Die Welt des Baedeker
Eine Medienkulturgeschichte des Reiseführers 1830-1945. Dissertationsschrift
Wie der Baedeker den Blick auf die Welt verändert
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Produktinformationen zu „Die Welt des Baedeker “
Wie der Baedeker den Blick auf die Welt verändert
Klappentext zu „Die Welt des Baedeker “
1835 erschien mit der "Rheinreise" der erste Reiseführer im Baedeker-Verlag. Es folgten die Bände "Belgien", "Holland", "Schweiz", "Paris und Umgebung" - das Reisehandbuch, aber auch eine neue Art des Reisens und des Sehens war geboren. Denn die Welt, die durch ein Reisehandbuch betrachtet wird, ist eine andere. Reisehandbücher, so Susanne Müller, sind in erster Linie touristische Sehhilfen: Sie erleichtern das Auffinden von Sehenswürdigkeiten und sorgen dafür, dass der Reisende die "richtigen" Dinge auch "richtig" sieht.Vornehmlich am Beispiel des populärsten europäischen Reiseführers erzählt Susanne Müller seine Geschichte von den Anfängen um 1830 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie ist eng verwoben mit der Aufklärung und dem Aufstieg des Bürgertums, der Entstehung von Dampfschifflinien, der Eisenbahn sowie der modernen Fotografie.
1945 endet die Darstellung, denn auch die "große Zeit" des Baedekers war vorbei. Der Mythos, er hätte den Deutschen bei den Bombenangriffen auf England als Zielhilfe gedient, ruinierte seinen Ruf. Ebenso hatte sich das klassische Zielpublikum gewandelt: Der moderne Massentourismus eroberte die Kontinente.
Lese-Probe zu „Die Welt des Baedeker “
Es ist nur eine kurze Reise - von Mainz nach Köln; 180 Kilometer weit, 378 Buchseiten lang. Autor der 1828 im Koblenzer Verlagshaus Röhling erschienenen Rheinreise von Mainz bis Köln ist der Koblenzer Gymnasiallehrer Johann August Klein. Es ist unwahrscheinlich, dass die Menschheit gerade auf dieses Buch gewartet hat, denn im Wesentlichen unterscheidet es sich kaum von anderen zeitgenössischen Abhandlungen über das Rheinland. Es mag etwas handlicher sein als Aloys Schreibers Anleitung auf die nützlichste und genußvollste Art den Rhein [...] zu bereisen, doch seine Aufmachung ist bei weitem nicht so spektakulär wie Friedrich Wilhelm Delkeskamps Rheinpanorama von 1825. Auch sind die beigefügten Ansichten vom Mittelrhein nicht so pittoresk und farbenfroh wie die 1822 erschienen Kupferstiche in den Rheingegenden von Mainz bis Cöln des Malers Christian Georg Schütz. Eine Besonderheit weist das Buch allerdings auf: Im Innenumschlag trägt es den Titelzusatz Ein Handbuch für Schnellreisende - eine eilige Reaktion des Röhling-Verlags auf den seit 1827 stattfindenden Linienverkehr der Preußisch-Rheinischen Dampfschifffahrtgesellschaft. Wie eigentlich jede Rheinbeschreibung dieser Zeit verkauft sich das Buch außerordentlich gut. Das entgeht auch dem jungen Buchhändler Karl Baedeker nicht, der das Buch in seiner Sortimentsbuchhandlung am Koblenzer Paradeplatz führt. Als der Röhling-Verlag Konkurs anmeldet, kauft Baedeker 1832 die Rechte an dem Buch des inzwischen verstorbenen Johann August Klein und überarbeitet es für eine Neuauflage. Diese erscheint 1835 und bildet den Ausgangspunkt für eine der größten verlegerischen Erfolgsgeschichten im deutschsprachigen Raum.Das Buch bildet gleichsam den Ausgangspunkt für diese Geschichte des Reiseführers, die man vieldeutig auch eine Reise nach Baedeker nennen kann. Natürlich handelt es sich bei der vorliegenden Studie um kein Reisehandbuch, dennoch beschreibt sie ein Unterwegssein - im Raum wie in der Zeit. Die Reise führt in die
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expandierenden europäischen Großstädte, in die Bergwelt der Alpen und durch vornehmlich deutsche Landschaften. Insbesondere durch die, wie es immer wieder heißt, schönste Landschaft von allen: das Rheinland. Gereist wird zu Fuß und mit der Pferdekutsche - vor allem aber mit den neuen Verkehrsmitteln des 19. Jahrhunderts, dem Dampfschiff und der Eisenbahn. Später werden Fahrräder und Automobile, ja sogar Luftschiffe und Flugzeuge bestiegen.Gereist wird auch durch die Zeit. Die Reise beginnt am Vorabend des Tourismus und endet um 1945. Doch obwohl das Medium Reisehandbuch nach dem Zweiten Weltkrieg einen Aufschwung erlebt, ist die große Zeit des Baedekers, der für diese Mediengeschichte fast immer beispielgebend sein wird, nach 1945 abgelaufen. Der Mythos von der Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit des Buches ist nicht mehr glaubwürdig, der klassische bürgerliche Reisende gehört der Vergangenheit an.Die Reise nach Baedeker muss, wenn sie auf die entscheidenden Fragen zum Reisehandbuch eine Antwort finden will, auch eine Reise durch beinahe zwei Jahrhunderte Kulturgeschichte sein. Man kann die Geschichte eines Mediums nur erzählen, wenn man sich den Aspekten zuwendet, die seinen Erfolg bedingen und tragen. Das können soziale oder politische Umstände sein, aber auch technische Errungenschaften, andere Medien im weitesten Sinne und natürlich die Menschen, die das Reisehandbuch benutzen.Somit handelt es sich auch um eine Reise zu den Wünschen und Träumen der Menschen; der Menschen nämlich, die den Baedeker lesen, um sich von der Welt ein Bild zu machen, die - von der Kulturkritik verhöhnt - von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit hetzen, aber auch derjenigen, die den Baedeker zu Hause lesen, auf dem Sofa sitzend, von der Ferne träumend, wohlwissend, dass sie die vertraute Heimat nie verlassen werden. So oder so: Die Reise nach Baedeker ist eine Geschichte der Sehnsucht und der Seh-Sucht. Am Ende steht das Ziel, einem Medium näher zu kommen, seine Entwicklung zu verfolge
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Inhaltsverzeichnis zu „Die Welt des Baedeker “
Inhalt1.Reisen nach Baedeker11Von Mainz nach Köln11Reisen nach ... Molwanîen13Fiktion und Realität16Medienkulturgeschichte19Mediales Format23Reisehandbuch262.Karl Baedeker und der Baedeker-Verlag29Karl Baedeker29Kleins Rheinreise32Murrays Red Books34Karl Baedekers Reisehandbücher37Konkurrenten41Ernst, Karl und Fritz Baedeker44Hans, Ernst und Dietrich Baedeker48Neubeginn nach 194551Mythos Baedeker54Das Konzept Baedeker573.Am Vorabend des Tourismus61Luftfahrzeuge61Seh(n)sucht62Räume durchmessen65Reisende Bürger67Schönes und Erhabenes72Romantische Kultur74Landschaft77Am Rhein80In der Campagna85Neues Sehen89Zeit für den Baedeker904.Landschaft und Panorama93Panorama93Wechselwirkungen96Alte und neue Perspektiven99Bilderlesen103Bergpanorama105Warenhaus109Reisen im Baedeker111Panopticon114Der gefesselte Reisende1175.Verkehr und Geschwindigkeit121Dampfschifffahrt121Rheinpanorama123Eisenbahn127Regen, Dampf, Geschwindigkeit130Pleorama136Links und rechts139Eisenbahnlandschaft141Industrielandschaft145Weltpanorama148Mediales Ensemble1516.Fotografisches und Monumentales155Für die Ewigkeit155Denkmäler im Baedeker158Geschichtspanorama161Den Augenblick bannen164Fotografien im Baedeker167Reisefotografie169Aussicht und Ansicht172Der rote Professor175Über die Bewohner177Baedekers Blütezeit181Untergänge1837.Die Stadt im Reisehandbuch191Sinfonie in fünf Akten191Stadtlandschaften193Großstadt im Temporausch198Die abgebildete Stadt202Groß-Berlin im Baedeker208Illuminierte Großstadt210Montierte Bilder213Das Gesicht der Zeit216Anders reisen, anders sehen218Ausdifferenzierung222Arbeiterreiseführer225Ein Baedeker der Seele2288.Reiseführer im Nationalsozialismus231Baedeker im Marschgepäck231Reisen und Krieg233Kraft durch Freude236Wir fahren nach Berlin240Reichsautobahn243Straßenästhetik246Straßenlandschaft248Raum nehmen251Eigenes und Fremdes254Simulierte Normalität257Blindflug262Blitzed by Guidebook265Bomber's Baedeker267Schlütertee271Ende und
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Ausblick275Abstände275Schielen277Ausblick279Anmerkungen287Dank321Abbildungsnachweise323Quellen und Literatur329Monografien, Artikel und Aufsätze329Reisehandbücher, Panoramen,illustrierte Reisebücher (nach Jahr)349
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Autoren-Porträt von Susanne Müller
Susanne Müller, Dr. phil., lebt in Berlin und forscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam. Neben der Kulturgeschichte des Reisens liegen ihre Forschungsschwerpunkte in der Mediengeschichte und Medienkultur des 19. und 20. Jahrhunderts.
Bibliographische Angaben
- Autor: Susanne Müller
- 2012, 354 Seiten, 47 Abbildungen, Maße: 14,1 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593396157
- ISBN-13: 9783593396156
- Erscheinungsdatum: 14.05.2012
Rezension zu „Die Welt des Baedeker “
Warum ist es am Rhein so schön?"Eine sehr anregende Kulturgeschichte des Reiseführers erzählt von Bedingungen unserer touristischen Existenz." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.07.2012)
Anleitung zur Seh-Sucht
"Die Stärke von Susanne Müllers Untersuchung liegt im Aufzeigen der Verbindungen zwischen Reise, Medien und der neuen Art, die Welt zu sehen - der 'Seh-Sucht' des modernen Tourismus." (Süddeutsche Zeitung, 03.08.2012)
Man sieht nur, was man weiß
"Die detaillierte Studie ist auch eine Reise durch die Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, eine Beschreibung des aufsteigenden Bürgertums, der Entwicklung von Dampfschifffahrt und Eisenbahn sowie der Fotografie." (NZZ am Sonntag, 26.08.2012)
Pressezitat
Warum ist es am Rhein so schön?"Eine sehr anregende Kulturgeschichte des Reiseführers erzählt von Bedingungen unserer touristischen Existenz." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.07.2012)
Anleitung zur Seh-Sucht
"Die Stärke von Susanne Müllers Untersuchung liegt im Aufzeigen der Verbindungen zwischen Reise, Medien und der neuen Art, die Welt zu sehen - der 'Seh-Sucht' des modernen Tourismus." (Süddeutsche Zeitung, 03.08.2012)
Man sieht nur, was man weiß
"Die detaillierte Studie ist auch eine Reise durch die Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, eine Beschreibung des aufsteigenden Bürgertums, der Entwicklung von Dampfschifffahrt und Eisenbahn sowie der Fotografie." (NZZ am Sonntag, 26.08.2012)
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