Mein Ziel vor Augen
Als blinde Frau beim härtesten Hundeschlittenrennen der Welt
Rachael Scdoris ist gerade zwanzig Jahre alt und blind - und nimmt am Iditarod-Rennen, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, teil. Wie das sein kann? Nur, wenn man sich nie entmutigen lässt, sich nie als behindert versteht. Denn auf dem Weg zur...
Leider schon ausverkauft
Taschenbuch
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Mein Ziel vor Augen “
Rachael Scdoris ist gerade zwanzig Jahre alt und blind - und nimmt am Iditarod-Rennen, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, teil. Wie das sein kann? Nur, wenn man sich nie entmutigen lässt, sich nie als behindert versteht. Denn auf dem Weg zur Erfüllung ihres Lebenstraums muss sie vielfältige Hindernisse überwinden: die Hunde ausbilden und trainieren, das Wettkampfkomitee wieder und wieder überzeugen, ihr und ihrem "visuellen Dolmetscher" die Starterlaubnis zu erteilen und schließlich die lebensfeindliche Wildnis Alaskas bezwingen. Und im Jahr 2006 hat sie es endlich geschafft... Ein Buch, das Mut macht und zutiefst berührt!
Die ergreifende Biographie einer starken jungen Frau, die trotz ihrer Blindheit alle Hindernisse überwindet!
Rachael Scdoris ist gerade zwanzig Jahre alt und blind - und nimmt am Iditarod-Rennen, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, teil. Wie das sein kann? Nur, wenn man sich nie entmutigen lässt, sich nie als behindert versteht. Denn auf dem Weg zur Erfüllung ihres Lebenstraums muss sie vielfältige Hindernisse überwinden: die Hunde ausbilden und trainieren, das Wettkampfkomitee wieder und wieder überzeugen, ihr und ihrem 'visuellen Dolmetscher' die Starterlaubnis zu erteilen und schließlich die lebensfeindliche Wildnis Alaskas bezwingen. Und im Jahr 2006 hat sie es endlich geschafft ...
Ein Buch, das Mut macht und zutiefst berührt!
"Die Menschen identifizieren sich mit Rachael. Sie sehen Rachael als Vorbild für die Herausforderungen, die sie in ihrem eigenen Leben zu bewältigen haben." - Mushing Magazine
"Rachael ist ein Paradebeispiel dafür, wie Athleten großartige Ziele erreichen können, welche Hindernisse auch immer in ihrem Weg stehen." - FemSport Magazine
Rachael Scdoris ist gerade zwanzig Jahre alt und blind - und nimmt am Iditarod-Rennen, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, teil. Wie das sein kann? Nur, wenn man sich nie entmutigen lässt, sich nie als behindert versteht. Denn auf dem Weg zur Erfüllung ihres Lebenstraums muss sie vielfältige Hindernisse überwinden: die Hunde ausbilden und trainieren, das Wettkampfkomitee wieder und wieder überzeugen, ihr und ihrem 'visuellen Dolmetscher' die Starterlaubnis zu erteilen und schließlich die lebensfeindliche Wildnis Alaskas bezwingen. Und im Jahr 2006 hat sie es endlich geschafft ...
Ein Buch, das Mut macht und zutiefst berührt!
"Die Menschen identifizieren sich mit Rachael. Sie sehen Rachael als Vorbild für die Herausforderungen, die sie in ihrem eigenen Leben zu bewältigen haben." - Mushing Magazine
"Rachael ist ein Paradebeispiel dafür, wie Athleten großartige Ziele erreichen können, welche Hindernisse auch immer in ihrem Weg stehen." - FemSport Magazine
Lese-Probe zu „Mein Ziel vor Augen “
Ich bin Schlittenhundesportlerin. Der Zufall will es, dass ich zugleich offiziell als blind eingestuft bin. Obwohl meine Blindheit lediglich ein Teil von mir ist und keineswegs meine Persönlichkeit ausmacht, weckt gerade das Blindsein das Interesse der Öffentlichkeit.Immer wieder kommen Fremde auf mich zu und sagen mir, dass ich für sie ein Vorbild sei. Kinder wollen mich berühren, weil sie mich für außergewöhnlich halten. Ich hatte Fernsehauftritte in Shows bei CBS und NBC, wurde zu einer der hundert herausragendsten Sportlerinnen der USA gewählt und mit einer Vielzahl von Auszeichnungen geehrt. Mein Konterfei wurde vielfach abgedruckt - auf Titelbildern von Zeitschriften, Werbetafeln und sogar auf Hundefutterpackungen. Es gab sogar Pläne, meine Lebensgeschichte in Hollywood zu verfilmen. Das alles ist zwar ausgesprochen schmeichelhaft, allerdings lenkt es von meinem wichtigsten Ziel ab - eines Tages zu den besten Schlittenhundesportlern der Welt zu gehören.
Angesichts des enormen öffentlichen Interesses war es nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand ein Buch über mein Leben verfassen würde. Ich zog es jedoch vor, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und meine eigene Geschichte zu erzählen, ehe etwas verfälscht wiedergegeben wird. Es gelang mir, den erfolgreichen Autor und Freund unserer Familie Rick Steber für dieses Projekt zu gewinnen. Also habe ich Rick meine Lebensgeschichte erzählt, angefangen bei den leidvollen Erfahrungen in meiner Kindheit über Erfolge und Niederlagen bis hin zu den peinlichsten Missgeschicken. Er hat daraus mein Buch geschrieben.
Inspiriert meine Geschichte andere und regt Menschen mit Behinderungen zu mehr Eigeninitiative an oder beeinflusst junge Leute positiv, dann hat sich unsere Arbeit gelohnt. Ich bin davon überzeugt, dass es durch Hoffnung, Mut und Entschlossenheit gelingt, jedes Hindernis im Leben zu überwinden. Viel Freude beim lesen.
Rachael Scdoris
Mein Ziel vor Augen
1
Vollkommenheit
Das ist wahre
... mehr
Vollkommenheit für mich: Es herrscht tiefster Winter, die Hunde traben mit voller Kraft, die Luft ist stechend kalt. Die Piste ist mir so vertraut, dass ich sie in- und auswendig kenne. Eine Spitzkehre zweigt nach rechts ab, kurz darauf geht es steil bergab, anschließend folgen mehrere enge S-Kurven. Jede von ihnen kann ein Gespann aus der Bahn werfen.
Ich spüre den Rausch der Geschwindigkeit. Dichte Schneewolken dämpfen das grelle Sonnenlicht. Blinzelnd erkenne ich die verschwommenen Gestalten der vor mir laufenden Hunde - unscharf und eindimensional. Ich kann einen Teil des Hundegeschirrs ausmachen, den nickenden Kopf eines Leithundes, galoppierende Füße, hängende Zungen, Schwanzwedeln, den Rumpf eines Wheel Dog direkt vor mir. Aus Erfahrung weiß ich, dass die immer wieder zu meiner Rechten aufblitzenden dunklen Flecken Kiefern sind. Zu meiner Linken sehe ich gar nichts, denn es geht mehr als 100 Meter senkrecht nach unten.
Meinen Hunden vertraue ich ohne Vorbehalt. Sie atmen schnell und schwer. Wenn es bergab geht, sind sie nicht zu überhören. Volle Kraft voraus. Ich denke mir: "Jetzt wird's ernst!" Ich beuge beide Knie, verlagere meinen Körperschwerpunkt so tief wie möglich auf den Kufen. Die Hunde wirbeln Schneekristalle auf, die auf meinen Wangen stechen wie Glassplitter. Der eisige Wind schmerzt an meinen Ohren. "Nicht bremsen! So wild die Fahrt auch sein mag, nur nicht bremsen!"
Als wir in die Spitzkehre hineinpreschen, stehe ich mit beiden Füßen auf der rechten Kufe und strecke mein rechtes Bein ganz instinktiv nach außen. Mit meinem Körpergewicht stemme ich mich gegen die Fliehkraft, die uns aus der Kurve zu tragen droht. Die scharfen Kanten der Kufen fressen sich in den Schnee, während wir um die Kurve jagen. Der Schlitten schlingert kaum.
Nachdem wir die Kurve passiert haben, heizen wir in wilder Fahrt bergab. Meine innere Stimme ruft: Bremsen! Das Tempo ist rasant. Doch schließlich fahren wir ein Rennen. Vorsicht ist fehl am Platze. Gleich wird es brenzlig, Mädchen!
Jetzt die erste S-Kurve. Blitzschnell hinein und wieder heraus. Die Knie bleiben gebeugt. Ich verlagere mein Gewicht von einer Kufe auf die andere und bewege mich dabei wie eine Tänzerin im Ballsaal. Vor uns die zweite S-Kurve; wir nehmen sie wieder mit viel Schwung und sausen die lange Gerade hinunter. Geschafft! Ich lache befreit auf, recke die Faust in die Luft, werfe meinen Kopf nach hinten und schreie: "Jippie!"
Natürlich bin ich jung. Natürlich bin ich ein Mädchen. Sehgeschädigt noch dazu. aber nichts von alledem hat nur ansatzweise etwas damit zu tun, dass ich Schlittenhundesportlerin bin. Mein Ziel ist, die Weltspitze zu erreichen und mich eines Tages mit den Allerbesten beim Tditarod, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, in Alaska zu messen. Alles andere ist für mich unwichtig. Doch offensichtlich interessieren sich alle Leute nur für das eine: Was ich sehe - oder vielmehr, was ich nicht sehe.
Ja, ich bin offiziell als blind eingestuft. Doch mein Blindsein ist kein Hindernis für mich. Ich lasse mich davon nicht bremsen. In den USA gilt man rein rechtlich als blind, wenn man ein nicht korrigierbares Sehvermögen von 20/200 nach Snellen beziehungsweise metrisch 6/60 besitzt (das heißt, erkennt ein Patient ein Zeichen aus der Entfernung von sechs Metern, für das die Normentfernung 60 Meter beträgt, so liegt seine Sehschärfe bei 6/60).
In Deutschland gilt als blind, wer eine Sehfähigkeit von zwei Prozent oder weniger hat, die auch mit Brille nicht mehr zu verbessern ist. Zwei Prozent bedeutet, dass man höchstens noch zwischen hell und dunkel unterscheiden kann. Zudem ist häufig auch das Gesichtsfeld massiv eingeschränkt. Man sieht nur das, was direkt vor einem ist, als stecke man in einer Röhre. In den USA gilt man als "legally blind", wenn man erst in sechs Meter Entfernung sehen kann, was tadellos sehende Menschen schon aus 60 Metern erkennen. Das entspricht auf der Sehtesttafel der obersten Buchstabenreihe.
Unter Klinikbedingungen mit kontrollierter Beleuchtung liegt meine Sehkraft bei ungefähr 20/200. Doch bei veränderten Lichtverhältnissen verschlechtert sich mein Sehsinn ganz rapide. Die Ärzte stufen mein Sehvermögen im Alltag zwischen 20/300 und 20/600 ein.
Ich leide an einer angeborenen totalen Farbenblindheit, einer sogenannten kongenitalen Achromatopsie. Dabei handelt es sich um eine seltene Erbkrankheit, die durch ein bei beiden Eltern rezessives Gen verursacht wird. Bei dieser Erkrankung sind die Zapfen und Stäbchen der Netzhaut verkürzt. Die Netzhautstäbchen und -zapfen sind verantwortlich für die Licht-, Farb- und Tiefenwahrnehmung.
Was genau also sehe ich? Diese Frage wurde mir unendlich oft gestellt. Darauf kann ich jedoch nur antworten: Ich sehe das, was ich sehe. Es sieht vermutlich anders aus als bei Menschen ohne Sehstörung, deswegen ist der Eindruck für mich nicht weniger wertvoll oder schön als bei normal sehenden Menschen. Es ist einfach anders, das ist alles.
Die Frage nach meinem Sehvermögen würde vermutlich eine weitaus geringere Rolle spielen, wenn ich mein Blindenschicksal einfach hingenommen hätte. Doch nichts liegt mir ferner als das! Schließlich gibt es viele Sportarten, die mir eine Menge Spaß bereiten: Klettern, Reiten, Schwimmen, Laufen oder Tandemfahren. Doch meine ganze Leidenschaft gehört dem Hundeschlittensport. Zucht und Training von Schlittenhunden sind mein Leben. Jene Momente, in denen sich alles zu einem vollkommenen Ganzen fügt, sind unbeschreiblich. Dabei spielt meine Sehkraft überhaupt keine Rolle mehr.
2
Mit der Blindheit leben
Viele fragen sich, wie sich eine blinde Athletin in einer Disziplin wie dem Hundeschlittensport behaupten kann, wo das Sehvermögen eine enorme Rolle spielt. Diese Frage ist nicht verwunderlich, vor allem, wenn ich wieder einmal über eine Wurzel gestolpert bin oder mit der Nase an den Seiten eines Buches klebe. Stellt jemand meine sportlichen Fähigkeiten in Frage, empfehle ich ihm schlicht und ergreifend: "Beobachten Sie mich doch." Ich liebe meine Hunde und bin in allen Bereichen meines Sportes kompetent. Nur hin und wieder brauche ich ein wenig Hilfe, um die Details einer Strecke zu erkennen.
Ich verfüge über ein uneingeschränktes Gesichtsfeld. Woran es mir mangelt, sind das Erkennen von Einzelheiten und die Fähigkeit, Entfernungen abzuschätzen. Farben kann ich eingeschränkt wahrnehmen, sie jedoch nicht immer benennen - insbesondere blau und Grün. Diese beiden Farben sind für mich absolut identisch. Schwarz und Weiß erkenne ich gut. Das ist kein Problem. Manchmal gelingt es mir, Rot, Gelb und orange zu unterscheiden.
Es fällt mir nicht ganz leicht, mein Sehvermögen zu beschreiben, da ich nicht weiß, was ein Mensch mit normalen Augen sieht. Er ist vermutlich in der Lage, das Foto eines lieben Menschen klar zu erkennen. Ich hingegen sehe ein schematisches Bild, das ich als Person identifizieren kann. Ein normal sehender Mensch erkennt Gesichtszüge, Augen- und Haarfarbe. Ich sehe lediglich die unscharfen Umrisse eines Gesichtes, dunkle Höhlen an Stelle der Augen und eine verschwommene Andeutung von Haaren. Die Person auf dem Foto nehme ich nur ganz unscharf wahr. Das Bild, das ich sehe, ist nicht direkt verschwommen oder verzerrt, sondern eher wie durch einen Schleier betrachtet.
Der blick durch die Gläser einer Brille, die dick mit Vaseline bestrichen sind, vermittelt wahrscheinlich den treffendsten Eindruck von meinem Sehvermögen. Die Schicht muss so dick sein, dass man ein Buch nur lesen kann, wenn man es knapp zehn Zentimeter dicht vor das Gesicht hält. Auf einer Sehtesttafel beim Optiker sollte man lediglich den obersten Buchstaben erkennen, ein großes E. Ungefähr so viel sehe ich an einem sonnigen Tag. Nachts dagegen kann ich etwas besser sehen; Probleme bereiten mir allerdings grelle Autoscheinwerfer. Die Lichter selbst sind für mich zwei leuchtende Kreise, doch die Lichtquellen sind von einem intensiven Strahlenkranz umgeben. Scheinwerferlicht reizt meine Augen so sehr, dass sie nach einer halben Stunde zu brennen beginnen. Wenn ich meine Augen schließe, lässt dieser Schmerz gewöhnlich nach.
Die meisten Menschen bezeichnen meine Blindheit als Behinderung. Für mich klingt das Wort "behindert" allerdings immer nach "verhindert". Aber genau das bin ich ganz und gar nicht. Im Internet finden sich auf diversen Seiten allerhand geistlose Kommentare zu meiner Blindheit. Einige der Schreiber behaupten, dass ich aufgrund meiner Sehstörung gewiss nicht in der Lage sei, der Kälte zu trotzen, einen Schlitten zu lenken oder auch nur meine Hunde zu versorgen. Dabei stellen sie statt meiner Fähigkeiten meine - wie sie es nennen - Behinderung in den Vordergrund.
Ich bin fest davon überzeugt, dass zum Sehen weitaus mehr gehört als bloße optische Wahrnehmung. Mein Körper ist durchaus in der Lage, meine Blindheit mittels Hör-, Tast-, Geschmacks- und Geruchssinn zu kompensieren. Oftmals handele ich ganz intuitiv. Ein Hund beispielsweise, der eine Strecke schon einmal gelaufen ist, erinnert sich an sämtliche Biegungen und Kurven und erkennt sie beim nächsten Mal haargenau. Bei einer Änderung der Streckenführung wollen meine Leithunde partout den Weg vom letzten Mal einschlagen. Mir geht es ebenso. Ich nehme sämtliche Feinheiten wahr. Ich spüre, wie sich der Schlitten unter meinen Füßen bewegt, bewältige den langen Anstieg, bei dem ich abspringen und rennen muss, um den Hunden die Zuglast zu erleichtern. Anschließend geht es bergab, und am Schluss folgt eine Spitzkehre. Diese Einzelheiten speichere ich genau wie die Hunde in meinem Gedächtnis ab. Außerdem registriere ich die Landschaft um mich herum, indem ich auf den Widerhall von Tönen lausche und die unterschiedlichen Gerüche von Kiefern-, Fichten- und Zedernwäldern aufnehme. Ich höre die feinen Unterschiede der Geräusche, die von den Kufen auf dem Untergrund stammen, ob sie auf schattigen Eisflächen kratzen oder an sonnigen Stellen leise dahingleiten.
Es gibt eine Vielzahl von Varianten des Sehens. Ich habe diese Fähigkeiten im Laufe der Zeit perfektioniert und bin dadurch immer aufgeschlossen für Neues. Wir wollen klettern gehen? Ich bin bestimmt als Erste oben. Wie wär's mit Schwimmen? Bin schon im Wasser! Reiten? Wo sind die Pferde? Wir könnten Tandem fahren. Unbedingt, solange ich nicht vorn sitzen soll. Joggen? Je länger desto besser, am besten durch hügeliges Gelände. Sprint muss nicht unbedingt sein, aber ich habe reichlich Ausdauer und nehme es locker mit jedem Sehenden auf - egal, ob fünf Kilometer oder Marathon. Ich bin wie der Duracell-Hase. Ich laufe und laufe und laufe. Das macht mir einfach Spaß.
Was ich sehe, ist in meinen Augen vollkommen normal. Ich weiß ja nicht, was ich sehen müsste, da mein Sehvermögen noch nie anders war. Ich weiß nicht, was mir entgeht. Bei Leichtathletikwettkämpfen an der Highschool erkannte ich manchmal gar nichts, aber Freunde beschrieben mir, wie ein Wettkampf verlief und wie die Läufer gerade in die gegenüberliegende Kurve gingen. Damals dachte ich immer: "Wow, ihr könnt sehen, was dort auf der anderen Seite los ist. Das ist echt beneidenswert."
Beim 400-Meter-Lauf erkenne ich die weißen Bahnmarkierungen und die Körperumrisse der Kontrahentinnen in unmittelbarer Nähe. Manchmal erkenne ich auch die Farben ihrer Sportkleidung. Ich weiß, wann ich mich einer Kurve nähere und dass die Ziellinie immer am Ende der Geraden ist. Ich glaube nicht, dass sich mein mangelndes Sehvermögen nachteilig auf meine Leistungen im Laufsport auswirkt, wenn die Bahn klar markiert ist. Markierte Laufbahnen sind ähnlich wie Klinikbedingungen: Alle Bahnen sind identisch, die Oberfläche glatt und eben, und während des Laufes gibt die Geschwindigkeit einen bestimmten Rhythmus vor, wodurch das Sehen von untergeordneter Bedeutung ist. Ich laufe nur um des Laufens willen, nicht wegen etwaiger Medaillen oder Preise. Trotzdem bin ich ehrgeizig und freue mich über einen Sieg.
Auf der Tartanbahn bin ich gänzlich frei von Hindernissen, unerwarteten Ereignissen und den manchmal verwirrenden Umständen des täglichen Lebens. Kurioserweise könnte mein mangelndes Sehvermögen hier ein Vorteil sein, ermöglicht es mir doch die uneingeschränkte Konzentration auf den Lauf.
Beim Geländelauf sieht die Sache schon anders aus. Zu Schulzeiten ist es mir manchmal passiert, dass ich eine schlecht markierte Abbiegung verpasste und irgendwo im Gestrüpp landete. Bei besonders ungünstigen Lichtverhältnissen hatte ich immer wieder das Bedürfnis, mein Lauftempo zu verringern, um nicht auf herumliegendes Geröll zu treten und umzuknicken, gegen einen Baum zu laufen, zu stolpern und zu stürzen. Von all diesen Missgeschicken kann ich ein Lied singen, und meine Knie und Ellbogen sahen dementsprechend aus. Meine Kratzer und Blessuren trug ich jedoch mit solchem Stolz, als wären sie Ehrenabzeichen. Gelegentlich habe ich mich allerdings vor Kontrahenten und Zuschauern ziemlich blamiert. Natürlich war das für eine Jugendliche, die nach Anerkennung strebt, ausgesprochen demütigend.
Müsste ich zwischen Gelände und Tartanbahn wählen, würde ich mich höchstwahrscheinlich für letztere entscheiden. Das Umfeld ist zwar eher eintönig, birgt aber deutlich geringere Verletzungsgefahren. Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, dass ich mich verlaufe - schließlich gibt es nur eine Richtung: entgegen dem Uhrzeigersinn.
Einige Sportarten werden mir freilich immer versagt bleiben. So werde ich niemals auf dem Centrecourt von Wimbledon Tennis spielen. Nie im Tor der US-Fußballerinnen stehen. Niemals in der Profiliga Basketball spielen. Sobald ein Ball ins Spiel kommt, habe ich keine Chance. Wenn mir jemand einen Ball zuwirft, sehe ich gewöhnlich, wie er losfliegt, anschließend verschwindet er wie bei einem Zaubertrick, um erst kurz vor meinem Gesicht wiederaufzutauchen. Daher ducke ich mich lieber, wenn ein Ball auf mich zukommt. Als ich klein war, haben manche Jungen mich gern mit Bällen beworfen, um sich über meine Reaktion zu amüsieren. Meist landete der Ball mitten in meinem Gesicht. Meine unbeholfenen Abwehrversuche fanden sie umwerfend komisch. Kinder können unsagbar bösartig und gemein sein.Hindernisse am Wegesrand wie etwa Parkuhren oder Bäume springen mich geradezu an.
Ich spüre den Rausch der Geschwindigkeit. Dichte Schneewolken dämpfen das grelle Sonnenlicht. Blinzelnd erkenne ich die verschwommenen Gestalten der vor mir laufenden Hunde - unscharf und eindimensional. Ich kann einen Teil des Hundegeschirrs ausmachen, den nickenden Kopf eines Leithundes, galoppierende Füße, hängende Zungen, Schwanzwedeln, den Rumpf eines Wheel Dog direkt vor mir. Aus Erfahrung weiß ich, dass die immer wieder zu meiner Rechten aufblitzenden dunklen Flecken Kiefern sind. Zu meiner Linken sehe ich gar nichts, denn es geht mehr als 100 Meter senkrecht nach unten.
Meinen Hunden vertraue ich ohne Vorbehalt. Sie atmen schnell und schwer. Wenn es bergab geht, sind sie nicht zu überhören. Volle Kraft voraus. Ich denke mir: "Jetzt wird's ernst!" Ich beuge beide Knie, verlagere meinen Körperschwerpunkt so tief wie möglich auf den Kufen. Die Hunde wirbeln Schneekristalle auf, die auf meinen Wangen stechen wie Glassplitter. Der eisige Wind schmerzt an meinen Ohren. "Nicht bremsen! So wild die Fahrt auch sein mag, nur nicht bremsen!"
Als wir in die Spitzkehre hineinpreschen, stehe ich mit beiden Füßen auf der rechten Kufe und strecke mein rechtes Bein ganz instinktiv nach außen. Mit meinem Körpergewicht stemme ich mich gegen die Fliehkraft, die uns aus der Kurve zu tragen droht. Die scharfen Kanten der Kufen fressen sich in den Schnee, während wir um die Kurve jagen. Der Schlitten schlingert kaum.
Nachdem wir die Kurve passiert haben, heizen wir in wilder Fahrt bergab. Meine innere Stimme ruft: Bremsen! Das Tempo ist rasant. Doch schließlich fahren wir ein Rennen. Vorsicht ist fehl am Platze. Gleich wird es brenzlig, Mädchen!
Jetzt die erste S-Kurve. Blitzschnell hinein und wieder heraus. Die Knie bleiben gebeugt. Ich verlagere mein Gewicht von einer Kufe auf die andere und bewege mich dabei wie eine Tänzerin im Ballsaal. Vor uns die zweite S-Kurve; wir nehmen sie wieder mit viel Schwung und sausen die lange Gerade hinunter. Geschafft! Ich lache befreit auf, recke die Faust in die Luft, werfe meinen Kopf nach hinten und schreie: "Jippie!"
Natürlich bin ich jung. Natürlich bin ich ein Mädchen. Sehgeschädigt noch dazu. aber nichts von alledem hat nur ansatzweise etwas damit zu tun, dass ich Schlittenhundesportlerin bin. Mein Ziel ist, die Weltspitze zu erreichen und mich eines Tages mit den Allerbesten beim Tditarod, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, in Alaska zu messen. Alles andere ist für mich unwichtig. Doch offensichtlich interessieren sich alle Leute nur für das eine: Was ich sehe - oder vielmehr, was ich nicht sehe.
Ja, ich bin offiziell als blind eingestuft. Doch mein Blindsein ist kein Hindernis für mich. Ich lasse mich davon nicht bremsen. In den USA gilt man rein rechtlich als blind, wenn man ein nicht korrigierbares Sehvermögen von 20/200 nach Snellen beziehungsweise metrisch 6/60 besitzt (das heißt, erkennt ein Patient ein Zeichen aus der Entfernung von sechs Metern, für das die Normentfernung 60 Meter beträgt, so liegt seine Sehschärfe bei 6/60).
In Deutschland gilt als blind, wer eine Sehfähigkeit von zwei Prozent oder weniger hat, die auch mit Brille nicht mehr zu verbessern ist. Zwei Prozent bedeutet, dass man höchstens noch zwischen hell und dunkel unterscheiden kann. Zudem ist häufig auch das Gesichtsfeld massiv eingeschränkt. Man sieht nur das, was direkt vor einem ist, als stecke man in einer Röhre. In den USA gilt man als "legally blind", wenn man erst in sechs Meter Entfernung sehen kann, was tadellos sehende Menschen schon aus 60 Metern erkennen. Das entspricht auf der Sehtesttafel der obersten Buchstabenreihe.
Unter Klinikbedingungen mit kontrollierter Beleuchtung liegt meine Sehkraft bei ungefähr 20/200. Doch bei veränderten Lichtverhältnissen verschlechtert sich mein Sehsinn ganz rapide. Die Ärzte stufen mein Sehvermögen im Alltag zwischen 20/300 und 20/600 ein.
Ich leide an einer angeborenen totalen Farbenblindheit, einer sogenannten kongenitalen Achromatopsie. Dabei handelt es sich um eine seltene Erbkrankheit, die durch ein bei beiden Eltern rezessives Gen verursacht wird. Bei dieser Erkrankung sind die Zapfen und Stäbchen der Netzhaut verkürzt. Die Netzhautstäbchen und -zapfen sind verantwortlich für die Licht-, Farb- und Tiefenwahrnehmung.
Was genau also sehe ich? Diese Frage wurde mir unendlich oft gestellt. Darauf kann ich jedoch nur antworten: Ich sehe das, was ich sehe. Es sieht vermutlich anders aus als bei Menschen ohne Sehstörung, deswegen ist der Eindruck für mich nicht weniger wertvoll oder schön als bei normal sehenden Menschen. Es ist einfach anders, das ist alles.
Die Frage nach meinem Sehvermögen würde vermutlich eine weitaus geringere Rolle spielen, wenn ich mein Blindenschicksal einfach hingenommen hätte. Doch nichts liegt mir ferner als das! Schließlich gibt es viele Sportarten, die mir eine Menge Spaß bereiten: Klettern, Reiten, Schwimmen, Laufen oder Tandemfahren. Doch meine ganze Leidenschaft gehört dem Hundeschlittensport. Zucht und Training von Schlittenhunden sind mein Leben. Jene Momente, in denen sich alles zu einem vollkommenen Ganzen fügt, sind unbeschreiblich. Dabei spielt meine Sehkraft überhaupt keine Rolle mehr.
2
Mit der Blindheit leben
Viele fragen sich, wie sich eine blinde Athletin in einer Disziplin wie dem Hundeschlittensport behaupten kann, wo das Sehvermögen eine enorme Rolle spielt. Diese Frage ist nicht verwunderlich, vor allem, wenn ich wieder einmal über eine Wurzel gestolpert bin oder mit der Nase an den Seiten eines Buches klebe. Stellt jemand meine sportlichen Fähigkeiten in Frage, empfehle ich ihm schlicht und ergreifend: "Beobachten Sie mich doch." Ich liebe meine Hunde und bin in allen Bereichen meines Sportes kompetent. Nur hin und wieder brauche ich ein wenig Hilfe, um die Details einer Strecke zu erkennen.
Ich verfüge über ein uneingeschränktes Gesichtsfeld. Woran es mir mangelt, sind das Erkennen von Einzelheiten und die Fähigkeit, Entfernungen abzuschätzen. Farben kann ich eingeschränkt wahrnehmen, sie jedoch nicht immer benennen - insbesondere blau und Grün. Diese beiden Farben sind für mich absolut identisch. Schwarz und Weiß erkenne ich gut. Das ist kein Problem. Manchmal gelingt es mir, Rot, Gelb und orange zu unterscheiden.
Es fällt mir nicht ganz leicht, mein Sehvermögen zu beschreiben, da ich nicht weiß, was ein Mensch mit normalen Augen sieht. Er ist vermutlich in der Lage, das Foto eines lieben Menschen klar zu erkennen. Ich hingegen sehe ein schematisches Bild, das ich als Person identifizieren kann. Ein normal sehender Mensch erkennt Gesichtszüge, Augen- und Haarfarbe. Ich sehe lediglich die unscharfen Umrisse eines Gesichtes, dunkle Höhlen an Stelle der Augen und eine verschwommene Andeutung von Haaren. Die Person auf dem Foto nehme ich nur ganz unscharf wahr. Das Bild, das ich sehe, ist nicht direkt verschwommen oder verzerrt, sondern eher wie durch einen Schleier betrachtet.
Der blick durch die Gläser einer Brille, die dick mit Vaseline bestrichen sind, vermittelt wahrscheinlich den treffendsten Eindruck von meinem Sehvermögen. Die Schicht muss so dick sein, dass man ein Buch nur lesen kann, wenn man es knapp zehn Zentimeter dicht vor das Gesicht hält. Auf einer Sehtesttafel beim Optiker sollte man lediglich den obersten Buchstaben erkennen, ein großes E. Ungefähr so viel sehe ich an einem sonnigen Tag. Nachts dagegen kann ich etwas besser sehen; Probleme bereiten mir allerdings grelle Autoscheinwerfer. Die Lichter selbst sind für mich zwei leuchtende Kreise, doch die Lichtquellen sind von einem intensiven Strahlenkranz umgeben. Scheinwerferlicht reizt meine Augen so sehr, dass sie nach einer halben Stunde zu brennen beginnen. Wenn ich meine Augen schließe, lässt dieser Schmerz gewöhnlich nach.
Die meisten Menschen bezeichnen meine Blindheit als Behinderung. Für mich klingt das Wort "behindert" allerdings immer nach "verhindert". Aber genau das bin ich ganz und gar nicht. Im Internet finden sich auf diversen Seiten allerhand geistlose Kommentare zu meiner Blindheit. Einige der Schreiber behaupten, dass ich aufgrund meiner Sehstörung gewiss nicht in der Lage sei, der Kälte zu trotzen, einen Schlitten zu lenken oder auch nur meine Hunde zu versorgen. Dabei stellen sie statt meiner Fähigkeiten meine - wie sie es nennen - Behinderung in den Vordergrund.
Ich bin fest davon überzeugt, dass zum Sehen weitaus mehr gehört als bloße optische Wahrnehmung. Mein Körper ist durchaus in der Lage, meine Blindheit mittels Hör-, Tast-, Geschmacks- und Geruchssinn zu kompensieren. Oftmals handele ich ganz intuitiv. Ein Hund beispielsweise, der eine Strecke schon einmal gelaufen ist, erinnert sich an sämtliche Biegungen und Kurven und erkennt sie beim nächsten Mal haargenau. Bei einer Änderung der Streckenführung wollen meine Leithunde partout den Weg vom letzten Mal einschlagen. Mir geht es ebenso. Ich nehme sämtliche Feinheiten wahr. Ich spüre, wie sich der Schlitten unter meinen Füßen bewegt, bewältige den langen Anstieg, bei dem ich abspringen und rennen muss, um den Hunden die Zuglast zu erleichtern. Anschließend geht es bergab, und am Schluss folgt eine Spitzkehre. Diese Einzelheiten speichere ich genau wie die Hunde in meinem Gedächtnis ab. Außerdem registriere ich die Landschaft um mich herum, indem ich auf den Widerhall von Tönen lausche und die unterschiedlichen Gerüche von Kiefern-, Fichten- und Zedernwäldern aufnehme. Ich höre die feinen Unterschiede der Geräusche, die von den Kufen auf dem Untergrund stammen, ob sie auf schattigen Eisflächen kratzen oder an sonnigen Stellen leise dahingleiten.
Es gibt eine Vielzahl von Varianten des Sehens. Ich habe diese Fähigkeiten im Laufe der Zeit perfektioniert und bin dadurch immer aufgeschlossen für Neues. Wir wollen klettern gehen? Ich bin bestimmt als Erste oben. Wie wär's mit Schwimmen? Bin schon im Wasser! Reiten? Wo sind die Pferde? Wir könnten Tandem fahren. Unbedingt, solange ich nicht vorn sitzen soll. Joggen? Je länger desto besser, am besten durch hügeliges Gelände. Sprint muss nicht unbedingt sein, aber ich habe reichlich Ausdauer und nehme es locker mit jedem Sehenden auf - egal, ob fünf Kilometer oder Marathon. Ich bin wie der Duracell-Hase. Ich laufe und laufe und laufe. Das macht mir einfach Spaß.
Was ich sehe, ist in meinen Augen vollkommen normal. Ich weiß ja nicht, was ich sehen müsste, da mein Sehvermögen noch nie anders war. Ich weiß nicht, was mir entgeht. Bei Leichtathletikwettkämpfen an der Highschool erkannte ich manchmal gar nichts, aber Freunde beschrieben mir, wie ein Wettkampf verlief und wie die Läufer gerade in die gegenüberliegende Kurve gingen. Damals dachte ich immer: "Wow, ihr könnt sehen, was dort auf der anderen Seite los ist. Das ist echt beneidenswert."
Beim 400-Meter-Lauf erkenne ich die weißen Bahnmarkierungen und die Körperumrisse der Kontrahentinnen in unmittelbarer Nähe. Manchmal erkenne ich auch die Farben ihrer Sportkleidung. Ich weiß, wann ich mich einer Kurve nähere und dass die Ziellinie immer am Ende der Geraden ist. Ich glaube nicht, dass sich mein mangelndes Sehvermögen nachteilig auf meine Leistungen im Laufsport auswirkt, wenn die Bahn klar markiert ist. Markierte Laufbahnen sind ähnlich wie Klinikbedingungen: Alle Bahnen sind identisch, die Oberfläche glatt und eben, und während des Laufes gibt die Geschwindigkeit einen bestimmten Rhythmus vor, wodurch das Sehen von untergeordneter Bedeutung ist. Ich laufe nur um des Laufens willen, nicht wegen etwaiger Medaillen oder Preise. Trotzdem bin ich ehrgeizig und freue mich über einen Sieg.
Auf der Tartanbahn bin ich gänzlich frei von Hindernissen, unerwarteten Ereignissen und den manchmal verwirrenden Umständen des täglichen Lebens. Kurioserweise könnte mein mangelndes Sehvermögen hier ein Vorteil sein, ermöglicht es mir doch die uneingeschränkte Konzentration auf den Lauf.
Beim Geländelauf sieht die Sache schon anders aus. Zu Schulzeiten ist es mir manchmal passiert, dass ich eine schlecht markierte Abbiegung verpasste und irgendwo im Gestrüpp landete. Bei besonders ungünstigen Lichtverhältnissen hatte ich immer wieder das Bedürfnis, mein Lauftempo zu verringern, um nicht auf herumliegendes Geröll zu treten und umzuknicken, gegen einen Baum zu laufen, zu stolpern und zu stürzen. Von all diesen Missgeschicken kann ich ein Lied singen, und meine Knie und Ellbogen sahen dementsprechend aus. Meine Kratzer und Blessuren trug ich jedoch mit solchem Stolz, als wären sie Ehrenabzeichen. Gelegentlich habe ich mich allerdings vor Kontrahenten und Zuschauern ziemlich blamiert. Natürlich war das für eine Jugendliche, die nach Anerkennung strebt, ausgesprochen demütigend.
Müsste ich zwischen Gelände und Tartanbahn wählen, würde ich mich höchstwahrscheinlich für letztere entscheiden. Das Umfeld ist zwar eher eintönig, birgt aber deutlich geringere Verletzungsgefahren. Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, dass ich mich verlaufe - schließlich gibt es nur eine Richtung: entgegen dem Uhrzeigersinn.
Einige Sportarten werden mir freilich immer versagt bleiben. So werde ich niemals auf dem Centrecourt von Wimbledon Tennis spielen. Nie im Tor der US-Fußballerinnen stehen. Niemals in der Profiliga Basketball spielen. Sobald ein Ball ins Spiel kommt, habe ich keine Chance. Wenn mir jemand einen Ball zuwirft, sehe ich gewöhnlich, wie er losfliegt, anschließend verschwindet er wie bei einem Zaubertrick, um erst kurz vor meinem Gesicht wiederaufzutauchen. Daher ducke ich mich lieber, wenn ein Ball auf mich zukommt. Als ich klein war, haben manche Jungen mich gern mit Bällen beworfen, um sich über meine Reaktion zu amüsieren. Meist landete der Ball mitten in meinem Gesicht. Meine unbeholfenen Abwehrversuche fanden sie umwerfend komisch. Kinder können unsagbar bösartig und gemein sein.Hindernisse am Wegesrand wie etwa Parkuhren oder Bäume springen mich geradezu an.
... weniger
Autoren-Porträt von Rachael Scdoris, Rick Steber
Rachael Scdoris Rachael Scdoris, Jahrgang 1985, wurde mit einem seltenen genetischen Defekt geboren: kongenitaler Achromatopsie. Sie ist farbenblind und kann Umrisse nur verschwommen erkennen, d.h. sie ist faktisch blind. Doch davon hat sie sich nie abhalten lassen, das zu tun, was sie wollte. Seit ihrer Kindheit fährt sie Hundeschlitten, nahm an Leichtathletikwettkämpfen teil und gewann im Jahr 2000 bei den Vorläufen der Olympischen Spiele in Sydney sogar eine Bronzemedaille im 400-Meter-Lauf. Die Women's Sports Foundation hat sie schon zweimal als eine der herausragendsten Sportlerinnen geehrt. Mit der Teilnahme am Iditarod-Rennen erfüllte sie sich den größten Traum ihres Lebens. Rachael Scdoris lebt in Bend, Oregon.Rachael Scdoris Rick Steber ist ein langjähriger Freund der Familie Scdoris. Der ebenfalls leidenschaftliche Hundeschlittenfahrer hat bereits zahlreiche Sachbücher verfasst und diverse Preise für seine Arbeit erhalten. Rick Steber lebt bei Prineville, Oregon.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Rachael Scdoris , Rick Steber
- 2007, 413 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 11,4 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Christine Oschmann
- Übersetzer: Franka Reinhart
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442367085
- ISBN-13: 9783442367085
Kommentar zu "Mein Ziel vor Augen"
0 Gebrauchte Artikel zu „Mein Ziel vor Augen“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Mein Ziel vor Augen".
Kommentar verfassen