Not-Aufnahme
Alltag zwischen Leben und Tod
Die Ärzte-Serie "Emergency Room" kennt wohl jeder. Doch wieviel hat das mit der Klinik-Realität zu tun? Fred Sellin hat über Monate hinweg das Leben in einer Zentralen Notaufnahme hautnah miterlebt.
In seinem brisanten und fesselnden Report stellt er aus...
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Buch
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Not-Aufnahme “
Die Ärzte-Serie "Emergency Room" kennt wohl jeder. Doch wieviel hat das mit der Klinik-Realität zu tun? Fred Sellin hat über Monate hinweg das Leben in einer Zentralen Notaufnahme hautnah miterlebt.
In seinem brisanten und fesselnden Report stellt er aus der Perspektive der Pfleger, Ärzte, Patienten und Angehörigen den Notaufnahmen-Alltag dar.
In seinem brisanten und fesselnden Report stellt er aus der Perspektive der Pfleger, Ärzte, Patienten und Angehörigen den Notaufnahmen-Alltag dar.
Klappentext zu „Not-Aufnahme “
Was diese Menschen leisten, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Und doch lässt es die Gesellschaft zu, dass sie sich verschleißen, oft unterbezahlt und wenig geachtet werden. Dass da etwas falsch läuft, ist offensichtlich.Die Schnittstelle von Leben und Tod ist Alltag in der Notaufnahme. Verzweiflung und Freude, Angst und Hoffnung liegen oft nur eine Zimmertür auseinander. Fred Sellin hat Rettungssanitäter, Ärzte und Krankenschwestern der Klinik Nord in Hamburg über Monate begleitet. Er war dabei, wenn sie mit Erfolg um Unfallopfer kämpften, wenn sie sich dem Tod geschlagen geben mussten. Er hat in erschöpfte Gesichter gesehen, intensive Interviews geführt und zu begreifen versucht, wie man mit den Bildern und der schier übermenschlichen Verantwortung lebt.
All das verdichtet zu sieben Tagen Emotionen und Schicksal. Sellins Momentaufnahme geht unter die Haut, auch weil jeder von uns jederzeit eine "Notaufnahme" werden kann.
Zeichnet ein ebenso einfühlsames wie authentisches Bild aus der Perspektive der Betroffenen (Pfleger, Ärzte, Patienten, Angehörige).
Was diese Menschen leisten, kann nicht hoch genug eingeschzt werden. Und doch lst es die Gesellschaft zu, dass sie sich verschlein, oft unterbezahlt und wenig geachtet werden. Dass da etwas falsch lft, ist offensichtlich.
Lese-Probe zu „Not-Aufnahme “
VorbemerkungDer Inhalt dieses Buches beruht auf Recherchen des Autors. Dadurch werden die Geschehnisse, die sich objektiv zugetragen haben, in einer subjektiven Sichtweise wiedergegeben.
Aus juristischen Gründen, auf Wunsch oder zum Schutz wurden die Namen von Patienten, Angehörigen und anderen Beteiligten geändert. Um auch darüber hinaus die Anonymität der Betreffenden zu garantieren, die zum Teil in sehr intimen Situationen geschildert werden oder Intimes aus ihrer Privatsphäre preisgeben, wurden in Einzelfällen Alters- und Ortsangaben, Berufsbezeichnungen, andere Tätigkeiten und besondere Charaktereigenschaften ausgespart oder verfremdet. Dennoch entsprechen die Fallschilderungen ausnahmslos den Tatsachen, wie der Autor sie erlebt hat. Die Namen der Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger entsprechen denen der geschilderten Personen, mit zwei Ausnahmen, die durch ein Sternchen gekennzeichnet sind.
Als Berichterstatter soll man Distanz wahren, sich nicht gemein machen mit dem Gegenstand seiner Betrachtung, nicht Partei ergreifen für eine Sache oder eine Person. So lautet eine alte Journalistenregel, an der ich mich orientiere, seit ich diesen Beruf ergriffen habe. Jedoch ist mir das selten so schwer gefallen wie während der fünf Monate, die ich in der Zentralen Notaufnahme zugebracht habe. Sie waren emotional derart intensiv, dass ich lügen müsste, würde ich behaupten, ich sei nur ein neutraler Beobachter geblieben, und alles sei spurlos an mir vorübergegangen. Diese Zeit hat mich verändert.
Ich habe viel Leid gesehen und miterlebt, wie von einem Moment auf den nächsten ein Leben aus den Fugen geraten oder gar zu Ende sein kann. Ich habe aber auch Menschen kennengelernt, die ihre Erfüllung darin gefunden haben, anderen zu helfen, selbstlos, ohne ständig nach dem nächsten Karriereschritt zu schielen oder sich Vorteile verschaffen zu wollen. Menschen, die ihren Arbeitstag nicht mit endlosen Besprechungen vertrödeln und auch nicht mit Überlegungen
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zubringen, wie sie den Gewinn ihrer Firma weiter optimieren oder einem Konkurrenten am besten eins auswischen können. Menschen, die nicht aus Berechnung zu anderen freundlich sind oder vor ihrem Chef katzbuckeln, damit der ihnen die nächste Gehaltserhöhung, einen größeren Dienstwagen oder einen besseren Posten verspricht. Diese Menschen haben mich beeindruckt und darüber nachdenken lassen, was im Leben wirklich zählt.
Und, ja, ich gebe es zu: Sie haben mich, ohne dass ihnen das bewusst gewesen wäre, auf ihre Seite gezogen, die professionelle Objektivität manches Mal vergessen lassen. Aber dazu stehe ich.
Aufbruch in eine fremde Welt
Ich habe Menschen sterben sehen. Doch das war nicht das Schlimmste. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich diesen Satz eines Tages so aufschreiben würde. Und sogar jetzt, während ich am Schreibtisch sitze, den Computer vor mir, einen Stapel kleiner Notizblöcke daneben und im Kopf die widersprüchlichsten Eindrücke, sträubt sich etwas in mir. Ich reihe die Wörter aneinander, ungefähr ein Dutzend Mal, um sie anschließend jedes Mal doch wieder mit einem langen Druck auf die Löschtaste zu tilgen. Am Ende bleibt der Bildschirm erst einmal leer. Ich vertage die Entscheidung. Später stöbere ich in verschiedenen Büchern und stoße schließlich auf einen Ausspruch des englischen Philosophen Francis Bacon, der mir treffend erscheint für meine Empfindungen: "Die Menschen fürchten den Tod, wie Kinder sich fürchten, im Dunkeln zu gehen."
Am Abend diskutiere ich mit einer Freundin darüber und stelle fest, dass ich ihr meine Sichtweise nur schwer vermitteln kann. Doch ist das nicht logisch? Ihre Perspektive muss zwangsläufig eine andere sein: Sie hat nicht erlebt, was ich erlebt habe. Dennoch hadere ich noch die halbe Nacht mit meinen Gefühlen, bevor ich im Morgengrauen endlich in einen kurzen Schlaf sinke.
Meine Unsicherheit resultiert daraus, dass ich mich frage, ob man einen solchen Satz überhaupt schreiben darf. Gelte ich dann nicht als herzlos? Bin ich womöglich sogar gefühlskalt geworden? Haben mich die Erlebnisse der letzten Monate so sehr verändert?
Ist nicht der Tod, jenes unausweichliche Ereignis am Ende des Lebens, das, wovor wir uns alle am meisten fürchten? Und wenn das so ist: Wie kann dann das Sterben, dieser biologisch irreversible Vorgang, der ein Menschenleben früher oder später auslöscht, nicht das Schlimmste, das Bedrückendste gewesen sein, was mir in all der Zeit, die ich für dieses Buch recherchierte, begegnete?
Nichts hatte mich im Vorfeld der Arbeit an dem Projekt mehr belastet als die Vorstellung, eines Tages dem Tod begegnen zu müssen. Obwohl ich wusste, dass mir diese Konfrontation unausweichlich und wahrscheinlich sogar mehrmals bevorstehen würde, versuchte ich, die konkreten Gedanken daran zu verdrängen. Das gelang mir auch, zumindest bis zu jenem Tag im Juli 2006, als ich das erste Mal die Zentrale Notaufnahme der Asklepios Klinik Nord im Hamburger Stadtteil Langenhorn betrat.
Es war ein schwüler Sommermorgen. Das Thermometer zeigte bereits achtzehn Grad Celsius an, obwohl es erst kurz nach sieben war und die Sonne sich noch hinter einem milchig grauen Wolkenschleier verbarg. Ich wohnte damals in einem der am westlichen Rand gelegenen Elbvororte, der Krankenhauskomplex erstreckt sich hingegen an der nördlichen Stadtgrenze. Dazwischen liegen ungefähr sechsundzwanzig Autokilometer. Ich wählte die Route über die Autobahn und kam nach etwa zwei Dritteln, hinter dem Krohnstieg-Tunnel, am Flughafen Fuhlsbüttel vorbei. Um dorthin zu gelangen, hätte ich bloß nach rechts auf eine Zubringerstraße abbiegen müssen, wenig später erneut nach rechts, über eine Brücke zu den ausgeschilderten Terminals und Parkhäusern. Diesen Weg hätte ich mit geschlossenen Augen finden können, so oft war ich ihn in den vergangenen zehn Jahren gefahren.
Und, ja, ich gebe es zu: Sie haben mich, ohne dass ihnen das bewusst gewesen wäre, auf ihre Seite gezogen, die professionelle Objektivität manches Mal vergessen lassen. Aber dazu stehe ich.
Aufbruch in eine fremde Welt
Ich habe Menschen sterben sehen. Doch das war nicht das Schlimmste. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich diesen Satz eines Tages so aufschreiben würde. Und sogar jetzt, während ich am Schreibtisch sitze, den Computer vor mir, einen Stapel kleiner Notizblöcke daneben und im Kopf die widersprüchlichsten Eindrücke, sträubt sich etwas in mir. Ich reihe die Wörter aneinander, ungefähr ein Dutzend Mal, um sie anschließend jedes Mal doch wieder mit einem langen Druck auf die Löschtaste zu tilgen. Am Ende bleibt der Bildschirm erst einmal leer. Ich vertage die Entscheidung. Später stöbere ich in verschiedenen Büchern und stoße schließlich auf einen Ausspruch des englischen Philosophen Francis Bacon, der mir treffend erscheint für meine Empfindungen: "Die Menschen fürchten den Tod, wie Kinder sich fürchten, im Dunkeln zu gehen."
Am Abend diskutiere ich mit einer Freundin darüber und stelle fest, dass ich ihr meine Sichtweise nur schwer vermitteln kann. Doch ist das nicht logisch? Ihre Perspektive muss zwangsläufig eine andere sein: Sie hat nicht erlebt, was ich erlebt habe. Dennoch hadere ich noch die halbe Nacht mit meinen Gefühlen, bevor ich im Morgengrauen endlich in einen kurzen Schlaf sinke.
Meine Unsicherheit resultiert daraus, dass ich mich frage, ob man einen solchen Satz überhaupt schreiben darf. Gelte ich dann nicht als herzlos? Bin ich womöglich sogar gefühlskalt geworden? Haben mich die Erlebnisse der letzten Monate so sehr verändert?
Ist nicht der Tod, jenes unausweichliche Ereignis am Ende des Lebens, das, wovor wir uns alle am meisten fürchten? Und wenn das so ist: Wie kann dann das Sterben, dieser biologisch irreversible Vorgang, der ein Menschenleben früher oder später auslöscht, nicht das Schlimmste, das Bedrückendste gewesen sein, was mir in all der Zeit, die ich für dieses Buch recherchierte, begegnete?
Nichts hatte mich im Vorfeld der Arbeit an dem Projekt mehr belastet als die Vorstellung, eines Tages dem Tod begegnen zu müssen. Obwohl ich wusste, dass mir diese Konfrontation unausweichlich und wahrscheinlich sogar mehrmals bevorstehen würde, versuchte ich, die konkreten Gedanken daran zu verdrängen. Das gelang mir auch, zumindest bis zu jenem Tag im Juli 2006, als ich das erste Mal die Zentrale Notaufnahme der Asklepios Klinik Nord im Hamburger Stadtteil Langenhorn betrat.
Es war ein schwüler Sommermorgen. Das Thermometer zeigte bereits achtzehn Grad Celsius an, obwohl es erst kurz nach sieben war und die Sonne sich noch hinter einem milchig grauen Wolkenschleier verbarg. Ich wohnte damals in einem der am westlichen Rand gelegenen Elbvororte, der Krankenhauskomplex erstreckt sich hingegen an der nördlichen Stadtgrenze. Dazwischen liegen ungefähr sechsundzwanzig Autokilometer. Ich wählte die Route über die Autobahn und kam nach etwa zwei Dritteln, hinter dem Krohnstieg-Tunnel, am Flughafen Fuhlsbüttel vorbei. Um dorthin zu gelangen, hätte ich bloß nach rechts auf eine Zubringerstraße abbiegen müssen, wenig später erneut nach rechts, über eine Brücke zu den ausgeschilderten Terminals und Parkhäusern. Diesen Weg hätte ich mit geschlossenen Augen finden können, so oft war ich ihn in den vergangenen zehn Jahren gefahren.
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Autoren-Porträt von Fred Sellin
Fred Sellin, geb. 1964, arbeitete als Journalist für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen und lebt als freier Autor in Hamburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Fred Sellin
- 2007, 1, 287 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570007707
- ISBN-13: 9783570007709
Rezension zu „Not-Aufnahme “
»Ich habe Menschen sterben sehen. Doch das war nicht das Schlimmste.«
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