Physikalischer Atlas zu Alexander von Humboldts KOSMOS
Angelegt als Illustration von Alexander von Humboldts...
Angelegt als Illustration von Alexander von Humboldts »Kosmos« zeigt Berghaus (1797 - 1884) bahnbrechender Atlas:
- Meteorologie und Klimatographie
- Hydrologie und Hydrographie
- Geologie
- Magnetismus der Erde
- Pflanzengeographie
- Geographie der Tiere
- Anthropographie
- Ethnographie
Die Bedeutung des Kosmos kann nicht besser beschrieben werden als mit Humboldts eigenen Worten: "Ich fange den Druck meines Werkes (des Werks meines Lebens) an. Ich habe den tollen Einfall, die ganze materielle Welt, alles was wir heute von den Erscheinungen der Himmelsräume, von den Nebelsternen bis zur Geographie der Moose auf den Granitfelsen wissen, alles in Einem Werke darzustellen, und in einem Werke, das zugleich in lebendiger Sprache anregt und das Gemüth ergötzt. Jede große und wichtige Idee, die irgendwo aufglimmt muß neben den Thatsachen hier verzeichnet sein."
Der große Naturforscher und Universalgelehrte läßt Muschelverkalkungen und Sternschnuppen vom Ursprung der Welt erzählen, berichtet von Schwarzen Löchern, fernen Korne der Schönheit der Natur der Tropen und des Eismeers. Er lehrt uns das Staunen und weckt in uns die Lust, weiter zu fragen: Wie schön wäre es doch, wenn man mehr wüßte ...
Humboldts populärwissenschaftlichen Kosmos-Vorlesungen, die die Keimzelle seines großer Werkes bilden, lauschte einst halb Berlin - vom Arbeiter bis zur Hofgesellschaft. Die Erstausgabe des Kosmos ist 1845 bis 1862 in fünf Bänden bei Cotta in Tübingen erschienen. Sie erreichte eine Auflage von 80000, für damalige Verhältnisse ein enormer Erfolg. Die Neuedition berücksichtigt erstmals auch alle von Humboldt vorgenommenen Korrekturen und Zusätze. Für die wissenschaftliche Zuverlässigkeit bürgen zwei ausgewiesene Humboldt-Experten: Ottmar Ette und Oliver Lubrich.
Kosmos von Alexander von Humboldt
LESEPROBE
KOSMOS
Entwurf einer physischen Weltbeschreibung
Ich übergebe am späten Abend eines vielbewegten Lebens dem deutschen Publikum ein Werk, dessenBild in unbestimmten Umrissen mir fast ein halbes Jahrhundert lang vor derSeele schwebte. In manchen Stimmungen habe ich dieses Werk für unausführbargehalten: und bin, wenn ich es aufgegeben, wieder, vielleicht unvorsichtig, zudemselben zurückgekehrt. Ich widme es meinen Zeitgenossen mit derSchüchternheit, die ein gerechtes Mißtrauen in das Maaß meiner Kräfte mir einflößen muß.Ich suche zu vergessen, daß lange erwartete Schriftengewöhnlich sich minderer Nachsicht zu erfreuen haben.
Wenn durch äußere Lebensverhältnisse und durch einenunwiderstehlichen Drang nach verschiedenartigem Wissen ich veranlaßtworden bin mich mehrere Jahre und scheinbar ausschließlich mit einzelnen Disciplinen: mit beschreibender Botanik, mit Geognosie, Chemie, astronomischen Ortsbestimmungen und Erdmagnetismusals Vorbereitung zu einer großen Reise-Expedition zu beschäftigen; so war dochimmer der eigentliche Zweck des Erlernens ein höherer. Was mir den Hauptantriebgewährte, war das Bestreben die Erscheinungen der körperlichen Dinge in ihremallgemeinen Zusammenhange, die Natur als ein durch innere Kräfte bewegtes undbelebtes Ganze aufzufassen. Ich war durch den Umgang mit hochbegabten Männernfrüh zu der Einsicht gelangt, daß ohne den ernstenHang nach der Kenntniß des Einzelnen alle große undallgemeine Weltanschauung nur ein Luftgebilde sein könne. Es sind aber dieEinzelheiten im Naturwissen ihrem inneren Wesen nach fähig wie durch eineaneignende Kraft sich gegenseitig zu befruchten. Die beschreibende Botanik,nicht mehr in den engen Kreis der Bestimmung von Geschlechtern und Arten festgebannt, führt den Beobachter, welcher ferne Länder undhohe Gebirge durchwandert, zu der Lehre von der geographischen Vertheilung der Pflanzen über den Erdboden nach Maaßgabe der Entfernung vom Aequatorund der senkrechten Erhöhung des Standortes. Um nun wiederum die verwickeltenUrsachen dieser Vertheilung aufzuklären, müssen dieGesetze der Temperatur-Verschiedenheit der Klimate wie der meteorologischen Processe im Luftkreise erspähet werden. So führt den wißbegierigen Beobachter jede Classevon Erscheinungen zu einer anderen, durch welche sie begründet wird oder dievon ihr abhängt.
Es ist mir ein Glück geworden, das wenige wissenschaftlicheReisende in gleichem Maaß mit mir getheilthaben: das Glück, nicht bloß Küstenländer, wie auf den Erdumseglungen, sonderndas Innere zweier Continente in weiten Räumen undzwar da zu sehen, wo diese Räume die auffallendsten Contraste der alpinischenTropenlandschaft von Südamerika mit der öden Steppennatur des nördlichen Asiensdarbieten. Solche Unternehmungen mußten, bei der ebengeschilderten Richtung meiner Bestrebungen, zu allgemeinen Ansichtenaufmuntern; sie mußten den Muth beleben unsredermalige Kenntniß der siderischen und tellurischenErscheinungen des Kosmos in ihrem empirischen Zusammenhange in einem einigenWerke abzuhandeln. Der bisher unbestimmt aufgefaßteBegriff einer physischen Erdbeschreibung ging so durch erweiterte Betrachtung,ja nach einem vielleicht allzu kühnen Plane, durch das Umfassen alles Geschaffenenim Erd- und Himmelsraume in den Begriff einer physischen Weltbeschreibung über.
Bei der reichen Fülle des Materials, welches der ordnendeGeist beherrschen soll, ist die Form eines solchen Werkes, wenn es sich irgendeines litterarischen Vorzugs erfreuen soll, vongroßer Schwierigkeit. Den Naturschilderungen darf nicht der Hauch des Lebensentzogen werden, und doch erzeugt das Aneinanderreihen bloß allgemeinerResultate einen eben so ermüdenden Eindruck als die Anhäufung zu vielerEinzelheiten der Beobachtung. Ich darf mir nicht schmeicheln soverschiedenartigen Bedürfnissen der Compositiongenügt, Klippen vermieden zu haben, die ich nur zu bezeichnen verstehe. Eineschwache Hoffnung gründet sich auf die besondere Nachsicht, welche das deutschePublikum einer kleinen Schrift, die ich unter dem Titel Ansichten der Naturgleich nach meiner Rückkunft aus Mexicoveröffentlicht, lange Zeit geschenkt hat. Diese Schrift behandelte einzelne Theile des Erdelebens (Pflanzengestaltung, Grasfluren undWüsten) unter generellen Beziehungen. Sie hat mehr durch das gewirkt, was siein empfänglichen, mit Phantasie begabten jungen Gemüthernerweckt hat, als durch das, was sie geben konnte. In dem Kosmos, an welchem ichjetzt arbeite, wie in den Ansichten der Natur habe ich zu zeigen gesucht, daß eine gewisse Gründlichkeit in der Behandlung dereinzelnen Thatsachen nicht unbedingt Farbenlosigkeit in der Darstellung erheischt.
Da öffentliche Vorträge ein leichtes und entscheidendesMittel darbieten, um die gute oder schlechte Verkettung einzelner Theile einer Lehre zu prüfen, so habe ich viele Monate langerst zu Paris in französischer Sprache und später zu Berlin in unserervaterländischen Sprache fast gleichzeitig in der großen Halle der Singakademieund in einem der Hörsäle der Universität Vorlesungen über die physischeWeltbeschreibung, wie ich die Wissenschaft aufgefaßt,gehalten. Bei freier Rede habe ich in Frankreich und Deutschland nichts übermeine Vorträge schriftlich aufgezeichnet. Auch die Hefte, welche durch den Fleißaufmerksamer Zuhörer entstanden sind, blieben mir unbekannt, und wurden daherbei dem jetzt erscheinenden Buche auf keine Weise benutzt. Die ersten vierzigSeiten des ersten Bandes abgerechnet, ist alles von mir in den Jahren 1843 und1844 zum ersten Male niedergeschrieben. Wo der jetzige Zustand des Beobachtetenund der Meinungen (die zunehmende Fülle des ersteren ruft unwiederbringlichVeränderungen in den letzteren hervor) geschildert werden soll, gewinnt, glaubeich, diese Schilderung an Einheit, an Frische und innerem Leben, wenn sie aneine bestimmte Epoche geknüpft ist. Die Vorlesungen und der Kosmos haben alsonichts mit einander gemein als etwa die Reihefolge der Gegenstände, die siebehandelt. Nur den "einleitenden Betrachtungen" habe ich die Formeiner Rede gelassen, in die sie theilweiseeingeflochten waren.
© Eichborn Verlag
Interview mit Franz Greno, Mitbegründer der Anderen Bibliothek
Herr Greno,erst einmal herzlichen Glückwunsch zu 20 Jahren Anderer Bibliothek! Was verbindet eigentlich Diderot, W.G. Sebald,Irene Dische und Alexander von Humboldt? Nach welchenKriterien wählen Sie und H.M. Enzensberger Ihre Autoren aus?
Alle genannten sind mit ihrem schriftstellerischen Wirken innovativ. EnzensbergersVorbild Diderot, das faszinierende Feld der Aufklärung und die Absicht,Menschen mit Büchern nicht zu langweilen, kennzeichnen die Arbeit desHerausgebers der Anderen Bibliothek. Mit jetzt bald 75 ist Enzensbergergeistig frischer denn je.
Unsere gemeinsame Arbeit an der Anderen Bibliothek - die Arbeitmit den Inhalten, den Autoren und der spielerische Charakter der ganzen Operation-, ein unverändertes Festhalten an den immer noch gültigen Kriterien dafür, wieein anspruchsvolles Buch dem Leser gegenübertritt, und ab und zu ein größererErfolg: Dies sind nur einige der Punkte, die zu unserem Programm führen - und vorallem auch immer wieder: Überraschungen und geistiger Vorrat.
2004 nun ist Humboldt-Jahr. Siestellen den Universalgelehrten aus Berlin mit gleich drei wunderschönenAusgaben vor: Kosmos", Ansichten der Kordilleren" und Ansichten der Natur".Taugt der praktische Gelehrte" Humboldt, für den eineWeltanschauung zu haben voraussetzt, die Welt anzuschauen, als Vorbild fürunsere Zeit?
Das Leben und das Werk Alexander von Humboldts sind an Reichtum kaum zuüberbieten. Weltweit wird sein Name heute noch mit Anerkennung und Zuneigungausgesprochen. Der merkwürdige Umstand, dass uns eine große Zahl wichtigerPersönlichkeiten vor allem aus Wissenschaft und Kultur seinen bedeutenden Rangbestätigt haben, dann eine Verdrängungsgeschichte in Deutschland in den letztenHundert Jahren und nicht zuletzt die gegenwärtige gesellschaftliche Skepsishaben bei uns nach mehrfacher Lektüre den Entschluss reifen lassen, dass wiretwas für die wichtigsten Werke Alexander von Humboldts tun wollen. 20 Jahre AndereBibliothek, der 75. Geburtstag von Hans Magnus Enzensberger am 11.11. - dieChance, eine deutsche Erstausgabe von Humboldts bedeutendster Reise nachLateinamerika zu bringen, das unglaublich frische Lebenswerk Kosmos", und dazu das Lieblingsbuch von Humboldt: Ansichten der Natur". Weitergibt es ein Humboldt-Magazin und ein Humboldt-Portal (www.humboldt-portal.de), beides verbundenmit viel Arbeit und Begeisterung für unser Humboldt-Projekt. Unsere gemeinsameBitte, Humboldt auf die Tagesordnung 2004 zu setzen, wurde erhört. Humboldt istnun wieder in aller Munde und wird durch seine Inhalte ganz jungen MenschenVorbild sein. Für Ältere ist es eine ebenso faszinierende Welt, die nun jedermannund jede Frau entdecken kann.
Was hat Sie ganz persönlichfasziniert an Humboldt und seinem Schaffen?
Der übergroße Mut, die unglaubliche Kraft, der Respekt vorsämtlichen frühen und anderen Kulturen - sein heute noch hell blitzender Geistverbunden mit einer Sprache, die wir leider vor allem im Bezug auf schwerverständliche populärwissenschaftliche Inhalte verloren haben. Und dann diegroße Kunst, die richtigen Fragen zu stellen und seine Leser zu faszinieren.
Wie erklären Sie sich den medialenErfolg, den Sie mit den Humboldt-Ausgaben feiern konnten? Ansichten der Natur ist ja zum Beispiel "nur" dieNeuausgabe des Bandes 17 Ihrer Reihe.
Enzensberger und die Andere Bibliothek haben scheinbar Glückgehabt. Als Humboldt im Schein des Kometen Messier inBerlin geboren wurde -seine hugenottische Mutter hatte den schönenprogrammatischen Namen Colombe - waren die Prognosenfür die Vita das kleinen Alexander nicht so rosig. Er hat, wie nun auch wir,die Zweifler und Unentschlossenen, dieses man sollte...", vielleicht,aber...", man müsste..." durch den großartigen Erfolg des Humboldt-Projekteswiderlegt. Und vielleicht leuchtet der Komet, der Leitstern und das Symbol der AnderenBibliothek noch einige Jährchen.
Ist ein neuer Coup in Planung? Oderanders gefragt: Wen würden Sie gern noch aus der Vergangenheit in unsere Zeitholen?
Die Liebe zu Büchern und ihren Verfassern wird es nochlange geben - und Humboldts Lebensmotto con amore"in Verbindung mit unserer Grundaussage Wir drucken nur Bücher, die wir selbergerne lesen möchten" mögen hier ausreichen - die Schatzkammern der Bücherweltsind immer noch reich gefüllt, und Menschen, die lesen und empfinden können,werden dort noch lange gern gesehene Gäste sein.
Die Fragen stellte Mathias Voigt,literaturtest.de.
- Autoren: Alexander von Humboldt , Heinrich Berghaus
- 2004, 941 Seiten, Maße: 22,3 x 31 cm, Leinen, Deutsch
- Herausgegeben: Ottmar Ette, Oliver Lubrich
- Verlag: AB - Die Andere Bibliothek
- ISBN-10: 382184549X
- ISBN-13: 9783821845494
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