Nomadenkind
Alek Wek entrinnt nur knapp den Kriegsunruhen ihrer afrikanischen Heimat und wird auf ihrer Flucht Zeugin erschütternder Szenen von Tod und Verwüstung. Schließlich in London angekommen, muss sie weitere zwei Jahre warten, bis sie ihre Mutter und drei...
Alek Wek entrinnt nur knapp den Kriegsunruhen ihrer afrikanischen Heimat und wird auf ihrer Flucht Zeugin erschütternder Szenen von Tod und Verwüstung. Schließlich in London angekommen, muss sie weitere zwei Jahre warten, bis sie ihre Mutter und drei ihrer acht Geschwister wiedersieht. Doch dann wendet sich das Schicksal: Völlig unerwartet wird sie mit 18 Jahren für den Laufsteg entdeckt und feiert seither weltweit als Topmodel die größten Erfolge.
Bis heute ist Alek Wek mit ihrer Heimat Sudan tief verbunden: Dieses Buch ist nicht nur ein beeindruckendes Zeitzeugnis eines grausamen Krieges, sondern auch die sehr persönliche und ergreifende Lebensgeschichte einer jungen Frau, die beweist, dass sie trotz des tragischen Verlustes von Angehörigen und Heimat weder Hoffnung noch Freude am Leben verloren hat.
Bis heute ist Alek Wek mit ihrer Heimat Sudan tief verbunden: Dieses Buch ist nicht nur ein beeindruckendes Zeitzeugnis eines grausamen Krieges, sondern auch die sehr persönliche und ergreifende Lebensgeschichte einer jungen Frau, die beweist, dass sie trotz des tragischen Verlustes von Angehörigen und Heimat weder Hoffnung noch Freude am Leben verloren hat.
Bis heute ist Alek Wek mit ihrer Heimat Sudan tief verbunden: Dieses Buch ist nicht nur ein beeindruckendes Zeitzeugnis eines grausamen Krieges, sondern auch die sehr pers nliche und ergreifende Lebensgeschichte einer jungen Frau, die beweist, dass sie trotz des tragischen Verlustes von Angeh rigen und Heimat weder Hoffnung noch Freude am Leben verloren hat.
Nomadenkind von Alek Wek
LESEPROBE
KAPITEL 3
Nachdem dieBewaffneten gegangen waren, starrte ich in die Dunkelheit. Der Mond zeigte sichnicht, und wir zündeten auch die Öllampen nicht an, aus Angst, das Licht könnevon draußen gesehen werden. Also konnte ich nichts erkennen. Meine kleine Schwesterdagegen schnarchte auf dem Boden neben mir und nahm nichts um sich herum wahr.Das Geschützfeuer hielt mich wach, da ich fürchtete, die Miliz könntezurückkommen. Es roch überall nach Schießpulver. Männer schriendurcheinander. Jedes Mal, wenn eine Kuh im Hof schnaubte, dachte ich, jemandklettere über die Mauer. Ich zog meinen Bauch ein, presste mich an den kaltenZementfußboden und machte mich so dünn wie ein Brett. Wenn die Kugeln kamen, sodachte ich, würden sie so direkt über mich hinwegschwirren.
Vor zehnJahren wich ich den Kugeln in einer kleinen, von Angst geschüttelten Stadt aus,und heute posiere ich in erlesenen Haute-Couture-Klamotten für Modemagazine.
Doch injener Nacht träumte ich nicht von Paris oder London, ich hatte nicht einmaleine Ahnung, wo New York lag. Und ich hatte auch keinen blassen Schimmer, dassich mich demnächst auf der Flucht befinden würde.
Sowohl dieRebellen als auch die Regierung wollten den Flughafen in Wau beherrschen, wassie mit Gewehren, Bomben, Knüppeln und sonstigen Waffen versuchten. Ich wusste,wenn meine Familie in diesen Kampf hineingeriet, würden wir alle umkommen. DieMilizsoldaten waren die Schlimmsten von allen. Sie schlenderten dieunbefestigten Straßen entlang. Aus einem Stereogerät schmetterte MichaelJackson seinen Song »Thriller«, während sie jeden ausraubten, der ihnen in die Fingergeriet. Ungeniert bestahlen sie Familien. Sie erschossen Menschen, die auf demWeg zum Markt waren und raubten die paar Münzen, die sie für Lebensmittelvorgesehen hatten. Viele der Milizsoldaten waren selbst noch Kinder.
Als ich aufden Sonnenaufgang wartete, stellte ich mir vor, wie die Soldaten, die Rebellenund die Milizsoldaten sich gegenseitig angriffen. Ich hatte bereits Leichengesehen, also wusste ich, was geschah, wenn jemand erschossen wurde. In meiner Vorstellungschossen sie so lange aufeinander, prügelten aufeinander ein und traktierteneinander mit Fußtritten, bis sie alle tot waren - und wir in Ruhe schlafenkonnten.
Doch ich fandkeinen Schlaf. Ich schwankte zwischen Stoßgebeten und meiner Phantasie hin undher und versuchte, einfach nicht auf das zu achten, was außerhalb unseresHauses geschah. Ich dachte an ein Foto in einer Zeitschrift, die ein ausländischerEntwicklungshelfer in meiner Schule zurückgelassen hatte. Es zeigte einockerfarbenes Haus in einem Wald aus hohen Kiefern am Ufer des Meeres, irgendwoweit von Afrika entfernt. Das Esszimmer hatte hohe Glaswände, der Tisch war fürein Festessen gedeckt und mit einer großen Vase mit Sonnenblumen geschmückt.Das Licht auf diesem Foto war ein weiches Gelb, und es wirkte so friedlich. Ichfragte mich, ob Leute wirklich so lebten oder ob es nur ein Phantasiegebildewar.
Dasschrille Zischen einer 122-mm-Katjuscha-Rakete ließ mich aufspringen. Was wäre,wenn eine Rakete direkt durchs Dach in unser Zimmer fallen würde? Ich hätteeigentlich zur Toilette gemusst, aber ich beherrschte mich, obwohl es mirSchmerzen bereitete, doch ich traute mich nicht hinaus. Weitere Katjuschaswurden abgefeuert, dieses Mal noch näher. Als sie explodierten, bebte die Erde.Plötzlich herrschte Totenstille, was noch beängstigender war als das Zischender Raketen. Ich war davon überzeugt, dass wir sterben würden.
Ich war somüde, dass ich irgendwann zwischen diesem Gedanken und dem Krähen der Hähne einschlief.Als ich erwachte, erfüllte der Geruch des Todes die Luft. Ich hätte mich amliebsten übergeben. Dann kam meine Mutter herein.
»Alek, was trödelst du hier rum? Es wird Zeit aufzustehen«, sagtesie.
Sie beugtesich über mich und meine Geschwister und machte eine ungeduldige Handbewegung,die bedeutete, »Beeilt euch, Mädchen«.
Ich öffnetedie Tür und ließ das Sonnenlicht herein. Einen Moment lang sah die Welt schönaus. Die Bananenstaude unseres Nachbarn raschelte im Wind, und eine hohe Palme zeichnetesich im Morgenlicht ab. Wie üblich hatten sich die Kühe meiner Mutter im Hofaufgestellt und warteten darauf, dass man sie zur Weide hinausführte.
Inzwischenrührte sich mein Vater auf seinem Einzelbett und versuchte hochzukommen. Er warerst um die vierzig, bewegte sich aber wie ein alter Mann. Nachdem er die ganzeNacht auf dem Boden verbracht hatte, musste ihm seine Hüfte unbeschreiblich weh getan haben, aber er gab keinen Laut von sich, währender sich langsam zu seiner vollen Größe aufrichtete. Er räkelte sich, sagte»guten Morgen« und schaltete das Radio ein. Gewöhnlich hörte er BBC, abermanchmal schaltete er nachmittags auf den Rebellensender, ganz leise. Meine Familiehatte im Grunde nichts mit Politik zu tun. Da die Rebellen der SPLA meist ausdem Süden kamen, wo wir lebten, und meistens Dinkawaren wie wir, behandelten sie uns einigermaßen fair. Meine Eltern warenvermutlich eher geneigt, sie zu unterstützen, aber als Familie versuchten wir,jedem aus dem Weg zu gehen, der ein Gewehr trug. Es lohnte sich nicht, sich aufeine Seite zu stellen.
Im Radiosagte man, dass die Stadtverwaltung alle Bewohner Wausaufforderte zu fliehen. Die Lage sei einfach zu gefährlich.
»Als ob wirdas nicht wüssten«, sagte meine Mutter.
Ich hieltden Saum meines Kleides hoch, als ob ich mich schützen wollte, und ging mitmeiner Schwester vorsichtig in den Hof. Alles wirkte so friedlich, dass wir eswagten, zum Tor zu gehen und hinauszuschauen. Die Menschen gingen bereits dieStraße hinunter und trugen Bündel auf dem Kopf. Der Exodus hatte begonnen. Dannzeigte mir meine Schwester ein paar Einschusslöcher, die das Holz unseres mitZink überzogenen Tors zersplittert hatten.
»Mama,schau dir das an«, riefen wir.
MeineMutter sah es sich an und schüttelte den Kopf. Dann deutete sie auf ein Loch imBoden, an der Stelle, an der ein Milizsoldat sein Gewehr abgestellt hatte.»Bajonett«, war alles, was sie sagte.
Nachdem wirwieder ins Haus zurückgekehrt waren, berieten sich meine Eltern. So taten siees immer. Sie besprachen alles und kamen zu einer Einigung. Es inspiriert michnoch heute, wenn ich zurückdenke, wie meine Mutter und mein Vater so gutmiteinander kommunizierten und zusammenhielten, um all die Probleme, die aufsie einstürmten, zu bewältigen.
Einmalhörte ich, wie meine Mutter sagte: »Es reicht jetzt - ich kann es nicht mehrertragen.« Dann bemerkte sie, dass ich zuhörte undsenkte die Stimme. Als sie ihr Gespräch beendet hatten, wandte sich mein Vateran uns. Er war blass, aber seine Augen blitzten feurig.
»Wir werdenuns noch heute auf den Weg aufs Land machen. Hier ist es für uns nicht mehrsicher.«
Sein Tonverriet, dass wir keine Wahl hatten.
MeineEltern hatten in ihrer Kindheit und Jugend im Sudan alle möglichen Kriegeerleben müssen. Seit die britischen Kolonialherren meinem Land 1956 dieUnabhängigkeit gewährten, regierten im Sudan Militärregimes, die dieislamische Revolution unterstützten, obwohl es im Land - dem größten Afrikas -eine Menge verschiedener Stämme und Religionen gab. Es war nicht einfach, einengemeinsamen Nenner zu finden. Als meine Eltern eine Familie gegründet hatten,mussten sie in die Nachbarländer Kongo, Uganda, Zentralafrikanische Republikund Liberia fliehen.
Und jetztwürden sie wieder zu Flüchtlingen werden. Falls diese Aussicht sie traurigmachte, ließen sie uns das jedenfalls nicht spüren.
Die Dörfer,in denen meine Eltern und ihre großen Familien aufgewachsen waren, lagensüdlich von Wau, weit entfernt von den Hauptstraßen. In den Dörfern lebten dieMenschen immer noch nach alter Tradition in runden Lehmhütten ohne fließendesWasser. Fast alles, was sie zum Essen benötigten, wurde angebaut oder gejagt.In der Trockenzeit führten die Jüngeren das Vieh weit aus den Dörfern zu einerOase und lebten dort, während das Vieh weidete. Die Dörfer kannten keinTelefon, sodass es schwierig zu erfahren war, wie es unseren Verwandten aufdem Land ging. Meine Eltern waren der Meinung, dass wir vielleicht in einemdieser Dörfer in Sicherheit wären. Es gab jedoch keine Garantie, also musstenwir es einfach riskieren und uns auf den Weg machen.
Ich warnoch nie so weit gereist und hatte keine Ahnung, was uns erwartete. Ich hattegehört, dass das Leben auf dem Land wirklich seltsam sein konnte. Die wenigenMale, bei denen uns unsere Cousins in Wau besucht hatten, trugen sie notdürftigeKleidung, und manchmal hatten sie Flöhe und Läuse und baten uns, sie davon zubefreien. All meine Freunde neckten sie. Meine Tanten saßen mit Schuhen imBett und machten auf diese Weise die Laken schmutzig. Wir fanden das höchsteigenartig. Aber mein Vater sagte, sie seien es so gewöhnt, denn bei sich zuHause schliefen sie auf Strohmatten statt in Betten.
Als ichfünf Jahre später nach England ging, erhielt ich eine Lektion aus erster Hand,wie falsch es ist, Menschen nur aufgrund ihrer Herkunft zu beurteilen. Ichselbst wurde falsch eingeschätzt. In Wau gehörte ich einer kultivierten Familiean, aber in London wurde ich von allen als primitives Landkind verspottet.
Icherinnere mich, dass Athieng und ich eines Tages vonder Schule nach Hause gingen. Es war ungefähr drei Monate nach unserer Ankunftin London und noch lange, bevor der Rest unserer Familie nachgekommen war. EineGruppe Jungs - ich glaube, sie waren jamaikanischer Herkunft - versuchte, mir ihreSchulranzen über die Schulter zu hängen, um mich zu ärgern. »Oh, entschuldigenSie, Miss, wir dachten, Sie seien ein alter schwarzer Baum«, sagte einer vonihnen lachend, »da Ihre knochigen schwarzen Arme wie Äste aussehen.«
»Aber wirsehen, dass Sie aus dem Busch stammen«, sagte ein anderer.
»Was alsobist du, ein schwarzer Busch oder ein schwarzer Baum?«,meldete sich der erste Junge wieder zu Wort.
Mir war zumHeulen zumute. In ihren Augen unterschied ich mich nicht von meinen Cousins ausdem Dorf. Ich war eine primitive Afrikanerin, deren Haut dunkler ist als die Nacht.Sie waren Einwanderer der zweiten oder dritten Generation, mit hellerer Haut,die die Gepflogenheiten in London kannten. Da lernte ich, dass alles relativist und dass man nicht schlecht über andere denken soll. Ich fühlte mich mies,weil ich meine Dorfcousins in der Vergangenheit manchmal verurteilt hatte. Ichhätte in diesem Augenblick alles dafür gegeben, ihre freundlichen Gesichter zusehen. Es hat lange gedauert, bis ich das erkannt hatte.
Nachdem wirin aller Eile eine Tasse Tee getrunken hatten, begann meine Mutter für dieReise zu packen. Sie holte keine Koffer aus dem Schrank, wie ich es heute tue.Sie befahl uns auch nicht, unsere Unterwäsche zusammenzufalten und dreiverschiedene Kleider zum Wechseln einzupacken oder all unsere Toilettensachenin einem Beutel zu verstauen. Nein, nichts dergleichen. Stattdessen legte sieLaken auf den Boden, die dann zusammengeschnürt wurden. Sie erklärte mir, welchenKochtopf ich aus der Küche holen sollte. Wir nahmen ein Messer, ein paar Tassenund einen Behälter für Wasser mit. Wir alle acht würden mit den Fingern essen,wie es die Dinka zu tun pflegten. Also brauchten wirnicht so viele Utensilien. Meine Mutter packte Okrapulverein, da sie unterwegs kochen musste und wohl nirgendwo Nahrung zu bekommen war.Sorgfältig machte sie ein Bündel Salz zurecht, zum Kochen und zum Handeln. Salzwar sehr wertvoll, da die Menschen außerhalb der Städte selten welches besaßen.
DasErstaunliche war, dass es unseren Eltern gelang, uns das Gefühl von Sicherheitund Behaglichkeit zu vermitteln, was beweist, dass Behaglichkeit eineGeisteshaltung ist.
An jenemMorgen, an dem ich mein hübschestes Kleid trug - ein mit Blumen bedrucktesBaumwollkleid mit einer elastischen Taille, das wir einst auf dem Markt gekaufthatten -, fühlte ich mich wohl. Es war sehr schlicht. Dieses Kleid und meineSandalen waren alles, was ich anhatte. Keiner von uns nahm etwas zum Wechselnmit, nicht einmal persönliche Dinge.
Bevor wiraufbrachen, musste sich meine Mutter von ihrem Vieh verabschieden. Die Kühewaren wie ihre Kinder: Jedes einzelne Tier hatte einen Namen, und sie konnteihre Gesichter selbst von weitem auseinanderhalten.
In der Dinka-Kultur spielt das Vieh von jeher einebesondere Rolle und bildet auch einen Teil unserer Identität. Einer unsererMythen beinhaltet Folgendes: Als unser Gott namens Nhilacdie Dinka schuf, stellte er uns vor die Wahl,entweder Vieh zu halten oder ein geheimnisvolles Unbekanntes. Die Dinka entschieden sich für das Vieh, da es Wohlstand und Würdebedeutete. Das hat uns Dinka ein sehr starkes Selbstbewusstseinverliehen, das noch heute von einer Generation an die nächste weitergegebenwird. Ich weiß, dass es mir geholfen hat, bei allen Schwierigkeiten, mit denenich in meinem Leben fertig werden musste, optimistisch zu bleiben.
Heutzutage,nachdem so viele Dinka ausgewandert sind, hat sichdie Kultur gewandelt. Wir erleben eine Menge anderer Arten von Wohlstand, diewir im Süden des Sudans nicht kannten, angefangen bei der LondonerToilettenspülung bis zu den Sportwagen der Prominenten. Das Vieh ist für mich undandere Auswanderer aus dem Sudan jedoch nach wie vor als Symbol wichtig.
Wenn ichüber all das nachdenke, was durch den Krieg zerstört und verändert wurde, denkeich an ein Zitat von Ariathdit, einem Dinka-Propheten des frühen 20. Jahrhunderts. Um die Jahrhundertwendewarfen ihn die britischen Kolonialherren während ihrer Eroberung des Landeswegen Aufwiegelung ins Gefängnis. Nachdem sie ihn wieder freigelassen hatten,sagte er: »Piny nhom abi riak mac«,was bedeutet: »Das Land mag wohl verwüstet sein, es bleibt dennoch unversehrt.« Während des Bürgerkriegs haben wir vielleicht vielverloren, aber die Dinka-Kultur wurde nie zerstört.
Genau so dachtemeine Mutter. Deshalb hatte sie im Voraus einen Mann engagiert, der ihreViehherde in ihr Dorf bringen sollte, wenn der Zeitpunkt gekommen war, da wirfliehen mussten. Auch wenn sich alles um uns herum verändern sollte, würde sieunsere Familienkultur bewahren. Im Dorf würde das Vieh wirklich wertvoll sein.Wir könnten die Kühe melken oder sogar eine von ihnen verkaufen, wenn es seinmusste. Sie würden uns auch eine Art Selbstwertgefühl verleihen und eine geistigeVerbindung zu unserer Vergangenheit herstellen.
An demMorgen, an dem wir unser Haus hinter uns ließen, konnte sich meine Mutter inaller Ruhe von ihrem Vieh verabschieden, da sie wusste, sie würde es bald wiedersehen. Obwohl wir es eilig hatten, vor Einbruch derDunkelheit uns so weit wie möglich von den Kriegswirren zu entfernen, sprach sieliebevoll jede Kuh mit Namen an, streichelte sie und versicherte ihr, dassalles gut werden würde. Ich schwöre, dass die Kühe sie verständnisvollanblickten. Wenn ich nicht völlig überzeugt davon gewesen wäre, dass meineMutter mich noch mehr als ihre Kühe liebte, wäre ich eifersüchtig geworden. Ichglaube, sie hätte nie und nimmer aus Wau fliehen können, wenn sie nicht gewussthätte, dass für ihre Kühe gesorgt und sie sie bald wiedersehenwürde.
© KrügerVerlag
- Autor: Alek Wek
- 2007, 236 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Maße: 14,3 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Gittinger, Antoinette
- Verlag: FISCHER Krüger
- ISBN-10: 3810523674
- ISBN-13: 9783810523679
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