Neugier ist ein schneller Tod / Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross Bd.2
Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross. Kriminalroman
Lizzie Martin wurde aufs Land geschickt, um einer jungen Frau Beistand zu leisten, deren Baby auf tragische Weise starb. Dann wird im Garten des Hauses eine männliche Leiche gefunden. Und direkt daneben kniet die junge Frau, weinend und überall mit Blut bedeckt.
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Produktinformationen zu „Neugier ist ein schneller Tod / Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross Bd.2 “
Lizzie Martin wurde aufs Land geschickt, um einer jungen Frau Beistand zu leisten, deren Baby auf tragische Weise starb. Dann wird im Garten des Hauses eine männliche Leiche gefunden. Und direkt daneben kniet die junge Frau, weinend und überall mit Blut bedeckt.
Klappentext zu „Neugier ist ein schneller Tod / Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross Bd.2 “
Lizzie Martin wurde von ihrer Londoner Herrschaft nach New Forest aufs Land geschickt, um einer jungen Frau Beistand zu leisten, deren Baby auf tragische Weise starb. Allein diese Aufgabe wäre schon schwer genug, doch die Dinge nehmen eine noch viel düsterere Wendung, als im Garten des Hauses die Leiche des ortsansässigen Rattenfängers gefunden wird. Und direkt daneben kniet die junge Frau, weinend und am ganzen Leib mit Blut bedeckt. In ihrer Ratlosigkeit wendet sich Lizzie wieder einmal an ihren alten Freund Inspector Benjamin Ross von Scotland Yard. Zusammen versuchen sie, das grausame Verbrechen aufzuklären.
Lizzie Martin wurde von ihrer Londoner Herrschaft nach New Forest aufs Land geschickt, um einer jungen Frau Beistand zu leisten, deren Baby auf tragische Weise starb. Allein diese Aufgabe wäre schon schwer genug, doch die Dinge nehmen eine noch viel düsterere Wendung, als im Garten des Hauses die Leiche des ortsansässigen Rattenfängers gefunden wird. Und direkt daneben kniet die junge Frau, weinend und am ganzen Leib mit Blut bedeckt. In ihrer Ratlosigkeit wendet sich Lizzie wieder einmal an ihren alten Freund Inspector Benjamin Ross von Scotland Yard. Zusammen versuchen sie, das grausame Verbrechen aufzuklären.
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Neugier ist ein schneller Tod von Ann Granger1. Kapitel
Elizabeth Martin
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Der Mann mir gegenüber im Erster-Klasse-Abteil trug einen glänzenden schwarzen Zylinderhut, der vom Deckel bis zum Rand mit einem glänzenden weißen Seidentuch drapiert war. Es bewegte sich anmutig fließend in der sanften Luftströmung und erweckte den Eindruck, die im Übrigen würdevolle Erscheinung des Fremden könnte von einem Augenblick zum anderen levitieren und über unsere Köpfe hinweg entlang der Gepäckablage schweben.
Die Vorstellung brachte mich zum Lächeln, denn der Träger dieses Hutes war in jeglicher anderer Hinsicht eine ordentliche, ja peinlich korrekt gekleidete Gestalt. In seinem rotbraunen Schnurrbart und dem üppigen Backenbart, der sich entlang seiner Wangen nach unten zog und unter dem Kinn zu einem Gabelbart vereinigte, zeigten sich erste graue Streifen. Dennoch schätzte ich sein Alter auf nicht mehr als fünfundvierzig oder sechsundvierzig Jahre. Seine schlanke Gestalt steckte in einem schwarzen Frack, und sein Leinenhemd - was davon zu sehen war - stellte einen schneeweißen Kontrast dazu her. Seine Hände ruhten übereinander auf dem geschnitzten Elfenbeingriff eines langen Malakkaspazierstocks. Die Haltung zog die Aufmerksamkeit auf seine erstklassigen, mit Litze besetzten Glacéhandschuhe. Meine aufgebauschten Röcke hinderten mich daran, sein Schuhwerk zu betrachten, doch ich war sicher, dass es gleichermaßen makellos war. Was den Zylinderhut anging, so war er sicherlich ein kostspieliger Kauf gewesen. Umherfliegende Asche von den Dampflokomotiven, die in die Waterloo Station einfuhren oder sie wieder verließen, hätten ihn beschädigen können, und so hatte er ihn auf dem Bahnsteig wohlweislich mit dem weißen Seidenschal umhüllt und entweder vergessen, den Schutz zu entfernen, nachdem wir unterwegs waren, oder er fürchtete noch immer, dass ein Wirbel feindseliger Funken trotz der fest geschlossenen verglasten Fenster den Weg in unser Abteil finden könnte.
Na, Lizzie!, schalt ich mich, als mir bewusst wurde, dass ich Gefahr lief, unhöflich zu erscheinen, weil ich ihn so kritisch anstarrte. Das reicht nun wirklich! Ich hoffte, dass es ihm nicht aufgefallen war, und richtete meinen Blick hastig durch das Fenster auf die Landschaft draußen, sofern man davon reden konnte. Wir schaukelten stetig aus der Endstation London and South Western Railway in Waterloo, und die Aussicht war eine eher wenig aufregende auf rußgeschwärzte, schmutzige Gebäude.
In meinen Adern breitete sich ein Gefühl von bevorstehendem Abenteuer aus, gepaart mit einer ganz leichten Spur von Nervosität. Die Südküste Englands war mir so unbekannt wie London zu Anfang des Jahres, als ich mit meinem bescheidenen Gepäck aus dem Norden hierhergekommen war. Und nun war ich erneut unterwegs. Unangenehme und unvorhergesehene Ereignisse hatten meinen Aufenthalt in der Hauptstadt plötzlich beendet. Wie sich herausgestellt hatte, waren sie es auch gewesen, die mir die Tür zu neuen Möglichkeiten geöffnet hatten. Und doch hätte ich mich auch in das dunkelste Afrika begeben können, so wenig wusste ich über mein gegenwärtiges Reiseziel. Zumindest in meiner Phantasie erschien es kein Stück weniger exotisch.
Wir ratterten durch Clapham und erreichten die Vororte. Die Häuser waren bereits kleiner und drängten sich in Reihen. Die sorgfältig gepflegten Gärten reichten bis an die Gleisböschung heran und boten Ausblicke auf bescheidene häusliche Verhältnisse. Wäsche flatterte auf Leinen, und Kinderspielzeug lag achtlos auf dem Rasen. Bäume und freie Flächen deuteten auf eine ländliche Gegend hin. Die überwältigende Gegenwart des hektischen London mit seinen verstopften Straßen, dem Staub, Qualm und niemals endenden Lärm blieb allmählich zurück.
Ich verließ das alles nicht ohne Bedauern. Ganz besonders eine Person war es, die mir den Abschied schwer machte.
»Dieser junge Mann, mit dem du dich triffst«, hatte mich Tante Parry eines Tages über dem reichhaltigen Mittagsmahl gefragt, das sie als Imbiss bezeichnete. »Beabsichtigt er, eine Heirat vorzuschlagen?«
Normalerweise bin ich um eine Antwort nicht verlegen, doch diese Frage, ohne jede Vorwarnung gestellt, ließ mich ins Schwimmen geraten. Tante Parry sah mich nicht an. Ihre Augen waren auf ihren Teller gerichtet, und sie konzentrierte sich anscheinend auf eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen: Essen. Ich beobachtete, wie der Löffel ihren Mund erreichte und wie sich ihre schmollenden Lippen teilten. Ich überlegte, wie klein ihr Mund war und dass sie mit ihrer Stupsnase und den rosigen Pausbacken aussah wie ein himmlischer Cherub in fortgeschrittenem Alter. Die kastanienbraunen Locken, die unter ihrer Spitzenhaube hervorlugten, verstärkten diesen Eindruck noch. Sehr kastanienbraun. Ich weiß noch, wie ich voller Staunen überlegte, ob sie angefangen hatte, Henna zu benutzen! Dann kehrte mein Verstand zögernd zu ihrer Frage zurück und wie ich darauf antworten sollte.
In den vorangegangenen drei Monaten war ich offiziell mit Ben Ross »ausgegangen«. In Wirklichkeit hatte ich nur sehr wenig von ihm gesehen. Ich hatte eine Rivalin, und ihr Name war Polizeiarbeit. Die Unterwelt machte keine Ferien, wie ich sehr bald herausgefunden hatte. Zu allen Tagesund Nachtzeiten und mit einem ausgesprochenen Mangel an Rücksicht auf Polizeibeamte und ihr Privatleben erleichterten Einbrecher unbescholtene Bürger ihrer Habseligkeiten, brüteten Betrüger ihre raffinierten Intrigen aus, während Mörder, jene skrupellosesten aller Raubtiere, die Gassen der Elendsviertel durchstreiften und ungesehen in die Behausungen der Besserverdienenden schlüpften.
Das unablässige Durchkreuzen jeglicher Pläne, die Ben und ich schmiedeten, fand seine Verkörperung in der beträchtlichen Leibesmasse von Superintendent Dunn. Er war ein netter Mann, rau, aber herzlich, doch ich merkte bald, dass er von seinen untergebenen Be amten erwartete, dass sie nach seiner Pfeife tanzten, »zuerst und zuoberst und mehr oder weniger ununterbrochen!«, wie ich Ben gegenüber mit heißer Inbrunst erklärte.
Was also um alles in der Welt sollte ich Tante Parry auf ihre Frage hin antworten? Ich hätte ihr erzählen können, dass ich glaubte, Ben würde mit einem Heiratsantrag herausrücken, doch auf der anderen Seite war kein diesbezügliches Wort gesagt worden. Mehr noch, wenn ich als Ehefrau so wenig von ihm sehen würde wie zum gegenwärtigen Zeitpunkt als seine »junge Lady«, dann regten sich in mir ernste Zweifel, ob ich überhaupt mit einem Inspector der Plain Clothes Division* der Metropolitan Police verheiratet sein wollte.
Mein innerer Zwiespalt hatte sich noch verschlimmert wegen der Note, die mir erst an jenem Morgen von einem impertinent grinsenden Bengel zugestellt worden war. In ihr bat Ben mich um Verzeihung und teilte mir sein aufrichtiges Bedauern darüber mit, dass er nicht wie geplant frei und imstande sein würde, mich an jenem Nachmittag zum Freiluftkonzert im Hyde Park zu begleiten. Als wir unseren Ausflug geplant hatten, hatte Ben mir noch versichert, dass es angesichts der langen Stunden, die er in letzter Zeit gearbeitet hatte, und angesichts der nicht unbeträchtlichen Erfolge seiner Anstrengungen möglich sein müsste, einen freien Samstagnachmittag zu erhalten. Doch nein. Wieder einmal waren wir frustriert. Ich wusste, dass er genauso enttäuscht war wie ich, allein, es half nichts, und die Phrase in seiner sorgfältig formulierten Note, die mich am meisten verärgerte, war die, von der ich wusste, wie sehr der arme Ben über ihr geschwitzt hatte und in welcher er seiner innigen Hoffnung Ausdruck verlieh, ich würde »es verstehen«.
Oh ja, ich verstand sehr genau. Superintendent Dunn verlangte nach Bens Diensten, und das Konzert wurde beiseitegeschoben, um Platz zu schaffen für einen weiteren zweifellos grausigen Mord.
Und so antwortete ich auf Tante Parrys Frage mit einem forschen »Es tut mir leid, aber ich weiß es durchaus nicht!«.
Übersetzung: Axel Merz
© Verlagsgruppe Lübbe
Der Mann mir gegenüber im Erster-Klasse-Abteil trug einen glänzenden schwarzen Zylinderhut, der vom Deckel bis zum Rand mit einem glänzenden weißen Seidentuch drapiert war. Es bewegte sich anmutig fließend in der sanften Luftströmung und erweckte den Eindruck, die im Übrigen würdevolle Erscheinung des Fremden könnte von einem Augenblick zum anderen levitieren und über unsere Köpfe hinweg entlang der Gepäckablage schweben.
Die Vorstellung brachte mich zum Lächeln, denn der Träger dieses Hutes war in jeglicher anderer Hinsicht eine ordentliche, ja peinlich korrekt gekleidete Gestalt. In seinem rotbraunen Schnurrbart und dem üppigen Backenbart, der sich entlang seiner Wangen nach unten zog und unter dem Kinn zu einem Gabelbart vereinigte, zeigten sich erste graue Streifen. Dennoch schätzte ich sein Alter auf nicht mehr als fünfundvierzig oder sechsundvierzig Jahre. Seine schlanke Gestalt steckte in einem schwarzen Frack, und sein Leinenhemd - was davon zu sehen war - stellte einen schneeweißen Kontrast dazu her. Seine Hände ruhten übereinander auf dem geschnitzten Elfenbeingriff eines langen Malakkaspazierstocks. Die Haltung zog die Aufmerksamkeit auf seine erstklassigen, mit Litze besetzten Glacéhandschuhe. Meine aufgebauschten Röcke hinderten mich daran, sein Schuhwerk zu betrachten, doch ich war sicher, dass es gleichermaßen makellos war. Was den Zylinderhut anging, so war er sicherlich ein kostspieliger Kauf gewesen. Umherfliegende Asche von den Dampflokomotiven, die in die Waterloo Station einfuhren oder sie wieder verließen, hätten ihn beschädigen können, und so hatte er ihn auf dem Bahnsteig wohlweislich mit dem weißen Seidenschal umhüllt und entweder vergessen, den Schutz zu entfernen, nachdem wir unterwegs waren, oder er fürchtete noch immer, dass ein Wirbel feindseliger Funken trotz der fest geschlossenen verglasten Fenster den Weg in unser Abteil finden könnte.
Na, Lizzie!, schalt ich mich, als mir bewusst wurde, dass ich Gefahr lief, unhöflich zu erscheinen, weil ich ihn so kritisch anstarrte. Das reicht nun wirklich! Ich hoffte, dass es ihm nicht aufgefallen war, und richtete meinen Blick hastig durch das Fenster auf die Landschaft draußen, sofern man davon reden konnte. Wir schaukelten stetig aus der Endstation London and South Western Railway in Waterloo, und die Aussicht war eine eher wenig aufregende auf rußgeschwärzte, schmutzige Gebäude.
In meinen Adern breitete sich ein Gefühl von bevorstehendem Abenteuer aus, gepaart mit einer ganz leichten Spur von Nervosität. Die Südküste Englands war mir so unbekannt wie London zu Anfang des Jahres, als ich mit meinem bescheidenen Gepäck aus dem Norden hierhergekommen war. Und nun war ich erneut unterwegs. Unangenehme und unvorhergesehene Ereignisse hatten meinen Aufenthalt in der Hauptstadt plötzlich beendet. Wie sich herausgestellt hatte, waren sie es auch gewesen, die mir die Tür zu neuen Möglichkeiten geöffnet hatten. Und doch hätte ich mich auch in das dunkelste Afrika begeben können, so wenig wusste ich über mein gegenwärtiges Reiseziel. Zumindest in meiner Phantasie erschien es kein Stück weniger exotisch.
Wir ratterten durch Clapham und erreichten die Vororte. Die Häuser waren bereits kleiner und drängten sich in Reihen. Die sorgfältig gepflegten Gärten reichten bis an die Gleisböschung heran und boten Ausblicke auf bescheidene häusliche Verhältnisse. Wäsche flatterte auf Leinen, und Kinderspielzeug lag achtlos auf dem Rasen. Bäume und freie Flächen deuteten auf eine ländliche Gegend hin. Die überwältigende Gegenwart des hektischen London mit seinen verstopften Straßen, dem Staub, Qualm und niemals endenden Lärm blieb allmählich zurück.
Ich verließ das alles nicht ohne Bedauern. Ganz besonders eine Person war es, die mir den Abschied schwer machte.
»Dieser junge Mann, mit dem du dich triffst«, hatte mich Tante Parry eines Tages über dem reichhaltigen Mittagsmahl gefragt, das sie als Imbiss bezeichnete. »Beabsichtigt er, eine Heirat vorzuschlagen?«
Normalerweise bin ich um eine Antwort nicht verlegen, doch diese Frage, ohne jede Vorwarnung gestellt, ließ mich ins Schwimmen geraten. Tante Parry sah mich nicht an. Ihre Augen waren auf ihren Teller gerichtet, und sie konzentrierte sich anscheinend auf eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen: Essen. Ich beobachtete, wie der Löffel ihren Mund erreichte und wie sich ihre schmollenden Lippen teilten. Ich überlegte, wie klein ihr Mund war und dass sie mit ihrer Stupsnase und den rosigen Pausbacken aussah wie ein himmlischer Cherub in fortgeschrittenem Alter. Die kastanienbraunen Locken, die unter ihrer Spitzenhaube hervorlugten, verstärkten diesen Eindruck noch. Sehr kastanienbraun. Ich weiß noch, wie ich voller Staunen überlegte, ob sie angefangen hatte, Henna zu benutzen! Dann kehrte mein Verstand zögernd zu ihrer Frage zurück und wie ich darauf antworten sollte.
In den vorangegangenen drei Monaten war ich offiziell mit Ben Ross »ausgegangen«. In Wirklichkeit hatte ich nur sehr wenig von ihm gesehen. Ich hatte eine Rivalin, und ihr Name war Polizeiarbeit. Die Unterwelt machte keine Ferien, wie ich sehr bald herausgefunden hatte. Zu allen Tagesund Nachtzeiten und mit einem ausgesprochenen Mangel an Rücksicht auf Polizeibeamte und ihr Privatleben erleichterten Einbrecher unbescholtene Bürger ihrer Habseligkeiten, brüteten Betrüger ihre raffinierten Intrigen aus, während Mörder, jene skrupellosesten aller Raubtiere, die Gassen der Elendsviertel durchstreiften und ungesehen in die Behausungen der Besserverdienenden schlüpften.
Das unablässige Durchkreuzen jeglicher Pläne, die Ben und ich schmiedeten, fand seine Verkörperung in der beträchtlichen Leibesmasse von Superintendent Dunn. Er war ein netter Mann, rau, aber herzlich, doch ich merkte bald, dass er von seinen untergebenen Be amten erwartete, dass sie nach seiner Pfeife tanzten, »zuerst und zuoberst und mehr oder weniger ununterbrochen!«, wie ich Ben gegenüber mit heißer Inbrunst erklärte.
Was also um alles in der Welt sollte ich Tante Parry auf ihre Frage hin antworten? Ich hätte ihr erzählen können, dass ich glaubte, Ben würde mit einem Heiratsantrag herausrücken, doch auf der anderen Seite war kein diesbezügliches Wort gesagt worden. Mehr noch, wenn ich als Ehefrau so wenig von ihm sehen würde wie zum gegenwärtigen Zeitpunkt als seine »junge Lady«, dann regten sich in mir ernste Zweifel, ob ich überhaupt mit einem Inspector der Plain Clothes Division* der Metropolitan Police verheiratet sein wollte.
Mein innerer Zwiespalt hatte sich noch verschlimmert wegen der Note, die mir erst an jenem Morgen von einem impertinent grinsenden Bengel zugestellt worden war. In ihr bat Ben mich um Verzeihung und teilte mir sein aufrichtiges Bedauern darüber mit, dass er nicht wie geplant frei und imstande sein würde, mich an jenem Nachmittag zum Freiluftkonzert im Hyde Park zu begleiten. Als wir unseren Ausflug geplant hatten, hatte Ben mir noch versichert, dass es angesichts der langen Stunden, die er in letzter Zeit gearbeitet hatte, und angesichts der nicht unbeträchtlichen Erfolge seiner Anstrengungen möglich sein müsste, einen freien Samstagnachmittag zu erhalten. Doch nein. Wieder einmal waren wir frustriert. Ich wusste, dass er genauso enttäuscht war wie ich, allein, es half nichts, und die Phrase in seiner sorgfältig formulierten Note, die mich am meisten verärgerte, war die, von der ich wusste, wie sehr der arme Ben über ihr geschwitzt hatte und in welcher er seiner innigen Hoffnung Ausdruck verlieh, ich würde »es verstehen«.
Oh ja, ich verstand sehr genau. Superintendent Dunn verlangte nach Bens Diensten, und das Konzert wurde beiseitegeschoben, um Platz zu schaffen für einen weiteren zweifellos grausigen Mord.
Und so antwortete ich auf Tante Parrys Frage mit einem forschen »Es tut mir leid, aber ich weiß es durchaus nicht!«.
Übersetzung: Axel Merz
© Verlagsgruppe Lübbe
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Autoren-Porträt von Ann Granger
Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe und den Fran-Varady-Krimis.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ann Granger
- 2008, 330 Seiten, Maße: 14,4 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Merz, Axel
- Übersetzer: Axel Merz
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3785723431
- ISBN-13: 9783785723432
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