Tod eines Lehrers / Peter Brandt Bd.1
Als Oberstudienrat Schirner ermordet und grausam verstümmelt aufgefunden wird, reagiert seine Umgebung zunächst fassungslos: Der Lehrer war überall beliebt und führte eine glückliche Ehe. Hauptkommissar Peter Brandt beginnt gründlicher in Schirners...
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Als Oberstudienrat Schirner ermordet und grausam verstümmelt aufgefunden wird, reagiert seine Umgebung zunächst fassungslos: Der Lehrer war überall beliebt und führte eine glückliche Ehe. Hauptkommissar Peter Brandt beginnt gründlicher in Schirners beruflichem Umfeld zu recherchieren und entdeckt, dass an dem Gymnasium Dinge vorgingen, die offenbar nicht an die Öffentlichkeit dringen sollten. In diesem Roman begegnet dem Fan von Andreas Franz Krimis ein neues Ermittlerduo: der unkonventionelle Hauptkommissar Peter Brandt und die coole Offenbacher Jung-Staatsanwältin Elvira Klein. Für Zündstoff sorgen ihre gegensätzlichen Charaktere - für Spannung die bewährte Hand des Erfolgsautors!
Ein neues Ermittlerduo betritt die Bühne!
Tod einesLehrers von Andreas Franz
LESEPROBE
Mittwoch, 11.35 Uhr
Georg-Büchner-Gymnasium. Peter Brandt und Nicole Eberlbegaben sich ins Sekretariat, wiesen sich aus und baten darum, den Direktorsprechen zu dürfen. Die Sekretärin sagte, er unterrichte gerade, weil einigeLehrer krankheitsbedingt ausgefallen seien, doch Brandt bestand darauf, dasser aus der Klasse geholt wurde. Die kleine pummelige Frau sah Brandt für einenMoment unsicher an und fragte: »Ist irgendetwas passiert?«
»Das würden wir gerne mit Herrn Drescher persönlich besprechen.Wenn Sie ihn jetzt bitte holen wollen.«
Sie warteten fünf Minuten, bis sie mit einem etwafünfzigjährigen, sehr jugendlich wirkenden Mann zurückkam, der offensichtlichwenig Verständnis zeigte, seinen Unterricht unterbrechen zu müssen. Er trugeinen grauen Anzug, darunter ein blaues Hemd und eine ebenfalls blau karierteKrawatte. Brandt wunderte sich, hatte er doch seit der Einschulung seinerTöchter die jeweiligen Lehrer immer nur in Jeans oder Cordhosen und Pullis oderFlanellhemden angetroffen.
»Drescher«, stellte er sich vor und reichte erst Eberl, dannBrandt die Hand. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wir würden uns gerne ungestört mit Ihnen unterhalten. Am bestenin Ihrem Büro.«
»Wenn Sie mir bitte folgen wollen, es ist gleich hiervorne.« Er instruierte seine Sekretärin, in den nächsten Minuten nicht gestörtzu werden, und machte die Tür hinter sich zu. Er bat die Beamten, Platz zunehmen, er selbst setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
»Herr Drescher, wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dasseiner Ihrer Lehrer, Herr Schirner, heute Nacht einem Verbrechen zum Opfergefallen ist.«
»Bitte was? Schirner?« Drescher sah Brandt mit diesemungläubigen Wollen-Sie-mich-auf-den-Arm-nehmen-Blick an, während er sich nachvorn beugte, die Hände gefaltet. »Was ist passiert?«
»Das wissen wir selbst noch nicht genau. Er wurde heute Morgenunweit seiner Wohnung gefunden.«
»Das darf doch nicht wahr sein! Ausgerechnet Schirner,einer unserer besten und beliebtesten Lehrer. Deswegen ist er also heute nichtzum Unterricht erschienen. Ich habe mich schon gewundert, denn das ist soüberhaupt nicht seine Art, einfach unentschuldigt fernzubleiben. Er ist dieZuverlässigkeit in Person. Seit fast fünfundzwanzig Jahren ist er hier an derSchule, und er war seit drei Jahren mein Stellvertreter. Sein Tod ist einherber Schlag für die ganze Schule. Er wird nur schwer, ich wage sogar zubehaupten, gar nicht zu ersetzen sein. Herr Schirner war noch ein Lehrer vomalten Schlag, für den sein Beruf gleichzeitig Berufung war. Er genoss sowohlbei den Kollegen als auch bei den Schülern große Beliebtheit, weshalb er auchseit fünf Jahren Vertrauenslehrer ist.« Er lehnte sich zurück, holte tief Luftund fuhr fort: »Diese Nachricht muss ich wirklich erst einmal verkraften. Dadenkt man immer, so etwas könnte hier nicht passieren, und dann ...«
»Bei aller Beliebtheit, gab es eventuell auch Personen, dieihm nicht so wohl gesonnen waren?«, fragte Brandt.
Drescher schüttelte den Kopf. »Nein, da fällt mir beimbesten Willen keiner ein. Wissen Sie, Schirner ist der dienstälteste Lehrer andieser Schule. Viele kommen, viele gehen. Ich selbst bin auch erst seit sechsJahren hier, und ich kann nur Positives über ihn berichten. Er wird uns allensehr fehlen.«
»Dennoch müssen wir den gesamten Lehrkörper befragen undauch die Schüler, die er zuletzt unterrichtet hat. Von seiner Frau wissen wir,dass er Mathematik, Physik und Ethik unterrichtet hat. Ist das korrekt?«
»Ja. Das mag zwar eine seltsame Kombination sein, aber es warihm wichtig, den Heranwachsenden ethische und moralische Werte zu vermitteln,die in unserer heutigen Welt anscheinend kaum noch zählen. Als er letztenHerbst seinen Fünfzigsten feierte, haben ihm die Schüler einen riesigenFresskorb und eine Schallplatte geschenkt, nach der er schon seit Jahrenvergeblich gesucht hatte. Daran können Sie in etwa ermessen, welchen Stellenwerter bei den Schülern eingenommen hat. Er war nicht nur ein Lehrer, er war einVater und ein Menschenfreund.«
»Und doch muss es jemanden geben, der ihn gehasst hat. MancheMenschen tragen viele Mäntel und kennen sich in der Garderobe gut aus«,bemerkte Brandt trocken.
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte Drescher mithochgezogenen Augenbrauen.
»Unwichtig. Ihnen fällt also von den Schülern oder Lehrern keinerein, der mit Schirner nicht so gut zurechtkam? Oder anders ausgedrückt - esmuss doch auch Schüler oder ehemalige Schüler geben, die ihn nicht mochten.«
»Ich kann Ihnen da leider nicht weiterhelfen, denn HerrSchirner war durch die Bank weg beliebt, auch wenn Ihnen das vielleicht nichtpasst. Aber natürlich gibt es auch hin und wieder Schüler, die sich ungerechtbehandelt fühlen, wir Lehrer sind schließlich auch nur Menschen, aber deshalbbegeht man nicht gleich einen Mord.«
»Zu allen Zeiten haben Menschen schon aus scheinbar nichtigenGründen einen Mord oder sogar mehrere begangen. Und was Schulen angeht, ichbrauche da nur an Erfurt zu erinnern.«
»Ich bitte Sie«, entrüstete sich Drescher, »Erfurt war eineganz andere Geschichte, mit einem völlig anderen Hintergrund.«
»Schau mer mal. Wir würdengerne so bald wie möglich mit unserer Befragung beginnen. Wann ist die nächstePause?«
»Viertel nach zwölf.« (...)
© 2004 by Knaur Taschenbuch
Interview mit Andreas Franz
Es hatlange gedauert, ehe ein Buch von Ihnen von einem Verlag angenommen wurde undSie zu einem erfolgreichen Krimiautor wurden. Schreiben Sie gerne, oder istSchreiben vor allem harte Arbeit für Sie? Wie empfinden Sie es, nun einBestsellerautor zu sein?
Ich schreibe sogar sehr gerne, aber es ist auch harteArbeit, verdammt harte Arbeit. Doch wie empfinde ich es, nun einBestsellerautor zu sein?! Bin ich überhaupt einer, nur weil ich ein paartausend Bücher mehr als ein paar andere verkaufe? Ich denke, das Problem ist,dass die meisten glauben, Bestsellerautormüsste gleichbedeutend sein mit Bestverdiener.Das ist jedoch ein Riesenirrtum. Es gibt überall, auch hierzulande,Bestsellerautoren, die Millionen verdienen, ich hingegen bin froh, dass ichmeine Familie einigermaßen über die Runden bringen kann. Ein weiteres Problemist, dass z.B. ein Grisham oder Crichton oder eine Walters oder Cornwell oder George und viele andere schon Monate vorErscheinen ihres neuen Werks - ganz gleich wie gut oder miserabel es auch ist -medienwirksam von den Verlagen promotet werden, dazuerhalten sie Vorschüsse, von denen ich und auch andere Autoren jahrelangsorglos leben könnten. Für die oben genannten wird automatisch ein Platz in derBestsellerliste reserviert, doch wenn ich mir zu vielen derer Bücher dieLeserrezensionen anschaue, dann weichen diese doch sehr häufig von der Meinungder Medienrezensenten ab. Seltsam, oder? Meine Leserschaft hat sich im Laufeder Jahre fast ausschließlich durch Mund-zu-MundPropaganda aufgebaut, und durch die Empfehlungen von Buchhändlern, denen ichsehr, sehr dankbar bin. Das heißt aber auch, dass ich noch lange Zeit hartweiterarbeiten muss, bevor ich mir mal einen Burnoutoder einen richtig langen Urlaub leisten kann, von einem schicken Haus ganz zuschweigen. Aber schau mer mal, was die Zukunftbringt. Ich lebe nach dem Motto - cogito ergo sum, ich denke, also bin ich. Und ich hoffe, noch langedenken und auch beobachten zu können. Und sollte irgend jemand nach demGelesenen meinen, ich wäre nur neidisch auf die Großverdiener - falsch, imGegenteil, ich schreibe wenigstens noch selbst und bin froh und dankbar, einenBeruf ausüben zu können, von dem ich immer geträumt habe.
1970 haben Siedas Gymnasium verlassen und eine Sprachschule besucht, um "etwas Ordentlichesaus meinem Leben zu machen." Ist Ihnen das gelungen?
Ich denke schon. Schreiben war ein lang gehegter Traum, derWirklichkeit wurde. Was kann es Schöneres und Erfüllteresgeben?!
Es gibt immerwieder Polizisten, die an dem, was sie über Jahre sehen, seelisch zerbrechen.Wie wird innerhalb der Polizei mit psychischen Problemen umgegangen? Welche Artvon Hilfe ist hier überhaupt möglich?
Es gibt Polizeipsychologen, die sich um z.B. traumatisierteBeamte kümmern, die mit schrecklichen Bildern konfrontiert wurden. Allerdingsreden viele Beamte nicht über ihre Probleme, sondern fangen etwa an zu trinken,häusliche Gewalt findet man in dieser Berufsgruppe auch nicht selten, dieScheidungsrate ist relativ hoch. Welche Hilfe überhaupt möglich ist ich weißes nicht.
In IhrenKrimis geht es häufig um verschiedene Formen des Missbrauchs. Was bedeutetIhnen dieses Thema?
Missbrauch jedweder Form ist für mich verabscheuungswürdig, weiler nicht nur häufig den Körper verletzt, sondern vor allem die Seele tötet.Und ich gebe zu, es macht mich unendlich wütend, wenn ich wieder einmal voneinem besonders gravierenden Fall höre. In meinen Büchern spielt Missbraucheine große Rolle, denn ich möchte meine Leser auch zum Nachdenken anregen.Kinder können sich nicht wehren, sie schreien ihren Schmerz nach innen undhaben nur sehr selten eine Chance, ihrem Peiniger zu entkommen. Und ich sprecheauch aus eigener Erfahrung, da ich in meiner Kindheit fast vierzehn Jahremiterleben musste, wie meine Mutter beinahe täglich misshandelt und missbrauchtwurde. Deshalb an alle Männer: Finger weg von Kindern und Frauen, es gibtandere Möglichkeiten, seine inneren und äußeren Konflikte zu lösen! Über dasVorwort meines ersten Romans "Jung, blond, tot" habe ich geschrieben: Wenn die Seele verbrennt, bleibt nichteinmal Asche. Missbrauch wird jedenfalls immer wieder mal in einem meinerBücher vorkommen, es wird allerdings kein Dauerthema sein.
Fast alle vonIhnen beschriebenen Fälle beruhen auf wahren Begebenheiten. Sie haben guteKontakte zur Frankfurter Polizei. Gleichzeitig sagen Sie - wie mit ähnlichenWorten übrigens auch Henning Mankell: "DieWirklichkeit sieht allemal düsterer aus, als meine Phantasie es zulässt." Wiepasst das zusammen? Welche Wirklichkeiten verschließen sich Ihnen beimSchreiben?
Es ist richtig, dass ich das gesagt habe. Jedes Mal, wennich mit Kripobeamten spreche, erfahre ich, wie skrupellos manche Menschenvorgehen, so skrupellos, dass meine Phantasie nicht ausreicht, um mir diesauszudenken. Allerdings erhalte ich so nach und nach Einblick in Abgründe, diedie wenigsten sehen oder sehen wollen. Dabei handelt es sich nicht nur um"einfache" Mörder oder Serientäter, sondern auch um die kriminellenMachenschaften in Politik und Wirtschaft. Es ist ein dichtes und immer dichterwerdendes Netz der organisierten Kriminalität, die mittlerweile alle Bereichedes politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens infiltriert oder sogarunter Kontrolle hat. Und das ist erschreckend, aber nicht mehr zu ändern.
Die Personenin Ihren Romanen sind psychologisch sehr einfühlsam gezeichnet. Dabei fälltauf, dass insbesondere das Verhalten der Täter erklärt, ja manchmal geradezu"entschuldigt" wird. Glauben Sie, dass sich jede kriminelle Tatpsychologisch erklären lässt?
Dass ich Täterverhalten entschuldige, ist schlichtwegfalsch. Ich versuche lediglich zu ergründen, was einen Menschen zum Beispiel zueinem Mörder hat werden lassen. Und da gibt es unzählige Gründe, doch einer derhäufigsten - gerade bei Serienkillern - ist persönlich erlebter Missbrauch. Wieich oben bereits erwähnte, verletzt Missbrauch nicht nur den Körper, sonderntötet die Seele, vor allem, wenn dieser Missbrauch über einen längeren Zeitraumhinweg geschieht. Da ich selbst im Alter von fünfzehn Jahren mit einemSerienkiller befreundet war und seine Kindheitsgeschichte fast zwanzig Jahrespäter erfuhr (darauf beruht übrigens "Jung, blond, tot"), begann ich michintensiver mit dem Phänomen Serienkiller zu beschäftigen. Ich entschuldigenicht einen einzigen Mord, ich entschuldige aber auch nicht das, was dieseMenschen letztlich dazu getrieben hat, diese schrecklichen Taten zu begehen.Nur in dem Buch "Das achte Opfer" versuche ich, Verständnis für das Verhaltendes Täters zu wecken, denn dieses Buch beruht ebenfalls auf einer wahrenGeschichte, die mir von einem höchst resignierten Hauptkommissar, der seitbeinahe fünfunddreißig Jahren bei der Kripo ist, erzählt wurde. In besagtemBuch lege ich den Finger in eine Wunde und prangere unser Justizsystem an, wasdazu führte, dass ich mehrere wütende Briefe und Mails von Staatsanwälten undRichtern erhalten habe, in denen ich bezichtigt wurde, Selbstjustizgutzuheißen. Diese werten Damen und Herren sollten das Buch einmal nicht ausder juristischen, sondern der menschlichen Warte lesen. Außerdem sehe ich michweniger als Roman-, denn als Berichtautor, da fast alle von mirniedergeschriebenen Fälle auf wahren Begebenheiten beruhen - und ich merke anden Reaktionen meiner LeserInnen, dass genau dies anmeinen Büchern geschätzt wird. Und nein, ich glaube nicht, dass sich jedekriminelle Tat psychologisch erklären lässt, da manche Taten im Affekt oder ineinem Zustand geistiger Verwirrung geschehen und somit nicht erklärbar sind,nicht einmal von den Tätern. Eigentlich lassen sich die wenigsten Taten, ganzgleich welcher Art, psychologisch erklären, auch wenn manche sogenannte Gutachter und Psychologen das zu können meinen.Der menschliche Geist, die Psyche und die Emotionen sind dazu noch viel zuwenig erforscht.
Die Fragenstellte Ulrike Künnecke, Literaturtest.
- Autor: Andreas Franz
- 2005, 368 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Gisela Menza
- Verlag: DROEMER KNAUR
- ISBN-10: 3426625997
- ISBN-13: 9783426625996
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