Nur wer die Liebe kennt
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Der kleine Junge Leonard träumt davon, mit eigenen Flügeln fliegen zu können und seine verschwundene Mutter wiederzufinden. Mitch, der 25-jährige Nachbar und Leonards bester Freund, setzt alles daran, ihm dabei zu helfen.
Leonard ist gerade einmal fünf Jahre alt und schon ein Außenseiter: Er leidet an schwerem Asthma und trägt eine Brille mit so dicken Gläsern, dass er wie ein Frosch aussieht. Da seine Mutter Pearl tagsüber arbeiten muss, vertreibt er sich die Langeweile damit, seine Nachbarn anzurufen.
So auch den 25-jährigen Mitch, der sofort von Leonard fasziniert ist. Die kindliche Ernsthaftigkeit, mit der der Junge die Welt betrachtet, sein Traum von eigenen, engelsgleichen Flügeln und sein unerschütterlicher Glaube an eine immer währende Liebe, rühren Mitch über alle Maßen.
Zwischen den beiden wächst eine denkwürdige Freundschaft heran, die sich zum ersten Mal bewähren muss, als Pearl plötzlich spurlos verschwindet. Denn Mitch glaubt, dass die junge Frau für immer fortgegangen ist, während Leonard tief in seinem Herzen weiß, dass Pearl noch immer in seiner Nähe ist ...
Die tragikomische Geschichte einer Freundschaft, die ein Leben lang währt.
Für alle Leser von Nick Hornbys "About a Boy" und Mark Haddons " - Supergute Tage".
"Der Roman wird im Verlauf zu einer ganz besonderen, überaus liebevoll erzählten Geschichte mit liebenswerten Figuren. Bis zum Schluss bleibt das Buch so ergreifend, dass man es nicht aus der Hand legen möchte." - Main-Echo
"Der spannende Roman mit faszinierenden Einblicken in den Alltag der Frauen ist im zweiten Teil auch ein Reisebericht voller Abenteuer und wird vielen Leserinnen gefallen." - die Tüüfner Poscht
"Die Macht dieser Liebe, die alle Zeiten, jeden Ort und alle menschliche Schwächen überwindet, ist beeindruckend und in phantasievollen Bildern erzählt." - Publishers Weekly
Nurwer die Liebe kennt von Catherine Ryan Hyde
LESEPROBE
PEARL,1 3 JAHRE:
WIEMENSCHEN STERBEN
Alsich sieben war, habe ich eines Abends mit angesehen, wie ein Mann starb. Er warauf der Straße unter dem Fenster meines Kinderzimmers. Ich schaute kniend nach draußen.Die Geräusche, sie hatten mich geweckt. Das Fenster war geöffnet, damit Lufthereinkam, denn drinnen war zu wenig davon, und das Wenige war stickig. DerVorhang bewegte sich nicht, und es war dunkel in meinem Zimmer, darum sahen siemich nicht.
DerMann, der sterben würde, war auf den Knien. Genau wie ich. Aber er hatte dieArme ausgestreckt. Nicht nach oben wie bei einem Überfall. Zur Seite hin, sowie Christus am Kreuz, nur dass seine Knie gebeugt waren. Ich spreche von einemMann, denn ich war damals erst sieben. Auf mich wirkte er groß. Ich sehe nunsein Gesicht vor mir, sowohl vorher als auch nachher, und weiß, dass er etwasechzehn war. Aber ich hielt ihn irrtümlich für einen Mann.
DieKerle, die ihn umbringen würden, waren zu dritt und standen aufrecht da. Sielachten, deshalb war ich wahrscheinlich aufgewacht. Einer von ihnen hielt demMann eine abgesägte Flinte ins Gesicht. Dem Jungen, der halbwegs ein Mann war. Dennich nehme an, wenn man kurz davor ist, auf so eine Weise zu sterben, dann istman kein Kind mehr.
Nunfing der Halbwegsmann an zu weinen. Dicke Krokodilstränen. So heißen die doch,oder? Ich weiß nicht, wieso man Krokodilstränen dazu sagt. Ich habe noch nie einKrokodil weinen sehen, ich habe überhaupt noch nie ein Krokodil gesehen. Aberich habe einen Mann sterben sehen. Deshalb weiß ich über einige Dinge Bescheid.Nur wäre es vielleicht besser, nicht darüber Bescheid zu wissen. Dann fing derMann, der gleich tot sein würde, zu flehen an. Bitte, sagte er. Bitte, denkt anmeine Mama. Denkt an die Kinder, die ich erst noch kriegen muss. Bitte tut es nicht.Ich tu alles, was ihr wollt, was soll ich tun? Seine Schultern erzitterten, soals gäbe es unter der Straße plötzlich ein Erdbeben, das nur er allein spürte. Seinepersönlichen sieben Komma eins, direkt unter seinen Knien.
Bitte,sagte er, und der Mann mit der abgesägten Flinte schoss ihm direkt ins Gesicht.Dann gingen die drei lachend weg. Bogen lachend um die Straßenecke. Ich konnte nichtanders, ich musste weiter hinsehen, denn ich hatte Angst davor, nicht mehrhinzusehen. Ich hatte Angst davor, wieder ins Bett zu gehen. Denn der toteHalbwegsmann würde weiterhin dort sein. Ich musste ihn im Blick behalten. Icherinnere mich ganz genau, wie er aussah, aber ich werde nicht viel darübererzählen. Denn manches ist schlicht und einfach schrecklich. Ich glaube, es istschon schlimm genug, dass ich davon weiß.
Nacheiner Weile kam die Polizei, und ich wurde müde. Jetzt waren ja die Polizistenda, um auf ihn Acht zu geben, deshalb ging ich zurück ins Bett.
Esgibt keine Gnade. Man braucht gar nicht erst darauf zu hoffen. Oder darum bitten.
Ichbeschloss, wenn die Reihe eines Tages an mich käme, würde ich nicht flehen. Ichwürde meine Würde mitnehmen. Die Leute sagen, man kann nichts mitnehmen, aber siemeinen damit meistens Geld, Autos und so weiter. Ich glaube, bei Würde ist esanders. Und ich glaube, man vermisst sie schmerzlich, wenn man sie zurücklässt.Aber egal, wir alle glauben, was wir glauben wollen, und das ist das, was ichglaube.
Woich eben von Würde sprach: Man zeigt Würde, wenn man zu seinen Taten steht. Undsich nicht rausredet. Also, ich habe diesen Mann erschossen. Genau wie alle esvermuten. Ich erzähle es jetzt. Ich habe den Mann mitten zwischen den Augengetroffen, in Rosalitas Küche, in der er stand, ohne Hosen. Habe ihn mit seinereigenen Pistole erschossen. Ich hatte an dem Tag Geburtstag. Ich war dreizehn geworden.
Ichwusste, er war Polizist, aber wieso hätte das eine Rolle spielen sollen? Selbstwenn ich gewusst hätte, dass ich später dafür würde sterben müssen. Es istimmer besser, später zu sterben. In einem solchen Moment muss man sich schnellentscheiden, und es geht niemals um sterben/nicht sterben. Es geht immer umjetzt sterben/später sterben. Das hat mir Rosalita beigebracht. Sie sagte:»Mädel, wenn unbedingt für irgendwen das letzte Stündchen schlagen muss, dannsieh zu, dass du es nicht bist. Der andere soll sterben, lass du dir damitZeit. Wenn dann dein Stündchen schlägt, wirst du bereit sein. Wirst ne MengeÜbung ha- ben.« Das leuchtete mir ein. Aber ich glaube nicht, dass dies derGrund war, wieso ich ihn erschossen habe. Ich habe nicht gelacht und auchkeinen Spaß gehabt. Später habe ich mich wegen der Sache schon irgendwie miesgefühlt, aber ich weiß nicht, was ich in dem Moment gefühlt habe. Bestimmtnicht das, was ich hätte fühlen sollen, so viel ist klar. Ich war nichteiskalt. Bloß am Leben, genau wie alle anderen, und ich wollte es auch nocheine Weile bleiben.
Ichnehme an, ich habe mich später mies gefühlt, weil ich ihm die Pistole hättegeben können. Statt abzudrücken. Wahrscheinlich hätte er mir gar nichts getan,wenn er sie von mir zurückgekriegt hätte. Aber man kann sich nie sicher sein,darum tut man einfach irgendetwas, und wenn man Pech hat, war s das Falsche. Manchmalfrage ich mich, ob ich ihn erschossen habe, weil er mich nicht geliebt hat undes auch nie tun würde. Aber ich bin mir eigentlich sicher, dass ich es nichtmit Absicht getan habe. Es ist bloß so, dass ich erlebe, wie Leute sich selbstetwas vorlügen, darum denke ich trotzdem darüber nach. Doch ich glaube nicht, dasses Absicht war. Außerdem - wenn ich jeden umbringen würde, der mich nicht liebtund nie lieben wird, dann würde niemand auf der Welt übrig bleiben, außervielleicht Rosalita und Leonard, mein kleiner Sohn. Der damals natürlich nochgar nicht geboren war.
Soist es passiert: Weil ich Geburtstag hatte, war ich fast den ganzen Tag auf derSuche nach Mama gewesen. Was das eine mit dem anderen zu tun hatte, weiß ichehrlich gesagt nicht. Wenn ich geglaubt hatte, dass sie meinen Geburtstag irgendwiemit mir feiern wollte, dann war das ein Irrtum, das ist mir inzwischen völligklar. Aber ich habe an dem Tag trotzdem nach ihr gesucht.
Zuallem Überfluss war Rosalita verhaftet worden, kam aber dieses Mal nichtzurück. Ich fragte mich wieso. Normalerweise dauerte es zwei, drei Stunden,dann war sie wieder zu Hause. Ein Polizist holt sie ab, angeblich, um sie aufs Revierzu bringen. Aber er fährt mit ihr irgendwo anders hin, und sie macht kostenlosdas, wofür er sie angeblich verhaftet hat. Danach setzt er sie an derStraßenecke ab. Dieses Mal kam sie den ganzen Tag lang nicht nach Hause. Vielleichthatte ein Polizist sie tatsächlich in den Knast gesteckt. Vielleicht hatte ernichts von ihr gewollt, oder vielleicht hatte er Frau und Kinder und wollteihnen wirklich treu sein. Oder vielleicht gab es noch eine Menge andere Gründe,die ich nicht kannte. Was war passiert? Ich hatte keine Ahnung. (...)
©Page & Turner
Übersetzung:Claus Varrelmann
- Autor: Catherine Ryan Hyde
- 2006, 1, 316 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Page & Turner
- ISBN-10: 3442203074
- ISBN-13: 9783442203079
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