Park Avenue Prinzessinnen
Roman
Sie sind jung. Sie sind schön. Sie sind reich. Sie wohnen in der Upper East Side, färben sich alle 13 Tage die Haaransätze platinblond und kaufen im Luxuskaufhaus "Bergdorf Goodman" ein - wenn sie das Kaufhaus nicht bereits geerbt haben. Die Rede ist von...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Park Avenue Prinzessinnen “
Sie sind jung. Sie sind schön. Sie sind reich. Sie wohnen in der Upper East Side, färben sich alle 13 Tage die Haaransätze platinblond und kaufen im Luxuskaufhaus "Bergdorf Goodman" ein - wenn sie das Kaufhaus nicht bereits geerbt haben. Die Rede ist von den "P.A.P.": den Park-Avenue-Prinzessinnen. Sie lieben ihre Freundinnen, ihre Manolo Blahniks und ihre Partys. Und sie träumen davon, verlobt zu sein - mit dem richtigen Ring am Finger.
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Glamour
Klappentext zu „Park Avenue Prinzessinnen “
Sie sind jung. Sie sind schön. Sie sind reich. Sie wohnen in der Upper East Side, färben sich alle 13 Tage die Haaransätze platinblond und kaufen im Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman ein wenn sie das Kaufhaus nicht bereits geerbt haben. Die Rede ist von den P.A.P. : den Park-Avenue-Prinzessinnen. Sie lieben ihre Freundinnen, ihre Manolo Blahniks und ihre Partys. Und sie träumen davon, verlobt zu sein - mit dem richtigen Ring am Finger...
Lese-Probe zu „Park Avenue Prinzessinnen “
Bergdorf-Blondinen sind so was von angesagt, wissen Sie, ganz New York ist verrückt nach ihnen. Einfach jede möchte eine sein, aber genau genommen ist es très kompliziert. Haben Sie eine Ahnung, welcher Hingabe es bedarf, so ein umwerfend schönes, flachsblondes, dermatologisch perfektes New Yorker Supergirl mit einem Leben wie aus dem Märchen zu sein? Ehrlich, dafür braucht es eine ähnliche Entschlossenheit, als wolle man, sagen wir, Hebräisch lernen oder mit dem Rauchen aufhören.Allein die Haarfarbe richtig hinzukriegen ist schon mal mörderschwer. Angefangen hat alles mit meiner besten Freundin, Julie Bergdorf. Sie ist das ultimative New Yorker Glamour-Girl - seit dünne, blonde Kaufhaus-Erbinnen hier das Angesagteste überhaupt sind. Irgendjemand hat mitgekriegt, dass sie sich seit der Highschool die Haare immer von Ariette bei Bergdorf färben lässt, das hat sie wohl ihrer persönlichen Einkäuferin bei Calvin Klein erzählt, und die hat es dann all ihren Kundinnen gesteckt. Wie dem auch sei, in gewissen Kreisen kursierten Gerüchte, Julie ließe sich ihre Blondierung exakt alle dreizehn Tage auffrischen, und plötzlich wollten alle Dreizehn-Tages-Blondinen sein. Das Haar darf auf keinen Fall einen Gelbstich haben, es muss beinahe weiß sein, so wie das Haar von Carolyn Bessette Kennedy. Sie ist die Ikone, die Haargöttin schlechthin. Was das kostet - reden wir nicht darüber. Ariette bekommt ungefähr 450 Dollar pro Highlight, wenn man überhaupt einen Termin bei ihr bekommt, was eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Über Bergdorf-Blondinen wird zwangsläufig eine Menge geklatscht und getratscht. Jedes Mal, wenn man ein Magazin oder eine Zeitung aufschlägt, stößt man auf einen Artikel über das neueste Liebesdrama oder den aktuellen Modewahn (momentan sind es Fransenkleider von Missoni) einer BB. Aber manchmal ist der Klatsch auch die bei weitem verlässlichste Informationsquelle über einen selbst und all seine Freunde, vor allem in Manhattan. Ich sage immer, warum
... mehr
mir selbst vertrauen, wenn moi auf diesem Wege die ganze Wahrheit über moi erfahren kann?
Wie dem auch sei, wenn man dem Gerede der Leute glaubt, bin ich eine echte kleine Champagnerperle von einem Stadtmädel - New York ist die einzige Stadt, die Wert darauf legt, dass dort Mädels leben - und führe das perfekte Party-Girl-Leben, gesetzt den Fall, man sieht das als perfektes Leben an. Ich würde das sonst keiner Menschenseele sagen, aber manchmal schaue ich vor einer dieser Partys in den Spiegel und entdeckte jemanden, der aussieht, als sei er geradewegs einem Film wie Fargo entsprungen. Ich habe mal gehört, alle Mädels in Manhattan litten unter solchen Erschöpfungszuständen. Aber zugeben würden die das nie. Julie kriegt die Fargos immer so schlimm, dass sie es nie schafft, ihr Appartement im The Pierre rechtzeitig zu verlassen, wenn sie mal pünktlich sein müsste.
Alle denken, das Party-Girl-Leben sei das beste Leben, das man hier führen kann. Tatsächlich ist es aber, vor allem in Kombination mit einem Job, unheimlich kräftezehrend. Aber das traut sich niemand zu sagen, schließlich will man nicht undankbar erscheinen. Die Leute in New York sagen immer nur "Alles wunderbar!", selbst wenn sie Pillen gegen ihre Depressionen schlucken. Aber es hat auch seine Vorteile. Zum Beispiel muss man für wichtige Sachen wie Maniküre oder Pediküre, Highlights oder Räumungsverkäufe nie auch nur einen Cent bezahlen. Der Nachteil ist, dass diese kleinen Gefälligkeiten einem manchmal das gesellschaftliche Leben zur Hölle machen können - glauben Sie mir, wenn Sie der Tochter Ihres Dermatologen bei der nächsten Modenschau von Prada keinen Platz in der ersten Reihe besorgen, dann klingelt Tag und Nacht das Telefon.
So war ich letzten Dienstag im Stadthaus meiner Freundin Mimi an der Ecke Sixty-third und Madison, wo sie ihre "supilässige Babyparty" feierte. "Nur wir Mädels, ganz unter uns", wie sie sagte. Es gab drei Bedienungen pro Gast, von Hand gefertigte rosa Kekse von der Patisserie Payard auf der Lexington und Babystiefelchen aus Schokolade von Fauchon. Das Ganze war ungefähr so lässig wie die Amtseinführung des Präsidenten. Niemand aß auch nur einen einzigen Krümel, was bei Babypartys in der Upper East Side zum Standard-Protokoll gehört. Ich kam gerade zur Tür herein, da klingelte mein Handy.
"Hallo?", sagte ich.
"Du brauchst dringend Highlights", kreischte eine verzweifelte Stimme. Es war George, mein Friseur. Zu George gehe ich, wenn ich keinen Termin bei Ariette bekomme, also praktisch immer, weil die eigentlich ständig mit Julies Terminen ausgebucht ist.
"Bist du in Arizona?", fragte ich. (Hier sagen alle "Arizona" statt "Entzug". Viele New Yorker Friseure sind beinahe jeden Monat in Arizona.)
"Gerade zurückgekommen", antwortete er. "Wenn du nicht bald auf Blond umsteigst, wirst du ein sehr einsames Mädchen", fuhr George mit Tränen in der Stimme fort.
Auch wenn man annehmen könnte, George als Friseur müsste es doch eigentlich wissen, erklärte ich ihm noch mal, dass Brünette wie ich nicht auf Blond umsteigen können.
"In New York schon", erwiderte er erstickt.
Es endete damit, dass ich die Zeremonie des Geschenkeauspackens verpasste, weil ich in Mimis Bibliothek saß und mit George über verschiedene Suchttypen diskutierte und all die Einzeiler zu hören bekam, die er beim Entzug aufgeschnappt hatte, wie zum Beispiel "Sag, was du meinst, und meine, was du sagst, aber sei nicht gemein, wenn du es sagst." Jedes Mal, wenn George einen Entzug macht, klingt er hinterher etwas mehr wie der Dalai Lama. Ich persönlich bin der Meinung, wenn Friseure schon tiefsinnige Einsichten zum Besten geben, dann sollten sie sich dabei auf das Thema Haare beschränken. Wie dem auch sei, niemand fand Georges Verhalten seltsam, weil jeder bei gesellschaftlichen Ereignissen Anrufe von seinen Beauty-Experten entgegennimmt. Glücklicherweise war ich nicht dabei, als Mimi mein Geschenk auspackte, eine Komplettausgabe der Werke von Beatrix Potter. Sie ist beinahe ausgeflippt, weil das mehr Bücher waren, als sie je in ihrem Leben gelesen hatte. Jetzt ist mir auch klar, warum die meisten Mädels bei solchen Partys Babymode von Bonpoint verschenken und nicht irgendwelche fragwürdige Literatur.
Manchmal fressen Friseure und ihre Süchte und die Partys und die Räumungsverkäufe so viel Zeit, dass es schon in Arbeit ausartet und man sich nicht mehr auf seinen richtigen Job konzentrieren kann. (Und ich habe tatsächlich an einen richtigen Job zu denken - mehr dazu später.) Aber so ist es nun mal in Manhattan. Es fängt ganz langsam an, und ehe man sich's versieht, ist man jeden Abend unterwegs, arbeitet wie eine Verrückte und rupft sich heimlich mit Wachs die Haare aus der Nase wie alle anderen auch. Und dann dauert es nicht mehr lange, bis man überzeugt ist, ohne Nasenhaareausrupfen würde die Welt untergehen.
Ehe ich den übrigen Klatsch von Mimis Party zum Besten gebe, hier noch ein paar meiner Charakterzüge, die Sie vielleicht interessieren könnten:
1. Fließend Französisch, mit Aussetzern. Ich bin ganz groß bei Wörtern wie moi und très, mit denen man als Mädel eigentlich überall durchkommt. Ein paar unfreundliche Zeitgenossen haben mir klar machen wollen, deswegen spräche ich ja nicht gleich fließend, aber da kann ich nur sagen, na, umso besser, denn wenn ich wirklich perfekt fließend Französisch spräche, dann würde mich niemand mehr mögen, weil niemand perfekte Mädels mag, oder?
2. Immer um das Wohlergehen anderer besorgt. Wenn einem zum Beispiel ein zuvorkommender Milliardär einen Flug von New York nach Paris in seinem PJ (das ist die New Yorker Abkürzung für Privatjet) anbietet, dann ist man moralisch dazu verpflichtet, ja zu sagen - denn das bedeutet schließlich, dass die Person, neben der man auf dem Linienflug gesessen hätte, jetzt zwei Sitze für sich alleine zur Verfügung hat, und das ist für die doch der pure Luxus. Und wenn man im PJ müde wird, kann man sich im Schlafzimmer ein bisschen hinlegen, wohingegen ich, so gründlich ich auch schon danach gesucht habe, auf einer American Airlines 767 noch nie ein Schlafzimmer entdecken konnte. Wenn es um das Wohl anderer geht, sage ich, nimm immer den Privatjet.
3. Tolerant. Wenn ein Mädel die Manolo-Blahnik-Stilettos der vergangenen Saison trägt, kündige ich ihr nicht automatisch die Freundschaft. Ich meine, man weiß ja nie, ob es im Grunde nicht eine wirklich super-nette Person ist, die da in diesen Schuhen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum rumstöckelt. (Manche Mädels in New York sind so unbarmherzig, die reden mit keiner, die nicht die Schuhe der kommenden Saison trägt - und das ist ja nun doch ein bisschen viel verlangt.)
4. Gesunder Menschenverstand. Damit bin ich reich gesegnet. Man muss einfach wissen, an welchen Tagen es eine totale Verschwendung wäre, sich zu schminken.
5. Magister in Englischer Literatur. Kein Mensch kann es fassen, dass ein Mädel, das so verrückt ist nach Chloé-Jeans wie ich, in Princeton studiert hat, aber als ich es einem der Mädels bei der Babyparty erzählt habe, zirpte die: "O mein Gott! Elite-Uni! Dann bist du ja so was wie ein weiblicher Stephen Hawking." Also, jemand mit so viel Hirn wäre nie im Leben so bescheuert, 325 Dollar für eine Jeans von Chloé hinzublättern, aber ich kann einfach nicht anders, wie die meisten New Yorker Mädels. Ich kann es mir leisten, 325 Dollar für eine Chloé-Jeans auszugeben, weil der oben erwähnte Job darin besteht, Artikel für ein Modemagazin zu verfassen, in dem regelmäßig behauptet wird, 325 Dollar für eine Jeans auszugeben mache uns Frauen unbeschreiblich glücklich. (Ich habe alle anderen Jeans ausprobiert - Rogan, Seven, Earl, Juicy, Blue Cult -, aber ich kehre immer wieder zum Klassiker zurück, Chloé. Die macht einfach was mit deinem Hintern, was die anderen nicht schaffen.) Was mir außerdem bei der Finanzierung meiner Sucht hilft, ist, wenn ich um die Miete für mein Appartement in der Perry Street herumkomme. Das passiert des Öfteren, denn mein Vermieter hat anscheinend nichts dagegen, anders auf seine Kosten zu kommen. Wenn ich ihn beispielsweise auf einen dreifachen Espresso zu mir einlade, mindert er meine Miete um über 100 Prozent. Ich sage immer, spare in der Zeit, so hast du in der Not, was eigentlich ein blödes Klischee ist, das die Briten im Krieg aufgebracht haben, damit die Kinder ihr Vollkornbrot aßen - aber wenn ich das sage, dann meine ich damit, spar dir das Geld für die dämliche Miete, dann kannst du es für Chloé-Jeans zum Fenster rausschmeißen.
6. Pünktlich. Ich stehe jeden Morgen um 10.30 Uhr auf, und keine Minute früher.
7. Knauserig. Man kann auch sparsam sein, wenn man einen teuren Geschmack hat. Bitte verraten Sie das keiner Menschenseele, denn manche Mädels macht das furchtbar neidisch, aber ich muss kaum eins meiner Kleidungsstücke bezahlen. Es ist so: New Yorker Modedesigner verschenken für ihr Leben gerne Klamotten. Manchmal frage ich mich, ob Modedesigner, die ich persönlich für Genies halte, in Wirklichkeit Vollidioten sind, was viele gemeine Menschen immer behaupten. Ist es nicht ziemlich dämlich, Sachen einfach zu verschenken, wenn man sie genauso gut für teures Geld verkaufen könnte? Aber irgendwie müssen hinter dieser besonderen Art der Dämlichkeit extrem kluge Köpfe stecken, denn die Leute vom Typ Modedesigner besitzen anscheinend allesamt mindestens vier Häuser mit exklusiver Einrichtung (auf St. Barth, in Aspen, Biarritz, Paris), wohingegen all die klugen Menschen mit normalen Jobs, die Sachen gegen Geld verkaufen, allesamt höchstens ein spärlich möbliertes Häuschen ihr Eigen nennen. Ich bleibe also bei meiner Meinung, dass Modedesigner Genies sind, denn man muss schon ein Genie sein, um mit dem Verschenken teurer Sachen Geld zu verdienen.
Alles in allem kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass mein Wertesystem intakt ist, trotz der vielen Versuchungen, die New York so bietet und die aus manchen Mädels leider verwöhnte kleine Prinzessinnen gemacht haben.
Wo wir gerade bei Prinzessinnen sind: Auf Mimis Babyparty tummelte sich die Park-Avenue-Version davon. Alle waren da, bis auf Julie - seltsamerweise -, die größte Prinzessin von allen. Die schicksten Mädchen trugen allesamt den 325-Dollar-Chloé-Jeans-Look. Sie sahen unbeschreiblich glücklich aus. Und dann war da noch ein anderes Grüppchen, die alle den Harry-Winston-Diamantverlobungsring-Look trugen, und da kann ich nur sagen, da ist überglücklich noch untertrieben. Jolene Morgan, Cari Phillips (die den größten Ring trug, aber den hatte sie schließlich auch zum Freundschaftspreis bekommen, weil ihre Mutter eine geborene Winston war) und K. K. Adams gehörten zu dieser Gruppe. Sie sonderten sich ziemlich bald von der eigentlichen Party ab und hielten ein Verlobungsring-Gipfeltreffen in Mimis Schlafzimmer ab, das so riesig ist, dass man ein halbes Studentenwohnheim darin unterbringen könnte. Und alles mit taubengrauem Chintz gepolstert, sogar die Innenseiten ihrer Schränke. Als ich den armen George endlich genügend aufgebaut und wieder aus der Leitung hatte, ging ich zu ihnen. Jolene - kurvenreich und blond und blass und eine Verehrerin von Sophie Dahl, weil die angeblich noch nie auch nur einen Zeh in die Sonne gehalten hat - war schon zwei Mal verlobt. Ich fragte nach, wie sie sich sicher sein konnte, diesmal den Richtigen erwischt zu haben.
"Oh, babyleicht! Ich habe eine neue, bombensichere Methode. Wenn du einen Mann nach den gleichen Kriterien aussuchst wie eine Handtasche, dann findest du unter Garantie einen, der perfekt zu dir passt", erklärte sie.
Jolenes Theorie besagt, dass Männer eine ganze Menge wunderbarer Dinge mit Handtaschen gemeinsam haben, wie beispielsweise die Tatsache, dass es für die besten eine Warteliste gibt. Bei manchen dauert es zwei Wochen (College-Jungs und preiswerte Shopper von L. L. Bean), bei anderen drei Jahre (Männer mit Humor und Kroko-Birkin-Taschen von Hermès). Und selbst wenn man die vollen drei Jahre lang auf der Liste gestanden hat, kann es passieren, dass irgend so eine Zicke behauptet, mehr Anrecht auf das Teil zu haben und es dir vor der Nase wegschnappt. Jolene sagt immer, wenn du dir so ein richtig heißes Exemplar an Land gezogen hast, musst du es gut verstecken, sonst kommt deine beste Freundin und leiht es sich aus, ohne zu fragen. Aber für sie kommt es vor allem darauf an, überhaupt einen Mann zu haben, denn ihre größte Sorge ist, ohne Typ irgendwie nackt auszusehen.
"... weshalb es vollkommen verständlich ist, dass man als Frau unter Umständen verschiedene Modelle von Verlobten ausprobieren muss, bis man das gefunden hat, was wirklich zu einem passt", lautete Jolenes Schlussfolgerung.
Vielleicht hatte ich Jolene Morgan völlig falsch eingeschätzt: Insgeheim hatte ich sie immer für eins der oberflächlichsten Mädels von ganz New York gehalten, aber was Beziehungen angeht, scheint sie unerwartet tiefgründig zu sein. Manchmal geht man zu einer Babyparty, von der man sich nichts weiter erwartet als ein Gespräch über die Vorteile eines geplanten Kaiserschnitts (man kann sich das Sternzeichen des Babys aussuchen), und am Schluss hat man eine ganze Menge über das Leben gelernt. Kaum war ich wieder zu Hause, schickte ich Julie eine E-Mail:
An: JulieBergdorf@attglobal.net
Von: Moi@moi.com
Re: Was ein Glück!
Komme gerade von Mimis Babyparty. Darling, wo warst Du? Jolene, K.K. und Cari sind allesamt verlobt. Habe heute Nachmittag himmelweiten Unterschied festgestellt zwischen Chloé-Jeans-Glück und Verlobungsringglück. Ich meine, hast Du auch nur die leiseste Ahnung, was für einen atemberaubenden Teint man bekommt, wenn man verlobt ist?
Julie Bergdorf ist meine beste Freundin, seit wir uns in dem Appartement kennen gelernt haben, das sie und ihre Mutter im Hotel The Pierre bewohnten, und zwar genau an der Ecke Fifth und Sixty-first Street. Sie war damals elf - und schon Kaufhauserbin. Ihr Urgroßvater hat Bergdorf Goodman gegründet und eine Kette von Filialen in ganz Amerika eröffnet, weshalb Julie immer behauptet, sie habe mindestens 100 Millionen Dollar auf der Bank, "und keinen Cent mehr". Als Teenager hatte Julie nach der Schule meist nichts Besseres zu tun, als bei Bergdorf auf Klautour zu gehen. Sie betrachtet Bergdorf eigentlich immer noch als ihre persönliche Kleiderkammer, obwohl sie schon vor Jahren einen Großteil davon an Neiman Marcus verkauft haben. Das Beste, was sie je gestohlen hat, war ein Fabergé-Ei, über und über mit Rubinen besetzt, aus dem Besitz von Katharina der Großen. Als Entschuldigung für ihr liebstes Kinderhobby brachte sie immer an, dass sie "die ganzen Sachen so schön fand. Ich meine, die Woolworth-Kinder waren echt übel dran, die mussten Kloreiniger klauen und so was, aber ich habe immer den Kram mitgehen lassen, der Stil hatte, wie Maßhandschuhe aus Ziegenleder."
Julies Lieblingswörter sind übel und Stil. Einmal hat Julie gesagt, sie wünschte, es gäbe nichts Übles auf der Welt, und ich habe ihr geantwortet, wenn es nichts gäbe, was richtig übel ist, dann gäbe es auch nichts, was richtig Stil hat. Man braucht einfach den Übel-Faktor, als Gegengewicht. Sie: Oh, also so in dem Stil wie: Wenn es keine armen Leute gibt, dann gibt es auch keine reichen?, und ich darauf: Na ja, ich meinte eigentlich, wenn man immer glücklich wäre, woher wüsste man dann noch, dass man glücklich ist? Sie: Weil man eben immer glücklich wäre. Ich: Nein, man muss manchmal auch unglücklich sein, damit man weiß, was Glück bedeutet. Julie runzelte die Stirn und sagte: "Hast Du wieder den New Yorker gelesen?" Julie hält seriöse Medien wie die Zeitschrift New Yorker und den Sender PBS für abgrundtief böse und langweilig und ist der Meinung, alle sollten stattdessen lieber was Unterhaltsames wie US Weekly lesen und den E! Entertainment Channel gucken.Unsere Mütter sind beide typische Vertreterinnen von Philadelphias weißer, protestantischer, englischstämmiger Oberschicht und waren in den Siebzigern die besten Freundinnen. Ich bin in England aufgewachsen, weil mein Vater Engländer ist und meine Mutter bis heute der Meinung ist, in England sei sowieso alles "besser". Aber in England gibt es kaum Kaufhauserbinnen, und Mom war viel daran gelegen, dass ich eine als Freundin haben sollte. Julies Mutter wiederum war der Ansicht, ich könnte ihrer Tochter vielleicht ein paar Manieren beibringen. Also schickten sie uns Jahr für Jahr gemeinsam in ein Sommercamp in Connecticut. Natürlich ohne zu ahnen, dass wir schnurstracks den nächsten Zug zurück nach New York nahmen, sobald sie uns abgesetzt und sich selbst auf den Weg zum Familienanwesen der Bergdorfs in Nantucket gemacht hatten.
Wie dem auch sei, wenn man dem Gerede der Leute glaubt, bin ich eine echte kleine Champagnerperle von einem Stadtmädel - New York ist die einzige Stadt, die Wert darauf legt, dass dort Mädels leben - und führe das perfekte Party-Girl-Leben, gesetzt den Fall, man sieht das als perfektes Leben an. Ich würde das sonst keiner Menschenseele sagen, aber manchmal schaue ich vor einer dieser Partys in den Spiegel und entdeckte jemanden, der aussieht, als sei er geradewegs einem Film wie Fargo entsprungen. Ich habe mal gehört, alle Mädels in Manhattan litten unter solchen Erschöpfungszuständen. Aber zugeben würden die das nie. Julie kriegt die Fargos immer so schlimm, dass sie es nie schafft, ihr Appartement im The Pierre rechtzeitig zu verlassen, wenn sie mal pünktlich sein müsste.
Alle denken, das Party-Girl-Leben sei das beste Leben, das man hier führen kann. Tatsächlich ist es aber, vor allem in Kombination mit einem Job, unheimlich kräftezehrend. Aber das traut sich niemand zu sagen, schließlich will man nicht undankbar erscheinen. Die Leute in New York sagen immer nur "Alles wunderbar!", selbst wenn sie Pillen gegen ihre Depressionen schlucken. Aber es hat auch seine Vorteile. Zum Beispiel muss man für wichtige Sachen wie Maniküre oder Pediküre, Highlights oder Räumungsverkäufe nie auch nur einen Cent bezahlen. Der Nachteil ist, dass diese kleinen Gefälligkeiten einem manchmal das gesellschaftliche Leben zur Hölle machen können - glauben Sie mir, wenn Sie der Tochter Ihres Dermatologen bei der nächsten Modenschau von Prada keinen Platz in der ersten Reihe besorgen, dann klingelt Tag und Nacht das Telefon.
So war ich letzten Dienstag im Stadthaus meiner Freundin Mimi an der Ecke Sixty-third und Madison, wo sie ihre "supilässige Babyparty" feierte. "Nur wir Mädels, ganz unter uns", wie sie sagte. Es gab drei Bedienungen pro Gast, von Hand gefertigte rosa Kekse von der Patisserie Payard auf der Lexington und Babystiefelchen aus Schokolade von Fauchon. Das Ganze war ungefähr so lässig wie die Amtseinführung des Präsidenten. Niemand aß auch nur einen einzigen Krümel, was bei Babypartys in der Upper East Side zum Standard-Protokoll gehört. Ich kam gerade zur Tür herein, da klingelte mein Handy.
"Hallo?", sagte ich.
"Du brauchst dringend Highlights", kreischte eine verzweifelte Stimme. Es war George, mein Friseur. Zu George gehe ich, wenn ich keinen Termin bei Ariette bekomme, also praktisch immer, weil die eigentlich ständig mit Julies Terminen ausgebucht ist.
"Bist du in Arizona?", fragte ich. (Hier sagen alle "Arizona" statt "Entzug". Viele New Yorker Friseure sind beinahe jeden Monat in Arizona.)
"Gerade zurückgekommen", antwortete er. "Wenn du nicht bald auf Blond umsteigst, wirst du ein sehr einsames Mädchen", fuhr George mit Tränen in der Stimme fort.
Auch wenn man annehmen könnte, George als Friseur müsste es doch eigentlich wissen, erklärte ich ihm noch mal, dass Brünette wie ich nicht auf Blond umsteigen können.
"In New York schon", erwiderte er erstickt.
Es endete damit, dass ich die Zeremonie des Geschenkeauspackens verpasste, weil ich in Mimis Bibliothek saß und mit George über verschiedene Suchttypen diskutierte und all die Einzeiler zu hören bekam, die er beim Entzug aufgeschnappt hatte, wie zum Beispiel "Sag, was du meinst, und meine, was du sagst, aber sei nicht gemein, wenn du es sagst." Jedes Mal, wenn George einen Entzug macht, klingt er hinterher etwas mehr wie der Dalai Lama. Ich persönlich bin der Meinung, wenn Friseure schon tiefsinnige Einsichten zum Besten geben, dann sollten sie sich dabei auf das Thema Haare beschränken. Wie dem auch sei, niemand fand Georges Verhalten seltsam, weil jeder bei gesellschaftlichen Ereignissen Anrufe von seinen Beauty-Experten entgegennimmt. Glücklicherweise war ich nicht dabei, als Mimi mein Geschenk auspackte, eine Komplettausgabe der Werke von Beatrix Potter. Sie ist beinahe ausgeflippt, weil das mehr Bücher waren, als sie je in ihrem Leben gelesen hatte. Jetzt ist mir auch klar, warum die meisten Mädels bei solchen Partys Babymode von Bonpoint verschenken und nicht irgendwelche fragwürdige Literatur.
Manchmal fressen Friseure und ihre Süchte und die Partys und die Räumungsverkäufe so viel Zeit, dass es schon in Arbeit ausartet und man sich nicht mehr auf seinen richtigen Job konzentrieren kann. (Und ich habe tatsächlich an einen richtigen Job zu denken - mehr dazu später.) Aber so ist es nun mal in Manhattan. Es fängt ganz langsam an, und ehe man sich's versieht, ist man jeden Abend unterwegs, arbeitet wie eine Verrückte und rupft sich heimlich mit Wachs die Haare aus der Nase wie alle anderen auch. Und dann dauert es nicht mehr lange, bis man überzeugt ist, ohne Nasenhaareausrupfen würde die Welt untergehen.
Ehe ich den übrigen Klatsch von Mimis Party zum Besten gebe, hier noch ein paar meiner Charakterzüge, die Sie vielleicht interessieren könnten:
1. Fließend Französisch, mit Aussetzern. Ich bin ganz groß bei Wörtern wie moi und très, mit denen man als Mädel eigentlich überall durchkommt. Ein paar unfreundliche Zeitgenossen haben mir klar machen wollen, deswegen spräche ich ja nicht gleich fließend, aber da kann ich nur sagen, na, umso besser, denn wenn ich wirklich perfekt fließend Französisch spräche, dann würde mich niemand mehr mögen, weil niemand perfekte Mädels mag, oder?
2. Immer um das Wohlergehen anderer besorgt. Wenn einem zum Beispiel ein zuvorkommender Milliardär einen Flug von New York nach Paris in seinem PJ (das ist die New Yorker Abkürzung für Privatjet) anbietet, dann ist man moralisch dazu verpflichtet, ja zu sagen - denn das bedeutet schließlich, dass die Person, neben der man auf dem Linienflug gesessen hätte, jetzt zwei Sitze für sich alleine zur Verfügung hat, und das ist für die doch der pure Luxus. Und wenn man im PJ müde wird, kann man sich im Schlafzimmer ein bisschen hinlegen, wohingegen ich, so gründlich ich auch schon danach gesucht habe, auf einer American Airlines 767 noch nie ein Schlafzimmer entdecken konnte. Wenn es um das Wohl anderer geht, sage ich, nimm immer den Privatjet.
3. Tolerant. Wenn ein Mädel die Manolo-Blahnik-Stilettos der vergangenen Saison trägt, kündige ich ihr nicht automatisch die Freundschaft. Ich meine, man weiß ja nie, ob es im Grunde nicht eine wirklich super-nette Person ist, die da in diesen Schuhen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum rumstöckelt. (Manche Mädels in New York sind so unbarmherzig, die reden mit keiner, die nicht die Schuhe der kommenden Saison trägt - und das ist ja nun doch ein bisschen viel verlangt.)
4. Gesunder Menschenverstand. Damit bin ich reich gesegnet. Man muss einfach wissen, an welchen Tagen es eine totale Verschwendung wäre, sich zu schminken.
5. Magister in Englischer Literatur. Kein Mensch kann es fassen, dass ein Mädel, das so verrückt ist nach Chloé-Jeans wie ich, in Princeton studiert hat, aber als ich es einem der Mädels bei der Babyparty erzählt habe, zirpte die: "O mein Gott! Elite-Uni! Dann bist du ja so was wie ein weiblicher Stephen Hawking." Also, jemand mit so viel Hirn wäre nie im Leben so bescheuert, 325 Dollar für eine Jeans von Chloé hinzublättern, aber ich kann einfach nicht anders, wie die meisten New Yorker Mädels. Ich kann es mir leisten, 325 Dollar für eine Chloé-Jeans auszugeben, weil der oben erwähnte Job darin besteht, Artikel für ein Modemagazin zu verfassen, in dem regelmäßig behauptet wird, 325 Dollar für eine Jeans auszugeben mache uns Frauen unbeschreiblich glücklich. (Ich habe alle anderen Jeans ausprobiert - Rogan, Seven, Earl, Juicy, Blue Cult -, aber ich kehre immer wieder zum Klassiker zurück, Chloé. Die macht einfach was mit deinem Hintern, was die anderen nicht schaffen.) Was mir außerdem bei der Finanzierung meiner Sucht hilft, ist, wenn ich um die Miete für mein Appartement in der Perry Street herumkomme. Das passiert des Öfteren, denn mein Vermieter hat anscheinend nichts dagegen, anders auf seine Kosten zu kommen. Wenn ich ihn beispielsweise auf einen dreifachen Espresso zu mir einlade, mindert er meine Miete um über 100 Prozent. Ich sage immer, spare in der Zeit, so hast du in der Not, was eigentlich ein blödes Klischee ist, das die Briten im Krieg aufgebracht haben, damit die Kinder ihr Vollkornbrot aßen - aber wenn ich das sage, dann meine ich damit, spar dir das Geld für die dämliche Miete, dann kannst du es für Chloé-Jeans zum Fenster rausschmeißen.
6. Pünktlich. Ich stehe jeden Morgen um 10.30 Uhr auf, und keine Minute früher.
7. Knauserig. Man kann auch sparsam sein, wenn man einen teuren Geschmack hat. Bitte verraten Sie das keiner Menschenseele, denn manche Mädels macht das furchtbar neidisch, aber ich muss kaum eins meiner Kleidungsstücke bezahlen. Es ist so: New Yorker Modedesigner verschenken für ihr Leben gerne Klamotten. Manchmal frage ich mich, ob Modedesigner, die ich persönlich für Genies halte, in Wirklichkeit Vollidioten sind, was viele gemeine Menschen immer behaupten. Ist es nicht ziemlich dämlich, Sachen einfach zu verschenken, wenn man sie genauso gut für teures Geld verkaufen könnte? Aber irgendwie müssen hinter dieser besonderen Art der Dämlichkeit extrem kluge Köpfe stecken, denn die Leute vom Typ Modedesigner besitzen anscheinend allesamt mindestens vier Häuser mit exklusiver Einrichtung (auf St. Barth, in Aspen, Biarritz, Paris), wohingegen all die klugen Menschen mit normalen Jobs, die Sachen gegen Geld verkaufen, allesamt höchstens ein spärlich möbliertes Häuschen ihr Eigen nennen. Ich bleibe also bei meiner Meinung, dass Modedesigner Genies sind, denn man muss schon ein Genie sein, um mit dem Verschenken teurer Sachen Geld zu verdienen.
Alles in allem kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass mein Wertesystem intakt ist, trotz der vielen Versuchungen, die New York so bietet und die aus manchen Mädels leider verwöhnte kleine Prinzessinnen gemacht haben.
Wo wir gerade bei Prinzessinnen sind: Auf Mimis Babyparty tummelte sich die Park-Avenue-Version davon. Alle waren da, bis auf Julie - seltsamerweise -, die größte Prinzessin von allen. Die schicksten Mädchen trugen allesamt den 325-Dollar-Chloé-Jeans-Look. Sie sahen unbeschreiblich glücklich aus. Und dann war da noch ein anderes Grüppchen, die alle den Harry-Winston-Diamantverlobungsring-Look trugen, und da kann ich nur sagen, da ist überglücklich noch untertrieben. Jolene Morgan, Cari Phillips (die den größten Ring trug, aber den hatte sie schließlich auch zum Freundschaftspreis bekommen, weil ihre Mutter eine geborene Winston war) und K. K. Adams gehörten zu dieser Gruppe. Sie sonderten sich ziemlich bald von der eigentlichen Party ab und hielten ein Verlobungsring-Gipfeltreffen in Mimis Schlafzimmer ab, das so riesig ist, dass man ein halbes Studentenwohnheim darin unterbringen könnte. Und alles mit taubengrauem Chintz gepolstert, sogar die Innenseiten ihrer Schränke. Als ich den armen George endlich genügend aufgebaut und wieder aus der Leitung hatte, ging ich zu ihnen. Jolene - kurvenreich und blond und blass und eine Verehrerin von Sophie Dahl, weil die angeblich noch nie auch nur einen Zeh in die Sonne gehalten hat - war schon zwei Mal verlobt. Ich fragte nach, wie sie sich sicher sein konnte, diesmal den Richtigen erwischt zu haben.
"Oh, babyleicht! Ich habe eine neue, bombensichere Methode. Wenn du einen Mann nach den gleichen Kriterien aussuchst wie eine Handtasche, dann findest du unter Garantie einen, der perfekt zu dir passt", erklärte sie.
Jolenes Theorie besagt, dass Männer eine ganze Menge wunderbarer Dinge mit Handtaschen gemeinsam haben, wie beispielsweise die Tatsache, dass es für die besten eine Warteliste gibt. Bei manchen dauert es zwei Wochen (College-Jungs und preiswerte Shopper von L. L. Bean), bei anderen drei Jahre (Männer mit Humor und Kroko-Birkin-Taschen von Hermès). Und selbst wenn man die vollen drei Jahre lang auf der Liste gestanden hat, kann es passieren, dass irgend so eine Zicke behauptet, mehr Anrecht auf das Teil zu haben und es dir vor der Nase wegschnappt. Jolene sagt immer, wenn du dir so ein richtig heißes Exemplar an Land gezogen hast, musst du es gut verstecken, sonst kommt deine beste Freundin und leiht es sich aus, ohne zu fragen. Aber für sie kommt es vor allem darauf an, überhaupt einen Mann zu haben, denn ihre größte Sorge ist, ohne Typ irgendwie nackt auszusehen.
"... weshalb es vollkommen verständlich ist, dass man als Frau unter Umständen verschiedene Modelle von Verlobten ausprobieren muss, bis man das gefunden hat, was wirklich zu einem passt", lautete Jolenes Schlussfolgerung.
Vielleicht hatte ich Jolene Morgan völlig falsch eingeschätzt: Insgeheim hatte ich sie immer für eins der oberflächlichsten Mädels von ganz New York gehalten, aber was Beziehungen angeht, scheint sie unerwartet tiefgründig zu sein. Manchmal geht man zu einer Babyparty, von der man sich nichts weiter erwartet als ein Gespräch über die Vorteile eines geplanten Kaiserschnitts (man kann sich das Sternzeichen des Babys aussuchen), und am Schluss hat man eine ganze Menge über das Leben gelernt. Kaum war ich wieder zu Hause, schickte ich Julie eine E-Mail:
An: JulieBergdorf@attglobal.net
Von: Moi@moi.com
Re: Was ein Glück!
Komme gerade von Mimis Babyparty. Darling, wo warst Du? Jolene, K.K. und Cari sind allesamt verlobt. Habe heute Nachmittag himmelweiten Unterschied festgestellt zwischen Chloé-Jeans-Glück und Verlobungsringglück. Ich meine, hast Du auch nur die leiseste Ahnung, was für einen atemberaubenden Teint man bekommt, wenn man verlobt ist?
Julie Bergdorf ist meine beste Freundin, seit wir uns in dem Appartement kennen gelernt haben, das sie und ihre Mutter im Hotel The Pierre bewohnten, und zwar genau an der Ecke Fifth und Sixty-first Street. Sie war damals elf - und schon Kaufhauserbin. Ihr Urgroßvater hat Bergdorf Goodman gegründet und eine Kette von Filialen in ganz Amerika eröffnet, weshalb Julie immer behauptet, sie habe mindestens 100 Millionen Dollar auf der Bank, "und keinen Cent mehr". Als Teenager hatte Julie nach der Schule meist nichts Besseres zu tun, als bei Bergdorf auf Klautour zu gehen. Sie betrachtet Bergdorf eigentlich immer noch als ihre persönliche Kleiderkammer, obwohl sie schon vor Jahren einen Großteil davon an Neiman Marcus verkauft haben. Das Beste, was sie je gestohlen hat, war ein Fabergé-Ei, über und über mit Rubinen besetzt, aus dem Besitz von Katharina der Großen. Als Entschuldigung für ihr liebstes Kinderhobby brachte sie immer an, dass sie "die ganzen Sachen so schön fand. Ich meine, die Woolworth-Kinder waren echt übel dran, die mussten Kloreiniger klauen und so was, aber ich habe immer den Kram mitgehen lassen, der Stil hatte, wie Maßhandschuhe aus Ziegenleder."
Julies Lieblingswörter sind übel und Stil. Einmal hat Julie gesagt, sie wünschte, es gäbe nichts Übles auf der Welt, und ich habe ihr geantwortet, wenn es nichts gäbe, was richtig übel ist, dann gäbe es auch nichts, was richtig Stil hat. Man braucht einfach den Übel-Faktor, als Gegengewicht. Sie: Oh, also so in dem Stil wie: Wenn es keine armen Leute gibt, dann gibt es auch keine reichen?, und ich darauf: Na ja, ich meinte eigentlich, wenn man immer glücklich wäre, woher wüsste man dann noch, dass man glücklich ist? Sie: Weil man eben immer glücklich wäre. Ich: Nein, man muss manchmal auch unglücklich sein, damit man weiß, was Glück bedeutet. Julie runzelte die Stirn und sagte: "Hast Du wieder den New Yorker gelesen?" Julie hält seriöse Medien wie die Zeitschrift New Yorker und den Sender PBS für abgrundtief böse und langweilig und ist der Meinung, alle sollten stattdessen lieber was Unterhaltsames wie US Weekly lesen und den E! Entertainment Channel gucken.Unsere Mütter sind beide typische Vertreterinnen von Philadelphias weißer, protestantischer, englischstämmiger Oberschicht und waren in den Siebzigern die besten Freundinnen. Ich bin in England aufgewachsen, weil mein Vater Engländer ist und meine Mutter bis heute der Meinung ist, in England sei sowieso alles "besser". Aber in England gibt es kaum Kaufhauserbinnen, und Mom war viel daran gelegen, dass ich eine als Freundin haben sollte. Julies Mutter wiederum war der Ansicht, ich könnte ihrer Tochter vielleicht ein paar Manieren beibringen. Also schickten sie uns Jahr für Jahr gemeinsam in ein Sommercamp in Connecticut. Natürlich ohne zu ahnen, dass wir schnurstracks den nächsten Zug zurück nach New York nahmen, sobald sie uns abgesetzt und sich selbst auf den Weg zum Familienanwesen der Bergdorfs in Nantucket gemacht hatten.
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Autoren-Porträt von Plum Sykes
Plum Sykes ist Britin und lebt sein ein paar Jahren in New York, wo sie zunächst mit ihrer Vogue-Kolumne »Fashion Fiction« Furore machte, später dann mit ihrem Debütroman »Bergdorf Blondes«. Sie ist die erfolgreichste Modejournalistin Amerikas und »jene Bestsellerautorin, die gerade die Geheimnisse reicher New Yorkerinnen ausgeplaudert hat und dabei zum Star geworden ist. Ihre Rehaugen, ihr britischer Zicken-Akzent, die Supermodel-Beine, die nur in einer Strechlimousine Platz finden, das Oxfordstudium: eine bestrickende Kombination.«
Bibliographische Angaben
- Autor: Plum Sykes
- 2008, Sonderausg., 349 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Tichy, Martina; Retterbush, Stefanie
- Übersetzer: Stefanie Retterbush, Martina Tichy
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442467225
- ISBN-13: 9783442467228
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