Mutterliebe
Warum Söhne starke Mütter brauchen
Viele Mütter haben Angst, sich ihren Söhnen gegenüber so zärtlich zu verhalten, wie sie es gerne würden, wie Alain Braconnier aus seinem Berufsalltag als Psychotherapeut weiß. Sie fürchten, ihre Söhne zu stark an sich zu binden und ihnen damit dauerhaft zu...
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Produktinformationen zu „Mutterliebe “
Klappentext zu „Mutterliebe “
Viele Mütter haben Angst, sich ihren Söhnen gegenüber so zärtlich zu verhalten, wie sie es gerne würden, wie Alain Braconnier aus seinem Berufsalltag als Psychotherapeut weiß. Sie fürchten, ihre Söhne zu stark an sich zu binden und ihnen damit dauerhaft zu schaden. Aber kann eine Mutter ihren Sohn tatsächlich zu sehr lieben?Alain Braconnier illustriert die Problematik der Beziehung zwischen Müttern und Söhnen mit Fallbeispielen aus der eigenen Praxis, geht auf Konflikte ein und zeigt Wege zu deren Lösung auf. Seine zentrale These lautet, daß Mütter ihre Söhne lieben dürfen, ja sogar müssen, um aus ihnen starke und gleichzeitig sensible Männer zu machen.
Ein Plädoyer für eine enge Mutter-Sohn-Bindung und ein wichtiges Buch für alle Mütter, die ihre Söhne und ihr Verhältnis zu ihnen besser verstehen wollen.
Lese-Probe zu „Mutterliebe “
Lieben Mter ihre Sne zu sehr? Hfig tragen Mter diese Frage an mich heran: Wie sehr muss ich mich von meinem Sohn abgrenzen, damit er sich wohl flt und sich zu einem Mann entwickelt, der mit Frauen gut zurechtkommt? Mit anderen Worten: Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Mutter von heute und dem Sohn von morgen? Braucht ein Sohn eine emotional verfbare, liebevolle und warmherzige Mutter, um sich aktiv mit den Herausforderungen der modernen Welt auseinandersetzen zu knen oder aber eine auf Distanz bedachte, zurkhaltende Mutter, die die natliche Liebesbindung zu ihrem Sohn unterdrkt? Ich spreche mich klar f die erste Variante aus.Ganz im Gegensatz zu ggigen Klischees vertrete ich die Ansicht, dass die Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn segensreich ist. Gewiss, manche Frauen erdrken ihren Jungen mit ihrer Liebe, doch dies scheint mir sehr viel seltener vorzukommen, als es gemeinhin gesagt - und manchmal auch geschrieben - wird. Meine Erfahrung als Therapeut brachte mich viel ter mit Mtern zusammen, die fchteten, ihren Sohn zu sehr zu lieben, als mit tatshlich erdrkenden und symbiotischen Mtern.
Im Kollektivbewusstsein hat die Bindung der Sne an ihre Mter seit jeher widersprhliche symbolische oder imagine Vorstellungen ausgelt: einerseits die nrende, beschzende, lebens- und kraftspendende Mutter; andererseits die verschlingende, kastrierende Mutter, Inbild der Gefahr und sogar des Todes. In der psychotherapeutischen Fachwelt liegt die Sache anders: Zwar wurden Mter, die ihre Sne anscheinend allzu sehr beheten, heftig kritisiert, doch nur ganz selten wurde diese Beziehung - im Gegensatz zur Mutter-Tochter-Beziehung oder zur Vater-Sohn-Beziehung - genau untersucht. Noch befremdlicher ist, dass die Psychoanalyse, deren Hauptinteresse der Untersuchung der Eltern-Kind-Beziehung gilt, sich sehr wenig damit beschtigte, welche Beziehung Freud oder Lacan selbst zu ihren Mtern hatten.
In den letzten dreig Jahren hat sich die Auffassung von der Mutterrolle grundlegend
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gewandelt. Frer schob man, wenn es beim Kind auch nur das geringste Problem gab, die Schuld grundszlich immer den Mtern zu. Kzlich "entdeckte" man nun, dass die Liebe einer Mutter wie ein Zaubertrank ist, ein Doping fs Leben, und sogar, von Geburt an, eine positive Wirkung auf eventuelle genetische Schwachstellen haben kann. Dies steht im Widerspruch zu der allzu oft gehten Warnung: "Seien Sie blokeine Glucke, damit erdrken Sie Ihren Sohn!" Eine Warnung, die wir noch mal von unseren Lieblingspsychoanalytikern zu hen bekamen: "Achtung, kastrierende Mter!"
Eines Tages machte Julien es mir mlich, zu begreifen, was eine Mutter f ihren Sohn darstellen kann. Mit sieben Jahren sagte dieser mit Sicherheit frreife, aber dabei ausgelassene kleine Junge zu mir: "Meine Mutter ist wie ein Nachtlicht, sie ist immer da, und wenn ich traurig bin, kann sie ganz schnell zu leuchten beginnen, um mein Herz zu wmen." Kann man f eine Mutter ein besseres Bild finden als das eines "Nachtlichts"? Julien gab mir, als wir er seine Mutter sprachen, Gelegenheit, er die verschiedenen Bedeutungen nachzudenken, die in diesem Bild stecken: Sorge tragen f jemanden, auf jemanden aufpassen, um jemanden besorgt sein, wachsam sein, und dort, wo es zu dunkel sein knte, Licht spenden ...
Wir alle wissen, dass im Leben eines Menschen die Muttererfahrung entscheidend ist. "Die Augen von dir geadelt, sende ich nun durch Raum und Schweigen das gleiche Glaubensbekenntnis zu dir und sage in tiefem Ernst: meine Mama", wie Albert Cohen es grortig beschrieb. Man hat nur eine Mutter. Ist sie nicht mehr da, flt man sich verwaist. Sie ist die erste gro Liebe. "Die Sehnsucht nach der Mutter ist eine unheilbare Krankheit; entweder man hegt sie im geheimen oder man muss sie austreiben", vertraute mir eines Tages ein Ehemann an, dessen Frau sich er die allzu enge Bindung beschwerte, die er noch immer zu seiner Mutter hatte. Auch wenn diese Beschwerde bei manchen Paaren vollkommen berechtigt ist, so gehen die Ergebnisse der Untersuchungen er die Mutter-Sohn-Bindungen im ganzen doch in eine andere Richtung: Die Liebe einer Mutter macht stark. Aur in Flen ermiger Anhglichkeit hindert sie einen Jungen keineswegs daran, ein Mann zu werden - ganz im Gegenteil.
Carole, Mutter eines neunjrigen Jungen, fragt mich um Rat, weil sie sich wegen ihres Sohnes Aymeric Sorgen macht. Er ist ihrer Meinung nach zu schhtern, und es flt ihm schwer, in der Schule Freunde zu finden. Die Lehrerin hat ihre gste verstkt, indem sie ihr gesagt hat, dass er in der Klasse ein wenig isoliert sei. Carole ist beunruhigt, weil Aymeric f sein Alter klein ist, wrend sein terer Bruder grogewachsen ist, "ganz wie sein Vater". Carole fragt sich nun, ob Aymeric vielleicht Komplexe hat. Sie ging mit ihrem Sohn zum Arzt, um zu erpren, ob mit ihm auch alles in Ordnung sei. Um jede kperliche Anomalie bei ihrem "Kleinen" - wie sie ihn gerne nennt -, auszuschlien, bestand sie darauf, dass man sein Blut untersuchte und ihn rtgte. Tatshlich ist ihr Sohn klein f sein Alter, doch, wie die medizinischen Untersuchungen ergaben, liegt seine Gre noch im Bereich des Normalen. Sind Caroles Sorgen und das Konsultieren von Spezialisten nun Anzeichen daf, dass sie ihren Sohn zu sehr liebt, oder ist es einfach das Verhalten einer "guten Mutter"?
Viele Mter haben heute ein schlechtes Gewissen, wenn sie die Ztlichkeit, die sie in ihrem tiefsten Inneren empfinden, rlich erkennen lassen. Sie fchten, den "ipuskomplex" allzu sehr zu fdern. Eine Mutter, die mich mit ihrem halbwhsigen Sohn wegen dessen Schulschwierigkeiten aufsuchte, teilte mir ohne Umschweife ihre Vermutung mit, dass sie selbst diese Probleme ausgelt habe: "Schon als Antoine noch ganz klein war, sagte mir der Arzt: 'Ihr Sohn hat einen starken ipuskomplex.' Seither hatte ich immer Angst, ihn zu sehr zu lieben." Manche Fragen werden immer wieder gestellt: "Werde ich ihn nicht mit meiner Liebe erdrken, wenn ich zuviel Zeit mit ihm verbringe?", "Ich liebe ihn zu sehr! Lft er da nicht Gefahr, homosexuell zu werden?", "Wird er, wenn unsere Bindung allzu eng ist, nicht sper eine Frau suchen, die mir gleicht?" Gewiss, es gibt den ipuskomplex, doch warum sollte man deshalb Angst vor der Liebe haben? Allzu viele Frauen fchten gesellschaftliche Rollenbilder oder, noch direkter, die Vorwfe ihrer Freundinnen, ihres Ehemannes, ihrer Schwiegermutter, des "Seelenklempners".
Wenn ich he, wie Mter - ganz spontan oder nach ein wenig Nachdenken - von ihrem Sohn sprechen, wenn ich sehe, wie sie handeln, drgt sich mir der Gedanke auf, dass in der Mutterliebe das Ideal der Liebe verkpert ist. Wenn Mter ihre Beziehung zu ihrem Sohn beschreiben, so ist hfig von einem Gefl einzigartiger Verbundenheit die Rede, einer unwandelbaren und unantastbaren Liebe. Auf die Frage: "Wde eine Frau irgendeinem Mann erallhin folgen?", scheint die Antwort zu sein: "Ja, ihrem Sohn." Und diese bedingungslose Liebe, die ein Leben lang anht, selbst in den schwierigsten Situationen, beruht hfig auf Gegenseitigkeit. Ein Mann wird sich immer an seine Mutter erinnern, an ein Kleid, das sie trug, an eine Frisur, die er bei ihr sah, an einen Duft, den er an ihr wahrnahm, an ihre Kse beim Abschied: Alle seine Sinne sind berrt. Umgekehrt wird sich eine Mutter immer an die Blicke ihres Sohnes erinnern, an seinen Babygeruch, an seine Ztlichkeit, an seine Wutanfle, an seine Aknepickel ...
Es ist verstdlich, dass die Mter mit der Liebe, die sie tief in ihrem Herzen empfinden, nicht immer gut zurechtkommen. Eine Mutter, die unlgst noch militant feministisch engagiert war, vertraute mir eines Tages an: "Ich wagte mir damals nicht einmal meinen Wunsch nach einem Sohn einzugestehen!" Ist es also mlicherweise politisch inkorrekt, seinen Sohn zu lieben? Zur Scheu, die seit je ein allzu sexualisiertes Verhtnis zum eigenen Kind untersagt und die f die Mutter-Sohn-Beziehung ebenso gilt wie f die Vater-Tochter-Beziehung, scheint sich hier eine Art Geflsverbot zu gesellen. Nun sollte sich aber meiner Ansicht nach genau die gegenteilige Sichtweise durchsetzen: Mter sind rst wichtig f das Glk und das Gedeihen ihrer Sne - und werden es immer bleiben. Ob es nun Rrung, Leidenschaft, oder sogar heimliche Verliebtheit ist - Mter aller Lder, vertraut Euren Geflen!
Teil 1 - Man liebt seinen Sohn niemals zu sehr
1 - Mter dfen ihre Sne lieben ...
"Ihr seid zu symbiotisch ... " Jahrzehnte lang waren Mter, was auch immer sie taten, schon im vorhinein schuld. Gab es beim Nachwuchs irgendwelche Probleme, so hatte das natlich eine Ursache - und zwar eine ganz bestimmte: die allzu engen Bindungen der Mter zu ihren Kindern und ganz besonders zu ihren Snen. Manche Kinder leiden unter Einschlafstungen oder Appetitlosigkeit; sper haben sie Angst vor der Schule, die Kinder sind zu wild oder, umgekehrt, ermig schhtern; und an der Schwelle zum Erwachsenwerden sind sie dann schlieich unfig, f sich selbst Verantwortung zu ernehmen, oder verhalten sich in der f dieses Alter typischen Weise provokativ. Diese kurze Auflistung brachte und bringt viele Mter dazu, sich zu fragen, welche Art von Liebe sie empfinden oder rn dfen. Die psychoanalytische Theorie in ihrer popularisierten und vulgarisierten Form, wie Jean Laplanche sie beschrieb, ist in das kulturelle und pagogische Feld eingedrungen. Als solche verdient sie mehr als nur eine kritische erprung.
"Achtung, ipuskomplex!"
Da ist zunhst diese Drohung, die sich hfiger an Mter in bezug auf ihren Sohn als an Ver in bezug auf ihre Tochter richtet. Wie viele Mter haben sie doch vernommen! "Wenn Sie Ihren Sohn so sehr lieben, wird sein ipuskomplex ermhtig werden!"
Ein echtes Missverstdnis
Msen sich Frauen wirklich wegen der Liebe, die sie f ihren Sohn empfinden, und wegen ihres hfig innigen Wunsches, ihn vor den Gefahren des Lebens zu beschzen, schuldig flen?
Wenn ich mal grobin, heirate ich Mama!
Dieser Satz, den wir oft aus dem Munde eines Dreikehochs hen, enthlt, zumindest in dem Augenblick, in dem er ausgesprochen wird, die bedingungslose Liebe, die einen Sohn mit seiner Mutter verbindet. Er bestigt ein weithin bekanntes Phomen: Wenn ein kleiner Junge sich solchen Trmereien hingibt, so wird f das drei- bis siebenjrige Kind flbar, welch aurgewnliche Beziehung, gesponnen aus Verzauberung, Anziehungskraft, Verfrung und Liebe, es mit seiner Mutter verbindet. Dieses Verlangen, Mama zu heiraten, ist so banal, dass es nicht besonders beunruhigend erscheint. Warum also ein ermaan mterlicher Ztlichkeit unterstellen, anstatt in Betracht zu ziehen, dass das Kind mit diesem Satz lediglich bezeugt, dass seine Mutter ihre Funktion und Aufgabe erflt hat, nlich ihren Sohn lieben zu lehren? Das Unbehagen entspringt offensichtlich unserer Vorstellung darer, wie die Beziehung zwischen zwei Personen gegenszlichen Geschlechts beschaffen ist. Gewiss beruht die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Sohn auf Verfrung, allerdings auf notwendiger Verfrung.
Eines Tages machte Julien es mir mlich, zu begreifen, was eine Mutter f ihren Sohn darstellen kann. Mit sieben Jahren sagte dieser mit Sicherheit frreife, aber dabei ausgelassene kleine Junge zu mir: "Meine Mutter ist wie ein Nachtlicht, sie ist immer da, und wenn ich traurig bin, kann sie ganz schnell zu leuchten beginnen, um mein Herz zu wmen." Kann man f eine Mutter ein besseres Bild finden als das eines "Nachtlichts"? Julien gab mir, als wir er seine Mutter sprachen, Gelegenheit, er die verschiedenen Bedeutungen nachzudenken, die in diesem Bild stecken: Sorge tragen f jemanden, auf jemanden aufpassen, um jemanden besorgt sein, wachsam sein, und dort, wo es zu dunkel sein knte, Licht spenden ...
Wir alle wissen, dass im Leben eines Menschen die Muttererfahrung entscheidend ist. "Die Augen von dir geadelt, sende ich nun durch Raum und Schweigen das gleiche Glaubensbekenntnis zu dir und sage in tiefem Ernst: meine Mama", wie Albert Cohen es grortig beschrieb. Man hat nur eine Mutter. Ist sie nicht mehr da, flt man sich verwaist. Sie ist die erste gro Liebe. "Die Sehnsucht nach der Mutter ist eine unheilbare Krankheit; entweder man hegt sie im geheimen oder man muss sie austreiben", vertraute mir eines Tages ein Ehemann an, dessen Frau sich er die allzu enge Bindung beschwerte, die er noch immer zu seiner Mutter hatte. Auch wenn diese Beschwerde bei manchen Paaren vollkommen berechtigt ist, so gehen die Ergebnisse der Untersuchungen er die Mutter-Sohn-Bindungen im ganzen doch in eine andere Richtung: Die Liebe einer Mutter macht stark. Aur in Flen ermiger Anhglichkeit hindert sie einen Jungen keineswegs daran, ein Mann zu werden - ganz im Gegenteil.
Carole, Mutter eines neunjrigen Jungen, fragt mich um Rat, weil sie sich wegen ihres Sohnes Aymeric Sorgen macht. Er ist ihrer Meinung nach zu schhtern, und es flt ihm schwer, in der Schule Freunde zu finden. Die Lehrerin hat ihre gste verstkt, indem sie ihr gesagt hat, dass er in der Klasse ein wenig isoliert sei. Carole ist beunruhigt, weil Aymeric f sein Alter klein ist, wrend sein terer Bruder grogewachsen ist, "ganz wie sein Vater". Carole fragt sich nun, ob Aymeric vielleicht Komplexe hat. Sie ging mit ihrem Sohn zum Arzt, um zu erpren, ob mit ihm auch alles in Ordnung sei. Um jede kperliche Anomalie bei ihrem "Kleinen" - wie sie ihn gerne nennt -, auszuschlien, bestand sie darauf, dass man sein Blut untersuchte und ihn rtgte. Tatshlich ist ihr Sohn klein f sein Alter, doch, wie die medizinischen Untersuchungen ergaben, liegt seine Gre noch im Bereich des Normalen. Sind Caroles Sorgen und das Konsultieren von Spezialisten nun Anzeichen daf, dass sie ihren Sohn zu sehr liebt, oder ist es einfach das Verhalten einer "guten Mutter"?
Viele Mter haben heute ein schlechtes Gewissen, wenn sie die Ztlichkeit, die sie in ihrem tiefsten Inneren empfinden, rlich erkennen lassen. Sie fchten, den "ipuskomplex" allzu sehr zu fdern. Eine Mutter, die mich mit ihrem halbwhsigen Sohn wegen dessen Schulschwierigkeiten aufsuchte, teilte mir ohne Umschweife ihre Vermutung mit, dass sie selbst diese Probleme ausgelt habe: "Schon als Antoine noch ganz klein war, sagte mir der Arzt: 'Ihr Sohn hat einen starken ipuskomplex.' Seither hatte ich immer Angst, ihn zu sehr zu lieben." Manche Fragen werden immer wieder gestellt: "Werde ich ihn nicht mit meiner Liebe erdrken, wenn ich zuviel Zeit mit ihm verbringe?", "Ich liebe ihn zu sehr! Lft er da nicht Gefahr, homosexuell zu werden?", "Wird er, wenn unsere Bindung allzu eng ist, nicht sper eine Frau suchen, die mir gleicht?" Gewiss, es gibt den ipuskomplex, doch warum sollte man deshalb Angst vor der Liebe haben? Allzu viele Frauen fchten gesellschaftliche Rollenbilder oder, noch direkter, die Vorwfe ihrer Freundinnen, ihres Ehemannes, ihrer Schwiegermutter, des "Seelenklempners".
Wenn ich he, wie Mter - ganz spontan oder nach ein wenig Nachdenken - von ihrem Sohn sprechen, wenn ich sehe, wie sie handeln, drgt sich mir der Gedanke auf, dass in der Mutterliebe das Ideal der Liebe verkpert ist. Wenn Mter ihre Beziehung zu ihrem Sohn beschreiben, so ist hfig von einem Gefl einzigartiger Verbundenheit die Rede, einer unwandelbaren und unantastbaren Liebe. Auf die Frage: "Wde eine Frau irgendeinem Mann erallhin folgen?", scheint die Antwort zu sein: "Ja, ihrem Sohn." Und diese bedingungslose Liebe, die ein Leben lang anht, selbst in den schwierigsten Situationen, beruht hfig auf Gegenseitigkeit. Ein Mann wird sich immer an seine Mutter erinnern, an ein Kleid, das sie trug, an eine Frisur, die er bei ihr sah, an einen Duft, den er an ihr wahrnahm, an ihre Kse beim Abschied: Alle seine Sinne sind berrt. Umgekehrt wird sich eine Mutter immer an die Blicke ihres Sohnes erinnern, an seinen Babygeruch, an seine Ztlichkeit, an seine Wutanfle, an seine Aknepickel ...
Es ist verstdlich, dass die Mter mit der Liebe, die sie tief in ihrem Herzen empfinden, nicht immer gut zurechtkommen. Eine Mutter, die unlgst noch militant feministisch engagiert war, vertraute mir eines Tages an: "Ich wagte mir damals nicht einmal meinen Wunsch nach einem Sohn einzugestehen!" Ist es also mlicherweise politisch inkorrekt, seinen Sohn zu lieben? Zur Scheu, die seit je ein allzu sexualisiertes Verhtnis zum eigenen Kind untersagt und die f die Mutter-Sohn-Beziehung ebenso gilt wie f die Vater-Tochter-Beziehung, scheint sich hier eine Art Geflsverbot zu gesellen. Nun sollte sich aber meiner Ansicht nach genau die gegenteilige Sichtweise durchsetzen: Mter sind rst wichtig f das Glk und das Gedeihen ihrer Sne - und werden es immer bleiben. Ob es nun Rrung, Leidenschaft, oder sogar heimliche Verliebtheit ist - Mter aller Lder, vertraut Euren Geflen!
Teil 1 - Man liebt seinen Sohn niemals zu sehr
1 - Mter dfen ihre Sne lieben ...
"Ihr seid zu symbiotisch ... " Jahrzehnte lang waren Mter, was auch immer sie taten, schon im vorhinein schuld. Gab es beim Nachwuchs irgendwelche Probleme, so hatte das natlich eine Ursache - und zwar eine ganz bestimmte: die allzu engen Bindungen der Mter zu ihren Kindern und ganz besonders zu ihren Snen. Manche Kinder leiden unter Einschlafstungen oder Appetitlosigkeit; sper haben sie Angst vor der Schule, die Kinder sind zu wild oder, umgekehrt, ermig schhtern; und an der Schwelle zum Erwachsenwerden sind sie dann schlieich unfig, f sich selbst Verantwortung zu ernehmen, oder verhalten sich in der f dieses Alter typischen Weise provokativ. Diese kurze Auflistung brachte und bringt viele Mter dazu, sich zu fragen, welche Art von Liebe sie empfinden oder rn dfen. Die psychoanalytische Theorie in ihrer popularisierten und vulgarisierten Form, wie Jean Laplanche sie beschrieb, ist in das kulturelle und pagogische Feld eingedrungen. Als solche verdient sie mehr als nur eine kritische erprung.
"Achtung, ipuskomplex!"
Da ist zunhst diese Drohung, die sich hfiger an Mter in bezug auf ihren Sohn als an Ver in bezug auf ihre Tochter richtet. Wie viele Mter haben sie doch vernommen! "Wenn Sie Ihren Sohn so sehr lieben, wird sein ipuskomplex ermhtig werden!"
Ein echtes Missverstdnis
Msen sich Frauen wirklich wegen der Liebe, die sie f ihren Sohn empfinden, und wegen ihres hfig innigen Wunsches, ihn vor den Gefahren des Lebens zu beschzen, schuldig flen?
Wenn ich mal grobin, heirate ich Mama!
Dieser Satz, den wir oft aus dem Munde eines Dreikehochs hen, enthlt, zumindest in dem Augenblick, in dem er ausgesprochen wird, die bedingungslose Liebe, die einen Sohn mit seiner Mutter verbindet. Er bestigt ein weithin bekanntes Phomen: Wenn ein kleiner Junge sich solchen Trmereien hingibt, so wird f das drei- bis siebenjrige Kind flbar, welch aurgewnliche Beziehung, gesponnen aus Verzauberung, Anziehungskraft, Verfrung und Liebe, es mit seiner Mutter verbindet. Dieses Verlangen, Mama zu heiraten, ist so banal, dass es nicht besonders beunruhigend erscheint. Warum also ein ermaan mterlicher Ztlichkeit unterstellen, anstatt in Betracht zu ziehen, dass das Kind mit diesem Satz lediglich bezeugt, dass seine Mutter ihre Funktion und Aufgabe erflt hat, nlich ihren Sohn lieben zu lehren? Das Unbehagen entspringt offensichtlich unserer Vorstellung darer, wie die Beziehung zwischen zwei Personen gegenszlichen Geschlechts beschaffen ist. Gewiss beruht die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Sohn auf Verfrung, allerdings auf notwendiger Verfrung.
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Autoren-Porträt von Alain Braconnier
Alain Braconnier, geboren 1942, ist Psychoanalytiker, Arzt, Psychologe und lehrt an einer Pariser Universität (Paris V).
Bibliographische Angaben
- Autor: Alain Braconnier
- 2006, 349 Seiten, Maße: 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: DVA
- ISBN-10: 3421042020
- ISBN-13: 9783421042026
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