Oliver Kahn
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Autoren-Porträt vonOliver Kahn - Das schreibt der Bayern-Torhüterin "Nummer eins" über sich selbst
Vorwort
Eigentlich bin ich ein ausgeglichener und fröhlicher Mensch.Es muss wohl mit meinem Beruf zusammenhängen, dass ich nach außen hin oftmals sehrernsthaft und verbissen wirke. Mein Job als Fußballprofi, und speziell alsTorwart, fordert nun mal Entschlossenheit und Besessenheit.
Nur wenige Menschen können sich vermutlich vorstellen, wases bedeutet, in der Fußballnationalmannschaft und beim FC Bayern München dieNummer eins zu tragen. Durch harte Arbeit habe ich erreicht, was ich wollte.Aber ich weiß auch: Ich stehe ständig unter Beobachtung, ich werde an denhöchsten Maßstäben gemessen, ich werde "in den Himmel gehoben" und "in dieHölle geschickt". Jeder Fehler wird von allen Seiten durchleuchtet undöffentlich diskutiert.
Als Torhüter habe ich körperlich kein Ventil, um diesenDruck abzulassen. Ich kann mir nicht den Ärger von der Seele laufen, kann nichtmit noch mehr Engagement auf dem Platz überzeugen. Ich stehe "nur" im Tor.Gleichzeitig bin ich mental natürlich voll im Spiel, hochkonzentriert undvoller Anspannung.
Über einen längeren Zeitraum ganz oben zu sein macht dieSache auch nicht einfacher. Es gibt keine Routine, mit der man diese Positionimmer wieder bestätigen kann. Ich bewundere Sportler, die es geschafft haben,über Jahre hinweg an der Spitze zu stehen: Tiger Woods zum Beispiel oderMichael Jordan, Wayne Gretzky, Michael Schumacher, Pete Sampras und BorisBecker. Sie alle hatten und haben ihre eigene Strategie, um so lange wiemöglich sportliche Spitzenleistungen zu erbringen.
In diesem Buch versuche ich zu beschreiben, was es für michheißt, die Nummer eins zu tragen und zu sein.
Der Ball
Jeder Torhüter hat ein leicht schizophrenes Verhältnis zumBall. Einerseits liebt er ihn, wenn er ihn in den Händen hält, wenn er nichtdie Linie überquert, nicht im Netz zappelt. Andererseits aber verflucht er denBall, wenn er über diese magische Linie rollt und unabänderlich im Tor landet.[...]
Wenn ich ihn halte, ist das der Himmel auf Erden, ichverspüre eine unglaubliche Euphorie. Wenn ich ihn dagegen nicht zu packenbekomme, tritt genau das Gegenteil ein, ich stürze für diesen Augenblick ineinen Abgrund.ImTor
Mein größter Fehler ist meine Ungeduld, obwohl ich alsTorwart eine unglaubliche Geduld beweisen muss. Ich möchte die Dinge immersofort haben, alles muss in diesem Augenblick passieren, sonst bin ichunerträglich. . [...]
Nicht nur der Rahmen des Tores, auch der Strafraum grenztmich ein. [...] Vielleicht suchen sich Torhüter deshalb an anderer Stelle ihreFreiräume und sind - wie es so oft gesagt wird - in einem gewissen SinneEigenbrötler. Wir wollen uns nicht gern unterordnen. Wir müssen Freiräumehaben, ohne dass es unsere Absicht ist, dadurch aus dem Mannschaftsgefüge zufallen. Wir sind in die Mannschaft integriert, dennoch machen wir viel allein.. [...]
Die Größe des Tores ist eher eine psychologischeHerausforderung, denn sie wechselt ständig. Es gibt Tage, da habe ich dasGefühl, das Tor sei unglaublich klein. Das ist dann der Fall, wenn ich gutdrauf bin und das Spiel hervorragend läuft. Manchmal blicke ich mich kurz um,weil ich kaum glauben kann, wie winzig mir an solchen Tagen das Tor vorkommt.Ich dagegen bin der reinste Riese. Aber es gibt auch die anderen Tage. Wenn ichnach zwei Minuten den ersten Treffer kassiert und nach fünf Minuten späterschon wieder irgend etwas passiert, dann schrumpfe ich zum Zwerg, und das Torhinter mir nimmt kosmische Dimensionen an. Das ist ein sehr interessantesPhänomen; seltsamerweise ist es nur schwer zu steuern. . [...]
Der Torwart kann spielentscheidend sein - im positiven wieim negativen Sinn. Ich bin überzeugt, dass ich meine Mannschaft unterstützenund ihr einen gewissen Halt geben kann. Aber ich allein als Torhüter binmachtlos. Ohne meine Abwehr, ohne meine Mitspieler, ohne mein Glück und alles,was dazugehört, bin ich in diesem Job nichts.
Gefühle
Ich wollte immer authentisch sein. Die Menschen sollensagen, der Oliver Kahn lebt auf dem Platz, er liebt seinen Sport, er tut allesfür den Erfolg, er macht Fehler, aber er macht auch tolle Sachen.
Ich werde als "Titan" bezeichnet, als "King Kahn" oder"Vul-Kahn", aber am liebsten bin ich der Keeper, der Torhüter. [...]
Ich schlüpfe [...] in meine Torwartkluft, und auf einmalverändert sich etwas. Schon wenn ich das Stadion betrete, macht es »Klick« inmeinem Kopf, und es setzen sich Mechanismen in Gang, die überhaupt nichts mitder Realität zu tun haben. Manchmal werde ich tatsächlich den Eindruck nichtlos, es existieren in mir zwei Personen, der Sportler Oliver Kahn und derprivate Mensch Oliver Kahn.
[...]
Immer wieder faszinieren mich die Emotionen des reinenSpiels. Beim Fußball zeigt man seine tiefsten Gefühle.
Druck
Ich habe [...] gelernt,dass die Annahme von Drucksituationen mich nicht blockiert, sondern eherbeflügelt, mir große Leistungen ermöglicht. Ich fühle mich dann wie diegespannte Saite einer Geige. In mir herrscht die größte Aufmerksamkeit, und ichzeige Reflexe, die in dieser Schnelligkeit sonst nicht möglich wären. Und ichbin überwach, sehe in diesen Momenten auf dem Feld vor mir Dinge, die ich sonstvielleicht nicht wahrnehmen würde.
Ziele
Erst als ich merkte, dass meineLebensqualität merklich abnahm, ich jeglichen Spaß an den kleinen Dingen desAlltags verloren hatte, nur noch der Sport Sinn vermittelte, einzig das nächsteTraining interessant war und ich ausschließlich daran dachte, erfolgreich seinzu müssen, erst an diesem Punkt habe ich begriffen, dass meine Besessenheit zuweit ging. Ich war zum Workaholic geworden, mit allen nur erdenklichenBegleiterscheinungen eines Süchtigen. Ich fühlte mich nur noch gut, wenn ichdie Droge Fußball bekam. Ich wollte mehr und mehr davon.
Erfolg
Erfolge zu haben und sie immer wieder zu bestätigen ist einegroße Kunst. Wieder und wieder erfolgreich zu sein, Siege zu feiern und Titelzu gewinnen, das ist wie eine Sucht, die mich antreibt. [...]
Im Profifußball zählt nur die Gegenwart: Ich bin immer nurso gut wie mein letztes Spiel.
Heldentum
Ich fühle mich in der Rolledes Helden nur bedingt wohl. [...] Man wird in Sphären katapultiert, in denensich ein Mensch kaum zurechtfinden kann. Dort verschwimmen die Realitäten, undman beginnt tatsächlich das zu glauben, was die Medien voller Verehrungberichten.
Gladiatoren
Ich frage mich oft, ob die Zuschauer wirklich verstehen, wases bedeutet, neunzig Minuten in einem Hexenkessel vor Zehntausenden vonMenschen Fußball zu spielen, aufzulaufen, Niederlagen durchzustehen, aber auchSiege zu feiern. Das eigene Stadion gewährt noch einen gewissen Schutz, beieinem Auswärtsspiel hingegen fühlt man sich manchmal ausgeliefert, schutzlos.Wirklich nachvollziehen können das vermutlich nur wenige. [...]
Die Medien erzeugen voneinem Spieler oftmals ein Image, das dem eines Popstars gleichen soll. Nachaußen wird ein Bild verkauft, das mit dem Wesen und dem Charakter des Spielersnichts zu tun hat. Wenn ich mir den Alltag eines Profifußballers genaueransehe, stelle ich sehr schnell fest, dass er mit dem eines Popstars nicht zuvergleichen ist. Was machen denn die meisten Fußballer? Sie heiraten miteinundzwanzig, haben kurz darauf zwei, drei Kinder und leben zurückgezogen imeigenen Haus. Ein solches Leben ist vom aufregenden Leben eines Popstars soweit entfernt wie die Erde vom Mond. [...]
Ich bin mir meiner Funktion als Vorbild für die Jugendbewusst, dennoch nehme ich für mich in Anspruch, auch außerhalb des Spielfeldesnicht fehlerlos zu sein. Ich möchte, wie alle anderen Menschen auch, einfachErfahrungen sammeln können. Denn das macht doch das Leben aus.
Erwachsen werden
Fußball ist ein Sport inkurzen Hosen. Elf Männer spielen ein Spiel, das sie schon als Kinder gespielthaben. So haftet jedem Fußballspiel der Zauber des Kindlichen an. Und genau daskann zum Problem werden. Fußballer haben es immer schwer, erwachsene Männer zuwerden, weil sie ja immer nur spielen. Das können sie mit der Zeit immerbesser. Aber andere Entwicklungen kommen dabei zu kurz.
- 96 Seiten, durchgehend farbige Abbildungen, Maße: 21 x 28 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Sportverlag
- ISBN-10: 3328009574
- ISBN-13: 9783328009573
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Oliver Kahn".
Kommentar verfassen