat, was laut Sir Gus voraussichtlich nie der Fall sein wird.
Offenbar treibt sich bei Sharm el Sheikh ein Hai herum. Hätten Lust, das Kabinett geschlossen in den wohlverdienten Urlaub nach Ägypten zu schicken. Es soll dort zu dieser Jahreszeit besonders reizvoll sein.
19 Uhr: Sahen Uns abends den Straßenbahnunfall aus dem Jubiläums-Special von Coronation Street an, anschließend fand die Königliche Coronation-Kostümparty statt. Nach der Hälfte rief ein völlig aufgelöster Mr Clegg an. Redeten ihm gut zu, bis er zu weinen aufhörte, und versicherten ihm, dass Coronation Street nicht echt ist. Er beruhigte sich und sagte, dann wisse er jetzt wenigstens, warum Norris nie auf seine Briefe geantwortet hat.
Die Königliche Coronation-Party verlief reibungslos. Camilla kam als Rita, der HvE als Ken, Andrew als Chesney und Charles als Norris. Anne hatte aus Pappkartons eine riesige Straßenbahn gebastelt, und wir standen alle oben an der Treppe und sahen zu, als sie ihr einen Schubs gab. Sehr lebensecht. Der HvE hatte ein paar Whisky zu viel intus und rief die Feuerwehr, die ein bisschen verdutzt wirkte, als sie anrückte.
DIENSTAG, 7. DEZEMBER 2010
Man ist doch kein Quango.
Regierten den Vormittag über die Bahamas, wo es hübsch sonnig ist und alles nach Plan zu verlaufen scheint.
Hatten vor dem Mittagessen Zeit, Uns Mr Camerons neuestes Sparpaket anzusehen. Anscheinend ist eine »Verbrennung der Quangos« vorgesehen. Keine Ahnung, was ein Quango ist. Fragten Unseren Privatsekretär, um sicherzugehen, dass Wir keiner sind. Er bestätigte das, äußerte aber den Verdacht, der Prince of Wales könnte einer sein.
Unser Pressesprecher kam vorbei und berichtete, Mr Assange und seine fröhliche Räuberbande hätten eine Kopie Unserer Tagebücher in die Finger bekommen. Ließen Assange für alle Fälle verhaften und genehmigten Uns aus tagebuchsicherheitstechnischen Gründen einen großen Gin & Dubonnet. Eigentlich gönnt man sich vor fünf Uhr nachmittags niemals einen Gin. Gott sei Dank ist im Commonwealth immer irgendwo fünf Uhr nachmittags.
Blätterten am Nachmittag in Mr Camerons restlichen Vorschlägen zur Ausgabenkürzung. Entgegen neueren Berichten wurde der HvE in der Ausgabenbilanz nicht »gekürzt«. Ebenso wenig wie der Premierminister.
Erarbeiteten ein paar Vorschläge, was ohne Auswirkungen auf die Öffentlichkeit gestrichen werden könnte:
• Das Kabinett
• Downing Street
• Chequers Court (Landsitz des Premierministers)
• Carlton Gardens, St. James's (Offizielle Residenz des Außenministers)
• Admiralty House (Herrenhaus mit Ministerwohnungen)
• Chevening House (Landsitz des Außenministers)
• Dorneywood (Landhaus des Vize-Premiers)
• Bute House (Offizielle Residenz des schottischen Ersten Ministers)
• Der Sprecher des Unterhauses
• Lord Sugar
• Michael Palin
• Kate Moss
• Heathrow
• Channel5
• Europa
Warten noch auf seine Antwort.
Übersetzung: Maja Ueberle-Pfaff
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
Erwähnten die Idee gegenüber Mr Cameron. Er schien sie gut aufzunehmen, musste dann jedoch überstürzt die Toilette aufsuchen. Das lag sicher an der Cremefüllung im Vanillekeks.
Der HvE ist sehr angetan von der Idee. Er will seit Jahren seine Tagebücher veröffentlichen, aber es war ihm irgendwie nie möglich, sie von Unseren Rechtsberatern juristisch absichern zu lassen.
Schlugen Unsere Zelte mit einem süßen Sherry und einer Rolle Pringles in der Königlichen Bibliothek auf und blätterten die letzten Jahre durch. Mr Cleggs unseliges Missgeschick in Balmoral sollte man besser nicht erwähnen. Und die »spirituellen« Angewohnheiten des spanischen Königs wohl eher auch nicht.
DONNERSTAG, 2. DEZEMBER 2010
Saumäßig kalt. Bis zum Arsch im Schnee.
Schinken-Speck-Sandwich und ein langer Spaziergang mit den Corgis. Man fühlt sich hier in Norfolk wie im tiefsten Winter. Es ist ja auch tiefster Winter. Die arme Linnet hatte hinterher Frostbeulen am Arsch. Wir haben sie den ganzen Nachmittag von hinten geföhnt, was Uns daran erinnerte, dass Wir die Innenministerin noch anrufen und sie fragen müssen, ob sie Unsere Weihnachtskarte erhalten hat.
Unsere australische Premierministerin Julia Gillard rief um drei herum an. Die Frau ist ein absoluter Proll. Wir sorgen Uns um die Zukunft Unseres australischen Volkes und erwägen ernsthaft, Prinz Edward hinzuschicken, damit er sich persönlich des Problems annimmt, aber er hält sich nicht gut in der Hitze.
Es wäre zu überlegen, ob man nicht die australische und die französische Bevölkerung austauscht. Der HvE sagt, wenn man der Gillard genau auf die Finger schauen könnte und die Franzosen am anderen Ende der Welt säßen, wäre das doch in zweierlei Hinsicht ideal. Ist eine Überlegung wert. Wir sind ohnehin immer noch Königin von Frankreich, spielen das aber aus naheliegenden Gründen herunter.
FREITAG, 3. DEZEMBER 2010
Der Kabinettssekretär ist zu seiner alljährlichen Audienz bei seiner Queen erschienen. Wir haben ihn auf einen Spaziergang mit den Corgis mitgenommen.
Früh auf und gleich ein langer Spaziergang mit dem Kabinettssekretär Sir Gus, der zu seinem alljährlichen Weihnachtsbesuch erschienen ist. Wir teilten ihm mit, wie sehr es Uns überrascht, dass Cameron sich noch an der Regierung hält. Und dass die Zivilehe zwischen ihm und Mr Clegg nicht in einer Scheidung geendet hat, erscheint Uns noch unglaublicher. Obwohl es da diese Affäre mit Mr Miliband gab. Wie Diana zu sagen pflegte: Sie sind zu dritt in dieser Ehe.
Wir plauderten ausführlich über die Wahlfarce. Ende gut, alles gut, konstatierte Sir Gus. Wir fragten ihm, was genau seiner Meinung nach gut geendet hätte, und er wechselte rasch das Thema. Wie Unser Volk seine Entscheidung zwischen den politischen Parteien trifft, wird Uns immer ein Rätsel bleiben. Sie sehen sogar alle gleich aus. Wir hätten es wirklich nicht ertragen, wenn Mr Brown über fünf lange Jahre jede Woche hier aufgetaucht wäre. Aber wen haben wir stattdessen? Der HvE hält Mr Cameron für eine Art Wachs-Roboter, aber Sir Gus meint, so differenziert sei er nicht.
Sir Gus sagte, er könne es sich gut vorstellen, dass ein Parlament ohne klare Mehrheiten der Albtraum eines jeden Souveräns sei. Wir erwiderten, dass der HvE gar kein Parlament sowieso für die bessere Lösung hält. Nur Charles fand die Ungewissheit aufregend. Wir mussten ihm wiederholt erklären, dass er anrufen kann, wen er will, es wird nicht den geringsten Unterschied machen.
Augenscheinlich ist Sir Gus Mr Clegg noch nie begegnet,
und fast allen anderen im Regierungsviertel ergeht es ebenso. Wir vertrauten ihm an, dass der HvE ihn googeln musste, um herauszufinden, wer er ist und warum er alle fünf Minuten in den Nachrichten auftaucht. Ja, es war recht unerfreulich. Als wäre man plötzlich Königin von Italien oder etwas Ähnlichem.
Laut Sir Gus haben sich die Parteien geeinigt, so schnell es eben ging, aber Wir verstehen, offen gesagt, ganz und gar nicht, warum sie so lange gebraucht haben. Wir erinnern Uns noch deutlich an einen Abend in Gesellschaft eines süßen Sherry, an dem Wir drei Corgis beobachtet hatten - zwei versuchten vergeblich, sich zu paaren, ein dritter kaute an seinem Hinterteil -, und mussten dabei unwillkürlich einen Vergleich mit der Politik
anstellen. Schließlich waren Wir gezwungen, Mr Clegg per SMS wissen zu lassen, dass das Speed-Dating vorbei war und eine Entscheidung anstand. Er schrieb zurück, er bräuchte noch mehr Lego-Klötzchen, um die Parlamentsarithmetik auszutüfteln. Sir Gus sagt, er spielt seitdem häufig mit den Klötzchen und hat eine rot-gelb-blaue Polizeiwache schon fast fertig gebaut.
Sir Gus entschuldigte sich noch einmal wegen des Vorfalls mit Mr Brown. Als Brown in den Palast gekommen war, um sein Rücktrittsgesuch einzureichen, war es ein bisschen sehr emotional zugegangen: Er frage sich, ob es zu spät sei, noch einmal neu anzufangen, er sei optimistisch, dass er eine funktionierende Mehrheit zusammenbrächte, wenn er die Schweden dazu-nehmen dürfe etc. Mussten ihn am Ende feuern - erklärten Uns aber einverstanden, als Grund für sein Ausscheiden »Rücktritt« in sein Arbeitszeugnis zu schreiben - und ließen ihn mit vorgehaltenem Bajonett vom Gelände führen.
Dann freilich hätten Wir aus Versehen fast Cameron Diaz angerufen. Rückblickend fragen Wir Uns, ob das nicht schlauer gewesen wäre.
Wir setzten den Kabinettssekretär mit einer Tüte Weingummis für unterwegs in seinen Wagen und nutzten den Abend für die letzten Weihnachtsgrüße. Obwohl sie kaum vor Weihnachten bei ihren Empfängern ankommen werden. Die Royal Mail ist zuweilen alles andere als royal. Beschämend.
SAMSTAG, 4. DEZEMBER 2010
Mr Cameron am Telefon. Man wünschte sich, er würde nicht mit einem sprechen, als wäre man eine öffentliche Versammlung, wie Queen Victoria zu sagen pflegte.
Schinken-Pilz-Sandwich zum Frühstück, hinuntergespült mit einer Kanne Norfolk-Tee.
Telefonat mit Mr Cameron zwecks einer kurzen »Aussprache«. Der HvE sagte, »Anschiss« hätte besser gepasst. Cameron beteuerte, er diskutiere immer »sehr gerne über Staatsangelegenheiten«. Wir erinnerten ihn daran, dass Wir der Staat sind, gaben ihm eine Liste von etwa fünfhundert Aufgaben, die er bis Weihnachten zu erledigen hat, und wandten Uns karibischen Staatsangelegenheiten zu.
Die Regierungsgeschäfte in Papua-Neuguinea zogen sich etwas in die Länge, und so fand das Telefonat mit den Kiddies in Barbados verfassungswidrig spät statt. Waren am Ende des Tages so im Verzug, dass keine Zeit mehr blieb, die Anglikanische Kirche zu regieren. Ließen den Erzbischof von Canterbury per SMS wissen, dass Wir ihn am Morgen regieren werden und wiesen ihn an, in der Zwischenzeit keine relevanten kirchlichen Entscheidungen zu treffen.
Leider noch eine Enttäuschung für Edward in Sachen Film. Sacha Baron Cohen hat ihm die Rolle von Freddie Mercury in dem neuen Queen-Film weggeschnappt. Er ist untröstlich. Gerade erst war er darüber hinweggekommen, dass man ihm die Hauptrolle in Dirty Dancing nicht gegeben hatte. Er hätte so gut mit Patrick Swayze harmoniert. Er hüpfte den ganzen Tag im Paillettenanzug herum und sang in einen Golfschläger. Nur so aus Prinzip.
Feierabend mit dem HvE, einer Poirot-DVD und einer Rolle Pringles.
SONNTAG, 5. DEZEMBER 2010
Phillip, gibt es irgendetwas, das du nicht erschießt?
Ruhiger Tag in Sandringham. Der HvE ging schon früh nach draußen, um ein paar Fotografen zu schießen und kam mit zwei Fasanen und mehreren Superzoom-Kameras zurück.
Machten nach dem Frühstück mit den Corgis einen langen Spaziergang und entdeckten Camilla, die in einem Loch feststeckte. Keine Ahnung, wie sie da hineingekommen ist. Ohne die Rauchsignale hätten wir sie nie gefunden. Gingen noch ein Stück mit den Corgis weiter und zogen sie auf dem Rückweg heraus.
Der HvE schwitzte den Rest des Tages über einem gigantischen Bottich mit Glühwein für die Weihnachtsfeiern, und Edward verzierte wie jedes Jahr den Kuchen. Als die Herzogin von York noch mit von der Partie war, bestand sie darauf, die Rosinen in den Teig zu rühren, was ihn ein wenig
verstimmte. Jetzt darf er alles allein machen, und wenn er fertig ist, schicken wir ihr die Schüssel zum Auslecken.
Edward nimmt das Kuchenbacken an Weihnachten sehr ernst oder zumindest so ernst, wie man es in einem Elchkostüm nehmen kann. Wenigstens verrät uns das Glöckchen an seiner Mütze immer, wo er ist.
20 Uhr: Den Nachmittag konnte man dank größerer Kontingente Weihwassers (Gin) mehr oder weniger abschreiben. Wachten rechtzeitig zur Bekanntgabe der Lottozahlen auf. Nichts gewonnen. Wieder nichts.
MONTAG, 6. DEZEMBER 2010
Wir erwägen, das Kabinett geschlossen nach Sharm el Sheikh zu entsenden.
Fast den ganzen Tag am Telefon mit dem Premierminister von Belize, mit dem Wir sein alljährliches »Seid-ihr-bereit-für-die-Rückkehr-unter-die-britische-Krone«-Mitarbeitergespräch führten. Trotz heftigen Flehens entschieden Wir, dass sie sich allein durchschlagen müssen, bis Mr Cameron die Wirtschaft wieder auf Touren gebracht hat, was laut Sir Gus voraussichtlich nie der Fall sein wird.
Offenbar treibt sich bei Sharm el Sheikh ein Hai herum. Hätten Lust, das Kabinett geschlossen in den wohlverdienten Urlaub nach Ägypten zu schicken. Es soll dort zu dieser Jahreszeit besonders reizvoll sein.
19 Uhr: Sahen Uns abends den Straßenbahnunfall aus dem Jubiläums-Special von Coronation Street an, anschließend fand die Königliche Coronation-Kostümparty statt. Nach der Hälfte rief ein völlig aufgelöster Mr Clegg an. Redeten ihm gut zu, bis er zu weinen aufhörte, und versicherten ihm, dass Coronation Street nicht echt ist. Er beruhigte sich und sagte, dann wisse er jetzt wenigstens, warum Norris nie auf seine Briefe geantwortet hat.
Die Königliche Coronation-Party verlief reibungslos. Camilla kam als Rita, der HvE als Ken, Andrew als Chesney und Charles als Norris. Anne hatte aus Pappkartons eine riesige Straßenbahn gebastelt, und wir standen alle oben an der Treppe und sahen zu, als sie ihr einen Schubs gab. Sehr lebensecht. Der HvE hatte ein paar Whisky zu viel intus und rief die Feuerwehr, die ein bisschen verdutzt wirkte, als sie anrückte.
DIENSTAG, 7. DEZEMBER 2010
Man ist doch kein Quango.
Regierten den Vormittag über die Bahamas, wo es hübsch sonnig ist und alles nach Plan zu verlaufen scheint.
Hatten vor dem Mittagessen Zeit, Uns Mr Camerons neuestes Sparpaket anzusehen. Anscheinend ist eine »Verbrennung der Quangos« vorgesehen. Keine Ahnung, was ein Quango ist. Fragten Unseren Privatsekretär, um sicherzugehen, dass Wir keiner sind. Er bestätigte das, äußerte aber den Verdacht, der Prince of Wales könnte einer sein.
Unser Pressesprecher kam vorbei und berichtete, Mr Assange und seine fröhliche Räuberbande hätten eine Kopie Unserer Tagebücher in die Finger bekommen. Ließen Assange für alle Fälle verhaften und genehmigten Uns aus tagebuchsicherheitstechnischen Gründen einen großen Gin & Dubonnet. Eigentlich gönnt man sich vor fünf Uhr nachmittags niemals einen Gin. Gott sei Dank ist im Commonwealth immer irgendwo fünf Uhr nachmittags.
Blätterten am Nachmittag in Mr Camerons restlichen Vorschlägen zur Ausgabenkürzung. Entgegen neueren Berichten wurde der HvE in der Ausgabenbilanz nicht »gekürzt«. Ebenso wenig wie der Premierminister.
Erarbeiteten ein paar Vorschläge, was ohne Auswirkungen auf die Öffentlichkeit gestrichen werden könnte:
• Das Kabinett
• Downing Street
• Chequers Court (Landsitz des Premierministers)
• Carlton Gardens, St. James's (Offizielle Residenz des Außenministers)
• Admiralty House (Herrenhaus mit Ministerwohnungen)
• Chevening House (Landsitz des Außenministers)
• Dorneywood (Landhaus des Vize-Premiers)
• Bute House (Offizielle Residenz des schottischen Ersten Ministers)
• Der Sprecher des Unterhauses
• Lord Sugar
• Michael Palin
• Kate Moss
• Heathrow
• Channel5
• Europa
Warten noch auf seine Antwort.
Übersetzung: Maja Ueberle-Pfaff
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
... weniger
Autoren-Porträt von Queen
Die QueenVon Gottes Gnaden Königin des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland und ihrer anderen Länder und Gebiete, Oberhaupt des Commonwealth, Verteidigerin des Glaubens, Ehefrau des Duke of Edinburgh, Mutter, Großmutter und Urgroßmutter (fictional).
Bibliographische Angaben
- Autor: Queen
- 2012, 1. Auflage., 272 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Ueberle-Pfaff, Maja
- Übersetzer: Maja Ueberle-Pfaff
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596195047
- ISBN-13: 9783596195046
- Erscheinungsdatum: 08.03.2012
Kommentar zu "Mein königliches Tagebuch - top secret"
0 Gebrauchte Artikel zu „Mein königliches Tagebuch - top secret“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Mein königliches Tagebuch - top secret".
Kommentar verfassen